Arbeiten mit einer hölzernen Drehschiene in der Luzerner Keramik, um 1950/1960.
Andreas Heege, 2021
Die sogenannte “Drehschiene” ist ein typisches Arbeitsgerät des Hafners. Er benutzt sie beim Drehen der Gefässe zur Formgebung und zur Glättung der Wandung. Die Drehschiene ist grundsätzlich von den “Abdreheisen” zu unterscheiden, die man bei Gefässen im lederharten Zustand einsetzt, um Oberflächen zu glätten, Konturen zu schärfen oder Standringe abzudrehen (seit dem 16. Jahrhundert in Italien geläufig: Lightbown/Caiger-Smith 1980, 38, Picollpasso, I tre libri dell’arte del vasaio, 1548 ).
Abdrehen einer Vase mit dem Abdreheisen, Luzerner Keramik, um 1950/60.
Die Formen der Drehschienen können sehr unterschiedlich ausfallen, oft sind sie aus Holz, können jedoch auch aus Metall oder Plastik sein. Oft weisst die Drehschiene ein Loch auf, mit dessen Hilfe man sie sicherer halten und führen kann. Solche Drehschienen lassen sich seit mindestens der Mitte des 16. Jahrhunderts in Bildquellen nachweisen (Blondel 2001, 127, nach Agricola, De re metallica 1556 und Lightbown/Caiger-Smith 1980, 37, Picollpasso, I tre libri dell’arte del vasaio, 1548 ).
Drehschienen aus der Töpferei Röthlisberger, Langnau, Oberdorfstrasse, um 1900/1930.
Auf Werkstattfotos sieht man diesen Typ der Drehschiene oft an der Wand hängen, hier ein Beispiel aus Heimberg BE, um 1950.
Drehschiene aus Fredelsloh, Niedersachsen, Deutschland.
Eines der ältesten Drehschienen-Exemplare hat sich in der Zunftlade der Fredelsloher Töpfer in Niedersachsen erhalten. Es ist auf der Rückseite ins Jahr 1680 datiert. Die Vorderseite zeigt zudem eine zeittypische Blockscheibe und seitlich wohl weitere, abweichende Drehschienentypen. Eine identische Drehschiene hängt auch in einer der ältesten Töpfereidarstellungen der Schweiz an der Wand.
Entwurf für eine Glasscheiben-Oberbild von Ulrich Fisch (1613-1686), SNM LM-25731, nach Lehmann 1992, Abb. 28.
Französisch: Estèque en bois
Englisch: wooden potter’s rib
Bibliographie:
Blondel 2001
Nicole Blondel, Céramique: vocabulaire technique, Paris 2001.
Lehmann 1992
Peter Lehmann, Zwei Töpferöfen in der Winterthurer Altstadt (Berichte der Zürcher Denkmalpflege. Archäologische Monographien 12), Egg 1992.
Lightbown/Caiger-Smith 1980
Ronald Lightbown/Alan Caiger-Smith, Cipriano Piccolpasso, I tre libri dell’arte del vasaio = The three books of the potter’s art: a facsimile of the manuscript in the Victoria and Albert Museum, London, London 1980.