Schüssel mit Grifflappen nach Langnauer Vorbild, gestaltet von Adèle Schwander, ausgeführt von Bendicht Loder-Walder, 1908. Privatbesitz Schweiz, Foto Christoph Messerli (Messerli 2009, Abb. 80).
Keramik von Adèle Luise Schwander, in CERAMICA CH
Andreas Heege, 2023
Adèle Luise Schwander wurde am 21. Mai 1880 geboren. Ihre Eltern waren vermutlich der Kirchberger Kolonialwarenhändler Johann Gottfried Schwander und Adele Schwander-Landsmann. Sie starb am 4. Januar 1949. Sie war Bürgerin von Aarberg BE und wirkte als Kunstgewerblerin und Malerin (vgl. Messerli-Bolliger 1988, S. 47, Anmerkung 34 und 35). Schwander zählte zu den ersten Schülerinnen der Keramischen Fachschule Bern (nachweisbar in der Schülerliste WS 1910/11, Kunstgewerbe, aber bereits vorher im kunstgewerblichen Praktikum bei Lehrer Huttenlocher). In diesem Semester traf sie auf Frieda Lauterburg, Emil Loder und Elisabeth Strasser (Messerli 2009, Schülerliste) . Aufgrund eines Artikels aus dem Jahr 1906 ist davon auszugehen, dass Adèle Schwander auch Elisabeth Eberhardt gekannt hat, die in ihrer Frühphase ganz ähnlich dekoriert hat (Messerli 2009, 72 Anm. 281).
Sie schöpfte ihre Kreativität, wie Frieda Lauterburg (1877- 1943) aus Langnau und Anna Müller (1892-1968) aus Grosshöchstetten aus dem reichen Dekor- und Formenschatz der traditionellen Langnauer und Heimberger Keramik des 18. und 19. Jahrhunderts.
Schweizerische Technikerzeitung 1906.
Es verblüfft daher nicht, wenn Teile ihrer Arbeiten bereits 1906 in einer Druckbeilage der Schweizerischen Techniker-Zeitung als “Neue Bauernmajolika” bezeichnet wurden.
1905 In der Presse begegnet sie ein erstes Mal im Zusammenhang mit der Weihnachtsausstellung des Gewerbemuseums in Bern, allerdings zeigt sie dort 1905 Lederarbeiten und keine Keramik (Der Bund, Band 56, Nummer 603, 21. Dezember 1905 Ausgabe 02)
Der Bund, Band 59, Nummer 148, 27. März 1908 Ausgabe 02, identisch Bieler Tagblatt, Nummer 75, 28. März 1908 und Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern, Band 55, Nummer 27, 1. April 1908.
Tagblatt der Stadt Thun, Band 32, Nummer 63, 14. März 1908
1908: Als „Kunstschülerin der Keramischen Fachschule Bern“ wurde ihr „Heimberger Geschirr“ im März 1908 im Kantonalen Gewerbemuseum Bern ausgestellt (Tschabold 1969, 25). Die Besprechung im Thuner Tagblatt war überaus positiv.
Keramik von Adele Schwander und Bendicht Loder-Walder in der Sammlung Stiftung Schloss Thun.
Keramik von Adèle Schwander, hergestellt in der Werkstatt von Bendicht Loder-Walder, Heimberg.
Der Bund, Band 61, Nummer 224, 15. Mai 1910.
1910 Vermutlich konnte Adèle Schwander von ihren kunsthandwerklichen Arbeiten nicht leben, denn im Mai 1910 warb sie um Schüler für Öl-, Aquarell- und Pastellmalerei. Zu diesem Zeitpunkt war sie in Bern, Junkerngasse 37 wohnhaft.
1910 An der Ausstellung “Kunstindustrien im Kanton Bern” im Gewerbemuseum im Dezember 1910 nahm Adèle Schwander mit Stick- und Näharbeiten teil (Intelligenzblatt für die Stadt Bern, 15. Dezember 1910; auch Der Bund, Band 62, Nummer 29, 18. Januar 1911 Ausgabe 02).
Der Bund, Band 75, Nummer 334, 8. August 1924.
1924 In der Presse erscheint Adèle Schwander erst wieder 1924. Sie beteiligte sich an der “Kantonalbernischen Ausstellung für Gewerbe und Industrie” (KABA) in Burgdorf mit Keramik, die aber in den Pressenotizen nicht genauer beschrieben, sondern nur anerkennend erwähnt wird. Möglicherweise befasste sie sich mit Porzellanmalerei. In diese Richtung deuten vielleicht auch ein weitere Berichte:
Der Bund, Band 75, Nummer 337, 10. August 1924.
Das Bieler Tagblatt (Bieler Tagblatt, Nummer 199, 26. August 1924) schrieb von einem “rassigen Kinderservice”. Der BUND berichtete im September: “… Welche Wunderdinge birgt doch der Zierschrank hinter seinen Glasfenstern: Täßchen, Krüge, Vasen, Porzellanfiguren in den apartesten Formen, kunstvoll bemalt von Marie Nil, Selma Robin , R. Hänni, Adele Schwander, Grety Sutter u. a. Das Terrakotta-Kinderköpfchen von Margaritha Mermuth spricht zu jedem Mutterherzen…”. (Der Bund, Band 75, Nummer 392, 14. September 1924).
1924 Im November berichtete der BUND über eine Ausstellung kunstgewerblicher Arbeiten in Bern (Der Bund, Band 75, Nummer 502, 23. November 1924):”…die Porzellane und Fayencen von Adele Schwander besitzen die habliche, gefällige Einfachheit des Heimatschutzes …”.
1925 Die NZZ schrieb am 13. Oktober: “Die Räume der Kunsthalle [Bern] sind mit den Werken unserer in der Gesellschaft Schweiz. Malerinnen und Bildhauerinnen vereinigten Künstlerinnen geschmückt. Mit sicherer Hand hat die Jury Akzente von eindringlicher Kraft gesetzt… Auch in der Keramik sind große Fortschritte festzustellen. Ich erinnere nur an die schöngeformten Schalen und Teller von G. Meister-Zingg, an Clara Vogelsangs technisch vollendete Krüge und Schalen. Von Adele Schwander sind hübsche und brauchbare Tassen und Schalen da…”
Zwischen 1925 und 1949 schweigen die Quellen.
1949, 4. Januar, die ledige Adèle Louise Schwander verstarb in Münsingen (Der Bund, Band 100, Nummer 22, 14. Januar 1949). Es fand sich kein Nachruf.
Bibliographie:
Messerli 2009
Christoph Messerli, Von der Souvenir- zur Studiokeramik. Die Berner Keramik im 19. und 20. Jahrhundert. Lizentiatsarbeit, Institut für Kunstgeschichte des Universität Bern, Bern 2009, bes. 71-73.
Messerli-Bolliger 1988
Barbara E. Messerli-Bolliger, Die Lenzburger Keramikerin Elisabeth Eberhardt 1875-1966, in: Lenzburger Neujahrsbläter 59, 1988, 20-81.
Tschabold 1969
Alfred Tschabold, 100 Jahre Gewerbemuseum in Bern. Zeittafel zu seiner Geschichte 1869 bis 1969, Bern 1969.