Lüster

Vase (Flügelvase), Spanien, Prov. Valenzia, Manises, um 1880-1900. Fayence, dünne Glasur mit Kupferlüster und blauem Pinseldekor.

Andreas Heege und Pierre-Yves Tribolet, 2023

Lüster in CERAMICA CH

Die Begriffe Lüsterfarbe, Lüster, Lüstermalerei, Lüstrierung (von lat. lustrarebeleuchten, erhellen) bezeichnen u.a. den metallisch schimmernden Überzug von Keramik, besonders Fayencen, Steingut oder Porzellanen.

Die Lüsterfarben auf frühen islamisch/spanischen oder italienischen Majoliken des 9. bis 16. Jahrhunderts sind Emulsionen von Metallsulfaten oder -oxiden, gemischt mit Ocker, die in saurer Lösung auf die beim ersten Brand entstandene Glasur aufgebracht und in einem zweiten reduzierenden Glattbrand (Muffelbrand) bei mäßiger Temperatur aufgeschmolzen wurden. In der kunsthandwerklichen Keramiktechnologie der Gegenwart werden zur Erzeugung flächiger und verlaufender Lüstrierungen Metallnitrat und Metallchloridlösungen vor dem zweiten Brand aufgebracht.

Schale (Dreifussschale), Iran (Persien), um 1200-1220, Fayence (Kashan style, Lüsterware), innen und aussen glasiert, Boden ohne Glasur, rotbraune Lüsterbemalung und Beschriftung mit arabischen Schriftzeichen.

Lüsterkeramik entstand im 9. und 10. Jahrhundert in Mesopotamien und Persien. Eine eigene Produktion im von den Mauren beherrschten Iberien ist erst im 13. Jahrhundert für Málaga und Granada erwiesen. Spätere bedeutende Produktionen von Goldlüsterware stammen aus Manises bei Valencia. Diese wurde über Mallorca als sogenannte Majolika u.a. nach Italien ausgeführt und dort zwischen ca. 1500 und 1570 im Töpferort Deruta nachgeahmt (goldgelbe Lüsterfarben in Kombination mit anderen Scharffeuerfarben). Lüster aus Gubbio (bis ca. 1630) hatte dagegen eine eher kupferrote Färbung.

In England und auf dem Kontinent erfuhr die Lüstrierung ab dem späten 18. Jahrhundert ein Revival, wobei die Technik neu entwickelt werden musste. In den 1900er Jahren ist ausserdem die reiche Produktion von Clément Massier (1844-1917) in Golfe-Juan und Vallauris in Südfrankreich zu erwähnen. Vilmos Zsolnay (1828-1900) in Pécs, Ungarn, verwendete zur gleichen Zeit ebenfalls häufig Lüster.

Französisch: lustre

Englisch: lustre, lustre decoration, lustreware

Bibliographie:

Wikipedia, Stichworte Lüsterfarbe, Lustreware

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