Ziele

Das Hauptziel der Bilddatenbank «CERAMICA CH» ist die Schaffung eines nationalen Inventars neuzeitlicher Gefässkeramik (1500–1950) in den öffentlich zugänglichen Sammlungen der Schweiz. Damit soll das keramische Erbe einem möglichst grossen Kreis von Interessenten wie universitären und musealen Keramikspezialisten, Studenten der kulturhistorischen Fachrichtungen (Geschichte, Kunstgeschichte, Archäologie und Europäische Ethnologie) sowie Liebhabern und Sammlern soweit zugänglich gemacht werden, dass es zu vertieften Studien dienen kann.

Die meisten Museen der Schweiz mit allgemeiner, kulturgeschichtlicher Ausrichtung sind heute infolge der Entwicklung der modernen Museografie nicht mehr in der Lage, Spezial­sammlungen wie ihre Bestände an Keramik in einer repräsentativen Dauerausstellung zu zeigen. Die Institutionen bewahren jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten wichtige Sammlungen zur Geschichte der Keramik diverser schweizerischer Produktionszentren (z.B. Nyon, Kilchberg-Schooren bei Zürich, Carouge bei Genf, Matzendorf, Langnau, Bäriswil, Blankenburg, Langenthal, Winterthur, Berneck, St. Antönien), die heute aber weitgehend ins Depot verbannt sind.

Es ist unser Ziel, dieses in den Kantonen unseres Landes vorhandene Erbe möglichst umfassend ans Licht zu bringen. Grundsätzlich behandeln wir Meisterwerke grosser Manufakturen mit der gleichen Sorgfalt wie bescheidenere Erzeugnisse aus schweizerischen und regionalen Töpfereien. Dabei wurde eine Auswahl nach sehr breiten Kriterien getroffen; von den vorhandenen und untersuchten Objekten wurden etwa 90 Prozent in die Datenbank aufgenommen. CERAMICA CH betrifft alle europäischen Produkte aus der Zeit von 1500 bis 1950 sowie solche aus dem Orient, die traditionell Europa historisch verbunden sind.

Vom Inventar sind zunächst archäologische Fundobjekte, Ofenkacheln und Baukeramik ausgenommen, um einen mengenmässig überschaubaren Rahmen zu behalten. Bisher wurden drei Kantone (Neuenburg, Solothurn und Waadt) vollständig erfasst. In einer nächsten Projektphase folgen 2018–2020 der Kanton Graubünden und themenzentrierte Erfassungen zu Produktionszentren des Kantons Bern (Bäriswil, Langnau).

CERAMICA CH erhebt nicht den Anspruch, ein abschliessendes Inventar im eigentlichen Sinne des Wortes, mit tiefgreifenden Studien zu jedem behandelten Objekt, zu sein. Doch wurde versucht für die Bilddatenbank, die Dokumentation zu den Objekten auf den neuesten wissenschaftlichen Stand zu bringen und hier und dort auch Arbeitshypothesen vorzubringen, die andere bestätigen werden oder die im Lauf der Fortsetzung unseres Projektes in anderen Regionen unseres Landes von selbst eine Antwort erhalten. Die Inventarisationsarbeit wird es mit einer zunehmenden Menge erfasster Objekte immer besser erlauben, typologisch zusammengehörende Materialgruppen zu bilden, Daten und Zuschreibungen zu präzisieren und möglicherweise regionale Produktionen zu identifizieren, die heute unbekannt oder vergessen sind, kurz, das Terrain vorzubereiten für zukünftige Studien.

Roland Blaettler und Andreas Heege, 2018