Langenthal BE, Langenthal Porzellanfabrik AG

Langenthaler Porzellan in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2019

Die Porzellanfabrik Langenthal AG wurde am 4. Juli 1906 gegründet. Sie hatte zunächst ein Gründungskapital von 500.000 CHF und war im Besitz von 47 Aktionären. Der erste Brand erfolgte am 17. Januar 1908. Die Belegschaft bestand aus 87 Arbeitern, von denen 35 aus Böhmen angeworben wurden. Das Kaolin kam aus der Region Karlsbad.  Als künstlerischer Leiter wurde 1909 der Berner Maler Rudolf Münger eingestellt. Bereits 1910 erreichte die Firma die Gewinnschwelle.

Die Langenthaler Porzellanproduktion im offiziellen “Illustrierten Ausstellungsalbum” der Schweizerischen Landesausstellung in Bern, 1914.

Die Jahre des ersten Weltkriegs bildeten eine Krisenzeit, die jedoch offenbar überwunden wurde.  1920 trat der in der Keramikfachschule von Renens ausgebildete  Fernand Renfer in die Porzellanmanufaktur ein. Er sollte das Bild des Langentaler Porzellans massgeblich beeinflussen. Als technische Neuerung trat zwischen 1936 und 1937 ein elektrischer Tunnelofen (Blondel 2001, 166) an die Stelle der alten, kohlebeheizten Rundöfen. 1941-1942 und 1950-1951 wurden zwei weitere gebaut.  Ab 1964-1965 erfolgten Neubauten mit Gasbetrieb. Die erfolgreichsten Jahre der Firma lagen zwischen 1950 und 1970. 1964 hatte der Betrieb mit 950 Angestellten seine höchste Beschäftigungsquote.  In den 1980er-Jahren begann für die Manufaktur Langenthal der langsame Niedergang. 1988 erfolgte die Fusion mit der Keramik Holding Laufen AG, in deren Folge eine allmähliche Produktionsverlagerung nach Tschechien einsetzte. 1998 endete die Weissporzellanherstellung, nur Malerwerkstätten verblieben vor Ort. 2003 wurde Langenthal von der tschechischen Benedikt-Gruppe gekauft. Heute wird das gesamte Langenthalporzellan in Tschechien gefertigt. Es gibt immer noch eine Verkaufsstelle auf dem alten Fabrikgelände.

Umfangreiche Homepage zum Langenthaler Porzellan

Die Marken der Porzellanfabrik

Langenthaler Zuckerdosen

Langenthaler Porzellan im MAG

Bibliographie

Blondel 2001
Nicole Blondel, Céramique : vocabulaire technique, Paris 2001, 166.

Gallati 1962
Werner Gallati, Die Porzellanfabrik Langenthal, in: Jahrbuch des Oberaargaus 5, 1962, 178-186.

Schnyder 1979
Rudolf Schnyder, Langenthal und die Tradition des Schweizer Porzellans – Bemerkungen zur Fabrikmarke von Langenthal, in: Mitteilungsblatt der Keramikfreunde der Schweiz 92, 1979, 5-8.

Schumacher/Quintero 2012
Anne-Claire Schumacher/Ana Quintero, La manufacture de Porcelaine de Langenthal, entre design industriel et vaiselle du dimanche – Die Porzellanmanufaktur Langenthal, zwischen Industriedesign und Sonntagsgeschirr, Milan 2012.