Nyon VD, Isaac, Édouard – Atelier für Kunststeingut

Roland Blaettler, 2019

Keramik von Édouard Isaac in CERAMICA CH

In einer den verschiedenen Keramikwaren aus Nyon gewidmeten Broschüre erwähnt Edgar Pelichet in den Kategorien „Steingut und engobierte Irdenware“, das 1918 von Édouard Isaac gegründete Atelier für «Kunststeingut». Isaac war zuerst in der Rue Saint-Jean 3 ansässig, später  in der Rue de la Gare und schliesslich arbeitete er in der Rue Neuve «in einer Werkstatt der Schraubenfabrik, die seiner Familie gehörte» (Pelichet 1985/2,45). Der Autor zitiert einmal mehr keine Quellen für diese Angaben.

Im Schweizerischen Handelsblatt vom 7. Dezember 1917 ist ein Jules Frédéric Édouard eingetragen als Firmenchef des Hauses «E. Isaac, Kunststeingut», mit Domizil an der Rue Saint-Jean 3d (Bd. 35, 1917, 19319). In der Publikation wird präzisiert, dass Isaac von Beruf Kunstmaler war.

Zwischen 1919 und 1922 figuriert Isaac im Indicateur vaudois als «Steingutdekorateur», immer noch ansässig in der Rue Saint-Jean. Die Erwähnung scheint Pelichets Behauptung, Isaac habe seine Stücke selbst geformt, zu widersprechen (Pelichet 1985/2, 45). Die wenigen Keramiken, die wir untersuchen konnten, deuten darauf hin, dass Isaac einfach feines Steingut dekorierte, das industriell hergestellt und sehr wahrscheinlich als Schrühbrand (Biscuit) von der Manufacture de poteries fines in Nyon geliefert wurde.

Was seine Verbindung zur Industrieellenfamilie Isaac von Nyon angeht, können wir nach unserem derzeitigen Kenntnisstand nur vermuten, dass Jules Frédéric Édouard vielleicht ein Sohn oder Neffe von Charles-Édouard Isaac (1851–1925) war, der die Schraubenfabrik «Jules Issac et fils S. A.» zwischen 1906 und 1916 leitete (Schweizerisches Handelsblatt [SHAB], Bd. 25, 1907, S. 439 – Nachruf auf Charles-Édouard, in: Bekanntmachung von Lausanne vom 30. Oktober 1925, 20).

Abgesehen von einem Teller mit dem Firmenemblem im Stil des Historismus (MHPN MH-2012-101), der offenbar als Werbung für das neue Atelier gedacht war, bewahrt das Schloss Nyon einen Gedenkteller (MHPN MH-2010-60) und eine Reihe von Tellern mit Papageiendekor (MHPN MH-2000-73A; MHPN MH-2000-73B; MHPN MH-2000-73C; MHPN MH-2000-73D).

Édouard Isaacs Firmenmarke (Herstellermarke, Signatur) besteht aus seinen Initialen «E I», einem Fisch und der Initiale «N» für Nyon (MHPN MH-2010-60; MHPN MH-2000-73B).

Isaacs Keramikproduktion endete vermutlich im Verlauf des Jahres 1922.

Übersetzung Stephanie Tremp

Quellen:

La presse et les annuaires vaudois, consultés sur le site Scriptorium de la Bibliothèque cantonale et universitaire de Lausanne.

La Feuille officielle suisse du commerce, consultée sur le site e-periodica.ch.

Bibliographie:

Blaettler 2017
Roland Blaettler, CERAMICA CH III/1: Vaud (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2017, 440

Pelichet 1985/2
Edgar Pelichet, Les charmantes faïences de Nyon. Nyon 1985.