Einführung

Die Schweiz hat eine reiche keramische Tradition, die Abbild der Vielgestaltigkeit und kulturellen Vielfalt des Landes ist. Dessen ist man sich wenig bewusst. Keramisch nimmt man sie als ein Randgebiet im europäischen Umfeld wahr. Man weiss vielleicht, dass es hier im 18. Jahrhundert zwei Manufakturen gab, die in Zürich und in Nyon Porzellan herstellten. Vielleicht weiss man auch, dass damals verschiedene Fabriken bemaltes Fayencegeschirr produzierten, das Bernbiet vor allem für seine Irdenwaren und die Stadt Winterthur im 17. Jahrhundert für ihre Fayencen berühmt waren. Was aber weiss man sonst? Und wie sah das Geschirr aus, das von dort kam?

Vom Reichtum dessen, was in der Schweiz an Erzeugnissen aus gebranntem Ton gefertigt oder ins Land eingeführt wurde, lässt sich in den Sammlungen der Schweizer Museen eine gute Vorstellung gewinnen. Dieses Erbe von nationaler und internationaler Bedeutung ist aber nicht nur dem allgemeinen Publikum, sondern selbst den Fachleuten weitgehend unbekannt. Das meiste davon ist heute nicht ausgestellt oder wurde noch nie publiziert. Die CERAMICA-Stiftung widmet sich seit 1954 der Förderung der kunsthistorischen Forschung auf dem Gebiet der Keramik. Sie hat 2009 das Publikationsprojekt «CERAMICA CH» mit dem Ziel initiiert, diese Schätze ans Licht zu heben und ein nationales Inventar der öffentlich zugänglichen Sammlungen neuzeitlicher Gefässkeramik (1500–1950) zu erarbeiten. Dabei sollen alle Institutionen berücksichtigt werden, die über entsprechende Sammlungen verfügen.

Die Stiftung schätzt sich glücklich, von 2009 bis 2018 in dem Historiker Roland Blaettler, vormals Leiter des Musée Ariana, des Schweizerischen Keramikmuseums in Genf, einen überaus kompetenten Fachmann zur Hand gehabt zu haben. Ihm ist es zu danken, dass die Kantone Neuenburg, Solothurn und Waadt inventarisiert und 2013, 2014 bzw. 2017 mit inhaltlicher Unterstützung durch Rudolph Schnyder (†) und Peter Ducret publiziert werden konnten.

Seit April 2018 setzt Andreas Heege, Neuzeitarchäologe und Keramikspezialist, das Projekt in Form einer frei zugänglichen Internet-Bilddatenbank fort. Diese ist auf die ganze Schweiz hin konzipiert und entsprechend von nationalem und internationalem Interesse. In Museen, Regionen und Kantonen, welche von der Inventarisationsarbeit der CERAMICA-Stiftung profitieren, mögen die Ergebnisse langfristig zur Einsicht führen, dass es beim Projekt CERAMICA CH auch um die Rettung eines bedrohten, ausserordentlichen Kulturerbes und der damit verknüpften kulturhistorischen Informationen geht.

Für die Unterstützung der Inventarisation mit Informationen und/oder Bildmaterial danken wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller beteiligten Museen sehr herzlich. Für die finanzielle Unterstützung der bisher im Druck erschienen Projektteile danken wir den verschiedenen dort genannten Sponsoren. Die digitale Version basiert auf der Datenbank imdas pro und der Web-Anwendung Culture.catalog die von der Forschungsgruppe Connected Computing des Instituts DIGITAL der JOANNEUM RESEARCH (Forschungsgesellschaft mbH) in Graz entwickelt und freundlicherweise für CERAMICA CH angepasst wurde. Allen am Projekt Beteiligten gilt der herzliche Dank der Stiftung.

Dr. Thomas Staehelin

Präsident der CERAMICA-Stiftung