Bittschrift von 70 Hafnermeistern von Heimberg (StAB B IV 957 )
Bittschrift
an
den hohen Regierungs-Rath des Kantons Bern
für
die hienach unterzeichneten Hafnermeister von Heimberg, Kirchgemeinde Steffisburg
Herr Präsident!
Herren Regierungsräthe
Durch die öffentlichen Zeitungen ist den unterzeichneten Petenten die Nachricht zugekommen, dass Frankreich gegenüber der Schweiz sich geneigt zeige, Zollermässigungen eintreten zu lassen und dass aus diesem Grund Unterhandlungen über Abschluss eines Handelsvertrages obschwebten.
Diesen Umstand wollten die Petenten benuzen um Sie Herr Präsident ferner Regierungsräthe auf ihre Töpferei Industrie aufmerksam zu machen und Sie gleichzeitig zu bitten, wenn immer möglich, Conzessionen zu Gunsten dieses Gewerbes zu errichten.
Dieser Fabrikationszweig beschäftigt in den Gemeinden Thun, Heimberg und Kiesen den grössten Theil der Bevölkerung, jedenfalls gegen 2000 Seelen. Der Absatz der Fabrikation findet hauptsächlich nur innerhalb der Schweiz statt. Frankreich namentlich verhindert die Einfuhr durch übermässig hohe Eintrittszölle, so dass das Heimbergische Fabrikat nach Bezahlung derselben in Frankreich höher zu stehen käme, als in der Schweiz das französische Fayence-Geschirr- Dagegen hat Frankreich hart an der Schweizergrenze mehrere Geschirrfabriken und überführt mit seinen Fabrikate bei den niedrigen Eintrittszöllen der Schweiz die Schweizerischen Märkte, so dass der Fabrikationszweig der Petenten die Concurenz nicht bestehen kann.
Bei den unnachbarlichen Gesinnungen, die gegenwärtig von Seite Frankreich gegenüber der Schweiz zu Tage treten, ist es wohl bei dem gegebenen Anlasse am ersten möglich, zu Gunsten der Schweizerischen Töpferware eine Zollermässigung zu beanspruchen um Anstellen wenigstens mit den Schweizerischen Eintrittszolle in Einklang zu bringen und dadurch den unterzeichneten Fabrikanten die Möglichkeit zu erwirken auch in Frankreich Absatz für ihre Fabrikate zu suchen.
Aus diesen Gründen nehmen die unterzeichneten Petenten die Freiheit Sie, Herrn Präsident, Herren Regierungsräthe, ehrerbietig zu bitten:
Sie möchten sich gütigst bei den hohen Landesbehörden zu Gunsten der Heimberg Töpferei um eine Ermässigung der Eintrittszölle in Frankreich verwenden und dieselbe befürworten.
Mit vorzüglicher Hochachtung!
Heimberg, den 10. Mai 1860
Der hienach Unterzeichnete bezeugt anmit dass vorstehende Unterschriften semtlich in seiner gegenwart beigesetzt worden.
Heimberg, den 19. Mai 1860
U. Reist
Gmd. Präsident
Geht unter Beglaubigung der vogtehanden Amtenschrift des hrn. Gemeinderatspräsidenten Ulr. Reist mit hieseitiger Empfehlung an den Hohen Regierungsrath des Kantons Bern.
Thun, denn 22. May 1860
der Reg. Statthalter
Monnard