Jegenstorf vom Flugzeug aus, 1939, Blick nach Nordosten.
Andreas Heege, Andreas Kistler, Alfred Spycher, 2025
Im bernischen Mittelland waren Familien mit dem Namen Häberli vor 1800 nur in den Gemeinden Krauchthal, Münchenbuchsee und Jegenstorf eingebürgert, jedoch gab es zahlreiche weitere Heimatberechtigte gleichen Namens in den Kantonen Luzern, Thurgau und Zürich (Familiennamenbuch der Schweiz, Online-Version). Der Versuch eine schlüssige und vollständige Genealogie der verschiedenen Hafner Häberli zu erarbeiten, war nur teilweise erfolgreich, da sich verschiedene Familienstränge nicht miteinander verbinden liessen. Es bleibt derzeit festzuhalten, dass die familiengeschichtlichen Forschungen keinen Nachweis erbracht haben, dass es direkte verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Hafnern Häberli, die im 18. und 19. Jahrhundert in Münchenbuchsee oder Moosseedorf arbeiteten, und den Hafnern Häberli aus Hängelen gibt. Auch besteht keine verwandtschaftliche Beziehung zu den Hafnern Häberli, die sich zwischen 1861 und 1941 in Jegenstorf nachweisen lassen. Diese gehören nachweislich zum Stamm der Häberli aus Münchenbuchsee.
Häberli, Münchenbuchsee-Moosseedorf_genealogische Daten
Häberli, Münchenbuchsee-Jegenstorf, Stammbaum
Jakob Häberli (1828-1877) war der Sohn und Enkel der beiden Schulmeister Daniel Häberli (1750-1829 bzw. 1787-1864) von Münchenbuchsee. Wie die beiden Schulmeister mit den beiden Hafnerlinien Häberli von Münchenbuchsee verwandt sind, liess sich nicht ermitteln. Jakob Häberlis Taufpate war der Hafner Niklaus Häberli (1789-1858) von Münchenbuchsee (KRM_7_132, KRM = Kirchenrodel Münchenbuchsee). Seine ältere Schwester Rosina (1813-1895) war mit dem Hafner Johann Jakob Häberli (1814-1874) von Münchenbuchsee verheiratet. Sein älterer Bruder Niklaus (1824-1853) war ebenfalls Hafner und arbeitete zumindest in seinem Todesjahr (als Geselle?) in Kiesen (KRM_15_131, Todesmeldung auch: Intelligenzblatt für die Stadt Bern, 14. Dezember 1853). Bei wem Niklaus und Jakob ihre Ausbildung erhielten, ist nicht klar. Für Jakob lässt sich belegen, dass für ihn 1847 ein Wanderbuch ausgestellt wurde, er mithin wohl auf die Wanderschaft ging. Am 22.11.1851 heiratete er in Thun Rosina Bürki von Muri (1829-?; KRThun_9_206). Die ersten fünf Kinder wurden zwischen 1852 und 1859 in Bern bzw. Münsingen getauft und dabei als Lebensort jeweils Münsingen angegeben. Vieles spricht also dafür, dass Jakob Häberli dort als Hafner oder Hafnergeselle gearbeitet hat. Erst die sechs folgenden Kinder wurden zwischen 1861 und 1873 in Jegenstorf getauft, das auch als Wohnort angegeben wurde. Wo Jakob in dieser Zeit mit seiner Werkstatt eingemietet war, entzieht sich unserer Kenntnis.
Berner Zeitung, Band 23, Nummer 229, 27. September 1867.
Für das Jahr 1867 ist ein Geldstag überliefert, dessen Ursachen und Folgen jedoch unklar sind.
Der Sohn Johann Jakob Häberli (1858-1908) wurde ebenfalls Hafner. Er heiratete am 1.9.1882 in Jegenstorf Maria Junker aus Jegenstorf (1859-1913). Mit ihr bekam er fünf Kinder (Stammbaum). Es ist wahrscheinlich, dass er nach dem Konkurs (Geltstaginformation: Tagblatt der Stadt Biel, Band 5, Nummer 235, 4. Oktober 1867) bzw. Tod von Niklaus Niklaus (1810-1879) in dessen Liegenschaft Jegenstorf, General Guisanstrasse 12 („Haus mit Scheuer und dabei stehendem Wohnstock mit Hafnerwerkstatt“; GBJ_04_325-328), oder nur den Wohnstock mit Hafnerwerkstatt mietweise einzog.
Der Bund, Band 47, Nummer 51, 21. Februar 1896
Diese Liegenschaft brannte im Februar 1896 ab. Aber schon 1898 war die Werkstatt wieder in Betrieb, denn Häberli suchte einen Dreher.
Grütlianer, 23. April 1898.
Johann Jakob kaufte die gesamte Liegenschaft schliesslich am 13.10.1903 (GBJ_55_384-388). 1910 trat die Witwe Maria Häberli-Junker die Hafnereiliegenschaft ihrem Sohn Johann Jakob Häberli (1885-1941) ab. Im Erbgang nach dessen Tod 1941 wurde er als „gew. Töpfermeister und Landwirt“ bezeichnet. Es ist nicht klar, wann Johann Jakob den Hafnerberuf aufgab und Landwirt wurde. Das Wohnhaus mit Hafnerwerkstatt existiert heute nicht mehr.
Leider gibt es keine signierte Keramik der Hafner Häberli aus Jegenstorf, daher wissen wir nicht, wie deren Produktion aussah. Archäologische Ausgrabungen haben in den vergangenen Jahren jedoch Funde des 19. Jahrhunderts erbracht, die ein eindrückliches Bild davon vermitteln, was ursprünglich zur Küchen- und Stubenausstattung und dem Haushaltegeschirr der Jegenstorfer Bauernhäuser gehörte.
Jegenstorf, Kirchgasse, Abfallgrube 561, archäologische Funde von Haushaltsgeschirr aus der Zeit vor ca. 1890: Milchtöpfe, Tassen, Untertassen, Terrinen, Teller, Röstiplatten und Nachttöpfe. Fotos Badri Redha, Archäologischer Dienst des Kantons Bern.
Sicher wurde das eine oder andere Stück auch von den Hafnern Häberli oder Niklaus in Jegenstorf produziert.