Vecchio Monastero di Santa Maria Presentata
Via dal Cunvent 45
7742 Poschiavo
Hinweis: Das Klostermuseum ist keine öffentliche Einrichtung! Es hat keine festen Öffnungszeiten. Es kann nur sehr eingeschränkt auf telefonische Nachfrage im Rahmen der Möglichkeiten der klösterlichen Gemeinschaft im Rahmen einer Führung besichtigt werden (Einzelpersonen oder sehr kleine Gruppen).
Kontakt:
Nuovo Monastero Santa Maria
Via Santa Maria 23
7742 Poschiavo
081 844 0204
convento.biblioteca@bluewin.ch
Keramik des Klostermuseums in CERAMICA CH
Andreas Heege, 2019
“Un piccolo museo nel vecchio monastero di Poschiavo – Ein Kleines Museum im alten Kloster von Poschiavo” so ist eine kleine Museumsschrift betitelt, die in die Geschichte des Klosters und seiner Sammlungen einführt. Das Alte Kloster wurde 1629 von Paolo Beccaria, Pfarrer der katholischen Pfarrei von Poschiavo, im Borgo von Poschiavo gegründet. Es folgte zunächst der Regel der Ursulinen. 1684 nahm die Klostergemeinschaft offiziell die Augustinerregel an und gab dem Kloster den bis heute gültigen Namen. 1856 wird die Klausur der Nonnen aufgehoben und im 20. Jahrhundert erweiterten diese ihr Tätigkeitsfeld im Bereich der sozialen Dienste im Tal. Ab 1918 führen sie ein kleines Spital in La Rasiga. 1925 wird das Kloster der Augustinerinnen eine Kongregation mit diözesanem Recht. 1927 wird auf dem Klosterareal eine Schule eingerichtet und 1929 das Spital San Sisto eingeweiht. Wegen schwieriger baulicher Zustände wurde zwischen 1969 und 1972 ein neues Kloster knapp ausserhalb des Ortes errichtet. Das “Vecchio Monastero” wurde vorbildlich saniert und im Jahr 2000 als Zentrum für Spiritualität, Ökumene und Kultur eingeweiht. Im Dachstock wurde ein kleines Klostermuseum eingerichtet, das vom Klosterleben vor allem des 18. bis 20. Jahrhunderts erzählt. Unter den ausgestellten Objekten aus dem Besitz der Klostergemeinschaft befinden sich auch etwas über 60 Keramikobjekte.
Die erhaltene Keramik der Museumssammlung spiegelt die geographische Einbindung und Geschichte des Klosters genauso wie die Lebensverhältnisse der Klosterschwestern. Da viele Schwestern aus dem Veltlin kamen, erstaunt die Anzahl vorhandener italienischer Fayencen ab der Zeit um 1600 und vor allem der Boccalini für den Veltliner Wein nicht. Beim Küchen- und Tischgeschirr dominiert in der Sammlung das Kochgeschirr aus Metall und Lavez neben Essgeschirr aus Holz, Blech und Zinn. Keramik hat nur einen kleinen Anteil.
Unerwartet umfangreich ist das Vorratsgeschirr aus Steinzeug “Westerwälder Art”. Wie in der Sammlung des Museo Poschiavino und der Casa Thomé, zeigt sich auch hier, dass der Massenimport der Doppelhenkeltöpfe offenbar in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt. Die Masse der Töpfe in Grössen zwischen 1 1/2 und 16 Litern dürfte jedoch aus der Zeit zwischen den Weltkriegen stammen. Im Puschlav lagerte man in den Töpfen normalerweise Schweine- oder Butterschmalz oder legte Soleier ein. Bei den grossen Schüsseln (Teigschüsseln?) aus Irdenware sind nur junge Exemplare aus den den 1920er- bis 1940er-Jahren vertreten.
Das wenige und meist einfache Tischgeschirr aus Steingut hat variable Produktionsorte im deutschen, schweizerischen italienischen und französischen Raum. Auffällig ist die grosse Varianz der Hersteller auch bei den Nachttöpfen und dem Waschgeschirr aus Steingut der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hierin spiegelt sich die Tatsache, dass Schwestern, die in das Kloster eintreten wollten, in der Regel ihre eigene Zellenausstattung und eine Art Mitgift in das Kloster einbringen mussten.
Herausragendes Einzelstück der 1920er-Jahre ist ein Exemplar von “Schwabenlands Original-Kaffee-Apparat”, einer keramischen Warmhaltevorrichtung für 10 Liter Kaffee. Die Vertriebsfirma aus Mannheim gehörte im Deutschen Reich zu den kaiserlichen Hoflieferanten und hatte auch eine Verkaufsstelle in Zürich.
Bibliographie:
Carigiet 2000
Augustin Carigiet, Die Vorgängerbauten im alten Frauenkloster von Poschiavo, in: Jahresberichte des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Denkmalpflege Graubünden 1999, 2000, 86-89.
Giuliani 1979
Sergio Giuliani, Il vecchio monastero di Poschiavo. 350 anni storia, in: Almanacco del Grigioni Italiano, 1979, 202-204.
Papacella 2001
Daniele Papacella, All’origine del convento poschiavino di Santa Maria Presentata, in: Bollettino Società Storica Val Poschiavo 5, 2001, 5-16.