Grünling

Grünling, Teller mit dem Muster “Alt-Langnau”, nach dem Auftrag der Grundengobe, Bleistiftvorzeichnung, erste geritzte und ausgemalte Partien.

Nach dem Drehen müssen die meisten Keramiken einen ersten leichten Trocknungsprozess durchmachen, bevor sie weiter bearbeitet (abgedreht, garniert, dekoriert, engobiert, glasiert) werden können. Oft wird anschliessend bis zu einem lederharten Zustand getrocknet, bevor dann z.B. glasiert werden kann. Diese ungebrannten Gefässe oder Ofenkacheln werden als “Grünlinge” bezeichnet. Im zerbrochenen oder fehlerhaften Zustand (Trockenbruch) sind sie kaum überliefert, da die Tonmasse meist wiederverwendet wird. Grünlinge begegnen sehr selten bei archäologischen Ausgrabungen (z. B. in Zug, Oberaltstadt 3/4; Winterthur,  Marktgasse 60) und sind ein unmittelbarer Hinweis auf die Existenz einer Töpferei.

In Ziegeleien werden entsprechend ungebrannte Lehmsteine oder Dachziegel ebenfalls als “Grünling” bezeichnet.

Engl.: Greenware

Frz.:  Cuir décoré, pâte à consistance cuir, consistance cuir, pâte verte, pâte séchée

Bibliographie:

Blondel 2001
Nicole Blondel, Céramique, vocabulaire technique, Paris 2014, 159.

Roth Heege/Thierrin-Michael 2016
Eva Roth Heege/Gisela Thierrin-Michael, Oberaltstadt 3/4, eine Töpferei des 16. Jahrhunderts und die Geschichte der Häuser, in: Eva Roth Heege, Archäologie der Stadt Zug, Band 2 (Kunstgeschichte und Archäologie im Kanton Zug 8.2), Zug 2016, 10-154.

Tiziani/Wild 1998
Andrea Tiziani/Werner Wild, Die frühneuzeitliche Hafnerei der Familie Pfau an der Marktgasse 60 in Winterthur, in: Archäologie im Kanton Zürich 1995-1996. Berichte der Kantonsarchäologie Zürich 14, 1998, 225-264.