Tonwerke Keller AG, Dachziegelwerke Frick, 1950er-Jahre, rot hervorgehoben Gebäude der Kunstkeramik (aus Ruetz, Bernhard, Vom Stein zum Haus: Die Geschichte der Keller Ziegeleien. Humlikon 2019, S. 84, verändert).
Andreas Heege, 2020
Frick ist eine Einwohnergemeinde im Kanton Aargau mit etwa 5.500 Einwohnern, etwa 20 km nördlich von Aarau.
Eckdaten zur Firma:
1904 Gründung durch Hermann Suter als mechanische Ziegelei.
Ab 1906 Aktiengesellschaft ” Dachziegelwerk Frick”, Neubau eines Werkes I im Jahr 1907. Herstellung von Biberschwanz- und Falzziegeln, daneben Backsteine.
Schon vor 1914 wirtschaftliche Schwierigkeiten, die durch den 1. Weltkrieg verschärft wurden.
1923 Übernahme der Aktienmehrheit durch die Zieglerfamilie Keller aus Pfungen (Jakob Ulrich Keller und Söhne Franz und Hans Keller). Neubau eines Werkes II ab 1924/1925, Ausbau zu einer Grossziegelei und einem der modernsten Werke Europas.
1935 Eröffnung einer neuen Opalinustongrube “in der Chäsleten” und Bau einer Luftseilbahn zum Betriebsgelände. Wirtschaftliche Krisenjahre waren 1935/1936.
Ab 1936 gab es ein bescheidenes eigenes Laboratorium, das fortlaufend ausgebaut wurde. Dieses diente, geführt von geschultem Keramik-Fachpersonal, vor allem der Qualitätsprüfung.
1938 Einrichtung einer Kunstkeramischen Abteilung, nachdem die Firma ein deutsches Patent zur Herstellung von Terra sigillata (einer eigentlich römischen Keramik mit einem feinen roten Glanztonüberzug) erworben hatte. Herstellung erster Gefässe durch den technischen Leiter Albert Picard.
1939 Während der “Landi” (Schweizerische Landesausstellung) begann man mit der Beschäftigung eines Töpfers und richtete eine kleine Werkstatt mit elektrischem Brennofen ein. Von Anfang an entstanden neben Vasen und Schalen, Kopien nach griechischen und römischen Vorbildern, u.a. Amphoren, dazu individuell beschriftete Vereinskeramik.
Kanne mit Springfederdekor und Terra sigillata-Überzug, aus der frühen Produktion der Kunstkeramischen Abteilung zwischen 1938 und 1950.
Wegen der Mobilmachung 1939 und während des Zweiten Weltkrieges erfolgte eine phasenweise Stilllegung des Werkes.
1941 bezog die Kunstkeramikabteilung ein eigenes Gebäude, das mit einer Tonaufbereitung, elektrischen Öfen und Töpferscheiben eingerichtet und für einen Personalbestand von 5-10 Personen vorgesehen war.
1944 Brand von Werk I und Wiederaufbau, u.a. entstand 1944/1945 ein neuer Ringofen.
1954 Die gute Nachkriegskonjunktur führte zur Anlage von Werk III.
Die Kunstkeramikabteilung zeigte ihre Produkte auch wiederholte Male auf der Mustermesse (MUBA) in Basel.
1965 Abbruch und Neubau von Werk II. Verlagerung des Produktionsschwerpunktes auf Backsteine.
1970 Stillegung von Werk I (von 1944). Änderung des Firmennamens zu “Tonwerke Keller AG”.
Ab 1975 schwierige Jahre und Kurzarbeit, ab Anfang der 1980er-Jahre jedoch Erholung der Baukonjunktur und erneute Modernisierung des Werkes.
1983 Die Kunstkeramische Abteilung wurde geschlossen.
Die Firma Tonwerke Keller AG existiert heute noch erfolgreich.
Filme zum Dachziegelwerk 1925.
Bibliographie:
Jegge 1928
Emil Jegge, Das Dachziegelwerk Frick, in: Vom Jura zum Schwarzwald, Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz 3, 1928, 5-11.
Wälchli 1981
E. Wälchli, Gebrannte Erde im Kunsthandwerk. Die Kunstkeramik-Abteilung in Frick. Die Ziegelpresse, Hauszeitung der Keller AG Pfungen und der Tonwerke Keller AG Frick, Heft 8, 1981, 6-7.
Roth 1996
R. Roth, Entwicklung des Dachziegelwerkes Frick zum Tonwerk Keller Frick, in: Museumsverein Laufenburg, Hafner, Töpfer, Ziegelbrenner. Keramische Erzeugnisse im Wandel der Zeit, Laufenburg 1996, 43-53.
Ruetz 2019
Ruetz, Bernhard, Vom Stein zum Haus: Die Geschichte der Keller Ziegeleien. Humlikon 2019.