Fayence ist herstellungstechnisch eine Irdenware mit hell, gelb, rosa oder rötlich gebranntem Scherben. Die Aussen- und Innenseite der Gefässe wird nach einem ersten Schrühbrand mit einer deckenden weissen Blei-Zinn-Glasur versehen. Dabei dient Zinn als Trübungsmittel der Glasur. In die Glasur kann mit sogenannten «Scharffeuerfarben» gemalt werden (Inglasurmalerei). In einem zweiten Glattbrand (1000–1190 °C) werden die Farben in die Glasur eingeschmolzen. Fayencen können nach dem Glattbrand zusätzlich mit weiteren Aufglasurfarben bemalt und dann mit einer zusätzlichen, transparenten, glänzenden Bleiglasur («Coperta») überzogen werden. Der letzte Brand erfolgt dann im Muffelofen bei 650–850 °C. Die Farbpalette umfasst Kobaltblau, Manganviolett, Kupfergrün, Antimongelb, Eisenbraun und Eisenrot. Einfaches, in grosser Menge hergestelltes und relativ flüchtig bemaltes Fayencegeschirr galt als «…Prestigegeschirr der Mittelschichten, der besser gestellten Handwerker, Bauern, Kaufleute, Beamten und niederen Geistlichkeit…», die echtes Porzellan meist nur in Einzelstücken besassen. Der Dekor kann auch durch zusätzliche Vergoldung komplettiert werden, die dann bei etwa 550 bis 800 ºC eingebrannt wird.
Bibliographie:
Bartels 1999
Michiel Bartels, Steden in Scherven, Zwolle 1999, 201-236
Blondel 2001
Nicole Blondel, Céramique: vocabulaire technique, Paris 2001, 72-74.
Heege 2016
Andreas Heege, Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel von Bendern, Gemeinde Gamprin, Fürstentum Liechtenstein. Bd. 2: Geschirrkeramik 12. bis 20. Jahrhundert, Vaduz 2016, 271-288.
Frz.: Faïence
Engl.: Faience (delft ware, tin-glazed earthenware)