Seftigen BE, Töpferei Gebrüder Schneider (1948-1961)

Seftigen, Hausmattweg 5, September 2023. Die Töpferei befand sich im Gebäudeanbau (Foto Heidi Meer, Seftigen)

Keramik von Hans Schneider in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2023

Hans Schneider (1923-2006) absolvierte  von 1941 bis 1944 eine Lehre in einer nicht überlieferten Hafnerei in Steffisburg. 1945 bis 1947 verbrachte er seine Gesellenzeit bei Fritz Hausmann in Uster (Quelle: Antik und Rar). 1948 richtete er zusammen mit seiner Frau Susi auf dem Grundstück Hausmatt 5 in Seftigen eine Töpferei ein (Information seiner Enkelin Verena Peronino, Steffisburg).

 

1950-1951 werden “Schneider, Gebr., Seftigen, Hausmatt” erstmals im Ausstellungskatalog der Mustermesse in Basel (MUBA) gelistet.  Ein Eintrag im Schweizerischen Handelsamtsblatt fehlt für die Gebrüder Schneider. Hinter den “Gebr. Schneider” verbergen sich Ernst und Hans Schneider. Ernst Schneider (1922-2010) absolvierte seine Töpferlehre in Gwatt bei Thun und arbeitete anschliessend in verschiedenen Töpfereien in der Schweiz. Von 1943 bis 1946 bildete er sich an der Kunstgewerbeschule in Zürich bzw. Bern weiter (er erscheint allerdings nicht in der bernischen Schülerliste). Nach einer überstandenen Lungentuberkulose arbeitete er schliesslich in der Werkstatt seines Bruders Hans in Seftigen und später wohl auch in Steffisburg. Ab 1955 schuf er in seiner Wohnung in Thun auch Plastiken aus Ton und erhielt später auch Aufträge für Bronzefiguren (Nachruf).

Welche Produkte sich der Frühzeit in Seftigen zuordnen lassen ist unklar, jedoch führte Hans Schneider schon 1960 die auch später übliche Werkstattmarke, wie man einem Briefkopf entnehmen kann.

Kurth Dänzer an der Töpferscheibe (unbekannter Fotograf, Reproduktion Roland Dänzer)

In Seftigen bildete Hans Schneider auch Lehrlinge aus, unter anderem von 1952-1955 Kurth Dänzer (1935-2008), von dem zwei Bilder bei der Arbeit an der Töpferscheibe existieren.

Die von ihm für die Abschlussprüfung geschaffene Keramik hat sich erhalten.  Kurth Dänzer arbeitete anschliessend in der Kunstkeramik in Luzern als Dreher und von 1957 von 1959 noch einmal als Dreher bei Hans Schneider in Seftigen. Ein zweiter Lehrling war Hans Gillardi.

Mit Nutzen und Schaden auf den 1. Mai 1961 kaufte Hans Schneider-Kraft von Adolf Schweizer die ehemalige Manufaktur Wanzenried in Steffisburg, Glättemühleweg 25 (vgl. hierzu Frank 2000, 575). Hans Schneider modernisierte und renovierte den Betrieb sehr intensiv (Thuner Tagblatt 86, Nummer 275, 23. November 1962; auch GB Thun, Belege 6, No. 7226, vom 16. Oktober 1961). 1965 entfernte er die alte Tonaufbereitungsanlage, die für seinen Betrieb viel zu gross und unwirtschaftlich war (Frank 2000, 575, 578).

Umbau 1991: Thuner Tagblatt, Band 115, Nummer 38, 15. Februar 1991

Thuner Tagblatt 115, Nummer 77, 4.4.1991

1989-1992 folgte eine weitere intensive Umbaumassnahme im ehemaligen Gebäude der Majolikafabrik von Johannes Wanzenried (Thuner Tagblatt, Band 115, Nummer 38, 15. Februar 1991; Thuner Tagblatt 115, Nummer 77, 4.4.1991, vgl. Frank 2000, 575).

Hans Schneider produzierte noch 1996. Im April 1996 stellte er auf der Gewerbeausstellung Steffisburg seine Keramiken aus (Thuner Tagblatt, Band 120, Nummer 95, 24. April 1996). Seine Tochter Brigitte, verh. Peronino, stellte im Mai 1996 in Thun im Turmcafe eigene Werke aus (Thuner Tagblatt 31. Mai 1996).  Danach finden sich keine weiteren Informationen zur Keramikwerkstatt mehr in der Presse. Wann Hans Schneider seinen Betrieb vor 2006 definitiv einstellte, ist unklar.

Dank

Herzlichen Dank für die Unterstützung dieses Beitrages an Verena Peronino, Steffisburg, Andreas Kistler, Bäriswil, Heidi Meer, Seftigen und Roland Dänzer, Seftigen.

Bibliographie: 

Frank 2000
Georg Frank, “Dank dem Gewerbefleiss früherer Jahrhunderte”. Die Nutzung der Wasserkraft in der bernischen Gemeinde Steffisburg vom ausgehenden 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Thun 2000, bes. Kap. 4.16.