Schüpbach BE, Hafnerei Kohler

Eine Röstiplatte Muster Alt-Langnau entsteht

Im November 2013 konnte eine Fotoserie angefertigt werden, die dokumentiert, wie in der Werkstatt Kohler in Schüpbach eine Röstiplatte mit dem Dekor Alt-Langnau versehen wird. Käthi Walter, die Keramikmalerin, absolvierte ihre Lehre Anfang der 1960er-Jahre bei Kohlers und arbeitete später auch in der Poterie Moderne in Chavannes VD bzw. bei der Firma Lanz in Gwatt BE. Ab den 1980er-Jahren arbeitete sie wieder in Teilzeit im Betrieb in Schüpbach.

Film zur Herstellung ab Minute 6:25

Der Arbeitsplatz der Keramikmalerin mit Malhörnchen, Pinseln und Kritzer. Die Ränderscheibe (Handdrehscheibe) für die Anbringung schöner konzentrischer Linien und Pinselstreifen steht links auf einem Absatz vor dem Fenster. Auf der Fensterbank Plastiktöpfe mit verschiedenen Malengoben. Auf der Ränderscheibe steht die fertig engobierte, feuchte Röstiplatte. Über einer schwarzbraunen Grundengobe wurde eine cremefarben brennende Grundengobe aufgetragen. Diese wird geritzt und mit dem Malhörnchen bemalt, bevor der Glasurauftrag und der Brand erfolgt.

Malhörnchen, Kritzer (Stifte mit Metallspitze) und “Rulos”, darüber ein fertig dekorierter, nicht glasierter Teller.

Auf der Ränderscheibe werden mit dem Bleistift (die Vorzeichnung verbrennt beim Brennen spurlos) oder dem farbigen Pinsel die ersten Einteilungen vorgezeichnet.

Mit dem “Rulo”, einem Werkzeug, das an ein Teig- oder Schneiderrädchen erinnert, wird der für die Langnauer Keramik so charakteristische “Springfederdekor” erzeugt.

Bei flachen Gefässformen verwendet man in der Malstube zum Randdurchmesser passender Sternscheiben für die Mustereinteilung.

Die Blumenmuster werden Freihand mit dem Bleistift vorskizziert. Möchte man etwas spezielles machen, kann die Keramikmalerin im Musterbuch der Werkstatt nachschauen.

Die vorgezeichneten Blumenmuster werden mit dem “Kritzer” (Stift mit Metallspitze) eingeritzt. Die Ritzung soll bis auf die dunkle Grundengobeschicht reichen, aber nicht bis auf den rotbrennenden Scherben. Die Ritzlinien begrenzen die später aufgetragenen Malhornfarben.

Vor dem Bemalen müssen überstehende Engobegrate mit einem Pinsel entfernt werden.

Mit dem Malhorn werden nicht nur Flächen ausgefüllt, sondern auch Wellenlinien und Punktreihen gemalt.

Die fertige Röstiplatte, glasiert und gebrannt.

Inschriften und Sprüche stellen besondere Anforderungen an die Keramikmalerinnen. Sie werden mit einer feinen Schlinge herausgearbeitet.

Selbst aufwendige Blumenbouquets kann eine gut ausgebildete Keramikmalerin völlig freihand vorzeichnen und ritzen. Die Einteilung der Randpartien gelingt mit einer Sternscheibe hinreichend schnell.