Archive

Bleiglasur

Zu den einfachen Dekoren mit zugleich abdichtender und die Reinigung erleichternder Funktion, zählen die häufig belegten Bleiglasuren. Sie kommen nur bei oxidierend gebrannter Keramik vor, da eine reduzierende Ofenatmosphäre das Blei in einen schwarzfärbenden Zustand zurückverwandelt. Bleiglasuren bestehen meist aus einem der verschiedenen Bleioxyde (PbO, Pb3O4, PbO2; Bleigelb, Bleiglätte, Goldglätte, Silberglätte, Mennige), Ton und Quarzsand. In diesem Glasurversatz wirkt das Blei als temperatursenkendes Flussmittel. In der Regel ergibt sich eine leicht aufschmelzende, weiche, glänzende und durchsichtige, meist leicht gelbstichige Glasur (von Eisenverunreinigungen), die mit weiteren Metallen, wie z. B. Kupferoxid, Kobalt oder Eisenmanganverbindungen eingefärbt werden kann. Bleiglasuren intensivieren auch die Farbwirkung des darunterliegenden Keramikscherben, der Grund- oder Malengoben.

Der Glasurversatz wird oft sehr fein gemahlen (Glasurmühle, Kugelmühle) und kann dann aufgepudert (trockenes Glasieren) oder als aufgeschlämmte Glasur aufgetragen werden (nasses Glasieren durch Angiessen, Eintauchen oder Aufspritzen).

Je nach Zeitstellung wurde Bleiglasur ohne Grundengobe nur auf der Innen- oder Aussenseite oder beidseitig aufgetragen. Die Glasuren bzw. die Glasurfarben können als farblos gelblich und ausgeprägt gelb, grün, blau, dunkelbraun/manganfarben beschrieben werden. Die optische Wirkung hängt sowohl von den zugefügten, färbenden Metallionen, entscheidend jedoch auch von der darunter liegenden Scherben- oder Grundengobefarbe ab. Bleiglasuren treten in der Schweiz erstmals im späten 13. Jahrhundert als Dekor bei keramischen Sonderformen auf. Erst allmählich verlagerte sich die abdichtende Glasur im Verlauf des 14. Jahrhunderts auf die Innenseite der Gefässe.

Die Herstellung und Verarbeitung der Bleiglasur ist die Ursache für die gefürchtete «Töpferkrankheit» bzw. Bleivergiftung (Mämpel 1994).

Bibliographie

Mämpel 1994
Uwe Mämpel, Die Bleiglasur in der Keramik (Deutsche Keramische Gesellschaft, Fachausschussbericht Nr. 31), Köln 1994.

 

Frz.: glaçure plombifère, glaçure au plomb

Engl.: lead glaze

Blindmarken

Blindmarken in CERAMICA CH

Fabrikzeichen, die mit Hilfe eines Stempelgerätes unterschiedlicher Form in den noch feuchten Ton des Keramikobjektes eingestempelt (eingedrückt) werden. Typisch sind diese Marken für Steingut, Steinzeug und Porzellan, während sie bei Fayence fast nie und bei handwerklich hergestellten Irdenwaren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur sehr selten vorkommen. Funktional sollen die Blindmarken überwiegend die Produktherkunft kennzeichnen. Einzelne Zahlen oder Buchstaben können jedoch auch für unterschiedliche Objektgrössen stehen (Grössenmarken), die Zusammengehörigkeit von Deckel und Unterteil anzeigen (Zuordnungsmarken) oder Dreher/Arbeiter eindeutig identifizieren, die im Stücklohn arbeiteten.

Frz.: marques estampées, marques au poinçon, marques en creux, marques pressées

Engl.: pottery marks, stamped/impressed

Borstenzugdekor

Auf der Wandung vertikaler Borstenzugdekor, auf der Fahne und im Spiegel Malhorndekor.

Borstenzugdekor in CERAMICA CH

Borstenzugdekor (auch Federzugdekor) erfordert relativ flüssige Grund- und Malengoben. Dabei werden die meist offenen Gefässformen (Schüsseln oder Teller) auf der Töpfer- oder Rändelscheibe in Drehbewegung versetzt und die ein- oder mehrfarbig aufgetragenen Malhorndekore (oft zweifarbige Tupfenreihen, Spiralen oder Kreise) mit einer einzelnen oder mehreren dünnen Borsten, einer Vogelfeder oder einem dünnen Eisendraht oder -stift durchgezogen, sodass ein ausgeprägt verzogenes, linear-horizontales oder herzartiges Motiv entsteht. Die Borste kann aber auch senkrecht, im rechten Winkel zum Malhorndekor eingesetzt werden, sodass stärker gefiedert wirkende Muster das Ergebnis sind. Borstenzugdekor wird in der Schweiz erstmals im späten 17. Jahrhundert zur Keramikdekoration verwendet und bleibt bis ins 19. Jahrhundert im Gebrauch. In England (Donyatt, Somerset) gibt es angeblich Borstenzugdekor bereits aus dem 14. Jahrhundert.

Frz.:  Décor peigné

Engl.: combed decoration, combed slipware, slip combing or feathering

Brennhilfen

Brennhilfen und Stützen in Vallauris, Frankreich, 2019.

Bern,  Brunngasshalde, Brennhilfen aus dem Stadtmüll, vor 1832 (Foto Badri Redha, Archäologischer Dienst des Kantons Bern)

Andreas Heege, 2019

Mit dem Oberbegriff  Brennhilfen (Brennhilfsmittel) werden alle Objekte zusammengefasst, die man für das Einsetzen eines Töpferofens  verwendete. Das reicht vom einfachen «Plätzton» (Tonbatzen, Kügelchen oder Würstchen aus feuchtem Ton mit deren Hilfe man die einzelnen Objekte fixierte; z. B. Matthys 2005) über speziell hergestellte Dreifüsse oder Leisten in den Irdenware-Töpfereien, bis hin zu speziell für einzelne Gefässformen gefertigte, gut stapelbare Muffeln/Kapseln oder Kassetten in den Fayence- oder Porzellanmanufakturen bzw. der keramischen Industrie. Letztlich entscheiden die keramische Ware, die Art der Glasur, die Form des jeweiligen Objektes, der Aufwand seiner Herstellung  und die Methode des Einsetzens des Brenngutes (offen mit Platten und Stützen oder geschlossen  in Kapseln) über die Einsatznotwendigkeit und die Form spezifischer Brennhilfsmittel. Brennhilfen sind daher in ihrer Ausprägung sehr variabel und teilweise spezifisch für einen einzelnen Hafner oder seine Töpferei (z.B. Spezialbrennhilfen für Steinzeug-Baaren aus Langerwehe).

Die ältesten Darstellungen, bereits sehr weit und speziell entwickelter Brennhilfen und Kapseln finden sich im Manuskript von Cipriano Piccolpasso aus dem Jahr 1575 (Lightbown/Caiger-Smith 1980). In der Schweiz scheinen Brennhilfen erst ab dem späteren 16. Jahrhundert vorzuliegen (Roth Heege/Thierrin-Michael 2016; Bänteli/Bürgin 2017, bes. Abb. 183). Eine systematische Sammlung der Typen der Brennhilfen steht jedoch aus. Charakteristisch sind Einlegeplatten, Stützen, Muffeln/Kapseln,  Brennringe, Zuglochabdeckungen, Pinnen, Dreifüsse (auch Dreiangel, Triangel oder Drüspitz), Kännel/Schienen/Stege und Bissen/Dreikantleisten,  Spitzkegel, oder pyramidenförmige Keile. Ergänzend können immer auch Dachziegel und Backsteine zum Bau des  inneren Stützen- und Strebenwerks des Töpferofens («Gelege») Verwendung finden (Babey 2016; Boschetti-Maradi 2006; Heege 2011; Heege/Kistler 2017; Matter 2012).

Frz. : supports de cuisson, auxiliaires pour la cuisson, matériel d’enfournement, plaques, dalles et supports d’enfournement céramique, matériel d’encastage, éléments de calage, gazetterie, moufles, capsules, cassettes, gazettes, cazettes, étui, lanterne de terre, manchon, cerces, pernettes, accots, rondeau, renversoir, cerces

Engl.: Kiln furniture

Bibliographie

Babey 2016
Ursule Babey, Archéologie et histoire de la terre cuite en Ajoie, Jura Suisse (1750-1900). Les exemples de la manufacture de faïence de Cornol et du centre potier de Bonfol (Cahier d’archéologie jurassienne 37), Porrentruy 2016, 160-166.

Bänteli/Bürgin 2017
Kurt Bänteli/Katharina Bürgin, Schaffhausen im Mittelalter – Baugeschichte 1045-1550 und archäologisch-historischer Stadtkataster des baulichen Erbes 1045-1900 (Schaffhauser Archäologie 11), Schaffhausen 2017.

Blondel 2001
Nicole Blondel, Céramique: vocabulaire technique, Paris 2001.

Boschetti-Maradi 2006
Adriano Boschetti-Maradi, Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 8), Bern 2006, 33-45.

Heege 2011
Andreas Heege, Langenthal, St. Urbanstrasse 40–44. Die Hafnerei Staub und ihre Werkstatt, in: Archäologie Bern/Archéologie bernoise. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern, 2011, bes. 229-234 (mit älterer Literatur).

Heege/Kistler 2017
Andreas Heege/Andreas Kistler, Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 13), Bern 2017, bes.  179-183.

Lightbown/Caiger-Smith 1980
Ronald Lightbown/Alan Caiger-Smith, Cipriano Piccolpasso, I tre libri dell’arte del vasaio = The three books of the potter’s art: a facsimile of the manuscript in the Victoria and Albert Museum, London, London 1980.

Matthys 2005
Catherine Matthys, La production présumée de Jacques Bertrand Visnon, potier de Bouffioulx vers 1600. Recherches récentes en Wallonie (Etudes et documents, Archéologie 8), Namur 2005.

Matter 2012
Annamaria Matter, Die archäologische Untersuchung in der ehemaligen Porzellanmanufaktur Kilchberg-Schooren. Keramikproduktion am linken Zürichseeufer 1763-1906 (Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 43), Zürich 2012,  65-76.

Roth Heege/Thierrin-Michael 2016
Eva Roth Heege/Gisela Thierrin-Michael, Oberaltstadt 3/4, eine Töpferei des 16. Jahrhunderts und die Geschichte der Häuser, in: Eva Roth Heege, Archäologie der Stadt Zug, Band 2 (Kunstgeschichte und Archäologie im Kanton Zug 8.2), Zug 2016, 10-154.

Brühl‘sches Allerlei – Meissen-Porzellanmanufaktur, 1743-1747

Roland Blaettler 2019 (deutsche Originalfassung)

Graf Heinrich von Brühl (1700–1763) war eine der mächtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten des Fürstentums Sachsen und des Königreichs Polen unter der Herrschaft von August dem Starken und seinem Nachfolger Friedrich August II. Er hatte das volle Vertrauen des Königs. Dieses ging so weit, dass August II. Brühl mit öffentlichen Ämtern buchstäblich überschüttete. Nach dem 1733 erfolgten Tod von August dem Starken ver­mochte Brühl unter dessen eindeutig schwächerem Nachfolger seine Stellung noch auszubauen und wurde 1746 Premierminister. Zu den vielen Funktionen, die er während seiner Karriere ausübte, gehörte die Direktion der Porzellanmanufaktur Meissen.

Graf von Brühl zeichnete sich auch als Kunstsammler aus. In seinem Palais in Dresden und in den Bauten des Brühl’schen Gartens richtete er eine Bibliothek und eine Gemäldegalerie ein. Brühl war ein typischer Vertreter des Absolutismus; er achtete darauf, seine Macht mittels eines überaus prunkvollen Lebensstils zur Schau zu stellen. Das Meissener Porzellan spielte bei der Prachtentfaltung in seinen verschiedenen Schlössern eine entscheidende Rolle. Unter den vielen Aufträgen, die er in Meissen ausführen liess, gibt es zwei grosse Services, die in der Geschichte des europäischen Porzellans Furore machten: zum einen das berühmte Schwanenservice von 1737–1742, zum anderen das «Brühl’sche Allerlei», so genannt nach seinem alle Teile schmückenden Reliefdekor. Dieses Service, das am Ende mehr als 2000 Stücke zählte, beschäftigte die Manufaktur von 1742 bis 1747 (Lessmann 2000). Die Formen sind hauptsächlich das Werk von Johann Friedrich Eberlein (1695–1749), dem zweiten Modelleur neben Johann Joachim Kändler. Mitarbeiter war Johann Gottlieb Ehder (1716/17–1750). Der gemalte Dekor kombiniert «deutsche Blumen», Früchte und Gemüse nach Kupferstichen, unter anderem aus den vier Bänden Phytanthoza Iconographia von Wilhelm Weinmann, welche zwischen 1737 und 1745 in Regensburg herauskamen. Die Weinmann’schen Vorlagen wurden vornehmlich für Früchte und Gemüse verwendet. Wie alle grossen Ensembles dieser Art bestand das Gedeck ursprünglich aus einem Speise- und Dessertservice. Die Stücke des Dessertservice trugen in der Regel die «Conditorey»-Marke «C» (siehe HMO 8766).

Von diesem Service findet man heute nur noch verhältnismässig wenige und meist nur vereinzelte Stücke in öffentlichen Sammlungen (Cassidy-Geiger 2008, 462–465, zwei Teller und eine Terrine). Das grösste Konvolut hütet die Ermitage in St. Petersburg mit 38 Objekten. Weitere Teile befinden sich in amerikanischem Privatbesitz oder wurden öffentlich versteigert, wie beispielsweise 1977 in London bei Sotheby’s und 2012 in New York bei Christie’s. Vier Teller befinden sich heute im Historischen Museum in Olten (HMO 8565, HMO 8566, HMO 8765 und HMO 8766). Sie gelangten dorthin im Jahr 1959 mit dem Legat Maria Christen-Faesch (Felchlin 1961, 12). Einen fünften Teller bewahrt das Château de Nyon (MHPN MH-PO-4382).

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 282.

Bodinek 2019
Claudia Bodinek, Ein Meissener Porzellanservice für den Grafen – Das Brühl’sche Allerlei. Keramos 235/236, 2017 (erschienen 2019), 4–134.

Cassidy-Geiger 2008
Maureen Cassidy-Geiger, The Arnold Collection of Meissen Porcelain 1710-1750. New York/London 2008.

Felchlin 1961
Maria Felchlin, Die Bedeutung der Porzellansammlung Maria Christen-Faesch im Historischen Museum Olten (Sonderdruck aus Heimat und Volk, Beilage zum Oltner Tagblatt), Olten 1961.

Chrutmuster (Kraut- bzw. Pflanzenmuster)

Andreas Heege 2020

Das Chrutmuster (Kraut- bzw. Pflanzenmuster) ist ein bernischer Begriff für eine charakteristische Keramikdekoration der Region Heimberg-Steffisburg, die in der lokalen Technik des bernischen Malhorn- und Ritzdekors wurzelt. Dieses Muster wurde auf der Basis von lokalen Blumendekoren (Tulpenmustern) ab etwa 1850 entwickelt, wobei wir keine Kenntnis haben, welche Hafnereien an dieser Umgestaltung exakt beteiligt waren.

Katalog Wanzenried 1885, Taf. 6, Stiftung Schlossmuseum Thun, Inv. 4507.

Das Muster war um 1870/1873 bereits weit entwickelt (vgl. Katalog Wanzenried 1885, Taf. 6 Nr. 98 mit Datierung 1878) und wurde von den Produzenten, d.h. den Heimberger Hafnern, in den Kontext der jüngeren «Thuner Majolika» integriert. Die Firma Wanzenried führte es auch 1880/1881 in ihrem Fotokatalog.

Älteste eindeutig datierte Keramiken mit dem Chrutmuster stammen von der Pariser Weltausstellung 1878 (V&A Inv. 736-1878), jedoch war wohl auch schon das zwischen 1870 und 1875 gefertigte sog. «Pariser Geschirr» mit eine Vorstufe dieses Dekors verziert (vgl. SNM LM-74294), der erstmals  im Schweizerischen Gewerbeblatt 3, Nr. 2 vom 12.1.1878 als “Krautmuster” und im Täglichen Anzeiger für Thun (TAT Bd. 3, No. 63) vom 15. März 1879 als «Chrutdecoration» auch schriftlich in Erscheinung tritt.

Alle Werkstätten, die in der Schweiz die Thuner Majolika kopierten, kopierten auch das Chrutmuster.

Keramik mit dem Chrutmuster aus dem Musée Ariana in Genf, verschiedene Hersteller.

Herstellung von Keramik, u.a. mit dem Chrutmuster in der Firma Emil Loder/Adolf Schweizer, Steffisburg (1918-1924).

Chrustmuster, Werkstattfoto Loder/Schweizer, 1918-1924.

Erstaunlicherweise überlebte das Muster das Ende der Thuner Majolika nach 1914 und wurde noch bis in ans Ende des 20. Jahrhunderts, jetzt als Muster «Alt-Thun», von zahlreichen Hafnern des Kantons Bern gefertigt (z.B. MAG AR 2012-56-1 bis MAG AR 2012-56-23; Heege/Kistler 2017b, 489–500, Fig. 168).

Frz.: Motif aux hiboux

Engl.: Chrutmuster – herbal or plant pattern

Bibliographie:

Heege/Kistler 2017
Andreas Heege/Andreas Kistler, Poteries décorées de Suisse alémanique, 17e-19e siècles – Collections du Musée Ariana, Genève – Keramik der Deutschschweiz, 17.-19. Jahrhundert – Die Sammlung des Musée Ariana, Genf, Mailand 2017.

Co. (Compagnie)

Die Abkürzung “& Co.” steht herkömmlicherweise im Firmennamen von Handelsgesellschaften für “und Compagnie“. Es handelt um einen Hinweis auf deren Gesellschaftsform (Kompanie), bei der eine Gruppe von Handelnden oder Beteiligten ungenannt hinter einem Namensgeber steht.

In der französischsprachigen Schweiz und Frankreich wird die Gesellschaftsform mit “& Cie.” (Compagnie) abgekürzt, im englischsprachigen Raum lautet die Abkürzung “& Co” (Company).

Zur besseren Auffindbarkeit der Firma in anderen Suchmaschinen, wird normalerweise die Landesschreibweise der Firma bzw. die Eigenbezeichnung beibehalten und nicht übersetzt.

Eng.: Co. (Company)

Frz.: Cie. (Compagnie)

Craquelée (Krakelee)

Als Craquelée bezeichnet man das spinnwebenartige Rissmuster in der Glasur von Keramik (aber auch bei Ölgemälden, Lackierungen oder Glas). Der Grund für die Risse liegt in den unterschiedlichen, wärmebedingten Ausdehnungskoeffizienten von Scherben, Engobe und Glasur begründet. Craquelé begegnet besonders häufig bei Fayence und Steingut und ist dann meist ein altersbedingtes Phänomen. Craquelé kann aber auch als dekorativer Effekt  gezielt herbeigeführt werden (z.B. bei historischer koreanischer oder chinesischer Keramik oder auch bei Studio-Keramik des 20. Jahrhunderts).

Frz.: Craquelée

Engl.: Craquelure,  crazing, crackle[d] glaze

Creamware (Steingut)

Steingut in CERAMICA CH

Creamware ist eine der zahlreichen englischen Keramikvarianten, die in den  frühen 1740er-Jahren auf der Basis der älteren white salt-glazed stoneware  in Staffordshire, England entwickelt und von Josiah Wedgwood (um 1759-1761) zur «cream-coloured ware»  perfektioniert wurde.  Im deutschen Sprachgebrauch wird creamware (Synonym  für Josiah Wedgwoods Ware ab 1765: Queen’s ware) dem “Steingut” zugeordnet.

Keramiktechnologisch handelt es sich um eine bleiglasierte, poröse Irdenware aus weiss brennendem Ton, Kaolin und SiO2 (Quarz, oft gemahlener Feuerstein), eventuell auch nur mit Anteilen von Kalk oder Feldspat oder einer Mischung aller drei Komponenten (Quarz, Kalk und Feldspath). In Abhängigkeit von der Zeitstellung und dem Produktionsort gibt es in der Zusammensetzung der keramischen Masse unzählige Variationen.

Aufgrund der Scherbenfarbe und Scherbenstruktur wird Steingut berechtigterweise auch als «weisse Irdenware» – «white earthenware or white-bodied industrial earthenware»  – «terres blanches» bezeichnet. Aufgrund der industriell geprägten Fertigung werden alle Varianten des Steinguts heute auch als «industrielle Keramik»  (industrial ceramics) eingeordnet. Durch Hinzufügung von Kobalt zur Scherbenmasse entwickelte sich in England aus der gelblichen oder cremefarbenen «creamware» im frühen 19. Jahrhundert die weisse «whiteware».

Ein Zwischenschritt war die Entwicklung von «China glaze» (Staffordshire um 1775) oder «pearl-white» (Josiah Wedgwood um 1779). Dabei wurde eine geringe Menge Kobalt sowohl der Glasur als auch der keramischen Masse hinzugefügt, was das Steingut tendenziell «weisser» und weniger cremefarben erscheinen liess und es dem Porzellan ähnlicher machte. Dieses Steingut bezeichnet man heute zusammenfassend als «pearlware».

Die französische Entwicklung von Steingut oder zeitgenössisch «terre façon anglaise», «terre de pipe», «terre d’Angleterre» bzw. «cailloutage» begann ebenfalls in den frühen 1740er-Jahren.  Im zeitgenössischen, französischen Sprachgebrauch lösen sich die Begriffe «terre de pipe» (ca. 1743-1790), «cailloutage» (ca. 1790-1830) und «porcelaine opaque» bzw. «demi-porcelaine»  (nach 1830) ab.

Frz.:  céramique industrielle, faïence fine,  terre façon anglaise,  terre de pipe,  terre d’Angleterre, cailloutage,  porcelaine opaque, demi-porcelaine, poterie blanche

Engl.: English industrial ceramics (creamware, pearlware, whiteware)

Bibliographie zu Steingutdefinitionen, -begriffen und -synonymen:

Barker 2007
David Barker, Creamware in Context, in: Tom Walford/Roger Massey, Creamware and Pearlware Re-examined, Beckenham 2007, 31-42.

Bartels 1999
Michiel Bartels, Steden in Scherven, Zwolle 1999, bes. 250-259

Kybalová 1990
Jana Kybalová, Steingut, Prag 1990.

Maggetti/Rosen/Serneels 2011
Marino Maggetti/Jean Rosen/Vincent Serneels, White earthenware from Lorraine (1755- c. 1820): Provenance and Technique, in: Archaeometry 53, 2011, 765-790.

Maggetti/Heege/Serneels 2015
Marino Maggetti/Andreas Heege/Vincent Serneels, Technological Aspects of early 19th c. English and French white earthenware assemblage from Bern (Switzerland), in: Periodico di Mineralogia, 84, 2015, Heft 1 (Special issue: EMAC 2013, Inside the pottery: composition, technology, sources, provenance and use), 139-168.

Maggetti 2018
Marino Maggetti, Archaeometric Analyses of European 18th-20th Century White Earthenware – A Review, in: Minerals, 2018, Heft 8.

Maire 2008
Christian Maire, Histoire de la faïence fine francaise 1743-1843, Le Mans 2008, 11-36.

Massey 2007
Roger Massey, Understanding Creamware, in: Tom Walford/Roger Massey, Creamware and Pearlware Re-examined, Beckenham 2007, 15-30.

Roberts 2007
Gaye Blake Roberts, Early Wedgwood Creamware 1759-1769, in: Tom Walford/Roger Massey, Creamware and Pearlware Re-examined, Beckenham 2007, 51-64.

Stellingwerf 2019
Wytze Stellingwerf, The Patriot behind the pot. A historical and archaeological study of ceramics, glassware and politics in the Dutch household of the Revolutionary Era: 1780-1815, Zwolle 2019, bes.  42-51, 202

Dekor

Dekor ist das Ergebnis aller die Oberfläche eines lederharten, engobierten, geschrühten oder glattgebrannten Keramikobjektes verändernden (verzierenden) Engoben, Glasuren, Bemalungen und sonstigen Dekortechniken, z. B. : Aufglasurmalerei, Auflagendekor, Borstenzugdekor, dendritischer Dekor, Engobedekor, Farbkörper in der Grundengobe, Glättung, Inglasurmalerei, Laufdekor, Malhorndekor, Marmorierung, plastische Formung, Ritzdekor, Rollstempeldekor, Salzglasur, Schablonendekor, Schwämmelung, Stempeldekor, Springfederdekor, Spritzdekor und  Unterglasur-Pinseldekor.

Beispiel: Dekortafeln Neuzeit Kanton Zug, Eva Roth Heege, 2021

Frz.: décor

Engl.: decoration