Keramik der Kachelofen- und Tonwarenfabrik Kohler A.G. in CERAMICA CH
Andreas Heege, 2022
Die spätere Ofenfabrik Kohler A.G. wurde auf den 1. Juli 1898 von drei Geschäftsleuten aus Mett bzw. Biel gegründet.
Bericht “Illustrierte Schweizerische Handwerker-Zeitung” 1898, Nr. 27, 536.
Karl Kohler (aus Oberschopfheim im Grossherzogtum Baden), Karl Grimm (aus Burgdorf BE) und Fritz Keller (Ingenieur aus Oberthal BE) bildeten zusammen die Kommanditgesellschaft “Kohler, Grimm & Cie” (SHAB 16, 1898, No. 264). Als Geschäft wurde angegeben “Kachelofen- und Thonwaarenfabrik”. Die Fabrik befand sich beim Bahnhof Biel-Mett.
Im September 1898 suchte die Ofenfabrik Mitarbeiter und Rohmaterial (Braunstein): Anzeige in “Der Grütlianer” 15.7.1899 und Brief von Fritz Keller an den Louis Rollier, Professor für Stratigraphie und Paläontologie an der ETH Zürich.
Am 2. Oktober 1898 erschien eine erste Werbeanzeige im “Journal du Jura” und am 3. November 1898 auch im “Tagblatt der Stadt Biel”.
Wegen des frühzeitigen und unerwarteten Todes von Fritz Keller (4. Februar 1899, 40. Lebensjahr; Journal du Jura, Nummer 29, 4. Februar 1899; Seeländer Bote, Band 50, Nummer 15, 4. Februar 1899) wurde die Firma auf den 15. Mai 1899 in “Kohler & Grimm” umfirmiert (SHAB 17, 1899, No. 175).
Werbeanzeige “Journal du Jura” 14.9.1899.
Auf der Kantonalen Ausstellung in Thun erhielt die Firma im August 1899 für ihre Fayence-Kachelöfen eine Goldmedaille (Journal du Jura, Nummer 186, 9. August 1899), was die Firma zu einer weiteren Werbekampagne veranlasste. Als Mitbewerber erscheinen die Firma Wannenmacher & Cie in Biel (Ehrenddiplom) und A. Weber in Biel (Silbermedaille).
1905 preist die Firma in der Zeitschrift “Nebelspalter” auch Gartenfiguren an.
1906, 9. April Aus der Kommanditgesellschaft “Kohler & Grimm” wurde die “Kohler & Grimm A.G., Ofen- und Tonwarenfabrik in Mett”. Das Gesellschaftskapital betrug Fr. 140.000 in Form von 28 Namensaktien (SHAB 24, 1906, No. 158, 632).
1911, 21. Juni Karl Grimm schied aus dem Verwaltungsrat aus. Statt seiner rückte Karl Kohler, Sohn (1887-1966) nach (SHAB 29, 1911, No. 157, 1091).
1913, 4. Mai, Statutenrevision, Die bisherige Firmenbezeichnung wurde in “Kohler A.G.” abgeändert (SHAB 31, 1913, No. 173, 1256).
1918 Eine Privatganzsache zeigt die Firmenmarke “OKM” und belegt zugleich, dass die Ofenfabrik auf der Landesausstellung in Bern 1914 erfolgreich vertreten war.
Werbeanzeigen in der Zeitschrift “Heimatschutz” bzw. der “Schweizerischen Bauzeitung” belegen das Aussehen produzierter Kachelöfen in den Jahren 1920 und 1922.
Unterschiedliche Ofentypen zeigen auch die Werbeanzeigen des Jahres 1925 in der Zeitschrift “Das Werk”.
An der KABA (Kantonalbernische Ausstellung) 1924 in Burgdorf gewann die Firma eine Goldmedaille für ihre Öfen (Der BUND, 9. 10. 1924). Ein besonderer Ofen wurde nach Entwürfen von Architekt Hektor Egger aus Langenthal hergestellt (siehe Bild aus “Das Werk” 1925). Berichterstattung 1 über die KABA; Berichterstattung 2 über die KABA.
Weitere Kachelofenbilder gab es 1926 und 1927 in der “Schweizerischen Bauzeitung” bzw. in der Zeitschrift “Das Werk”.
Kacheln der Kohler A.G. tragen in dieser Zeit rückseitig Marken “Kohler Biel”, oft dazu einen Stern und eine Zahl. Frieda Lauterburg aus Langnau bemalte offenbar überwiegend Kacheln dieses Herstellers mit ihren Ofenbildern und Dekoren.
Materialsuche in der NZZ, 1942 und 1945.
Die Zeit des Zweiten Weltkrieges war vor allem durch zunehmende Materialknappheit bestimmt. Wie die Produkte oder Öfen in dieser Zeit aussahen, ist bislang nicht erforscht.
1943 stellte die Firma auch keramische Reklame-Buchstaben her. Werbeanzeige in “Der Bund”, 1.4.1943.
1966 Karl Kohler-Ritter (26.August 1887-12. Juli 1966) schied aufgrund Todes aus dem Verwaltungsrat aus (Nachruf, Bieler Tagblatt, Nummer 160, 12. Juli 1966). Nachfolger und einziges Mitglied des Verwaltungsrates wird Peter Kohler (SHAB 84, No. 287, 1966, 3880). Zu diesem Zeitpunkt bezweckte die Firma die Fabrikation und den Handel mit technischer Keramik sowie Heiz-, Industrie- und Laboröfen.
1967 Am 8. August wurde die ganze Firma ein Raub der Flammen.
1978 Wurde die Firma in Octavia AG umbenannt und der Geschäftszweck bestand neu aus dem Vertrieb von alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken (SHAB 96, 1978, No. 231, 2829). Wie lange am Standort Biel nach 1967 noch Kachelöfen gefertigt wurden, ist unklar. 1967 werden offenbar alte Lagerbestände als “Antike Kachelöfen” verkauft (NZZ, Nummer 1355, 31. März 1967).
Eine wissenschaftliche, archivbasierte Bearbeitung der Firmengeschichte und der Produkte der Bieler Kachelofenfabrik steht aus.