Drehbankdekor

Milchkännchen, Basaltware, black Basalt, Staffordshire, Drehbankdekor (engine-turned decoration).

Andreas Heege, 2020

Die Verwendung einer Maschine (engine-turning lathe), einer Dreh- oder Drechselbank zur Herstellung repetitiver Muster, bei denen Ton aus der glatten Oberfläche geschnitten wird (Negativtechnik), ist eine englische Erfindung. Hinweise auf eine solche Maschine gibt es  angeblich aus Chelsea aus den Jahren 1758-1759 (Blondel 2001, 204; ablehnende Diskussion Rickard/Carpentier 2004). Josiah Wedgwood verwendete eine für die Keramikdekoration perfektionierte Drehbank (rose and crown lathe), die er zusammen mit dem Maschinenbauer John Taylor aus Birmingham seit 1763  auf der Basis eines französischen Buches von 1701 weiterentwickelte. Vermutlich ab 1767 integrierte er sie in seine Produktion in Burslem, Brick  House works, um Oberflächen von Steingut zu verzieren (Rickard/Carpentier 2004). Die lederharte, in die Drehbank eingespannte Keramik rotiert langsam um ihre eigene Achse, die mit mit zwei Nockenscheiben (Rose oder Krone) vorwärts und rückwärts oder links und rechts bewegt werden kann. Spezifisch gestaltete, an die Keramikoberfläche gehaltene Drechseleisen oder Schneidmesser schneiden dann die flachen Muster in die Oberfläche. Mit Hilfe derselben Drehbank kann man aber auch Oberflächen sehr präzise bemalen oder abdrehen. Die mit der Drehbank verzierte Keramik ist extrem vielgestaltig und charakterisiert vor allem die englische Produktion der zweiten Hälfte des 18. und des 19. Jahrhunderts (Rickard 2006).

Es ist darauf hinzuweisen, dass sich mit einer solchen Maschine auch Positive/Patrizen (blocks) verzieren lassen, von denen dann Arbeitsmodel/Matrizen aus Gips abgenommen werden können. Diese Arbeitsmodel ergeben, mit Tonschlicker ausgegossen, ein sehr ähnliches Dekorbild, wobei oft kaum zwischen maschinengedrehtem und gegossenem Dekor unterschieden werden kann.

Film zur Nutzung von Josiah Wedgwoods rose and crown lathe durch Don Carpentier

Englisch: engine-turned decoration

Französisch: Décor guilloché (au tour)

Bibliographie:

Blondel 2001
Nicole Blondel, Céramique: vocabulaire technique, Paris 2001, 204.

Carpentier/Rickard 2001
Donald Carpentier/Jonathan Rickard, Slip Decoration in the Age of Industrialization, in: Ceramics in America, 2001, 115-134.

Rickard/Carpentier 2004
Jonathan Rickard/Donald Carpentier, The Little Engine That Could: Adaption of the Engine-Turning Lathe in the Pottery Industry, in: Ceramics in America, 2004, 78-99.

Rickard 2006
Jonathan Rickard, Mocha and Related Dipped Wares, 1770-1939, Hanover 2006.