Vals, Heimatmuseum Gandahus (GhV)

Heimatmuseum Gandahus
Treua
7132 Vals
Besuch nur per Anmeldung:
Tel.: +41 (0)81 9207070

Keramik des Gandahus in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2021

Das Gandahus stellt den ältesten Typus des Valser Holzhauses dar und ist als solcher, allerdings 1945 umgesetzt und 1947 als Heimatmuseum eröffnet, weitgehend erhalten geblieben. Im historischen Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert und dem benachbart aufgestellten Zerfreila-Spicherli (1779) beherbergt das Museum eine heimatkundliche Sammlung zur Kulturgeschichte der Walser im Valsertal. Präsentiert werden Exponate zu den Themen Möbel, Hausrat und Keramik, Jagd und Textilien. Religion und Brauchtum werden anhand von historischen Objekten aus dem Tal ebenso vorgestellt wie die alpine Landwirtschaft und verschiedenes Handwerk.

Insgesamt konnten 37 Keramiken, Heiligenfiguren und Weihwasserbecken dokumentiert werden: 21 Gefässe und Objekte aus Irdenware, 6 Stücke aus Steingut und 10 Objekte bzw. Gefässe aus Porzellan. Alle diese Objekte wurden erst ab 1990 gesammelt, was vermutlich die Zusammensetzung des Keramikinventars erklärt. Zwischen 1946 und 1989 kamen überwiegend hölzerne oder metallene Gerätschaften und Textilien in die Sammlung des Museums.

Bei den Irdenwaren finden sich einige wenige Stücke, die im späten 19. Jahrhundert in Berneck SG entstanden sind.

Typisch ist auch das Vorkommen von Milchtöpfen, die aus der Genferseeregion bzw. der französischen Haute Savoie nach Graubünden importiert wurden. Sie datieren in die Zeit nach 1900.

Ein einzelner Flachdeckel könnte nach Form und Machart auch in einer Töpferei in Graubünden entstanden sein.

Manganglasiertes Geschirr ist nur mit einem einzigen Milchtopf mit Deckel, einer typischen Steingut- oder Fayenceform vertreten. Leider ist das Stück nicht gemarkt. Es dürfte aber aus einer der Manufakturen am Zürichsee stammen.

In die Zeit ab etwa 1930 dürfte eine grössere Anzahl an Geschirren gehören, die aufgrund einer feinen Grundengobe “rosafarben” erscheinen. Meist tragen die Stücke einen Pinseldekor, es kommen aber auch Schablonendekore vor. In der Regel fehlt eine Herstellermarke.

Aufgrund eines charakteristischen Blumendekors, der mit einem Gummistempel aufgebracht wurde, kann eine Schüssel der Landert-Keramik aus Embrach im Kanton Zürich zugeordnet werden.

Beim Steingut fanden sich Stücke aus Hornberg (Gebrüder Horn, Steingutfabrik bzw. Steingutfabrik Hornberg AG, um 1900-1920) und aus Sarreguemines (Utzschneider & Cie).

Das Haushaltswarengeschäft G. Kiefer & Cie. (1849-1982) aus Basel lies um 1910/1920 Steingut mit seiner Marke in Staffordshire, Stoke-on-Trent, Burslem bei Royal Doulton fertigen.

Eine kleine Steingut-Dose aus Italien (Fabriano oder Pesaro?) wurde in Flechtwerktechnik hergestellt. Der zugehörige Steckdeckel trägt Blüten- und Blättchen-Auflagen und farbige Pinselbemalung. Die Dose entstand im frühen 20. Jahrhundert und wurde von einem Bürger aus Vals dem Museum geschenkt.

Eine besonders schön bemalte Porzellanterrine aus dem frühen 19. Jahrhundert ist leider ungemarkt. Sie wurde möglicherweise in Frankreich hergestellt.

Aus der Porzellanfabrik Carl Tielsch & Co. in Waldenburg-Altwasser (heute Stary Zdrój, Woiwodschaft Niederschlesien), stammt ein typisch verziertes und mit einem Spruch versehenes Tablett der 1920er-Jahre.

Da Vals zu den katholischen Gemeinden Graubündens gehört finden sich auch entsprechende Devotionalien in der Museumssammlung.

Die enge religiöse Verbindung zum Kloster Einsiedeln spiegelt sich auch in den vorhanden kleinen Madonnenfiguren.

Eine Besonderheit aus der Gemeinde Vals sind vier Totenkästchen (Totachaschtli) mit Papierblumen und betenden Engeln aus Porzellan. Diese wurden von der Patin/dem Paten der Familie zum Gedenken an früh verstorbene Kinder geschenkt. Die vier Kästchen für vier Kinder einer Familie aus den Jahren 1905, 1906 und 1913 dokumentieren auch eindrucksvoll die hohe Kindersterblichkeit noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Dank

Die CERAMICA-Stiftung dankt den Verantwortlichen für das Museum, allen voran Markus Jörger, sehr herzlich für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Möglichkeit der Dokumentation.

Bibliographie:

Jörger 1945
Johann Benedikt Jörger, Das “Gandahus” in Vals, in: Heimatschutz. Zeitschrift der Schweizer. Vereinigung für Heimatschutz, 1945, 125-128.

Jörger 1954
Johann Benedikt Jörger, Das “Gandahus” in Vals, in: Bündner Monatsblatt, Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur, 1954, 30-35.

Tönz 1976
Lydia Tönz, Das “Gandahus” – ein Heimatmuseum in Vals, in: Jahresbericht der Walservereinigung, 1976, 8-13.