Schramberg, Baden-Württemberg, Deutschland

Objekte in CERAMICA CH

Andreas Heege 2019

Wichtige Konkurrenten der schweizerischen Fayence- und Steingutproduktion waren verschiedene südwestdeutsche Manufakturen. Diese hatten angesichts der unzureichenden schweizerischen Produktionsverhältnisse, zumindest in der Deutschschweiz in den 1820er- bis 1840er-Jahren so etwas wie ein «Monopol», stand ihren Produkten doch wohl nur eine begrenzte lokale Herstellung gegenüber. Es handelt sich um die badischen Manufakturen Zell am Harmersbach (ab 1794, wechselnde Besitzer, bis heute in Produktion), Hornberg (1817–1912, heute Duravit Sanitärkeramik) sowie das württembergische Schramberg (1820–1882, ab 1829 unter Uechtritz & Faist firmierend) und zahlreiche weitere kleine Produktionsorte im süddeutschen Raum (Zu den genannten Produktionsorten: Kybalová 1990, 121–126; Simmermacher 2002; Kronberger-Frentzen 1964; Schüly 2000. Zu Hornberg vgl. auch: Hitzfeld 1970. Zu Zell am Harmersbach vgl. auch: Spindler 2005; Sandfuchs 1989). Die teilweise wohl überragende Konkurrenz spiegelt sich auch in den Berichten zu den bernischen Industriemessen von 1848 bzw. 1857 (Frei 1951; Frei 1952).

Die wichtigsten Steingutmanufakturen nördlich der Schweiz (nach Brandl 1993, 22 verändert).

Zu Schramberg (1820-1883) gibt es ganz aktuell eine monographische Aufarbeitung der Firmengeschichte, ihrer Produkte und ihrer Marken (Staffhorst 2020 – ISBN 978-3-9821496-0-8); vgl. bisher: Waller 1872, 109–111; Singer 1918, 45–47; Kronberger-Frenzen 1964, 65-76; Preger 1977; Heege 2013).

Zu Schramberg unter Villeroy und Boch: vgl. Thomas 1976, 42–43; Thomas 1977, 29, ausserdem: Brinkmann/Brinkmann 2016. Vgl. auch: www.porcelainmarksandmore.com).

Das 200jährige Firmenjubiläum, der heute nicht mehr produzierenden Schramberger Majolikafabrik würdigt  Buchholz 2020.

Perioden der Firmengeschichte

Faist’sche Steingutfabrik (1820 bis 1829)
Steingut- und Majolikafabrik Uechtritz & Faist (1829 bis 1883)
Villeroy & Boch, Niederlassung Schramberg (1883 bis 1912)
Schramberger Majolikafabrik (1912 bis 1989, ab 1918 G.m.b.H.

Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, dass für Schramberg sowohl zwei Musterbücher als auch Preislisten aus den 1850er-Jahren existieren, die einen guten Eindruck von der Produktion vermitteln.  Schramberg ist wie Zell am Harmersbach und Hornberg bekannt für seine Umdruckdekore.

Musterbuch I Schramberg, Baden-Württemberg , Deutschland

Musterbuch Schramberg II – Tafeln und Texte

Musterbuch Schramberg II – Preislisten

Musterbuch Schramberg II – Publikation, Baden-Württemberg, Deutschland

Bibliographie

Brandl 1993
Andrea Brandl, Aschacher Steingut. Die Steingutfabrik (1829-1861) des Schweinfurter Industriellen Wilhelm Sattler (Schweinfurter Museumsschriften 55), Schweinfurt 1993.

Brinkmann/Brinkmann 2016
Karl-Eugen Brinkmann/Margitta Brinkmann, Schramberg 1857-1912. Eine Keramikfabrik an der Schwelle zur Hochindustrie, Dillingen 2016 (ohne ISBN).

Buchholz 2020
Günter Buchholz, Schramberger Majolikafabrik. Die Steingutfabrik – Grundstein der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt, Messkirch 2020.

Bühler/Schmidt 1967
Carl Bühler/Eckhard Schmidt, Vom Steingut Geschirr zur Sanitär Keramik. 150 Jahre im Dienste der Keramik, Hornberg 1967.

Frei 1951
Karl Frei, Die Keramik an den schweizerischen Industrie- und Gewerbeausstellungen in Bern 1848 und 1857, Teil I, in: Freunde der Schweizer Keramik, Mitteilungsblatt 20, 1951, 4-7.

Frei 1952
Karl Frei, Die Keramik an den schweizerischen Industrie- und Gewerbeausstellungen in Bern 1848 und 1857, Teil II., in: Freunde der Schweizer Keramik, Mitteilungsblatt 21, 1952, 3-6.

Heege 2013
Andreas Heege, Ein unbekanntes Musterbuch der ersten königlich württembergischen Steingutmanufaktur Schramberg (Uechtritz&Faist) aus der Zeit nach 1855 in: Harald Siebenmorgen, Blick nach Westen. Keramik in Baden und im Elsass. 45. Internationales Symposium Keramikforschung Badisches Landesmuseum Karlsruhe 24.8.-28.9.2012, Karlsruhe 2013, 107-115.

Hitzfeld 1970
Karlleopold Hitzfeld, Hornberg an der Schwarzwaldbahn. Vergangenheit und Gegenwart der Stadt des Hornberger Schiessens, Hornberg 1970.

Kronberger-Frentzen 1964
Hanna Kronberger-Frentzen, Altes Bildergeschirr. Bilderdruck auf Steingut aus süddeutschen und saarländischcen Manufakturen, Tübingen 1964.

Kybalová 1990
Jana Kybalová, Steingut, Prag 1990.

Preger 1977
Max Preger, Schramberger Bildergeschirr, in: Schwäbische Heimat, 1977, Heft 4, 311-319.

Sandfuchs 1989
Bertram Sandfuchs, Zeller Keramik seit 1794: Ausstellung “Zeller Keramik” zum 850jährigen Stadtjubiläum, 7. Mai – 17. Septemberg 1989, Zell 1989.

Schüly 2000
Maria Schüly, Antikisches Geschirr aus dem Schwarzwald. Die Steingutmanufaktur in Zell, Hornberg und Schramberg, in: Martin Flashar, Europa à la Grecque. Vasen machen Mode, München 2000, 124-129.

Simmermacher 2002
René Simmermacher, Gebrauchskeramik in Südbaden, Karlsruhe 2002.

Singer 1918
F. X. Singer, Schwarzwaldbuch. Ein Volksbuch für Heimatkunde und Heimatpflege (zunächst) in Stadt und Bezirk Oberndorf, Oberndorf 1918.

Spindler 2005
Konrad Spindler, Ein Grubeninhalt der Zeit kurz nach 1900 aus Riezlern, Gem. Mittelberg, im Kleinen Walsertal, Vorarlberg – Keramik, Glas und Metall, in: Jahrbuch Vorarlberger Landesmuseumsverein 149, 2005, 67-106.

Staffhorst 2020
Andreas Staffhorst, Schramberger Steingut 1820-1882 (Schriftenreihe des Stadtarchivs und Stadtmuseums Schramberg 30), Schramberg 2020.

Thomas 1976
Thérèse Thomas, Villeroy & Boch. Keramik vom Barock bis zur Neuen Sachlichkeit. Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, Mettlach 1976.

Thomas 1977
Thérèse Thomas, Villeroy&Boch 1748-1930. Keramik aus der Produktion zweier Jahrhunderte, Amsterdam 1977.

Waller 1872
German Waller, Chronik der Stadt und ehemaligen Herrschaft Schramberg sowie Ortsbeschreibung von Schramberg, Wolfach 1872.