Roland Blaettler, 2019
Keramik von Louis Guex in CERAMICA CH
Arnold Louis Guex (1910-1988) wurde in Essert-Pittet geboren und wuchs in Lausanne auf. Seine Ausbildung absolvierte er an der Schweizerischen Schule für Töpferei in Chavannes-près-Renens. Laut den Recherchen des Geschichts- und Porzellanmuseums von Nyon aus den 1990er-Jahren arbeitete er anschliessend ein Jahr lang in Schaffhausen (eventuell in der Keramikfabrik Ziegler). 1931 wurde er vom bedeutenden Keramiker Paul Bonifas in Ferney-Voltaire angestellt. Guex ist mit einer Gruppe von Arbeitern, die in den verschiedenen Töpfereien von Ferney angestellt waren, auf einer mit 1932-1938 datierten Fotografie zu sehen. In der Bildlegende steht, dass er als Former bei Bonifas arbeitete (Ferney-Voltaire 1984, 270). Aufgrund der Schwierigkeiten infolge der Weltwirtschaftskrise sah sich Letzterer gezwungen, zwischen 1931 und 1932 drastisch Personal abzubauen. Vermutlich gehörte auch Guex zu den betroffenen Arbeitern – auf jeden Fall wurde er im Herbst 1932 von der Manufacture de poteries fines in Nyon angestellt. Die Einwohnerkontrolle von Nyon registrierte seinen Zuzug im September: Er kam aus Lausanne und gab als Beruf «Keramikformer» an.
An der Seite des Vorarbeiters Josué Rieben und des Leiters des Dekorationsateliers Henri Crétenet spielte Louis Guex in den 1930er-Jahren bei der Erneuerung der Produktion der Manufaktur von Nyon eine wichtige Rolle. Er kreierte neue Formen und verbesserte die Technik der Keramikherstellung mit Hilfe von Gipsformen deutlich (siehe Kapitel «Manufacture de poteries fines de Nyon S. A.»).
Louis Guex verliess die Manufaktur 1946, um sich selbstständig zu machen. Er wurde im Februar 1947 mit dem Vermerk «Atelier de céramique, rue du collège 10» in das Händlerregister der Gemeinde Nyon eingetragen (Archives communales de Nyon [ACN], Orange P-1). Ab diesem Jahr erscheint er in den Waadtländer Telefonbüchern mit der Firmenbezeichnung «Louis Guex, Céramique d’art». Im Schweizerischen Handelsamtsblatt wird sein Atelier erst am 7. Juni 1948 registriert (SHAB, Bd. 66, 1948, 1662).
Uns ist nicht bekannt, wie sein Atelier aussah. Das Gemeindearchiv gibt keine Hinweise auf Baulichkeiten und Einrichtungen, die eine amtliche Bewilligung erfordert hätten.
Guex arbeitete weiter mit Steingut und fertigte dekorative Stücke bescheidener Grösse an, die sich durch eine sorgfältige Endbearbeitung auszeichnen. Für die Herstellung seiner Keramiken verwendete er hauptsächlich das Giessverfahren in Gipsmodeln, sein grosses Fachgebiet. Die «industrielle» Vergoldung, die kein Polieren erfordert, verleiht seinen Kreationen einen besonderen Reiz (MHPN MH-2003-9; MHPN MH-2010-58; MHPN MH-2003-10; MHPN MH-1994-4; MHPN MH-1994-13; MHPN MH-2015-379; MHPN MH-2015-54; MHPN MH-2000-77; MHPN MH-2015-374; MHPN MH-FA-4640).
Seine Herstellermarke, selten gestempelt (Blindmarke) und manchmal auf Etiketten gedruckt, besteht aus dem in Fischform gezeichneten Familiennamen des Keramikers, umrandet von den Worten CÉRAMIQUE und NYON (MHPN MH-FA-4640; MHPN MH-2010-58; MHPN MH-2003-9).
Louis Guex ging 1957 in Konkurs. Laut dem Schweizerischen Handelsamtsblatt wurde der Konkurs am 2. August 1957 eröffnet und am 18. November 1958 abgeschlossen (SHAB, Band 78, 1960, 1459). Im Januar 1959 verliess er Nyon und zog nach Renens, von wo er bereits im Dezember zurückkehrte. Im Mai 1960 liess sich Guex in Lausanne nieder.
Übersetzung Stephanie Tremp
Quellen:
Archives Communales de Nyon [ACN], Orange P-1, Händlerregister
Schweizerisches Handelsamtsblatt, eingesehen auf der Website e-periodica.ch
Bibliographie:
Blaettler 2017
Roland Blaettler, CERAMICA CH III/1: Vaud (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2017, 65, 438.
Ferney-Voltaire 1984
Ferney-Voltaire. Pages d’histoire. Ferney-Voltaire/Annecy 1984.