Clarens VD, Poterie du Pays de Vaud (Pierre Cuendet und André Nicole)

Roland Blaettler,  2019

Am 1. Januar 1948 vermeldete das Schweizerische Handelsamtsblatt (SHAB) den Zusammenschluss zwischen André Nicole, der seit einigen Monaten als Keramiker an der Rue du Torrent 2 in Clarens eingetragen war (Band 65, 1947, 3438), und Pierre Cuendet (1916–1986), einem anderen Keramikkünstler. Sie bildeten damals mit der Firma «Cuendet & Nicole» eine Kollektivgesellschaft, die an der obigen Adresse angemeldet war. Der Tätigkeitsbereich wurde mit folgenden Worten beschrieben: «Atelier de céramique et décorations» (SHAB, Band 66, 1948, 674).

In Wahrheit arbeitete das Tandem wohl bereits seit einiger Zeit zusammen: Die erste Erwähnung der Marke «Poterie du Pays de Vaud» in der Waadtländer Presse geht denn auch in das Jahr 1945 zurück, als eine Werbeanzeige der Dekorationsboutique «Atelier 33» am Place Bel-Air in Yverdon erschien. Die Anzeige macht die Liebhaber von Kunstobjekten darauf aufmerksam, dass «wir uns die alleinige Vertretung der Werke der Poterie du Pays de Vaud (Clarens-Montreux) für Yverdon und Umgebung gesichert haben. Über die Festtage stellen wir die zauberhaften Keramikfiguren mit Schweizer Trachten aus, die von der Schweizerischen Verkehrszentrale die höchste Auszeichnung erhalten haben: ‹Die schönsten Reisesouvenirs›.» (Journal d’ Yverdon vom 22. Dezember 1945, 11). Im folgenden Jahr eröffnete das Keramikerduo ein Postcheckkonto mit der Bezeichnung «Poterie du Pays de Vaud, Cuendet & Nicole» (SHAB, Band 64, 1946, 286). Im gleichen Jahr erläuterte das Amtsblatt von Vevey vom 28. August (S. 4), dass die Schützen des «Jubilé»-Wettkampfs von Corsier einen Steingutteller erhielten, «kunstvoll verziert mit dem antiken Emblem der Gesellschaft, ausgeführt von der Poterie du Pays de Vaud in Clarens».

Die beiden von uns erfassten Gedenkteller stammen ebenfalls aus dem Jahr 1946. Einer befindet sich im Museum von Montreux (MM 1075A) und der andere im Historischen Museum von Lausanne (MHL AA.VL 2012 C 7493). Diese beiden Objekte sind Fayencen, veredelt mit Aufglasurmalerei oder sogar vergoldeten Partien. Die Ausführung dieser frühen Werke ist relativ ungelenk, die Formen sind schwer, das Email weist Brennmängel auf und der Malerei fehlt es an Finesse und Präzision.

Zwischen 1947 und 1953 druckte das Annuaire Vaudois, in dem die lokalen Unternehmen erfasst sind, eine Werbeanzeige der Töpferei ab, in der kleine Keramikfiguren, Vasen und «Teller für Gesellschaften und Abteien» angepriesen wurden. Im Amtsblatt von Vevey, zwischen 1951 und 1954, erwähnte eine andere Anzeige (zum Beispiel in der Ausgabe vom 6. November 1954, S. 5) folgende Angebote: «Porzellanbrand. Grosse Auswahl an zu dekorierenden Fayencen. Nach Zeichnungsvorlage gedrehte Stücke. Brand, Emaillierung von Liebhaberwerken». Eine zweite Adresse erscheint ab 1947, möglicherweise jene des Ladens: Rue Centrale 14.

Die Marke «Poterie du Pays de Vaud» scheint nach 1954 zu verschwinden, wie auch der Zusammenschluss zwischen Cuendet und Nicole.

Pierre Cuendet machte in seinem Atelier in Clarens alleine weiter. 1958 registrierte er ein neues Postcheckkonto mit der Bezeichnung «Pierre Cuendet, Poterie de Clarens» (SHAB, Band 76, 1958, 1362). Eine Anzeige, die im Amtsblatt von Vevey vom 10. September 1971 (S. 11) erschien, pries die Produkte der Poterie de Clarens in der Rue des Artisans 14 an: Keramik für Verkleidungen, Cheminéedekor, Skulpturen. 1973 schloss sich Cuendet mit seiner Tochter Sophie van der Mije zusammen, die ebenfalls Töpferin war (L’Est Vaudois vom 17. Dezember 1973, 2).

Aus dem Nachruf auf Pierre Cuendet im Est Vaudois erfahren wir, dass der Töpfer eine Ausbildung an der Kunstschule in Lausanne, mit der Ausrichtung Skulptur und Malerei absolvierte, bevor er sich der Keramik zuwandte. Diese Disziplin übte er bis an sein Lebensende aus (Ausgabe vom 31. Januar 1986, S. 3).

Quellen

Schweizerisches Handelsamtsblatt (konsultiert auf der Website e-periodica.ch)

Waadtländer Presse (konsultiert auf der Website Scriptorium der Kantons- und Universitätsbibliothek Lausanne)