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Poschiavo, Klostermuseum Santa Maria Presentata (KM-SMP)

Vecchio Monastero di Santa Maria Presentata
Via dal Cunvent 45
7742 Poschiavo

Hinweis: Das Klostermuseum ist keine öffentliche Einrichtung! Es hat keine festen Öffnungszeiten. Es kann nur sehr eingeschränkt auf telefonische Nachfrage im Rahmen der Möglichkeiten der klösterlichen Gemeinschaft im Rahmen einer Führung besichtigt werden (Einzelpersonen oder sehr kleine Gruppen).

Kontakt:
Nuovo Monastero Santa Maria
Via Santa Maria 23
7742 Poschiavo
081 844 0204
convento.biblioteca@bluewin.ch

Keramik des Klostermuseums in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2019

„Un piccolo museo nel vecchio monastero di Poschiavo – Ein Kleines Museum im alten Kloster von Poschiavo“ so ist eine kleine Museumsschrift betitelt, die in die Geschichte des Klosters und seiner Sammlungen einführt. Das Alte Kloster wurde 1629 von Paolo Beccaria, Pfarrer der katholischen Pfarrei von Poschiavo, im Borgo von Poschiavo gegründet. Es folgte zunächst der Regel der Ursulinen. 1684 nahm die Klostergemeinschaft offiziell die Augustinerregel an und gab dem Kloster den bis heute gültigen Namen. 1856 wird die Klausur der Nonnen aufgehoben und im 20. Jahrhundert erweiterten diese ihr Tätigkeitsfeld im Bereich der sozialen Dienste im Tal. Ab 1918 führen sie ein kleines Spital in La Rasiga. 1925 wird das Kloster der Augustinerinnen eine Kongregation mit diözesanem Recht. 1927 wird auf dem Klosterareal eine Schule eingerichtet und 1929 das Spital San Sisto eingeweiht. Wegen schwieriger baulicher Zustände wurde zwischen 1969 und 1972 ein neues Kloster knapp ausserhalb des Ortes errichtet. Das „Vecchio Monastero“ wurde vorbildlich saniert und im Jahr 2000 als Zentrum für Spiritualität, Ökumene und Kultur eingeweiht. Im Dachstock wurde ein kleines Klostermuseum eingerichtet, das vom Klosterleben vor allem des 18. bis 20. Jahrhunderts erzählt. Unter den ausgestellten Objekten aus dem Besitz der Klostergemeinschaft befinden sich auch etwas über 60 Keramikobjekte.

Die erhaltene Keramik der Museumssammlung spiegelt die geographische Einbindung und Geschichte des Klosters genauso wie die Lebensverhältnisse der Klosterschwestern. Da viele Schwestern aus dem Veltlin kamen, erstaunt die Anzahl vorhandener italienischer Fayencen ab der Zeit um 1600 und vor allem der Boccalini für den Veltliner Wein nicht. Beim Küchen- und Tischgeschirr dominiert in der Sammlung das Kochgeschirr aus Metall und Lavez neben Essgeschirr aus Holz, Blech und Zinn. Keramik hat nur einen kleinen Anteil.

Unerwartet umfangreich ist das Vorratsgeschirr aus Steinzeug „Westerwälder Art“. Wie in der Sammlung des Museo Poschiavino und der Casa Thomé, zeigt sich auch hier, dass der Massenimport der Doppelhenkeltöpfe offenbar in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt. Die Masse der Töpfe in Grössen zwischen 1 1/2 und 16 Litern dürfte jedoch aus der Zeit zwischen den Weltkriegen stammen. Im Puschlav lagerte man in den Töpfen normalerweise Schweine- oder Butterschmalz oder legte Soleier ein. Bei den grossen Schüsseln (Teigschüsseln?) aus Irdenware sind nur junge Exemplare aus den den 1920er- bis 1940er-Jahren vertreten.

Das wenige und meist einfache Tischgeschirr aus Steingut hat variable Produktionsorte im deutschen, schweizerischen italienischen und französischen Raum. Auffällig ist die grosse Varianz der Hersteller auch bei den Nachttöpfen und dem Waschgeschirr aus Steingut der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hierin spiegelt sich die Tatsache, dass Schwestern, die in das Kloster eintreten wollten, in der Regel ihre eigene Zellenausstattung und eine Art Mitgift in das Kloster einbringen mussten.

Herausragendes Einzelstück der 1920er-Jahre ist ein Exemplar von „Schwabenlands Original-Kaffee-Apparat“, einer keramischen Warmhaltevorrichtung für 10 Liter Kaffee. Die Vertriebsfirma aus Mannheim gehörte im Deutschen Reich zu den kaiserlichen Hoflieferanten und hatte auch eine Verkaufsstelle in Zürich.

Bibliographie:

Carigiet 2000
Augustin Carigiet, Die Vorgängerbauten im alten Frauenkloster von Poschiavo, in: Jahresberichte des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Denkmalpflege Graubünden 1999, 2000, 86-89.

Giuliani 1979
Sergio Giuliani, Il vecchio monastero di Poschiavo. 350 anni storia, in: Almanacco del Grigioni Italiano, 1979, 202-204.

Papacella 2001
Daniele Papacella, All’origine del convento poschiavino di Santa Maria Presentata, in: Bollettino Società Storica Val Poschiavo 5, 2001, 5-16.

Poschiavo, Museo Poschiavino (MPO) mit Casa Tomé (MPO-CT)

Palazzo de Bassus Mengotti
Via da Spultri 270
7742 Poschiavo
081 834 10 20
info@museoposchiavino.ch

Keramik des Museo Poschiavino in CERAMICA CH

Das Talmuseum im Palazzo de Bassus-Mengotti sammelt und stellt die Zeugnisse der vielfältigen Geschichte, Kultur, Kunst und sozialen Verhältnisse der Vergangenheit des Puschlavs aus. Damit soll verhindert werden, dass diese in Vergessenheit gerät und ihr ein würdiger Platz in der künftigen Erinnerung geschaffen werden. Das Tal war stets für Einflüsse sowohl von Norden als auch von Süden offen.

Das Puschlav ist eines der italienischsprachigen Südtäler im Kanton Graubünden. Vom Oberengadin aus erreicht man es über den Berninapass, vom heute italienischen, bis 1797 bündnerischen Veltlin über das im äussersten Süden des Tales gelegene Campocologno. Einen Zugang gibt es auch vom italienischen Livigno über die Fuorcola di Livigno. Entsprechend der Topographie bildete das Tal immer eine wichtige Verbindung zwischen dem italienischsprachigen Süden und dem rätoromanischen oder deutschsprachigen Graubünden im Norden.

Zwischen etwa 1100 und 1300 übten die Herren von Mazzo-Venosta die Herrschaftsrechte über das Tal aus. Als Lehensträger der Bischöfe von Chur übernahmen sie 1284 die Hochgerichtsbarkeit, während die Stadt Como die Niedergerichtsbarkeit ausübte und einen Stadthalter einsetzte. Bereits im Jahr 1408 unterstellten sich die Talbewohner der Gerichtshoheit des Bischofs von Chur und traten dem Gotteshausbund bei. Die Eroberung des Veltlins durch die Bündner im Jahr 1512 machte das Puschlav zu einem wichtigen Durchgangsort für den Handel und den Weintransport. Nach der Reformation prägten bis ins 20. Jahrhundert starke Gegensätze zwischen einer örtlichen katholischen Landbevölkerung und im Hauptort Poschiavo konzentrierten reformierten Familien die Lebenswelt im Puschlav. Die Auswanderung, vor allem als international tätige Zuckerbäcker, verhalf im 19. Jh. vielen reformierten Familien zu einem beachtlichen Wohlstand. Diese Minderheit war aus konfessionellen Gründen enger mit den protestantischen Tälern Nordbündens verbunden. Erst mit dem Bau der Strasse über den Berninapass (1842-1865) und dem Bau der Berninabahn (1908-1910) öffnete sich das Tal den modernen Handelsströmen und dem Tourismus.

Das Museo Poschiavino wurde am 2. April 1950 von der Sektion Poschiavo der Vereinigung Pro Grigioni Italiano gegründet, mit der Absicht, die Talbevölkerung für ihr vielfältiges Kulturgut zu sensibilisieren und Dokumente und Gegenstände betreffend Leben, Arbeit und Auswanderung der lokalen Bevölkerung zu sammeln. Ab 1953 fand die immer grössere Sammlung in drei Räumen im Erdgeschoss des Gemeindehauses ihren Platz. 1971 wurde die einfache Gesellschaft des Museo Poschiavino in eine Stiftung umgewandelt, welche der Aufsicht des Kantons Graubünden untersteht. Ab 1976 befand sich die Sammlung provisorisch im Haus Olgiati, Plazola.

Der heutige Museumsstandort, der Palazzo de Bassus-Mengotti, konnte 1982 erworben und anschliessend renoviert und umgebaut werden. Der Palazzo wurde 1655 im Auftrag von Tommaso de Bassus gebaut und gelangte später in den Besitz der Familie Mengotti. Nachdem bis ins 19. Jahrhundert immer wieder wichtige Umbauten erfolgten, präsentiert er sich seit seiner Wiedereröffnung am 18. Mai 1985 als ein Gebäude von beachtenswertem künstlerischem und architektonischem Wert. Ein grosser Innenhof im Erdgeschoss, die Kapelle, schlichte, eingewölbte Korridore, gepflegte Stuben mit Holzverkleidungen und Kassettendecken, grosszügige Küchen mit Kaminen, ein Schlafzimmer und Badezimmer empfangen die Besucher in einer Umgebung, die den Wohnstil der wohlhabenden Puschlaver Familien der letzten Jahrhunderte widerspiegelt. Seit Ende September 2013 werden auch die kostbaren ethnologischen Sammlungen der Gemeinde Poschiavo (etruskische und indische Objekte) im Talmuseum gezeigt.

Das Museum hat noch einen weiteren Museumsstandort, die Casa Tomé (MPO-CT). Diese zählt zu den ältesten und besterhaltenen Bauernhäuser des Alpenraums (Jochum-Siccardi/Nay/Rutishauser 2011). Die Ursprünge des Hauses reichen bis ins Mittelalter zurück (Baudatum 1357/58 ). Das Haus befindet sich mitten im Ortskern von Poschiavo. Die Casa Tomé war bis 1992 von den Schwestern Luisa, Rosina, Ida und Marina Tomé bewohnt. Sie ist ein seltenes Zeugnis der bäuerlichen Kultur und eines tendenziell armen, zurückgezogenen Lebensstils, der nunmehr überholt ist. Sie ist weitgehend in ihrem Ursprungszustand erhalten geblieben, denn über Jahrhunderte gab es weder innen noch aussen grosse Veränderungen. Seit 1993 steht das Haus unter Denkmalschutz. 2002 wurde es von der Stiftung Ente Museo Poschiavino erworben. 2007 wurde es als zweiter Museumssitz nebst dem Palazzo de Bassus-Mengotti der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die beiden Museumsstandorte spiegeln jetzt die zwei Gesichter der Puschlaver Gesellschaft: Auf der einen Seite die bäuerliche Realität, die das Leben im Tal bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts geprägt hat, und auf der anderen Seite die wenigen wohlhabenden Familien, die zur Gestaltung des politischen, sozialen und kulturellen Lebens im Valposchiavo beigetragen haben.

Aus dem Inventar des Museo Poschiavino wurden insgesamt 167 Keramiken dokumentiert, die ein erstaunlich vielfältiges, aber inhomogenes Bild bieten, das sich erst auf den zweiten Blick und mit kulturhistorischen Hintergrundinformationen besser erschliesst. Der Museumsbestand umfasst überwiegend Tafel- und Vorratsgeschirr. Kinderspielzeug aus Keramik (MPO 10039-01, MPO 10039-02, MPO 13107) und ein Musikinstrument (MPO 10003) eines Puschlaver Studenten in Heidelberg sind ebenfalls vertreten.

Erstaunlich sind (angesichts der geographischen Lage des Tales) das weitgehende Fehlen italienischer Keramik (MPO 10495 aus Albisola, Ligurien oder Vallauris, Südfrankreich?; vgl. MRS 1988.3330, MRS 1988.332, MRS 1988.342; MB 0597) oder Fayencen des 18. oder 19. Jahrhunderts, die Internationalität der Porzellane, des Steinguts und des Steinzeugs des 19. und 20. Jahrhunderts und die „Armut“ der vorhandenen Irdenwaren. Museal stehen der Keramik zahlreiche Geschirre aus anderen Materialien wie Holz, Blech oder Lavez gegenüber. Diese spiegeln vermutlich weit eher die Lebensrealität der armen, katholischen Bauernfamilien des Puschlav im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Leider wird der kulturhistorische Wert eines kleineren Teils der Objekte durch fehlende Herkunftsangaben im Inventar etwas geschmälert, da immer wieder auch nicht mehr im Tal lebende Personen dem Museum Objekte geschenkt haben. Die tatsächliche lokale Nutzung z.B. der schönen Serie von Irdenware-Kaffeetassen (MPO 10312 – MPO 10319) des späten 19. Jahrhunderts aus der Deutschschweiz (Berneck SG oder Region Heimberg-Steffisburg BE), eines Milchtopfes mit Farbkörper in der Grundengobe (MPO 10865) oder einer süddeutschen Kaffeekanne (MPO 10337, vgl. Heege 2016, 162-169, 222-223) kann daher zur Zeit nur angenommen werden.

Der Handel mit Keramik „Heimberger Art“ (aus der Region Berneck SG?) bis fast nach Italien kann jedoch anhand von zwei kleinen Terrinen gesichert werden, die aus einem Haushalt in Brusio stammen (MPO 15196 und 15197).

 

Manganglasiertes Geschirr, wie immer ohne Herstellermarken, ist ebenfalls mit Kaffeekannen, Kuchenformen und Kaffeeschalen vertreten (MPO 10341, 10398 – aus Brusio, 10400 – aus Brusio). Dies sind die üblichen, auch im sonstigen Graubünden weit verbreiteten Typen, wie sie z.B. auch die Museumssammlung des Rätischen Museums beinhaltet. Dagegen fanden sich zwei Schüsseln, die formal deutlich vom bisherigen Formenspektrum abweichen (MPO 10401, 10402). Sollte es sich hier um italienische Importe handeln?

Für zwei spritzdekorierte Irdenwaren (MPO 10338 und 14408) lässt sich, wie bei einem einfach verzierten Irdenwareteller (MPO 12370) und einer ungewöhnlichen Schüssel (MPO 10393) der Herstellungsort leider ebenfalls nicht genauer festlegen. Bei der Schüssel ist aufgrund der Glasurfarbigkeit eine Herkunft aus der Genferseeregion bzw. dem Kanton Waadt nicht ganz auszuschliessen, jedoch gibt es ähnlich arbeitende Keramikbetriebe auch im übrigen Frankreich. Die drei letztgenannten Inventarnummern stammen aus einem Haushalt in Poschiavo.

Unter den Irdenwaren des 20. Jahrhunderts befinden sich auch zwei Gruppen, die ansonsten in Graubünden ebenfalls weit verbreitet sind. Im ersten Fall handelt es sich um sehr gut verarbeitete, vermutlich überdrehte und gegossene Ware, die man am ehesten in einer Keramikfabrik oder einem sehr grossen, quasi industriell arbeitenden Handwerksbetrieb erwarten würde. Charakteristischerweise ist bei den Tellern, Platten und Schüsseln immer auch der Boden glasiert, die Innenseite kann auch weiss engobiert sein und unterschiedliche Dekore tragen. Die vorliegenden Stücke tragen keine Herstellermarken (MPO 10403, MPO 14399 – aus Brusio). Bislang verweist nur eine einzige gemarkte Schüssel aus dem Rätischen Museum (RMC H1984.944) auf zumindest einen potentiellen Hersteller dieser Ware, die Firma Landert in Embrach ZH.

Die zweite Gruppe ist ebenfalls auf quasi industriellem Niveau gefertigt, doch scheint sie durchweg mit einer rosa- bis beigefarbigen Grundengobe versehen zu sein (MPO 15387 – aus Brusio, 18001 – aus Poschiavo, vgl. auch die Stücke aus der Casa Tomé). Auch hier ist die Qualität der Glasur gut. Es begegnen typische Pinsel- oder Schablonendekore der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Abgesehen von Grössenzahlen fehlen jegliche Herstellermarken. Eine Herstellung in Deutschland oder der Schweiz ist wahrscheinlich.

Kaffee und alle sonstigen Getränke (auch Wein) trank man in einfachen Haushalten des Puschlav gerne aus Näpfen oder kleinen Kaffeeschalen aus Steingut oder Porzellan, wovon das Museum eine ganze Reihe verwahrt (MPO 10408, 10409, 10410, 15426 und 15433 – aus Brusio, 16633), darunter befinden sich erstmals auch solche aus Italien, jedoch gibt es auch Produkte aus Sarreguemines (Saargemünd, Utzschneider & Co.) oder aus der Porzellanfabrik Langenthal im Kanton Bern. Aufgrund der Qualität der Keramik haben wir es auch hier mit einfacher, preiswerter Massenware zu tun, die regelhaft einzeln gekauft und genutzt wurde.

Das ist bei den wenigen vorhandenen Steinguttellern und sonstigen Gebrauchsobjekten nicht anders. Auch hier haben wir keine grösseren Serien, sondern wie in der Casa Tomé, immer einzelne Stücke, die möglicherweise sogar als „second Hand“-Gebrauchsgegenstände den Weg auf die Bauernhöfe und später ins Museum fanden (MPO 10387 – Herstellung Mailand, MPO 10388 – Herstellung Limoges?, MPO 10389 – aus Poschiavo, Herstellung wohl in England, MPO 10390 – Auftragsherstellung für einen Basler Grosshändler in England, MPO 10391 – Herstellung Mailand, MPO 10392 und MPO 10923- Herstellung in Sarreguemines in Frankreich, MPO 10450 und MPO 10924 – Herstellung in Möhlin im Kanton Aargau und MPO 18024 – Herstellung in Wallerfangen im Saarland).

Aus Brusio stammen dagegen zwei identische Teller der Ziegler’schen Tonwarenfabrik Schaffhausen (MPO 15316). Waren sie für den Wiederverkauf vorgesehen?

Anstelle der erwarteten zahlreichen Importe aus Italien über den direkt südlich gelegenen Marktort Tirano fand sich nur ein einziger Fayence-Boccalino (MPO 10311) im Museumsinventar. Er stammt aus einem Haushalt in Poschiavo. Eine nur weiss glasierte Fayence-Bügelkanne mit tordiertem Tragebügel (MPO 10452) gibt Rätsel auf. Während die Form vielleicht noch knapp zu einer Herstellung in der Schweiz passen würde, gilt dies nicht für die Art der Glasur. Und formal scheint eine Herkunft aus Italien nicht möglich zu sein. Vermutlich müssen wir m 19. und frühen 20. Jahrhundert mit unbekannten, kleinen, nur kurzfristig bestehenden Regionaltöpfereien (z.B. im Oberengadin bei Tarasp?) rechnen, deren Geschichte und Produktionsspektrum uns bisher weitgehend verborgen geblieben ist.

Beim Steinzeug dominieren im Puschlav und auch in der Museumssammlung die aus dem Westerwald oder dem Elsass importierten grauen, blaubemalten und salzglasierten Doppelhenkeltöpfe (Heege 2009, Abb. 2, 52, 54, 56). Diese wurden üblicherweise zur Lagerung von Butter- oder Schweineschmalz verwendet (MPO 15037 und MPO 15405 – aus Brusio, MPO 19000). Sie tragen unter einem Henkel durchweg eingestempelte Literangaben, was bedeutet, dass sie überwiegend in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg in die Schweiz importiert wurden (Heege 2009, 53). Der Verdacht liegt nahe, dass der Massenimport dieser sehr funktionalen, aber auch schweren Keramiken erst sinnvoll mit der Eisenbahn , d.h. nach ca. 1910 realisiert werden konnte.

Zum Steinzeug gehört auch eine einzelne, gepresste Flasche des Heilwassers aus dem Brunnen von Oberselters in Hessen. Leider ist der ursprüngliche Anwendungsort der Medizin nicht bekannt, man würde jedoch vermuten, dass das Wasser eher in einem sozial höherstehenden Haushalt und nicht auf einem Bauernhof konsumiert wurde. Dort hätte man die sehr dichten und chemisch stabilen Flaschen wahrscheinlich sekundär für Schnaps, Öl oder andere Flüssigkeiten verwendet.

Die Keramik der sozial höherstehenden Familien Poschiavos führt zu den meist reformierten (84%, Michael-Caflisch 2014, 243), europaweit aktiven Zuckerbäckern aus dem Puschlav (792 bekannte Zuckerbäcker, davon 120 aus der Familie Semadeni, besonders gerne im katholischen Spanien; Michael-Caflisch 2014, 244 und 252-253) . Hier dominieren andere Gefässformen und andere Materialien. Dieser sozialen Gruppe würde man gerne die beiden Spielzeughumpen aus Steinzeug zuweisen, die aus der Frühzeit der Steinzeugfabrik Reinhold Merkelbach im rheinland-pfälzischen Westerwald stammen (MPO 10007, MPO 10367).

Beispielhaft für die Zuckerbäcker und die museale Überlieferung ihrer materiellen Kultur ist der kleine Rest eines Tee-Service (MPO 12260-01 bis 12260-05) von noch neun Teilen aus dem Café Semadeni, das in Kiev ab 1874 bis zur russischen Revolution existierte (Bühler 2003, 293; Kaiser 1988, 120; Michael-Caflisch 2014). Es wurde in der russischen Porzellan- und Fayence-Fabrik M.S. Kuzniecow in Likino-Duljowo, Oblast Moskau, zwischen etwa 1880 und 1890 hergestellt (freundliche Informationen zur Firma und der Marke: Thomas Schröder, Hamburg).

Die erfolgreichen Zuckerbäcker kehrten oft auch in ihre Heimattäler zurück und brachten fremde Objekte mit. Oder sie investierten ihr Kapital in heimatliche Liegenschaften und Häuser, genauso wie Verwandte in der Heimat ihr Kapital in Form von Aktiengesellschaften in bündnerisch geführte Zuckerbäckereien im Ausland investierten. So können weitere Servicereste wohl ebenfalls diesem Umfeld zugewiesen werden, sei es als privater Besitz, Heimkehrermitbringsel (MPO 15239 aus der Zuckerbäckerfamilie Olgiati, tätig in Antibes, Amiens, Antwerpen und England) oder Geschenk (eventuell MPO 10101, siehe Titelbild, möglicherweise aus dem Umfeld der international tätigen Familien Zala oder Lardelli).

Aus dem Besitz des bis 1918 in Poschiavo lebenden Zuckerbäckeraktionärs Michele Zala, einem Mitbesitzer des Café Universal, Vitoria (Alva, Spanien; Kaiser 1988, 157), besitzt das Museum ein grosses, heute noch 325 Teile umfassendes Service (MPO 14909), mit den goldenen Initialien „MZ“, das im Maximalfall 40 gleiche Teller umfasst. Damit konnte offenbar anlässlich der jährlichen Aktionärsversammlung eindrucksvoll eine grosse Tafel eingedeckt werden. Leider handelt es sich um markenloses Weissporzellan (Sparsamkeit?), dass dann vergoldet wurde. Der Hersteller bleibt unbekannt.

In den Kontext der Zuckerbäckerfamilie Semadeni gehören auch Spielzeuggeschirre aus Porzellan (MPO 10039-01, MPO 10039-02) und die Zugehörigkeit in dieses Milieu kann für das vergoldete Miniaturgeschirr (MPO 13107, siehe Einleitungsbild) wohl mit Sicherheit angenommen werden.

Zuordnen würde man hier gerne auch einige wenige Porzellanfiguren (MPO 10639-MPO 10646), u.a. aus der Produktion von der Porzellanmanufaktur Ginori in Doccia bzw. der Porzellanmanufaktur Fasold & Stauch in Bock-Wallendorf, in Thüringen, doch leider ist ihre letzte Herkunft unbekannt.

Besonders umfangreich ist eine Schenkung aus der Zuckerbäckerfamilie Olza, die in
A Coruña in Spanien das Café Suizo führte (Bordoni 1983, 351) und zu einem unbekannten Zeitpunkt mit einem grossen Teil der Backmodel und -formen sowie einer Sammlung spanischer Fayencen in die Schweiz zurückkehrte. Die keramischen Backmodel (MPO 19001-MPO 19003) dürften wohl in Soufflenheim im Elsass entstanden sein (Decker/Haegel/Legendre u.a. 2003; Demay 2003; Demay 2004). Von dort stammen auch drei der typischen Milchtöpfe(MPO 19005-MPO 19007).

Umfangreicher ist jedoch die Sammlung spanischer Fayencegefässe (MPO 19010-MPO 19028), die wohl überwiegend aus dem Töpferort Manises in der Nähe von Valencia stammen (Campos/Montagud 2011; Vizcaino 1977).

Casa Tomé

Im Vergleich mit der Keramik der Zuckerbäcker fällt die Armut des Hausinventars der Casa Tomé besonders deutlich ins Auge. Aber gerade dies macht den Wert aus, bleiben uns doch sonst normalerweise solche Inventare, solche Momentaufnahmen aus einem vergangenen Leben, gar nicht erhalten. Die Schwestern Tomé lebten zusammen mit ihrer Mutter sehr zurückgezogen in einem Haus, das baulich und im Zusammenhang mit der Infrastruktur (ohne fliessendes Wasser oder Bad) noch vormoderne Züge aufwies. Es ist denkbar, dass die Familie bei Übernahme des Hauses in den 1930er-Jahren auch noch auf im Haus verbliebene Geschirrreste traf, die damit heute untrennbar mit dem Inventar verbunden sind.

Mit wenigen Ausnahmen finden sich in den Keramikgruppen fast durchweg Einzelobjekte, oft extrem gebraucht oder verbraucht (z. B. MPO CT 0019-MPO CT 0021), auch geflickt (z.B. MPO CT 0031) oder mit grosser Wahrscheinlichkeit vom Flohmarkt erworben (z.B. Hotelporzellan aus St. Moritz, MPO CT 0035).

Unter den Irdenwaren begegnen unterschiedlich alte Platten und Schüsseln mit scharfkantigem Kragenrand, einer typischen Form der Deutschschweiz, von denen ein oder zwei möglicherweise im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert in der Region Berneck SG hergestellt wurden (MPO CT 0023, MPO CT 0026). Die beiden anderen Schüsseln sind etwas jünger (MPO CT 0024, MPO CT 0025).

Unter den Milchtöpfen gibt es ein hellgelb glasiertes, steilwandiges Exemplar, das man gerne der Genferseeregion zuweisen würde (MPO CT 0010). Die übrigen Milchtöpfe, von denen drei eine Grössenserie bilden (MPO CT 0013-MPO CT 0015), gehören in die schon angesprochene Gruppe der gut glasierten Irdenwaren mit beiger Grundengobe. Sie sind wie immer ohne Marke. Zwei weitere Einzelstücke können hier angeschlossen werden (MPO CT 0012, MPO CT 0036).

Beim Steingut fallen zunächst die beiden stark verbrauchten und geflickten Terrinen (MPO CT 0019 und MPO CT 0021), der einzelne, nicht dazu passende Deckel (MPO CT 0020) und eine stark verbrauchte bzw. beschädigte Kaffeeschale mit der Marke „SCHRAMBERG“ (MPO CT 0016) auf. Alle diese Stücke dürften noch ins 19. Jahrhundert, teilweise wohl sogar noch in die Mitte oder erste Hälfte gehören. Die rechte Terrine stammt aufgrund der blauen Stempelmarke aus der Manufaktur Baylon in Carouge bei Genf.

Erstmals findet sich hier auch ein Steingutteller aus italienischer Produktion der Società Ceramica Richard, Mailand (MPO CT 0032), dem ein jüngeres Exemplar aus Laveno angeschlossen werden kann (MPO CT 0034). Zwei weitere ungemarkte Kaffeeschalen (MPO CT 0017 und MPO CT 0018) sind wohl jüngeren Datums, d.h. aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.

Dazu gehört auch der Rest eines kleinen Schüsselsatzes mit buntem Spritzdekor. Eine einzelne, ungemarkte Espressotasse ist hier anzuschliessen.

Eine zweite, singuläre Espressotasse besteht aus Porzellan (MPO CT 0038). In diese Gruppe gehören ein unverzierter Porzellanteller (MPO CT 0034) und ein sekundär verwendeter Teller aus Langenthaler Hotelporzellan des Jahres 1928, der eine zusätzliche Marke des lokalen Lieferanten trägt und aus dem Grandhotel La Margna in St. Moritz stammt.

Beim Steinzeug finden sich nur die üblichen Doppelhenkeltöpfe aus dem Westerwald oder aus dem Elsass (MPO CT 0027 – MPO CT 0031). Sie tragen unter den Henkeln Wurf- oder Litermarken, dürften also teilweise auch schon aus der Zeit vor der Jahrhundertwende oder vor dem 1. Weltkrieg stammen.

Einer dieser Töpfe ist zerbrochen (MPO CT 0031). Er wurde aber sehr aufwendig wieder zusammengesetzt und mit Metallstreifen und Drähten fixiert, sodass er weiterhin einen Zweck erfüllen konnte.

Zeugnisse des katholischen Glaubens der Hausbewohner sind eine aus Deutschland importierte Porzellan-Statuette der Heiligen Teresa von Avila (MPO CT 0011) und ein Steingut-Weihwasserbecken der Società Ceramica Italiana aus Laveno vom Anfang des Jahrhunderts (MPO CT 0039).

 

Bibliographie

Boschini 2005
Luciano Boschini, Valposchiavo, tracce di storia e di architettura. Poschiavo 2005.

Bühler 2003
Roman Bühler, Bündner im Russischen Reich. 18. Jahrhundert – Erster Weltkrieg. Ein Beitrag zur Wanderungsgeschichte Graubündens, Chur 2003.

Campos/Montagud 2011
Virginia Santamarina Campos/Mª Ángeles Carabal Montagud, La cerámica de Manises, oficios del pasado, recursos patrimoniales del presente, Valencia 2011.

Decker/Haegel/Legendre u.a. 2003
Emile Decker/Olivier Haegel/Jean-Pierre Legendre u.a., La céramique des Soufflenheim. Cent cinquante ans de production en Alsace 1800-1950, Lyon 2003.

Demay 2003
Bernard Demay, Les moules à gâteaux, Bouxwiller 2003.

Demay 2004
Bernard Demay, La poterie culinaire, Bouxwiller 2004.

Michael-Caflisch 2014
Peter Michael-Caflisch, Die vorzüglichsten Zuckerbäcker auf der ganzen Erde kommen aus Graubünden. Schweizerische Gesellschaft für Familienforschung (SGFF), Jahrbuch, 2014, 233-299.

Giovanoli/Todisco 2000
Diego Giovanoli, Vincenzo Todisco, Il Palazzo de Bassus-Mengotti, Museo poschiavino : storia e immagini. Poschiavo 2000.

Heege 2016
Andreas Heege, Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel von Bendern, Gemeinde Gamprin, Fürstentum Liechtenstein. Bd. 2: Geschirrkeramik 12. bis 20. Jahrhundert, Vaduz 2016.

Jochum-Siccardi 2002
Alessandra Jochum-Siccardi, Il Museo poschiavino – Führer. Poschiavo 2002.

Jochum-Siccardi/Nay/Rutishauser 2011
Alessandra Jochum-Siccardi , Marc Antoni Nay, Hans Rutishauser , Casa Tomé. Una casa, una famiglia, uno spaccato di vissuto locale // Casa Tomé. Ein Haus, eine Familie, ein Stück Puschlaver Geschichte. Poschiavo 2011.

Kaiser 1988
Dolf Kaiser, Bündner Zuckerbäcker in der Fremde und ihre Alterssitze in der Heimat. Ein umfassender Ueberblick mit Bildern, Karten und Dokumenten aus drei Jahrhunderten : [Ausstellung, Chesa Planta Zuoz, 28. Juli – 18. August 1988], Zuoz 1988.

Marchioli 1886
Daniele Marchioli, Storia delle Valle di Poschiavo. Sondrio 1886.

Tognina 1953
Riccardo Tognina, Il Museo Vallerano Poschiavino. Quaderni grigionitaliani, 23/1, 1953-1954, 49-52.

Tognina 1954
Riccardo Tognina, Il Museo Poschiavino. Bündner Monatsblatt : Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur 1954, 49-53.

Tognina 1985
Riccardo Tognina, Il Museo valligiano poschiavino nella sua sede definitiva Palazzo Mengotti. Quaderni grigionitaliani, 54/4, 1985, 289-294.

Vizcaino 1977
Concepción Pinedo y Eugenia Vizcaino, La ceramica de Manises en la historia, Madrid 1977.

Saanen, Museum der Landschaft (MSaan)

Museum der Landschaft Saanen
Dorfstr. 62a
CH-3792 Saanen
Tel.: +41 (0)33 744 79 88
info@museum-saanen.ch

Keramik des Museums der Landschaft Saanen in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2019

Im Jahr 1987 wurde der «Museumsverein der Landschaft Saanen» auf Initiative von Hans und Steffi Berchten, gegründet. Diese boten an, ihre Sammlung an künstlerischem und landwirtschaftlichem Kulturgut dieser Institution als Vermächtnis zu überlassen. Unter Leitung des ersten Vereinspräsidenten Wilfried Raaflaub, wurde ein Museum geplant und eine erste Dauerausstellung konzipiert. Die Eröffnung des Museums fand am 29. Mai 1999 statt.

Mit einer permanenten Ausstellung zum Saaner-Brauchtum und mit regelmässig ändernden Wechselausstellungen wird Einheimischen und Gästen Gelegenheit geboten, Früheres und Aktuelles aus der Region in gediegenem Rahmen kennen zu lernen.

Die Keramiksammlung des Museums ist mit einer Ausnahme bislang nicht aufgearbeitet und dokumentiert worden. Sie umfasst etwa 100 Objekte, bei denen es sich meist um Keramik bernischer Töpferorte (Langnau, Region Heimberg-Steffisburg, Thuner Majolika) handelt. Kochgeschirr aus dem Kanton Jura (Region Bonfol) sowie Doppelhenkel-Steinzeugtöpfe aus dem Elsass oder Westerwald sind ebenfalls vorhanden.

 

Samedan, Chesa Planta (CPS)

CHESA PLANTA
Mulins 6
7503 Samedan
Tel. +41 (0)81/ 852 12 72
info@chesaplanta.ch

Keramik der Chesa Planta in CERAMICA CH

Die Chesa Planta in Samedan, das grösste Patrizierhaus des Engadins, ist ein rätoromanisches und engadiner Kulturzentrum mit überregionaler Ausstrahlung.

Das Haus birgt neben einem Museum für Wohnkultur der Engadiner Patrizier des 18. und 19. Jahrhunderts mit kostbarer Raumausstattung und passenden Kachelöfen, eine bedeutende Bibliothek. Seit der Überführung des ehemaligen Stammsitzes der Familien von Salis und später der von Planta in die gemeinnützige Stiftung Fundaziun de Planta (1943) ist die Chesa Planta der Öffentlichkeit als Kulturzentrum zugänglich und gilt als Hort rätoromanischer Kultur.

Insgesamt konnten 113 Keramiken erfasst werden (49 Irdenware, 7 Fayence, 25 Steingut und 32 Porzellan), die alle schon vor der Stiftungsgründung 1943 im Haus waren.

Der Bestand an Irdenwaren umfasst nur eine kleine Gruppe relativ jungen Küchen- und Haushaltsgeschirrs. Dazu gehören einige wenige, grosse Schüsseln mit scharfkantigem oder massivem Kragenrand, die wohl alle nach 1870 in der Region Berneck SG entstanden sein dürften.

Schwarzbraun glasiertes Geschirr ist nur mit drei Formen (Modeln) vertreten, bei denen letztlich nicht entschieden werden kann, welche Art Gericht damit verziert werden sollte: Gebäcke, Pasteten oder Puddings (Jelly)? Die beiden kleinen Formen gehören vermutlich in den Kontext des Kinderspielzeugs (Miniatur-Gugelhupfformen). Die drei Formen dürften in der Deutschschweiz entstanden sein, für den Fisch gibt es ein gutes Vergleichsbeispiel aus dem Musterbuch der Tonwarenfabrik Aedermannsdorf von 1895 (Nr. 66).

Zwei Henkeltöpfe (Milchtöpfe) sind mit ihrer rosafarbig wirkenden Grundengobe und dem Pinsel- bzw. Schablonendekor (mit der Spritzpistole aufgetragen) typische Vertreter der 1920er- bis 1940er-Jahre. Ähnliche Objekte finden sich in fast allen Museen Graubündens. Sie tragen meist eine Grössen- jedoch nie eine Fabrikmarke, sodass wir nicht wissen, wo sie (in der Deutschschweiz?) hergestellt wurden.

Aus der Kunsttöpferei Max Laeugers in den Tonwerken Kandern im Südschwarzwald stammt eine einzelne, sehr schöne und signierte Jugendstilvase, die zwischen 1900 und 1913 entstand.

Besonders spannend ist bei den Irdenwaren jedoch ein Komplex von 40 Modeln, die zur Verzierung von Lebkuchen, Bibern, Tirggel, Springerle, Anisbrötchen, Marzipan, Tragant, Quittenpaste bzw. Mandel- oder Eierkäse verwendet werden konnten (Morel 2000, 101; Bernerisches Koch-Büchlein 1749, Rezept 303; Widmer/Stäheli 1999, 32-37; Stäheli/Widmer 2020, 18-19). Die Masse dieser Model dürfte aus der zwischen 1643 und etwa 1850 aktiven Bossierer-Werkstatt Stüdlin in Lohn im Kanton Schaffhausen stammen (Widmer/Stäheli 1999; Wipf 1984). Es fanden sich unglasierte, glasierte sowie glasierte und gelochte Model. Wie diese Model in die Chesa Planta gelangten, ist unklar.

Verschiedenste Motivgruppen (Tiere, Menschen, Allegorien, religiöse Szenen und Blumensträusse) sind belegt. Zum Model der Ceres ist die zugehörige signierte Patrize von Hans Melchior Stüdlin aus dem Jahr 1682 bekannt (Museum Allerheiligen, Inv. Nr. 6513; Widmer7Stäheli 1999, Abb. 9). Die erkennbaren Tracht- und Kleidungsdetails, vor allem der unglasierten, aber auch einiger glasierter Model verweisen in die Zeit zwischen 1630/50 und etwa 1700. Dies entspricht der aktiven Zeit von Hans Melchior I und II und Hans Caspar I und II Stüdlin. Ob die nachfolgenden Generationen noch neue Motive entwarfen oder nur die alten Patrizen bis zum Werkstattende weiterverwendeten, ist ungeklärt.

Bei den glasierten Modeln, die allgemein als „Quittenpastenmodel“ angesehen werden, ist die Anzahl der Personendarstellungen anscheinend geringer als bei den unglasierten Modeln. Jedoch gibt es auch hier solche, die aufgrund ihrer Kleidung und auch aufgrund der charakteristischen „Dreiblättchen“ am Boden ins 17. Jahrhundert gehören.

Wesentlich häufiger erscheinen jedoch Blumen, Früchte und Tiere, die vor allem im Bild der schnäbelnden Tauben über einem Herzen, leicht als Liebesmotive zu erkennen sind.

Der Model mit den schnäbelnden Tauben liefert darüberhinaus einen Hinweis auf den Zusammenhang zwischen glasierten und unglasierten Modeln, da das Motiv bereits von den Modeln des Rätischen Museums bekannt ist. Der Model RMC XI.438d (oben) ist ca. 20 % grösser als der vorliegende Model der Chesa Planta. Allerdings sind die Details so übereinstimmend, dass an einen fertigungstechnischen Zusammenhang gedacht werden muss: Die Fertigung des glasierten Models erfolgte mit Hilfe einer gebrannten Patrize, die aus dem Model RMC XI.438d ausgeformt wurde. Dies ergäbe zwei Brenn- und Schrumpfungsprozesse von je 8-10%. Wenn dies zutrifft, dann läge hier ein weiterer Beleg vor, dass glasierte und unglasierte Model vom selben Hersteller stammen und die Motive möglicherweise über einen längeren Zeitraum tradiert wurden.

Ein einziger Model, von dem nur eine Hälfte erhalten ist, belegt, dass auch vollplastische Figuren ausgeformt und wohl zu Dekorationszwecken verwendet wurden. Es handelt sich um einen kleinen Vogel (oder vielleicht ein Huhn?).

Glasierte Model mit Löchern werden gern mit der Herstellung von geformten Mandel- oder Eierkäsen in Verbindung gebracht. Dabei wurden Milch, Eier, Mandeln und Zitronensaft erhitzt und zum Gerinnen gebracht und anschliessend die festere, breiartige Masse in die gelochten Formen geschüttet. Durch die Löcher konnten die Molkenreste ablaufen. Erkaltet wurde der Inhalt aus der Form gestürzt und an Festtagen ordentlich überzuckert aufgetragen. Die vorliegende Form ergibt einen liegenden Löwen.

Die Anzahl der Fayencen in der Chesa Planta ist nicht gross. Unter anderem fanden sich neben einem Teller aus Kilchberg-Schooren ZH fünf der üblichen „Boccalini“ für den Ausschank und das Konsumieren von Rotwein (Veltliner). Die Herstellungsorte dieser Keramik dürften in Norditalien zu suchen sein.

Ein einzelnes Stück ist wohl etwas jüngeren Datums und dürfte wegen der Aufschrift LITRO“ und der Blindmarke „SCI“ (Lombardei, Laveno, Società Ceramica Italiana?) im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert entstanden sein. Das Stück ist durch eine eingebohrte Bleimarke zusätzlich geeicht.

Steingut ist, wie üblich, mit einem grösseren Spektrum an Herstellern aus Europa und den Funktionssegmenten Haushaltsgeschirr und Hygienekeramik vertreten.

Aus der englischen Produktion von Wegdwood, Etruria, stammt z.B. eine kleine, gemarkte Füsschenschale mit durchbrochenem Boden (um 1840). Eine ebenfalls durchbrochen gearbeitete Schale auf hohen Fuss mit zwei Horizontalgriffen, dürfte jüngeren Datums sein.

Aus Zell am Harmersbach, das neben Schramberg einer der wichtigsten Steingutimporteure in die Schweiz war, stammt eine schöne Teekanne mit blauem Umdruckdekor (um 1840-1850). Die abgebildeten Szenen zeigen wohl eine englische Jagdgesellschaft.

Zur Historismus-Ausstattung des Hauses gehören noch eine schön metallgefasste Jadiniere aus der Porzellan- und Steingutfabrik von Ludwig Wessel, in Bonn-Poppelsdorf (um 1890-1910) bzw. ein Serviertablett der hessischen Steingutfabrik in Wächtersbach (um 1875-1900).

In der Küche fand sich ausserdem eine Steingut-Vorratsdose für „Dr. Liebigs Fleisch-Extrakt“(Entwicklung ab den 1840er-Jahren, industrielle Umsetzung ab ca. 1862 in Uruguay, grosse Erfolge im späten 19. Jh.; Teuteberg 1990).

Das einfache Essgeschirr aus Steingut stammt sowohl aus ausländischen Keramikfabriken (Wallerfangen, Sarreguemines) als auch aus der Schweiz (Möhlin AG).

Zwei typische Waschgarnituren der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestehen aus Steingut mit Umdruckdekor. Die erste wurde um 1880-1900 bei Villeroy & Boch in Mettlach hergestellt, die zweite zwischen 1850 und 1867 bei W.T. Copeland & Sons in Stoke-on-Trent, Staffordshire. Zusätzlich findet sich auf dem Boden der Waschkanne die Druckmarke (Händlermarke, Haushaltswarengeschäft?) «FRATELLI KAISER à SAMADEN». Daher handelt es sich um eine direkte Geschirrorder in England. Zu diesem Händler finden sich in Graubünden auch jüngere Produkte: RMC H1983.52.

Typische Zusatzausstattung für Bäder oder Waschgelegenheiten sind Eimer für den Schmutzwassertransport, hier ein Beispiel der Firma Keller & Guérin aus Lunéville (um 1880-1920).

Bislang singulär ist ein hölzernes Bidet-Möbel mit einem Steingut-Einsatz aus französischer Produktion (um 1900-1930).

Unter den Porzellanobjekten der Chesa Planta fanden sich einige Überraschungen. Dazu gehören vor allem diese drei Porzellanuntertassen, aus der ältesten niederländischen Porzellanmanufaktur Weesp bei Amsterdam, die bald nach 1760 entstanden sein dürften. Die Manufaktur bestand nur in dem kurzen Zeitraum von etwa 1759 bis 1770 (Rust 1978, veraltet; Heeckeren van Waliën 1977; Röntgen 1996, 291 Fig. 788-790. Ausserdem: https://chjacob-hanson.com/museum-weesp-home-to-dutch-porcelain-treasures-by-gerverot-and-duvivier/. Vergleichsobjekt: Metropolitan Museum New York, Inv. 06.361a, b). Die Rückseite trägt jeweils eine blaue Pinselmarke gekreuzte Schwerter mit drei Kugeln. Das ist das Familienwappen des Manufakturgründers Graf van Groensveld-Diepenbroick-Impel (1715-1772) und nicht zufällig eine Anlehnung an die Meissener Schwerter. Es ist eigentlich nicht vorstellbar, dass diese drei Stücke auf dem normalen Handelsweg ins Engadin gelangt sind. Vielmehr muss mit einer personengebundenen Übertragung, z.B. durch bündnerische Offiziere in niederländischen Diensten gerechnet werden. Nach dem Alter der Objekte könnten sie aus dem Haushalt des Rudolf von Salis-Sils (1724-1795) stammen, der das Haus mit seinem Um- und Ausbauten massgeblich prägte. Er war u.a. auch Landeshauptmann im Veltlin.

Ebenfalls aus seinem Besitz dürfte eine grosse, ovale Suppenschüssel mit Zwiebelmusterdekor aus Meissener Produktion stammen., die zwischen etwa 1774 und 1790 gefertigt worden sein dürfte.

Ein Meissener Körbchen aus der Zeit um 1800-1830, dürfte bereits zur nächsten Besitzergeneration von Planta-Salis gehören.

Anna Cleophea von Salis-Sils (1766-1835) heiratete 1789 Florian von Planta (1763-1843), Landammann des Oberengadins, Gesandter zu Napoleon (1802-1803), später Gesandter an der Tagsatzung.

Möglicherweise entstand aus Anlass der Hochzeit 1789 ein Service aus Nyon-Porzellan mit den Wappen von Planta (Bärentatze) und von Salis (Weide), von dem sich geringe Reste erhalten haben.

Etwas jünger (um 1820-1830?) dürfte ein ähnlich bemaltes Kaffee- und Teeservice sein, für das jedoch ungemarktes Weissporzellan (aus Deutschland oder Frankreich ?) verwendet wurde.

Ob Florian von Planta (1763-1843) die wunderhübsche Empire-Tasse (leider ungemarkt) wohl von seiner Reise zu Napoleon (1802-1803) aus Paris mit nach Hause brachte?

Zur Historismus-Ausstattung der Chesa Planta gehört auch eine bemalte Porzellankanne aus der Gräflich Thun’sche Porzellanfabrik, Klösterle bei Eger (Böhmen, heute Tschechien), die wohl zwischen 1880 und 1900 angefertigt wurde.

Eine weitere, leider ungemarkte Porzellan-Waschgarnitur kann keinem Herstellungsland zugeordnet werden. Aufgrund der Formen wäre eine Historismus-Datierung im späten 19. Jahrhundert wohl am wahrscheinlichsten.

Die übrigen im Haus verbliebenen Gebrauchsgeschirre aus Porzellan datieren erst ins 20. Jahrhundert und stammen aus Deutschland und der Schweiz.

Dank

Die CERAMICA-Stiftung dankt der Geschäftsführerin der Chesa Planta Samedan, Martina Shuler-Fluor, sehr herzlich für die freundliche Unterstützung der Inventarisationsarbeiten.

Bibliographie:

Bernerisches Koch-Büchlein 1749
Bernerisches Koch-Büchlein (Nachdruck 1970), Bern 1749.

Heeckeren van Waliën 1977
F. van Heeckeren van Waliën, Catalogus van de collectie Weesper porselein, Gemeentemuseum van Weesp (Hrsg.), Weesp 1977.

Morel 2000
Andreas Morel, Basler Kost. So kochte Jacob Burckhardts Grossmutter (178. Neujahrsblatt, herausgegeben von der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige), Basel 2000.

Röntgen 1996
Robert E. Röntgen, The book of Meissen, Exton 2 Auflage 1996.

Rust 1978
J. Rust, Nederlands Porselein, Schiedam 1978.

Stäheli/Widmer 2020
Cornelia Stäheli/Hans Peter Widmer, Honig den Armen, Marzipan den Reichen. Ostschweizer und Zürcher Gebäckmodel des 16. und 17. Jahrhunderts Zürich 2020.

Teuteberg 1990
Hans-Jürgen Teuteberg: Die Rolle des Fleischextrakts für die Ernährungswissenschaften und den Aufstieg der Suppenindustrie. Kleine Geschichte der Fleischbrühe, Stuttgart 1990

Widmer/Stäheli 1999
Hans Peter Widmer/Cornelia Stäheli, Schaffhauser Tonmodel. Kleinkunst aus der Bossierer-Werkstatt Stüdlin in Lohn, Schaffhausen 1999.

Wipf 1984
Hans Ulrich Wipf, Handwerk und Gewerbe auf der Schaffhauser Landschaft im Ancien régime: Dargestellt am Beispiel der Gemeinde Lohn, in: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte 61, 1984, 95-148, bes. 145-146.

Schmitten, Ortsmuseum (OMS)

Ortsmuseum Schmitten
Im alten Schulhaus
7493 Schmitten (Albula)
E-Mail: info@vfvs-schmitten.ch
Tel.: Pius Gruber: 081 404 16 21 oder 078 774 90 51

Andreas Heege, 2021

Keramik des Ortsmuseum Schmitten in CERAMICA CH

Das Ortsmuseum Schmitten erweckt die Zeit vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert zum Leben. Bei einem Streifzug durch die Ausstellung erfahren die Besucherinnen und Besucher, wie sich das Leben von Jung und Alt in einem einfachen Bündner Bergdorf im mittleren Albulatal einst abspielte. Einblicke in die bäuerliche Arbeit, in unterschiedliche Handwerke, in Bergbau, Brauchtum und kirchliche Traditionen – alles zusammen vermittelt ein facettenreiches Bild längst vergangener Tage. Das Museum wird von der Vereinigung Freunde von Schmitten geführt. Das Museum ist im Alten Schulhaus Schmitten untergebracht. Nach bescheidenen Sammlungsanfängen ab 1968 wurde das Schulhaus in den Jahren 1986 bis 1988 umfassend saniert und auf allen drei Etagen in ein Museum verwandelt. Den grössten Teil der Sammlung trugen Martin Caspar und Mathias Balzer zusammen. Alle im Museum befindlichen Objekte stammen aus Schmitten oder der unmittelbaren Umgebung.

In der Sammlung befinden sich auch 65 Keramiken des 19. und 20. Jahrhunderts. Dabei handelt es sich um 26 Stücke aus Irdenware, 19 aus Steingut, 5 aus Steinzeug und 15 aus Porzellan.

Manganglasiertes Geschirr, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allmählich unmodern wurde, ist mit drei Kaffeekannen und einem Milchtopf vertreten.

Unter den verzierten Irdenwaren befinden sich nur ganz wenige Stücke aus der Zeit um 1900, u.a. ein Terrinendeckel wohl aus der Produktion von Berneck bzw. eine Röstiplatte aus der Genferseeregion mit der typischen hellgelben Glasur.

Charakteristisch für das späte 19. und das frühe 20. Jahrhundert sind die lehmglasierten Braungeschirre, die in grossen Mengen aus dem Deutschen Reich importiert wurden.

Ansonsten sind vor allem jüngere Irdenwaren belegt, die aufgrund der Form und des Dekors wohl schon in das 20. Jahrhundert gehören, u.a. grosse Schüsseln mit massiv-dreieckigen Kragenrändern und Tassen.

Aus den Keramikfabriken in Aedermannsdorf bzw. Embrach stammen eine grosse Teigschüssel und ein patentierter Milchentrahmer, die beide wohl in die Zeit zwischen etwa 1930 und 1950 gehören.

Typisch für die Zeit zwischen etwa 1920/1930 und 1950 ist Geschirr, das eine beige bis cremefarbene Grundengobe und regelhaft Pinsel- oder Schablondekor unter einer qualitätvollen, farblosen Glasur aufweist. Meist handelt es sich um ungemarkte Milchtöpfe unbekannter Herkunft, doch weichen die gemarkten Produkte aus Embrach oder die Produkte der Dünner-Töpferei aus Kradolf-Schönenberg im Kanton Thurgau nur graduell davon ab.

Beim Steingut existiert wie üblich ein sehr variables Geschirrspektrum sowohl was die vorhandenen Formen, als auch was die Hersteller anbetrifft. Unerwartet fand sich unter anderem eine gemarkte Sauciere der Manufaktur Robillard & Cie aus Nyon, um 1818-1832/33.

Aus Schramberg, aus der Manufaktur Uechtritz & Faist, stammt ein kleines Gefäss für Pfeffer und Salz, das zwischen 1830 und 1860 entstanden sein dürfte und im Warenverzeichnis als „Salz- und Pfefferbüchse, gerippt, mit hohem Fuss“ bezeichnet wird (Heege 2013, 111).

Eine Reihe von Steingutobjekten stammt aus der Ziegler’schen Tonwarenfabrik in Schaffhausen und ist daher erst spät im 19. Jahrhundert oder im 20. Jahrhundert entstanden. Der „Bauerndekor“ ähnelt sehr stark den etwas älteren Dekoren von Kilchberg-Schooren oder von Zell am Harmersbach.

Weitere Schaffhauser Produkte sind vertreten.

Und für das 20. Jahrhundert kann immer auch mit Steingut aus Möhlin bei Rheinfelden oder Wallerfangen und Mettlach im Saarland gerechnet werden.

Unerwartet und eigentlich nicht recht erklärlich ist das Vorkommen von norwegischem Steingut aus Egersunds Fayencefabriks Co. A.S. , Stavanger im Ortsmuseum von Schmitten. Ist das ein Ferienmitbringsel oder „Ferienhauskeramik“ von einem norwegischen Gast in seinem Ferienhäuschen zurückgelassen und dann dem Museum überantwortet?

Aus dem Bereich der Religiosa ist noch auf ein Weihwasserbecken hinzuweisen, das leider ungemarkt ist, aber problemlos z.B. aus der Produktion von Schramberg stammen könnte (vgl. KMDis 2020-03; Staffhorst 2020, 207-208).

Den Bereich des Steinzeugs dominiert das Vorratsgeschirr, kobaltblau bemalte Doppelhenkeltöpfe (Schmalztöpfe, Einmachtöpfe), die aus dem deutschen Westerwald oder dem französischen Elsass stammen dürften.

Beim Porzellan fehlen Stücke aus dem 19. Jahrhundert weitgehend. Leider ungemarkte Kaffeekannen aus der zeit um 1900 belegen jedoch wie auch sonst überall in Graubünden den wohl sehr starken Einfluss deutscher Porzellanfabriken aus Schlesien.

Erst in den 1930er-Jahren lässt sich daneben Porzellan aus Langenthal oder aus Frankreich nachweisen.

Als Besonderheit sind noch zwei Porzellanfiguren des Gekreuzigten zu erwähnen.

Dank

Wir danken den Verantwortlichen des Museums, vor allem Herrn Pius Gruber, für die freundliche Unterstützung der Inventarisationsarbeiten.

Bibliographie:

Heege 2013
Andreas Heege, Ein unbekanntes Musterbuch der ersten königlich württembergischen Steingutmanufaktur Schramberg (Uechtritz&Faist) aus der Zeit nach 1855 in: Harald Siebenmorgen, Blick nach Westen. Keramik in Baden und im Elsass. 45. Internationales Symposium Keramikforschung Badisches Landesmuseum Karlsruhe 24.8.-28.8.2012, Karlsruhe 2013, 107-115.

Staffhorst 2020
Andreas Staffhorst, Schramberger Steingut 1820-1882 (Schriftenreihe des Stadtarchivs und Stadtmuseums Schramberg 30), Schramberg 2020.

Scuol, Museum des Unterengadins (MEB)

Unterengadiner Museum
Museum d’Engiadina bassa Scuol
Plaz 66B
7550 Scuol
Tel.: +41 79 438 36 64 (Herr Peter Langenegger)
E-Mail: info@museumscuol.ch

Andreas Heege, 2021

Keramik des Museum d’Engiadina bassa in CERAMICA CH

Das Unterengadiner Museum ist ein regionales Heimat- und Volkskundemuseum in Scuol. Es wurde 1954 gegründet und 1960 eröffnet. Es wird von einem Verein getragen. Das eindrückliche, herrschaftlich wirkende Museumsgebäude mit seinen Renaissance-Arkaden wird im Volksmund „chà gronda“ (grosses Haus) genannt. Seine heutige imposante Erscheinung datiert von 1704. Auf dem Rundgang durch die zahlreichen Räumlichkeiten des Hauses erkennt man dann allerdings bald, dass man sich in einem echten Engadiner Bauernhaus befindet. Nebst dem Einblick in die einfache Lebensweise unserer Vorfahren lässt der Besuch aber auch deren besonderen Sinn für Schönheit und Kultur erleben. Dies zeigt sich z. B.in der Ausstellung zu den prähistorischen Funden im Unterengadin, wie auch in der Museumsbibliothek mit Werken der romanischen Literatur von den ersten Bibelübersetzungen bis zur Gegenwart.

Beim Rundgang durch das wunderschöne Haus wird der Besucher in eine Zeit zurückversetzt, in der es noch keine Motoren gab. Zu Wohlstand ist das Engadin als Durchgangstal und durch den Tourismus gekommen. Die ursprünglichen Bewohner des Unterengadins waren Selbstversorger. Die meisten Gegenstände und Gerätschaften, die man in der Landwirtschaft und zum Leben benötigte, wurden selbst hergestellt.

Die Haushaltskeramik wurde jedoch auf dem lokalen Markt oder beim Hausierer eingekauft. Insgesamt handelt es sich in der Museumssammlung um 62 Objekte. Davon gehören 36 zur Irdenware, 3 zur Fayence, 17 zum Steingut, 2 zum Steinzeug und 4 zum Porzellan. Leider fehlen zu den Keramikobjekten die Inventardaten, sodass wir nur annehmen können, dass die Masse der Objekte aus dem Unterengadin stammt. Die Zusammensetzung der Sammlung entspricht den Erwartungen für Lokalmuseen in Graubünden, nur die Vielfalt des Geschirrs aus Steingut ist auffällig.

 

Aus der Region Berneck SG stammt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts typischerweise die überwiegende Zahl der Keramik „Heimberger Art“, Milchtöpfe, Schüsseln und Röstiplatten mit roter, beiger und schwarzer Grundengobe, Malhorn- und Springfederdekor. Eine Reihe von Keramiken wurde auch mit Farbkörpern in der Grundengobe verziert. Kombinationen mit farbigen Malhornstreifen kommen vor.

Eine einzelne Röstiplatte könnte aufgrund des Dekors auch direkt aus der Region Heimberg-Steffisburg im Kanton Bern stammen.

Ungewöhnlich ist das Vorkommen einer einzelnen Tasse aus mährischer Produktion des späten 19. Jahrhunderts. Sie entstand in der Manufaktur Johann Muck in Znaim-Leska (heute Znojmo). Eine zweites Stück dieses Herstellers steht im Heimatmuseum Davos.

Manganglasiertes Geschirr der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das wohl überwiegend in der Deutschschweiz, vor allem Kilchberg-Schooren, hergestellt wurde, ist mit den üblichen Formen vertreten. Es sind keine gemarkten Stücke vorhanden.

Bislang singulär ist ein Doppelhenkeltopf mit Wellenlinienzier und dunkelbrauner Glasur, den man gerne irgendeiner Töpferei in Graubünden zuschreiben würde. Aufgrund des starken Ammoniakgeruchs wurde er wohl als Färbetopf mit einer kalten Indigo-Urin-Küpe verwendet.

Als Form singulär ist bislang auch die Dreibeinpfanne mit Stülpdeckel aus einem hellbrennenden Ton, die wohl im süddeutschen Raum hergestellt wurde. Aus dieser Region stammen in Liechtenstein und Graubünden sonst meist Töpfe mit Deckel oder Bräter.

Fayence ist in der Sammlung sehr selten, jedoch ist der vorhandene Boccalino für das Engadin eine normale und zu erwartende Form, legt man z.B. die Sammlung des Museum Engiadinais in St. Moritz zugrunde.

Das Vorhandensein eines Historismus-Fayencetellers (nach 1891 vor 1930) aus der Faïencerie d’art von Alfred Renoleau in Angoulême, Nouvelle-Aquitaine, Dép. Charente, kann nicht erklärt werden. Der Teller trägt das Stadtwappen von Angoulême und rückseitig die Signatur des Werkstattbesitzers.

Steinzeug liegt mit zwei typischen Doppelhenkeltöpfen vor, von denen der kleinere aus den Wick-Werken in Höhr-Grenzhausen stammt.

Auch die Gruppe des Porzellans ist wenig umfangreich. Eine leider ungemarkte Kaffeekanne mit tiergestaltigem Ausguss könnte eventuell aus Deutschland oder auch aus Frankreich stammen.

Zum üblichen Importstrom aus den Porzellanfabriken des östlichen Teils des deutschen Kaiserreichs gesellt sich vor etwa 1880 in Scuol erstmals auch Porzellan aus der Berliner Firma von Friedrich Adolph Schumann.

Unbekannt war bisher, dass die Porzellanfabrik der Gebrüder Bauscher aus Weiden in der Oberpfalz nach 1900 auch eine Dependance in Luzern unterhielt, die bei schwerem Hotelporzellan eigene Aufglasurmarken verwendete.

Das Steingut ist mit auffällig vielen unterschiedlichen Herstellern vertreten.

Hersteller aus Hornberg in Baden-Württemberg, Carouge bei Genf (Degrange & Cie.) oder Luneville (Keller & Guérin) sind ebenso vorhanden, wie Utzschneider & Cie. aus Sarreguemines.

Während Keramiken aus Schramberg in der ganzen Deutschschweiz als gängig gelten können, ist dies für ähnliche Produkte aus Villingen nicht der Fall. Gemarkte Keramiken dieses Produktionsortes in Baden-Württemberg sind grosse Seltenheiten.

Ganz ungewöhnlich ist die grosse Zahl von Steingutgeschirr aus der Manufaktur von Johannes Scheller in Kilchberg-Schooren (1846-1869). Neben eigenen Umdruckmustern, die sich oft an Villeroy & Boch orientieren (z.B. Muster BRYONIA), gibt es auch geschwämmelte Dekore, die ganz eindeutig von Produkten aus Schramberg inspiriert sind und sich mit diesem Stück erstmals für Scheller nachweisen lassen.

Wie schon im Museum Engiadinais in St. Moritz gibt es daneben weitere Keramiken, die aufgrund von Form und Dekor sowohl aus Kilchberg-Schooren als auch aus einer der süddeutschen Manufakturen (Schramberg, Hornberg, Zell am Harmersbach) stammen können.

Utzscheider & Cie. in Sarreguemines lieferte sowohl pinseldekoriertes, preiswertes Kaffeegeschirr als auch Tassen, die mit einem Musterschwamm oder einem Gummistempel dekoriert wurden (rechts). Optisch lassen sich die beiden Dekortechniken kaum auseinanderhalten. Beim Pinseldekor fällt die optische Nähe zu den Mustern der übrigen süddeutschen und schweizerischen Steinguthersteller auf.

 

Aus Davenport in Staffordshire stammen zwei Kaffeekannen unterschiedlicher Grösse mit einem bislang in England nicht registrierten Umdruck-Muster.

Waschgeschirr aus Mailand kommt ebenfalls vor.

Aus der Porzellan- und Steingutfabrik AG Ludwig Wessel in Bonn, stammt eine für die Schweiz ungewöhnliche und aufwändig mit Goldfolien belegte Käseglocke.

Dank

Die CERAMICA-Stiftung dankt den Verantwortlichen des Museums, allen voran Herrn Peter Langenegger, herzlich für die gute Unterstützung des Inventarisationsprojektes.

Bibliographie :

Florin 1977
Luzi Florin, Kleiner Führer durch das „Museum d’Engiadina Bassa“ in Scuol, Scuol 1977.

Rauch 1954
J.O. Rauch, Museum d’Engiadina bassa, Scuol, in: Bündner Monatsblatt : Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur, 1954, 56-57.

Rauch 1997
Lüzza Rauch, Museum d’Engiadina Bassa Scuol – Guida-Führer-Guida, Scuol 1997.

Sedrun, Museum La Truaisch (MTS)

Museum «La Truaisch» (Der Speicher)
Via dil Bogn 11
7188 Sedrun
Tel.: 081 9491343
E-Mail: museum@tujetsch.ch

Andreas Heege, 2021

Die Sammlung des MTS in CERAMICA CH

Das Museum zeigt das ehemalige Leben und Arbeiten im romanischsprachigen Val Tujetsch , zuoberst in der Surselva im Quellgebiet des Rheins und ist damit ein typisches Heimat-, Geschichts- und Kulturmuseum (Berther 1990). Eine eingerichtete Stube, ein Schlafzimmer und eine Küche geben einen Einblick in das Haus von früher. Detailliert ist das Handwerkszeug des Schuhmachers und Schreiners ausgestellt. Und die Töpferei von Bugnei bildet einen Schwerpunkt. Natürlich fehlt auch ein Blick auf die Land- und Alpwirtschaft von damals nicht. Besonders wichtig und eindrucksvoll ist der Ausstellungsbereich zum Thema „Strahler und Mineralien“. Das Museum wurde 1986 gegründet. Es wird von der Gemeinde Tujetsch getragen und von einer Museumskommission geleitet.

Betrachten wir den Ausstellungsbereich der Keramik, so stellt das Geschirr aus der Hafnerei Deragisch in Bugnei sicher den wichtigsten Sammlungsteil dar.

Besonders schön ist eine Gruppe von Weihwasserbecken aus der Produktion von Bugnei.

Zum Rückseitenmodel aus dem Kloster Disentis (KMDis 1999-345) fand sich nun auch ein ausgeführtes Objekt.

Bei den Tee- und Kaffeekannen bestätigen zwei Exemplare erneut den Zusammenhang zwischen den Formen aus Bugnei und bestimmten Reliefauflagen.

Zwei typische Töpfe mit weit ausgezogenen, breiten Ausgüssen lassen sich funktional entweder als Aufrahmtöpfe oder als Honigtöpfe interpretieren. Sollte letzteres zutreffen, würde man eigentlich auch keramische Siebe erwarten, doch fehlen diese im Formenspektrum von Bugnei.

Im Objektbestand sind auch Gerätschaften der Werkstatt vorhanden, ein Malhörnchen und diverse ungebrannte Tonmodel, u.a. zur Herstellung von Dreifüssen (Brennhilfen).

Für eines der Tonmodel lässt sich zeigen, dass es zur Herstellung der Figuren des gekreuzigten Jesus diente, die für die drei bekannten kleinen Bugnei-Kruzifixe verwendet wurden.

Die übrigen Irdenwaren, Steingut oder Porzellan sind weniger relevant. Wie in Ilanz und Disentis finden sich auch in Sedrun Keramiken aus dem weiteren Raum Graubünden, aus Berneck SG, Kilchberg-Schooren und Süddeutschland sowie unbekannter Hersteller des 20. Jahrhunderts.

Bei den Stücken aus Graubünden lässt sich der Verdacht, sie könnten in Bugnei hergestellt worden sein, leider bisher nicht erhärten, doch ist ihre Konzentration in der Gemeinde Tujetsch auffällig.

Kleine Auswahl aus dem Museumsgut:

Die Firma Landert aus Embrach im Kanton Zürich ist mit einigen charakteristischen, auch gemarkten Stücken der 1930er-Jahre vertreten. Der Dekor wurde aufgestempelt oder mittels Schablone aufgetragen.

Charakteristisch für das späte 19. und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist das Vorkommen von Waschgeschirr und Nachttöpfen aus Steingut, die meist in den grossen französischen oder deutschen Keramikfabriken gefertigt und in die Schweiz importiert wurden.

Auch Kirschschnaps aus der bekannten Likörfabrik Senglet in Muttenz erreichte die Welt hinter dem Oberalppass. War das vielleicht ein Mitbringsel aus dem Militärdienst?

Zur katholisch geprägten Welt im Umfeld des Benediktinerklosters Disentis passen die zahlreichen Religiosa, Figuren aus bunt bemaltem und vergoldetem Biscuit-Porzellan, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in keiner Bauernstube im Herrgottswinkel fehlen durften. Sie tragen durchweg keine Firmenmarken, weshalb es schwer ist, ihren Herstellungsort, der überwiegend in Deutschland liegen dürfte, herauszufinden.

Anlässlich der Inventarisationsarbeiten erhielt das Museum freundlicherweise eine Reihe von Keramiken geschenkt, unter denen sich auch diese Fruchtschale mit dem hübschen Blumenmädchen des Historismus befand. Es mag deshalb an dieser Stelle den Bilderreigen aus dem Museum beschliessen.

Das Museum besitzt auch mehrere Jelmoli-Versandhauskataloge (ältestes Versandhaus der Schweiz in Zürich, Kataloge ab 1897), die belegen, welche grosse Konkurrenz der neu aufkommende Versandhandel für die lokalen Keramikproduzenten in Bugnei darstellte.

Dank

Die CERAMICA-Stiftung dankt Tarcisi Hendry herzlich für die gute Betreuung der Inventarisationsarbeiten und die Übersetzung des Bugnei-Artikels in die romanische Sprache.

Bibliographie:

Berther 1990
Norbert Berther, Museum La Truaisch, Führer, Sedrun 1990.

 

Sedrun, Museum La Truaisch (MTS), versiun romontscha

Museum «La Truaisch» (Der Speicher)
Via dil Bogn 11
7188 Sedrun
Tel.: 081 9491343
E-Mail: museum@tujetsch.ch

Andreas Heege, 2021

La collecziun dil MTS en CERAMICA CH

Il museum muossa igl anteriur viver e luvrar ella Val Tujetsch, ella vischnaunca sisum la Surselva situada alla tgina dil Rein Anteriur. Il museum ei in tipic museum dalla natira e patria, da historia e cultura (N. Berther 1990). Ina stiva, ina combra da durmir ed ina cuschina dattan investa ella casa da pli baul. Il menaschi dil calger e dil scrinari ein exponi detagliadamein. La vischlaria da Bugnei dat in accent special. Naturalmein maunca buca l’egliada silla agricultura ed alpicultura d’antruras. Fetg impurtonta ed impressiunonta ei la partiziun da mineralias e dils cavacristallas. Il museum ei vegnius aviarts igl onn 1986. El vegn purtaus dalla vischnaunca Tujetsch e menaus dad ina cumissiun.

El sectur dalla cheramica fuorma la vischala dalla vischlaria Deragisch la part essenziala.

Ina gruppa, particularmein biala, fuorman ils parlets d’aua benedida ord la producziun da Bugnei.

Tiel model per in parlet ord la collecziun dalla claustra da Mustér (KMDis 1999-345) che muossa la vart davos, secatta ussa era in object finiu.

Tiels ruogs da te e caffè confirman danovamein dus exemplars il connex denter fuormas da Bugnei e fuormas das relief definadas.

Dus tipics vischals cun in biutsch liung e lad han giu la funcziun da vischala da sgarmar ni per metter en salv mèl d’aviuls. Tucca quei pil davos numnau, fuss ei era da spitgar leutier tgiraders cheramics, denton maunca quei spectrum da fuormas a Bugnei.

Ella collecziun d’objects sesanflan era utensils dil luvratori, in guoter da malegiar e differents models d’arschella, aschia per la fabricaziun da supports da treis peis (sustegns da barschar).

In model d’arschella muossa ch’el vegneva duvraus per figuras digl Jesus crucifigau che vegneva duvraus per la fabricaziun dils treis enconuschents, mo pigns crucifixs da Bugnei.

L’ulteriura rauba da tiaracotga, da terraglia (Steingut) e da porcellana ei buca relevanta. Sco a Glion e Mustér ein era d’anflar a Sedrun cheramica ord igl ulteriur Grischun, da Berneck, S. Gagl, Kilchberg-Schooren e dil sid dalla Tiaratudestga, sco era d’enconuschents producents dil 20avel tschentaner.

Tiella rauba dil Grischun ei il suspect, ch’ella seigi vegnida producida a Bugnei, buca vegnius confirmaus tochen al di dad oz. Denton ei la concentraziun da quella rauba en la vischnaunca da Tujetsch fetg marcanta.

Pintga collecziun dalla rauba dil museum:

La firma Landert dad Embrach el Cantun Turitg ei representada cun entgins tocs fetg caracteristics sco era representada cun tocca da fiera dils onns 1930. Il décor ei vegnius bullaus ni fixaus cun agid da schablonas.

Caracteristic pil 19avel tschentaner tardiv e l’emprema mesadad dil 20avel tschentaner ei la preschientscha da vischala da selavar e naschors da terraglia (Steingut), il pli savens fabricadas en grondas fabricas. Ei setracta da cheramica franzosa e tudestga importada en Svizra.

Era il vinars da tschereschas dall’enconuschenta fabrica da liquor Senglet a Muttenz ha contonschiu il mund davos il Pass Alpsu. Forsa in regalin dil survetsch militar?

Tiegl ambient catolic ella vischinonza dalla claustra benedictina a Mustér, stattan las numerusas devoziunalias bein, figuras ord porcellana colurada e sulerada, ch’astgavan buca muncar alla fin dil 19avel tschentaner, entschatta vegnavel, en mintga stiva purila el cantun-stiva religius. Ella porta negina marca da firma, aschia ch’igl ei grev d’anflar il liug da producziun, che vegn ad esser per gronda part en Tiaratudestga.

A caschun dallas lavurs d’inventarisaziun ha il museum retschiert sco schenghetg ina retscha da cheramicas, denter auter era ina scadiala da fretgs cun bialas buobas da flurs dil historissem. Ella siara en quest liug la retscha da maletgs dil museum.

Il museum posseda era plirs catalogs digl Jelmoli (pli veglia interpresa da vendita sin distanza dalla Svizra a Turitg cun catalogs a partir digl onn 1897). Quels muossan la gronda concurrenza pil hanletg e la fabricaziun da vischala a Bugnei.

Engraziament

La Fundaziun CERAMICA engrazia cordialmein a Tarcisi Hendry pil bien accumpignament dallas lavurs d’inventarisaziun e la translaziun digl artechel davart Bugnei en versiun romontscha.

Translaziun Tarcisi Hendry

Bibliografia:

Berther 1990
Norbert Berther, Museum La Truaisch, Führer, Sedrun 1990.

Solothurn, Historisches Museum Blumenstein (MBS)

Museum Blumenstein
Blumensteinweg 12
CH-4500 Solothurn
Tel. +41 (0)32 626 93 93
museumblumenstein@solothurn.ch

Die Sammlung des Museum Blumenstein in CERAMICA CH

Roland Blaettler 2019

Die ersten Sammlungen der Stadt Solothurn waren archäologischer Art und gehen auf das 17. Jahrhundert zurück. Zu Beginn der 1760er-Jahre stiess man beim Abbruch der alten Kathedrale St. Urs auf Funde, die man aufzubewahren beschloss und die, wenn man sie nicht an andern Orten deponierte, der Stadtbibliothek übergab. Der 1857 gegründete Historische Verein übernahm dann die städtischen Sammlungen, die vor allem aus Münzen, Medaillen und verschiedenen Kuriositäten bestanden. Der Kunstverein (1850), die naturhistorische Gesellschaft (1825) kümmerten sich ihrerseits um die sie betreffenden Kollektionen. Ein erstes Projekt für einen Museumsbau wurde 1860 in einer Abstimmung abgelehnt. 1890 hatte ein zweites Projekt Erfolg und 1902 konnte das neue Museum der Stadt, das heutige Kunstmuseum, eingeweiht werden.

Die Sammlungen wurden hier unter einem Dach vereint und in drei Abteilungen zur Schau gestellt: der Kunstsammlung, der naturhistorischen und der historisch-antiquarischen Abteilung. Bei dieser Gelegenheit erschien eine Denkschrift zur Eröffnung von Museum und Saalbau der Stadt Solothurn mit einem Führer durch die Ausstellungssäle. Die Räume der historisch-antiquarischen Sammlungen wurden vom für diese verantwortlichen Konservator Eugen Tatarinoff präsentiert. Ein Saal galt der Archäologie, ein zweiter der religiösen Kunst, ein dritter der Kathedrale. In drei weiteren Räumen war die mittelalterliche und neuere Abteilung mit Münzen, Medaillen und Waffen untergebracht. Es folgte der Ambassadorensaal mit Möbeln, Uhren und Glasscheiben, dann das Landeronzimmer mit dem Rebgut der Bürgergemeinde am Neuenburgersee und das Renaissancezimmer mit geschnitzten Boiserien und etwas Zinngeschirr. Keramik wird keine erwähnt; was es gab, scheint nicht nennenswert gewesen zu sein.

1950 kaufte die Stadt den Blumenstein, den ehemaligen Patriziersitz der Familie Greder von Wartenfels. Damit erhielten die historischen Sammlungen ihr eigenes Haus. Die schöne Liegenschaft mit ihrem Garten gehörte damals Fritz Hirt-Baumgartner, dem Konservator der historisch-antiquarischen Abteilung des städtischen Museums. Das Museum Blumenstein wurde im Mai 1952 eingeweiht. In der ersten Etage des Hauses blieb Lucie, der Gattin von Fritz Hirt, das Wohnrecht bis zu ihrem 1977 erfolgten Tod. Danach stand das ganze Haus für die Sammlungen zur Verfügung, und 1980 wurden auch die archäologischen Bestände dahin verlegt (Glutz-Blotzheim 1952 und 1970; Vital 1981).

Die Keramiksammlung im Blumenstein zählt rund 400 Objekte. Davon haben wir etwa 350 in unser Inventar aufgenommen. Ein Drittel dieses Bestandes machen die Fayencen von Matzendorf aus, ein weiteres Drittel die Fayencen von Kilchberg, und der Rest sind Keramiken schweizerischer, französischer und deutscher Herkunft. Das Museum ist die einzige Institution im Solothurnischen mit einem Inventar, das Auskunft gibt zur Geschichte der Sammlung und zur Herkunft der Objekte. Etwa 40 Prozent sind Geschenke und Legate. Die ersten Ankäufe wurden 1903 mit der Erwerbung eines kleinen Ensembles mit einfachem Streublumendekor aus Porzellan von Nyon getätigt (MBS 1903.110a–e).

Die Sammlung Otto Fröhlicher

Das wichtigste Ereignis für die Entwicklung der Keramiksammlung war 1912 die Schenkung der Privatsammlung von Otto Fröhlicher, dem ersten bekannten Sammler von Matzendorfer Fayencen. Otto Fröhlicher (1852–1915) arbeitete nach einer kaufmännischen Ausbildung in der Westschweiz und in Belgien dreissig Jahre in der Papierfabrik Ziegler in Grellingen. Er stieg dort im Betrieb bis in die Direktion auf und teilte diese schliesslich mit seinem Schwager. Fröhlicher interessierte sich leidenschaftlich für Kunst, Geschichte und die Naturwissenschaften, Disziplinen, in denen er selbst verschiedene Arbeiten unternahm. Im von seinem Freund Bernhard Wyss verfassten Nachruf wird die Verbundenheit des Verstorbenen mit seiner Vaterstadt, den Bergen des Juras sowie der Geschichte und den Sitten des Landes in Erinnerung gerufen. Er erzählt, mit welcher Hingabe Fröhlicher historische Dokumente und alte Objekte sammelte, um sie vor dem Vergessen zu retten, Schätze, die er der Bibliothek und dem Museum von Solothurn und so der Gemeinschaft schenkte (B. Wyss, «Am Grabe des Herrn Otto Fröhlicher sel. zu Grellingen», Manuskript, Zentralbibliothek Solothurn, S II 222). Alle Erinnerungen an Fröhlicher gedenken seiner Leidenschaft, mit der er die Höhenzüge und das Vorgelände des Juras durchstreifte und den Kontakt mit der ländlichen Bevölkerung suchte, die ihm von ihrem Leben und ihren Gebräuchen erzählte (Solothurner Tagblatt, 140, 19. Juni 1915, S. 4; St. UrsenKalender, 64. Jahrgang, 1917, S. 98).

Bei seinen Ausflügen sammelte er auch seine Fayencen von Matzendorf. In vielen Fällen verzeichnet das Inventar nicht nur das Datum des Ankaufs, sondern auch die Namen der Verkäufer. Oft erwarb er seine Stücke von einem Nachkommen des ersten Besitzers, manchmal sogar vom noch lebenden ursprünglichen Besitzer selbst. Selten nur nahm er die Hilfe eines Antiquars in Anspruch, eines gewissen Häfeli in Solothurn, der ihm 1911 drei Stücke aus Steingut verkaufte. Die ersten Ankäufe gehen auf die Jahre 1904/1905 zurück, die meisten aber wurden zwischen 1910 und 1912 getätigt. Im Jahr seiner Schenkung kaufte er noch über zwanzig Objekte.

Mit der Sammlung Fröhlicher war das Museum auf ein Mal um 86 Objekte reicher, was noch immer ein Viertel der heutigen keramischen Sammlung ausmacht! Im Bestand Fröhlicher gibt es nur zwei Fayencen aus Kilchberg. Das zeigt einmal mehr, dass die Zuschreibung von Kilchberg-Schoorener Erzeugnissen an Matzendorf unter Liebhabern schon vor Schwabs Publikation verbreitet war. Fröhlicher hatte seine Erwerbungen vor allem auf der Solothurner Landschaft gemacht, und der bescheidene Anteil zürcherischer Ware spricht nur für deren geringe Verbreitung in der Region. Alle andern Objekte sind eindeutig Produkte von Matzendorf, wobei 50 Stücke in die Spätzeit datieren und vor allem zur «Blauen Familie» der Jahre 1850 bis 1880 gehören. Unter dem Rest sind acht Beispiele aus Steingut, darunter die fantastische, neoklassische Vase mit den Satyrmasken, die eventuell für Ludwig von Roll persönlich angefertigt wurde (MBS 1988.104).

Unter den Fayencen findet man das älteste bekannte Stück, den Teller mit dem Datum 1801 (MBS 1912.220). 25 Objekte illustrieren die Produktion zwischen 1825 und 1850 mit so bedeutenden Stücken wie dem Teller für Johann Winistörfer von 1832 (MBS 1912.81), der Bartschale für Urs Jakob Dietschi von 1837 (MBS 1912.230) und jener für Jakob Müller von 1842, die als Vorläufer der «Blauen Familie» gelten kann (MBS 1912.235). Weiter findet man hier die Bartschale für Johann Bieli, auf die sich Felchlin und Vogt mit ihrer Theorie des «Berner Dekors» von Matzendorf stützten (MBS 1912.99). Für die Übergangszeit zur «Blauen Familie» sei endlich die Suppenschüssel der «Schlüssel»-Wirte in Aedermannsdorf erwähnt, welche das einzige mit einem Hauszeichen dekorierte Stück ist (MBS 1912.112).

Kurz, die Schenkung Fröhlicher ist der eigentliche Gründungsakt für die Geschichte der Keramiksammlung des Museums Solothurn. Dieser bedeutende Grundstock ist bis heute um etwa vierzig weitere Fayencen von Matzendorf erweitert worden. Zu den späteren Erwerbungen gehören drei Steingutstücke, darunter die bemerkenswerte Schreibgarnitur für Kaplan Franz Anton Fluri von 1818 (MBS 1912.199), ferner zehn Stücke aus den Jahren 1800 bis 1840 und etwa dreissig Objekte der «Blauen Familie».

Nach 1912 ging es mit der Sammlung nur noch langsam vorwärts. Zwischen 1913 und heute wurde der Bestand um kaum 200 Objekte vermehrt. Ein ungewöhnlicher Zuwachs war im Jahr 1920 zu verzeichnen, mit etwa 50 neuen Stücken, welche vom Antiquar Moser in Derendingen kamen und unter denen auch Fayencen von Matzendorf, vor allem aber von Kilchberg waren, nebst etwas «Bauernkeramik» aus Langnau und aus Heimberg. An Ausländischem gab es einige Fayencen deutscher und ostfranzösischer Herkunft sowie 13 Stücke aus Steinzeug «Westerwälder Art» (MBS 1920.65; MBS 1920.67; MBS 1920.61; MBS 1920.73; MBS 1920.74; MBS 1920.60; MBS 1920.72; MBS 1920.69; MBS 1920.66; MBS 1920.64; MBS 1920.68; MBS 1920.63). Neuerwerbungen brachten ferner die Jahre 1942 bis 1944 mit dem Ankauf von jährlich zwölf Objekten hauptsächlich aus Kilchberger Fayence, Ankäufe, die wohl infolge der ersten massgebenden, die Theorie des «Berner Dekors» energisch vertretenden Publikation von Maria Felchlin, getätigt wurden. Später erhielt das Museum noch die Apotheke des Klosters St. Joseph mit 46 Apothekertöpfen aus Kilchberger Fayence mit Formen, die bis dahin nicht bekannt waren (MBS 1977.370; MBS 1997.381; MBS 1997.387).

Ausser der Sammlung an Matzendorfer Fayencen, der nur jene im Historischen Museum Olten vergleichbar ist, besitzt das Museum Blumenstein als bedeutenden keramischen Schatz vier blau bemalte Fayenceplatten aus der Werkstatt des Ofenhafners Urs Johann Wysswald in Solothurn, die 1962 und 2005 erworben werden konnten (MBS 1962.14; MBS 1962.13; MBS 1962.12; MBS 2005.49). Auch wenn diese Platten Erzeugnisse einer Werkstatt sind, die sonst Kachelöfen herstellte, handelt es sich hier doch um erstaunlich hochwertige Erzeugnisse, die in der Geschichte der schweizerischen Fayence aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einzig dastehen.

In der kleinen Gruppe an engobierter, glasierter Irdenware gibt es vier Objekte, die besonders erwähnt zu werden verdienen, zuerst das Tintengeschirr von Jakob Bannier in Oberwil (BL) mit Inschriften (MBS 1933.9), die erlauben, andere Keramiken im Musée d’art et d’histoire in Neuchâtel (MAHN AA 1470) und im Museum Olten genau zu bestimmen (HMO 8227) und weiter drei Platten von Christian Matthys in Heimberg mit den Daten 1865 und 1872, von denen eine vom Töpfer signiert ist (MBS 1920.139; MBS 1920.138; MBS 1920.140). Bis heute war nur ein Stück dieser Werkstatt bekannt, das sich im Museum der Kulturen in Basel befindet (MKB VI-3919).

In Zusammenhang mit den Erwerbungen von 1920 haben wir den Antiquar Moser († 1942) erwähnt, von dem es in einem Bericht vom Konservator in der «Rechnung und Bericht über die Verwaltung der Einwohnergemeinde der Stadt Solothurn» (Zentralbibliothek Solothurn, YR 35) heisst, er habe «seit Jahren Kleinaltertümer im Museum deponiert, die er nun zum Kaufe anbietet», darunter auch Fayencen und Gläser. Ein weiterer Anbieter war Pfarrer Karl Sulzberger aus Trimbach, der 1912 und 1916 dem Museum einige Keramiken verkaufte. Das Inventar spricht ferner von einem Depot Sulzberger. Wie Moser hatte Sulzberger offenbar die Gewohnheit, Objekte im Museum zu deponieren, bevor er sie zum Kauf anbot. Das Inventar nennt hier und da auch zwei in Solothurn ansässige Antiquare mit Namen Vetterli und Knecht. Häufiger aber ist von Angehörigen der Familie Boner in Laupersdorf die Rede, von Th. Boner, der auch als Küfer erwähnt wird zwischen 1914 und 1920, von H. Boner in den Jahren 1916 und 1920 und von J. Boner zwischen 1915 und 1917. Für die Erwerbungen der Jahre 1940 nahm man die Dienste der Auktionshäuser Zbinden-Hess und Stuker in Bern in Anspruch.

Auch wenn kaum von einer gezielten Ankaufspolitik gesprochen werden kann, hat man sich doch bemüht, den von Fröhlicher geschenkten Bestand an Matzendorfer Fayencen Stück für Stück zu ergänzen, so dass die Keramiksammlung des Museums Blumenstein für die Erzeugnisse von Matzendorf von zentraler Bedeutung ist. Sie enthält aber auch schöne Beispiele an zürcherischen Biedermeier-Fayencen und die ausserordentlichen Platten aus der Hafnerwerkstatt Wysswald.

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 26–28.

Glutz-Blotzheim 1952
Konrad Glutz-Blotzheim, Das neue historische Museum Schloss Blumenstein. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1952, 153–157.

Glutz-Blotzheim 1970
Konrad Glutz-Blotzheim, Historisches Museum der Stadt Solothurn im Schloss Blumenstein. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1970, 110–113.

Vital 1981
Nicolo Vital, Der Blumenstein, das historische Museum der Stadt Solothurn. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1981, 82–83.

 

Solothurn, Kantonsarchäologie (KASO)

Kantonsarchäologie Solothurn (KASO)
Werkhofstrasse 55
CH-4509 Solothurn
Tel. +41 (0)32 627 25 77
archaeologie@bd.so.ch

Keramik der Kantonsarchäologie Solothurn in CERAMICA CH

Roland Blaettler, 2019

Die Kantonsarchäologie Solothurn verfügt wie alle vergleichbaren archäologischen Dienste der Schweiz über ein grosses Lager an Funden von keramischen Scherben auch neuerer Zeit aus vielen, seit Jahrzehnten unternommenen Grabungen. Sie sind meistens noch nicht vollständig aufgearbeitet. Für uns haben wir einige besser erhaltene Stücke herausgegriffen, die wohl lokale Erzeugnisse aus dem 16./17. Jahrhundert sind (KASO 115/185/107.1; KASO 115/185/105; KASO 115/185/108.5 und 6; KASO 115/185/109.1; KASO 115/161/277.6; KASO 115/161/277.1; KASO 115/161/277.2; KASO 115/161/277.3; KASO 115/161/277.4; KASO 115/161/277.5). Darunter befinden sich, nebst einer Fülle von Scherben, eine Reihe von relativ gut erhaltenen bzw. rekonstruierten Gefässen, die aus zwei Grabungen stammen: Gerberngasse 3 (1986) und Hauptgasse 7 (1988). Die erste Ausgrabungsstätte lieferte einen Zugang zu einem Teil der 325–330 gebauten Castrumsmauer. An mittelalterlich-neuzeitlichen Befunden sind u. a. mehrere Sickergruben zu erwähnen. An der Hauptgasse 7 kamen mehrere spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Fäkalien- und Abfallgruben zum Vorschein. Neben vereinzelten römerzeitlichen Scherben wurden hier auch Überreste von mittelalterlicher Haushalt- und Ofenkeramik zu Tage gefördert (Spycher 1989 – Dokumentation Andrea Nold, Kantonsarchäologie Solothurn). Da in beiden Fällen der aufgefundene Kontext keine ausschlaggebenden Informationen liefert, können die Objekte nur auf der Basis von stilistisch-technischen Indizien datiert werden.

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 40, 46.

Spycher 1989
Hanspeter Spycher, Solothurn/Hauptgasse 7. Archäologie im Kanton Solothurn, 1989, 144–145.