Vogelsang-Eymann, Clara, Keramikmalerin (1892-1984)

Clara Eymann (wohl um 1914) mit einer Vase mit bernischem Malhorndekor.

Andreas Heege mit Unterstützung von Anna Stuby, 2024

Geboren in Langenthal (∗ 11.10.1892 Langenthal, † 23.2.1984 Zürich). Die Eltern Robert und Anna Eymann-Sommer führten in der zweiten Generation den renommierten Langenthaler Gasthof «Bären».

Clara hatte zwei Schwestern. Von diesen war Lydia Eymann ( 14.6.1901 – 1.3. 1972) eine stadtbekannte Langenthaler Malerin, Karikaturistin und Persönlickeit.

Claras künstlerische Begabung im Malen wurde früh erkannt und gefördert.

 

1908 besuchte sie die Ecole d’Arts et Métiers in Lausanne und wurde von der Keramikerin Nora Gross  ausgebildet.

1912 genoss sie eine künstlerische Weiterbildung (Öl- und Landschaftsmalerei) an der Polytechnical School of Art in London.

Clara Eymann im Atelier von Ernst Linck.

Später wird sie Schülerin des Malers Ernst Linck (1874-1935) in Bern. Linck war eng mit Ferdinand Hodler (1853-1918) befreundet und bildete zusammen mit ihm einen Teil der “Berner Schule”.

Sehr früh kam Clara als Künstlerin bereits mit verschiedenen künstlerischen Grössen der damaligen Schweiz in persönlichen Kontakt (Expresskarte zu einem Gesellschaftstreffen, unterzeichnet u.a. von Ferdinand Hodler, Christian Conradin, Willy Fries und Sigismund Righini).

1915 heiratete sie den Solothurner Constanz Amanz Vogelsang, Direktor der Allgemeinen Plakatgesellschaft APG in Zürich, der selber ein grosser Kunstförderer und -freund war. Das Paar lebte in Zürich und besass dort ein Haus an der Klusstrasse. Beide pflegten den Kontakt zu zahlreichen Schweizer Künstlerinnen und Künstlern, die in Zürich immer ein offenes Haus fanden. 1925 gehört Clara zu den Mitbegründerinnen der Gesellschaft Schweizer Malerinnen, Bildhauerinnen und Keramikerinnen GSMBK, Sektion Zürich, nachdem sie wohl vorher bereits Mitglied des schweizerischen Dachverbandes der GSMB+K war. Ausserdem war sie Mitglied des Schweizerischen Werkbundes (SWB).

1915 Aus ihrem Hochzeitsjahr gibt es eine kleine Serie bemalter Koppchen und Untertassen aus Langenthaler Porzellan.

Clara Vogelsang besass zeitlebens keine eigene Werkstatt sondern arbeitete zuhause in ihrem Atelier oder in und mit den Werkstätten Wächter/Zürich bzw. Feldmeilen und Haussmann/Uster (Die Tat, 6. Oktober 1972). Nach der Heirat änderte sie Ihre Signatur auf “CVE” oder gelegentlich nur “CV”. Aus der Zeit ihrer Zusammenarbeit mit Wächter in Feldmeilen könnten drei erhaltene Keramiken stammen.

Nach einer Familientradition entstand diese unsignierte grosse Kuchenplatte in der Werkstatt Wächter und wurde von Clara Vogelsang-Eymann bemalt.

Werke nach 1915 tragen die Signatur “CVE”.

1916 zeigte sie neben dem Keramikfachlehrer J. Hermanns Keramiken im Kunstsalon Ferd. Wyss im Stadttheater in Bern (Das Werk: Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, Bd. 3, 1916; XV).

Blumentopf der Zeit um 1917, in Familienbesitz.

1917 beteiligte sie sich an der XIII. Schweizerischen Kunstausstellung in Zürich, Abteilung für angewandte Kunst (Das Werk, Bd. 4, 1917, XIX), mit einem sehr positiv besprochenen Blumen-Übertopf.

1918 erwarb das Kunstgewerbemuseum in Zürich von ihr eine “Hübsche Vase” (Schweizer Kunst = Art suisse = Arte svizzera = Swiss art 1918, 25).

1919 bemalte sie Ofenkacheln für einen neuen Kachelofen von Dr. Rickli, Langenthal, Friedhalde. Die Kacheln wurden von Hafnermeister Hünig aus Langenthal gefertigt und in der Firma Gebr. Mantel in Elgg. gebrannt (Das Werk : Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, Band 6, 1919, 92).

1924 war sie mit Keramik an der Ausstellung “Arts décoratifs” in Neuenburg beteiligt (FAN – L’express, 27. November 1924).

Aus den 1920er- oder frühen 1930er-Jahren sind bislang nur wenige signierte Keramiken bekannt.

1925 Die NZZ schrieb am 13. Oktober: “Die Räume der Kunsthalle [Bern] sind mit den Werken unserer in der Gesellschaft Schweiz. Malerinnen und Bildhauerinnen vereinigten Künstlerinnen geschmückt. Mit sicherer Hand hat die Jury Akzente von eindringlicher Kraft gesetzt… Auch in der Keramik sind große Fortschritte festzustellen. Ich erinnere nur an die schöngeformten Schalen und Teller von G. Meister-Zingg, an Clara Vogelsangs technisch vollendete Krüge und Schalen. Von Adele Schwander sind hübsche und brauchbare Tassen und Schalen da…”.

1925 Beteiligung an der Weihnachtsausstellung der bernischen Ortsgruppe des Schweizerischen Werkbundes im Gewerbemuseum Bern (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 2017, 17. Dezember 1925).

1927 stellt sie auf der grossen Ausstellung “Céramique suisse” in Genf Geschirrkeramik aus (Besprechung der Ausstellung: Der Bund, Band 78, Nummer 395, 14. September 1927 Ausgabe 02).

1927 Beteiligung an der Weihnachtsausstellung des Werkbundes im Gewerbemuseum Bern (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 2173, 16. Dezember 1927 Ausgabe 02).

1928 Ausstellung an der Saffa – Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (Berner Tagwacht, Band 36, Nummer 218, 17. September 1928).

Clara wurde Mutter von zwei Kindern, verlor jedoch bereits 1930 ihren Ehemann nach einer Tuberkuloseerkrankung. CVE, so die Signatur ihrer Werke, lebte nun ganz in ihrer künstlerischen Passion. Mit dem Auto fuhr sie auf Motivsuche und zum Malen, alleine oder mit befreundeten Malerinnen, in die nähere und weitere Umgebung des Oberaargaus. Sie unternahm aber auch längere Reisen in die Bretagne, nach Ischia, Ägypten und Tunesien. Neben vollen Skizzenbüchern entstanden in den folgenden Jahren vor allem Skizzen, Zeichnungen und Aquarelle.

Diese einfarbig glasierten Keramiken entstanden möglicherweise in den 1930er- oder 1940er-Jahren. Ob diese Stücke schon bei Haussmann in Uster gefertigt wurden, ist unklar.

1930 Auf der Weihnachtsaustellung des Werkbundes im Zürcher Kunstgewerbemuseum zeigte Clara Vogelsang-Eymann “sympathische Vasen und Schalen” (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 2350, 3. Dezember 1930 Ausgabe 03).

1932 beteiligte sie sich an der XII. Ausstellung der GSMBK in Neuchâtel und Genf (Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 43, 1986, 452).

1940 verkaufte sie neben Amata Good, Fritz Haussmann,  Margrit Linck-Daepp, Meister&Cie, Luise Meyer-Strasser,  Hanna Nencki und Berta Tappolet Keramiken auf einer Weihnachtsausstellung der Ortsgrupe Zürich des SWB (Das Werk : Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, 27, 1940, XXIV).

Tasse aus der Produktion von Haussmann/Uster, wohl nach dem 2. Weltkrieg, bemalt von Carla Vogelsang-Eymann, signiert “C.V.”.

1947 aus diesem Jahr haben sich Platten des Keramikherstellers “Noranco”  aus Pambio-Noranco bei Lugano erhalten,  die von CVE bemalt wurden.

1955 beteiligte sie sich an einer Kunstgewerbeausstellung der Schweizerischen Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen im Strau-Hoff in Zürich mit “fein bemalten Schalen und Platten” (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 3381, 8. Dezember 1955).

Ihr keramisches Spätwerk scheint vor allem Inglasurmalereien auf Fayenceglasur zu umfassen, wobei sie auch Skizzen und Bilder aus ihren Aufenthalten am Mittelmeer umsetzte. Ein leider undatierter Illustriertenbericht informiert über diese Schaffensphase.

Clara Vogelsang-Eymann beim Bemalen von Keramik.

1956 zeigte sie “moderne Keramiken” auf einer Ausstellung des Lyceumclubs Bern (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur, Band 38, 1956).

1958 finden wir Clara Vogelsang-Eyman auch als Teilnehmerin an der XXII. Ausstellung der GSMBK anlässlich der SAFFA in Zürich (Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 43, 1986, 453).

1965 werden ihre mit Küsten- und Ischia-Motiven bemalten Keramiken an der Weihnachtsausstellung im Lyceumsclub Zürich lobend hervorgehoben (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur Band 49 [i.e. 47], 1965, 4).

1970 waren Ihre Keramiken zusammen mit Aquarellen und selbstgefertigten Schmuck auf einer Ausstellung des Lyceumclubs Zürich zu sehen und wurden sehr positiv besprochen (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur, 52, 1970, 3).

1972 zu Clara Vogelsangs 80. Geburtstag erschienen verschiedene Zeitungsberichte (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur 54, 1972, 6).

Sie war eine warmherzige und wache Gastgeberin und führte in Zürich bis zu ihrem Tod 1984 ein offenes Haus für Künstlerfreunde und -freundinnen wie Bekannte aus aller Welt.

Hinweis: Verschiedene Keramiken von Clara Vogelsang-Eymann befinden sich heute im Museum Langenthal und werden in absehbarer zeit in CERAMICA CH dokumentiert.

Quellen:

Katalog zur Sonderausstellung «Frauenpower – Starke Frauen
aus dem Oberaargau» (2015/16) im Museum Langenthal;

Informationen von Anna Stuby (Enkelin von Clara Vogelsang-Eymann).