Zwei handschriftliche Rezeptbüchlein aus Winterthur für Fayencefarben und -glasuren aus der Mitte des 18. Jahrhunderts – In Memoriam Ernst Fehr 1927 – 2010
Wolf Matthes, 2018
Zusammenfassung
Die im 16. und 17. Jahrhundert in Italien üblichen Rezepturen für Fayenceglasuren und –farben, wie sie in Cipriano Piccolpasso’s Manuskript in der Mitte des 16. Jahrhunderts aufgezeichnet wurden, sind von einem italienischen Gutachter des Manuskripts 1758 schon als wenig nützlich bezeichnet worden, weil sie längst Standardwissen der Lehrlinge in den italienischen Manufakturen seien. Die Kenntnis solcher Rezepte „wanderte“ nur langsam nach Norden und war offensichtlich dort noch Anfangs des 18. Jahrhunderts neu, verbreitete sich erst im Laufe des 18. Jahrhunderts schnell in Mitteleuropa. Das kann man an zeitgenössischen Rezepthandschriften ablesen. So sind die Rezepte des David Pfau denen Piccolpassos vielfach recht ähnlich, enthalten aber oft lokale Rohstoffe und mussten den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Auffallend sind die 12 Rezepte für „Dekeweis, Deckweiss“, die keine weißdeckende typische Fayenceglasur ergeben, sondern einen glänzend transparenten Überzug bilden, welcher der italienischen Coperta, bzw. dem niederländischen Kwaart entspricht und für eine konturenfeste, fehlerarme farbige Unterglasurmalerei, besonders auf großformatigen Ofenkacheln und weißem Grund benutzt wurde. In den Rezeptbüchlein erscheint nie der Begriff Meistergut, wie in manchen zeitgenössischen Rezepten.