Irdenware

Irdenwareflasche mit Henkel, sparsame gelbe Glasur auf der Schulter und im Inneren.

Als Irdenware wird jede reduzierend oder oxidierend gebrannte (uneinheitliche, graue, rote, gelbe, beige, weisse), kalkhaltige oder kalkarme Keramiksorte eingestuft, deren meist unterschiedlich stark und fein oder grob gemagerter Scherben beim Brand offenporig, d. h. wasserdurchlässig bleibt, weil die Brenntemperatur in der Regel 800 bis 1000 °C nicht übersteigt. Bei dieser Temperatur wird die Tonmatrix irreversibel chemisch verändert, der Ton schmilzt jedoch noch nicht. Aus diesem Grund sind die meisten holozänen, d. h. nacheiszeitlichen Tone, die in der Schweiz, Süddeutschland und Österreich vorkommen, nach einer entsprechenden Aufbereitung bzw. Homogenisierung für die Herstellung von Irdenware oder Ofenkeramik geeignet. Besonders kalkarme Tone mit eine hohen Magerungsanteil eignen sich besonders zur Herstellung von temperaturwechselbeständigem Kochgeschirr, das unmittelbar an oder in das Feuer gestellt werden kann.

Die weitere Einteilung der Irdenware erfolgt normalerweise auf der Basis der Brennatmosphäre, des Fehlens oder Vorhandenseins von Glasur (innen, aussen, beidseitig, Farbigkeit) oder von Grundengoben (weiss, rot, dunkel/schwarz, beige oder rosa, hellblau, grün) und diverser Dekortechniken (Engobe-, Malhorn-, Schablonen-, Pinsel-, Ritz-, Stempel-, Rollstempeldekor) sowie deren Kombinationen.

Glasierte Irdenware: Irdenware mit einer transparenten Bleiglasur, die oft grün oder gelb gefärbt und ein- oder beidseitig aufgetragen sein kann.

Engobierte Irdenware: Irdenware, die mit einer weissen, roten, rosafarbigen, dunkelbraunen, grünen oder blauen Engobe grundiert ist (Grundengobe) und weiss oder farbig mit Malengoben unter der Glasur bemalt sein kann. Die Engobe kann ein- oder beidseitig aufgetragen sein und kann auf beiden Seiten auch von unterschiedlicher Farbe sein (weiss-rot, schwarz-rot, schwarz-weiss, rot-orange, etc.). In der Regel findet nur ein Glattbrand statt (einstufiges Brennverfahren).

Frz.: terre cuite

Engl.: earthenware

Bibliographie:

Blondel 2001
Nicole Blondel, Céramique, vocabulaire technique, Paris 2014, 30-47.