Keramiken in der École d’arts appliqués, La Chaux-de-Fonds
Arbeiten von Anna Müller in CERAMICA CH
Anna Müller (1892-1968) war die Tochter des Pfarrers Bernhard Müller (1860-1935) und seiner Frau Anna Müller-Gerber (1863-1931) aus Grosshöchstetten BE (Nachruf Der BUND 5.7.1968). Vom Wintersemester 1911/1912 bis zum Wintersemester 1913/1914 wurde sie an der Keramischen Fachschule in Bern als Porzellanmalerin bzw. Keramikerin ausgebildet (Messerli 2017, 70-71 und Schülerlisten). Dabei lernte sie u.a. Frieda Lauterburg, Elisabeth Strasser, Adolf Schweizer und Hans-Rudolf Wittwer kennen, der später als Keramikmaler auch für die DESA in Steffisburg, Emil Loder in Luzern bzw. bei der Ziegler’schen Tonwarenfabrik in Schaffhausen arbeitete und malte.
Bereits im Januar 1911 zeigte Anna Müller zusammen mit Oswald Kohler (Schüpbach), Adolf Gerber-Kohler (damals noch Schüpbach) und Johann Röthlisberger (Langnau) Keramiken, die im Rahmen eines von Paul Wyss geleiteten Töpferkurses des Handwerkervereins Langnau entstanden waren (Der Bund 18.1.1911). Der Ausstellungsort war die «Kunstindustrie-Ausstellung des Kantonalen Gewerbemuseums in Bern».
Ausstellungsfoto Landesausstellung Zürich 1914 (Conradin 1914).
Ausstellungsbesprechung zur Landesausstellung in der Zeitung Der Bund 9.10.1914.
1914 stellte Anna Müller zusammen mit Adolf Gerber, Johannes Röthlisberger und Frieda Lauterburg auf der Landesausstellung in Zürich aus. Vermutlich arbeitete sie zu diesem Zeitpunkt auch in der Werkstatt Gerber in Langnau.
Terrine im Stil Alt-Langnau” von Adolf Gerber, Langnau, signiert “AM”, was als Anna Müller aufgelöst werden kann. Foto Andreas Heege, heutiger Standort unbekannt.
Set von Vorratsdosen signiert “AM”, möglicherweise in der Werkstatt von Adolf Gerber in Langnau entstanden.
Der Entwurf zu den Vorratsdosen fand sich im Werkstattnachlass von Adolf Gerber.
Arbeiten von Anna Müller vor 1916, in Franziska Anner, Die kunstgewerbliche Arbeit der Frau in der Schweiz, Chur 1916, Taf. 41. Der Einfluss des Bernischen Kunstgewerbelehrers Paul Wyss ist unverkennbar.
1916 wurden ihre keramischen Arbeiten durch Franziska Anner in der Publikation “Die kunstgewerbliche Arbeit der Frau in der Schweiz” gewürdigt (Anner 1916; Besprechung in der NZZ 31. Juli 1917). Für Teile der 1916 gezeigten Keramiken (u.a. die Fruchtschale auf hohem Fuss, fanden sich Transparent-Umzeichnungen im archivalischen Nachlass der Hafnerei Röthlisberger in Langnau. Hat Anna Müller also zeitweise auch dort gearbeitet?
Nach diesem Datum gibt es keine Anhaltspunkte mehr für weitere keramische Arbeiten oder Ausstellungen. Beim Tod der Mutter wird 1931 als Aufenthaltsort St. Stephan BE angegeben. Beim Tod des Vaters 1935 Burgdorf BE. Das wird verständlich, wenn man bedenkt, dass sie 1932 Leiterin des Greisenasyls Burgdorf wurde (Der BUND 19.12.1931).
Nachruf 1968.
1948-1957 leitete sie ein Alten- und Pflegeheim in Laupen BE und von 1957 bis 1965 arbeitete sie in einer Buchhandlung in Interlaken BE, bevor sie in ihren letzten Lebensjahren nach Grosshöchstetten zurückkehrte (Nachruf im BUND 5.7.1968).
Bibliographie:
Anner 1916
Franziska Anner, Die kunstgewerbliche Arbeit der Frau in der Schweiz, Chur 1916.
Conradin 1914
Christian Conradin, Der Bazar im Dörfli, in: Heimatschutz. Zeitschrift der Schweizer. Vereinigung für Heimatschutz 9, 1914, Heft 6, 89-98.
Messerli 2017
Christoph Messerli, 100 Jahre Berner Keramik. Von der Tuner Majolika bis zum künstlerischen Werk von Margrit Linck-Daepp (1987-1983). Hochschulschrift (Datenträger CD-ROM), Bern 2017, bes. 70-71.