Andreas Heege und Andreas Kistler 2020
Adolf Gerber, Heimatort Langnau, lebte von 1859 bis 1919. Er ist der erste Hafner in seiner Familie. Adolf Gerber gründete die Töpferei in Hasle, in der Tschamerie im Jahr 1902. Wo er seine Lehre gemacht und vorher gearbeitet hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Am 17. Juli 1877 finden wir ihn als Kandidaten der Sektion Oberburg des Grütlivereins (Patriotischer Verein von Handwerksgesellen und Arbeitern) und mit der Berufsbezeichnung Hafner (Der Grütlianer 26, Nr. 57, 17.7.1877). Vermutlich war er also bei irgendeinem der Hafner von Oberburg oder Burgdorf beschäftigt.
Von seinen beiden Hafnersöhnen sollte Adolf (1879-1951) mit seiner Werkstatt in Langnau der bedeutendste werden. Der zweite Sohn Johann Friedrich (1881-1935) betrieb eine Töpferei in Grünen bei Sumiswald, Bernstrasse 3. Adolfs Tochter Ida (1897-1954) heiratete 1919 den Töpfer Franz Aebi (1894-1974), der in der Werkstatt ihres Vaters 1910 seine Lehre begonnen und anschliessend dort als Geselle gearbeitet hatte.
Nach Auskunft von Personen, die ihn noch vom Hörensagen kannten, soll Adolf Gerber “ein strenger, heftiger Mann” gewesen sein, was den Umgang mit Lehrlingen und Angestellten erschwerte. Im Betrieb sei keine Malerin gewesen. Adolf Gerber habe angeblich nur einfaches “Bauerngeschirr” ohne figürliche Bemalung hergestellt (Winter 1983, 10). Die beiden Söhne arbeiteten zunächst in der Werkstatt mit, bevor sie sich selbständig machten. Adolf Gerber, jun. hatte seit 1909 eine Werkstattgemeinschaft mit seinem Schwager Oswald Kohler (1886–1955) in Schüpbach. Er war seit dem 11. Mai 1904 mit dessen Schwester Marie Kohler (1882-?) verheiratet. Maries Vater Niklaus Kohler (1843–1927) hatte 1869 die Töpferei in Schüpbach bei Langnau gegründet. Johann Friedrich Gerber (1881–1935) arbeitete spätestens ab 1917 als Töpfer in Grünen, Gemeinde Sumiswald, denn für die Jahre 1917 und 1922 lassen sich bei ihm drei Gesellen nachweisen. Genauere Informationen zur Werkstatt fehlen, sie befand sich wohl auf dem Grundstück Bernstrasse 3.
Produkte von Adolf Gerber senior sind quasi unbekannt. Bis heute konnte nur ein einziger Teller dokumentiert und dieser Werkstatt zugeordnet werden. Da der rückseitige Blindstempel verkündet “A. GERBER U SOHN” können wir wohl davon ausgehen, dass der Teller vor dem Weggang von Adolf Gerber, jun. im Jahr 1909 entstand. Die Blindmarke entspricht formal sehr genau derjenigen, die Adolf Gerber, jun., später in Langnau führte.
Das Motiv des Tellers dürfte auf einer Zeichnung des bernischen Gewerbelehrers Paul Wyss beruhen. Dessen Vorlagen waren ausgesprochen beliebt und wurden gerne auch kopiert. So findet sich eine Umzeichnung des Zentralmotivs auch in den Archivalien der Hafnerei Röthlisberger aus Langnau. Die Umschrift lautet “Alter schützt vor Tohrheit nicht und alte Liebe rostet nicht.” 1908 war Adolf Gerber (zusammen mit seinen Söhnen?) auf der Gewerbeausstellung im Burgdorfer Technikum vertreten (Intelligenzblatt für die Stadt Bern, 10.9.1908).
Adolf Gerber starb 1919 an einem Schlaganfall und sein Schwiegersohn Franz Aebi (1894-1974) musste kurzfristig die Werkstatt im Auftrag der Witwe Marianne Gerber-Uhlmann (1860-1936) weiterführen.
Teller von Franz Aebi aus dem Jahr der Werkstattübernahme.
Bibliographie:
Engelbrecht/Gantner/Schuster 1990
Beate Engelbrecht/Theo Gantner/Meinhard Schuster, Berner Töpferei. Mensch und Handwerk, Basel 1990.
Winter 1983
Felix Winter, Töpferei Aebi Tschamerie, Feldforschungsübung des Ethnologischen Seminars der Universität Basel, SS 1983, Töpferei im Berner Oberland, Basel 1983.