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Yverdon-les-Bains, Museum für Yverdon und Umgebung (MY)

Musée d’Yverdon et région (MY)
Le Château
Yverdon-les-Bains

Die Keramiksammlung des Musée d’Yverdon et région in CERAMICA CH

Roland Blaettler, 2019

Das Museum von Yverdon und Umgebung gehört zu den ältesten musealen Einrichtungen im Kanton Waadt. Seine Ursprünge gehen auf das Jahr 1764 zurück, als der Yverdoner Pfarrer und Geologe Jean Élie Bertrand (1713–1797) der Société économique d’Yverdon einige Mineralien- und Fossilproben zur Erbauung der Bevölkerung anvertraute. Nach seinem Tod fiel Bertrands naturhistorisches Kabinett an die Société littéraire (die spätere öffentliche Bibliothek). Der Bestand wurde im Laufe des nächsten Jahrhunderts durch Beiträge zur Lokalgeschichte bereichert, insbesondere durch Objekte, die im Rahmen der archäologischen Ausgrabungen in der Region Grandson von Louis Rochat, Lehrer für Naturwissenschaften am Kollegium von Yverdon und Konservator des Museums zwischen 1846 und 1882, ans Licht gebracht wurden.

Die archäologische Abteilung der Sammlungen wurde mit den Funden, die ab 1903 im Castrum gesammelt wurden, unter der Leitung des Kantonsarchäologen Albert Naef (1862–1936) weiter ausgebaut. Der Aufschwung der Institution führte 1904 zur Gründung der «Société du Musée d’Yverdon». Das Museum wurde 1953 vom Kanton Waadt als «offizielles Museum» anerkannt und verwahrte fortan das archäologische Material des ehemaligen Bezirks Yverdon für die römische Epoche und der Gebiete Yverdon und Cheseaux-Noréaz für alle anderen Perioden.

1998 wurde der Auftrag des Museums auf regionale Archäologie und Geschichte ausgerichtet; die naturhistorischen Sammlungen wurden in kantonale Spezialmuseen ausgelagert, blieben jedoch im Besitz der Yverdoner Institution. Die Stiftung des Museums Yverdon, die heute für den Betrieb des Museums verantwortlich ist, wurde 2001 gegründet.

Die historischen Sammlungen dokumentieren die verschiedensten Aspekte des Lebens in der Stadt und ihrer Umgebung vom 16. Jahrhundert bis heute. Im Bereich der Keramik finden sich vor allem Zeugnisse von zwei lokalen Produktionen, nämlich der Fayencefabrik Rieff, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aktiv war, und des Unternehmens Céramique d’Yverdon S. A., das von 1944 bis 1971 Keramik produzierte.

Die Gruppe der von François Rieff (1767–1838) und seinem Sohn Charles-Abraham (1795-–1869) hergestellten Fayencen ist zwar quantitativ bescheiden (etwa zehn Exemplare), stellt aber dennoch die wichtigste Referenzgruppe für diese noch wenig bekannte Produktion dar (siehe auch das Kapitel «La faïencerie Rieff à Yverdon»).

Übersetzung Stephanie Tremp

Zillis, Schamser Talmuseum (TSZ)

Talmuseum Tgea da Schons
7432 Zillis-Reischen
Tel.: +41 (0)79 661 31 31, 079 697 34 67, 079 305 40 25
E-Mail: singrid@bluewin.ch

Keramik des Schamser Talmuseums in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2021

Das Talmuseum ist in einem typischen mittelbündnerischen Bauernhaus aus dem Jahr 1580 untergebracht. Die Exponate stammen hauptsächlich aus dem Schams und zeugen vom Wohnen und Arbeiten im Tal zu früheren Zeiten. In den Kellerräumen und unteren Vorratskammern sind die Gegenstände für die Milch- und Fleischverarbeitung ausgestellt, in den Wohnräumen Möbel, Textilien, alte Ansichten des Tales, Rockenbriefe (schön bemalte Liebesgaben, die am Spinnrocken den Flachs zusammenhielten), Mineralien und kirchliche Altertümer, in der Küche das entsprechende Ess- und Kochgeschirr. Die ausgestellten Gerätschaften im Tenn veranschaulichen mehrere Feldarbeiten und lassen die benötigten Fertigkeiten der früheren Schreiner erahnen. Wechselnde Sonderausstellungen mit regionalem Bezug ergänzen die interessanten Dauerausstellungen. Das Museum wurde 1970 eröffnet und wird heute von einem Verein (Cuminanza culturala) getragen.

Die Museumssammlung umfasst 44 Keramiken, davon fallen 24 in den Bereich Irdenware, 13 gehören zum Steingut, 4 zum Steinzeug, 2 zum Porzellan und 1 zur Fayence.

Unter dem Irdenwaren sticht ein blau bemaltes Schreibgeschirr (Unterglasur-Pinseldekor) aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts besonders hervor. Es wurde dem Museum von Christoph Simonett, dem bedeutenden bündnerischen Bauernhausforscher und Museumsmitbegründer (Simonett 1971) geschenkt. Leider kennen wir seinen ursprünglichen Herkunftsort nicht. Das Stück gehört in eine Keramikgruppe mit blauer Bemalung, wie sie in Graubünden im 18. Jahrhundert öfter vorzukommen scheint (vgl. zum Dekor RMC_H1970.192, RMC_H1973.826, ausserdem Heege 2016, 119-123).

Ansonsten entsprechen die vorhandenen Irdenwaren weitgehend dem, was man in Graubünden erwarten darf. Hierzu gehören natürlich vor allem auch die Keramiken Heimberger Art aus Berneck SG und ein Milchtopf, der um/nach 1900 wohl aus der Westschweiz bzw. dem französischen Savoyen nach Graubünden gelangte.

Die bernische/deutschschweizerische Form des Henkeltopfes/Milchtopfes ist sehr langlebig. Sie entstand um 1800 und wird bis heute tradiert. In der Museumssammlung von Zillis gibt es ein Exemplar aus den 1870er-Jahren mit Horizontalstreifendekor und einen jungen Vertreter der im Embrach bei Landert-Keramik produziert und mit dicken Punkten versehen wurde. Die Markeneintragung erfolgte am 8. Juli 1943 (SHAB).

Dieser Irdenware aus dem 20. Jahrhundert lassen sich einige weitere Keramiken der Sammlung anschliessen. Es handelt sich um Kragenrandschüsseln und Keramik mit beigerosa Grundengobe, wie sie überall in Graubünden vorkommen. Alle diese Stücke sind ungemarkt.

Beim manganglasierten Geschirr, einer keramischen Leitform der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, gibt es eine ganze Reihe ansprechender Stücke: Kaffeekannen, Gugelhupfformen, seltene Platten mit reliefverzierten Rändern, Teller, Terrinen und Kasserollen mit Stielgriff.

Unmittelbar anschliessen lässt sich hier das übliche Braungeschirr, das aus dem Deutschen Kaiserreich importiert wurde.

Ein grün glasierter Doppelhenkeltopf stammt aus typologischen Gründen sicher nicht aus einer Produktion in der Deutschschweiz. Wir haben es vielmehr mit einem Vorratstopf, (Schmalztopf?) aus dem italienischen Piemont zu tun (Martelli/Bianchetti/Volorio 2003, 77-80). Vergleichsobjekte gibt es aus schweizerischen Museen bislang nur sehr selten.

Fayence ist in der Sammlung ausgesprochen selten. Dafür handelt es sich bei dem einzigen Stück wieder um eine der für Graubünden so typischen schönen, tiefen Schüsseln, die auch in Norditalien gefertigt worden sein müssen.

Steingut ist unverziert, bemalt oder mit Umdruckdekor versehen. Vorhanden sind die Werkstätten, die man erwarten kann, allen voran das baden-württembergische Schramberg (Manufaktur Uechtritz und Faist).

Aber auch andere Manufakturen kommen vor, wie Villeroy & Boch (Mettlach) oder die Ziegler’sche Tonwarenfabrik in Schaffhausen.

Auch englisches Steingut aus Staffordshire kommt erstaunlicherweise vor.

Steinzeug ist in der Sammlung selten vertreten und besteht nur aus unterschiedlich grossen Schenkkannen, die im 19. und 20. Jahrhundert aus dem französischen Elsass oder aus dem deutschen Westerwald importiert wurden.

In den Bereich der sich entwickelnden Vorratswirtschaft durch Einkochen gehört ein Steinzeugtopf aus dem Westerwald (Dippold/Zühlcke/Scheja 2008, 350-351; Firmengeschichte, 123-130, Konservenkrüge, Produktion ab 1901, Kat. 159, 164-166 ). Wilhelm Krumeich erfand diese stabilen Töpfe 1901 und liess sie patentieren (DRGM = Deutsches-Reichs-Gebrauchs-Muster).

Porzellan ist nur mit zwei typischen Erinnerungs- bzw. Jubiläumstassen vertreten, wie wir sie vor allem aus dem späten 19. Jahrhundert kennen. Wie im vorliegenden Fall, wurden sie sehr oft in der Porzellanfabrik Carl Tielsch & Co in Waldenburg-Altwasser (heute Stary Zdrój) in Schlesien (heute Woiwodschaft Niederschlesien) hergestellt.

Dank

Für die freundliche Betreuung der Erfassungsarbeiten danken wir sehr herzlich den Verantwortlichen des Museums, vor allem Gion Michael und Gierina Michael, Zillis.

Bibliographie:

Dippold/Zühlcke/Scheja 2008
Christine Dippold/Sabine Zühlcke/Dagmar Scheja, Westerwälder Gebrauchsgeschirr von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre. Teil 1: Texte und Firmenverzeichnis. Teil 2: Katalog der Gefässe und Nachdrucke ausgewählter Warenverzeichnisse, Nürnberg 2008.

Heege 2016
Andreas Heege, Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel von Bendern, Gemeinde Gamprin, Fürstentum Liechtenstein. Bd. 2: Geschirrkeramik 12. bis 20. Jahrhundert, Vaduz 2016.

Martelli/Bianchetti/Volorio 2003
Alessandro Martelli/Gianfranco Bianchetti/Paolo Volorio, La manifattura delle ceramiche di Premia (1808-1862), Villadossola 2003.

Simonett 1971
Christoph Simonett, Schamser Talmuseum. Führer durch das Talmuseum Zillis – Tgea da Schons (Neuauflage 1997), Zillis 1971.

Zürich, Schweizerisches Nationalmuseum (SNM)

Schweizerisches Nationalmuseum
Landesmuseum Zürich
Museumstrasse 2
8021 Zürich
Tel. +41 (0)44 218 65 11
info@nationalmuseum.ch

Keramik des SNM in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2019

Das Schweizerische Nationalmuseum besitzt neben dem Musée Ariana und dem Historischen Museum in Bern sicher die grösste und bedeutendste Keramiksammlung der Schweiz. Diese ist teilweise online zugänglich.

In das Inventar CERAMICA CH konnten jedoch bisher nur die Themenschwerpunkte Bäriswil (Heege/Kistler/Thut 2011), Langnau (Heege/Kistler 2017), St. Anthönien (Heege 2019), Blankenburg (Heege/Frey/Spycher/Kistler 2023) und DESA/Steffisburg systematisch aufgenommen werden. Einzelstücke aus Matzendorf, Winterthur und das von Salis Fayenceservice wurden ebenfalls berücksichtigt. Weitere Themen werden sukzessive integriert.

Zur frühen Sammlungsgeschichte vgl.: Durrer 1948; Schwarz 1948; Wüthrich 1973; Draeyer 1999; de Capitani 2000; Lafontant Valloton 2007.

Bibliographie:

Capitani 2000
Francois de Capitani, Das Schweizerische Landesmuseum – Gründungsidee und wechselvolle Geschichte, in: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 57, 2000, 1-17.

Draeyer 1999
Hanspeter Draeyer, Das Schweizerische Landesmuseum Zürich. Bau- und Entwicklungsgeschichte 1889 – 1998, Zürich 1999.

Durrer 1948
Robert Durrer, Heinrich Angst, Glarus 1948.

Heege/Kistler/Thut 2011
Andreas Heege/Andreas Kistler/Walter Thut, Keramik aus Bäriswil. Zur Geschichte einer bedeutenden Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 10), Bern 2011.

Heege/Kistler 2017
Andreas Heege/Andreas Kistler, Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 13), Bern 2017.

Heege 2019
Andreas Heege, Keramik aus St. Antönien. Die Geschichte der Hafnerei Lötscher und ihrer Produkte (1804-1898) (Archäologie Graubünden – Sonderheft 7), Glarus/Chur 2019.

Heege/Frey/Spycher/Kistler 2023
Andreas Heege/]onathan Frey/Alfred Spycher/Andreas Kistler, Keramik aus Blankenburg, Abraham Marti (1718–1792), ein bernischer Landhafner, Bd. 16 (Schriften des Bernischen Historischen Museums), Bern 2023.

Lafontant Valloton 2007
Chantal Lafontant Valloton, Entre le musée et le marché : Heinrich Angst : collectionneur, marchand et premier directeur du Musée national suisse (L’atelier 2), Bern 2007.

Schwarz 1948
Dietrich W.H. Schwarz, Das Schweizerische Landesmuseum, 1898-1948. Kunst, Handwerk und Geschichte. Festbuch zum 50. Jahrestag der Eröffnung, Zürich 1948.

Wüthrich 1973
L. Wüthrich, Schweizerisches Landesmuseum, gestern – heute – 75 Jahre im Dienste der Öffentlichkeit 1898-1973, Zürich 1973.

 

Zürich, Zürcher Hochschule der Künste, Museum für Gestaltung (ZHdK-KGS)

Langnauer Teller 1767, Spruch: „Alixaderuß vor Zeiten war Ein Bildhawer berühmet gar der bild ein frauw In solcher Maß alß wan sie auf einen schnecken hauß saß“. Die Geschichte um den Bildhauer Alexander und die Frau auf dem Schneckenhaus konnte bis heute nicht erklärt werden.

Zürcher Hochschule der Künste
Museum für Gestaltung Zürich
Kunstgewerbesammlung
Ausstellungsstrasse 60
CH-8031 Zürich
Tel. +41 (0)43 446 66 77
sammlungen@museum-gestaltung.ch

Keramik aus der ZHdK in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2019

Die Zürcher Hochschule der Künste – Museum für Gestaltung Zürich besitzt eine grosse Keramiksammlung, die weitgehend auch online zugänglich ist. Aus dem grossen Sammlungsbestand konnten bislang nur Keramiken im Rahmen der Projekte Bäriswil und Langnau in die Bilddatenbank CERAMICA CH integriert werden.

Zweisimmen, Obersimmentaler Heimatmuseum (OSH)

Keramik des Obersimmentaler Heimatmuseums in CERAMICA-CH

Andreas Heege, 2023

Die Keramik des Obersimmentaler Heimatmuseums in Zweisimmen wurde bislang nur themenzentriert im Zusammenhang mit dem Töpfer Abraham Marti aus Saanen und Blankenburg aufgenommen.

Bibliographie:

Heege/Frey/Spycher u.a. 2023
Andreas Heege/]onathan Frey/Alfred Spycher u.a., Keramik aus Blankenburg, Abraham Marti (1718–1792), ein bernischer Landhafner, Bd. 16 (Schriften des Bernischen Historischen Museums), Bern 2023.