Museum
Cuort Ligia Grischa
Via Principala 90 / Postfach 76
CH-7166 Trun
Tel.: 081 943 25 83
E-Mail: museum@trun.ch
Keramik des Museums Cuort Ligia Grischa in CERAMICA CH
Das Museum Cuort Ligia Grischa in Trun ist eines der schönsten und historisch auffälligsten Gebäude der Surselva. Es wurde im Jahre 1679 im Auftrag des Klosters Disentis errichtet und diente als Rathaus des Grauen Bundes. Der Wappensaal, oder auch Landrichtersaal genannt, ist das Herzstück des Hauses. Nach 1859 gelangte das Gebäude, wegen finanzieller Schwierigkeiten des Klosters Disentis, in Privatbesitz. In den Jahren 1930-1934 musste es umfassend saniert werden. 1932 wurde daher ein Initiativkomitee mit Unterstützung von Kanton, Bund und Gemeinden gegründet mit dem Zweck, den ehemaligen Sitz des Grauen Bundes als historisches Denkmal für die Öffentlichkeit zu sichern und zu erhalten. 1934 wurde schliesslich die Stiftung «Cuort Ligia Grischa» errichtet, die noch heute Trägerin des Museums ist. Das Gebäude wurde in ein Museum umgewandelt. Dieses zeigt neben Kunstausstellungen u.a. wie früher in der Region gelebt und gearbeitet wurde (Volkskundliche Sammlung). Pater Notker Curti vom Kloster Disentis half durch eine Anzahl wichtiger Leihgaben den Grundstock der Museumssammlung zu bilden. In den Jahren 1989 bis 1992 folgten grundlegende Renovierungsarbeiten.
Die Stiftung und das Museum Cuort Ligia Grischa werden finanziell unterstützt durch den Kanton Graubünden, die Gemeinde Trun und den Gönnerverein Cuort Ligia Grischa.
Die volkskundliche Sammlung beinhaltet auch einen kleinen Bestand an Keramik, bei dem im Einzelnen leider nicht nachvollzogen werden kann, wie und wann er in die Museumssammlung gelangte. Bedauerlicherweise kann auch nicht belegt werden, ob z.B. die Keramiken aus Bugnei auf dem Weg über Pater Notker Curti in das Museum kamen.
Insgesamt umfasst die Sammlung 37 Keramikobjekte, die sich auf die folgende Anzahl Datensätze verteilen: 20 Irdenware, 1 Fayence, 14 Steingut, 1 Steinzeug, 1 Porzellan.
Bei den Irdenwaren dominieren Keramiken der Hafner Deragisch aus Bugnei (zweite Hälfte 19. und frühes 20. Jahrhundert): Kaffeekannen mit und ohne Bügelhenkel, Butterdosen mit Deckel, Doppelhenkeltöpfe mit breitem Ausguss, die funktional wohl als Rahmtöpfe anzusprechen sind, und eine kleine, spitzovale Schale, die aus zwei Teilen zusammengesetzt wurde. Solche merkwürdigen Stücke fanden sich bereits in der Sammlung des Klostermuseums Disentis.
Zahlreicher vertreten ist auch manganglasiertes Geschirr mit üblichen und seltenen Keramikformen: runde und ovale Platten sowie einem bislang singulären Stülpdeckel-Vorratstopf. Mangels Marken muss der Produktionsort meist offen bleiben.
Hervorzuheben ist jedoch, dass auch zwei gemarkte Exemplare aus Aedermannsdorf, Kanton Solothurn vorliegen, die aufgrund der Marken wohl nach 1930 gefertigt worden sein dürften. Erstaunlicherweise befindet sich darunter eine der typischen bauchigen Kaffeekannen, die man ansonsten immer gerne zwischen 1850 und 1900 eingeordnet hätte. Die Produktion dieses in Graubünden sehr beliebten Gefässtyps läuft demnach über einen erstaunlich langen Zeitraum bis vermutlich in das zweite Drittel des 20. Jahrhunderts.
Andere, sonst in Graubünden häufige Irdenware-Produktionsorte sind nur mit geringen Stückzahlen vertreten. Unter anderem handelt es sich um eine Platte aus der Region Berneck im St. Galler Rheintalund eine Schüssel, die Am ehesten Andreas Lötscher, dem zweiten Hafner von St. Antönien zugeschrieben werden kann. Sie befindet sich weit ausserhalb des ursprünglichen Absatzgebietes dieser Töpferei (Prättigau, Davos bis Landquart).
Aber auch die üblichen süddeutschen, hellscherbigen Henkeltöpfe der Region Augsburg (19. Jh.?) sind vorhanden. Singuläre Stücke sind ein bunter italienischer Boccalino (unbekannter Produzent) und eine Weinkanne aus der Werkstatt von Wilhelm Kagel, jun. (1906-1987) im bayerischen Partenkirchen. Dieser erlernte 1924-1926 das Töpferhandwerk im elterlichen Betrieb (Wilhelm Kagel, sen. 1867-1935), besuchte die Werkschule in Höhr-Grenzhausen und übernahm 1935 zusammen mit seinem Bruder Eugen die Töpferei (vgl. Frye 2006).
Fayence ist nur mit einem einzigen Objekt belegt, einem typischen, italienischen Weihwasserbecken des 18. Jahrhunderts, zu dem es ein gutes Gegenstück in der Sammlung des Klostermuseums Disentis gibt.
Beim Steingut fanden sich drei charakteristische Nachttöpfe des 20. Jahrhunderts, von denen der buntbemalte “Made in Italy” ist, also wohl aus dem späten 19. oder frühen 20. Jh. stammt. Die Herstellungsorte dieser einfachen, industriellen MAssenware sind unklar.
Ausserdem gibt es die Reste dreier Service, derselben Zeitstellung, einmal aus Gien in Frankreich (roter Umdruckdekor, Muster FLEURETTE) und zweimal von Villeroy & Boch (Muster BRYONIA und REDOWA).
Die einzelne Kanne aus Steinzeug “Westerwälder Art” ist in der Schweiz eine gängige Form.
Anders sieht es mit den zwei japanischen Räuchergefässen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus. Es handelt sich um bunt bemaltes und vergoldetes Porzellan aus der Stadt Satsuma in der Präfektur Kagoshima. Auf welchem Weg sie in die Sammlung gelangten, ist unklar.
Dank
Die CERAMICA-Stiftung dankt der Stiftungspräsidentin Justina Simeon-Cathomas und der Museumsmitarbeiterin Olivia Pfister für die freundliche und hilfsbereite Unterstützung der Inventarisationsarbeiten.
Bibliographie:
Betz 1996
Jutta Betz, Trun, Cuort Ligia Grischa – Museum Sursilvan (PEDA-Kunstführer 364), Passau 1996.
Fry 1954
Karl Fry, Das Trunser Heimatmuseum (Cuort Ligia Grischa), in: Bündner Monatsblatt, Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur, 1954, 46-48.
Frye 2006
William R. Frye, Wilhelm Kagel – Kunsthandwerkliche Werkstätten Keramik-Manufaktur 1906-1988 Partenkirchen, Garmisch-Partenkirchen 2006.
Gieri 1976
Vincenz Gieri, Führer durch das Heimatmuseum Trun, Mustér 1976.