Münchenbuchsee, Luftaufnahme von Walter Mittelholzer, 1924, Blick nach Südosten.
Andreas Heege, Andreas Kistler, Alfred Spycher, 2025
Im bernischen Mittelland waren Familien mit dem Namen Häberli vor 1800 nur in den Gemeinden Krauchthal, Münchenbuchsee und Jegenstorf eingebürgert, jedoch gab es zahlreiche weitere Heimatberechtigte gleichen Namens in den Kantonen Luzern, Thurgau und Zürich (Familiennamenbuch der Schweiz, Online-Version). Der Versuch eine schlüssige und vollständige Genealogie der verschiedenen Hafner Häberli zu erarbeiten, war nur teilweise erfolgreich, da sich verschiedene Familienstränge nicht miteinander verbinden liessen. Es bleibt derzeit festzuhalten, dass die familiengeschichtlichen Forschungen keinen Nachweis erbracht haben, dass es direkte verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Hafnern Häberli, die im 18. und 19. Jahrhundert in Münchenbuchsee oder Moosseedorf arbeiteten, und den Hafnern Häberli aus Hängelen gibt. Auch besteht keine verwandtschaftliche Beziehung zu den Hafnern Häberli, die sich zwischen 1861 und 1941 in Jegenstorf nachweisen lassen. Diese gehören nachweislich zum Stamm der Häberli aus Münchenbuchsee.
Häberli, Münchenbuchsee_genealogische Daten
Häberli, Münchenbuchsee, Stammbaum
Johannes Häberli (1720-1796), war wahrscheinlich der zweite Hafner zu Münchenbuchsee. Sein Vater Johannes (Hans, 1693-?) war vermutlich ebenfalls Hafer, denn beim Neubau eines Hauses 1735 durch einen Jakob Häberli, taucht bereits ein „Hafner Johannes Häberli“ auf (StAB Urbarien Fraubrunnen 60, 33-35, Buchsee Dopel Tom III. Page 22). Johannes, der 1720 geboren wurde, hatte fünf Geschwister (siehe Stammbaum). Er heiratete am 26.8.1746 in Jegenstorf (KRJ_27_126, KRJ = Kirchenrodel Jegenstorf) Anna Katharina Reutlinger (1723-1749), die Tochter des Jegenstorfer Hafners Abraham Reutlinger (1673-1741; Stammbaum; zu Reutlinger vgl. Boschetti-Maradi 2006, 210 Anm. 1307; Heege/Frey/Spycher/Kistler 2023, 37-38). Ihre ältere Stiefschwester Anna Barbara Reutlinger (1699-1744) hatte den Hafner Hans Rudolf Marti (1691-1742) aus Fraubrunnen geheiratet. Im September 1747 kaufte Johannes Häberli mit Einverständnis seiner Schwiegermutter von Jacob Häberli ein „Haus, Ofenhaus, Speicher samt beiligender Hoffstatt und Garten zu [München]Buchsee gelegen, haltet zusammen ungefähr ¾ Juchart; stösst sonnenaufgangs an Christen Häberli den Weibel, Mittags an Niclaus Häberli, eingangs an die Gasse, mitternachts an Christen Ruffeners den Artzt“ für 1800 Pfund (StAB Bez Fraubrunnen A 272, 48-50). Der Tod von Anna Katharina Reutlinger wurde im Kirchenrodel Münchenbuchsee angezeigt (KRM 14,39), das kinderlose Paar dürfte also dort gelebt haben.
In zweiter Ehe heiratete Johannes am 7.2.1754 in Münchenbuchsee eine Margaritha Genfer (oder Jenfer) aus Bibern (1729-1784; Heirat KRM 10, 3; Geburt KR Ferenbalm 3, 132, auch StAB BXIII 559 Ausburger Taufrodel Nr. VI 1721-1737 [Stadt Bern], Seite 283/2; Tod KRM 14, 95; siehe Stammbaum). Dieses passt zu einer Obligation über 60 Kronen aus dem Jahr 1760 (StAB Bez. Fraubrunnen A 273_171). „Johannes Häberli, der Hafner zu Buchsee“ hatte sich von „Jsaac Äbersold, Hafner Gsell bei Meister Dittlinger, sonst gebührtig von Vechigen“ 60 Kronen geliehen. Als Bürge wird genannt: „Jacob Genfer von Biberen, Kirchhöri Ferenbalm“ (ein Onkel oder Bruder?). Von 1753 bis 1763 lebte mit Einverständnis der Gemeinde Mattstetten Elisabeth Reutlinger-Fankhauser, seine Schwiegermutter aus erster Ehe, bei ihm in Münchenbuchsee (Verpfründungsverträge: StAB, Bez. Fraubrunnen A 274,129 und A 322,49). 1754 kaufte er einen Acker im „Guggerspühl“ (StAB Bez Fraubrunnen A 274,187), den er aber 1760 schon wieder verkaufen musste (StAB Bez. Fraubrunnen A 276, 170-172). 1760 sah er sich aus wirtschaftlichen Gründen offenbar auch gezwungen seine Liegenschaft für 2400 Pfund oder 720 Kronen zu verkaufen (StAB Bez. Fraubrunnen A 273, 174-175). Der Kaufvertrag räumte ihm ein „Soll dem Verkäufer oder seinen Erben frey stehen, solches, wann er zum Vermögen kommen sollte, im gleichen Preiss gegen baare Bezahlung innert 15. Jahren wieder an sich zu lösen [zurückzukaufen].“ Vermutlich blieb er als Mieter im Haus wohnen, ein Rückkauf ist bislang nicht nachweisbar. 1772 wird er noch als „Hafner Johannes Häberli“ bezeichnet (StAB Bez. Fraubrunnen A 276, 170-172). Bei der Taufe der unehelichen Anna Häberli (1774-?, Vater Daniel Häberli, Schulmeister, Sohn) wird er dagegen mit „Schulmeister“ tituliert (KRM 5, 161). Bei seinem Tod 1796 firmiert er als „alt Schulmeister“ und sein Alter wird mit 76 Jahren angegeben (KRM 14, 110).
Zwischen 1749 und 1798 lassen sich in den Amtsrechnungen Münchenbuchsee, Fraubrunnen und Aarberg Ofenarbeiten von Johannes Häberli nachweisen, wobei nicht zwischen Vater (1720-1796) und Sohn (ab ca. 1779?) unterschieden wird. In der Regel hat Johannes Ofenreparaturen ausgeführt, nur in wenigen Fällen durfte er einen neuen Ofen fertigen und aufsetzen.
Aus der Ehe mit Margaritha Genfer gingen eine Tochter Anna (1762-1763) und ein weiterer Johannes Häberli (1755-1821) hervor (KRM 5, 67), der in erster Ehe am 4. Mai 1779 eine Elisabeth Hubacher (1757-1784) von Hub, Gemeinde Krauchthal (KRM 10, 28 Eherodel , KRM = Kirchenrodel Münchenbuchsee) heiratete. Diese Ehe blieb kinderlos. Weitere Informationen liegen nicht vor. Mit der zweiten Frau Elisabeth Knuchel (1765-1834, Hochzeit 1786) bekam Johannes neun Kinder . Er erscheint als Hafnermeister im Helvetischen Bürgerregister von 1798. Vermutlich lassen sich ihm auch Gesellenanmeldung in den Jahren 1817 und 1818 zuordnen.
Von seinen Söhnen wurden mindestens zwei ebenfalls Hafner. Niklaus Häberli (1789-1858) war gleichzeitig Krämer und hatte seine Werkstatt „bei der Kirche“. Für ihn sind zwischen 1822 und 1841 zahlreiche Gesellenanmeldungen belegt. Die Werkstatt muss also floriert haben. Sein älterer Bruder Johannes Häberli (1787-1835) führte zwischen 1816 und 1835 eine eigene Hafnerei im benachbarten Moosseedorf. Möglicherweise war auch der jüngere Bruder Bendicht (1800-?) Hafner, denn für 1826 lässt sich für ihn eine Gesellenanmeldung nachweisen (StAB B XIII 471).
Die zweite „Hafner-Häberli-Linie“ von Münchenbuchsee startet mit Johannes Häberli (1732-1792), dessen Beruf wir nicht kennen. Er heiratete am 14.1.1763 in Münchenbuchsee eine Anna Küenzi (KRM_10_8; siehe Stammbaum). Möglicherweise stammte Anna Küenzi aus der Region Heimberg/Steffisburg, denn alle sechs Kinder des Paares wurden in Vechigen, Worb, Wichtrach oder Steffisburg getauft. Bei den letzten vier Kindern wird als Wohnort Heimberg bzw. Heimberg-Beumberg angegeben (KRM 5, 100, KRM 5,108, KRM 5, 127, KRM 5, 152, KRM 5, 166, KRM 5, 182). Er arbeitete also wohl nie in Münchenbuchsee. Dazu passt auch, dass wir seinen erstgeborenen Sohn Samuel Häberli (1765-1830) von 1785-1795 als Hafner in Heimberg finden. Erst dessen jüngste Tochter Maria (1797-1863) wurde 1797 in Münchenbuchsee getauft (KRM 5, 245, KRM 5, 267, KRM 5, 276, KRM 5, 294, KRM 6, 38, KRM 6, 57). Es erstaunt daher nicht, dass Samuel Häberli 1798 auch im Helvetischen Bürgerregister unter Münchenbuchsee eingetragen wurde. Am 11.11.1802 kaufte er deutlich ausserhalb des Dorfkerns ein kleines Haus mit Garten (GBM 3, 284-286, GBM = Grundbuch Münchenbuchsee). Es steht heute noch an der Andresse Mühlestrasse 102. Für Samuel gibt es zwischen 1816 und 1827 vier Gesellenanmeldungen .
Samuel Häberli hatte sieben Kinder, von denen der älteste Sohn Jakob (1785-1831) ebenfalls Hafner und sein jüngerer Bruder Christian (1787-1857) Kachelträger/Geschirrhändler wurden (Stammbaum). Um den Lebenswandel von Jakob und Christian scheint es nicht sehr gut bestellt gewesen zu sein, denn es gab verschiedene Vorladungen zu „Polizeiaudienzen“ vor dem Amtsstatthalter in Fraubrunnen. Wegen „Hang zum Trunk und leichtsinnigen Handlungen“ wurde ihnen 1823, 1827 und 1830 der „Besuch der Wirts- und Pintenschenkhäuser in den Amtsbezirken Fraubrunnen und Bern“ verboten (StAB Bez Fraubr B 366, 104, 1820, StAB Bez Fraubr B 367, 117, 1823, StAB Bez Fraubr B 369, 97, 1830, StAB Bez Fraubr B 369, 130, 1839). Wie schwerwiegend die Probleme wirklich waren, lässt sich kaum abschätzen. Zwischen 1830 und 1833 gab es jedenfalls bei Jakob bzw. seiner Witwe Maria Kunz immerhin acht Gesellenanmeldungen. Bei seinem Sohn Johann Jakob (1814-1874) finden sich noch drei Gesellenanmeldungen zwischen 1857 und 1866.
Das Hafnerhaus Mühlestrasse 102 wurde bis 1875 von verschiedenen Hafner-Nachkommen bewohnt und genutzt. Über den letzten Hafner „Johann Häberli, Sohn“ wurde 1870 der Geldstag verhängt (Tagblatt der Stadt Biel, Band 8, Nummer 272, 17. November 1870).
Das Haus gelangte dann 1875 an Gottfried Häberli (1845-1909), der Lehrer war. Dieser versuchte es 1876 zu verkaufen. Ein Verkauf an den Zimmermann Christian Hirt-Weibel kam jedoch erst 1893 zustande (GBM 30, 98-102).
Bibliographie:
Boschetti-Maradi 2006
Adriano Boschetti-Maradi, Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 8), Bern 2006.
Heege/Frey/Spycher/Kistler 2023
Andreas Heege/Jonathan Frey/Alfred Spycher u.a., Keramik aus Blankenburg, Abraham Marti (1718–1792), ein bernischer Landhafner, Bd. 16 (Schriften des Bernischen Historischen Museums), Bern 2023.