Bleiglasur

Zu den einfachen Dekoren mit zugleich abdichtender und die Reinigung erleichternder Funktion, zählen die häufig belegten Bleiglasuren. Sie kommen nur bei oxidierend gebrannter Keramik vor, da eine reduzierende Ofenatmosphäre das Blei in einen schwarzfärbenden Zustand zurückverwandelt. Bleiglasuren bestehen meist aus einem der verschiedenen Bleioxyde (PbO, Pb3O4, PbO2; Bleigelb, Bleiglätte, Goldglätte, Silberglätte, Mennige), Ton und Quarzsand. In diesem Glasurversatz wirkt das Blei als temperatursenkendes Flussmittel. In der Regel ergibt sich eine leicht aufschmelzende, weiche, glänzende und durchsichtige, meist leicht gelbstichige Glasur (von Eisenverunreinigungen), die mit weiteren Metallen, wie z. B. Kupferoxid, Kobalt oder Eisenmanganverbindungen eingefärbt werden kann. Bleiglasuren intensivieren auch die Farbwirkung des darunterliegenden Keramikscherben, der Grund- oder Malengoben.

Der Glasurversatz wird oft sehr fein gemahlen (Glasurmühle, Kugelmühle) und kann dann aufgepudert (trockenes Glasieren) oder als aufgeschlämmte Glasur aufgetragen werden (nasses Glasieren durch Angiessen, Eintauchen oder Aufspritzen).

Je nach Zeitstellung wurde Bleiglasur ohne Grundengobe nur auf der Innen- oder Aussenseite oder beidseitig aufgetragen. Die Glasuren bzw. die Glasurfarben können als farblos gelblich und ausgeprägt gelb, grün, blau, dunkelbraun/manganfarben beschrieben werden. Die optische Wirkung hängt sowohl von den zugefügten, färbenden Metallionen, entscheidend jedoch auch von der darunter liegenden Scherben- oder Grundengobefarbe ab. Bleiglasuren treten in der Schweiz erstmals im späten 13. Jahrhundert als Dekor bei keramischen Sonderformen auf. Erst allmählich verlagerte sich die abdichtende Glasur im Verlauf des 14. Jahrhunderts auf die Innenseite der Gefässe.

Die Herstellung und Verarbeitung der Bleiglasur ist die Ursache für die gefürchtete «Töpferkrankheit» bzw. Bleivergiftung (Mämpel 1994).

Bibliographie

Mämpel 1994
Uwe Mämpel, Die Bleiglasur in der Keramik (Deutsche Keramische Gesellschaft, Fachausschussbericht Nr. 31), Köln 1994.

 

Frz.: glaçure plombifère, glaçure au plomb

Engl.: lead glaze