Thayngen, Lenhard, Konrad, Hafnerei

Andreas Heege, Andreas Kistler, 2023

In Bearbeitung

Konrad Lenhard-Zürcher (1837-1896), Sohn des Conrad Lenhard (Zimmermann?), wurde am 10.12.1837 in Thayngen getauft. Er erlernte an unbekanntem Ort den Beruf des Hafners. 1857 finden wir ihn als Gesellen bei Hafner Burkhard in Oppligen, 1858 arbeitet er bei Hafner Johann Gasser in Oberwichtrach und von September 1859 bis August 1861 in der Hafnerwerkstatt Grossglauser/Böppli in Oppligen (Fremdenkontrolle Bern). Irgendwann in dieser Zeit wird er die Keramikmalerin (Ausmacherin) Rosina Zürcher (getauft in Amsoldingen 24.Sept. 1837, gestorben im Juli 1898 in Thayngen) kennengelernt haben. Ihr Vater Johann Zürcher (1800-1868; Heimatort Trub) war Käser und mit Elisabeth Trachsel (1804-1870) verheiratet (Stammbaum Zürcher). Konrad und Rosina heirateten am 5. April 1861 in Bern in der Nideggkirche und waren zu diesem Zeitpunkt in Oppligen wohnhaft (Kirchenrödel Trub 26, 176). Vermutlich können wir davon ausgehen, dass auch Rosina in einer der dortigen Hafnerwerkstätten Arbeit hatte.

Offenbar kehrte das Paar relativ bald nach Thayngen zurück, denn 1865 finden wir Konrad Lenhard als Hafner im Adressbuch des Kantons Schaffhausen verzeichnet.

1880 findet er sich als Aussteller auf der Kantonalen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Schaffhausen (Katalog der Aussteller, Schaffhausen 1880, 11, Nr. 7).

Dies Beteiligung brachte ihm zunächst eine sehr positive Besprechung im «Schaffhauser Intelligenzblatt» (3. August 1880) ein:  «Mit Recht dürfen wir auf die Erzeugnisse des Hrn. Lenhard aufmerksam machen. Wir finden hier die Nachbildung der rühmlich bekannten Heimbergerwaare, der man beginnt, grössere Aufmerksamkeit zu schenken, als dies bislang der Fall war. Wenn Hr. Lenhard nach bestimmten Modellen arbeitet, so wird er ein äusserst lohnendes Arbeitsfeld finden.» Offenbar ergaben sich jedoch auch verschiedene Anfeindungen, denn es wurde bezweifelt, dass er seine Ware selber hergestellt haben könne. Dagegen wehrte er sich am 8. und 10. August 1880 im Schaffhauser Intelligenzblatt: «Da von gewisser Seite Zweifel darüber geäussert und verbreitet werden, dass die von mir ausgestellten Arbeiten wirklich eigenes Fabrikat sind, so lade ich hiemit jeden Interessenten freundlich ein, sich in meiner Werkstatt selbst davon zu überzeugen. Thayngen, im August 1880. K. Lenhard, Hafner» (alle Zitate nach Schiendorfer 2017).

1880 datierte und signierte Fruchtschale von Konrad Lenhard in der Sammlung des Museums Allerheiligen in Schaffhausen.

Aufgrund erhaltener Originale im Museum Allerheiligen in Schaffhausen kann kein Zweifel bestehen, dass Konrad Lenhard, sicher mit Unterstützung seiner Frau als Keramikmalerin, Keramik im Stil der frühen Thuner Majolika mit Veilchenblüten fertigte.

Erst 1889 hören wir unter dem Titel “Einheimisches Kunstgewerbe” erneut von der Werkstatt (Schaffhauser Intelligenzblatt vom 20. August 1889): “Dieser Tage habe ich nun dem Meister bei passender Gelegenheit einen Besuch machen können und denselben sammt seiner kunstgeübten Frau und Gehülfin in der Werkstatt bei der Arbeit gesehen. Es ist der treffliche Hafnermeister Konrad Lenhard in Thayngen, dessen Töpfergeschirr wegen seiner Güte und Haltbarkeit schon länger in bestem Rufe steht. Weniger bekannt ist aber eben die Thatsache, dass derselbe auch sehr schöne und vorzüglich gebrannte Schauwaare, wie Vasen aller Art, Platten, zierliche Krüge, ganze bemalte und verzierte Kaffeeservice und dergleichen mehr zu fertigen versteht, deren Zeichnung und Bemalung von der Hand der Frau Lenhard, einer geborenen Heimbergerin, herrührt. … Kurzum, die Erzeugnisse der kunstfertigen Hände unseres Hafnermeisters und seiner Frau sind wohl werth, dass man einmal extra in Thayngen einen Besuch macht.” Die Hafnerei stand laut  Andreas Schiendorfer in Thayngen an der Biberstrasse.

Keramik von Konrad Lenhard ist im Museum Allerheiligen (u.a. Malhörnchen von Rosina Lenhard von 1895, Inv. H17499), Schaffhausen (Inv. H6186, H17102, H17500, H17502-17507, H17690, H17691, H19681, H20287, H22984, H52002, H53203, H53204, H53206-H53209, H53211), im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Inv. LM-50236, 50237) und im Reiatmuseum in Thayngen erhalten.

Konrad und Rosina hatten einen Sohn Fritz, der ebenfalls Hafner war und die Hafnerei sicher noch 1915 betrieb (Moser 1979; Schiendorfer 1979, 8-9). Wann die Produktion genau eingestellt wurde, ist im Augenblick nicht bekannt.

Bibliographie:

Moser 1979
Kuno Moser, Jakob Spühler, der Töpfer von Wil/Buchenloo, in: Mitteilungsblatt der Keramikfreunde der Schweiz 92, 1979, 9-11.

Schiendorfer 2017
Andreas Schiendorfer, Thaynger Keramik im Berner Oberländer Stil. THAYNGER Anzeiger, 14. NOVEMBER 2017.