Langnau BE, Adolf Gerber (1879–1951)


Adolf Gerber an der Töpferscheibe 1946.

Keramik von Adolf Gerber in CERAMICA CH

Roland Blaettler, Andreas Heege 2020

Adolf Gerber (1879–1951) gilt als der Erneuerer der Langnauer Tradition farbenfroher dekorierter Irdenware, mit zeitgemäss angepassten Formen und Dekoren. Adolf Gerbers Vater Adolf (1859–1919) gründete 1902 die Töpferei in der Tschamerie, zwischen Hasle-Rüegsau und Burgdorf-Oberburg. Adolf Gerber, jun. machte seine Lehre nach einer schriftlichen Aufzeichnung von Franz Kohler aus Schüpbach zunächst bei einem Hafner Bieri in Heimberg oder Steffisburg (Vorname unbekannt), wo er jedoch so schlecht gehalten wurde, dass er abmagerte und die Lehrstelle aufgab. Eine neue Lehrstelle fand er bei Niklaus Kohler (1843-1927) in Schüpbach, wo er dessen Tochter Marie Kohler kennenlernte am 11. Mai 1904 heiratete.

Adolfs Bruder Johann Friedrich Gerber (1881–1935) arbeitete zeitweise als Töpfer in Grünen, Gemeinde Sumiswald. Ida Gerber (1897–1954), die Schwester der beiden Hafner, heiratete Franz Aebi (1894–1974), der ab 1919 die väterliche Töpferei in Hasle weiterführte.

1909 übernahm Adolf Gerber mit seinem Schwager Oswald Kohler (1886–1955) die 1869 gegründete Werkstatt des Schwiegervaters Niklaus Kohler (1843–1927) in Schüpbach.

Aus dieser Zeit der Werkstattgemeinschaft, die nur zwei Jahre dauern sollte, existierten bis heute nur zwei gemarkte Teller (Privatbesitz) mit Motiven wohl von Paul Wyss. Dieser gehörte ab 1909, zusammen mit seinem Schwiegervater, Pfarrer Müller in Langnau, zu den aktivsten Förderern einer Neubelebung der Langnauer Töpferkunst (Aeschlimann 1928, 17-18).

Im Januar 1911 verkauften die Erben des Hafners Jacob Althaus (1834–1893) Haus und Werkstatt an der Güterstrasse 3 in Langnau an Adolf Gerber.

Adolf Gerbers Betrieb war, vor allem nach der Erfindung des Stils «Alt-Langnau» in Zusammenarbeit mit dem bernischen Kunstgewerbelehrer Paul Wyss, in der Zeit zwischen 1911 und 1951 sicher einer der aktivsten und erfolgreichsten in der Region, berücksichtigt man die Zahl der in Privathaushalten und museal erhaltenen Keramiken. Zahlreiche Beispiele von Gerbers Schaffen sowie zahlreiche Archivalien aus seiner Werkstatt werden heute im Regionalmuseum Langnau aufbewahrt (Aeschlimann 1928, 18–19; Gerber 1985, 11; Heege/Kistler 2017, 187–189).

1917 Beteiligung an der “Schweizerisch-Kunstgewerblichen Weihnachtsausstellung” in Zürich (Der BUND 68, Nummer 481, 14. Oktober 1917).

1924 Teilnahme der Kunsttöpferei Adolf Gerber, Langnau an der KABA in Burgdorf (StAB BB 1.9.7).

1927 zeigte man die aktuelle Produktion auf einer grossen Ausstellung im Musée d’Art et d’Histoire in Genf. Der BUND berichtete ausführlich über die Ausstellung und die bernische Beteiligung (Der Bund, Band 78, Nummer 395, 14. September 1927).

1930 Beteiligung an der Keramikausstellung aus Anlass “25 Jahre Keramische Fachschule Bern” (Der BUND 4.7.1939, StAB BB 1.9.34, Zeitungsausschnitte).

Vermutlich von Anfang an (ab 1911) führte Adolf Gerber die Blindmarke “A. Gerber Töpferei Langnau”.  Spätestens ab 1920 wurde diese ergänzt durch das Langnauer Gemeindewappen und die Beischrift “LANGNAUER”. Zeitweise finden sich auch zusätzlich eingeritzt die Buchstaben “A.G.L.”.

Wahrscheinlich etwas jünger sind geritzte Werkstattmarken “A. Gerber Langnau”. Eine umfassende Bearbeitung der Formen und Dekore der Werkstatt von Adolf Gerber steht bis heute aus.

Adolf Gerbers Tochter Erika (1919–2004) heiratete 1945 den Hafner Jakob Stucki (1920–1982).  1946 erschien ein lesenswerter Artikel “Junges Leben in der alten Langnauertöpferei” in der Zeitschrift Heimatwerk – Blätter für Volkskunst und Handwerk.

Vermutlich entstand in dieser Zeit durch Jakob Stucki die Figurenserie zur Werkstatt Gerber, die sich heute im Regionalmuseum in Langnau befindet.

Jakob Stucki übernahm 1948 die Werkstatt seines Schwiegervaters. Nach dessen Tod im Jahr 1951 blieb die Liegenschaft an der Güterstrasse 3 in der Familie und wurde bis zu Jakob Stuckis Tod 1982 aktiv als Geschirr- und Kunsttöpferei genutzt. Einem Werkstattnachfolger war kein Erfolg beschieden.

Erika Gerber und Jakob Stucki 1946

Stammbaum Gerber-Kohler-Stucki-Aebi

Bibliographie:

Aeschlimann 1928
Emil Aeschlimann, Alt-Langnau-Töpferei. Ein Beitrag zur Volkskunde. Beilage: Die rumänische Königin im Ilfis-Schulhaus, 8. Mai 1924, Bern 1928.

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 370.

Gerber 1985
Heinz Gerber, Die Langnauer Töpfereien. Ein kleiner Überblick, Langnau 1985.

Heege/Kistler 2017
Andreas Heege/Andreas Kistler, Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 13), Bern 2017.

Schneider 1979
Alfred Schneider, Der Töpfer Jakob Stucki (Suchen und Sammeln 4), Bern 1979.

Schnyder 1985
Rudolf Schnyder, Vier Berner Keramiker. Werner Burri, Benno Geiger, Margrit Linck, Jakob Stucki, Bern 1985.