Andreas Heege, Jonathan Frey, Alfred Spycher, 2024
Zu den Hafnern der Stadt Biel liegen bislang keine umfangreicheren Forschungen vor (vgl.. Bourquin/Bourquin 1999, Stichwort Hafner). Die Hafner gehörten in der frühen Neuzeit zur “Zunft zum Wald”. Für sie ist aus dem Jahr 1743 immerhin eine Zunftordnung überliefert (Schwab 1921, 18-20; auch Boschetti-Maradi 2006, 186-187).
Im Zusammenhang mit dem bernischen Ofenbauer Wilhelm Emanuel Dittlinger (1718-1799) konnte jetzt ein Stammbaum der durch zwei Heiraten eng verbundenen Bieler Hafnerfamilie Laubscher zusammengestellt werden, der an dieser Stelle zugänglich gemacht werden soll. Die Laubscher wurden 1483 in Biel eingebürgert. In der Familie Laubscher gibt es zwei Hafnergenerationen.
Stammbaum der Hafner Laubscher, Biel (PDF)
Laubscher Biel_Stammbaum (Excel-Tabelle)
Jakob Samuel Laubscher (1676-1733)
Er machte in den 1690er-Jahren seine Lehre bei Meister Hans Heinrich Hess in Bern (Boschetti-Maradi 2006, 180). 1702 finden wir ihn in Büren a. d. Aare bzw. in Biel. Am 9. April 1704 brennt durch sein Verschulden die Ziegelhütte in Biel ab. Dafür wurde er für zwei Jahre aus der Stadt verbannt. Er begab sich nach Vevey (damals BE, heute VD), wo er Judith Calandre/Calander heiratete und am 12. Oktober 1707 die Tochter Anna Maria taufte, die später den Hafner Wilhelm Emanuel Dittlinger aus Bern heiraten sollte. 1710 kam dort eine weitere Tochter Anna-Jeanne-Madelaine zur Welt. 1711/1712 vermutlich auch der erste Sohn und spätere Hafner Samuel Laubscher (1711/1712 – ?), bevor das Paar spätestens 1712 wieder nach Biel zog, wo die übrigen Kinder zur Welt kamen. Aus unbekannten Gründen sollte Jakob Emanuel Laubschers Ehefrau 1712 der Stadt Biel verwiesen werden. In den folgenden Jahren gibt es Hinweise auf zahlreiche Nachbarschaftsstreitigkeiten. 1726 wird anlässlich einer Kreditaufnahme bei der “Zunft zum Wald” das Haus des Hafners an der Klostergasse in Biel erwähnt (Archivalien zu Jakob Sanuel Laubscher).
Samuel Laubscher (1711/1712 – ?)
Samuel Laubscher wurde vermutlich in Vevey geboren, lebte aber später mit seinen Eltern in Biel. Anlässlich eines Streits mit dem Hafnergesellen Michel Blanck finden wir ihn 1730 als Gesellen bei der Witwe Fruting in Bern in Diensten (vermutlich Elisabeth Reinli, -1743, Witwe von Jakob Fruting, 1672-1728, siehe Stammbaum der Hafner Fruting von Bern). Im Todesjahr des Vaters findet sich Samuel in Biel, wo er zusammen mit seiner Mutter für einen Zunftkredit von 20 Kronen das elterliche Haus als Pfand einsetzt. Vermutlich 1740 heiratete er Maria Elisabeth Dittlinger, die Schwester des Berner Hafners Wilhelm Emanuel Dittlinger (1718-1799, zur Person Boschetti-Maradi 2006, 180). 1740 wurde ihm von den Berner Hafnermeistern Fruting und Herrmann als Vertretern der bernischen Hafner auch vorgeworfen, er habe unberechtigterweise seinem Schwager Dittlinger bei der Anfertigung eines Meisterstücks (“Gupfenofen” = Kachelofen mit Ofenturm) geholfen. Die Vorwürfe liessen sich jedoch nicht erhärten und das Verfahren gegen Dittlinger wurde fallengelassen. Anfang 1741 nahm er einen weiteren Kredit von 20 Kronen auf das Haus in der Klostergasse auf, das ihm im Erbgang nach 1733 zugefallen war. Wegen Streits lebte seine Ehefrau Maria Elisabeth Dittlinger 1742 eine Zeit in Bern, wo sie auch den ersten Sohn Wilhelm Samuel bekam. Letzterer ertrank 1751 in der Schüss. Bei der Geburt der Tochter Maria Margreth 1744 in Biel, war der Berner Hafner Johann Rudolf Fruting Pate. Die Tochter starb mit 10 Jahren 1754 “im Kloster”. Für die Jahre 1741-1744 blieb Samuel den Hypothekenzins schuldig und Anfang 1746 wurde über ihn der Konkurs (Geldstag) eröffnet. Der Bieler Schumacher David Schöni kaufte für seinen Sohn den Hafner Ludwig Schöni aus der Konkursmasse den vor dem Nidau-Tor an der Landstrasse gelegenen Brennofen für 30 Kronen und verkaufte die Brennhütte mit allem Zubehör schliesslich 1773 an seinen Sohn. 1758 wurde ein weiterer Sohn Emanuel Daniel in Bern geboren. Er lebte allerdings nur zwei Jahre. Das Todesdatum und der Sterbeort von Samuel sind derzeit nicht bekannt. (Archivalien zu Samuel Laubscher)
Vgl. für das 19. und frühe 20. Jahrhundert in Biel auch:
Biel-Mett BE, Kohler, Kachelofen- und Tonwarenfabrik A.G.
Bibliographie:
Boschetti-Maradi 2006
Adriano Boschetti-Maradi, Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 8), Bern 2006.
Bourquin/Bourquin 1999
Werner Bourquin/Marcus Bourquin, Biel, Stadtgeschichtliches Lexikon, von der Römerzeit bis Ende der 1930er Jahre, Büro Cortesi (Hrsg.), Biel 1999.
Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.