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Montreux, Historisches Museum (MM)

Musée de Montreux (MM)
Rue de la Gare 40
1820 Montreux

Die Keramiksammlung in CERAMICA CH

Roland Blaettler 2019

Um 1870 erwachte im Kanton Waadt ein neues Interesse für die Vergangenheit, das hauptsächlich durch die Restaurierung der Kathedrale von Lausanne, die Bildung einer Denkmalpflegekommission sowie der Vereinigung zur Restaurierung von Schloss Chillon genährt wurde. Dies war denn auch der Nährboden für eine Gruppe von Notabeln aus Montreux um den Bankier Julien Dubochet, die für die Schaffung einer Gesellschaft für die «Förderung der öffentlichen Bildung in Montreux» zusammenkam.

Die Société du Musée de Montreux wurde 1874 gegründet; gleichzeitig entstanden auch das Wissenschaftsmuseum und die wissenschaftliche Bibliothek. Die Sammlungen, die in erster Linie als Unterstützung für den Unterricht an der Sekundarstufe gedacht waren, wurden in einer ersten Zeit in den Bereichen Naturwissenschaften und Archäologie aufgebaut. Sie wurden unter der Aufsicht eines Konservators und eines Bibliothekars zunächst in den Räumen des Gymnasiums Vernex und ab 1896 im neuen Gymnasium Châtelard aufbewahrt.

1904 wurde eine Stelle als Konservator für das «Alte Montreux» geschaffen. Dieser Akt markierte die Umwandlung des Wissenschaftsmuseum in ein Historisches Museum, die infolge einer steten Zunahme der Objekte und Dokumente erfolgte, welche die lokale Vergangenheit mit ihren vielfältigen Ausprägungen illustrierten.

Bestrebt, geeignete Räumlichkeiten für die Aufbewahrung ihrer Sammlungen zu finden, erwarb die Vereinigung 1914 zwei Winzerhäuser aus dem 17. Jahrhundert am Rande der Altstadt, im früheren Dorf Sâles. Mit der allgemeinen Mobilmachung von 1914–1918 wurde das Museumsprojekt vorübergehend auf Eis gelegt. Das Musée du Vieux-Montreux wurde schliesslich im August 1920 in seinen neuen Mauern eingeweiht.

Das Gebäude wurde zwischen 1988 und 1991 aufwändig restauriert. 2003 wurde das Musée du Vieux-Montreux in Musée de Montreux umbenannt. Die Institution wird vom Verein Société du Musée de Montreux verwaltet, der auch Eigentümer der Gebäude ist.

Keramik ist in den Beständen des Museums nur wenig vertreten. Es handelt sich zumeist um Gebrauchsgegenstände aus engobierter Irdenware vom Ende des 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhundert s (Typ «Engobierte Irdenware der Genferseeregion»), Gedenkobjekte in Zusammenhang mit dem lokalen Vereinsleben oder einige Beispiele mit Ansichten der Region.

Übersetzung Stephanie Tremp

Morges, Museum Alexis Forel (MAF)

Musée Alexis Forel, Morges (MAF)
Grand-Rue 54
1110 Morges

Die Keramiksammlung in CERAMICA CH

Roland Blaettler, 2019

Alexis Forel (1852–1922) stammte aus einer Familie berühmter Wissenschaftler. Er wurde zunächst als Chemiker ausgebildet, bevor er in den 1880er-Jahren nach Paris zog, um sich künstlerisch zu betätigen. Er befasste sich intensiv mit der Technik der Radierung und stellte in den Pariser Salons aus. Ab 1887 zwang ihn seine angeschlagene Gesundheit, die Ausübung seiner Kunst aufzugeben. Er widmete sich fortan der Kunstkritik und dem Ausbau seiner Sammlungen von Stichen und Kunstgegenständen, eine Leidenschaft, die er mit seiner Frau Emmeline (1860–1957) teilte, die ihrerseits malte und zeichnete. Um den Fortbestand ihrer Sammlungen zu sichern und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen, war das Ehepaar schon früh darum bemüht, einen geeigneten und würdigen Ort für ihre gesammelten Kunstwerke zu finden. Mit diesem Hintergedanken schloss sich Alexis 1911 den Gründern der Société du Musée romand an (siehe Kapitel «Château de La Sarraz»), wurde ihr erster Präsident und seine Sammlung war der zukünftigen Institution versprochen. Im März 1916 jedoch zog sich Forel, «besorgt über die finanzielle Zukunft der Gesellschaft», vollständig aus dem Projekt zurück (Feuille d’avis de Lausanne vom 16. März 1916, S. 8, und vom 8. September 1916, S. 20).

Nachdem die Forels mehrere mögliche Standorte für ihr künstlerisches Erbe in Betracht gezogen hatten, fiel ihre Wahl auf das ehemalige Haus Blanchenay, ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert im Herzen der Altstadt von Morges, in dem die Vereinigung Vieux-Morges seit 1917 einen Raum gemietet hatte. Sie kauften das Gebäude im Jahr 1918, restaurierten es und liessen sich dort nieder, umgeben von ihren Sammlungen und denen der Gesellschaft Vieux-Morges.

Im Februar 1918 trat Emmeline dem Vorstand der Société du Vieux-Morges bei, während Alexis zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde (Feuille d’avis de Lausanne vom 26. Februar 1918, S. 12). Die im Dezember 1915 gegründete Gesellschaft hatte zum Ziel, «eine Sammlung von Objekten zu schaffen, die an die Vergangenheit von Morges und Umgebung erinnern sollten», und zwar durch Käufe und Schenkungen aus der Bevölkerung. Im Oktober 1916 präsentierte der Verein eine erste Ausstellung mit dem Titel «Morges im 18. Jahrhundert» mit Möbeln, Pendeluhren, Kunstgegenständen, Glaswaren und Porzellan, die von Privatpersonen ausgeliehen worden waren. Die zweite Ausstellung, die dem 17. Jahrhundert gewidmet war, fand vom 24. Mai bis zum 23. Juni 1918 im Haus Blanchenay statt. Die ausgestellten Möbel, Wandteppiche, Stiche, Zinnarbeiten und Keramiken (darunter Teller und Vasen aus China und Japan) stammten dieses Mal grösstenteils aus der Sammlung Forel (La Revue vom 24. Mai 1918, S. 3).

Das Musée du Vieux-Morges wurde 1920 in der Atmosphäre eines bewohnten Hauses eröffnet und erhielt 1943 auf Wunsch von Emmeline den Namen Musée Alexis Forel. Nach dem Tod von Oscar Forel im Jahr 1982, dem letzten aktiven Mäzen, verwaltete die Association du Musée Alexis Forel  das Museum mit finanzieller Unterstützung der Stadt Morges.

Erst 1961 ernannte die Vereinigung mit Jean Gagnebin (1911–1980), einem Maler und Lehrer, ihren ersten Konservator. Fast zwei Jahrzehnte lang verwaltete und leitete Gagnebin die Institution mit Kompetenz und Strenge und spielte eine entscheidende Rolle beim Aufbau der Sammlungen. Für die Zeit vor seinem Amtsantritt gibt es so gut wie keine Inventare. Bei fast der Hälfte der rund 250 ausgewählten Keramikobjekte ist nicht bekannt, wann und wie sie in die Sammlungen aufgenommen wurden (diese Objekte sind mit dem Vermerk «alter Bestand, ohne Datum» gekennzeichnet). Dazu gehören auch Objekte aus der ehemaligen Forel-Sammlung, die wir nicht mit Sicherheit identifizieren können. Eine Ausnahme bildet das Paar japanischer Vasen im «Imari»-Stil (MAF C 667), von denen eine im Hintergrund eines Porträts von Alexis zu sehen ist, einer Pastellmalerei, gemalt von Emmeline im Jahr 1916 (MAF, Inv. AP 0001249).

Für den Rest der Sammlung kann man nur Vermutungen anstellen. Es ist zum Beispiel gut möglich, dass Forel die meisten italienischen Fayencen aus Deruta dem Museum vermacht hat, wie die 1564 datierte Schale mit Apollo und den Musen, die dem Maler Giacomo Mancini zugeschrieben wird und ein wahres Meisterwerk der Sammlung ist (MAF C 1), und die wunderschöne Wasserkanne mit Lüstermotiven aus dem frühen 16. Jahrhundert (MAF C 6). Zu dieser Gruppe gehören auch die bekannteren Produkte aus derselben Manufaktur mit den typischen Dekoren des 17. Jahrhunderts: Groteske Ornamente (MAF C 3; MAF C 16; MAF C 15) oder Ornamente im sogenannten «calligrafico»-Stil (MAF C 13; MAF C 14; MAF C 12). Dieses Ensemble von Objekten zeugt von einem Keramikliebhaber mit erlesenem Geschmack.

In den kurzen Presseberichten über die Ausstellung von 1918, die hauptsächlich aus Leihgaben von Forel bestand, wurden japanische und chinesische Keramiken erwähnt. Neben den weiter oben zitierten Vasen ist eine bemerkenswerte Schale von Arita vom Ende des 17. Jahrhunderts erwähnenswert (MAF C 604) oder chinesische Stücke, die zwar weniger selten, aber von deutlich höherer Qualität als das einfache chinesische Exportporzellan sind, insbesondere im Stil der «Famille verte» (MAF C 602; MAF C 601; MAF C 603) oder der «Famille rose» (MAF C 616; MAF C 619; MAF C 618; MAF C 620). Es ist gut möglich, dass Forels Interesse an Porzellan aus Asien durch seine Bewunderung für die Sammlung von Aloys Revilliod in Genf genährt wurde (Baudin 1998, 24).

Im Bereich der französischen Fayencen enthält der «alte Bestand» ebenfalls einige erlesene Beispiele wie dieses seltene Beispiel aus Niderviller, das aus einem Service für den Besitzer der Manufaktur, den Grafen von Custine, stammt (MAF C 304); eine Schale aus Moustiers mit einem Groteskendekor von höchster Qualität (MAF C 318); einen schönen Wandbrunnen aus Rouen (MAF C 305) und eine Wasserkanne mit einem seltenen und schön gestalteten Motiv (MAF C 308). Was das Porzellan aus Nyon betrifft, so ist vor allem ein relativ frühes Trinkservice mit einem Blumenkranzdekor in Zickzackform zu erwähnen – wahrscheinlich das einzige Ensemble, das jemals mit diesem Motiv hergestellt wurde (MAF C 517).

Die Herkunft dieser Objekte ist keineswegs geklärt, einige könnten von der Gesellschaft Vieux-Morges oder von der Vereinigung des Alexis-Forel-Museums, die ihr folgte, gekauft worden sein, es sei denn, sie stammen aus Schenkungen an dieselben Körperschaften. Wir wissen zum Beispiel, dass Professor Ernest Roguin aus Lausanne, ein Mitglied des Komitees des Vieux-Morges, 1939 dem Museum rund 100 Kunstgegenstände vermachte, darunter Möbel, Bilder, Stiche und Porzellan (Feuille d’avis de Lausanne vom 29. Juli 1939, S. 8). Das Inventar enthält leider keine Hinweise auf die Herkunft der Objekte.

Die Keramiksammlung wurde vor allem unter Jean Gagnebin zwischen 1961 und 1980 bereichert, wobei Schenkungen und Vermächtnisse etwa 60 Prozent und Ankäufe den Rest ausmachten. In der ersten Kategorie wurden 43 Objekte dank der Grosszügigkeit von Nelty de Beausobre (1887–1977) in die Sammlung aufgenommen, der letzten Vertreterin des Schweizer Zweigs einer Hugenottenfamilie, die seit 1577 in Morges ansässig war (Archives cantonales vaudoises, www.davel.vd.ch/partnerdetail.aspx?ID=1373). Nach ihrem Tod vermachte sie den Grossteil ihres Vermögens der Stadt für verschiedene soziale Zwecke, während das Museum das Mobiliar erbte, darunter eine bedeutende Sammlung von Lausanner Silberwaren, Fayencen und Porzellan.

1973 und 1975, einige Jahre vor ihrem Tod, hatte Nelty bereits Teile eines relativ späten Trinkservices aus Nyoner Porzellan gestiftet, ein Set, das in der Familie sicherlich Anfang des 19. Jahrhunderts verwendet wurde (MAF C 526), sowie chinesisches Porzellan, darunter ein Service des Typs «Famille rose» (MAF C 669). Der Nachlass selbst enthielt ebenfalls einige chinesische Porzellane, eine Untertasse aus Nyon mit einem bislang unbekannten Rosenmuster und einem nicht identifizierten Wappen (MAF C 530), drei Teller und ein Brunnenbecken aus der Manufaktur Clérissy de Moustiers, schöne Beispiele für die frühe Produktion in Moustiers (MAF C 333; MAF C 334; MAF C 335; MAF C 336). Das Becken weist eine seltene Formvariante auf und trägt zwei in die Emaille eingravierte Besitzerzeichen: ein EB-Monogramm und zwei Sparren aus dem Wappen von Beausobre. Vermutlich befanden sich die meisten dieser Objekte wie dieses Becken seit Langem im Besitz der Familie.

Von den anderen Schenkungen sind vor allem drei Tassen und Untertassen aus «terre etrusque» von Dortu in Nyon zu erwähnen, die Pierre Cuénod 1970 dem Museum übergab (MAF C 451); eine wunderschöne und seltene Terrine aus Ludwigsburger Fayence mit einem Untersetzer, die im selben Jahr von Wendela Wyde gestiftet wurden (MAF C 322), und eine Tasse mit Untertasse aus Nyoner Porzellan mit dem Bildnis des Barons Robert Scipio de Lentulus. Beide Stücke wurden 1963 von Gagnebin selbst gestiftet (MAF C 501).

Im selben Zeitraum erwarb das Museum etwa fünfzig Keramiken, die höchstwahrscheinlich von Gagnebin selbst ausgewählt wurden. Es wird deutlich, dass der Kurator eine konsequente Ankaufspolitik verfolgte, die hauptsächlich darin bestand, die Kernstücke des Keramikbestands zu stärken. Er ergänzte die Gruppe der italienischen Objekte, indem er von Antiquitätenhändlern auf der Halbinsel drei klassische Beispiele von engobierter Irdenware mit Gravurdekor («ceramica sgraffita») aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts erwarb, eine Typologie, die im Museum noch nicht vertreten war und in Schweizer Museumsinstitutionen sehr selten ist (MAF C 8; MAF C 9; MAF C 22), sowie zwei Fayencen aus dem 17. Jahrhundert. Aus dem Register des Porzellans aus Nyon kaufte er etwa fünfzehn mit Bedacht ausgewählte Objekte: eine Salatschüssel und einen Teller mit Blumendekor aus der frühen Periode (MAF C 506; MAF C 505); ein seltenes Beispiel einer frühen Version einer zylindrischen Teekanne, die mit einem der wahrscheinlich frühesten Versuche eines «Mille-Fleurs»-Dekors verziert war (MAF C 519); eine Schale und Untertasse mit Dekor Typ «Marseille» (MAF C 518); eines von drei bekannten Beispielen einer Suppenschüssel mit «Holzdekor» (MAF C 531) oder einer von sechs bisher erfassten Tellern mit einem Dekor, das ein japanisches «Imari»-Motiv nachahmt, wahrscheinlich das schönste Beispiel unter den Nachbestellungen, die bei der Manufaktur in Nyon getätigt wurden (MAF C 511). Was das chinesische Porzellan betrifft, so war Gagnebin offensichtlich bestrebt, aussergewöhnliche Objekte zu sammeln, die vor allem mit Dekoren nach europäischen Vorbildern verziert waren, mit mythologischen oder allegorischen Themen (MAF C 680; MAF C 645; MAF C 675) oder auch mit Wappen oder Monogrammen der Auftraggeber (MAF C 662; MAF C 641; MAF C 637; MAF C 648; MAF C 636; MAF C 638).

Übersetzung Stephanie Tremp

Quellen:

La presse vaudoise, consultée sur Scriptorium, le site de la Bibliothèque cantonale et universitaire de Lausanne.

Moudon, Museum Alt-Moudon (MVM)

Musée du Vieux-Moudon (MVM)
rue du Château 50
1510 Moudon

Die Keramiksammlung in CERAMICA CH

Roland Blaettler, 2019

Die Vereinigung Vieux-Moudon wurde 1910 auf Anregung von Auguste Burnand (1857–1918) gegründet, einem ehemaligen Pfarrer, Übersetzer in der Bundesverwaltung, Beamten des Bundesarchivs und Mitarbeiter der Revue historique vaudoise (E. M. 1918). Die Gründung der Gesellschaft erfolgte einige Jahre nach den Feierlichkeiten zum 100-Jahr-Jubiläum des Beitritts des Kantons Waadt zur Eidgenossenschaft und stand im Zeichen eines neu erwachten Interesses an der waadtländischen Geschichte. Ziel war es, die historische Forschung zu fördern und die Bewahrung von Zeugen der regionalen Vergangenheit zu unterstützen.

Ab 1912 wurden im jährlichen Bulletin des Vereins historische Studien über die Stadt und ihre Umgebung veröffentlicht. Das zweite grosse Projekt, die Einrichtung eines Museums, liess länger auf sich warten. Das künftige Museum wurde über 30 Jahre lang vor allem von Aloys Cherpillod (1879–1950) getragen, der von 1921 bis 1933 Gemeindepräsident von Moudon war. Es sollte «eine Vielzahl von Gegenständen, die nach und nach verschwanden oder an Antiquitätenhändler ausserhalb Moudons verkauft wurden, in Moudon bewahren» (zitiert in Fontannaz 2010, 11). Die Gemeinde stellte notdürftig Räumlichkeiten zur Verfügung, zunächst im Collège secondaire de la Grenette, später im Dachgeschoss des Collège de l’Ochette. Im Jahr 1916 wurde der erste Konservator des Museums ernannt: Alphonse Meyer, ein gelernter Färber, der das Amt bis 1941 besetzen sollte.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Museumsprojekt für längere Zeit auf Eis gelegt. Im Jahr 1927 übernahm Cherpillod den Vorsitz der Vereinigung unter der Bedingung, dass der Vorstand sich endlich dazu entschliessen würde, sein Museumsprojekt zu fördern. Er richtete einige Räume im Dachgeschoss der Ochette ein, was er grösstenteils aus eigener Tasche bezahlte. 1941 übernahm Cherpillod, der 1934 den Vorsitz abgegeben hatte, wieder das Amt des Konservators.

1947 teilte die Gemeinde der Vereinigung mit, dass sie das 1933 erworbene und 1945 zum historischen Monument erklärte Schloss Rochefort zur Verfügung stellen würde. Der Transfer der Sammlungen war 1949 abgeschlossen und das Museum öffnete 1950 seine Pforten. Zwischen 1981 und 2001 wurden umfangreiche Restaurierungs- und Umbauarbeiten durchgeführt.

Im Bereich der Keramik haben wir etwa 30 Objekte ausgewählt, ein sehr heterogenes Ensemble, das insbesondere moderne Gedenkobjekte im Zusammenhang mit lokalen Vereinen umfasst (MVM Nr. 1; MVM M 1936; MVM Nr. 2). In diesem Register ist ein wichtiges Referenzobjekt für die Geschichte der Waadtländer Keramik zu Beginn des 20. Jahrhunderts hervorzuheben: das einzige bisher gefundene Stück, das mit der Produktion des Töpfers Samuel Jaccard aus Renens im Rahmen der Hundertjahrfeier von 1903 in Verbindung steht (MVM M 909).

Ebenfalls in der Kategorie der engobierten Irdenware fiel uns ein zweites Objekt auf, insbesondere weil es aus einer lokalen Töpferei stammen könnte: eine Käseglocke mit Schale, die auf 1860 datiert wird und offensichtlich für einen Schmied bestimmt war (MVM M 200).

Die Sammlung umfasst auch andere, weniger prätentiöse Keramiken, für die die Inventare des Museums eine lokale Herkunft vermuten lassen (MVM M 188B; MVM M 188A). Einige dieser Gebrauchskeramiken würden auch in unsere allgemeine Kategorie der «Engobierten Irdenware aus der Genferseeregion» (MVM M 203; MVM M 193; MVM M 195; MVM M 204) passen.

Übersetzung Stephanie Tremp

Bibliographie:

E.M. 1918
E. M., Auguste Burnand. Revue historique vaudoise 26/7, 219-220.

Fontannaz 2010
Monique Fontannaz, Historique de l’Association du Vieux-Moudon 1910-2010. Bulletin de l’Association du Vieux-Moudon 25, mai 2010, 7-47.

Nyon, Geschichts- und Porzellanmuseum, Schloss Nyon (MHPN)

Château de Nyon – Musée historique et des porcelaines
Place du Château
CH-1260 Nyon
Tel. +41 (0)22 316 42 73
info@chateaudenyon.ch

Die Keramiksammlung in CERAMICA CH

Roland Blaettler, 2019

Die Entstehung der Museen der Stadt Nyon geht auf das Jahr 1841 zurück, als eine Gruppe von angesehenen Bürgern den Wunsch äusserte, eine Museumsgesellschaft zu gründen, deren Ziel es war, Sammlungen aufzubauen und einen Ort für ihre Aufbewahrung und sogar für Ausstellungen zu finden. Die formelle Gründung der Gesellschaft fand aber erst am 23. September 1860 statt. Mehrere neu gebildete Kommissionen bestimmten die Bereiche, die man fördern wollte: Objekte der Pfahlbauer, Numismatik, römische Antiquitäten usw. Vor allem dank Spenden aus der Bevölkerung nahmen die ersten Bestände Gestalt an und wurden zunächst im Kollegiumsgebäude gelagert und ausgestellt.

Die Museumsgesellschaft wurde 1888 aufgelöst und die Sammlungen gingen gemäss den Bestimmungen ihrer Statuten in den Besitz der Stadt Nyon über. Sie wurden im Schloss Nyon in den vier Räumen auf der Seeseite des Erdgeschosses untergebracht. In der Folge nahm die Stadtverwaltung einen noch sehr bescheidenen Betrag in ihr Jahresbudget auf, um den Unterhalt und die Vergrösserung der Bestände zu finanzieren. Im Jahr 1901 gab Théodore Wellauer, der das Museum mitbegründet hatte und bis zu seinem Tod im Jahr 1908 als Konservator fungierte, einen Führer über die Stadt Nyon heraus (Wellauer 1901). Das Buch enthält eine Beschreibung des Inhalts der Vitrinen des Museums zu jener Zeit (die Passage ist in voller Länge in Lieber 2011, 72, abgedruckt). Zu sehen waren unter anderem Antiquitäten aus der Pfahlbauer- und der Römerzeit, Zeichnungen und Stiche, eine Sammlung von Wachssiegeln, naturhistorische Sammlungen, alte Münzen, Gegenstände aus dem Mittelalter und der Neuzeit, Waffen, Gemälde, darunter einige Porträts von Notabeln. Wie bei den meisten Museen, die zu dieser Zeit gegründet wurden, war die Ausrichtung der neuen Institution klar enzyklopädisch. Im Bereich der Keramik wurden Ofenkacheln und Teller aus engobierter Irdenware gezeigt, die für den Schiffer Jacques Populus hergestellt worden waren (MHPN MH-FA-521; MHPN MH-FA-520; MHPN MH-FA-519; MHPN MH-FA-536), während das Porzellan aus Nyon zu diesem Zeitpunkt nur durch «einige Muster» vertreten war (Lieber 2011, 68-83, 168 und 169).

Diese Tatsache wurde bald als störend empfunden, umso mehr als die Öffentlichkeit und Keramikliebhaber das alte Porzellan «Vieux Nyon» wiederentdeckten. Laut Grégoire Gonin scheint das Porzellan aus Nyon bereits in den Jahren 1871–1874 in Ausstellungen über alte Keramik im Genfer Athenäum aufgetaucht zu sein. Das Thema wurde auch auf der Eidgenössischen Kunstausstellung in Lausanne 1880 und auf den Landesausstellungen in Zürich (1883) und Genf (1896) behandelt. Im Jahr 1908 widmete das Musée Jenisch in Vevey dem Nyoner Porzellan sogar eine eigene Ausstellung (für eine detaillierte Geschichte der Wiederentdeckung des «Vieux Nyon» ab dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts siehe Gonin 2017).

In Nyon reagierten die politischen Entscheidungsträger, obwohl sie sich der Bedeutung dieses Aspekts ihres lokalen Erbes immer mehr bewusst wurden, mit wenig Begeisterung und Tatendrang. Um beispielsweise einer Anfrage der Museumskommission im April 1912 Folge zu leisten, beauftragte die Stadtverwaltung diese damit, die «Frage der Schaffung einer Sammlung von altem Porzellan aus Nyon im Museum sowie die Beschaffung von Exemplaren dieses Porzellans von Privatpersonen» zu prüfen (Gemeindearchiv Nyon [ACN], Bleu A-73, Sitzung vom 29. April 1912). Obwohl wir nicht die Gelegenheit hatten, die Protokolle der Stadtverwaltung systematisch auszuwerten, scheint es, dass die Frage viele Jahre lang ungelöst blieb. Am 16. Januar 1933 wurde die Stadtverwaltung darüber informiert, dass eine vom Kurator geleitete Delegation die Porzellansammlung von Herrn de Palézieux-Du Pan in Genf im Hinblick auf einen möglichen Erwerb für das Museum begutachtet hatte. Angesichts des hohen Preises – 7000 Franken für 120 bis 130 Stücke, «von denen etwa drei Viertel Risse aufweisen oder repariert sind» – wurde beschlossen, «für den Moment» auf den Kauf zu verzichten (ACN, Bleu A-86). Im folgenden Jahr entschloss sich die Behörde schliesslich, ein Porzellanservice «Vieux Nyon» von Frau C. Dreyfus-Reymond in La Chaux-de-Fonds zum Preis von 122 Franken zu erwerben (ACN, Bleu A-87, Sitzung vom 18. Juni 1934). Das alte Inventar des Museums ermöglichte es uns nicht, dieses Service zu identifizieren. Das einzige Porzellanservice, dessen Herkunft nicht eindeutig geklärt ist, stammt aus der Pariser Fabrik von Guérhard und Dihl (MHPN MH-PO-4353; MHPN MH-PO-4354; MHPN MH-PO-4355; MHPN MH-PO-4356; MHPN MH-PO-4358 und -4359). Das Ensemble trägt zwar ein Kornblumendekor, das den in Nyon bekannten Kornblumen ähnelt, aber alle Stücke tragen die eindeutige Marke der Manufaktur!

1938 trat das Museum mit der Nominierung von Edgar Pelichet (1905–2002) in eine neue Ära. Er war der Sohn des ehemaligen Syndikus Ernest Pelichet und hatte als Konservator ein Jahresgehalt von 100 Franken (ACN, Bleu A-89, Sitzung vom 5. Januar 1938). Der Neueinsteiger bekleidete sein Amt neben seinem Beruf als Anwalt. Ab 1950 übernahm er zusätzlich den Posten des Kantonsarchäologen und Denkmalpflegers, ein Amt, das er bis 1975 halbtags und als völliger Autodidakt ausübte. Als wäre diese Ämterkumulation nicht schon genug, wurde er 1961 zum Konservator des Musée Ariana in Genf ernannt, wo er bis 1976 tätig war!

Porzellan und Steingut aus Nyon

Die Porzellansammlung hatte sich bis dahin kaum verändert. In einer Kolumne in La Revue du dimanche vom 27. April 1941 (S. 1) erwähnte Félix Bonjour einen Austausch von Objekten, der 1939 zwischen dem Genfer Sammler Jean Albert Mottu (1874–1951) und dem Museum stattgefunden haben soll, wobei die «fünf ersten schönen Exemplare» so in die Sammlungen von Nyon gelangten. Auch hier sind wir nicht in der Lage, die betreffenden Objekte zu identifizieren. Die Sammlung kam erst 1940 so richtig in Schwung, nachdem die Stadtverwaltung die grosszügige Schenkung von Julie Monastier-Mugnier (gestorben im Dezember 1939) angenommen hatte, die der Stadt Nyon die Sammlung vermachte, die ihr Mann, Dr. André Monastier (1868–1931), ein in Céligny niedergelassener Arzt, zusammengetragen hatte.

Die Sammlung umfasste etwa 300 Stücke, darunter das berühmte Service «Napolitain» (MHPN MH-PO-1730; MHPN MH-PO-1534; MHPN MH-PO-1532; MHPN MH-PO-1518; MHPN MH-PO-1542; MHPN MH-PO-1544; MHPN MH-PO-1522 und -1366; MHPN MH-PO-1546; MHPN MH-PO-1555 und -1556, unter anderem). Die wertvollen Keramiken wurden schnell im Schloss untergebracht und die Präsentation der neuen Stücke wurde am 24. Februar 1940 eingeweiht (La Revue vom 26. Februar 1940, S. 5).

Da Pelichet nun endlich über einen ersten Korpus an Nyoner Porzellan verfügte, der diesen Namen verdiente, konnte er sich mit der Problematik des lokalen Porzellans befassen. Bereits 1940, noch in den Anfängen seiner Erforschungen der Materie, veröffentlichte er eine kleine Broschüre mit dem Titel «Porcelaine de Nyon, 1781–1813», die vom Willen der Behörden zeugt, die neuen Reichtümer des Museums zur Geltung zu bringen (Pelichet 1940). Doch schon bald entwickelte der Kurator eine grosse Leidenschaft für sein Thema und künftig führte in Bezug auf Nyoner Porzellan kein Weg an ihm vorbei. Seine erste Glanzleistung war die Organisation der Nationalen Porzellanausstellung von Nyon im Jahr 1947, die vom 19. Mai bis zum 19. Juni im Schloss stattfand. Die Veranstaltung, die bis heute die wichtigste Ausstellung ist, die jemals diesem Thema gewidmet wurde, stand unter anderem unter der Schirmherrschaft der Gesellschaft der Freunde der Schweizer Keramik. Der Katalog listete über 700 Objekte auf, die von mehr als vierzig Privatpersonen und den wichtigsten Museen des Landes ausgeliehen wurden (Nyon 1947).

Mehrere prominente Sammler der damaligen Zeit, von denen einige Schätze später in der Sammlung von Nyon landeten, gewährten Darlehen: Der Ingenieur Jean Nicolet (1896–1970), der Gutsverwalter Bernard Naef (1892–1984), der Bankier Roger de Cérenville (1881–1960), Paul Grand d’Hauteville (1875–1947), der Genfer Kaufmann Jacques Salmanowitz (1884–1966), der Notar Henri-Samuel Bergier (1875–1958), der Bankier Maurice Golay (1890–1948) und der Genfer Antiquitätenhändler Aimé Martinet (1879–1963). Für die Geschichte des Sammlertums in dem uns interessierenden Bereich sei noch einmal auf das Werk von Grégoire Gonin verwiesen (Gonin 2017).

1948 organisierte die Gesellschaft der Freunde der Schweizer Keramik ihre erste Ausstellung von Schweizer Keramik des 18. und 19. Jahrhunderts in Schloss Jegenstorf. Das Porzellan aus Nyon war mit 160 Katalognummern gut vertreten und zu diesem Anlass verfasste Martinet das Kapitel im Katalog über die Manufaktur aus Nyon. Die grosse Mehrheit der Stücke stammte aus Privatsammlungen. Obwohl die Herkunft nicht genau angegeben wird, sind zahlreiche Exemplare aus den Sammlungen von Martinet selber und Roger de Cérenville zu erkennen. Das Schlossmuseum beteiligte sich an der Veranstaltung, indem es etwa 15 Porzellane auslieh (Jegenstorf 1948).

Das Porzellan hatte endlich einen angemessenen Platz in der musealen Einrichtung in Nyon gefunden, die bald in «Musée historique et des porcelaines» umbenannt werden sollte. Edgar Pelichet wiederum hatte durch die Ausstellung von 1947 enge Beziehungen zu Sammlern und Antiquitätenhändlern geknüpft und sich vor allem sehr konkret mit der Produktion in Nyon in all ihrer Vielfalt auseinandergesetzt. Sein wichtigster Beitrag zur Geschichte der Manufaktur in Nyon war das 1957 erschienene Buch «Porcelaines de Nyon» (siehe unten).

1958 stellte Pelichet im Rahmen der Veranstaltungen zur Feier des zweitausendjährigen Bestehens der Stadt Nyon und in enger Verbindung mit den Freunden der Schweizer Keramik die Ausstellung «Zwanzig Jahrhunderte Keramik in der Schweiz» auf die Beine, die vom 21. Juni bis 31. August im Schloss stattfand. Die lokalen Produktionen waren dort umfassend vertreten, nicht nur Porzellan, sondern auch Steingut aus den verschiedenen Perioden. Paradoxerweise ist der dem Porzellan aus Nyon gewidmete Teil des Katalogs der am wenigsten detaillierte: Pelichet, der wahrscheinlich zu sehr mit seinen organisatorischen Aufgaben beschäftigt war, begnügte sich mit einer kurzen Beschreibung der zwanzig Vitrinen, in denen Porzellan präsentiert wurde (Nyon 1958).

Die Sammlung des Museums wurde in den dreissig Jahren nach dem Monastier-Vermächtnis nicht weiter ausgebaut. Nur einzelne Schenkungen von Sammlern, die an der grossen Ausstellung von 1947 beteiligt waren, und einige Ankäufe von Steingut aus verschiedenen Fabriken in Nyon aus dem 19. Jahrhundert fanden ihren Weg ins Museum. Im Jahr 1950 schenkten beispielsweise die Kinder von Mme Robert David-Rogivue aus Corseaux – Mathilde, geborene Rogivue, verstarb 1949 – drei Porzellane aus Nyon zum Andenken an ihre Mutter (La Nouvelle Revue de Lausanne vom 25. Juli 1950, 5). Wir haben zwei dieser Objekte gefunden, die bereits in der Ausstellung von 1947 zu sehen waren: ein Sahnekännchen mit Trophäendekor (MHPN MH-PO-3103) und ein Körbchen mit Untersetzer (MHPN MH-PO-3104 und -3105). Vier Jahre später ergänzten dieselben Personen ihre Schenkung um etwa 20 Porzellane, die leider anhand des alten Inventars nur schwer zu identifizieren waren (Journal de Nyon vom 2. Juni 1954, 2). In der zu diesem Anlass erschienenen Zeitungsnachricht hiess es, dass die Gegenstände in Mathildes Besitz aus der Sammlung ihres Vaters, des in Lausanne niedergelassenen Arztes Rogivue, stammten..

1969 vermachte Julien Richard etwa zwanzig Porzellanstücke von eher gewöhnlicher Qualität. André-Laurent Kunkler hingegen schenkte 1973 etwa 40 wertvolle Stücke aus der Sammlung seines Vaters, des Architekten Édouard Kunkler (1858–1939), der aus der Waadt stammte und in Genf lebte. Das qualitativ hochwertige Ensemble besteht überwiegend aus Stücken aus der Anfangszeit der Manufaktur, insbesondere aus dem Service mit dem Monogramm «FPM» (MHPN MH-PO-4288; MHPN MH-PO-4287; MHPN MH-PO-4290; MHPN MH-PO-4289; MHPN MH-PO-4286; MHPN MH-PO-4285; MHPN MH-PO-4291-7 und -8; MHPN MH-PO-4291-12 und -13). Die Gruppe enthielt auch einige Objekte, die Kunkler einst im Rahmen der Landesausstellung von 1896 ausgeliehen hatte. Zwei Jahre später schenkte Pierre Nicolet, der Sohn eines anderen bekannten Sammlers, des Ingenieurs Jean Nicolet (1896–1970), als Andenken an seinen Vater das prächtige Schweizer Trachtenservice, das in seiner ursprünglichen Reisekassette aufbewahrt wurde (MHPN MH-PO-4306; MHPN MH-PO-4302; MHPN MH-PO-4295; MHPN MH-PO-4305 und -4298; MHPN MH-PO-4297 und -4301; MHPN MH-PO-4303 und -4299; MHPN MH-PO-4304 und -4300).

Edgar Pelichet ging 1980 in den Ruhestand, worauf Pascale Bonnard ihm als Leiterin der Institution folgte. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit einer Halbtagsstelle war sie nicht nur für das Musée historique et des porcelaines zuständig, sondern auch für das 1954 auf Anregung von Pelichet gegründete Musée du Léman und das 1979 eröffnete Musée romain. Unter diesen prekären Arbeitsbedingungn gelang es ihr dennoch, 1987 eine Ausstellung über Steingut aus Nyon aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu organisieren, die erste Einzelausstellung über diesen lange Zeit vernachlässigten Aspekt der lokalen Keramiktradition. Obwohl das Museum nicht über ein eigenes Ankaufsbudget verfügte, konnte Pascale Bonnard einen ersten bedeutenden Korpus von Objekten aus der lokalen Steingutmanufaktur AG (Manufacture de poteries fines) erwerben, hauptsächlich aus den Jahren 1925–1960. Die meisten dieser Objekte stammten aus der Sammlung von Josué Rieben, einem ehemaligen Vorarbeiter in der Manufaktur.

1989 strukturierten die städtischen Behörden das Museumsamt um, die Sammlungen sollten in Zukunft professioneller betreut werden. Die drei Museen erhielten jeweils einen in Teilzeit angestellten Kurator. Pascale Bonnard übernahm die Leitung des Musée romain und Pierre-Antoine Troillet wurde mit der Leitung des Musée historique et des porcelaines betraut. Jede Institution verfügte nun über ein eigenes, wenn auch sehr bescheidenes Budget für Ankäufe. Dank der Kontakte, die Bonnard bei der Vorbereitung der Ausstellung von 1987 geknüpft hatte, konnte Troillet den Anteil der Produkte der Manufacture de poteries fines aus den Jahren 1920–1960 weiter ausbauen, indem er 1990 rund 90 Objekte aus der Sammlung von Marcelle Dugerdil in Genf erwarb. Der neue Kurator erwarb ausserdem eine schöne Gruppe von Steingutobjekten aus der Robillard-Epoche.

Im Jahr 1995 wurde mit Vincent Lieber ein neuer Konservator ernannt, der sich nun als Vollzeitangestellter seiner Aufgabe widmen konnte. Von 1999 bis 2006 war das Schloss geschlossen, um umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchzuführen, die zu Gunsten des Porzellans ausfielen. In den neuen Räumlichkeiten erhielt das Musée historique et des porcelaines zusätzliche Ausstellungsmöglichkeiten, da es sich nun auf allen Etagen des Gebäudes ausbreiten konnte. Die Präsentation von Porzellan erstrahlte in neuem Glanz, zumal die Sammlung eine beispiellose Entwicklung erfahren sollte.

Im Jahr 2007 erhielt das Museum beispielsweise rund 100 Stücke aus der berühmten Sammlung von Roger de Cérenville (1881–1960), die ihm von seiner 2006 verstorbenen Tochter Anne Bischoff-De Cérenville vermacht worden waren. Besonders hervorzuheben aus diesem hochwertigen Ensemble sind die Trembleuse mit dem Wappen und dem Namenszug von Frédéric de Chambrier (MHPN MH-2007-154), eine Terrine und eine Trembleuse mit frühen floralen Motiven von grossem Wert (MHPN MH-2007-176; MHPN MH-2007-196), eine grosse gedeckte Tasse mit einem Medaillon, das ein Kind im Stil von Boucher darstellt, ausgeführt in höchster malerischer Qualität (MHPN MH-2007-113) oder die Spülschale des mit rosafarbenem Rand und Medaillons verzierten Services. Diese Schale wurde auf der Landesausstellung von 1896 ausgestellt, als sie damals noch Amélie Reverdin aus Genf gehörte (MHPN MH-2007-114).

Dank eines erhöhten Ankaufsbudgets und eines allgemeinen Preisverfalls von altem Porzellan auf dem Kunstmarkt war Vincent Lieber in der Lage, in den folgenden Jahren eine nie dagewesene Ankaufspolitik zu betreiben. Zwischen 1995 und 2015 wurde der Porzellanbestand in Nyon um etwa 250 Stücke erweitert, zusätzlich zu den 115 Objekten, die durch Nachlässe und Schenkungen hinzukamen. Unter diesen Ankäufen befinden sich viele bemerkenswerte Exemplare aus grossen Sammlungen: Das mit antiken Kriegerköpfen in Graumalerei verzierte Service aus dem Besitz der Familie Couvreu de Deckersberg in Vevey (MHPN MH-1999-49; MHPN MH-1999-47; MHPN MH-1999-57 und -62; MHPN MH-1999-48; MHPN MH-1999-49; MHPN MH-1999-49; MHPN MH-1999-65) oder die Salatschüssel aus der Sammlung von Paul Oberer in Basel, mit der ein Auftragsservice aus China ergänzt werden sollte. Paul Oberer war zur Zeit der Ausstellung von 1947 Präsident der Gesellschaft der Freunde der Schweizer Keramik (MHPN MH-2012-99).

Der Genfer Geschäftsmann Jacques Salmanowitz (1884–1966) besass zweifellos eine der prächtigsten Sammlungen, die er in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts angelegt hatte. Grosse Teile dieses prestigeträchtigen Ensembles wurden 2008 in Genf und 2014 in Zürich veräussert, auch wenn in den Verkaufskatalogen diese Provenienz nicht erwähnt wurde (Gonin 2017). Anlässlich dieser beiden Versteigerungen konnte das Museum etwa 20 Stücke erwerben, darunter eines der sinnbildlichsten Beispiele für die Produktion in Nyon, die berühmte Trophäenvase (MHPN MH-2015-178). Zudem ist ein seltenes Beispiel einer Suppenterrine aus der ersten Periode zu bewundern (MHPN MH-2015-143) und eine Schale mit einem der schönsten Blumendekore, die wir in Nyon gesehen haben, in dieser lockeren und natürlichen Malweise, die nur in den ersten Jahren der Produktion beibehalten wurde (MHPN MH-2015-144).

Die Auktion von 2014 umfasste auch eine bemerkenswerte Serie von drei Wasserkrügen, die von Étienne Gide dekoriert wurden, darunter eines der beiden einzigen signierten Exemplare, die bislang aus der gesamten Produktion von Nyon bekannt sind (MHPN MH-2015-132). Letzteres befand sich 1947 im Besitz von Salmanowitz, das zweite wies Pelichet 1957 als Eigentum von Aimé Martinet aus (MHPN MH-2015-133) und das dritte wurde 1950 bei Martinet und 1985 bei Jean Nicolet gemeldet (MHPN MH-2015-134). Ob Salmanowitz die drei Krüge im Laufe der Zeit für seine Sammlung erworben hatte oder ob das Auktionshaus sie in getrennten Sammlungen fand, wird wahrscheinlich nie geklärt werden. Immerhin gilt diese Serie als eines der Juwele in der Sammlung des Museums.

Eine Anschaffungspolitik besteht zum einen darin, Lücken in einer Sammlung zu schliessen, um ihr mehr Kohärenz zu verleihen, zum anderen kann sie auch dazu führen, dass im Laufe der Zeit verstreute Sammlungen zumindest teilweise wieder vervollständigt werden. Das Beispiel des oben erwähnten Services mit den Medaillons mit rosafarbenem Rand ist in dieser Hinsicht bezeichnend. Im Jahr 1947 hatte der Antiquitätenhändler Rehfous eine Tasse und eine Untertasse dem Museum in Nyon geschenkt (MHPN MH-PO-1587 – gleichzeitig schenkte er die Kaffeekanne dem Musée Ariana, Inv. 018710). Im Jahr 2003 konnte Lieber die Teekanne kaufen (MHPN MH-2003-137) und vier Jahre später wurde die Spülschale dank des Vermächtnisses von Anne Bischoff in die Sammlung aufgenommen (MHPN MH-2007-114). 2008 schliesslich erwarb der Kurator drei weitere Tassen mit Untertassen (MHPN MH-2008-2; MHPN MH-2008-46A; MHPN MH-2008-46B).

Die schönsten personalisierten Service aus Nyon, die mit Wappen und Namenszügen verziert waren, wurden in den frühen 1790er-Jahren für reiche Kunden in Norditalien hergestellt. Lange Zeit gab es in der Sammlung des Museums nur ein einziges Beispiel: eine Tasse mit dem Namenszug des Grafen Gustav von Wrangel aus der ehemaligen Monastier-Sammlung (MHPN MH-PO-1423 und -1422). Im Jahr 2008 behob der Kurator diesen Schwachpunkt der Sammlung, indem er die Trembleuse mit dem Wappen und der Inschrift von Anna Pieri Brignole-Sale erwarb (MHPN MH-2008-48). Zwischen 1999 und 2008 stellte er mit dem Kauf der Teekanne und drei Tassen und Untertassen aus dem Service mit dem Allianzwappen von Vallesa und Filippa di Martiniana (MHPN MH-2002-300; MHPN MH-1999-120; MHPN MH-2015-452) eine repräsentative Gruppe für diese Art von erstklassiger Produktion zusammen; die anderen Teile dieses wahrscheinlich unvollständigen Ensembles, so verstreut wie es 1975 in Genf war, befinden sich heute im Landesmuseum Zürich (die Zuckerdose, eine Tasse und Untertasse – Inv. LM-59584; LM-59585; LM-59586) und im Musée Ariana (die Kaffeekanne, zwei Tassen und Untertassen – Inv. AR 10715; AR 10716; AR 10717).

Im Jahr 2013 hatte das Museum die Gelegenheit, einen wichtigen Restbestand eines chinesischen Auftragsservices zu erwerben, das in den 1780er-Jahren in Nyon neu aufgelegt wurde, das sogenannte «Service Cuénod» (MHPN MH-2013-117; MHPN MH-2013-113M; MHPN MH-2013-112E; MHPN MH-2013-106; MHPN MH-2013-105B; MHPN MH-2013-111; MHPN MH-2013-101; MHPN MH-2013-108A; MHPN MH-2013-104; MHPN MH-2013-102; MHPN MH-2013-110; MHPN MH-2013-103; MHPN MH-2013-107). Ein sehr seltener Teil des Ensembles ist durch eine Notiz aus dem Jahr 1784 dokumentiert, in der der Auftraggeber seine Verhandlungen mit der Manufaktur beschreibt, um einen günstigeren Preis zu erzielen (das Dokument wurde zusammen mit dem Porzellan erworben und wird im Archiv des Schlosses Nyon aufbewahrt).

Diese Gruppe von acht chinesischen Stücken (eine Terrine – MHPN MH-2013-117 – sechs Schalen und sieben Untertassen – MHPN MH-2013-118B und –118J) und von 47 Stücken aus Nyon umfasst 20 flache Teller und drei Schüsseln, die laut der oben erwähnten Notiz (MHPN MH-2013-113M; MHPN MH-2013-106; MHPN MH-2013-105B) mit Sicherheit Ende 1784 oder Anfang 1785 hergestellt wurden. Die erwähnten Produkte zeigen drei oder vier ziemlich einheitliche Arten von Fischmarken, die wir nun ziemlich genau datieren können. Diese Entdeckung hat es uns ermöglicht, die relative Chronologie, die wir für die Produktion in Nyon aufzustellen versuchen, weiter zu verfeinern (siehe Kapitel «Porzellan aus Nyon»).

Der letzte bedeutende Erwerb zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels war die «Kamingarnitur» des Schlosses Hauteville (MHPN MH-2015-156; MHPN MH-2015-154; MHPN MH-2015-155). Die drei Zwiebelkisten mit ihrem aussergewöhnlichen Affendekor wurden wahrscheinlich von Daniel Grand de la Chaise (1761–1828) erworben, kurz nachdem er Herr von Hauteville geworden war. Sie blieben bis zur Auflösung seines Mobiliars im Jahr 2014 im Schloss.

Die Ankaufspolitik, die das Museum seit dem Amtsantritt von Vincent Lieber verfolgte, hatte besonders bemerkenswerte Auswirkungen auf das Porzellan, vernachlässigte jedoch nicht die anderen Aspekte der lokalen Keramiktradition. Der Bestand an Steingut aus dem 19. Jahrhundert wurde im Rahmen der auf dem Markt verfügbaren Objekte um etwa 50 Exemplare aufgestockt. Auch die Bestände der modernen Produktion wurden regelmässig erweitert, insbesondere mit Keramiken aus der Manufacture de poteries fines de Nyon, mit Kunsttöpfereien des Typs «Pflüger Frères» oder mit Objekten aus der Werkstatt der Gebrüder Richard und mit der Marke des Ateliers «Kaeppeli & Rüegger» versehene Irdenware.

Im Jahr 2000 erwarb das Museum die ehemalige Sammlung von Edgar Pelichet, die unter anderem ein breites Sortiment an Tierfiguren umfasste, die von verschiedenen Künstlern entworfen und in der Manufacture de poteries fines de Nyon in den Jahren 1935–1950 hergestellt wurden (z. B. MHPN MH-2015-354; MHPN MH-2015-342; MHPN MH-2015-361; MHPN MH-2015-362; MHPN MH-2015-357; MHPN MH-2015-375; MHPN MH-2015-378; MHPN MH-2015-367). Wie ein Katalogentwurf aus dem Jahr 1992 im Archiv des Museums belegt, hatte Pelichet eine kleine Publikation zum Thema Nyoner Figuren aus seiner persönlichen Sammlung geplant (Pelichet 1992). Seine Notizen liefern einige Hinweise, insbesondere zur Urheberschaft bestimmter Modelle. In unseren eigenen Beschreibungen beziehen wir uns auf diese Informationen, die oft auf den von Pelichet gesammelten Aussagen ehemaliger Mitarbeiter beruhen, jedoch mit der gebotenen Vorsicht.

Europäisches Porzellan und Fayencen

1983 erhielt das Museum von Jean Bulla de Villaret, einem Bekannten von Pelichet, ein Dutzend europäischer Porzellane, die eine kleine, eher isolierte Gruppe in den Sammlungen bilden.

Diese hervorragenden Objekte waren offensichtlich von einem Keramikkenner gesammelt worden: Besonders hervorzuheben sind ein Teller aus einem der berühmtesten Service, das der Graf von Brühl in Meissen bestellt hatte (MHPN MH-PO-4382), eine Suppenschale aus dem «Japanischen Service», entworfen von der Königlichen Manufaktur in Berlin für Friedrich II. von Preussen (MHPN MH-PO-4377), sowie eine Kaffeekanne aus Höchst mit einer Genreszene, die wahrscheinlich von Louis-Victor Gerverot gemalt wurde (MHPN MH-PO-4378).

Über Jean Bulla de Villaret wissen wir so gut wie nichts, ausser dass sein Adelsprädikat rein kosmetischer Natur war und er zu der Zeit, als Pelichet Kurator des Musée Ariana war, hinter den Kulissen seine Finger im Spiel hatte.

Die Sammlung Held

Arthur-Jean Held (1905–1999), ein angesehener Professor für Zahnmedizin an der Universität Genf, galt als grosser Liebhaber der Fayencen von Moustiers aus dem 18. Jahrhundert. Er freundete sich mit Joseph Chompret (1869–1956) an, der ebenfalls Zahnarzt und ein grosser Kenner alter Fayencen war. Chompret setzte sich sehr aktiv für die Förderung der Geschichte der Keramik ein und war insbesondere eine der treibenden Kräfte hinter dem berühmten Répertoire de la faïence française, das zwischen 1933 und 1935 veröffentlicht wurde. Ausserdem war er ein Vierteljahrhundert lang Vorsitzender der Freunde des Musée de Sèvres. Chompret schenkte einen Grossteil seiner umfangreichen Sammlung dem Musée de Sèvres und dem Musée des arts décoratifs in Paris. Vielleicht unter dem Einfluss seines Freundes und Kollegen entwickelte Arthur-Jean Held seine Vorliebe für alte Fayencen und baute ab 1950 eine reiche Sammlung von etwa hundert Stücken auf, die damals fast hauptsächlich den verschiedenen Manufakturen in Moustiers-Sainte-Marie zugeschrieben wurden. Im Jahr 1960 veröffentlichte er in den Cahiers de la céramique et du verre, der Zeitschrift der Amis de Sèvres, einen Artikel zu diesem Thema, der reichlich mit Objekten aus seiner Sammlung illustriert war (Held 1960).

Held stand auch Henry Reynaud nahe, der mehrere Werke über die Produktion in Moustiers verfasste und Präsident der Académie de Moustiers war, der Held übrigens als Ehrenmitglied angehörte. Eine Reihe von Objekten aus Helds Besitz wurden in einem Buch abgebildet, das Reynaud 1961 in Bern unter dem Titel Faïences anciennes de Moustiers veröffentlichte (Reynaud 1961).

Die Sammlung Held wurde 1986 vorerst im Historischen Museum deponiert, bevor sie 1993 als Schenkung an die Stadt Nyon ging als Erinnerung an die Nyoner Herkunft der Ehefrau des Sammlers, Marcelle Held, geborene Lüscher. Die Präsentation dieses Ensembles in der Dauerausstellung im Schloss wurde am 3. September 1993 eröffnet (24 Heures vom 6. September 1993, 16). Zu diesem Anlass gab das Museum eine kleine, vom Spender verfasste Publikation heraus, die zwar eine schöne Hommage an die Fayencehersteller von Moustiers darstellt, aber nicht mehr den heutigen wissenschaftlichen Anforderungen entspricht (Held 1993). Die Sammlung blieb nur bis 1999 ausgestellt.

Die Schenkung Held ist bis heute die bedeutendste Sammlung von Fayencen aus Moustiers und Südfrankreich, die in einer öffentlichen Schweizer Institution aufbewahrt wird. Sie enthält einige Anthologiestücke südländischer Fayencen wie die Schale mit der Darstellung von Herkules, der Antäus hochhebt (MHPN MH-HE-1), die sich einst in der renommierten Sammlung von Charles Damiron befand, und den Brunnen mit dem Bildnis von Neptun, der 1919 von Damiron veröffentlicht wurde und heute der Manufaktur von Jacques Ollivier in Montpellier zugeschrieben wird (MHPN MH-HE-39). Die Schale mit einem aussergewöhnlich reichen Dekor im Bérain-Stil, der Orpheus zeigt, der die Tiere bezaubert, ist ein weiteres Meisterwerk, dessen Zuschreibung an Clérissy de Moustiers aber infrage gestellt wird (MHPN MH-HE-2). Dasselbe gilt für den prächtigen Brunnen mit Bérain-Dekor (MHPN MH-HE-45), bei dem eine mögliche Zuschreibung an die spanische Manufaktur in Alcora nicht ausgeschlossen werden kann.

Neben zwei Gruppen von Werken, die die wichtigsten Manufakturen repräsentieren, nämlich die der Clérissy und der Olérys-Laugier, umfasst die Sammlung auch eine Reihe von Fayencen aus anderen, mehr oder weniger identifizierten Werkstätten in Moustiers. Ein Teil der einst Moustiers zugeschriebenen Objekte wird heute anderen Fayence-Zentren in Frankreich oder anderswo zugeordnet. Besonders hervorzuheben ist hier ein schönes Ensemble aus der Produktion in Montpellier, deren Umfang und Qualität mittlerweile auch dank zahlreicher archäologischer Funde belegt ist (Montpellier 2012).

Das Musée historique et des porcelaines verwahrt auch einen weiteren Keramikschatz, nämlich die Sammlung von Apothekengefässen von Burkhard Reber (1848–1926), die der Universität Lausanne gehörte und 1962 der Institution in Nyon anvertraut wurde. Diese bemerkenswerte Sammlung von Schweizer und europäischen Fayencen wurde bis 1999 teilweise im Schloss ausgestellt. Siehe Kapitel «Die Sammlung Apothekengefässe von Burkhard Reber».

Übersetzung Stephanie Tremp

Bibliographie

Blaettler 2017
Roland Blaettler, CERAMICA CH III/1: Vaud (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2017, 13-20.

Gonin 2017
Grégoire Gonin, Redécouvrir la porcelaine de Nyon (1781-1813). Diffusion et réception d’un artisanat de luxe en Suisse et en Europe du XVIIIe siècle à nos jours. Neuchâtel 2017.

Held 1960
Arthur-Jean Held, L’art de la faïence à Moustiers-Sainte-Marie. Cahiers de la céramique, du verre et des arts du feu 18, 90-119.

Held 1993
Arthur-Jean Held, Faïences de Moustiers-Sainte-Marie dans les musées de Nyon. Nyon 1993.

Jegenstorf 1948
Ausstellung Schweizer Keramik des 18. und 19. Jahrhunderts im Schloss Jegenstorf/Bern. Ausstellungskatalog, Jegenstorf 1948.

Lieber 2011
Vincent Lieber, Histoire(s) du château de Nyon. Nyon 2011.

Montpellier 2012
Montpellier, terre de faïences. Potiers et faïenciers entre Moyen Âge et XVIIIe siècle. Collection Archéologie de Montpellier Agglomération, AMA 3. Milan 2012.

Nyon 1947
Porcelaines de Nyon. Publié à l’occasion de l’exposition nationale de porcelaines de Nyon. Cat. d’exposition, Château de Nyon. Nyon 1947.

Nyon 1958
Vingt siècles de céramique en Suisse. Cat. d’exposition, Château de Nyon. Nyon 1958.

Pelichet 1940
Edgar Pelichet, La porcelaine de Nyon 1781-1813. Nyon 1940.

Pelichet 1957
Edgar Pelichet, Porcelaines de Nyon. Nyon 1957.

Pelichet 1992
Edgar Pelichet, Les charmantes faïences de Nyon. De surprenants animaux et des vases. Manuscrit inachevé. Nyon 1992 (Archives du Château de Nyon).

Reynaud 1961
Henry Jean Reynaud, Faïences anciennes de Moustiers. Berne 1961.

Wellauer 1901
Théodore Wellauer, Nyon à travers les siècles. Guide de la ville de Nyon avec indicateur administratif, commercial et industriel. Genève 1901.

 

 

 

Orbe, Museum für Ortsgeschichte Pro Urba (MO)

Musée d’Orbe (MO)
Rue Centrale 23
1350 Orbe

Die Keramiksammlung in CERAMICA CH

Roland Blaettler, 2019

Die ersten Bemühungen um die Einrichtung eines Museums in Orbe gehen auf das Jahr 1878 zurück, als die Stadtverwaltung Pastor Narbel beauftragte, in einem Schulzimmer Gegenstände aller Art zu sammeln, die Aufschluss über die Vergangenheit der Stadt geben könnten. Die Sammlung wurde ab 1883 in einem kleinen Saal des Rathauses untergebracht, bevor sie auf den Dachboden verbannt wurde.

1923 wurde die «Vereinigung Vieil-Orbe, Pro Urba» gegründet mit dem Ziel, das geplante Museum zu fördern, die berühmten Mosaiken von Boscéaz zu erhalten und archäologische Ausgrabungen bei den Überresten der ehemaligen römischen Villa von Urba durchzuführen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte das Museum von Orbe schliesslich in einem Stadthaus eingerichtet werden, das Hélène Martin der Vereinigung vermacht hatte.

1995 wurde der Verein in zwei verschiedene Institutionen aufgeteilt: die Stiftung Pro Urba, die für den täglichen Betrieb und die Erschliessung des Mosaiks sowie für die Betreuung des Museums von Orbe zuständig ist, und den Verein der Freunde von Pro Urba, der die Aktivitäten der Stiftung unterstützt und kulturelle Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Geschichte der Stadt fördert.

Die Sammlungen des Museums sind sehr unterschiedlich und Keramik nimmt nur wenig Platz ein. Wir haben vier Objekte für unsere Bestandsaufnahme ausgewählt, die zumindest für den Fachmann sehr interessant sind: Eine Teekanne und eine Kaffeekanne aus der frühen Produktion der sächsischen Manufaktur in Meissen mit kaltvergoldeten Verzierungen, die bislang offenbar noch nicht bekannt waren (MO 603; MO 604); eine Fayence-Bartschale aus Matzendorf (SO), datiert 1829, mit einem einzigartigen heraldischen und patronymischen Dekor (MO 922). Das vierte Objekt, ein relativ bescheidenes Stück aus Irdenware in schlechtem Erhaltungszustand aus dem Jahr 1903, ist das einzige Beispiel, das wir bislang mit Sicherheit der Fabrique de poterie de Renens S. A. zuschreiben können, «der führenden Töpferfabrik für Irdenware des Kantons», wie ihr damaliger Direktor verkündete (MO Nr. 1).

Übersetzung Stephanie Tremp

Vevey, Historisches Museum (MHV)

Musée historique de Vevey (MHV)
Le Château
2, rue du Château
1800 Vevey
021 925 51 64

Die Keramiksammlung in CERAMICA CH

Roland Blaettler 2019

Als das Musée Jenisch in Vevey 1897 eröffnet wurde, beherbergte es noch im Aufbau befindliche Sammlungen aus den verschiedensten Bereichen wie der Malerei, der Naturgeschichte und der Archäologie. Da diese Sammlungen nicht gross genug waren, um alle Räume des neuen Gebäudes zu füllen, beschloss eine Gruppe von Bürgern, eine temporäre Ausstellung mit verschiedenen Objekten zu organisieren, die die Geschichte der Stadt und ihrer Region illustrieren sollten. Die Veranstaltung war bei der Bevölkerung ein voller Erfolg und wurde zu einer Art Gründungsakt des Musée historique du Vieux-Vevey.

Seit 1953 ist das Historische Museum von Vevey im Château de Vevey untergebracht, einem prächtigen Herrenhaus aus dem späten 16. Jahrhundert. Das Gebäude, vormals im Besitz der Familie de Tavel, wurde 1734 an die Berner Behörden verkauft, die dort bis zur Waadtländer Revolution von 1798 ihren Sitz hatten.

Nachdem die Liegenschaft im 19. Jahrhundert zu einem Hotel umgebaut wurde und diese Funktion bis nach dem Zweiten Weltkrieg beibehielt, drohte dem Gebäude der Abriss, bevor es von einer örtlichen Bank gerettet wurde und die Bruderschaft der Winzer und das Historische Museum in seinen Mauern untergebracht wurden. Seit 1986 ist das ehrwürdige Gebäude im Besitz der Bruderschaft und wurde seit Anfang der 1990er-Jahre sorgfältig restauriert.

In erster Linie will das historische Museum von Vevey das Kulturerbe der Stadt und ihrer Umgebung bewahren, daher sind seine Sammlungen sehr vielfältig. Sie umfassen Waadtländer und Schweizer Möbel, handwerkliche Gegenstände aus dem täglichen Leben, alte Waffen, Manuskripte, Stiche und Gemälde von Schweizer Kleinmeistern und eine Medaillensammlung. Unter den spezielleren Beständen bewahrt die Institution eine in der Schweiz einzigartige Sammlung alter Schlüssel, Schlösser und Kästchen auf.

Im Bereich der Keramik gibt es offensichtlich keine nennenswerte Ankaufspolitik für den Museumsbestand. Von den rund 180 untersuchten Objekten fallen etwas mehr als 80 Stücke in die Kategorie «Alter Bestand, ohne Datum», da die Umstände, unter denen sie in die Sammlungen aufgenommen wurden, nicht dokumentiert sind. Diese Gruppe umfasst relativ gängiges Porzellan aus den Manufakturen von Nyon und Zürich, ostfranzösische Fayencen und eine Gruppe von deutschen Steingutobjekten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Besonders hervorzuheben ist ein Fayenceteller mit einem Kornblumenmuster, den wir einer kleinen Gruppe von Objekten zuordnen, die der Produktion von blei-zinnglasierten Fayencen der Familie Baylon in Nyon (MHV 57) zugeordnet werden können.

Das historische Museum erwarb nur drei Keramiken, allerdings drei sehr interessante und sogar einzigartige Exemplare, jedes auf seine Art bemerkenswert. So zum Beispiel der Porzellanteller aus Sèvres, der die «Fontaine orientale» von Vevey zeigt und aus dem «Service de dessert, vues de Suisse imprimées» stammt, das Napoleon I. 1811 dem Prinzen Eugène de Beauharnais, Vizekönig von Italien, schenkte (MHV 4613). Der Teller ist das einzige bislang bekannte Beispiel dieser Art in einer öffentlichen Schweizer Sammlung.

Weiter findet sich, gemäss unserer Einschätzung, noch ein aussergewöhnliches Exemplar in der Sammlung: eine Suppenterrine der Manufaktur Ziegler und Pellis in Schaffhausen, die 1847/48 zur Feier der grossen Verdienste von General Dufour im Sonderbundskrieg entworfen wurde (MHV 2869). Und schliesslich eine Platte aus Steinzeug, die im Umdruckdekor den auf der Terrasse der Kirche Saint-Martin in Vevey aufgestellten Orientierungstisch in der neuen, 1878 von Henri Grandjean-Perrenoud aus Genf entworfenen Version zeigt (MHV 897).

Der überwiegende Teil des Keramikbestands wurde durch Schenkungen und Legate aufgestockt, von denen vor allem dasjenige von Gustave Coindet aus dem Jahr 1906 hervorzuheben ist: Der Nachlass umfasst etwa 30 Objekte, darunter eine Reihe von Tellern aus Niderviller Porzellan, die wahrscheinlich von einem alten Geschirr stammen, das im Familienkreis verwendet wurde (MHV 3359), aber auch einige erlesene Beispiele aus der Strassburger Manufaktur von Paul Hannong (MHV 1806) sowie die schöne Fischplatte aus Moustiers (MHV 1312) oder den Brunnen, der von einem der besten Maler der Fayencerie von Lunéville dekoriert wurde (MHV 2095).

Übersetzung Stephanie Tremp

Yverdon-les-Bains, Museum für Yverdon und Umgebung (MY)

Musée d’Yverdon et région (MY)
Le Château
Yverdon-les-Bains

Die Keramiksammlung in CERAMICA CH

Roland Blaettler, 2019

Das Museum von Yverdon und Umgebung gehört zu den ältesten musealen Einrichtungen im Kanton Waadt. Seine Ursprünge gehen auf das Jahr 1764 zurück, als der Yverdoner Pfarrer und Geologe Jean Élie Bertrand (1713–1797) der Société économique d’Yverdon einige Mineralien- und Fossilproben zur Erbauung der Bevölkerung anvertraute. Nach seinem Tod fiel Bertrands naturhistorisches Kabinett an die Société littéraire (die spätere öffentliche Bibliothek). Der Bestand wurde im Laufe des nächsten Jahrhunderts durch Beiträge zur Lokalgeschichte bereichert, insbesondere durch Objekte, die im Rahmen der archäologischen Ausgrabungen in der Region Grandson von Louis Rochat, Lehrer für Naturwissenschaften am Kollegium von Yverdon und Konservator des Museums zwischen 1846 und 1882, ans Licht gebracht wurden.

Die archäologische Abteilung der Sammlungen wurde mit den Funden, die ab 1903 im Castrum gesammelt wurden, unter der Leitung des Kantonsarchäologen Albert Naef (1862–1936) weiter ausgebaut. Der Aufschwung der Institution führte 1904 zur Gründung der «Société du Musée d’Yverdon». Das Museum wurde 1953 vom Kanton Waadt als «offizielles Museum» anerkannt und verwahrte fortan das archäologische Material des ehemaligen Bezirks Yverdon für die römische Epoche und der Gebiete Yverdon und Cheseaux-Noréaz für alle anderen Perioden.

1998 wurde der Auftrag des Museums auf regionale Archäologie und Geschichte ausgerichtet; die naturhistorischen Sammlungen wurden in kantonale Spezialmuseen ausgelagert, blieben jedoch im Besitz der Yverdoner Institution. Die Stiftung des Museums Yverdon, die heute für den Betrieb des Museums verantwortlich ist, wurde 2001 gegründet.

Die historischen Sammlungen dokumentieren die verschiedensten Aspekte des Lebens in der Stadt und ihrer Umgebung vom 16. Jahrhundert bis heute. Im Bereich der Keramik finden sich vor allem Zeugnisse von zwei lokalen Produktionen, nämlich der Fayencefabrik Rieff, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aktiv war, und des Unternehmens Céramique d’Yverdon S. A., das von 1944 bis 1971 Keramik produzierte.

Die Gruppe der von François Rieff (1767–1838) und seinem Sohn Charles-Abraham (1795-–1869) hergestellten Fayencen ist zwar quantitativ bescheiden (etwa zehn Exemplare), stellt aber dennoch die wichtigste Referenzgruppe für diese noch wenig bekannte Produktion dar (siehe auch das Kapitel «La faïencerie Rieff à Yverdon»).

Übersetzung Stephanie Tremp