Tintengeschirr nach Winterthurer Vorbild, Hafnerei Keiser, Zug. Privatbesitz Schweiz.
Andreas Heege, 2025
Die Hafnerei Keiser in Zug stand seit 1856 an der Arther Strasse 28. Vorher hatte dort, neben der städtischen Ziegelhütte, schon der Hafner Michael Schell mit zwei Arbeitern Keramik und wohl auch Kachelöfen hergestellt (alle Informationen im Folgenden nach Schnyder/Felber/Keller u.a. 1997). Die Geschichte der Hafnerei und der Hafnerfamilie ist sehr gut dokumentiert und aufgearbeitet. Es fehlt jedoch eine kritische Dokumentation der noch vorhandenen Öfen und der Geschirrkeramik (vor allem Breitrandteller und Tintengeschirre als Dekorationsstücke im Stil von Winterthur – immer ohne Marke oder Signatur!).
Die Hafner Josef Keiser (1827-1890) und sein Sohn Josef Anton Keiser (1859-1923) führten die Werkstatt, in der bereits in den Anfängen bemalte Kachelöfen hergestellt wurden. Josef Keiser hatte einen Bruder Ludwig (1816-1890), der ein bedeutender Bildhauer und Keramiker des Historismus war. Die Bedeutung der Werkstatt Keiser liegt jedoch vor allem im Werk von Josef Anton Keiser und seiner Ehefrau Elisabeth Keiser-Meier (1866-1938), die als befähigte Ofenmalerin für die Dekoration zahlreicher Keiseröfen zuständig war. Diese war bei Hanhart in Winterthur als Keramikmalerin ausgebildet worden. Die Werkstatt arbeitete auch nach dem Tod von Josef Anton 1923 unter ihrer Leitung als „Josef Keisers Erben“ bis 1938 weiter und wurde dann in ein bis 1972 existierendes Fliesengeschäft umgewandelt.
Keiser galt um 1900 als der beste Historismus-Kachelofenbauer in der Schweiz, vor allem, wenn es um Kopien nach alten Vorbildern ging (Winterthurer, Steckborner und Zürcher Kachelöfen). Dies spiegelt sich auch in seinen Aufträgen z.B. für das Schweizerische Landesmuseum in Zürich unter seinem Gründungsdirektor Heinrich Angst (Messerli Bolliger 1989). Eines seiner Frühwerke aus dem Jahr 1884 hat sich erhalten.
Ausserdem durfte Keiser in den folgenden Jahren zahlreiche Auslandsaufträge ausführen, u.a. 1908 für das Historismusschloss des rumänischen Königs in Sinaia (Schnyder/Felber/Keller u.a. 1997, 9). Hierfür fertigte er eine Kopie des Seidenhofofens von 1620, der heute im Schweizerischen Nationalmuseum steht. Die Kopie des Ofens (allerdings nur mit einem Ofensitz) steht heute noch in Sinaia, das zugehörige Ofenmodell (Schnyder/Felber/Keller u.a. 1997, 84 Kat. 5.10) verwahrt die Sammlung Burg Zug.
Warum Keiser eine zweite Kopie des Ofens anfertigte (heute zerlegt in der Kachelsammlung der bernischen Denkmalpflege in Hofwil, ursprünglich in Schloss Jegenstorf, nicht aufgebaut), ist nicht klar (Brennpunkt 2013, 78).
Die Hafner Keiser arbeiteten eng mit anderen Kachelofenbauern ihrer Zeit zusammen, wobei vor allem die Zusammenarbeit mit dem Basler Hafner Eduard Schaerer (1858-1934) hervorzuheben ist (Higy 1999).
Keiser-Öfen im Ital-Reding-Haus in Schwyz, bestellt 1893 und 1897.
Keiser-Kachelofen für Stiftskaplan Carl Lang zu St. Leodegar Luzern, bestellt 1909, geliefert 1912, 1600 Fr.
Keiser-Kachelofen nach einem Steckborner Ofen von 1749, 1911 von den Kölner Architekten Mewes & Bischoff für das Haus des Hamburger Bankiers Warburg in Hamburg-Blankenese bestellt. Heute Ofenmuseum Velten, bei Berlin.
Keiser-Kachelofen mit deutschen Blumen (nach Strassburger oder Berner Vorbild), undatiert, Standort Cham bei Zug.
Keiser-Kachelofen nach Zürcher Vorbild, 1928 für die Villa Hotz, Zug, von Elisabeth Keiser-Meier bemalt. 1928 für 2000.- Fr. bestellt.
Keiser-Kachelofen nach Winterthurer Vorbild für die Villa Hotz in Zug, 1930 von Elisabeth Keiser-Meier bemalt. 1927 für 2000.- Fr. bestellt.
Bibliographie zur Hafnerei Keiser:
Brennpunkt 2013
Schloss Jegenstorf (Hrsg.), Im Brennpunkt – die Sammlung historischer Kachelöfen Schloss Jegenstorf, Jegenstorf 2013.
Frei 1931
Karl Frei, Zuger Keramik II., in: Zuger Neujahrsblatt, 1931, 62-66.
Higy 1999
Walter Higy, Im Banne des Ofens. Der Ofensetzer Eduard Schaerer und das Hafnerhandwerk in der Stadt Basel, Basel 1999.
Keller/Tobler/Dittli 2002
Rolf Keller/Mathilde Tobler/Beat Dittli, Museum in der Burg Zug. Bau, Sammlung, ausgewählte Objekte, Zug 2002.
Messerli Bolliger 1989
Barbara E. Messerli Bolliger, Arbeiten der Hafnerei Keiser für den Gründungsbau des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich, in: Zuger Neujahrsblatt, 1989, 65-84.
Messerli Bolliger 1989
Barbara E. Messerli Bolliger, Grünglasierte Reliefkacheln aus Winterthur (Schweiz), in: Joachim Naumann, Die Keramik vom Niederrhein und ihr internationales Umfeld. Internationales Keramik-Symposium in Duisburg, Düsseldorf und Neuss 1988 (Beiträge zur Keramik 3), Düsseldorf 1989, 78-82.
Messerli Bolliger 1994
Barbara E. Messerli Bolliger, Die ersten Arbeiten von Josef Anton Keiser (1859-1923): Skizzen, Zeichnungen, Kacheln und Öfen, in: Keramos 144, 1994, 25-36.
Schnyder/Felber/Keller u.a. 1997
Rudolf Schnyder/Friederike Felber/Rolf Keller u.a., Die Entdeckung der Stile. Die Hafnerei Keiser in Zug 1856-1938. Ausstellung vom 10. November 1996 bis 1. Juni 1997, Museum in der Burg Zug, in: Keramik-Freunde der Schweiz Mitteilungsblatt 109/110, 1997, 7-57.