Andreas Heege, 2022
Keramik von Bendicht Loder-Walder in CERAMICA CH
Keramik von Bendicht Loder-Walder für Nora Gross in CERAMICA CH
Die Familie Loder mit Heimatort Grossaffoltern, hat in der Geschichte der Töpferei im Kanton Bern, in den Orten Heimberg und Steffisburg, im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eine erhebliche Bedeutung. Zu den wichtigsten Exponenten gehören Karl Loder-Eyer (1871-1915), Bendicht Loder (1855-1909) und Emil Loder (1890-1971) sowie dessen Sohn Franz Loder (1932-2001) und seine Ehefrau Margret Loder-Rettenmund (1932- ). Für die Familie sind in Steffisburg zwei Töpfereistandorte nachgewiesen (Bernstrasse 206, Alte Bernstrasse 167) und in Heimberg ein Töpfereistandort (Bernstrasse 310.
Im folgenden soll die Geschichte der Hafnerei von Bendicht Loder (1855-1909) und seinen Kindern dargestellt werden, soweit sie aus den wenigen bekannten Archivalien erhellt werden kann.
Bendicht Loders Vater Bendicht Loder (1808–1874; Burgerrodel [BR] Grossaffoltern 1, 209) war Gemeindeschreiber in Steffisburg und Lehrer in Niederwichtrach, Wichtrach, Langnau, Affoltern, Hofwil, Röthenbach und Jaberg. Aus der zweiten Ehe von Bendicht Loder mit Anna Barbara Aeschlimann von Langnau (1825–nach1878) gingen 12 Kinder hervor (siehe Stammbaum). Von den sechs Söhnen ergriffen zwei den Beruf des Hafners: Bendicht Loder (1855–1909; BR Grossaffoltern 1, 213) und Johann Loder (1844–1894; BR Grossaffoltern 2, 107). Bendicht Loder war damit ein Onkel von Karl Loder-Eyer (1871-1915), einem der wichtigsten Steffisburger Hafner der Zeit um 1900.
Wo Bendicht Loder (1855–1909) ausgebildet wurde (bei seinem älteren Bruder Johann; 1844-1894?) und ob er eine Gesellenwanderung absolvierte, wissen wir nicht. Bendicht heiratete spätestens 1881 oder 1882 Anna Elisabeth Walder (1860-1911) aus der Hafnerfamilie Jakob Walder-Kaufmann, Heimberg, Bernstrasse, Parzelle 241. Anna Elisabeth Walder war das uneheliche Kind der unverheirateten Anna Walder (1826-1913), die die Liegenschaft (ein halbes Haus und umliegenden Hofplatz) zusammen mit ihrem taubstummen Bruder Johannes (1836-1901) beim Tod des Vaters Jakob Walder (1803-1874) geerbt hatte (siehe Stammbaum Walder). Es bleibt das Problem, dass in keinem der Handänderungsverträge zum Grundstück Bernstrasse, Parzelle 241 eine Töpferwerkstatt erwähnt wird. Es muss daher unklar bleiben, ob der Hafner Jakob Walder-Kaufmann auf diesem Grundstück nur wohnte oder auch eine eigene Werkstatt hatte. Alternativ hätte er auch irgendwo in Heimberg eingemietet gewesen sein können, z.B. in eine der beiden Töpfereien der unmittelbar nördlich benachbarten Hafnereiliegenschaft Bernstrasse 310. Es ist denkbar, aber archivalisch nicht belegt, dass die Geschwister Johannes Walder und Anna Walder die Töpferei des Vaters nach 1874 gemeinsam weiterführten und spätestens mit der Hochzeit 1881 oder 1882 auch Bendicht Loder in dieser Werkstatt mitarbeitete. Bei Abwicklung der folgenden Kauf und Verkaufsgeschäfte 1888 wurde Bendicht Loder jedenfalls als „Hafner im Heimberg“ bezeichnet.
1888 kaufte Bendicht Loder den halben Hausanteil seiner Schwiegermutter bzw. seiner Ehefrau (Grundbuch Steffisburg [GBSteff], 51, 734-736) und verkaufte ihn unmittelbar anschliessend, vermutlich um damit Geldmittel flüssig zu machen, die er für den Kauf der grösseren Hafnereiliegenschaft mit zwei Werkstätten, Heimberg, Bernstrasse 310, im Jahr 1888 einsetzen konnte (GBSteff 51, 717-719). In diesem 1805 erbauten Gebäude (Frey 2022) existierte schon vor 1815 eine Werkstatt des Hafners Peter Gerber, der in den 1840er-Jahren in die USA auswanderte. 1833 wurde das Gebäude nach Westen erweitert und vermutlich die zweite Hafnerwerkstatt eingebaut, die 1846 als „neue Hafnerwerkstatt“ erwähnt wird (GBSteff 21, 381-385). Vor Bendicht Loder hatten hier zwischen 1858 und 1880 der Hafner Christian Haueter gearbeitet. Von 1880-1888 dürften die zwei Werkstätten durch Haueters Witwe Elisabeth Heueter-Flückiger und ihren zweiten Ehemann Andreas Spahr vermietet gewesen sein. Die Liegenschaft umfasste beim Verkauf ein Wohnhaus mit zwei Hafnerwerkstätten und Scheune, „in Mauer, Rieg und Holz erbaut & mit Ziegeln gedeckt“. Dazu gehörte der Gebäudeplatz und beiliegende Wiesen und Ackerland im Umfang von 9379 Quadratmerten. Brandversicherungssumme betrug 10.300 Fr., die Grundsteuerschatzung 12.330 fr. Der Verkaufspreis betrug 13.500 Fr. Hiervon bezahlte Bendicht Loder 2587 Fr. bar, es blieb also ein erheblicher Schuldbetrag von 10.913 Fr. übrig, der mit 4% zu verzinsen war und binnen 5 Jahren getilgt werden sollte. Der spätere Erbgang im Jahr 1916 (s.u.) zeigt jedoch, dass in diesem Jahr immer noch 8.930 Fr. Schulden die Liegenschaft belasteten (GBThun Bel I 3401).
Nach dem Kauf hatte der Betrieb offenbar genug Arbeit, denn
Karl Bendicht Loder (1884-1909), der zweite Hafnersohn war bereits wenige Monate vor seinem Vater im Januar 1909 gestorben.
Nach dem Tod von Bendicht Loder (21.11.1909) ging die Liegenschaft an seine Witwe über und als diese am 13.7.1911 ebenfalls starb, gelangte der Besitz an die neun zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Kinder. Diese liessen sich die Erbschaft erst 1916 im Grundbuch eintragen (GBThun Bel I 3401, GBThun Bel I 3402). Zu diesem Zeitpunkt wird Ernst Hans Loder (1882-1958) als Hafner in Heimberg bezeichnet. Karl Bendicht Loder (1884-1909), der zweite Hafnersohn war bereits wenige Monate vor seinem Vater im Januar 1909 gestorben. Friedrich Loder (1890-?) war Hafner in Biel, seine beiden Schwestern Marie Martha Loder (1892-1917) und Marie Frieda Loder (1893-1917) waren Malerinnen/Ausmacherinnen in Heimberg. Gleiches gilt wohl auch für Mina Bertha Loder (1894-1919), die 1916 noch als Haushälterin bezeichnet wird. Eduard Rudolf Loder (1896-1971) wurde schon 1916 als „Laboratorium Arbeiter“ bezeichnet. Die drei übrigen Kinder waren noch minderjährig.
An der Weihnachtsausstellung des Kantonalen Gewerbemuseums Bern war Bendicht Loder-Walder, Heimberg, neben Karl Loder-Eyer, Steffisburg mit einer Kollektion Majolika vertreten. Ausserdem stellte die Töpfergenossenschaft Steffisburg aus (Kollektion Majolika).
Bibliographie:
Frey 2022
Jonathan Frey, Archäologische Forschungen: Töpferöfen in Heimberg, in: Keramik-Freunde der Schweiz, Bulletin 99. 2022, 13-16.