Andreas Heege, Andreas Kistler 2021
Johann Friedrich Gerber (1881–1935) war der zweite Sohn des Hafners Adolf Gerber, Heimatort Langnau (1859–1919). Dieser gründete 1902 die Töpferei in Hasle, in der Tschamerie. Wo Johann Friedrich seine Lehre machte, ist nicht bekannt. Johann Friedrichs Bruder war der Hafner Adolf Gerber (1879-1951), der seit 1911 seine Werkstatt in Langnau hatte und dort zusammen mit dem Kunstgewerbelehrer Paul Wyss erfolgreich das „Alt-Langnauer-Geschirr“ neu entwickelte (Aeschlimann 1928, 18-19). Johann Friedrich Gerber war verheiratet mit Rosa Tschanz (1883-1966), die aufgrund ihres Familiennamens möglicherweise aus einer der Hafnerfamilien Heimbergs stammen dürfte (vgl. Buchs 1988; genealogisch aber noch nicht überprüft). Die Ehe blieb ohne Kinder.
Johann Friedrich Gerber arbeitete spätestens ab 1917 als selbständiger Töpfer in Grünen, Gemeinde Sumiswald, denn für die Jahre 1917 und 1922 lassen sich bei ihm drei Gesellen nachweisen. Genauere Informationen zur Lage und Geschichte der Werkstatt fehlen, jedoch gibt es erste Hinweise, dass sie auf dem Grundstück Bernstrasse 3 gelegen habe (Dank an Dieter Sigrist).
Produkte von Johann Friedrich Gerber sind weitgehend unbekannt. Bis heute konnten nur zwei Teller und ein Tabaktopf (alle Privatbesitz) dieser Werkstatt zugeordnet werden. Beide Teller tragen rückseitige Pinselmarken. Ein Teller aus dem Jahr 1932 ist beschriftet mit „F.G. Grünen“ und zeigt vorderseitig das Schloss Trachselwald, einen wichtigen bernischen Landvogteisitz.
Aufgrund dieser Signatur dürfte auch ein weiterer mit „Sumiswald F.G.“ beschrifteter Teller aus der Werkstatt von Friedrich Gerber stammen. Das Motiv des Tellers könnte auf einer Zeichnung des bernischen Gewerbelehrers Paul Wyss beruhen. Die Umschrift lautet „Si möge säge was sie wie u. spotte, s’isch mir einerlei, I’liebe notti hin u. her, mi liebe alte Bärner Bär“ (Alte bernische Volksmelodie D’r Bärner-Bär, Melodie von Oskar Friedrich Schmalz [Bruder des Keramikers C.A.Schmalz], Gedicht von Gottfried Strasser, 1854–1912; veröffentlicht „Bi üs im Bärnerland, Heft II).
Besonders hübsch ist ein kleiner, ebenfalls mit “FG” und “Sumiswald” signierter Tabaktopf.
In Privatbesitz fand sich 2021 ein weiterer Teller, der wohl aus dieser Werkstatt stammen dürfte. Er ist “Grünen” signiert.