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Thun-Gwatt BE, Willy und Peter Lanz, Hafnerei

Keramik von Willy und Peter Lanz in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2024

Die Geschichte der Hafnerei in Gwatt ist nicht umfassend recherchiert. Alle bisherigen Informationen basieren auf Antik und Rar. Die Hafnerei Lanz in Gwatt und die Hafnerei der Gebrüder Lanz in Thun sind nicht dasselbe.

1938 Willy Lanz, eröffnet Töpferei an der Spiezstrasse 41 in Gwatt (Thuner Tagblatt, 12.09.1988)

1964 Peter Lanz übernimmt die Töpferei seines Vaters Willy, der Betrieb beschäftigt 5 Personen (Thuner Tagblatt, 12.09.1988)

1981 Eintrag der Firma in Spiez

1988 Peter Lanz arbeitet nur noch mit seiner Ehefrau Dora und seinem Sohn Theophil

2004 Theophil Niederhauser übernimmt das Geschäft.

Thuner Majolika, Region Heimberg-Steffisburg BE (etwa 1870 bis 1914)

Im Spiegel Wappen mit Schweizerkreuz, darüber Datum 1307 (mythisches Gründungsdatum der Eidgenossenschaft nach Ägidius Tschudi, Chronicon Helveticum 1550), darunter Spruchband “Heil dir Helvetia!” Auf dem Rand Wappen der Eidgenossenschaft. Rückseite Herstellermarke “Fabrique céramique Thoune E.F.” (Keramikmaler Friedrich Ernst Frank, 1862-1920). Rätisches Museum Chur, Inv. H1972.1097.

Thuner Majolika in CERAMICA CH

Andreas Heege 2019

Die sog. «Thuner Majolika» ist, anders als ihr Name vermuten lässt, in der Realität eine polychrom glasierte Irdenware und keine Majolika, also keine Keramik mit einer einseitigen Blei-Zinn-Glasur und Inglasurmalerei.  Zahlreiche Fabriken der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bezeichnen ihre oft mit historisierenden Renaissancedekoren polychrome bemalten, bleiglasierten Irdenwaren fälschlicherweise als «Majolika».

«Thuner Majolika» wurzelt  in der lokalen  Keramikproduktion der Region Heimberg-Steffisburg und ist ein Phänomen des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts, d.h. des Historismus in allen seinen Ausprägungen.  Die Anfänge dieser Keramikgattung liegen in den 1870er-Jahren. Die Entwicklung erfolgte  nach der erfolgreichen Teilnahme an der Weltausstellung in Paris 1878 rasant und wurde vor allem auch durch die Gründung der Manufaktur Wanzenried in Steffisburg (im Jahr 1878) beflügelt.

Oscar Blom, der Direktor des Gewerbemuseums in Bern schrieb 1908:
“Bis in die Mitte der neunziger Jahre war [in Heimberg-Steffisburg] auch nicht daran zu denken, eine neue dekorative Ausstattung der Gefässe anzustreben. Die vom Karlsruher Künstler Keller-Leuzinger in den siebenziger Jahren eingeführten Geschirrformen und deren Verzierungsweisen, wie man sie heute noch unter dem Ausruck – Pariser Waren – kennt, waren derart in Übung und so auf dem Markt begehrt, dass es vermessen gewesen wäre, Neuerungen vorzuschlagen. In der Architektur und im Kunstgewerbe wurde in damaliger Zeit nur die Wiederholung vergangener und orientalischer Stilrichtungen geübt. Eine eigene Sprache kannte die angewandte Kunst noch nicht. Auch Keller-Leuzinger, der sich übrigens grosse Verdienste um die Hebung der Heimberger-Industrie erworben hat, verwendete in seiner Ornamentik lediglich indisch-persische Formen; nur setzte er an Stelle der indischen Pflanzenwelt die Alpenrose und das Edelweiss, womit er ganz neue Effekte und für viele Jahre einen gesteigerten Absatz für die Majoliken zu erzielen wusste. Die Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893 brachte dann den Umschwung in der dekorativen Ausgestaltung der kunstgewerblichen Erzeugnisse und einen Wandel im Geschmack. Neue Ansprüche: Zweckdienlich, materialecht, solid und einfach im Ausdruck sollten die Objekte sein”. Diesen Anspruch erfüllte die Thuner Majolika nicht mehr. In der Folge ging der Absatz zurück und zahlreiche Hafnereien, die auch Thuner Majolika hergestellt hatten, schlossen für immer. Blom gibt an, dass zwischen 1887 und 1907 die Zahl der Betriebe von 74 auf 47 zurückgegangen sei.  So hatte sich der Historismus-Stil der Thuner Majolika bereits deutlich vor dem ersten Weltkrieg überlebt.

Als Abschluss kann man den Verkauf der Manufaktur Wanzenried im Jahr 1918 an Emil Loder und Adolf Schweizer betrachten. Hinzu kommt der Tod des wichtigsten Keramikers der Manufaktur, Friedrich Ernst Frank, der im Jahr 1920 starb.  Dekorative Elemente und Motive der Thuner Majolika wurden in den Folgejahren jedoch in zahlreichen handwerklich arbeitenden Betrieben der Region Heimberg-Steffisburg bzw. in Luzern (Emil Loder,  KeraLuz) weiter tradiert. Hierzu gehört vor allem das “Chrutmuster”, das auch als Muster “Alt-Thun” bezeichnet wird. Keramik in der “Art der Thuner Majolika” wurde in unterschiedlichen Qualitätsabstufungen auch an anderen Orten, z.B. in Berneck  SG, Thayngen SH (Töpferei Fritz Lenhard) und Wil-Buchenloo  ZH (Töpferei Jakob Spühler), produziert.

Bibliographie:

Blom 1908
Oscar Blom, Die Förderung der Majolika-Industrie in Heimberg-Steffisburg-Thun durch das kantonale Gewerbe-Museum in Bern, in: Jahresbericht pro 1907 des kantonalen Gewerbemuseums Bern, 1908, 1-9.

Buchs 1980
Hermann Buchs, Die Thuner Majolika des Johannes Wanzenried und des Zeichners Friedrich Ernst Frank, in: Jahresbericht Historisches Museum Schloss Thun, 1980, 5-43.

Buchs 1988
Hermann Buchs, Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika, Thun 1988.

Heege/Kistler 2017
Andreas Heege/Andreas Kistler, Poteries décorées de Suisse alémanique, 17e-19e siècles – Collections du Musée Ariana, Genève – Keramik der Deutschschweiz, 17.-19. Jahrhundert – Die Sammlung des Musée Ariana, Genf, Mailand 2017, 489-501.

Schnyder 1979
Rudolf Schnyder, Jakob Spühler, der Töpfer von Wil/Buchenloo, in: Mitteilungsblatt der Keramikfreunde der Schweiz 92, 1979, 9-11.

Uster ZH, Haussmann, Fritz und Helene (Atelier Alsiko)

Keramik von Fritz und Helen Haussmann in CERAMICA CH

Roland Blaettler, Andreas Heege 2021

Fritz Haussmann (1900–1968) und seine aus Basel stammende Frau Helene, geborene Frey (1905–1989), gründeten 1928 das Atelier Alsiko in Niederuster, Kanton Zürich. Beide hatten ihr Handwerk in Deutschland erlernt. Das Unternehmen lautete zunächst auf den Namen von Fritz Haussmann (Schweizerisches Handelsamtsblatt [SHAB], Bd. 46, 1928, S. 2351). Am 16. Februar 1929 wurde eine erste Marke in Form eines Dachsparrens mit gebogenen Schenkeln eingetragen (SHAB, Bd. 47, 1929, S. 516). Die Marke mit diesem Symbol wurde während der gesamten Tätigkeit des Ateliers verwendet, später kam der Zusatz «Haussmann Uster» hinzu (MHL AA.MI.1835 und 1838).

Im darauffolgenden Jahr entschied sich das Paar für die Gütertrennung (SHAB, Bd. 48, 1930, 2634).

1933 wurde durch den Architekten Max Ernst Haefeli BSA in Uster ein moderner Werkstattneubau, nebst Verkaufsladen und Wohnung erstellt (umfassender Bericht zum Neubau und zur Töpferei (Das Werk 22, 1935, Heft 12, 397-406).

Das Ehepaar Haussmann leistete mit der Produktion schlichter, rationaler Formen einen bemerkenswerten Beitrag zur Modernisierung der in der Schweiz hergestellten Gebrauchskeramik. In der Arbeitsweise der beiden überwachte Helen die Dekore, verarbeitete Glasuren und Emails. Ihre Ausbildung im Westen Deutschlands an der Keramikschule in Höhr-Grenzhausen, L’Ecole de céramique de Höhr-Grenzhausen, im Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz, war prägend für ihre Tätigkeit.

Die grossen Haushaltswarengeschäfte, in diesem Fall Steiger in Bern und Kiefer in Zürich, waren von grosser Bedeutung für den Verkauf der Produktion (NZZ, 1935).

Renommierte Dekorateurinnen wie Bertha TappoletLuise StrasserCornelia Forster oder Amata Good fertigten ihre keramischen Kreationen in der Werkstatt in Uster mit der technischen Unterstützung der Haussmanns an. Diese schlossen sich 1937 mit dieser Gruppe von Künstlerinnen zusammen und gründeten im “Cornelius” Oberdorfstrasse 3  in Zürich einen Verkaufsladen,  der zum wichtigen Ort für die Vermarktung ihrer Produkte wurde.

Keramiksouvenirs von Bertha Tappolet/Fritz Uster waren auf der Schweizerischen Landesausstellung 1939, l’Exposition nationale suisse de 1939, in Zürich zu bewundern.

 

Signierte Figurinen von Fritz Haussmann, Uster. Oben: Statuette eines nackten Mädchens, Höhe: 23,0 cm; Mitte: Statuette eines nackten Mädchens, Höhe: 18,0 cm; unten: Statuette, die eine Mutter mit ihrem Kind darstellt, Höhe: 12,0 cm (Fotos von Angello Steccanella, « Antik und Rar »)

Ab den 1940er-Jahren galt Fritz Haussmann auch als einer der landesweiten Pioniere der neuen künstlerischen Keramik. Bei seiner Arbeit bevorzugte er künftig das Medium Steinzeug und Hochtemperaturglasuren (Das Werk/L’Œuvre 31, 1944, Abb. S. 359). 1945 beschäftigte das Unternehmen rund 15 Personen, darunter Ernst Fehr, den späteren Lehrer an der Keramikschule in Bern (Fehr 2003, S. 8–10).

1946 wurde der Firmenname «Fritz Haussmann, Alsiko Werkstätte für Keramik – Atelier de céramiques Alsiko» gelöscht, wobei die Aktiven und Passiven von der neuen Firma seiner Frau mit Namen «Helen Haussmann, Alsiko Werkstätte für Keramik» übernommen wurden (SHAB, Bd. 64, 1946, S. 235). Der Grund dafür war die gerichtliche Ausweisung von Fritz Haussmann (10. Oktober 1945 bis 1957, 1962 widerrufen). Seit 1937 stand Fritz Haussmann der NSDAP (Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei nahe, einer antiliberalen, antisemitischen und gegen den Bolschewismus gerichteten politischen Partei, deren Ziel es war, die Schweiz mit dem Deutschen Reich zu vereinen. Seit 1939 war er Mitglied der Partei (Fehr 2003, S. 8–10; Schulthess 2017). Helene Haussmann und zwei ihrer Kinder durften in der Schweiz bleiben. Das Unternehmen wurde unter ihrer Leitung weitergeführt, unterstützt von Töpfermeister Biedermann und anderen Führungskräften.

Der Firmenname wurde 1978 endgültig gelöscht (SHAB, Bd. 96, 1978, 2238).

Übersetzung Stephanie Tremp

Objekte von Fritz und Helene Haussmann finden sich im Archiv des Museums für Gestaltung, Zürich Museum für Gestaltung – Musée du design, Zurich

Archiv Zürcher Hochschule für Künste: Archives de la Haute école des arts de Zurich

Weitere Informationen über Fritz und Helen Haussmann sind auf der Webseite « Antik und Rar » verfügbar.

Einige Keramiken werden im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich verwahrt  Musée national suisse à Zurich.

Bibliographie :

Fehr 2003
Ernst Fehr, Mein Leben als Töpfer und Fachlehrer für Keramik, Toffen 2003.

Peter Schulthess 2017
Peter Schulthess, Keramische Werkstätte, Helen und Fritz Haussmann, 1928 bis 1968, in: Heimatspiegel, Illustrierte Beilage im Verlag von “Zürcher Oberländer”, August 2017, 58-63.

 

Villeneuve VD, Dusserre-Duflon, Edith (1898-1992)

Roland Blaettler 2019

Keramik von Edith Dusserre-Duflon in CERAMICA CH

Das Historische Museum in Lausanne bewahrt rund 50 Keramiken aus dem Atelierbestand von Edith Dusserre-Duflon, einer Keramikerin, die bis heute praktisch unbekannt ist, obwohl sie in der Schweizer Kunstszene der 1920er- und 1930er- Jahre einen originellen Ansatz verfolgte. Ebenfalls bemerkenswert ist ihre Rolle als Pionierin bei der Erforschung des mit hohen Temperaturen gebrannten Steinzeugs.

Edith Duflon (1898–1992) war die Tochter von Louis Duflon (1860–1930), einem am Polytechnikum Zürich ausgebildeten Ingenieur, der in der Elektroindustrie in Paris (Maison Breguet) arbeitete, bevor er 1886 nach St. Petersburg geschickt wurde, um dort vier Jahre lang eine Niederlassung seines Pariser Arbeitgebers zu leiten. Ab 1890 stand er in derselben Stadt an der Spitze der Firma Prince Tenicheff und Co., bevor er sich 1894 an der Gründung der Kommanditgesellschaft Duflon, Constantinovitch und Co. beteiligte, deren geschäftsführender Gesellschafter er bis 1915 blieb. Nachdem sich Duflon ab 1908 teilweise aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, liess er sich in seinem Heimatdorf Villeneuve nieder und bezog das schöne Haus, das er sich im Viertel La Muraz hatte bauen lassen. Kurz nach seiner Ankunft zog er in den Gemeinderat ein und 1916 wurde er zum Syndikus gewählt, ein Amt, das er bis 1925 innehatte (Tribune de Lausanne vom 13. November 1930, 2 – Revue polytechnique suisse vom 25. April 1931, 221).

Edith wurde demnach in Sankt Petersburg geboren, aber wir wissen nur wenig über ihren Werdegang, ausser dass sie zwischen 1919 und 1923 von Eugène Gilliard an der École des beaux-arts in Genf und/oder in der 1915 von Gilliard unter dem Namen «La Renaissance» gegründeten Privatakademie unterrichtet wurde.

In einem kurzen, handgeschriebenen Lebenslauf (Archive des Musée historique de Lausanne [AMHL], F.Privé.33) datiert sie den Bau ihres mit Holz und Kohle befeuerten Keramikbrennofens in das Jahr 1923, obwohl ihre keramische Tätigkeit bereits 1921 dokumentiert ist, als sie bei Émile Gos in Lausanne «rustikale Töpferwaren […] inspiriert von populären Töpferschulen wie jene in Thun» ausstellte (Tribune de Lausanne vom 4. Oktober 1921, 5, und vom 6. Oktober, 4, Feuille d’avis de Lausanne vom 13. Oktober, 8). Im Jahr 1922, anlässlich der Exposition nationale d’art appliqué in Lausanne, präsentierte Duflon eine Bonbonniere aus Keramik: Es ist das einzige Objekt, das unter ihrem Namen im Katalog dieser wichtigen Veranstaltung aufgeführt ist (S. 43). Diese ersten Töpferwaren wurden vermutlich bei einem Töpferkollegen hergestellt.

1924 hielt sich Edith Duflon für längere Zeit in Paris auf, um sich im Bereich der Keramik weiterzubilden (Plüss und von Tavel 1961). In ihrem Lebenslauf präzisiert sie, dass der Fokus dieser Weiterbildung hauptsächlich auf dem Modellieren und Dekorieren lag (AMHL, ebd.). Anlässlich der Ausstellung für dekorative Kunst, die im Dezember 1924 im Musée Jenisch stattfand, zeigte sie erneut mehrere Keramikarbeiten (Feuille d’avis de Vevey vom 22. Dezember 1924, 7–8), die möglicherweise in ihrem persönlichen Atelier entstanden sind.

Edith Duflon richtete tatsächlich ein Atelier in Villeneuve ein, in einem Nebengebäude ihres Elternhauses in La Muraz. Die Produktion nahm dort wahrscheinlich ab 1925, nach ihrer Rückkehr aus Paris, ihren eigentlichen Aufschwung. In einem kleinen Notizbuch, in dem die Keramikerin ihre Beobachtungen zum Verlauf verschiedener Brände festhielt, trägt die erste Seite den Titel «Erster Brand vom 21. August 1925» (AMHL, ibidem).

Bevor sie sich voll und ganz der Keramik widmete, interessierte sich Duflon auch für die Textilgestaltung. Unter den im Historischen Museum hinterlegten Papieren befinden sich eine Reihe von Zeichnungen, die Dekorentwürfe für die Textilindustrie zeigen, sowie ein Diplom von der Internationalen Ausstellung für moderne dekorative und industrielle Künste in Paris 1925, das belegt, dass die Künstlerin dort mit einer Silbermedaille in der Klasse 13 (Textilkunst und -industrie) ausgezeichnet wurde. Die Auszeichnung wurde ihr wahrscheinlich für die von ihr entworfenen Batiken verliehen.

Für einige Zeit teilte Edith Duflon ihr Atelier mit der Genfer Keramikerin armenischer Herkunft Thagouhi Beer-Zorian (1901–1982), wie eine Werbeanzeige für die Töpferei «La Muraz» im Katalog der Schweizer Keramikausstellung im Musée d’art et d’histoire de Genève von 1927 (Genève 1927, 12) belegt. Darin sind die Namen der beiden Künstlerinnen aufgeführt, jeweils mit ihren Adressen, die eine in Villeneuve, die andere in Genf. Unter den Keramiken, die dem Musée historique de Lausanne im Rahmen des Dusserre-Nachlasses übergeben wurden, sind auch einige Fayencen, die eine Marke von Beer-Zorian mit der Erwähnung «Muraz» tragen (MHL AA.VL 2002 C 5508-16; MHL AA.VL 2002 C 5508-15).

Auf der Genfer Ausstellung für Schweizer Keramik im Jahr 1927 zeigte Duflon sechzehn Fayencen («zinnglasierte Töpferwaren»): Vasen, Schalen, Schüsseln und Bonbonnieren (Kat. Nr. 261–276). Einige Wochen später, vom 29. Oktober bis 23. November, fand im Musée Rath die Ausstellung der Genfer Sektion der Schweizerischen Gesellschaft der Malerinnen, Bildhauerinnen und Dekorateurinnen statt, an der die Künstlerin ebenfalls mit Keramiken teilnahm (Katalog, S. 8).

Duflon war assoziiertes Mitglied von L’Œuvre, der Westschweizer Sektion des Schweizerischen Werkbunds, und in dieser Rolle stellte sie zwei Vasen im Rahmen des Salons von 1928 aus. Anlässlich der Saffa, der grossen Schweizer Landesausstellung für Frauenarbeit, die im selben Jahr in Bern stattfand, zeigten Duflon und Beer-Zorian ihre Arbeiten an einem eigenen Stand mit dem Namen «La Muraz – Poterie artistique», den sie eigens von einem Architekten entwerfen liessen (Saffa 1928, Ausstellernummer 1303 – Standpläne: AMHL, ibidem).

Am 3. März 1929 verwüstete ein Brand «die Kunsttöpferei von Mlle Duflon […], die in einem Nebengebäude der Villa La Muraz in Villeneuve untergebracht war, bestehend aus dem Töpferatelier mit Drehscheiben, Dekorationssaal, einem Brennofen usw.» (Gazette de Lausanne vom 4. März 1929, 6). In den folgenden Monaten wurden die Einrichtungen wieder in Stand gesetzt. Im Herbst desselben Jahres, vom 1. bis 23. Oktober, präsentierte die Genfer Sektion der Schweizerischen Gesellschaft der Malerinnen, Bildhauerinnen und Dekorateurinnen eine neue Ausstellung im Musée Rath. Edith Duflon gehörte zu den Mitgliedern der Jury für dekorative Künste und stellte etwa 15 Stücke aus: sieben Keramiken aus der «Serie Muraz» (wahrscheinlich Fayencen) und acht Werke aus Steinzeug – diese Keramikart wird in diesem Rahmen zum ersten Mal erwähnt (Genf 1929, Kat. Nr. 202-216). Thagouhi Beer-Zorian zeigte drei Batiken und zwölf Töpferarbeiten, von denen sechs ebenfalls die Bezeichnung «Serie Muraz» trugen (ebenda, Nr. 172–186). Der Bericht im Journal de Genève vom 5. Oktober (S. 5–6) hob die «neuen Formen und schönen Glasuren der Töpferwaren aus La Muraz der Damen Duflon und Beer-Zorian» hervor.

Man beachte übrigens, dass Edith Duflon spätestens ab Herbst 1929 Keramiken aus Steinzeug präsentierte. Das oben erwähnte Notizbuch hält Einträge von mehreren Steinzeugbränden fest. Der einzige datierte Brand ist der sechste seiner Art: Ausgeführt wurde er am 12. August 1934.

Von 1930 bis 1934 hielt sich Edith regelmässig in Paris auf, übrigens zur gleichen Zeit wie Maurice Dusserre (1899–1996), ihr zukünftiger Ehemann, der als Maler, Grafiker, Bühnenbildner und Regisseur tätig war. Das Eheversprechen zwischen Edith und Maurice wurde ordnungsgemäss in der Tribune de Lausanne vom 9. Februar 1930 (S. 2) veröffentlicht, die Hochzeit wurde jedoch in der französischen Hauptstadt gefeiert (Plüss und von Tavel 1961). Nach Rückkehr in die Schweiz liess sich das Paar endgültig auf dem «Landgut Dusserre» im Bois-de-Vaux-Viertel in Vidy nieder, nachdem Charles Dusserre, der Vater von Maurice, 1934 verstorben war. Edith nutzte weiterhin die Einrichtungen in La Muraz, da das Anwesen nach dem Tod von Louis Duflon im Jahr 1930 in der Familie blieb. Die ihr gewidmete Notiz im Lexikon der zeitgenössischen Schweizer Künstler (S. 94) erwähnt übrigens einen «Zweitwohnsitz» in Villeneuve.

Die Zusammenarbeit mit Thagouhi Beer-Zorian hingegen scheint Ediths lange Abwesenheit und Heirat nicht überlebt zu haben. «Tatougue» – wie Duflon ihre Arbeitskollegin liebevoll nannte – erscheint ab Ende 1929 nicht mehr in den Rechnungsbüchern bzw. Entwürfen dazu, die wir in den Papieren des Dusserre-Nachlasses gefunden haben.

An der Exposition nationale d’art appliqué von 1931 in Genf zeigte Duflon nur drei Keramiken (Kat. Nr. 87-89), die wahrscheinlich vor ihrer Abreise nach Paris entstanden waren. Im folgenden Jahr, anlässlich der 12. Ausstellung der Schweizerischen Gesellschaft der Malerinnen, Bildhauerinnen und Dekorateurinnen, die in Neuchâtel und Genf stattfand, nahm Dusserre mit Werken aus Steinzeug teil, wie eine Aufnahme in der damaligen Presse belegt (Jeanneret 1932 – Darauf ist übrigens eine Vase zu erkennen, die heute im Musée historique de Lausanne aufbewahrt wird, MHL AA.VL 2002 C 5508-44). In den 1930er- und 1940er-Jahren war sie regelmässig mit Arbeiten an den Ausstellungen der Gesellschaft vertreten. Im Jahr 1937 zeigte sie ihre Werke in der Galerie du Lion in Lausanne zusammen mit der Malerin Germaine Ernst: «Keramiken mit frischen Farben» und «schönes Steinzeug, dessen körnige Beschaffenheit des Tons wir lieben» (Gazette de Lausanne vom 25. März 1937, 3). Viel später, 1961, nahm Edith Dusserre-Duflon auch an der Ausstellung «Eugène Gilliard et ses élèves» im Musée Rath in Genf teil. Von ihr waren zwei Gefässe und sieben Exponate aus Steinzeug zu sehen (Katalog Nr. 100-108).

Den Berichten in der Lausanner Presse über ihre Ausstellung bei Gos im Jahr 1921 kann entnommen werden, dass sich Edith Duflon zunächst an der «rustikalen Töpferei» nach Thuner Art versuchte, wahrscheinlich Arbeiten in der Technik der engobierten Irdenware, von der wir keine Exemplare kennen. Einige Jahre später, nachdem sie in Paris neue Verfahren kennengelernt hatte, entschied sie sich in ihrem Atelier in La Muraz für die Fayencetechnik mit polychromen Dekoren in Scharffeuermalerei (im Genfer Katalog von 1927 als «zinnglasierte Töpfereien» bezeichnet). Für ihre geometrischen Dekore mit oft sehr leuchtenden Farben verwendete Duflon Industrieglasuren, die sie aus Frankreich oder England importieren liess (MHL AA.VL 2002 C 5508-22; MHL AA.VL 2002 C 5508-26; MHL AA.VL 2002 C 5508-16; MHL AA.VL 2002 C 5508-14; MHL AA.VL 2002 C 5508-17; MHL AA.VL 2002 C 5508-23). Was die Formen angeht, so ist es sehr wahrscheinlich, dass sie diese von einem in La Muraz tätigen Hafner herstellen liess. Die sehr lückenhaften Buchhaltungsunterlagen, die in den Papieren des Dusserre-Nachlasses gefunden wurden, erwähnen beispielsweise unter den Kosten der Werkstatt die Kosten für das «Drehen der vier letzten Brände». Weiter unten wird vermerkt, dass Duflon einen gewissen A. Roth regelmässig entlöhnte. Handelt es sich dabei um den Dreher?

In der Gruppe der Stücke, die dem Musée historique Lausanne im Rahmen des Dusserre-Nachlasses im Jahr 2002 übergeben wurden und von denen wir eine Auswahl von etwa 20 Beispielen für das vorliegende Inventar ausgewählt haben, befinden sich zwei Fayenceplatten, die zwei Marken tragen: die Pinselmarke von Duflon mit dem Vermerk «Muraz» und eine Blindmarke der Poterie du Léman in Lausanne (MHL AA.VL 2002 C 5508-19; MHL AA.VL 2002 C 5508-18). Diese Fabrik wurde 1934 gegründet, was uns klar einen Terminus post quem für die Datierung der beiden Platten liefert. Es könnte auch sein, dass Duflon gelegentlich Schrühbrände glasierte und verzierte, die in einer anderen Werkstatt hergestellt wurden.

Die vom Museum aufbewahrten Papiere enthalten eine Reihe von bemassten Formzeichnungen, die sorgfältig angefertigt wurden und offensichtlich für einen Dreher oder einen Modelleur bestimmt waren. Besonders auffällig ist ein grosses, aufgefaltetes Blatt in einer Art Kraftpapier, dessen eine Seite mit einem Dutzend Zeichnungen von Vasen und Schalen unter dem Titel «Pour La Muraz, des séries» versehen ist. Auf der anderen Seite steht die Adresse von Duflon in Villeneuve und die Angabe des Absenders, bei dem es sich um niemand anderen als Charles Beer, den Ehemann von Thagouhi Beer-Zorian, in Genf handelt. Über der Adresse befindet sich ein Poststempel mit dem Datum 27. Mai 1927. Diese Formen entsprechen höchstwahrscheinlich den Fayencen der sogenannten «Serie La Muraz», die von Beer-Zorian und Duflon 1927–1929 ausgestellt wurden (siehe oben). Man erkennt insbesondere die Zeichnung, die einer von Beer-Zorian in La Muraz hergestellten Dose entspricht (MHL AA.VL 2002 C 5508-54). Die beiden Künstlerinnen haben sicherlich ein und denselben Formenkorpus verziert.

Was die eigentlichen Formen betrifft, sind wir versucht zu glauben, dass sie nicht von den Keramikerinnen selbst entworfen wurden. Wurden sie von Charles Beer oder einem anderen Designer mit Wohnsitz in Genf entworfen?

Spätestens ab 1929, wie der Katalog der Ausstellung der Malerinnen, Bildhauerinnen und Dekorateurinnen in Genf belegt, übte Edith Duflon die anspruchsvolle Technik der Steinzeugproduktion aus. Diese Technik, die in der Schweiz um 1913 an der Keramikschule in Chavannes-près-Renens eingeführt worden war, wurde von Paul Bonifas zwischen 1915 und 1919 in seinem Atelier in Versoix weiterentwickelt. Dieser setzte seine Forschungen auf diesem Gebiet ab 1922 in seinem Atelier in Ferney-Voltaire fort. In den 1920er-Jahren war Edith Duflon jedoch wahrscheinlich die einzige selbständige Keramikerin, die sich in unserem Land der Herausforderung des Steinzeugs stellte.

Auch bei dieser Produktion wurden die Gefässrohlinge von einem Dreher hergestellt. Mehrere Zeichnungen, die eindeutig mit «Steinzeug» gekennzeichnet sind, sind mit von Duflon hinzugefügten Anweisungen versehen, wie z.B. «dick drehen». Die Keramikerin hingegen war für die Herstellung der Dekore zuständig, die gemalt oder in den feuchten Ton eingeritzt wurden, sowie für das Engobieren, Glasieren und Brennen. Notizen aus der Fachliteratur – oder Kursen – belegen, dass sie sich mit der Technik des Hochtemperaturbrennens und der Zusammensetzung von Steinzeugglasuren befasste. In ihrem Bericht über den Brand in La Muraz schreibt Le Confédéré vom 4. März 1929 (S. 2–3), dass «der Ofen auf 1200 Grad, seine Höchsttemperatur, gebracht worden war». Der unglückliche Unfall ereignete sich also beim Brennen von Steinzeug, wobei die erwähnte Temperatur für Fayence grundsätzlich zu hoch und für Steinzeug gerade ausreichend ist.

Die von der Keramikerin angebrachten Marken – Pinselmarken auf den Fayencen sowie Pinsel- oder Ritzmarken auf Steinzeug– enthalten den Namen der Künstlerin («E. Duflon») oder ihre Initialen («ED»). Die meisten Fayencen tragen ferner die Bezeichnung «Muraz».

Drei Stücke tragen zudem ein Ausstellungsetikett mit dem Namen der Künstlerin und der Adresse «Bois-de-Vaux Lausanne» (MHL AA.VL 2002 C 5508-9, MHL AA.VL 2002 C 5508-1, MHL AA.VL 2002 C 5508-23).

Übersetzung Stephanie Tremp

Quellen

 Archives du Musée historique Lausanne, F.Privé.33 (Succession Dusserre)

La presse vaudoise et genevoise, consultées sur les sites du journal Le Temps et Scriptorium (Bibliothèque cantonale et universitaire de Lausanne)

Bibliographie

Genève 1927
Exposition de céramique suisse. Cat. d’exposition, Musée d’art et d’histoire. Genève 1927.

Genève 1929
Exposition, section de Genève de la Société suisse des femmes peintres, sculpteurs, décorateurs. Cat. d’exposition, Musée Rath. Genève 1929.

Jeanneret 1932
Maurice Jeanneret, XIIe Exposition de la Société suisse des Femmes peintres, sculpteurs et décorateurs. Neuchâtel 1er octobre-4 novembre, Genève 5-27 novembre. Revue CFF 6/10, 35-36.

Plüss et von Tavel 1961
Eduard Plüss et Hans Christoph von Tavel, Künstler-Lexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert. Bd. 1. Frauenfeld 1961.

Saffa 1928
Saffa. Schweiz. Ausstellung für Frauenarbeit – Exposition nationale suisse du travail féminin. Catalogue principal. Berne 1928.

Vogelsang-Eymann, Clara, Keramikmalerin (1892-1984)

Clara Eymann (wohl um 1914) mit einer Vase mit bernischem Malhorndekor.

Andreas Heege mit Unterstützung von Anna Stuby, 2024

Geboren in Langenthal (∗ 11.10.1892 Langenthal, † 23.2.1984 Zürich). Die Eltern Robert und Anna Eymann-Sommer führten in der zweiten Generation den renommierten Langenthaler Gasthof «Bären».

Clara hatte zwei Schwestern. Von diesen war Lydia Eymann ( 14.6.1901 – 1.3. 1972) eine stadtbekannte Langenthaler Malerin, Karikaturistin und Persönlickeit.

Claras künstlerische Begabung im Malen wurde früh erkannt und gefördert.

 

1908 besuchte sie die Ecole d’Arts et Métiers in Lausanne und wurde von der Keramikerin Nora Gross  ausgebildet.

1912 genoss sie eine künstlerische Weiterbildung (Öl- und Landschaftsmalerei) an der Polytechnical School of Art in London.

Clara Eymann im Atelier von Ernst Linck.

Später wird sie Schülerin des Malers Ernst Linck (1874-1935) in Bern. Linck war eng mit Ferdinand Hodler (1853-1918) befreundet und bildete zusammen mit ihm einen Teil der “Berner Schule”.

Sehr früh kam Clara als Künstlerin bereits mit verschiedenen künstlerischen Grössen der damaligen Schweiz in persönlichen Kontakt (Expresskarte zu einem Gesellschaftstreffen, unterzeichnet u.a. von Ferdinand Hodler, Christian Conradin, Willy Fries und Sigismund Righini).

1915 heiratete sie den Solothurner Constanz Amanz Vogelsang, Direktor der Allgemeinen Plakatgesellschaft APG in Zürich, der selber ein grosser Kunstförderer und -freund war. Das Paar lebte in Zürich und besass dort ein Haus an der Klusstrasse. Beide pflegten den Kontakt zu zahlreichen Schweizer Künstlerinnen und Künstlern, die in Zürich immer ein offenes Haus fanden. 1925 gehört Clara zu den Mitbegründerinnen der Gesellschaft Schweizer Malerinnen, Bildhauerinnen und Keramikerinnen GSMBK, Sektion Zürich, nachdem sie wohl vorher bereits Mitglied des schweizerischen Dachverbandes der GSMB+K war. Ausserdem war sie Mitglied des Schweizerischen Werkbundes (SWB).

1915 Aus ihrem Hochzeitsjahr gibt es eine kleine Serie bemalter Koppchen und Untertassen aus Langenthaler Porzellan.

Clara Vogelsang besass zeitlebens keine eigene Werkstatt sondern arbeitete zuhause in ihrem Atelier oder in und mit den Werkstätten Wächter/Zürich bzw. Feldmeilen und Haussmann/Uster (Die Tat, 6. Oktober 1972). Nach der Heirat änderte sie Ihre Signatur auf “CVE” oder gelegentlich nur “CV”. Aus der Zeit ihrer Zusammenarbeit mit Wächter in Feldmeilen könnten drei erhaltene Keramiken stammen.

Nach einer Familientradition entstand diese unsignierte grosse Kuchenplatte in der Werkstatt Wächter und wurde von Clara Vogelsang-Eymann bemalt.

Werke nach 1915 tragen die Signatur “CVE”.

1916 zeigte sie neben dem Keramikfachlehrer J. Hermanns Keramiken im Kunstsalon Ferd. Wyss im Stadttheater in Bern (Das Werk: Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, Bd. 3, 1916; XV).

Blumentopf der Zeit um 1917, in Familienbesitz.

1917 beteiligte sie sich an der XIII. Schweizerischen Kunstausstellung in Zürich, Abteilung für angewandte Kunst (Das Werk, Bd. 4, 1917, XIX), mit einem sehr positiv besprochenen Blumen-Übertopf.

1918 erwarb das Kunstgewerbemuseum in Zürich von ihr eine “Hübsche Vase” (Schweizer Kunst = Art suisse = Arte svizzera = Swiss art 1918, 25).

1919 bemalte sie Ofenkacheln für einen neuen Kachelofen von Dr. Rickli, Langenthal, Friedhalde. Die Kacheln wurden von Hafnermeister Hünig aus Langenthal gefertigt und in der Firma Gebr. Mantel in Elgg. gebrannt (Das Werk : Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, Band 6, 1919, 92).

1924 war sie mit Keramik an der Ausstellung “Arts décoratifs” in Neuenburg beteiligt (FAN – L’express, 27. November 1924).

Aus den 1920er- oder frühen 1930er-Jahren sind bislang nur wenige signierte Keramiken bekannt.

1925 Die NZZ schrieb am 13. Oktober: “Die Räume der Kunsthalle [Bern] sind mit den Werken unserer in der Gesellschaft Schweiz. Malerinnen und Bildhauerinnen vereinigten Künstlerinnen geschmückt. Mit sicherer Hand hat die Jury Akzente von eindringlicher Kraft gesetzt… Auch in der Keramik sind große Fortschritte festzustellen. Ich erinnere nur an die schöngeformten Schalen und Teller von G. Meister-Zingg, an Clara Vogelsangs technisch vollendete Krüge und Schalen. Von Adele Schwander sind hübsche und brauchbare Tassen und Schalen da…”.

1925 Beteiligung an der Weihnachtsausstellung der bernischen Ortsgruppe des Schweizerischen Werkbundes im Gewerbemuseum Bern (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 2017, 17. Dezember 1925).

1927 stellt sie auf der grossen Ausstellung “Céramique suisse” in Genf Geschirrkeramik aus (Besprechung der Ausstellung: Der Bund, Band 78, Nummer 395, 14. September 1927 Ausgabe 02).

1927 Beteiligung an der Weihnachtsausstellung des Werkbundes im Gewerbemuseum Bern (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 2173, 16. Dezember 1927 Ausgabe 02).

1928 Ausstellung an der Saffa – Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (Berner Tagwacht, Band 36, Nummer 218, 17. September 1928).

Clara wurde Mutter von zwei Kindern, verlor jedoch bereits 1930 ihren Ehemann nach einer Tuberkuloseerkrankung. CVE, so die Signatur ihrer Werke, lebte nun ganz in ihrer künstlerischen Passion. Mit dem Auto fuhr sie auf Motivsuche und zum Malen, alleine oder mit befreundeten Malerinnen, in die nähere und weitere Umgebung des Oberaargaus. Sie unternahm aber auch längere Reisen in die Bretagne, nach Ischia, Ägypten und Tunesien. Neben vollen Skizzenbüchern entstanden in den folgenden Jahren vor allem Skizzen, Zeichnungen und Aquarelle.

Diese einfarbig glasierten Keramiken entstanden möglicherweise in den 1930er- oder 1940er-Jahren. Ob diese Stücke schon bei Haussmann in Uster gefertigt wurden, ist unklar.

1930 Auf der Weihnachtsaustellung des Werkbundes im Zürcher Kunstgewerbemuseum zeigte Clara Vogelsang-Eymann “sympathische Vasen und Schalen” (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 2350, 3. Dezember 1930 Ausgabe 03).

1932 beteiligte sie sich an der XII. Ausstellung der GSMBK in Neuchâtel und Genf (Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 43, 1986, 452).

1940 verkaufte sie neben Amata Good, Fritz Haussmann,  Margrit Linck-Daepp, Meister&Cie, Luise Meyer-Strasser,  Hanna Nencki und Berta Tappolet Keramiken auf einer Weihnachtsausstellung der Ortsgrupe Zürich des SWB (Das Werk : Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, 27, 1940, XXIV).

Tasse aus der Produktion von Haussmann/Uster, wohl nach dem 2. Weltkrieg, bemalt von Carla Vogelsang-Eymann, signiert “C.V.”.

1947 aus diesem Jahr haben sich Platten des Keramikherstellers “Noranco”  aus Pambio-Noranco bei Lugano erhalten,  die von CVE bemalt wurden.

1955 beteiligte sie sich an einer Kunstgewerbeausstellung der Schweizerischen Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen im Strau-Hoff in Zürich mit “fein bemalten Schalen und Platten” (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 3381, 8. Dezember 1955).

Ihr keramisches Spätwerk scheint vor allem Inglasurmalereien auf Fayenceglasur zu umfassen, wobei sie auch Skizzen und Bilder aus ihren Aufenthalten am Mittelmeer umsetzte. Ein leider undatierter Illustriertenbericht informiert über diese Schaffensphase.

Clara Vogelsang-Eymann beim Bemalen von Keramik.

1956 zeigte sie “moderne Keramiken” auf einer Ausstellung des Lyceumclubs Bern (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur, Band 38, 1956).

1958 finden wir Clara Vogelsang-Eyman auch als Teilnehmerin an der XXII. Ausstellung der GSMBK anlässlich der SAFFA in Zürich (Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 43, 1986, 453).

1965 werden ihre mit Küsten- und Ischia-Motiven bemalten Keramiken an der Weihnachtsausstellung im Lyceumsclub Zürich lobend hervorgehoben (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur Band 49 [i.e. 47], 1965, 4).

1970 waren Ihre Keramiken zusammen mit Aquarellen und selbstgefertigten Schmuck auf einer Ausstellung des Lyceumclubs Zürich zu sehen und wurden sehr positiv besprochen (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur, 52, 1970, 3).

1972 zu Clara Vogelsangs 80. Geburtstag erschienen verschiedene Zeitungsberichte (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur 54, 1972, 6).

Sie war eine warmherzige und wache Gastgeberin und führte in Zürich bis zu ihrem Tod 1984 ein offenes Haus für Künstlerfreunde und -freundinnen wie Bekannte aus aller Welt.

Hinweis: Verschiedene Keramiken von Clara Vogelsang-Eymann befinden sich heute im Museum Langenthal und werden in absehbarer zeit in CERAMICA CH dokumentiert.

Quellen:

Katalog zur Sonderausstellung «Frauenpower – Starke Frauen
aus dem Oberaargau» (2015/16) im Museum Langenthal;

Informationen von Anna Stuby (Enkelin von Clara Vogelsang-Eymann).

Wangen an der Aare BE, Hafnerei Anderegg

Roland Blaettler, Andreas Heege, Andreas Kistler 2019

Johann Jakob Anderegg der Ältere (1809–1875) übernahm die Werkstatt von seinem Vater Johann (1785–1860). Er gehörte mit seinem Bruder Johannes zur fünften Generation einer Ofenbauer-Dynastie, welche zuerst in Ried und dann von 1777 bis in die 1880er Jahre in Wangen a. d. Aare tätig war. In der Sammlung Felchlin, Matzendorf hat sich ein sehr seltener Blumenkasten dieser Hafnerei erhalten (SFM 31).

Auf der Schauseite trägt er eine beschriftete Ansicht von Schloss Bipp nach einem Stich von David Herrliberger (1697–1777; «Neue und vollständige Topografie der Eydgnoschaft», 1754–1758, Taf. 70). Das vorliegende Stück dürfte wohl Johann Jakob der Jüngere (1834–1894) gemalt haben. Die Ortssammlung in Wangen besitzt u. a. ein Vorlagenbüchlein mit Zeichnungen von Johann Jakob dem Jüngeren mit mehreren Ansichten von Schloss Bipp (Mühlethaler 1983).

Ofenkachel von Johann Jakob Anderegg (1834–1894), signiert und datiert 1861, Kachelofen im Kornhaus Wiedlisbach

Eine überregionale Bearbeitung der Kachelöfen und der Geschirrkeramik der Hafner Anderegg steht bis heute aus (Hinweise auf verschiedene Öfen: Heege 2011).

Stammbaum der Hafner Anderegg

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950). Sulgen 2014, 72.

Heege 2011
Andreas Heege, Langenthal, St. Urbanstrasse 40–44. Die Hafnerei Staub und ihre Werkstatt, in: Archäologie Bern/Archéologie bernoise. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern, 2011, 209–287.
Mühletaler 1983
Hans Mühletaler, Die Hafner Anderegg. Eine Ofenbauer-Dynastie in Wangen an der Aare. Jahrbuch des Oberaargaus 26, 1983, 129–158.

Wichtrach BE, Töpferei Maurachern

Töpferei Maurachern um 1950

Keramik in CERAMICA CH

Andreas Heege, Andreas Kistler 2019

Die Töpferei Maurachern  liegt auf dem heutigen Grundstück Thunstrasse 72 in Wichtrach, Ortsteil Maurachern, Kanton Bern. Zacharias Steiner von Fahrni, “dato auf dem Beumberg, Steffisburg, sässhaft” erwarb am  6.10.1811 die Liegenschaft. Zu diesem Zeitpunkt scheint keine Hafnerei eingerichtet gewesen zu sein.  Beim Tod von Elisabeth Steiner-Neuenschwander, Zacharias Steiners Witwe (17.1.1862) erfahren wir am 11.12.1863, dass Zacharias Hafner ist, und dass in Folge Erbteilung sein Sohn Christian folgende Liegenschaften übernahm: “Heimwesen in der Muracheren: 1. Haus Nr. 141 für Fr. 3’500 brandversichert mit Hausbrunnen 2. Hausmatte samt dem Hubel von etwa 8 Jucharten. 3. Einem Mööslein samt dem Rainli. 4. Ein Wohnstöcklein mit zwei Hafnerwerkstätten und doppelter Wohnung unter Nr. 144 für Fr. 2’000 brandversichert, von Zacharias Steiner neu erbaut. 5. Hälismatt, in der Gemeinde Kiesen. 6. Ein halbes Schupposenrecht in Holz und Feld. Weiterer Besitz an Land und Wald aufgeführt.” Am 2.11.1874 verkaufte  Christian Steiner das Wohnstöcklein mit den beiden Werkstätten an: Gottfried Grognuz-Gerber von Poliez-Pittet VD, Hafnermeister in der Muracheren. Bereits am 18.10.1876 verkaufte Anna Elisabeth Grognuz-Gerber, Gottfried Grognuzs sel. Witwe, die Liegenschaft weiter an:  Rudolf Moser von Arni (1840-1877), Hafnermeister im Heimberg. Am 20.10.1904 verkaufte  Rudolfs Witwe Anna Maria Moser-Aeschlimann (1844-?), die Liegenschaft mit den zwei Werkstätten und zwei Wohnungen an ihren gemeinsamen Sohn Gottfried Moser, Hafnermeister (30.12.1873-4.5.1949).

Preisliste, undatiert.

Die Werkstatt-“Chefs” (von oben links nach unten rechts):
Gottfried Moser 1873-1949, Martha Moser-Waber 1883-1973, Armin Stucki 1920-1980, Emma Martha Stucki-Moser 1914-2004.

Nach Gottfrieds Tod führte die Tochter Emma Martha Stucki-Moser (1914-2004) den Betrieb zusammen mit ihrem Mann Armin Stucki (1920-1980) weiter. Die Schwester Elisabeth Moser war Teilhaberin. Zu diesem Zeitpunkt verzeichnete das Grundbuch nur noch “1 Wohnhaus mit Hafnerei”.  1945 wurde der holzbeheizte Töpferofen durch einen Elektroofen ersetzt. Nach einem Brand 1985 wurde die Werkstatt teilrenoviert und schliesslich 1992 an Peter Kupferschmied (Jg. 1960,  Lehre bei Martha Stucki-Moser von 1988 bis 1990) und seine Frau Kathrin verkauft.

1996 erfolgte noch ein Um- und Anbau. Bis 2017 arbeitete auch noch die Keramikerin Cornelia Rubin in der Werkstatt mit. Zum 1. Oktober 2017 wurde die Töpferei geschlossen.

Quellen zur Liegenschaft

Vgl. auch: https://www.antik-und-rar.ch/maurachern.html

Wimmis BE, Hafnerei Loosli

Orte mit Keramikproduktion im Kanton Bern, 18.-19. Jh.

Andreas Heege, Alfred Spycher,  Andreas Kistler, 2024

Wimmis, am Eingang zum Simmental gelegen, und mit dem Schloss Sitz einer bernischen Landvogtei (bis 1798),  gehört zu den bernischen Hafnerorten über die wir nur unzureichend informiert sind, da es kaum Quellen gibt. Die Landvogteirechnungen für Wimmis belegen, dass der Landvogt in aller Regel Hafner aus Thun für das Neusetzen und die Reparatur von Kachelöfen im Schloss und den umliegenden Pfrund- und Pfarrhäusern beschäftigte (Hans Ulrich und Hans Rudolf Hürner: 1733; Heinrich Engimann: 1734, 1736, 1752; Abraham Engimann: 1735, 1743, 1744, 1747, 1748, 1749; Hafner Engimann: 1765, 1766, 1792; Johannes Engimann: 1769; Johannes Baumann: 1778, 1784, 1789; Caspar Ziro: 1795). Daneben finden sich aber auch die Hafner Melchior Flückiger aus Grosshöchstetten (1718, 1719, 1721, 1728, 1729), Abraham Marti aus Fraubrunnen, später Blankenburg (1748, 1766) und Johannes Fruting aus Bern (1794).

Jacob Kräuchi, der spätestens ab 1758 die Töpferei in seinem Heimatort Bäriswil begründete, lebte und arbeitete offenbar ebenfalls eine etwas längere Zeit als Hintersassse in Wimmis, da er am 16. Februar 1755 hier seine Tochter Salome taufen lies (K Wimmis 5. Taufrodel 1724-1784. Seite 73) und am 10. Mai 1756 einen Ofen auf Landvogteirechnung reparieren durfte. Weitere Ofenreparaturen für die Landvogtei Interlaken (im Schloss, Gasthaus, Zollhaus, Pfisterei und in Unterseen-Neuhaus) im Jahr 1756 dürften bedeuten, dass er zu diesem Zeitpunkt noch in Wimmis wohnte.

Als erste ortsansässige Hafner in Wimmis werden Johannes Stucki (1751, 1753), Conrad Habicht oder Habik (von Schaffhausen, jetzt aber in Wimmis wohnhaft, 1758-1762), Johann Caspar Vogel (Landsase, 1759-1793 durchgehend in Wilderswil nachgewiesen, 1770 angeblich Ortsteil Kapf zwischen Wimmis und Reutigen, laut Eidregister des Kantons Bern lebt er 1798 in Frutigen “aufem Wyde”) und Andreas Schrot (1781) genannt.

Im bernischen Eidregister von 1798 (Rohrbach 1999) lässt sich für Wimmis erstaunlicherweise kein Hafner nachweisen.

Aufgrund des Taufrodels von Wimmis wissen wir aber, dass der Hafner Johannes Kunz aus Wimmis (1771-1835) zwischen dem 3.3.1799 und dem 22.3.1810 acht Kinder in Wimmis taufen lies (KRWimmis_6_49.55.61.64.68.71.77.83). Er hatte am 26.11.1798 in Zweisimmen, wo er Geselle des Blankenburger Hafners  Johann Jakob Hächler war (Rohrbach 1999, Nr. 1404) Katharina Stucki (1766-1838) aus Wimmis geheiratet (KRZweisimmen_14_127), deren Vater Johannes hiess. Ob es sich dabei um eine Tochter des Hafners Johannes Stucki (s.o.) gehandelt hat? Bei allen Kindstaufen wird als Wohnort des Paares der Ortsteil “Brodhüsi” von Wimmis angegeben. Wir können nur vermuten, dass die Hafnerei Kunz bis zum Tod des Hafners Kunz 1835 in Betrieb war.

Für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts lässt sich aufgrund einer Geldstags-Anzeige im Thuner Wochenblatt im Jahr 1846 weiterhin der Hafner Johannes Fischer aus Brienz in Wimmis nachweisen (Thuner Wochenblatt, Band 9, Nummer 86, 27. Oktober 1846).

Erst für das Jahr 1862 haben wir weitere Hafnernachweise in Wimmis. Für den Hafner Johann Jakob Loosli aus Sumiswald (gestorben 17.1.1897) und seine Frau Maria Tanner aus Langnau (gestorben  9.9.1909) wurde am 16.9.1862 ein totgeborenes Kind im Kirchenrodel von Wimmis eingetragen (KRWimmis_13_71). Zu diesem Zeitpunkt lebte das Paar auf der “Bodenmatte” in Wimmis. Sie hatten erst kurz vorher in Bümpliz geheiratet (28.6.1862; KRSumiswald:31_9 Eherodel). Zu diesem Zeitpunkt lebte (und arbeitete?) das Paar in Heimberg. Das passt vermutlich zu einem Eintrag in der Fremdenkontrolle nach der der Hafner Jakob Loosli aus Sumiswald BE ab dem 13. Februar 1859 bei den Hafnern Niklaus Frei, Johann Küenzi und Christian Tanner in Heimberg an der Dornhalde arbeitete. Maria Tanner dürfte die Tochter Christian Tanners gewesen sein und war vermutlich in der väterlichen Werkstatt als Keramikmalerin (Ausmacherin) beschäftigt gewesen. Ob Johann Jakobs Vater Jakob oder einer seiner Vorfahren ebenfalls bereits Hafner war, entzieht sich unserer Kenntnis. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass im Eidregister von 1798 ein Hafner Hans Loosli (geb. 1765) von Sumiswald in (Mühle)-Thurnen BE verzeichnet wurde. Der genealogische Bezug zu Johann Jakob Loosli ist im Augenblick jedoch noch unklar.

Dem Hafnerehepaar wurden in Wimmis noch sieben weitere Kinder geboren (Maria 4.7.1864, Jakob Robert 5.10.1866, Alfred 4.7.1868, Karl Friedrich 19.3.1870, Anna Bertha 1872-12.1.1888, Johann Jakob 8.8.1883, Todgeburt 6.8.1888).

Die Bodenmatte befindet sich am östlichen Ortsrand von Wimmis. In welcher Liegenschaft 1862 die Töpferei untergebracht war, entzieht sich unserer Kenntnis. Erst 1892 erfahren wir von einer Hafnereiwerkstatt auf dem Grundstück Bodenmattstrasse 7. Diese hatte der Amtsrichter und Gemeinderatspräsident David Ast aus Wimmis, zu einem unbekannten Zeitpunkt nach 1851 und vor 1892 errichten lassen (GBWimmis_8_499-501; GBWimmis_20_412-424).


Bodenmattstrasse 7, 1934.


Bodenmattstrasse 7, 1963.

Das Hafnereigebäude existierte in der Mitte des 20. Jahrhunderts noch, ist heute jedoch abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.

Erst 1880 gibt es weitere Hafner-Nachrichten. Unter dem 7. August 1880 vermeldete das Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern (Band 27, Nummer 63) den Tod des Hafners Samuel Tanner von Langnau, Hafner in Wimmis. War das ein Bruder oder Onkel von Maria Tanner, der in Wimmis mitarbeitete?

Am 29. Januar 1881 erfror der kinderlose Hafner Fr. Rüfenacht aus Walkringen in Wimmis im Oberdorf auf dem Rückweg aus Thun (Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern, Band 28, Nummer 9, 29. Januar 1881). Ob er bei Loosli in Arbeit stand?

1891 suchte Hafner Loosli einen guten Arbeiter (Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern, Band 38, Nummer 20, 11. März 1891).

1892 heiratete Alfred Loosli, Johann Jakobs Sohn. In diesem Zusammenhang wird er  ebenfalls als Hafner in Wimmis bezeichnet (Thuner Wochenblatt, Band 55, Nummer 84, 19. Oktober 1892). Er führte also offenbar die Werkstatt des Vaters weiter, der am 17. Januar 1897 verstarb (Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern, Band 44, Nummer 47, 12. Juni 1897).

1912 unterstellte sich Alfred Loosli, Hafnermeister in Wimmis, der Honigkontrolle des Bienenzüchtervereins Niedersimmental (Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern, Band 59, Nummer 71, 4. September 1912).

1921 Die letzte Nachricht zu den Hafnern Loosli überliefert uns Fernand Schwab (Schwab 1921, 106, Anm. 72) bei der inhaltlich wohl nicht ganz korrekten Besprechung von Heimberger Geschirr mit kobaltblauer Bemalung und violettbrauner Beschriftung: “Wir haben den Urheber dieser Dekorationsweise in einem Töpfer namens Loosli feststellen können, der jahrelang im Heimberg tätig war und diese Technik aus einer Manufaktur in Neukirch brachte. Loosli hat dann später eine Töpferei in Wimmis gegründet, die noch jetzt von seinen Nachkommen betrieben wird.” Es dürfte zutreffen, dass Johann Jakob Loosli diese Keramik in Heimberg kennengelernt und mit nach Wimmis genommen haben kann. Der Verweis auf Neukirch ist aber nicht plausibel und der Erfinder oder einzige Verfertiger dieses Dekors ist Loosli auch nicht.

Nur mit verlaufener kobaltblauer Bemalung und dunkelbrauner Beschriftung versehene Keramiken Heimberger Art lassen sich erstmals gesichert ab 1854 nachweisen. Dieser Stil, auch in Kombination mit mehrfarbigem Malhorndekor, wird in der Literatur aufgrund eines signierten Rasierbeckens (SST 649) gerne einer einzigen Werkstatt, d. h. dem Hafner David Anderes in Heimberg (1810–1873; Buchs 1988, 94), zugeschrieben (Wyss 1966, 40; Messerli-Bolliger 1991, 47–48; Roth-Rubi/Schnyder/Egger/Fehr 2000, 6–10; Boschetti-Maradi 2007, 58–59).

Jedoch ist dies aufgrund vorkommender Objektdatierungen dieser Gruppe (bis 1884, also mehr als 11 Jahre nach David Anderes Tod!) so wenig stichhaltig, wie die ausschliessliche Zuweisung zur Werkstatt Loosli in Wimmis durch Fernand Schwab (Schwab 1921, 106 Anm. 72). Es ist in keinster Weise gesichert, dass in Heimberg nur eine einzige Töpferei blau bemaltes Geschirr produzierte. So stellte z. B. Hafnermeister Christen Matthis in Heimberg in der Dornhalde 1872 sehr ähnliche Keramik her (MKB VI-3919).

Auch aus einer Töpferei im benachbarten Steffisburg liegen auf weisser Grundengobe partiell blau dekorierte Gefässfragmente der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor (Heege 2012, Abb. 12). Und für Langnau lässt sich ab 1840 (Heege/Kistler 2017, 117 Abb. 138) und vor allem nach der Mitte des 19. Jahrhunderts ebenfalls eine intensive Verwendung blauer, verlaufender Malhornfarbe belegen (Heege/Kistler 2017, 173).

Derzeit ist das Produktionsspektrum der Hafnerei Loosli unbekannt, zumal keine Gefässmarkierungen vorliegen.

Bibliographie:

Boschetti-Maradi 2007
Adriano Boschetti-Maradi, Geschirr für Stadt und Land. Berner Töpferei seit dem 16. Jahrhundert (Glanzlichter aus dem Bernischen Historischen Museum 19), Bern 2007.

Buchs 1988
Hermann Buchs, Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika, Thun 1988.

Heege 2012
Andreas Heege, Drei neuzeitliche Grubeninventare von Jegenstorf, in: Archäologie Bern/Archéologie bernoise. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern, 2012, 159-196.

Heege/Kistler 2017
Andreas Heege/Andreas Kistler, Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 13), Bern 2017.

Messerli Bolliger 1991
Barbara E. Messerli Bolliger, Der dekorative Entwurf in der Schweizer Keramik im 19. Jahrhundert, zwei Beispiele: Das Töpfereigebiet Heimberg-Steffisburg-Thun und die Tonwarenfabrik Ziegler in Schaffhausen, in: Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 106, 1991, 5-100.

Rohrbach 1999
Lewis Bunker Rohrbach, Men of Bern: The 1798 Bürgerverzeichnisse of Canton Bern, Switzerland, Rockport 1999.

Roth-Rubi/Schnyder/Egger u.a. 2000
Kathrin und Ernst Roth-Rubi/Rudolf Schnyder/Heinz und Kristina Egger u.a., Chacheli us em Bode… Der Kellerfund im Haus 315 in Nidfluh, Därstetten – ein Händlerdepot, Wimmis 2000.

Wyss 1966
Robert L. Wyss, Berner Bauernkeramik (Berner Heimatbücher 100-103), Bern 1966.

Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.

 

 

Winterthur ZH, Tonwarenfabrik Pfau & Hanhart (1878-1887)

Hanhart-Keramik aus einer Privatsammlung in der Schweiz.

Andreas Heege, 2021

Hanhart-Keramik in CERAMICA CH

Die uns vorliegenden Informationen zur Winterthurer Keramikfirma des (Eisenbahn-) Ingenieurs Heinrich Hanhart (15.10.1844-29.6.1889; Nachruf, auch Schweizerische Bauzeitung 14, Nr. 1, Seite 6), die von 1878 bis  etwa 1887 Bestand hatte, sind wenig umfangreich (Messerli-Bolliger 1991, 18;  Messerli 1995, 7-9). Zusammen mit seinem Cousin dem Architekten und späteren Technikumslehrer Jakob Pfau (1.11.1846-23.8.1923) gründete er 1878 an der Geiselweidstrasse (später Winterthur Mattenbach, Bäckerstrasse 1) eine Keramikfabrik, die 1879 ein erstes Mal erweitert wurde (Frascoli 2004, Taf. 7). Die beiden Cousins waren Söhne kunstinteressierter Winterthurer Familien (siehe eigene Zeitungsbeiträge von Heinrich Hanhart: Hanhart 1876, 1877, 1881). Matthäus Pfau, der Vater von Jakob, war auch Präsident des Kunstvereins Winterthur.

Offenbar war es schwierig 1879/1880 geeignetes Fachpersonal im Grossraum Winterthur-Zürich zu finden. Pfau & Hahnhart annoncierten daher im Täglichen Anzeiger für Thun und im Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern, d.h. sie suchten Arbeiter in der Region Heimberg-Steffisburg.

 

1882 oder 1883 trennten sich die beiden Partner und Hanhart führte den Betrieb alleine weiter.  Jakob Pfau betrieb kurzfristig möglicherweise ein Fayence-Atelier in Winterthur und lieferte Entwürfe für Kachelöfen. Die Produkte der beiden waren 1883 getrennt auch auf der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich zu sehen (Katalog zur Landesausstellung 1883, 109 Nr. 1399; Messerli Bolliger 1991, 17 und 18).

Am 4. September 1886 versuchte Hanhart die Töpferei mit Hilfe einer Anzeige in der Zeitschrift “Der Grütlianer” zu verkaufen.

1889 fungierte Jakob Pfau schliesslich als Liquidator für die Fabrik und versuchte mit unbekanntem Erfolg der Hafnerei Keiser in Zug  “Modelle” der Keramikfabrik zu verkaufen (Schnyder/Felber/Keller u.a. 1997, 38 Anm. 57).

Welche Keramiker oder Keramikmalerinnen die beiden in der Keramik ungelernten Firmeninhaber beschäftigten, entzieht sich weitgehend unserer Kenntnis. Belegen lässt sich allerdings, dass in Hanharts Betrieb auch ausgebildet wurde. So absolvierte Elisabeth Meier (1866-1938) dort nach der Sekundarschule ab 1879 ihre Lehre als Keramikmalerin und hatte das “Malen auf Ton nach Heimberger Manier” erlernt. Ausserdem war sie  laut Zeugnis von Heinrich Hanhart “befähigt, brauchbar und im Zeichnen nach Vorbild geschickt”. 1885 wechselte sie zur Hafnerei Keiser in Zug, heiratete 1894 den Betriebsinhaber Josef Anton Keiser und führte den Betrieb allein als Witwe von 1923-1938. Sie war eine hochtalentierte Keramikmalerin (Schnyder/Felber/Keller u.a. 1997,  bes. 38).

Die Produkte der Keramikfabrik von Heinrich Hanhart  “Fabrikant von decorirten Fayencen und Majoliken” wurden im Bericht zur Landesausstellung 1883 vom Architekten Alexander Koch im Jahr 1884 intensiv besprochen (vgl. auch Messerli Bolliger 1991, 18-20):

“Von der mit reiner Malerei verzierten Keramik nehmen die von Hanhart in Winterthur ausgestellten Gegenstände weitaus den ersten Rang ein. Dieselben zerfielen der Hauptsache nach in drei Gruppen:

  1. Malerei auf weissem Gefässgrund, denselben theilweise sichtbar lassend;
  2. ebensolche, denselben ganz bedeckend;
  3. Malerei mit Emailfarben in der Art der Heimberger Technik, den Grund ganz bedeckend.

Die zwei ersten Gruppen zeigten Zeichnungen im italienischen Renaissancestil, während sich in der letzten Gruppe dieselben mehr der deutschen Renaissance näherten.

Schon im vorhergehenden Kapitel ist auf die Gefässe dieser dritten Gruppe hingewiesen worden, indem dieselben Denjenigen als Vorbild dienen können, welche in der Heimberger Technik wirklich künstlerische Leistungen nicht nur was den Gesammteindruck, sondern auch was das Detail anbelangt, hervorbringen wollen. Diese Technik ist hier mit grossem Verständniss angewandt und paart sich dieses Verdienst mit einer durchaus korrekten Zeichnung.

Auch die Gefässe der andern beiden Gruppen verdienen grosses Lob, wie sich denn überhaupt die Leistungen dieser Fabrik getrost neben diejenigen der ausländischen Konkurrenz stellen können. Nur etwas ist zu bedauern: die ganze Art ist, ohne Kopie zu sein, wenig original und jedenfalls keineswegs national. Diese Objekte sind alle ganz vorzüglich komponirt und ausgeführt, auch das Material ist in jeder Hinsicht tadellos, aber dieselben könnten so ziemlich überall gemacht worden sein, sie haben durchaus nichts spezifisch schweizerisches. Es ist diess zu bedauern, weil dadurch der Erfolg der Waare, die sich ganz unnöthiger Weise auf ein schon vielfach bebautes Feld stellt, trotz ihrer Vorzüglichkeit erschwert wird. Das Geschirr der dritten Gruppe zeigt in dieser Hinsicht noch am meisten Selbständigkeit, wesshalb es auch von der Jury speziell ausgezeichnet wurde.

Um Missverständnisse zu vermeiden, mag übrigens noch ausdrücklich hinzugefügt werden, dass unter „spezifisch schweizerisch“ nicht etwa die Darstellung von Sennen und Kühen etc. verstanden werden darf. Es ist auch nicht einmal gesagt, dass sich die Individualität der Art durch die Zeichnung auszudrücken habe, dieselbe kann überdiess noch im Material und in der Technik gefunden werden. Sind alle drei Faktoren original, so ist es um so besser. Bei der Winterthurer Fabrik, die das sämmtliche Rohmaterial vom Ausland zu beziehen genöthigt ist, wird allerdings der Schwerpunkt der Originalität in der Zeichnung liegen müssen.

Diese Fabrik kann sich überdiess dem Vorwurf nicht entziehen, dass ihre Muster seit ihrem Bestehen wenig variirt haben und wenig mannigfaltig sind, was um so mehr zu bedauern ist, als dieselben überdiess die nahe Verwandtschaft unter einander nicht verleugnen können. Es mag dieser Fehler in der sehr beschränkten Fabrikation liegen, und wäre zu wünschen, dass dieselbe, nachdem die Grundlagen für einen gesunden Fortschritt gefunden sind, baldigst zu einem grössern Betrieb übergehe, und alsdann auch nicht versäume, für den künstlerischen Theil sich angemessen zu vergrössern.

An den Winterthurer Fabrikaten hat man überdiess vorzügliche Gelegenheit, zweierlei Malweisen, die absolut verschieden sind, in mustergültiger Anwendung zu verfolgen. Die Gefässe der dritten Gruppe waren fast ausschliesslich mit opaker Farbe bemalt, während die der andern zwei Gruppen mit transparenten Farben dekorirt waren. Beide Farben haben selbstverständlich ihre Berechtigung, doch ist deren Verwendung an strikte Regeln gebunden. Während die transparenten Farben sich für das Mischen und Abtönen vorzüglich eignen und somit die Wiedergabe jedes beliebigen Farbeneffekts erlauben, bei welchem die Leuchtkraft und Transparenz der Farbe nicht störend wirkt, so ist die Verwendung der opaken Farbe durchaus auf den glatten eintönigen Auftrag beschränkt. Als Ausnahme ist höchstens eine äusserst diskrete Lasur von transparenter auf opaker Farbe gestattet. Opake und transparente Farbe lassen sich auch sehr wohl neben einander anwenden, wie diess die Heimberger Waare beweist, wo insbesondere das Blau bei den bessern Sachen stets transparent ist. Werden dagegen die opaken Farben unter einander oder mit transparenter Farbe vermischt, um Abschattirungen zu erhalten,. oder wird die opake Farbe unglatt aufgetragen, um in die Fläche Zeichnung zu bringen, so wird ein Effekt hervorgebracht, der durchaus unkeramisch ist. Das Resultat ähnelt einem schlechten Oelbilde. Einerseits wird durch dieses Vorgehen die Durchsichtigkeit und Zartheit, die wir an den transparenten keramischen Farben als Eigenthümlichkeit bewundern, zerstört, anderseits die Tiefe und Sattheit der Oelfarbe bei weitem nicht erreicht.”

Museal haben sich in der Schweiz nur wenige Keramiken der Firma Pfau & Hanhart  bzw. Hanhart erhalten.  Den grössten, zugleich auch publizierten Bestand verwahrt das Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel (Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, 496–499: MAHN AA-1776, AA-1777, AA-1778, AA-2246 bis AA-2253, AA-3290, AA-3291). Zwei Objekte verzeichnet auch der Sammlungskatalog des Schweizerischen Nationalmuseums (SNM LM-75481; LM-95464). Fünf Objekte besitzt das Gewerbemuseum Winterthur (Messerli 1993, 161; Messerli 1995,  76-78,  Inv. 555, 556, 572, 575 und  1559).

Eine sehr schöne Kanne konnte jüngst das Museum Allerheiligen in Schaffhausen erwerben (Inv. 61070).

Aus der Frühphase der Manufaktur gibt es bislang nur einen einzigen gemarkten Teller, der  2012 im Auktionshaus Zofingen (48. Auktion, Los 1685) versteigert wurde. Er trägt die Marke “PFAU & HANHART THONWAARENFABRIK WINTERTHUR”.

 

 

Die Stücke aus dem MAHN stammen möglicherweise überwiegend aus der Zeit nach 1882/83 und vor 1887, da sie “H H WINTERTHUR” gestempelt oder  mit der Ritzung “H. Hanhart Winterthur” signiert sind.

Die archäologischen Ausgrabungen, des heute durch moderne Bebauung  weitgehend zerstörten ehemaligen Fabrikareals, haben überwiegend aus einer Abfallgrube ein kleines, teilweise auch gemarktes Produktionsspektrum  aus Irdenware, Steingut und Ofenkeramik ergeben, das uns einen kleinen Einblick gewährt (Frascoli 2004, Taf. 34-38).  Unter der Irdenware befinden sich typische Horizontalstreifendekore der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie Keramik mit beidseitig roter Grundengobe  und Malhorndekor “Heimberger Art”,  Kannen mit Farbkörper in der Grundengobe, Spritzdekor und Springfederdekor. Ausserdem ist Keramik mit beidseitiger Manganglasur  überliefert.

Hanhart-Keramik im Internet

Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Hanhart bei Antik und Rar

Hanhart-Keramik im Schweizerischen Nationalmuseum

Bibliographie

Blaettler/Ducret/Schnyder 2013
Roland Blaettler/Peter Ducret/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH I: Neuchâtel (Inventaire national de la céramique dans les collections publiques suisses, 1500-1950), Sulgen 2013.

Frascoli 2004
Lotti Frascoli, Keramikentwicklung im Gebiet der Stadt Winterthur vom 14. -20. Jahrhundert: Ein erster Überblick, in: Berichte der Kantonsarchäologie Zürich 18, 2004, 127-218.

Hanhart 1876
Heinrich Hanhart, Die Förderung der Töpferkunst in der Schweiz, in: Schweizerisches Gewerbe-Blatt. Organ der Gewerbemuseen Zürich & Winterthur 1, 1876, 93-94.

Hahnhart 1877
Heinrich Hanhart, Fortschritte des Hafner-Handwerks und Wiederaufleben der Ofenmalerei in Winterthur. In: Schweizerisches Gewerbeblatt, Organ der Gewerbemuseen in Zürich und Winterthur 2, 149–151.

Hahnhart 1881
Heinrich Hanhart,  Fortschritte des Hafner-Handwerks und Wiederaufleben der Ofenmalerei in Winterthur. In: Schweizerisches Gewerbeblatt, Organ der Gewerbemuseen in Zürich und Winterthur 2, 36–38.

Koch 1884
Alexander Koch, Schweizerische Landesausstellung, Zürich 1883 : Bericht über Gruppe 17: Keramik, Zürich 1884.

Messerli Bolliger 1991
Barbara E. Messerli Bolliger, Der dekorative Entwurf in der Schweizer Keramik im 19. Jahrhundert, zwei Beispiele: Das Töpfereigebiet Heimberg-Steffisburg-Thun und die Tonwarenfabrik Ziegler in Schaffhausen, in: Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 106, 1991, 5-100.

Messerli Bolliger 1993
Barbara E. Messerli Bolliger, Keramik in der Schweiz. Von den Anfängen bis heute, Zürich 1993.

Messerli 1995
Barbara E. Messerli, Durch Feuer geprüft. Sammlungskatalog Keramik des Gewerbemuseums Winterthur: Gefässkeramik, Keramikplastik und Fliesen, Winterthur 1995.

Schnyder/Felber/Keller u.a. 1997
Rudolf Schnyder/Friederike Felber/Rolf Keller u.a., Die Entdeckung der Stile. Die Hafnerei Keiser in Zug 1856-1938. Ausstellung vom 10. November 1996 bis 1. Juni 1997, Museum in der Burg Zug, in: Keramik-Freunde der Schweiz Mitteilungsblatt 109/110, 1997, 7-57.

Winterthur ZH, Töpfereien 1400-1900

Stegkanne/Röhrenkanne  aus Winterthur,  zweite Hälfte 17. Jahrhundert, Musée Ariana Genf.

Andreas Heege 2019

Keramik aus Winterthur in CERAMICA CH

Aus kaum einer Stadt der Schweiz liegen so viele Informationen zur Keramikproduktion und Keramiknutzung vor, wie für Winterthur im Kanton Zürich. Die archäologischen Untersuchungen der Kantonsarchäologie haben viele Fundinventare des 11./12. bis frühen 14. Jahrhunderts erbracht (Matter 2000; Matter/Tiziani 2009; Homberger/Zubler 2010). Jüngere, gut datierte Funde ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind jedoch deutlich seltener. Es gibt nur einen typologisch um 1400 datierten Töpfereiabfall vom Winterthurer Untertor (Lehmann 1992). Wichtiger Eckpfeiler der lokalen und regionalen Keramikchronologie ist die bauhistorisch vor 1501 datierte Verfüllung eines Schachtes aus Winterthur, Marktgasse 25 (Faccani 1994). Ein Fundensemble aus dem Winterthurer Stadtgraben gehört ins späte 15. und frühe 16. Jahrhundert (Frascoli 2000). Wichtig sind auch zwei Töpfereiabfälle der Zeit um 1600 bzw. des 17. Jahrhunderts, die die Verbindung zu museal erhaltenen Objekten aus Winterthurer Produktion herstellen (Frascoli 2004; Tiziani/Wild 1998). Zwei Winterthurer Kloakeninventare aus der Mitte und zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sind besonders hervorzuheben (Frascoli 1997). Dagegen fehlen bislang hinreichende Informationen zu den lokalen Keramikformen des 18. und 19. Jahrhunderts. Leider ist der Produktionsabfall der Keramikfirma Hanhart (1879–1887) wenig umfangreich (Frascoli 2004, 149, Taf. 34–38. Einige der selten erhaltenen Produkte: Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, S. 496–499; zur Fabrik auch Schnyder/Felber/Keller u.a. 1997, 38).

Winterthurer Fayence-Henkeltopf mit typischem, tordiertem Henkel, datiert 1625 (Privatbesitz Schweiz).

Von kunsthistorischer und historischer Seite standen in der Vergangenheit vor allem die Fayence-Kachelöfen und das Fayencegeschirr des späten 16. bis frühen 18. Jahrhunderts aus Winterthur im Fokus (Bellwald 1980; Früh 1981; Früh 2014; Wyss 1973; Schnyder 1989). Seit dem 15. Jahrhundert können Hafner in Winterthur auch archivalisch nachgewiesen werden. Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert lassen sich mehr als 80 Hafner, Ofenbauer und Kachelmaler belegen. Hervorzuheben sind hier vor allem die wirtschaftlich und künstlerisch über oft mehrere Generationen hinweg sehr erfolgreichen Hafner der Familien Huser, Mayer, Pfau, Erhart oder Graf. Sie stiegen in der städtischen Ämterhierarchie teilweise sogar bis zum Amt des Schultheissen auf (Wyss 1973, 50–52; Bellwald 1980, 332–353; Tiziani/Wild 1998, 239–242). Die Hafner von Winterthur waren zunftmässig organisiert und verfügten über eine Handwerksordnung aus dem Jahr 1637. Diese behielt bis 1798 Gültigkeit. Der Ruf der Winterthurer Hafner reichte weit über die Stadtgrenzen hinaus. Bestellungen von Kachelöfen für Privatbauten und für herausragende öffentliche Bauten wie Rathäuser, Zunftstuben oder Klöster kamen aus den benachbarten Städten Luzern, Zürich, Schaffhausen und St. Gallen sowie den Kantonen Graubünden, Glarus, Thurgau, Zug und Schwyz.

Der wirtschaftliche Erfolg basierte auf einer starken Spezialisierung und der überragenden Beherrschung der Keramik- und Fayencetechnologie. Allerdings waren die Winterthurer Hafner nicht die «Erfinder» dieser Technologie. Die Verwendung von Zinnglasur als Malfarbe kann in der Schweiz (Basel, Bern, Fribourg, Zürich) und in Süddeutschland (Konstanz) schon auf Bodenfliesen und spätgotischen Ofenkacheln der Mitte und zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Vollständige «weiße» und buntbemalte Kachelöfen lassen sich erstmals 1518 mit dem Ofen aus Schloss Holligen bei Bern belegen. Es folgen zeitlich Öfen aus Spiez und Worb (Roth 1999; Heege 2012, 79–83; Bourgarel 2013). Diese sind die fast schon perfekten Vorläufer der bekannten Winterthurer Ofenproduktion, die wohl in den 1540er Jahren begann und bis um 1700 führend blieb (Bellwald 1980, 16–20; Früh 2014, Ofen 1). Die Winterthurer Hafner waren jedoch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nicht die einzigen, die die Produktion von Fayence-Kachelöfen beherrschten. Öfen vergleichbarer Qualität lieferten auch Hafner aus Luzern bzw. Zug (Brunner 1999; Früh 2014, Ofen 4).

Zumindest für Zug ist aufgrund von Ausgrabungen eindeutig belegt, dass wie in Winterthur neben den Kachelöfen auch Fayencegeschirr produziert wurde (Roth Heege/Thierrin-Michael 2016). Die älteste Winterthurer Geschirrkeramik ist ein 1584 datiertes Scherzgefäss, eine «Schnapsbibel/Handwärmer» von Ludwig Pfau I (vor 1550 bis 1597; SNM LM-24116; Frei 1951; Schnyder 1989, Kat. 18). Archäologische Bodenfunde und in Museumssammlungen erhaltene Keramiken belegen eindeutig, dass das Produktionsspektrum der Winterthurer Hafner sich allerdings nicht nur auf Fayencegeschirr beschränkte. Es war wesentlich umfangreicher. Dabei lassen sich abgesehen von dem Winterthurer Fayencegeschirr (vgl. die Sammlung des SNM) drei unterschiedliche Produktionsstränge nachweisen:

Zum einen handelt es sich um einfache Haushaltskeramik mit dem ab 1550 verstärkt einsetzenden Malhorndekor (z.B. SNM HA-3001) und Ritzdekor unter einer grünen Bleiglasur (z. B. SNM LM- DEP-1297).

Schraubflasche mit dem aufgelegtem Motiv des “Chindlibringers” (Lohner Model?), wohl Winterthur oder Ostschweiz, 17. Jahrhundert (Privatbesitz Schweiz).

Krug  mit Reliefauflagen, u.a. Wilhelm Tell und der Apfelschuss, Winterthur oder Ostschweiz, Musée Ariana Genf.

Eine zweite Serie umfasst Keramik mit reicherem Auflagendekor unter einer grünen oder gelbbraunen Bleiglasur (z.B. SNM LM-9838). Die Stücke können auch polychrom bemalt  sein (z.B. SNM HA-3080). Wir können wohl davon ausgehen, dass die Patrizen und Arbeitsmodel für die Auflagen in Winterthur selbst hergestellt wurden. Dort gab es wie in Lohn im Kanton Schaffhausen, ebenfalls herausragende Tonbossierer (Patrizen- und Modelschneider, die in Ton arbeiteten) wie eine Patrize für ein Gebäckmodel in Krebsform aus dem Jahr 1682 belegt (Schaffhausen, Museum Allerheiligen Inv. 5848. Widmer/Stäheli 1999, Abb. 10).

Diese Art der Keramik mit Streifen und Tupfendekoren ist in Winterthur auch aus dem Produktionsmilieu des 17. Jahrhunderts belegt (Schweizer Privatbesitz).

Ausserdem findet sich Keramik mit einer weissen Grundengobe und rotem, blauem oder mehrfarbigem Pinseldekor unter einer farblosen Glasur. Letztere kann ab der Zeit um 1600 auch farbige Streifen, flächige Punktierungen (manganbrauner Tupfendekor) und Reliefauflagen aufweisen (z. B. SNM HA-3101; Bodenfunde: Tiziani/Wild 1998, Taf. 2–9; Frascoli 2004, Taf. 21–24; Lithberg 1932, Taf. 336; Heege 2010, 51–52. Museale Objekte: Wyss 1973; Schnyder 1989).

Schüssel mit verkröpftem Rand, Unterglasur-Pinseldekor, Winterthur, Spruch: “Wer Gott ver trauwt, hatt woll ge bauwt Im Himel und auff Erden, 1688″“, Musée Ariana Genf.

Keramiken mit Unterglasur-Pinseldekor, wie sie in Winterthur produziert wurden, können als preiswerteres Produktionssegment, als «Fayencekopie» angesehen werden und werden in der Literatur dementspechend oft falsch als Fayence beschrieben. Man sparte sich das teure Zinn für die sonst übliche Fayenceglasur. Hiermit stimmt zumindest für das 17. Jahrhundert die oft auffällig unsorgfältige Beschriftung überein (MAG 1407; z.B. auch SNM LM-4300; Schnyder 1989, 79). Diese wurde wohl kaum von den Spitzenhandwerkern selbst, sondern eher von Lehrlingen oder Geschirrmalerinnen aufgemalt.

Unterglasur-Pinseldekor mit spiraligen Blütenranken, Musée Ariana Genf.

Andererseits belegt der auch bei den Gefässen aus dem Musée Ariana vorkommende, gekonnt schwungvoll aufgetragene Spiralrankendekor (MAG R227, MAG R231; MAG AR 2015-368) eine enge Verbindung zu den Kachelmalern, da er sich auch auf Ofenkacheln findet.

Beim einfachen grün glasierten Alltagsgeschirr aus Irdenware, das museal kaum erhalten ist, dominieren im 17. Jahrhundert Schüsseln, Teller und Bügelkannen sowie Schraubkruken. Dagegen ist Schenkgeschirr (Kannen, Krüge und Humpen) beim aufwendiger bemalten Geschirr mit Unterglasur-Pinseldekor oder mit Fayencebemalung häufiger. Daneben gibt es jedoch vor allem auch Schreibgeschirre als Einzelanfertigungen und Salbentöpfchen als Massenprodukte.

Winterthurer Fayencen gehören im 17. Jahrhundert zum Besten, was die Schweiz auf dem Keramikmarkt zu bieten hat (Schweizer Privatsammlung).

Die Fayenceproduktion besteht im Gegensatz dazu überwiegend aus Breitrandtellern mit Wappen, biblischen Szenen und Allegorien, Gefässen mit Reliefdekor oder Wandungsdurchbrüchen . Hochqualitätvolle Einzel- und Spezialanfertigungen (Schreibgeschirre oder Wandbrunnen, Scherzgefässe, Bilderrahmen) gehören ebenfalls in dieses Produktionssegment der Winterthurer Hafner.

Kopien nach Winterthurer Vorbildern

Es sein an dieser Stelle nur kurz darauf hingewiesen, dass es aus der Hafnerei Keiser in Zug  (Schnyder/Felber/Keller u.a. 1997; Messerli Bolliger 1989) hochqualiätvolle Historismus-Kopien nach Winterthurer Vorbildern gibt (Breitrandteller und Tintengeschirre), die nicht signiert sind.

Hafnerei Keiser, Zug, Historismus-Schreibgeschirr (Privatsammlung Schweiz).

Winterthurer Glasurrezepte

Aus Winterthur sind eine Reihe von Glasurrezepten des frühen 18. Jahrhunderts überliefert, die für unser Technologieverständnis der Fayencemalerei von grosser Bedeutung sind. Wolf Matthes hat zwei Rezeptbüchlein des Jahres 1725, die heute leider nicht mehr im Original existieren, ediert und wissenschaftlich besprochen (Matthes 2018). Seinen Text und Reproduktionen der der Büchlein finden Sie hier.

 

Winterthurer «Schätze» der Hafner Graf und Pfau (veränderter Nachdruck aus Revue 135, Keramikfreunde der Schweiz)

Andreas Heege 2021

Angesichts der langen Sammlungs- und Forschungstradition zur Winterthurer Geschirrkeramik (Frei 1929; Wyss 1973, 14), sollte man eigentlich annehmen, dass es kaum noch Kenntnislücken geben dürfte und alle wichtigen Objekte publiziert seien. Dem ist jedoch nicht so! Immer wieder tauchen im internationalen Kunsthandel herausragende Einzelstücke auf, die bislang nie publiziert wurden. Von diesen sollen im Folgenden vier Objekte aus einer schweizerischen Privatsammlung vorgestellt werden. Möglicherweise lassen sich auf diesem Wege weitere Studien zur Winterthurer Keramik anregen. Eine Gesamtbearbeitung der Winterthurer Geschirrkeramik, die in der Schweiz zwischen 1600 und 1700 zum Bedeutendsten gehört, was die Hafner zu liefern vermochten, steht bis heute bedauerlicherweise aus und wäre ein würdiges Dissertationsthema.

Tintengeschirr in Form eines Kirchenmodells, datiert 1636

 Das Objekt besteht aus Irdenware und trägt nur aussen eine weisse Grundengobe mit polychromem Unterglasur-Pinseldekor in gelb, blau, dunkelbraun und rot unter einer farblosen Glasur. Die Innenseiten sind ohne Engobe oder Glasur (Abb. 1).

 

Abb. 1  Tintengeschirr in Form der Winterthurer Stadtkirche, auf dem Ziffernblatt der Kirchturmuhr datiert 1636, Initialen «AG». Hergestellt vermutlich von Hans Heinrich II. Graf (1611–1653) für seinen Bruder, den Zinngiesser Antoni I. Graf (1617–1686). Privatbesitz Schweiz. Fotos CERAMICA CH, Andreas Heege.

Die Bodenunterseite hat zusätzlich grüne Glasurspuren. Diese belegen, dass das Objekt mit grünglasiertem Geschirr oder Ofenkacheln im selben Ofen gebrannt wurde. Das Tintengeschirr wurde aus dünnen, geschnittenen Tonplatten auf einer durchgehenden Basisplatte zusammengesetzt. Anschliessend wurden die Tür- und Fensteröffnungen eingeschnitten. Die Masse betragen: L. max. 29,2 cm, Br. max. 13,0 cm, H. noch max. 34,0 cm.

Das Tintengeschirr stammt aus dem Kunsthandel in Frankreich. Es wurde im Jahr 2019, im Zusammenhang mit der Auflösung der Ausstattung und der Kunstsammlungen des     Château de Beaurepaire à Martinvast bei Cherbourg verkauft. Das Château gehörte seit 1867 dem aus Basel stammenden Baron Arthur Schickler (1828–1919), der das Schloss im Stil des Historismus umbauen und erweitern liess. Schickler war ein grosser Sammler war. Seine Tochter Marguerite heiratete 1890 den Grafen Hubert von Pourtalès (1863–1949) aus einer französischen Hugenottenfamilie, die sich ab 1724 im preussischen Kanton Neuenburg niedergelassen hatte. Hubert von Pourtalès war ebenfalls einer der grossen Sammler seiner Zeit (Sotheby’s, Collection Schickler-Pourtalès, Paris 16. Mai 2019, Presseinformation: https://sothebys.gcs-web.com/static-files/986579d4-882c-4f7c-afd2-6387158e49b9). Die weniger kostbaren Ausstattungsstücke des Schlosses, zu denen auch das vorliegende Tintengeschirr gezählt wurde, wurden am 18. November sowie 1. und 2. Dezember 2019 bei S.A.S.U. Boscher Enchères in Cherbourg-en-Cotentin im Rahmen einer Internetauktion versteigert. Der digitale Auktionskatalog (Lot. No. 194) beschrieb das Stück als: «Cathédrale en faïence polychrome. Ep. XIXe, Haut. : 34 cm. Long. : 29 cm. Prof. : 13,5 cm. Restaurations, accidents et manques».

Es handelt sich bei dem Tintengeschirr formal um eine dreischiffige Basilika mit zwei Türmen. Diese befinden sich bei vergleichbaren Kirchenbauten immer im Osten, weshalb bei der folgenden beschreibungen auf die Himmelsrichtung zurückgegriffen wird. Zwischen den Türmen liegt ein eingezogener, dreiseitig geschlossener Chor. Dessen Aussenfassade ist durch horizontale und vertikale Elemente in drei Ebenen zu fünf Feldern gegliedert. In den beiden oberen Ebenen wechseln sich quadratische Fenster und Rundbogenfenster ab. Im Westen liegt unter einem von zwei Voluten getragenen Schleppdach der Eingang in das Mittelschiff. Darüber befindet sich ein Fenster in Form einer Doppelarkade, das den Obergaden beleuchtet. Seitlich des Vordaches sind zwei Wappenschilde aufgemalt. Die Südseite der Kirche weist einen Eingang und darüber fünf Fenster auf. In die Nordseite waren ursprünglich drei Türen eingeschnitten, von denen eine vor dem Engobieren wieder zugesetzt wurde (von innen sichtbar, aussen Risse in der Glasur). Darüber befinden sich ebenfalls fünf Fenster. Dies entspricht beidseitig der Zahl der ausgeschnittenen Obergadenfenster. Alle Fensteröffnungen sind phantasievoll mit manganvioletten bis schwärzlichen Architekturmalereien eingefasst, die blau und gelb ausgefüllt wurden.

Das abnehmbare Giebeldach, das den Gebrauch des Tintengeschirrs ermöglichte, ist nicht erhalten. Der Westgiebel des Langhauses ist alt abgebrochen. Der Ostgiebel ist vollständig vorhanden. Er trägt einen aufgelegten, geflügelten Putto. In die horizontale Decke des Mittelschiffs sind Öffnungen für drei unterschiedlich grosse Schreibzeugeinsätze eingeschnitten. Diese sind nicht erhalten. Vermutlich fehlt auch eine grosse Schublade, die in der Längsachse ins Kirchenschiff geschoben werden konnte und zugleich die Kirchentür gebildet hätte. Die Dächer der Seitenschiffe und des Chores zeigen eine aufgemalte rote bis rotorange Dachdeckung mit Flachziegeln (Biberschwänzen), deren Konturen schwarzbraun gezeichnet sind. Das Dach des Chores trägt zusätzlich gerundete First- bzw. Gratziegel. Ein spitzkugeliger Dachreiter (wohl nicht das Original) bildet den Dachabschluss.

Die beiden Türme sind symmetrisch gestaltet und weisen jeweils fünf befensterte Geschosse auf. Im vierten Geschoss ist am Süd- und am Nordturm jeweils eine Uhr platziert, die mit nur einem Zeiger die Stunden in römischen Zahlen anzeigt. Die Mitte des Zeigers trägt einen Stern, die Zeigerenden jeweils die Sonne bzw. eine Mondsichel. Unterhalb der Uhren stehen beidseitig die plastisch aufgelegten Datierungen 1636 und oberhalb die Initialen «A G». Die vier dreieckigen Turmgiebel tragen jeweils einen spitzen Aufsatz. Der spitze Turmhelm des Nordturms hat eine quadratische Basis, während der Turmhelm des Südturms stärker polygonal gestaltet ist. Eventuell ursprünglich vorhandene Kirchturmspitzen sind abgebrochen. Die Kanten der Basisplatte des Kirchenbaus und die Gliederungselemente der Türme und des Chores sind gelb und schwarzbraun hervorgehoben.

Vergleichsobjekte

   

Abb. 2  Tintengeschirr in Form der Winterthurer Stadtkirche, auf dem Ziffernblatt der Kirchturmuhr datiert 1637. Hergestellt vermutlich von Hans Heinrich II. Graf (1611–1653) für Hans Lauffer und Elszbetha Steinerin aus Eglisau. Fotos Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Jörg Brandt.

Robert L. Wyss hat bereits 1956, im 34. Mitteilungsblatt der Keramikfreunde der Schweiz, zwei Parallelen zum vorgestellten Tintengeschirr besprochen. Das erste befindet sich im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Abb. 2, SNM LM-435; Wyss 1956, Abb. 54 und 55; Wyss 1973, 46.). Es hat die Masse: L. max. 27,5 cm, Br. max. 13,3 cm, H. noch max. 17,6 cm. Es besteht aus Irdenware und trägt nur aussen eine weisse Grundengobe mit polychromem Unterglasur-Pinseldekor in gelb, blau, dunkelbraun und rot unter einer farblosen Glasur. Die Innenseiten sind ohne Engobe oder Glasur. Es finden sich nur beim Glasieren auf die Innenseite gelaufene Engobe- und Glasurspuren. Das Tintengeschirr ist aus dünnen, geschnittenen Tonplatten auf einer durchgehenden Basisplatte zusammengesetzt. Anschliessend wurden Tür- und Fensteröffnungen eingeschnitten. Es hatte ein abnehmbares Dach (nicht erhalten).

Beide Frontgiebel des Langhauses sind alt abgebrochen. In den beschädigten Dachboden waren drei Öffnungen für Schreibzeugeinsätze eingeschnitten. Vermutlich fehlt eine grosse Schublade, die zugleich die Kirchentür gebildet hätte. Auf einer Kirchenschiffseite sind zwei Türen eingeschnitten worden, auf der anderen Seite eine. In den Türen gibt es Standspuren von ursprünglich hier vorhandenen Figuren (vgl. das Tintengeschirr aus Wien, Abb. 4). Beide Türme sind alt abgebrochen und waren schon beim Ankauf fehlend. Das Tintengeschirr wurde 1893 bei J.J. Gubler Auktionen in Zürich erworben. An beiden Türmen gibt es eine Kirchturmuhr (beschädigt), die am unteren Rand jeweils die aufgemalte Datierung «16 37» trägt. Am unteren Teil des Südturmes befindet sich zusätzlich eine Sonnenuhr (Kraft 2013, 14, nimmt an, dass die Sonnenuhr des Südturmes der Winterthurer Stadtkirche 1637 angebracht wurde).

Die Allianzwappen neben dem überdachten Eingangsportal konnte Robert L. Wyss als «Hans Lauffer» und «Elszbetha Steinerin» bestimmen. Bei Hans Lauffer handelt es sich um einen Bürger, Tuchscherer, Fähnrich und Ratsmitglied aus Eglisau (Wyss 1956, 23. Es existiert ein weiterer Winterthurer Teller mit den Wappen dieses Ehepaares, der ursprünglich im Münchner Antiquitätenhandel verkauft wurde (Peter Vogt, Antiquitäten im Rathaus, München, Fayence und Steinzeug aus Vier Jahrhunderten, 2001, Kat. 82) und sich heute in der Sammlung Neuner in Süddeutschland befindet (Ziffer 2005, 10–11). Peter Vogt (München) und Silvia Glaser (Nürnberg) danke ich für den Hinweis auf dieses Stück und die zugehörige Literatur).

Abb. 3  Tintengeschirr in Form der Winterthurer Stadtkirche, auf dem Ziffernblatt der Kirchturmuhr keine Datierungen. Hergestellt vermutlich von Hans Heinrich II. Graf (1611–1653). Fotos Museum für angewandte Kunst Wien, Thomas Mathyk.

Das zweite Vergleichsstück verwahrt seit 1946 als Geschenk das Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien (Abb. 3, Inv. Ke 8032; Wyss 1956, Abb. 57 und 58; Wyss 1973, Abb. 61). Es ist 26,6 cm lang, 13,7 cm breit und 28,9 cm hoch. Es wird als Fayence beschrieben, jedoch handelt es sich vermutlich ebenfalls um eine Irdenware mit Unterglasur-Pinseldekor, was nicht am Original überprüft werden konnte.

Ergänzt sind Teile des Westgiebels des Langhauses, das fest angeklebte Langhausdach und die beiden Spitzen der Turmhelme. Formal stimmt das Stück gut mit den beiden vorhergehenden überein, jedoch sind die Masse abweichend und die Türme nur vier Geschosse hoch. Seitlich des Eingangs befinden sich keine Wappen und die Kirchturmuhren weisen keine Datierungen oder Initialen auf. Unterhalb der beiden Turmuhren sind jetzt zusätzlich auf jedem Turm Sonnenuhren gemalt.

Im Gegensatz zu den beiden anderen Modellen sind die Fenster nicht ausgeschnitten, sondern mit Kreuzstockfenstern und Butzenscheiben «verglast». In den Türen der Seitenschiffe stehen kleine Figuren (Frauen?) und einzelne Personen (Kinder?) lehnen sich auch aus den Fenstern der Türme bzw. des Chores. Auf dem Dach des Chores sitzt ein dicker Vogel. Auch bei diesem Tintengeschirr scheint eine Schublade für die Mittelachse des Langhauses vorgesehen gewesen zu sein.

Robert L. Wyss (Wyss 1956, 23–24) hat aufgrund dieser beiden Vergleichsstücke bereits 1956 ausführlich diskutiert, dass es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um eine mehr oder weniger korrekte Darstellung der Winterthurer Stadtkirche handelt (Aktueller Stand der Forschung zur Winterthurer Stadtkirche: Jäggi/Meyer/Windler 1993; Kraft 2013).

Abb. 4  Darstellung Winterthurs von Matthäus Merian aus dem Jahr 1642, Aussschnitt mit der Stadtkirche. Reproduktion CERAMICA CH, Andreas Heege.

Seine Annahme stützte er dabei auf zwei wohl zeitgenössische Darstellungen. Zum einen handelt es sich um eine 1642 datierte Darstellung Winterthurs von Matthäus Merian aus dem Jahr 1642 (Abb. 4) und zum zweiten um eine Darstellung der Stadtkirche auf einer 1648 datierten Vedute im Museum Lindengut in Winterthur (Abb. 5; Diese hatte Wyss 1956, Abb. 59 wohl nur in einer jüngeren Lithographie zur Verfügung, die in der Gestaltung der Turmhelme nicht dem Original entspricht. Vgl. hierzu: Bearth/Bellwald/Betschart u.a. 2007, 37).

Abb. 5  Darstellung der Stadtkirche von Winterthur auf einer 1648 datierten Vedute im Museum Lindengut in Winterthur. Es ist davon auszugehen, dass die Stadtvedute mit Übermalungen späteren Umbauten nicht nur an der Stadtkirche nach 1648 angepasst wurde. Foto Historischer Verein Winterthur.

Beide Ansichten sind also nur unwesentlich jünger als die beiden 1636 und 1637 datierten Tintengeschirre. Zahlreiche Details unserer Tintengeschirre lassen sich auch in den Ansichten wiederfinden, wie z.B. die Anzahl und Lage der Türen, die Befensterung der Seitenschiffe und des Obergadens, das Vordach über dem Mittelschiffseingang, die beiden Kirchtürme im Osten, die beiden spitzen Turmhelme der Ansicht von 1648.

Abb. 6  Einblattdruck mit der Darstellung eines Blitzeinschlags in den Kirchturm der Winterthurer Stadtkirche im Jahr 1725. Der Stich zeigt die beiden unterschiedlichen Turmhelme, von denen der südliche auf das Jahr 1659 zurückgeht. Foto Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Grafikabteilung.

Das Dach des Nordturmes befand sich noch bis 1794 in derselben Form (Abb. 6; SNM LM-166626), während der Südturm schon 1659 erhöht und mit einem neuen Helm versehen wurde (Kraft 2013, 8). Auf dem Stich von 1642 (vgl. Abb. 4) hat der Südturm ein giebelförmiges Dach, wie sich das schon auf einem Holzschnitt von 1546 in der «Chronik Gmeiner loblicher Eydgenossenschaft» von Johannes Stumpf findet (Nach diesem Stich ist möglicherweise die Winterthurer Stadtansicht auf dem Teller SNM HA-3186 entstanden: Wyss 1973, Abb. 25). So ist das Südturmdach also wohl eine Erfindung des Tintengeschirrherstellers, um einen symmetrischeren Eindruck zu vermitteln.

Unerklärlich bleibt bei den drei Schreibgeschirren die abweichende Form des Chores. Dies hat schon Wyss so gesehen (Wyss 1956, 24). Die Winterthurer Stadtkirche weist bis heute einen eingezogen Rechteckchor auf, der auch nicht in drei Ebenen gegliedert ist. Ist die Chorgestaltung also eine Wunschvorstellung oder plante man um 1636/1637 einen Chorneubau, der hier visualisiert wurde? Auch gibt es in beiden historischen Ansichten keinen Hinweis auf die bei den Tintengeschirren gemalten Kirchturmuhren. Die Uhren entsprechen optisch jedoch denen der 1659 erfolgten Aufstockung (vgl. Abb. 6), die vom Winterthurer Uhrmacher Tobias Liechti gebaut wurden (Kraft 2013, 22). Wyss kann für diese Uhrmacherfamilie eine Reihe weiterer, sehr ähnlich gestalteter Uhren namhaft machen, die vor allem in den Zifferblättern mit römischen Zahlen übereinstimmen (Wyss 1956, 24).

Wer ist der Hersteller?

 Die von Wyss vorgestellten Tintengeschirre (vgl. Abb. 2 und 3) geben keinen Hinweis, welche Werkstatt in Winterthur diese bedeutenden und repräsentativen keramischen Objekte gefertigt hat. Wyss spekuliert aufgrund eines 1636 datierten Kachelofens im Schweizerischen Landesmuseum (SNM LM-3224, Bellwald 1980, 232 Kat. 9 Hans Heinrich I. Pfau zusammen mit David I. Pfau als Maler). dass es sich dabei um Hans Heinrich I. Pfau (1559–1636) zusammen mit David I. Pfau (1607–1670) als Maler gehandelt haben könnte (Wyss 1956, 24 Abb. 60). Jedoch lässt sich kein eindeutiger, gesicherter Zusammenhang herstellen.

An diesem Punkt hilft das neue Tintengeschirr mit grosser Wahrscheinlichkeit weiter. Die Westfassade der Kirche ist links vom Haupteingang mit dem Wappenschild der Hafnerfamilie Graf (oder Graff) von Winterthur bemalt. Dieser Familie können immerhin zehn Winterthurer Hafner bzw. Hafnermeister zugeordnet werden. Eine modernen Ansprüchen genügende Genealogie und Familiengeschichte der Winterthurer Hafner Graf fehlt und kann an dieser Stelle auch nicht geliefert werden (Bislang: Wyss 1973, 50; Bellwald 1980, 338–339, mit teilweise abweichenden genealogischen Angaben im Vergleich mit dem handschriftlichen Bürgerbuch der Stadt Winterthur, verfasst von Antonius Künzli, 1771–1852, Apotheker, Stadtpräsident und Genealoge, S. 365-373, darauf basierend Abb. 9 mit Zuordnungszahlen nach dem Bürgerbuch. Die Angaben im Bürgerbuch wurden nicht weiter überprüft). In einem roten Feld befinden sich drei weisse Flügel (vgl. Abb. 2,2).

Abb. 7  Zunftlade der Winterthurer Hafner aus der Zeit um 1656 heute im Museum Lindengut Winterthur (Inv. HVW 2082). Schauseite und Deckel sind mit zahlreichen Hafnerwappen bemalt. Foto CERAMICA CH, Andreas Heege.

Diese Wappendarstellung kehrt auch auf der um 1656 datierten Zunftlade der Winterthurer Hafner (Abb. 7, vgl. Genealogie Abb. 8 und pdf) und auf einer Zunftscheibe von 1657 wieder (Frei 1929, Abb. 6 und 9; Bellwald 1980, Abb. 17 (zeigt nicht die Lade der Hafner, sondern ein unbekanntes Objekt!) und Abb. 19 (Wappenscheibe). Letzte wissenschaftliche Bearbeitung: Bearth/Bellwald/Betschart u.a. 2007, 26–27 (Inv. HVW 2082). Zu ergänzen wäre noch eine bemalte Zinnkanne (SNM AG-1791) von 1667, die Anton I. Graf für den Verwandten Hans Kaspar Graf und seine Ehefrau Anna Hegner schuf und mit dem Grafwappen verzierte: Schneider 1970, 183, Taf. 10). Auf der Zunftlade finden wir als Beischriften die Namen Hans Heinrich Graff se. (I.?, 1583–1634), Hans Heinrich Graff (II.?, 1611–1653), Heinrich Graff (eventuell Hans Heinrich 1589–1654 oder Hans Heinrich Graff III., 1635–1696?) und Gebhart Graff (II., 1633–1690; Lebensdaten nach Bellwald 1980, 339 bzw. Bürgerbuch. Bei der Renovierung der Lade im Jahr 1733 wurde noch Abraham Graff mit seinem Wappen nachgetragen, 1691–1761, Meister 1712). Auf der Zunftscheibe von 1657 sind es dieselben Personen, nur Hans Heinrich Graff se. fehlt.

Abb. 8  Genealogie der Hafnerfamilie Graf, zusammengestellt auf der Basis des handschriftlichen Bürgerbuches der Stadt Winterthur, verfasst von Antonius Künzli (1771–1852, Apotheker, Stadtpräsident und Genealoge). Insgesamt gibt es drei, aufgrund fehlender Quellen voneinander unabhängige, genealogische Linien der Familie Graf, die Hafner hervorgebracht haben. Entwurf Andreas Heege, Grafik Max Stöckli, artmax, Schwarzenburg.

Das zweite Wappen rechts des Eingangs (vgl. Abb. 1) zeigt auf blauem Grund eine gelbe Töpferschiene oder Drehschiene, ein typisches Handwerkszeug und Zunftzeichen von Hafnern (In Kombination mit einer sonst ebenfalls üblichen doppelhenkeligen Vase mit Blumen beim Zunftzeichen der Hafner von Elgg aus dem Jahr 180 , SNM LM-8644: Heege 2011, Abb. 76,2. Ausserdem als Handwerkszeichen des Zuger Hafners Hans Weckerli: Roth Heege/Thierrin-Michael 2016, Abb. 94). Dieses Objekt wird, da optisch sehr ähnlich gestaltet, immer wieder mit der Darstellung einer Pflugschar verwechselt und in der Literatur auch fälschlich als «Hafnerspaten» bezeichnet (Frei 1929, 101). Als Zunftzeichen findet sich die Drehschiene auch auf der Deckenrosette der Winterthurer Oberstubenzunft von 1562 (Frei 1929, 101–102, abgebildet: Bearth/Bellwald/Betschart u.a. 2007, 27). und zusammen mit einem Topf auf einer gläsernen Zunftscheibe der «Gesellschaft Oberstuben», die in das Jahr 1583 datiert wird und aus dem Schützenhaus in Winterthur stammt (Frei 1929, 105, Abb. 10). Darüber hinaus wird eine Töpferschiene in Kombination mit einer Mondsichel, zwei Sternen und über einem Dreiberg von der Winterthurer Hafnerfamilie Reinhart als Wappen geführt (Wyss 1973, Titelbild, SNM HA-3214a.). Und auch der Winterthurer Hafner Andreas Studer führte sie in seinem Wappen (vgl. Abb. 8, links unten).

Es dürfte damit klar sein, dass wir es bei dem Tintengeschirr von 1636 mit einem Produkt von einem Hafner Graf oder für ein Familienmitglied der Hafner Graf von Winterthur zu tun haben. Da die Turmuhren zweier Modelle 1636 und 1637 datiert sind, kommen aufgrund der Lebensdaten nur Hans Heinrich II. Graf (1611–1653) oder sein Grossonkel Hans Heinrich Graf (1589–1654) in Frage (vgl. Genealogie Abb. 8, Nr. 38 und 27). Angesichts der Tatsache, dass Hans Heinrich II. Graf einer vier Generationen umfassenden Hafnerdynastie entspringt, der auch zahlreiche sehr qualitätvolle Kachelöfen zugeschrieben werden (Bellwald 1980, 339), ist man geneigt diesen als Produzenten anzusehen.

Bleibt zu fragen, für wen das Schreibgeschirr hergestellt wurde. In diesem Zusammenhang kommen die Initialen «AG» oberhalb der Turmuhren ins Spiel. Es kann sich nicht um die Initialen des Herstellers handeln, denn mit der Datierung 1636 gäbe es keinen bekannten Hafner Graf mit einem entsprechenden Vornamen. In der Genealogie der verschiedenen Graf-Familien kommen nur sehr wenige Personen vor, deren Vorname mit «A» beginnt und deren Lebensdaten zur Datierung 1636 passen würden (vgl. Abb. 8). Will man nicht den Zunftmeister 23 Abraham Graf (1579–1647), den Bruder des Hafners Hans Heinrich Graf (1589–1654, Nr. 27) als Auftraggeber oder Besitzer annehmen, so bliebe als ernsthaftester Kandidat der Zinngiesser Antoni I. Graf (1617–1686, Nr. 41) übrig (Schneider 1970, 183, Taf. 10; Schneider/Kneuss 1983, 213). Denkbar ist, dass Hans-Heinrich II. Graf (1611–1653, Nr. 38) dieses Stück für seinen jüngeren Bruder Antoni I. anfertigte, bevor dieser 1640 seinen Zinngiessereid ablegte. Antoni I. Graf (1617–1686) wurde 1669 noch Stadtrichter und 1679 sogar Amtmann auf Schloss Wyden, Gemeinde Ossingen, Kanton Zürich.

Ein Kalenderrahmen des Abraham Pfau aus dem Jahr 1662

Abb. 9  Kalenderrahmen des Abraham Pfau (1637–1691), signiert «AP» und datiert 1662. Privatbesitz Schweiz. Fotos CERAMICA CH, Andreas Heege.

 Im Mai 2020 wurde in Versailles ein ungewöhnliches, singuläres Stück Winterthurer Keramik versteigert (Osenat Maison de ventes aux enchères, Sam. 23 Mai 2020 – Les Grands Siècles, Versailles, Hôtel des ventes du Château, 13, avenue de Saint-Cloud 78000 Versailles, Los Nr. 218), ein Kalenderrahmen (Abb. 9): Länge max. 53,7 cm, Breite max. noch 34,1 cm, Gesamtdicke max. 5 cm, Dicke der Grundplatte 1,6–2,1 cm. Der Rahmen trägt auf der Vorderseite eine Fayenceglasur mit polychromer Inglasurmalerei in den Farben Blau, Grün, Gelb, Manganviolett und Schwarz. Auf der weiss glasierten Rückseite sind in Blau die Konturen nachgezogen und die Initialen des Keramikers und/oder Fayencemalers «AP» (Abraham Pfau) über einem Puttenkopf angegeben. Die Basisplatte des Rahmens wurde vom Stock geschnitten, parallele Abschneidespuren sind vorhanden.

Der Ausschnitt für den Kalender wurde von Hand eingeschnitten und die Nut für die Aufnahme des Kalenders mit dem Messer vorgeschnitten, während die Materialentnahme dann vielleicht mit einer kantigen Drahtschlinge erfolgte. Anschliessend wurde der Rahmen der Fensterleibung mit Halbsäulen und Kapitellen sowie Gebälk aufgelegt sowie die Memento mori Putti halbplastisch auf das Gebälk gesetzt (nachgearbeitete Ausformungen aus Lohner Modeln? Vgl. Widmer/Stäheli 1999, 10). Löwen und Putti des Giebelfeldes wurden vollplastisch ausgeführt, das gilt wohl auch für die beiden Hähne. Die Oberfläche des übrigen Rahmens ist plastisch modelliert, der zentrale Putto des Rahmens sowie Halbkugeln sind sekundär aufgelegt. Im unteren Teil des Rahmens sind zwei Halbkugeln nach der Bemalung abgeplatzt. Seitlich der Hähne befindet sich jeweils eine aufgelegte kleine Rosette. Der Rahmen weist verschiedene ältere Beschädigungen auf: Beide Giebelspitzen und die Mittelspitze mit Putto waren abgebrochen und sind alt geklebt, ein Putto des Giebels fehlt fast vollständig, dort gibt es alte Klebespuren. Dem zweiten Putto fehlen ein Arm und ein Flügel, der Schwanz des linken Hahnes ist abgebrochen. Die Kante des Randes ist links abgestossen und mit Gips und Farbe alt ergänzt. Am unteren Rahmenrand fehlt unterhalb einer Karyatide eine hängende Lilie.

Formal erinnert die Vorderseite an ein sehr aufwendiges manieristisches Portal oder an eine mit Architekturelementen eingefasste Fensteröffnung (lichtes Mass der Öffnung 19,1 x 14,7 cm). Zwei Halbsäulen mit Kapitellen rahmen die Öffnung ein. Sie tragen das Gebälk mit einem geflügelten Puttokopf sowie darüber einen Figurenfries mit zwei Putti, die jeweils ein Stundenglas halten. Ein Putto stützt sich mit dem Arm auf einen Totenschädel. Es handelt sich erkennbar um ein «Memento mori-Motiv», das meist mit dem Spruch «Hodie mihi, cras tibi – Heute kommt der Tod für mich, morgen für dich» verknüpft ist und damit gut zu einem Kalender, der die vergehende Zeit symbolisiert, passt:

In vielfältigen Variationen seit dem 16. Jh., vgl. z.B.

Darüber folgt ein gesprengter Volutengiebel, der von zwei stehenden Löwen gestützt wird. Dazwischen befindet sich ein weiterer nackter Putto, der nachdenklich den Kopf mit der Hand stützt. Aussen am Giebel sassen ursprünglich zwei geflügelte Putti auf weiteren Voluten. Die Halbsäulen und ihre Basen sind auf Postamenten aufgesetzt, die mit Löwenköpfen geschmückt sind und ihrerseits von Karyatiden getragen werden. Zwischen den Postamenten befinden sich vor der Fensterbrüstung Konsolen mit gelben Halbkugeln und stilisierten kleinen blauen Tulpen. Die Kugeln sind durch braune Linien in Segmente geteilt. Die Säulenschäfte sind mit langgezogenen Akanthusblättern belegt und mit schwarzem Pflanzendekor (Ähnlicher Dekor in Gold oder Blau bereits in den 1630er- und 1640er-Jahren: Wyss 1973, Abb. 14; Schnyder 1989, Kat.29–30, 38–39, 41–47, 50–51, 56, 62; Schnyder 1998, Kat. 28-30, 37). und Fruchtgehängen bemalt. Unterhalb der Fensterbrüstung befindet sich eine ovale Rollwerkkartusche mit der in Schwarz gehaltenen Datierung «MDCLXII» (1662) und darunter ein gemalter S-förmiger Schnörkel.

Die Aussenkontur des Rahmens ist sehr bewegt, geschwungen und geschweift (Schweifwerk) und in ihrem Verlauf seitlich der Säulen an zwei gespaltene Vögel (Adler?) angepasst. Die Enden werden von plastisch hervortretenden schneckenförmigen Voluten gebildet. Gelbe Halbkugeln wirken wie Köpfe von Beschlagnägeln. Seitlich des Bilderfrieses sind zwei bunte Hähne in das geschweifte Beschlagwerk integriert. Sehr ähnliche Konturen finden sich bei einer Vielzahl von Winterthurer Ofenschilden, z. B. zweien, die 1675 bzw. 1689 datiert und «AP» signiert sind (SNM HA-3254, HA-3090). Daneben begegnen identische oder ähnliche Formen auch immer wieder als gemalte Einfassungen auf Ofenkacheln von Winterthurer Hafnern bis ins späte 17. Jahrhundert. Der Zusammenhang mit Winterthur als Produktionsort wird auch deutlich, wenn man die verschiedenen Auflagen, Putti, Löwenköpfe und Hähne in Betracht zieht und mit bekannten, signierten oder zugeschriebenen Winterthurer Produkten, vor allem auch den sehr individuell gestalteten Tintengeschirren vergleicht (Wyss 1973, Abb. 13  – geflügelte Putti, Löwenmasken, Abb. 53 und 54 – gut vergleichbare Tintengeschirre; Schnyder 1989, Kat. 93 – Putto der seinen Kopf mit der Hand stützt, noch 1710!, Kat. 108A – gelbe, braun segmentierte Kugeln; Schnyder1998, Kat. 47 – Putto der seinen Kopf mit der Hand stützt, Kat. 51 – gelbe, braun segmentierte Kugeln).

Der Hersteller

 Die Rückseite trägt eine wesentlich sparsamere blaue Kanteneinfassung und erneut eine Fenstereinrahmung. Der Ausschnitt für den Kalenderrahmen wurde beim späteren Einsetzen eines nicht zugehörigen Zentralbildes beschädigt (jetzt wieder rückgängig gemacht). Darunter ist ein geflügelter Putto mit einem umgehängten Halsschmuck mit Quaste gemalt, der seitlich von den Buchstaben «AP» flankiert wird. Wir dürfen wohl annehmen, dass es sich hierbei um die Signatur des Herstellers oder Malers handelt, den wir aufgrund der Datierung der Vorderseite mit Abraham Pfau (1637–1691) identifizieren können. Vermutlich wäre es zu weit gegriffen, im sehr individuell gestalteten Puttokopf ein Selbstporträt des Malers sehen zu wollen (vgl. das  Selbstporträt aus dem Jahr 1660: Bellwald 1980, 338 Abb. 112).

Abraham Pfau stammt aus der bedeutendsten Winterthurer Hafnerfamilie Pfau (vgl. die Zunftlade Abb. 7). Zusammen mit seinem Bruder David II. Pfau (1644–1702) und seinen Vettern Ludwig III. (1628–1683) und Hans Heinrich III. (1642–1691) gehört er zur vierten Hafnergeneration dieser Familie (Vgl. Genealogie: Schnyder 1990, 13 bzw. Tiziani/Wild 1998, Abb. 25 mit Angaben zur Lage der Werkstätten). Mit dieser Generation endete in Winterthur die überragende Ofen- und Geschirrproduktion, die nur wenig über das Jahr 1700 hinausreicht. Sein Vater war der als Fayencemaler bekannte Spezialist David I. Pfau (1607–1670), mit dem zusammen er auch an verschiedenen Kachelöfen arbeitete. Dies kann auch durch Bodenfunde vom Grundstück Marktgasse 60 in Winterthur belegt werden, wo ein Ausschnitt ihrer Töpferei ausgegraben werden konnte. Im Alter von nur 15 Jahren baute Abraham dort zusammen mit seinem Vater im Jahr 1652 einen neuen Töpferofen (Tiziani/Wild 1998). 1663 wurde Abraham Pfau Meister. Ab spätestens 1675 hatte er eine eigene Werkstatt auf dem Grundstück Untertor 14. Sein jüngerer Bruder David II. blieb im Stammhaus an der Marktgasse 60. Als eine Art Generalunternehmer plante er zusammen mit dem Vetter Hans Heinrich III. (spezialisiert als Fayencemaler) die wichtigsten Kachelofenaufträge und wickelte diese auch ab (Tiziani/Wild 1998, 242, 245). 1690, d.h. kurz vor seinem Tod, wurde Abraham auch Schreiber des Handwerks. Von ihm sind beinahe 30 signierte Kachelöfen bekannt oder erhalten (Bellwald 1980, 338; Genealogie: Schnyder 1990, 13 bzw. Tiziani/Wild 1998, Abb. 25 mit Angaben zur Lage der Werkstätten).

Funktion und Parallelen

Fensterbrüstung, Gebälk und Halbsäulen sind so aufgelegt, dass zur ebenen Rückseite eine Nut entsteht. Von der Rückseite her konnte man in den Rahmen einen dünnen, gedruckten Jahres- oder Monatskalender oder einen dünnen «Almanach» einschieben (zu frühen gedruckten Kalendern und Almanachen (z. B. der Hinkende Bote, erscheinend ab 1677) siehe: Historisches Lexikon der Schweiz, Online-Version: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011207/2001-06-05/) Die Nut zwischen aufgelegter Vorder- und flacher Rückseite ist allseits 1,0–1,2 cm tief und 0,8–0,9 cm hoch. Sie würde also die Aufnahme eines maximal 0,8 cm dicken, etwas flexiblen Papierobjektes erlauben (Vgl. Wyss 1973, Abb. 59). Im gesprengten Giebel befindet sich ein Loch für die Aufhängung, welches belegt, dass solche Kalenderrahmen funktional wohl dem repräsentativen Stubenschmuck zuzurechnen sind.

Keramische Kalenderrahmen sind jedoch, verglichen mit hölzernen, geschnitzten Exemplaren (Beispiele: Creux 1970, 159 Abb. 4. SNM: AG-10120 – von 1642; LM-5260 – von 1689; AG-9008 – 1600–1700) grosse Seltenheiten. Robert L. Wyss kannte bis 1973 nur zwei weitere vergleichbare Keramikrahmen mit Fayenceglasur aus Winterthur (Wyss 1973, 44). Das SNM verwahrt nur einen weiteren grün glasierten, keramischen Kalenderrahmen mit Reliefauflagen, der wohl in dieselbe Zeit gehört (SNM IN-101.47, L. 40,0 cm, Br. 22,8 cm, Dicke max. 5,0 cm, seitlicher Einschub des Kalenders).

   

Abb. 10  Kalenderrahmen, möglicherweise eine Arbeit von Hans Heinrich III. Pfau (1642–1719), datiert 1667 und rückseitig sekundär eingeritzte Initialen «HP». Rahmen im Besitz des Historischen Vereins Winterthur (HVW 99). Fotos CERAMICA CH, Andreas Heege.

Ein Rahmen wurde für Hans Rudolf Pfau und dessen Ehefrau Ursula Schellenberg im Jahr 1667 angefertigt (Abb. 10; Museum Lindengut Winterthur HVW 99 , früher HAV 951). Rückseitig sind als Signatur nach dem Brand die ligierten Initialen «HP» eingeritzt, was Wyss 1973 dazu veranlasste, diese Arbeit Hans Heinrich III. Pfau (1642–1719), dem Bruder von Hans Rudolf Pfau und dem Vetter des Töpfers Abraham Pfau zuzuweisen (Wyss 1973, 44). Der Rahmen hat die Abmessungen L. 39,0 cm, Br. max. 24,0 cm und Dicke max. 3,3 cm.

Das lichte Mass für den Kalenderausschnitt beträgt 12,1 cm x 18,8 cm. Er weist einen seitlichen Kalendereinschub auf, der konstruktiv also von dem älteren Rahmen des Abraham Pfau abweicht. Die Basisplatte des Kalenderrahmens wurde vom Stock geschnitten. Die Blattstärke beträgt 1,25 cm. Der eigentliche Kalenderrahmen wurde aufgesetzt und ist eher schlicht gehalten, während der Rand der Basisplatte ebenfalls ein ausgeprägtes Schweifwerk aufweist. Den Giebel schmücken die Wappen des Ehepaares und die Datierung 1667. Zwei Voluten, von denen eine abgebrochen ist, bilden neben einer gelben (goldenen) Kugel den Giebelabschluss. Die Aufhängung des Kalenders ist stark nach oben ausgeweitet, als habe man den Rahmen sehr oft von seinem Platz an der Wand abgenommen und wieder aufgehängt, z. B. um die Kalenderseiten umzublättern.

Abb. 11  Giebel mit den Wappen von Hans Rudolf Pfau und dessen Ehefrau Ursula Schellenberg, datiert 1667. Foto CERAMICA CH, Andreas Heege.

Die Farbigkeit der Inglasurmalerei des Kalenderrahmens ist verglichen mit dem des Jahres 1662 eher etwas zurückhaltender. Der Pfau im Familienwappen ist sehr schön und detailreich ausgeführt (Abb. 11).

Abb. 12  Kalenderrahmen, eine Arbeit von Hans Heinrich III. Pfau (1642–1719). Rahmen im Besitz des Schweizerischen Nationalmuseums Zürich (SNM LM-29282), hergestellt für «Hans Heinrich Escher, dieser Zeit Landtvogt zu Kyburg» (1626–1710) und seine Ehefrau «Fr. Regula Weerdmüllerin» (1625–1698), datiert 1673. Fotos Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Jörg Brandt.

Der dritte bekannte Rahmen (Abb. 12) entstand im Jahr 1673 und wurde ebenfalls von Hans Heinrich III. Pfau (1642–1719) bemalt und «HP» signiert (SNM LM-29282. Erstmals publiziert im Jahresbericht des Schweizerischen Landesmuseums 68–69, 1959–1960, 18–19 und Abb. 39. Herkunft aus dem Antiquitätenhandel, Segal, Basel). Seine Masse betragen 53,0 x 39,0 cm x 6 cm (H. x Br. x D.). Im Gegensatz zu den vorhergehenden Kalenderrahmen ist in diesem Fall auf der Rückseite ein Holzrahmen aufgedübelt, in den man einen Kalender von maximal 14,3 cm x 20 cm Seitenlänge einlegen konnte. Die sichtbare Kalenderfläche auf der Vorderseite betrug ca. 13,0 cm x 18,2 cm. Wappen und Inschrift erlauben eine Zuweisung an «Hans Heinrich Escher, dieser Zeit Landtvogt zu Kyburg» (Hans Heinrich Escher vom Glas, 1626–1710) und seine Ehefrau «Fr. Regula Weerdmüllerin» (Regula Werdmüller, 1625–1698). Hans Heinrich Escher, war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Zeit und ab 1678 bis zu seinem Tod Bürgermeister in Zürich. Seine Mutter, Cleophea Künzli, war Tochter des Winterthurer Schultheissen Hans Heinrich Künzli (Siehe Stichwort im Historischen Lexikon der Schweiz, Online-Version). Es überrascht nicht, dass wir ein Winterthurer Spitzenprodukt aus der Hafnerfamilie Pfau in einer solchen Familie antreffen.

Beim momentanen Stand der Forschung ist der Rahmen von Abraham Pfau, ein Jahr vor seiner Meisterwerdung im Jahr 1662, wohl in der Werkstatt seines Vaters David I. Pfau an der Marktgasse 60 in Winterthur entstanden und von ihm bemalt worden. Es ist bislang der älteste Rahmen, den wir aus Winterthur kennen und eines der absoluten Spitzenstücke schweizerischer Hafnerkunst.

Zwei Scherzgefässe

Scherzgefässe, die auch als Scherztrinkgefässe, Vexiergefässe oder Trinkspiele bezeichnet werden (Englisch puzzle jug, Französisch pot trompeur oder pichet trompeur, niederländisch fopkan), sind eine spätmittelalterliche «Erfindung». Seit dem 15. Jahrhundert lassen sich in der Steinzeugroduktion von Siegburg bei Bonn in Nordrhein-Westfalen (Deutschland) bzw. der Region Raeren/Aachen Kannen mit durchbrochenem Hals nachweisen, bei denen man nur dann aus einem Ansaugstutzen am Rand trinken konnte, wenn man ein verstecktes Loch im Henkel zuhielt. Der Henkel war als Röhre ausgebildet und knapp über dem Boden zum Gefässinneren hin offen (Klinge 1972, Kat. 152–156; Roehmer 2014, 63; Mennicken 2009, 414-415 Kat. 254; Mennicken 2013, 122 Abb. 308-315; auch: RijksmuseumAmsterdam Inv. BK-NM-9721). Angesichts der Siegburger und Raerener Vorbilder verblüfft es nicht, dass sich dann auch in Köln/Frechen oder dem deutschen Westerwald Scherzgefässe finden, die im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert nach demselben Funktionsprinzip hergestellt wurden (Reineking-von Bock 1986, 249 Kat. 312, 280 Kat. 377; Mennicken 2009, 416-417 Kat. 255; Roehmer 2014, 220, 224; Strauss/Aichele 1992, 72 Kat. 64. Scherzgefässe Westerwälder Art auch: MuseumRotterdam Inv. 14199, RijksmuseumAmsterdam Inv. BK-NM-10096 und BK-NM-10094). Nach dieser Zeit war dieses in Mitteleuropa überall bekannt und es entstanden sowohl auf dem Kontinent als auch in England bis in die heutige Zeit Scherzgefässe in Porzellan, Fayence, Steinzeug, Steingut oder Irdenware Eine umfassendere Sammlung zu dieser Art Scherzgefässen scheint es derzeit nicht zu geben. Basierend auf dem Bestand des Österreichischen Museums für Volkskunde bislang: Peschel-Wacha 2007. Vgl. auch: Richter 2012, Abb. 19,5 (Steinzeug der Ennoch Wood collection, Dresden Kunstgewerbemuseum Inv. 38816, datiert 1738).

Es ist also nicht verwunderlich, wenn es auch unter den in der Schweiz hergestellten Keramiken, selten Scherzgefässe der beschriebenen Form gibt (vgl. auch: Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, 52–53 Pl. 5 (von 1774). Formal abweichende Humpen/Scherzgefässe gibt es aus der Produktion von Langnau im Emmental: Heege/Kistler 2017a, 608–609). Das älteste datierte Stück gehört zu der auflagenverzierten Variante der sog. «dünnglasierten Fayence» und ist inschriftlich in das Jahr 1666 datiert (Victoria&Albert-Museum, London, Inv. 3060-1853: http://collections.vam.ac.uk/item/O160006/puzzle-jug-unknown/. Zu dieser charakteristischen Warenart der Deutschschweiz vgl. Frey 2015, 221–248). Es handelt sich um eine kugelbauchige Kanne.

Abb. 13  Winterthurer Scherzgefäss, Fayence mit Inglasurmalerei und Spiralrankendekoration. Privatbesitz Schweiz. Fotos CERAMICA CH, Andreas Heege.

Aus Winterthur sind dagegen zwei abweichende Formen überliefert. Zum einen handelt es sich um leicht konische Humpen (Abb. 13) und zum anderen um ein becherartiges Gefäss auf hohem Fuss (vgl. Abb. 18).

Der vorliegende Humpen (Abb. 13 und 14; Rdm. 6,8 cm, H. 13,5 cm, Gesamt-H. mit Zinndeckel 18,0 cm) wurde mit einer Fayenceglasur versehen und trägt eine Inglasurmalerei in den Farben Gelb, Blau, Manganviolett, Blaugrün und Schwarz. Er hat einen flachen Standboden und ein schräg ausgeschnittenes Halsfeld. Unterhalb des Randes verläuft eine wulstartige Verdickung an der sowohl der hohle Henkel als auch ein Ansaugstutzen ansetzen.

Abb. 14  Winterthurer Scherzgefäss, Einblick in das Innere, knapp über dem Boden ist die Wandlochung für den hohlen Henkel erkennbar. Privatbesitz Schweiz. Foto CERAMICA CH, Andreas Heege.

Der Henkel hat unten innen im Gefäss ein Ansaugloch (Abb. 14). Wenn man mit dem Daumen ein Loch auf der Unterseite des Henkels zuhält, kann man via Ansaugstutzen aus dem Humpen trinken. Für den Dekor wurde der in Winterthur im ganzen 17. Jahrhundert übliche florale Spiralrankendekor verwendet (Wyss 1973, 20–21, 36–37; Schnyder 1989, Kat. 111-114; Heege/Kistler 2017b, 86–92).

Abb. 15  Winterthurer Scherzgefäss, Fitzwilliam-Museum Cambridge (FWMC Inv. C.2973-1928). Fotos Fitzwilliam-Museum Cambridge.

Nahezu identisch ist ein weiterer, undatierter Winterthurer Scherzgefässhumpen mit Fayenceglasur und Inglasurmalerei dekoriert, der sich heute im Fitzwilliam-Museum in Cambridge befindet (Abb. 15, Höhe 15 cm, Bodendm. 10,5 cm, grösste Breite inkl. Henkel 15,5 cm; FWMC Inv. C.2973-1928). Ein dritter, ebenfalls undatierter Humpen dieser Art wurde 1996 im Münchner Antiquitätenhandel verkauft, sein heutiger Verbleib ist unbekannt (Peter Vogt, Antiquitäten im Rathaus, München, Fayence und Steinzeug aus Vier Jahrhunderten, Jubiläumskatalog Zehn Jahre Kunsthandel, 1996, Angebots-Nr. 110). Auf diesem Wege lässt sich also kein genauerer Datierungsanhaltspunkt gewinnen.

Abb. 16  Winterthurer Scherzgefäss, Fayence mit Inglasurmalerei, datiert 1668, Spruch «Ich hab an euch Gedacht und hab euch ein kram von Winterthur Gebracht», Schweizerisches Nationalmuseum Zürich (SNM LM-19780). Fotos Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Jörg Brandt.

Anders sieht es bei einem Fayence-Scherzgefäss aus dem Schweizerischen Nationalmuseum aus (Abb. 16, H. 13,5 cm, mit Zinndeckel 16,0 cm; Wyss 1973, Abb. 22 , SNM LM-19780). Statt des Spiralrankendekors trägt es ein Allianzwappen und ist 1668 datiert. Das Wappen der Ehefrau «M.N.» kann der Familie Nötzli von Zürich zugeordnet werden, während das Wappen des Ehemannes «T.ST» zurzeit nicht aufgelöst werden kann. Erfreulicherweise ist das Gefäss zusätzlich mit dem seit dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts bekannten Spruch beschriftet «Ich hab an euch Gedacht und hab euch ein kram von Winterthur Gebracht» (Wyss 1973, 20 und Abb. 23; ausserdem Lithberg 1932, Taf. 336,A.). Einen besseren Herkunftsnachweis kann man sich wohl kaum vorstellen.

Abb. 17  Winterthurer Scherzgefäss, Fayence mit Inglasurmalerei. Schweizerisches Nationalmuseum Zürich (SNM HA-3026). Fotos Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Jörg Brandt.

Vermutlich hat die Datierung 1668 dazu geführt, dass auch ein weiteres undatiertes Scherzgefäss aus dem Schweizerischen Nationalmuseum, das mit altertümlicher anmutenden Voluten bzw. Rollwerk verziert ist (Abb. 17; H. 13,3 cm, mit Zinndeckel 16,3 cm), in die Zeit um 1660 eingeordnet und Hans Heinrich II. Pfau (1598–1673) zugeschrieben wurde (SNM HA-3026; Schnyder 1989, Kat. 91; Schnyder 1998, Kat. 33). Ob das so zutrifft, könnte erst eine vertiefte stilistische Analyse eines umfangreicheren Bestandes Winterthurer Keramik zeigen.

Abb. 18  Winterthurer Scherzgefäss, Fayence mit Inglasurmalerei und Reliefauflagen. Privatbesitz Schweiz. Fotos CERAMICA CH, Andreas Heege.

Der zweite hier vorzustellende Scherzgefässtyp ist bislang singulär (Abb. 18, Rdm. 10,0 cm, H. max. 13,5 cm; Herkunft: Peter Vogt, Antiquitäten im Rathaus, München, Fayence und Steinzeug aus Vier Jahrhunderten, Jubiläumskatalog Zehn Jahre Kunsthandel, 1996, Angebots-Nr. 109). Auch dieses Stück trägt eine Fayenceglasur mit Inglasurmalerei in Gelb, Blau, Manganviolett und Blaugrün. Die konische Kuppa sitzt mit einem Schaftring auf einem hohlen, hohen, profilierten Pokalfuss. Aussen sind horizontale Wulste mitgedreht und vier vertikale, oberseitig offene Röhren (Ansaugstutzen) angesetzt. Die durch die Röhren gebildeten vier hochrechteckigen Felder sind abwechselnd mit Figuren in halbplastischem Relief auf einem dreieckigen Podest belegt. Der darüber folgende Rand ist, wie bei Scherzgefässen üblich, ausgeschnitten.

Seitlich einer vertikalen Röhre sind zwei runde Löcher eingestochen und man könnte analog zu den sonstigen Scherzgefässen meinen, man müsse diese zuhalten, um trinken zu können. Dem ist jedoch nicht so. Ein Blick ins Innere des Gefässes offenbart, dass der Trick allein darin besteht, zu wissen, welche der vier Röhren eine Verbindung zum Inneren der Kuppa hat. In diesem Fall muss man kein Loch zuhalten.

Aufgrund der Art der Bemalung und des aufgelegten Reliefdekors kann kein Zweifel daran bestehen, dass wir es auch in diesem Fall mit einem Winterthurer Gefäss zu tun haben. Allerdings bleibt die Datierung mangels exakt datierter Form- und Dekorparallelen (Ähnlich Wyss 1973, Farbtafel VIII, SNM HA-3033) eher unscharf. Es kann angenommen werden, dass es in der Mitte oder zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstand.

Zusammenfassung

Tintengeschirre, Kalenderrahmen und Scherzgefässe zeigen in ihrer Schönheit, Qualität und Einzigartigkeit eindrucksvoll das keramische Leistungspotential der Winterthurer Hafner Graf und Pfau im 17. Jahrhundert. Qualitätvollere und schönere Keramiken lassen sich in der Schweiz in dieser Zeit nicht finden. Nicht nur grossartige Kachelöfen verliessen die Werkstätten und begründeten den weitreichenden Ruhm des Winterthurer Hafnerhandwerks sondern auch Einzelanfertigungen und keramische Sonderformen, die sowohl für die eigene Familie als auch für hochrangige Personen im Winterthurer und Zürcher Umfeld gefertigt wurden. Während die Tintengeschirre und Kalenderrahmen einzelnen Winterthurer Hafnern oder Werkstätten zugeordnet werden können, ist dies bei den etwas häufigeren Scherzgefässen nicht der Fall. An ihrer Entstehung in Winterthur besteht jedoch kein Zweifel.

Eine korrekte Beurteilung der Winterthurer Produktion im Vergleich mit der sonstigen Keramiklandschaft der Schweiz würde eigentlich eine umfassendere Dokumentation aller bekannten Winterthurer Keramiken in Museen und Privatsammlungen der Schweiz und Europas verlangen. Leider fehlt eine solche Studie bis heute und die wichtigsten Sammlungen zur Winterthurer Keramik werden nicht mehr öffentlich ausgestellt. Vielleicht kann der vorliegende Aufsatz ein Stimulus sein, sich wieder intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen und die vergessenen Winterthurer «Schätze» ihrem «Magazinschlaf» zu entreissen. Sollten in weiteren Sammlungen identische Tintengeschirre, Kalenderrahmen oder Scherzgefässe unveröffentlicht schlummern, so wäre der Autor für Hinweise sehr dankbar.

Winterthurer Keramik in öffentlichen Sammlungen

Winterthurer Keramik im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich

Winterthurer Keramik im Victoria&Albert-Museum in London

Winterthurer Keramik im Fitzwilliam-Museum in Cambridge (momentan nicht erreichbar)

Winterthurer Keramik im Metropolitan Museum New York

Winterthurer Keramik im Musée Ariana Genf

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