Meissen-Porzellanmanufaktur, Sachsen, Notgeld 1921

 

 Roland Blaettler 2019

Infolge des Mangels an Klein-und Wechselgeld in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Deutschland vielerorts Notgeld aus Ersatzmaterialien in Umlauf gebracht, von Ländern, Kreisen, Städten und Gemeinden, ja sogar von Banken und Handelsgesellschaften. Auch das Meissener Biskuitporzellan, aber vor allem das weniger schmutzanfällige Böttgersteinzeug kamen in diesem Zusammenhang zum Einsatz (HMO 8854 bis HMO 8883). Dieser besondere Produktionszweig erlebte in der Manufaktur quantitative Höhepunkte in den Jahren 1921–1924.

Der Freistaat Sachsen brachte zu Beginn des Jahres 1921 als erstes Land Meissener Notgeld in Umlauf (HMO 8872; HMO 8861). Nicht alle in Meissen angefertigten Münzen hatten eine offizielle Gültigkeit. Für Sachsen wurden zum Beispiel 5, 10 und 20 Mark-Stücke herausgegeben, die laut Verordnung des Finanzministeriums «nur Sammlerwert» hatten (Scheuch 1995). Fast alle Meissener Münzen gehen auf Entwürfe von Paul Börner (1888–1970) zurück, der 1910 in der Manufaktur als Maler seine Anfänge machte. Zwei Jahre später war er als Modelleur tätig und von 1930 bis 1937 war er Direktor der künstlerischen Abteilung (Marusch-Krohn 1993, 40–44).

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 388.

 Marusch-Krohn 1993
Caren Marusch-Krohn, Meissener Porzellan 1918–1933. Die Pfeifferzeit. Leipzig 1993.

Scheuch 1995
Karl Scheuch, Münzen aus Porzellan und Ton der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen und anderer keramischer Fabriken des In- und Auslandes. Gütersloh 1995.