Solothurn, Hafnerdynastie Wysswald

Keramik der Hafnerdynastie Wysswald in CERAMICA CH

Roland Blaettler 2019

Begründer der Solothurner Hafner-Dynastie Wysswald ist Johann (1655–1727), der in den archivalischen Quellen 1697 erstmals als Hafner erwähnt wird. Seine fünf Söhne erlernten alle das väterliche Handwerk. Von Urs Johann (1680–1753) und Johann Kaspar (1682–1742) wissen wir, dass sie mit Unterbrüchen zusammen arbeiteten, sich aber mehrmals zerstritten und schliesslich selbständige Betriebe führten. Urs Johann besass in der Vorstadt, bei Dreibeinskreuz, eine Brennhütte, die er 1719 erweitern liess. Johann Kaspar wohnte zunächst an der Schmiedengasse, bevor er 1729 in der Vorstadt beim Berntor ein Haus erwarb.

Die drei jüngeren Brüder, Johann Jakob (1695–1746), Wolfgang (1697-?) und Urs Joseph (1700–1763) wurden ebenfalls im Handwerk tätig. In der dritten Generation gab es drei Cousins, die Hafner waren: Dominik Wysswald (1709–1751), Johann Kaspars Sohn, Urs Victor (1725–1765), Johann Jakobs Sohn, und Joseph Pankraz (1739–1772), Urs Josephs Sohn.

Signierte Öfen oder Ofenkacheln sind lediglich von Urs Johann und Johann Kaspar bekannt. Während Letzterer Arbeiten von schwächerer Qualität hinterlassen hat, gehören die Werke Urs Johanns zu den prachtvollsten Beispielen schweizerischer Hafnerkunst aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zu nennen wären hier zum Beispiel die zwei 1723 datierten Turmöfen aus dem Schlössli Beitenwil (Rubigen BE), heute im Schloss Jegenstorf (Brennpunkt 2013, Nr. 4 und 5), und der 1741 datierte Prunkofen, angeblich aus dem Ambassadorenhof in Solothurn, heute im Rathaus (Hochstrasser 1995, Abb. 10–12).

Urs Johann Wysswald hat allem Anschein nach gelegentlich auch Fayencegeschirr hergestellt, wie es die vier aus altem Familienbesitz stammenden Platten im Museum Blumenstein bezeugen.

Drei von ihnen waren als Geschenke für Wysswalds Töchter bestimmt: Anna Katharina, die 1729 Franz Carl Derendinger, Weibel in Solothurn, geheiratet hatte (MBS 1962.13), Anna Maria (geb. 1707 – MBS 1962.12) und Anna Margaritha Franziska (1712–1747), die zur Seite des Vaters als Malerin tätig war (MBS 2005.49). Der Ofen im Rathaus wurde von ihr dekoriert, wie es eine Inschrift auf der Kuppel bestätigt. Von der Form her nähern sich die Platten deutschen Prototypen aus dem ausgehenden 17. und dem angehenden 18. Jahrhundert (Hanau, Frankfurt). Der springende Hirsch, die drei Tannen und die zwei Sterne im Spiegel von MBS 1962.12 und MBS 2005.49 sind Teile des Familienwappens Wysswald (Tatarinoff-Eggenschwiler 1939; Hochstrasser 1995).

Die Platte MBS 1962.14 unterscheidet sich leicht von den anderen, in der Form wie in der Dekorationsart.

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950). Sulgen 2014, 74–75.

Brennpunkt  2013
Schloss Jegenstorf (Hrsg.), Im Brennpunkt – die Sammlung historischer Kachelöfen Schloss Jegenstorf. Jegenstorf 2013.

Hochstrasser 1995
Markus Hochstrasser, Die Wysswald-Hafnereien in Solothurn. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1995, 33–46.

Tatarinoff-Eggenschwiler 1939
Adele Tatarinoff-Eggenschwiler, Die Familie Wisswald von Solothurn. Solothurn 1939.