Archive

Balsthal, Heimatmuseum Schloss Alt-Falkenstein (AF)

Museum Alt-Falkenstein
Postfach 739
CH-4710 Klus / Balsthal
Tel. +41 (0)62 391 54 32
info@museum-alt-falkenstein.ch

Keramiksammlung des Museums Alt-Falkenstein in Balsthal in CERAMICA CH

Roland Blaettler 2019

1919 gründete eine Handvoll lokalgeschichtlich interessierter Männer unter der Leitung von Anton Nünlist (1885–1937), Kontrolleur bei der Oensingen-Balsthal-Bahn und bekannter Sammler von Versteinerungen, und dem Lehrer Werner Heutschi die «Museumsgesellschaft Thal und Gäu» mit dem Ziel, ein Heimatmuseum zu errichten. Auf Antrieb der beiden Initianten begann man bei den Einwohnern des Dünnerntals alle Art Antiquitäten zu sammeln. 1922 stellte die Gemeinde Balsthal einen Kredit für die Schaffung des Museums zur Verfügung, und nach Prüfung verschiedener Örtlichkeiten stellte man die Sammlungen mit den Mineralien von Nünlist, einem schon recht ansehnlichen Bestand an Waffen und Alltagsgegenständen aus der Region schliesslich im alten Amtshaus Balsthal aus. 1926 wurde das Museum von einer schweren Überschwemmung heimgesucht. Nünlist und seine Gefährten gelangten daher an den Kanton, ob es nicht möglich wäre, das Museum auf die Burg Alt-Falkenstein zu verlegen.

Die Anfrage kam im denkbar besten Moment. Denn 1922 war auf Alt-Falkenstein infolge schlechter Wartung der Turm eingestürzt, und die Besitzer wünschten, die Burg dem Kanton zu schenken, was 1923 akzeptiert wurde. Der Kanton und der Historische Verein stellten die Mittel für die Restaurierung der Burg zur Verfügung, und man war froh, für den Bau nun auch eine sinnvolle Verwendung zu finden. Im August 1929 war es so weit, dass die ersten Säle eröffnet werden konnten (Blaser 1988 und 1989; Rütti-Saner 1997). Die Einrichtung der Ausstellung ist seit 1929 sozusagen gleich geblieben und präsentiert sich vor allem als regionales Wohnmuseum. Bemerkenswert sind sonst aber die Waffensammlung, die alten Kämme von Mümliswil, die Sammlungen der Mineralien und der Keramik von Matzendorf.

Das alte Inventar des Museums ist anscheinend sehr lückenhaft, obwohl Nünlist seine Neuerwerbungen sorgfältig notierte. Wir haben das einzige vorhandene, von ihm verfasste Heft konsultieren können, mit den Erwerbungen der Jahre 1931 bis 1936. Von wenigen Ausnahmen abgesehen kennen wir weder Herkunft noch Datum der Sammlungszugänge. Ein grosser Teil muss von Nünlist selbst in der Gegend mit einem eigenen Talent zusammengetragen worden sein, Besitzer von Objekten von der Wichtigkeit zu überzeugen, diese dem Museum zu schenken. Nünlist scheint auch regelmässig Antiquare in Bern besucht zu haben, von wo er wohl viele der Zürcher Fayencen mitbrachte, die es in der Sammlung gibt (Blaser 1989, 56).

Die Keramiksammlung Alt-Falkenstein zählt 230 Stücke, darunter siebzig von Matzendorf und hundert von Kilchberg und Umgebung. Dieser Bestand ist erstaunlich gross für eine im Verhältnis zu den städtischen Museen doch bescheidene Institution. Nach Kuno Blaser gehörte die Keramik zu den Hauptinteressen von Anton Nünlist. In der Sammlung gibt es nur ein Stück aus Matzendorfer Steingut, das freilich von schöner Qualität ist, nämlich die Bartschale für Niklaus Studer von 1812 (AF 2-001-00). An Fayencen besitzt das Museum zwanzig Objekte aus dem Zeitraum von 1820 bis 1850 und vierzig spätere Exemplare von der «Blauen Familie». In der ersten Gruppe verdient besonders die einzige Suppenschüssel mit Blumendekor von der Art der Bartschalen «Studer 1844», «Bieli» und «Schärmeli 1844» erwähnt zu werden (AF 2-002-00). Was die Stücke der «Blauen Familie» angeht, ist die Bartschale für Urs Jakob Bobst bemerkenswert (AF Nr. 87), den Pfarrer von Matzendorf, einer in der Gegend seinerzeit bekannten Persönlichkeit (Vogt 2003, 474–475). Es gibt hier auch einige Beispiele an weisser, unbemalter Fayence, wie man sie sonst in den Museen nur sehr selten antrifft, weil sie als bescheidenes Gebrauchsgeschirr nicht aufbewahrt wurden (AF 2-041-00; AF 22-047-00; AF 22-045-00; AF 22-046-00). Sie sind kostbare Zeugen für einen wichtigen Teil der geläufigen Produktion einer Manufaktur wie jener von Matzendorf.

In der grossen Gruppe der Zürcher Fayencen gibt es ein fast vollständiges Service von um 1830 (AF Nr. 11; AF Nr. 12; AF Nr. 13; AF Nr. 14; AF Nr. 17) und mehrere Suppenschüsseln, darunter ein 1838 datiertes Exemplar von seltener Form, vielleicht aus der Fabrik von Fehr in Rüschlikon (AF, Nr. 74). Die Solothurner Sammlungen sind reich an Zürcher Fayencen mit interessanten Stücken zum Studium der komplexen Fragen, die sich auf diesem Gebiet stellen. Um nur ein Beispiel zu nennen, kann man auf Alt-Falkenstein durch das Vergleichen von Suppenschüsseln mit dem gleichen Dekor zeigen, worin sich die beiden wichtigsten Kilchberger Manufakturen von Nägeli (AF 2-010-00; AF 2-043-00) und Scheller (AF 2-042-00) unterscheiden.

Abgesehen von den Beständen mit Bezug zur Streitfrage von Matzendorf/Kilchberg, enthält die Sammlung Keramiken verschiedenster Herkunft, die bei der Bevölkerung in der Region in Gebrauch waren, wie glasierte Irdenware wohl auch von Matzendorf/Aedermannsdorf, Keramik «Heimberger Art» aus der Region Heimberg-Steffisburg im Kanton Bern sowie aus Süddeutschland importiertes Steingut der Fabriken Schramberg und Hornberg.

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 34–35.

Blaser 1988
Kuno Blaser, Kondiktör Nünlist. Zum 50. Todestag eines verdienten Solothurner Originals. Solothurner Jahrbuch ’88, 52–60.

Blaser 1989
Kuno Blaser, Eigenartiger Reiz eines Lokalmuseums. Das Lebenswerk von „Kondiktör Anton Nünlist“. Solothurner Jahrbuch ’89, 50–57.

Rütti-Saner 1997
Fränzi Rütti-Saner, Das Balsthaler Heimatmuseum. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde 1997, 33–35.

Vogt 2003
Albert Vogt, Aedermannsdorf. Bevölkerung, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur im 19. Jahrhundert. Zürich 2003.

Grenchen, Kultur-Historisches Museum (KHM)

Kultur-Historisches Museum Grenchen
Absyte 3
CH-2540 Grenchen
Tel. +41 (0)32 652 09 79
info@museumgrenchen.ch

Keramiksammlung des Museums Grenchen in CERAMICA CH

Roland Blaettler, 2019

Das Kultur-Historische Museum Grenchen ist von der 1938 gegründeten Museumsgesellschaft auf Initiative einiger Bürger der Stadt zur Erhaltung von Dokumenten der Stadtgeschichte ins Leben gerufen worden. Die Sammlungen wurden 1974 provisorisch in einem Haus der Stadt an der Breitengasse ausgestellt (Kaufmann 1976). 1999 erhielten sie im Gebäude des ehemaligen Rainschulhauses an der Absyte neue Räumlichkeiten. Sie gelten vor allem der Industrialisierung der Gegend mit ihren sozialen Folgen. Es gibt hier nur ein keramisches Objekt aus der modernen Vergangenheit Grenchens, ein Tintengeschirr der Hafnerei Affolter von 1879 (KHM 0058).

Bibliographie:

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 41.

Kaufmann 1976
Hans Kaufmann, Historisches Museum Grenchen. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1976, 97–100.

Halten, Heimatmuseum Wasseramt (MWH)

Heimatmuseum Wasseramt, Turm in Halten 
CH-4566 Halten
Tel. +41 (0)79 427 52 02

Keramik aus dem Heimatmuseum Wasseramt, Turm in Halten in der Bilddatenbank CERAMICA CH

Roland Blaettler 2019

Der alte Turm der Herren von Halten, der den Kern des heutigen Museums bildet, wurde 1798 zum Nationaleigentum erklärt und kam dann in private Hände. Er war bewohnt, bis ihn 1962 die «Stiftung Heimatmuseum Wasseramt» erwarb, die den Bau mit Mitteln der Gemeinden des Wasseramts, des Kantons und des Bundes restaurierte und als Museum einrichtete, das 1966 eingeweiht wurde. In den beiden oberen Etagen ist seither ein Wohnmuseum untergebracht, und im Burggraben sind inzwischen fünf alte Speicher und ein Ofenhaus aus der Region aufgestellt worden. So entwickelte sich hier ein dem Landleben im Wasseramt geweihtes Freilichtmuseum mit Sammlungen, die dem lokalen Handwerk und den Lebensformen der Bevölkerung gelten (Bitterli 1976).

Zu den Sammlungsstücken, die uns interessieren, gibt es keine Dokumentation. Wir haben 90 Keramiken aufgenommen, die wohl seit den sechziger Jahren angekauft oder geschenkt wurden. Die Sammlung will zeigen, was früher an Keramik im Wasseramt tägliches Gebrauchsgeschirr war. Man findet hier Töpferware aus Langnau (MWH H 368; MWH H 2578; MWH H 176) sowie Heimberg und Umgebung mit späten, datierten Beispielen, die für das Studium der bis heute ungenügend dokumentierten Keramik der Zeit um 1900 hilfreich sein können (MWH H 3956; MWH H 2587; MWH H 2511; MWH H 186), aber auch Stücke mit einfachem Spritzdekor oder dendritischem Dekor, wie man ihnen in grösseren Museumssammlungen nicht so häufig begegnet (z. B. MWH H 2588; MWH H 114; MWH H 2567; MWH H 2516; MWH H 180; MWH H 2562; MWH H 2536; MWH H 181). An raffinierterer Keramik findet sich hier etwas Steingut von Scheller in Kilchberg-Schooren und von Schramberg.

Zu den Kuriositäten zählen Töpferwaren aus dem Elsass (MWH H 2573; MWH H 2569; MWH H 2590) und eine wohl norditalienische Nachtlampe aus Fayence (MWH H 2575).

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 40–41.

Bitterli 1976
Otto Bitterli, Heimatmuseum Wasseramt, Turm in Halten. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1976, 89–93.

 

Matzendorf, Keramikmuseum (KMM)

Keramikmuseum Matzendorf
Kirchstrasse 20
CH-4713 Matzendorf
Präsident Roland Müller
Tel. +41 (0)62 391 57 79
mueller.luethi@bluewin.ch

Die Keramiksammlung des KMM in Ceramica CH

Keramik aus der Produktion von Matzendorf

Keramik aus der Tonwarenfabrik Aedermannsdorf

Roland Blaettler 2019

Nach dem Tod von Maria Felchlin (1899–1987) schloss sich eine kleine Gruppe von Matzendorfer Bürgern zusammen, um die Verantwortung für das Legat dem letzten Willen der Erblasserin entsprechend zu übernehmen. Unter der Leitung von Markus Egli, der schon die Sammlung Felchlin betreute, und Roland Müller wurde 1988 der Verein «Freunde der Matzendorfer Keramik» gegründet, der sich zum Ziel setzte, das lokale, keramische Erbe weiter zu pflegen, dabei auch die neuere Zeit miteinzubeziehen und das Interesse dafür bei einem breiteren Publikum zu wecken. So hat der Verein 1991 eine Ausstellung mit Arbeiten des Keramikers Benno Geiger gezeigt, dem früheren Leiter der kunstkeramischen Abteilung der Tonwarenfabrik Aedermannsdorf. Der Verein fasste zudem die Gründung eines Museums ins Auge und begann mit dem Aufbau einer Sammlung.

1996 wurde das Museum mit dem Namen «Thaler Keramikmuseum» im Haus Dorfstrasse 58 eröffnet, in dem Benno Geiger wohnte, als er für die Tonwarenfabrik arbeitete. Damals präsentierte es sich noch als regionales Wohnmuseum mit Schwerpunkt lokale Keramik. Mit der Eröffnung gingen viele Geschenke ein, vor allem an Erzeugnissen der Perioden von der Mühll (1927–1960) und Rössler (1960–2004). Aus Anlass der 200-Jahr-Feier der Gründung der Manufaktur Matzendorf bestellte der Verein eine archäometrische Studie für eine naturwissenschaftliche Bestimmung der Produkte von Matzendorf und Kilchberg. Die Analysen wurden von Prof. Marino Maggetti und Prof. Giulio Galetti von der Universität Fribourg durchgeführt und die Resultate in einem Buch veröffentlicht, das auch eine vom Historiker Albert Vogt überarbeitete Geschichte der Manufaktur enthält (Vogt et al. 2000).

Die Sammlungen des Museums entwickelten sich erfreulich, so dass bald ein Ort gesucht werden musste, der mehr Platz bot. 2006 konnte das Museum in den ehemaligen, soeben renovierten Pfarrhof umziehen, in dem nun nur noch die Keramiksammlung mit der Produktion von Matzendorf seit dem Anfang präsentiert wurde. Um die Frühzeit zeigen zu können, wurden Stücke zugekauft und vor allem auch das Museum Blumenstein, das Historische Museum Olten, das Nationalmuseum in Zürich, das Bernische Historische Museum und das Museum der Kulturen in Basel um Leihgaben gebeten. Im oberen Stock sind Produkte der Tonwarenfabrik Aedermannsdorf von 1883 bis 1960, Arbeiten aus dem Atelier von Benno Geiger und Erzeugnisse der Firma Rössler zu sehen. Im Keller wurde ein Raum für Wechselausstellungen eingerichtet.

Wir haben circa 500 Objekte der Sammlung aufgenommen, was nur etwa der Hälfte des Museumsbestandes entspricht. In den Magazinen gibt es Hunderte von Keramiken aus der Periode von der Mühll, besonders für die Zeit nach 1950. Dieses moderne Kapitel ist gut bestückt dank regelmässiger Schenkungen von Theres Hügli und Katharina Marrer. Wie es bei nebenamtlich geführten Institutionen häufig der Fall ist, ist die Inventarisation der Bestände nicht abgeschlossen. Bis heute besitzen wir genaue Angaben für etwa 250 Stücke. Die ersten Einträge gehen auf 1990 zurück und nehmen mit der Eröffnung des Museums 1996 und dem Wachstum der Sammlungen rasch zu. Der Verein «Freunde der Matzendorfer Keramik» betreibt dank dem Einsatz des Präsidenten Roland Müller und des Vizepräsidenten und Kustos Markus Egli im Rahmen der gegebenen Mittel eine aktive Ankaufspolitik. Etwa die Hälfte der gegenwärtigen Sammlung ist von ihnen erworben worden.

Die Verantwortlichen des Vereins blieben der Theorie des «Berner Dekors» von Maria Felchlin treu und erwarben dementsprechend viele Fayencen, die wir als Erzeugnisse der Kilchberg-Schoorener Manufakturen ansehen. Folge davon ist, dass diese heute einen wichtigen Teil der Sammlung ausmachen. Auf 500 inventarisierte Objekte kommen 230 zürcherischer Herkunft. Was die Keramik aus der alten Manufaktur Matzendorf angeht, fallen auf diese nur 30 Stücke.

An Steingut hat das Museum ein so wichtiges Exemplar erwerben können wie die zweite Prunkvase von Matzendorf mit einem von Schlangen umwundenen Gefäss und der Inschrift «Von Roll – Matzendorf» (KMM 81). Notiert zu werden verdient auch ein 1811 datierter Teller für einen Einwohner von Vicques im heutigen Kanton Jura (KMM 64), die Streusandbüchse von Oberst von Sury d’Aspremont von 1818 (KMM 63), die Deckelschüssel mit dem Namen von Katharina Allemann von 1819 (KMM 67) und ein Teller aus dem Munzinger-Service (KMM 65). Das Museum im Kornhaus Wiedlisbach schenkte das bis heute einzige Modell einer Nachtlampe mit Pressmarke aus der Sammlung Fritz Huber-Renfer (KMM 80).

Auf dem Gebiet der Fayence erwarb das Museum als frühes Objekt eine 1807 datierte Ohrentasse (KMM 77). Sonst zählt die Sammlung fünf Fayencen aus der Mitte der Jahre 1830 und 13 Exemplare der «Blauen Familie» aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zu denen auch die fünf Depositen von Rösli Lachat gehören, die 1856, 1857 und 1860 Maria Anna Meister gewidmet wurden (KMM 507; KMM 509; KMM 508; KMM 506; KMM 505). Maria Anna, geboren 1839, war eine Tochter von Ludwig Meister und seiner zweiten Frau Elisabeth Eggenschwiler. Sie soll diese fünf Fayencen nach Angaben von Frau Lachat, die selbst Urenkelin von Maria Anna ist, vom letzten Maler der Fabrik, Franz Nussbaumer (1831–1883), ihrem nachmaligen Mann, als Brautgeschenk erhalten haben. Unter den Widmungen auf Fayencen der «Blauen Familie» tauchen häufig Familiennamen von Mitinhabern der Fabrik auf. Ausser dem Namen von Maria Anna Meister findet sich häufig auch derjenige ihrer 1831 getauften Halbschwester Anna Maria.

Um das Bild der Produktion zu vervollständigen, nennen wir hier auch die wichtigsten Deposita des Schweizerischen Nationalmuseums und des Museums der Kulturen Basel. Als kostbares Beispiel aus der Periode von Roll kommt aus dem Besitz des Nationalmuseums die schöne Deckelschüssel aus Fayence mit der Namensinschrift «Barbara Eggenschwiller», ein herausragendes Beispiel aus den ersten Jahren der Fabrik (SNM LM-391). Als interessantes Objekt aus den Jahren 1820 ist die Ohrentasse von 1825 zu nennen (SNM LM-70631), deren Dekor an Steingut der Zeit um 1810 erinnert (MBS 1912.104). Die Deckelschüssel von 1815 ist mit ihren plastischen Garnituren vielleicht das ehrgeizigste Produkt in Steingut aus der Zeit von Urs Meister (SNM LM-72793).

Das Museum der Kulturen Basel hat die Deckelterrine für Franziska Spony von 1807 deponiert (MKB VI-10064), das älteste datierte Beispiel aus Steingut, und mit dem Kammhalter aus Fayence von 1823 eine Form, die nach 1850 noch in der «Blauen Familie» populär ist (MKB VI-3910). Dieses letzte Objekt wurde dem Basler Museum von August Meyer von Sissach verkauft, einem der eifrigsten Zuträger von Keramik in den Jahren 1905 bis 1914, kurz nach der Gründung der Europa-Abteilung durch Eduard Hoffmann-Krayer. August war der Sohn des Kaufmanns Johann Meyer, der 1901 das erste Warenhaus in Baselland gründete. Es heisst, er habe seine Objekte in den Bauernhäusern der Region zusammengesucht (Mitteilung von Dominik Wunderlin). So ist er wahrscheinlich auch auf die Bartschale von 1845 gestossen (MKB VI-5119). Man kann sich fragen, ob Meyer im Fall der Schüssel für Magdalena Winistörfer (MKB VI-3908) oder der zwei wohl für Elisabeh Meister-Eggenschwiler gefertigten Kerzenstöcke von 1870 (MKB VI-3911 und MKB VI-3912) nicht auch bis ins Solothurnische ausschwärmte.

Teile der Sammlung Huber-Renfer

2001 beschlossen die Nachkommen des Berner Sammlers Fritz Huber-Renfer (1900–1961) dessen seit der Eröffnung des Museums im Kornhaus Wiedlisbach BE deponierte Sammlung aufzulösen (Häusler 1962). Wiedlisbach wurde die Möglichkeit gegeben, eine erste Auswahl zum Ankauf fürs Museum zu treffen, als zweite Institution kam das Keramikmuseum Matzendorf an die Reihe, das 13 Keramiken erwarb, darunter einen ovalen Korbuntersatz aus Steingut mit Marke (KMM 78), eine Deckelterrine aus Steingut von 1811 (KMM 66) und einen Fayenceteller von um 1835 (KMM 72).

Bei den zehn weiteren Stücken handelte es sich um Zürcher Fayencen mit drei seltenen, frühen Erzeugnissen von Nägeli, einem Teller und zwei Koppchen mit Untertassen (KMM 68; KMM 69; KMM 70) sowie unter anderem einer gelb glasierten Suppenschüssel von Scheller (KMM 41). Nachdem die beiden Museen ihre Stücke ausgesucht hatten wurde der Rest der Sammlung versteigert. Was übrig blieb, wurde von der Tochter des Sammlers, Lucie Hostettler und Familie, dem Museum Matzendorf übergeben, eine Schenkung von etwa fünfzig Objekten mit drei Keramiken von Matzendorf, zwei Tellern von um 1835 (KMM 100; KMM 76) und einem weissen Tintengeschirr. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die anderen Fayencen der Sammlung Huber-Renfer zürcherischer Herkunft. Besonders erwähnt seien hier die Bartschale für Philipp Brugger von 1835 (KMM 62) und ein Humpen mit gemarktem Zinndeckel «H. Söhlke/Zürich» (KMM 11).

2008 schenkte das Ehepaar Margrit und Louis Tschanz von Olten dem Museum seine «Matzendorfer» Sammlung. Abgesehen von Braunware von Aedermannsdorf enthielt diese ausschliesslich Zürcher Fabrikate. Damit besitzt das Museum einen eindrücklichen Bestand an Zürcher Fayencen, der die hauptsächlichen Aspekte dieser bedeutenden Produktion der Biedermeierzeit reflektiert. Zwanzig Objekte datieren aus den Jahren 1820, 60 aus den dreissiger Jahren, 130 aus den Jahren 1840 und 25 aus den fünfziger Jahren. Man stösst hier auf ein Koppchen von um 1830 mit dem seltenen Motiv des Baslerstabs und der Inschrift «Männer-Verein» (KMM 12), einen Milchkrug mit der erstaunlich genauen Datierung «6. September 1839» (KMM 56), eine Fussschale von für die Manufaktur Nägeli eher ungewöhnlicher Form von um 1840 (KMM 16) und ein Giessfass mit Landschaftsdekor, das wohl von Scheller ist (KMM 59).

In der Sammlung gibt es ferner vier Fayencen einer in den Sammlungen des Landes ziemlich verbreiteten Art von der lange unklar war, wo sie fabriziert wurde (KMM 502; KMM 500; KMM 501; KMM 503). Es wurde vorgeschlagen, es könnte sich hier um frühe Erzeugnisse von Matzendorf handeln. Die Verantwortlichen des Museum haben Stücke deshalb von Maggetti und Galetti archäometrisch beproben lassen mit einem für Matzendorf negativen Resultat (Mitteilung von Markus Egli). Diese Produktion kann nunmehr der Manufaktur von Johann Jakob Nägeli in der Zeit um 1810 in Kilchberg-Schooren zugewiesen werden. Dafür sprechen sowohl die Formen als auch die Farbgebung (Mitteilung von Peter Ducret).

Tonwarenfabrik Aedermannsdorf

Pionierarbeit leistet das Museum Matzendorf auf dem Gebiet der in der Tonwarenfabrik Aedermannsdorf zwischen 1883 und 1960 hergestellten Produkte. Es ist die einzige Institution, die sich systematisch um die Dokumentation der Aktivitäten dieses aus der alten Manufaktur hervorgegangenen Unternehmens kümmert. Über Ankäufe und viele Schenkungen hat das Museum bis heute einen beträchtlichen Bestand an Erzeugnissen zusammengetragen, von dem wir nur eine Auswahl vor allem aus der Periode von der Mühll (1927–1960) publizieren (Blaettler/Schnyder 2014, 342-343). Neben dem traditionellen «Braungeschirr» (Geschirr mit dunkelbrauner Eisenmanganglasur, z.B. KMM 420), das bis in die Jahre 1950 einen wichtigen Teil der Produktion darstellte, schuf die Manufaktur gegen Ende des 19. Jahrhunderts dekorative Ware im Stil des Historismus, die man «Majolika» nannte (bunte, bleiglasierte Irdenware, z.B. KMM 454). Das Modell «Brodkörbli» zeigt, dass man sich dabei gelegentlich von Formen der ausländischen Konkurrenz inspirieren liess (KMM 443; KMM 442).

Die Periode von der Mühll brachte dann eine Ausweitung im Angebot von Gebrauchsgeschirr (z.B. KMM 466) insbesondere mit der 1934 geschaffenen Kunstabteilung, deren Leiter Benno Geiger (1903–1979) wurde. Geiger nahm die Technik der Fayence wieder auf und erneuerte sie durch eigene Recherchen besonders auf dem Gebiet des Rauchbrandes. Im Geiste des Heimatstils der Kriegszeit entwickelte er das «Alt-Matzendorf» mit Trachtenbildern (z. B. KMM 408). Seine Ritzdekore auf Engobeware oder auf Fayence sind zugleich rückwärtsgewandt und modernistisch.

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 37-40.

Häusler 1962
Fritz Häusler, Dr. Fritz Huber-Renfer 1900–1961. Burgdorfer Jahrbuch, 1962, 9–13.

Vogt et al. 2000
Albert Vogt, Marino Maggetti et Giulio Galetti, 200 Jahre keramische Industrie in Matzendorf und Aedermannsdorf 1798–1998. Matzendorf 2000.

 

Matzendorf, Sammlung Maria Felchlin (SFM)

Keramikmuseum Matzendorf
Sammlung Maria-Felchlin:
Im Pfarreiheim, Gartenstrasse 2
CH-4713 Matzendorf
Tel. +41 (0)62 394 11 67 (privat, M. Egli, Kustos)
mueller.luethi@bluewin.ch

Keramik der Sammlung Maria Felchlin in CERAMICA CH

Roland Blaettler 2019

1957 dankte die Gemeinde Matzendorf Maria Felchlin (1899–1987) mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts für ihren langjährigen Einsatz in der Verteidigung und in der Darstellung der lokalen keramischen Tradition. 1968, im Jahr des 1000-Jahr-Jubiläums von Matzendorf versprach sie, ihre Sammlung der Gemeinde zu vermachen, mit der Bedingung, dass die Sammlung dem Publikum mit einem Führungsservice zugänglich gemacht und die Gemeinde das Studium der Keramik von Matzendorf weiter fördern würde. Noch im gleichen Jahr wurde die Sammlung in Matzendorf deponiert und im dortigen Pfarrheim ausgestellt, wo sie sich noch heute befindet.

Mit 220 Objekten illustriert die Sammlung Felchlin die Ansichten und Theorien der Sammlerin, die während Jahrzehnten als die Spezialistin auf dem Gebiet der Keramik von Matzendorf galt. Es erstaunt deshalb nicht, dass die Biedermeier-Fayencen, die wir heute als Kilchberg-Schoorener Erzeugnisse ansehen und die sie als die besten Produkte von Matzendorf pries, hier mit 130 Objekten den vordersten Platz einnehmen. Die lokale Produktion ist mit 20 Exemplaren vertreten. Der Rest des Bestandes sind Fayencen und Steingut aus Ostfrankreich. Felchlin hat ihre Keramiken mehrfach publiziert, aber kein Sammlungsinventar geführt. Von Ausnahmen abgesehen, bleibt deshalb die Herkunft der Stücke im Dunkeln. Man darf annehmen, dass die Sammlung am Ende der zwanziger Jahre begonnen wurde. Der Konservator des Museums Olten beschrieb Maria Felchlin jedenfalls schon 1934 als «eifrige Sammlerin».

 

 

Die Sammlung enthält vier Stücke aus Steingut mit zwei seltenen Korbuntersätzen mit der Pressmarke «Mazendorf» (SFM 17; SFM 219), einem 1812 datierten Teller (SFM 5) und dem Senftopf vom Service des Bernhard Munzinger von 1820 (SFM 218). Aus der Frühzeit der Fayence-Produktion gibt es hier vier Beispiele, darunter ein Tintengeschirr von 1810 (SFM 7) mit dem gleichen Dekor wie die Ohrentasse von 1807 im Keramikmuseum Matzendorf (KMM 77).

Zu den Vertretern der Jahre  um 1830 gehört eine schöne Suppenschüssel von 1834 (SFM 189), die jener von 1835 im Museum Olten (HMO 8833) sehr ähnlich ist, wobei beide Objekte für Besteller im Kanton Baselland bestimmt waren, für Johann Jakob Buser auf Bantenholden bei Dietgen und für Johann Bosset in Zunzgen.

Maria Felchlin hat die späteren Fayencen der «Blauen Familie» mit einer gewissen Verachtung behandelt. Sie schienen ihr als Produkte der Manufaktur qualitativ nicht würdig zu sein und sie sah in ihnen zweitrangige «Laienprodukte», die eingehender zu studieren sich nicht lohnte. Kein Wunder deshalb, dass es in der Sammlung nur drei Beispiele davon gibt.

In der grossen Gruppe der «Berner Dekore», die aus den Fayencemanufakturen im Kanton Zürich stammen, gibt es auffallend viel Puppengeschirr, das Maria Felchlin offenbar besonders gern hatte (SFM 94; SFM 95; SFM 98; SFM 101a; SFM 101b; SFM 101c; SFM 128; SFM 131; SFM 154; SFM 156; SFM 161; SFM 162; SFM 164;  SFM 165; SFM 166; SFM 167; SFM 168; SFM 169; SFM 170; SFM 171; SFM 173; SFM 174; SFM 175; SFM 176; SFM 177; SFM 195).

Dann finden sich hier auch Stücke mit seltenem Dekor (SFM 126; SFM 188 und SFM 106), weiter drei mit blauen Rosenkränzen bemalte Deckelschüsseln von ungewöhnlicher Form. Alle drei haben einen Knauf, der typisch zu sein scheint für die Fabrik Fehr in Rüschlikon (SFM 111; SFM 112; SFM 113) und eine hat Griffe, die man sonst Scheller zuschreibt (SFM 112).

Diese Produktion bietet der Zuschreibung noch Probleme, diente Felchlin aber als Element für die Entwicklung ihrer «Service-Theorie» (Felchlin 1968, 188–189).

Halten wir noch fest, dass die Sammlung eine kleine Auswahl von Fayencen enthält, die wir als Erzeugnisse der Zeit 1850–1855 von Scheller ansehen (SFM 78; SFM 182; SFM 183; SFM 184; SFM 185; SFM 186).

Im Bestand finden sich 50 ostfranzösische Stücke, welche Felchlin als Matzendorfer Erzeugnisse ansah. Dazu gehören sieben Fayencen mit Kranich-Dekor aus der Franche-Comté (SFM 36; SFM 34; SFM 38; SFM 39; SFM 37; SFM 35 – siehe auch «Fayencen aus der Franche-Comté in Solothurner Sammlungen») und zwölf Stücke aus Steingut mit reliefierten Blumen (SFM 1; SFM 2; SFM 3; SFM 4; SFM 9; SFM 10; SFM 15; SFM 18; SFM 23; SFM 24; SFM 25; SFM 26).

Steingut dieser Art scheint man in Lunéville seit 1750–60 nach Blumendekoren fabriziert zu haben, die früher in der Gegend von Paris und dort besonders in Pont-aux-Choux nach Dekoren mit «indianischen Blumen» entwickelt wurden. In der Folge wurden die Motive von Lunéville von andern Manufakturen in Lothringen, aber auch in Belgien und in Luxemburg übernommen (Maire 2008, 109–113, 140 und 179; Maire 2009). Die Beispiele der Sammlung Felchlin kommen von Lunéville oder aus seiner Region.

Ferner gibt es Fayencen mit Aufglasurdekor, die sie fälschlich der Werkstatt von Urs Studer zuwies (SFM 52; SFM 60; SFM 206; SFM 205; SFM 51; SFM 53; SFM 71; SFM 61; SFM 68; SFM 62; SFM 63; SFM 67; SFM 48; SFM 66; SFM 58; SFM 72; SFM 54; SFM 69; SFM 55; SFM 50; SFM 56; SFM 46; SFM 43).

Die Fayencen, die Felchlin als «Matzendorfer im Strassburger Stil» Urs Studer zuwies, sind weit verbreitet und in vielen Manufakturen Ostfrankreichs, vor allem aber in Lothringen fabriziert worden. Gezielte, auf archäometrische Analysen sich stützende Studien weisen Produkte dieser Art dem einen oder anderen Zentrum zu. Für Jean Rosen beispielsweise handelt es sich bei einer ganzen Serie der Sammlung um Erzeugnisse der Manufaktur von Bois-d’Épense (Les Islettes) (SFM 62; SFM 66; SFM 58; SFM 72; SFM 69; SFM 71; SFM 55; SFM 56). Da sich die französischen Spezialisten hier nicht einig sind, halten wir uns in diesem Fall an eine grossräumigere Zuschreibung.

Die Sammlung Felchlin ist ein eher seltenes Beispiel von einem intakt erhaltenen Bestand, der die jahrzehntelange Forschungsarbeit auf einem klar umgrenzten Gebiet der Schweizer Keramik greifbar zu illustrieren vermag, auch wenn die meisten der von Maria Felchlin vorgebrachten Theorien sich mit der Zeit als irrig erwiesen.

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 35–37.

Felchlin 1968
Maria Felchlin, Matzendorf in der keramischen Welt. In: 968–1968: Tausend Jahre Matzendorf. Solothurn 1968, 151–216.

Maire 2008
Christian Maire, Faïence fine française 1743-1843. Le triomphe des terres blanches. Le Mans/Paris 2008.

Maire 2009
Christian Maire (éd.), La question des influences entre Paris, la Lorraine et la région belgo-luxembourgeoise: des pistes de réflexion (Pôles de productions et échanges belgo-luxembourgeois autour de la faïence fine [XVIIIe et XIXe siècles]). Bruxelles 2009, 9–62.

 

Olten, Historisches Museum (HMO)

Historisches Museum Olten 
c/o Stadthaus
Dornacherstrasse 1
CH-4601 Olten
Tel. +41 (0)62 212 89 89
info@historischesmuseum-olten.ch

Die Sammlung des Historischen Museums Olten in CERAMICA CH

Roland Blaettler 2019

Das Historische Museum Olten ist der Initiative von drei hervorragenden Persönlichkeiten zu verdanken, die im politischen und kulturellen Leben der Stadt eine grosse Rolle spielten. Hugo Dietschi (1864–1955) war von 1902 bis 1933 Stadtammann und weiter auch Kantons- und Ständerat, Dr. Marx von Arx, Chefarzt am Spital Olten, und Otto Häfliger, Geschichtslehrer und ab 1905 erster Konservator des Museums. Auf ihr Betreiben wurde 1901 eine Museumsgesellschaft gegründet, die bewirkte, dass die alten Sammlungen der Stadt neu gruppiert wurden und erste Geschenke eingingen. 1903 erhielten die Sammlungen im ersten Stock des Frohheimschulhauses zuerst einen Raum, dann mehrere Zimmer zur Aufbewahrung und zur Ausstellung. 1931 bekam das Museum endlich neue Lokalitäten im Neubau auf dem Hübeli, den es mit der Feuerwehr und Schulklassen zu teilen hatte. Mit der Zeit aber dehnte es sich aus und füllte schliesslich fast das ganze Gebäude. Die wichtigsten Bestände der jungen Institution galten zunächst den Waffen und Uniformen. Mit der Zeit aber bildeten auch die archäologische und ethnografische Sammlung, die Sammlung an Trachten und Trachtenschmuck, die religiöse Volkskunst, die Sammlung lokalen Silbers und die Keramik eigene Schwerpunkte (Häfliger 1951; Schätzle 1970).

Die alten Register und Inventare des Museums sind vor allem für die Keramik sehr lückenhaft, so dass es schwierig ist, die Geschichte der Sammlung zu rekonstruieren. Um hier zusätzliche Auskünfte zu erhalten, haben wir uns die Verwaltungsberichte vorgenommen mit den jährlichen Berichten der Konservatoren der Museen und Sammlungen von 1912 bis 1965. Diese Berichte enthalten Angaben über die wichtigsten Erwerbungen und Ereignisse im Museumsbetrieb. Leider aber werden Geschenke nicht systematisch erwähnt, und die Beschreibung der angekauften Objekte ist oft zu mangelhaft, um Stücke eindeutig identifizieren zu können. Für die Jahre 1978 bis 1996 hat der Konservator Hans Brunner eine den früheren Berichten entsprechende, jedoch genauere Chronik in den Jurablättern veröffentlicht. Schliesslich fehlen für mehr als die Hälfte der keramischen Objekte Herkunftsangaben, weshalb die hier folgenden Angaben nur Hinweischarakter haben können.

Mit etwa 920 im Rahmen unserer Arbeit aufgenommenen Objekten ist Olten mit Matzendorf die von der Menge her wichtigste Keramiksammlung des Kantons Solothurn. Dabei machen schweizerische Produkte die Hälfte des Bestandes aus. Ausländisch, vor allem deutsch, sind 25 Prozent, französisch 10 Prozent. Von 451 Schweizer Stücken sind 72 Erzeugnisse von Matzendorf, 120 solche von Kilchberg und Umgebung.

Die ersten bezeugten Erwerbungen datieren von 1915. Schon früher aber muss es einen beachtlichen Bestand an Keramik besonders von Matzendorf gegeben haben. So lesen wir im Jahresbericht des Konservators von 1918, dass das Museum auf diesem Gebiet in den vorangegangenen Jahren vor allem dank der Schenkung von Frau Adolf Munzinger-Vogt eine schöne Sammlung aufbauen konnte. Das Geschenk bestand hauptsächlich aus Teilen des berühmten Steingut-Services Munzinger (HMO 8531 und 8904; HMO 8534; HMO 8905; HMO 8539; HMO 8535; HMO 8903; HMO 8533; HMO 8532).

1916 konnte das Museum elf Stücke aus dem Service des Georg von Rohr erwerben (HMO 8143; HMO 8888; HMO 8699; HMO 8889; HMO 8708; HMO 8715; HMO 8890; HMO 8746; HMO 8071). 1930 nahm die Keramiksammlung einen derart wichtigen Platz ein, dass die Verantwortlichen ins Auge fassten, ihr bei der Einrichtung des neuen Museums einen eigenen Saal zu widmen, was dann aber wohl erst in den fünfziger Jahren geschah. 1932, ein Jahr nach dem Umzug, erwähnt der Berichterstatter, dass der grösste Teil des Ankaufskredits für die Entwicklung der Sammlung von Matzendorfer Fayencen ausgegeben wurde. Die Mittel erlaubten unter anderem, 16 Stücke des Service von Jakob Fluri und seiner Gattin Barbara Bläsi bei einer im Tessin lebenden Nachfahrin des Ehepaars zu erwerben (HMO 8156; HMO 8139; HMO 8891; HMO 8897; HMO 8893; HMO 8045; HMO 8171; HMO 8175; HMO 8894; HMO 8710).

1932 taucht erstmals der Name von Maria Felchlin in der Chronik des Museums in Verbindung mit einem Geschenk von zwei leider nicht bestimmten Fayencen auf. Zwei Jahre später erfährt man: «Fräulein Felchlin, Kennerin und eifrige Sammlerin, hat die ganze Geschirrsammlung geordnet.» 1936 wird mitgeteilt, dass der grösste Teil des Kredites für den Ankauf mehrerer guter Stücke von Matzendorf und für Trachtenschmuck verwendet wurde. In den vierziger und fünfziger Jahren kaufte das Museum regelmässig Fayencen von Kilchberg-Schooren. 1945 spricht der Jahresbericht von einem «erfreulichen Zuwachs in der Matzendorfer Sammlung», ohne dass es möglich gewesen wäre, einzelne damals erworbene Stücke zu identifizieren.

1952 teilt der Jahresbericht mit, dass Maria Felchlin mit der Inventarisation der Keramiksammlung begonnen und schon 132 Objekte aufgenommen habe. Gleichzeitig richtete sie die Ausstellung neu ein, indem sie das «Aedermannsdorfer» (die «Blaue Familie», die sie Niklaus Stampfli zuwies) von dem trennte, was sie als wirkliche Matzendorfer Produktion ansah und jede Gruppe in einer eigenen Vitrine präsentierte. Nebst den Fayencen mit «Berner Dekor» enthielt die Matzendorfer Vitrine auch zehn Objekte aus Steingut. Nach dieser Neuaufstellung stellte der Konservator Ernst Schätzle fest, dass «auswärtige Keramik» keinen Platz mehr hatte. Im folgenden Jahr hatte Felchlin schon 300 Fayencen inventarisiert, 108 von Matzendorf, wobei die «Berner Dekore» von Kilchberg mitgezählt sind, 42 Stück «Aedermannsdorfer» sowie 150 Geschirre anderer schweizerischer oder ausländischer Provenienz. Die neue keramische Ausstellung wurde am 23. Februar 1954 eingeweiht und war die erste museale Präsentation der Theorien von Maria Felchlin. Je mehr der Einfluss von Maria Felchlin im Museum zunahm, desto mehr erwarb man nun Fayencen mit «Berner Dekor» und nach 1958/59 auch Fayencen ostfranzösischer Herkunft, die Felchlin nach der Veröffentlichung ihrer These vom «Matzendorfer im Strassburger Stil» meinte mit Urs Studer in Verbindung bringen zu können.

1959 erhielt das Museum unverhofften Zuwachs an ausländischem Porzellan mit dem Legat von Maria Christen-Faesch, der 1959 in Lugano verstorbenen Witwe des Oltener Bürgers Otto Christen. Dem Wunsch der Erblasserin entsprechend, wurde die Sammlung mit 156 deutschen, schweizerischen, österreichischen, französischen und chinesischen Porzellanen in zwei grossen Vitrinen der im zweiten Stock des Museums gezeigten Keramikausstellung zur Schau gestellt und im Dezember 1960 eröffnet.

Offensichtlich bemühten sich die Verantwortlichen des Museums Olten mit oft sehr bescheidenen Mitteln und seit den dreissiger Jahren unter Mitwirkung von Maria Felchlin, eine Sammlung von lokal gefertigten Fayencen anzulegen. Hans Brunner, Konservator von 1970 bis 2001, entschied dann, diese Politik auf schweizerische Erzeugnisse auszuweiten. Im Jahresbericht von 1980 erklärte er seine Absicht, «die keramische Sammlung so weiter auszubauen, dass die Schweizer Manufakturen vertreten sind» (Brunner 1981). Dementsprechend erwarb er unter anderem ein Ensemble aus Nyon-Porzellan mit dem klassischen Streublumendekor (HMO 8516; HMO 8513; HMO 8511; HMO 8497; HMO 8510; HMO 8496; HMO 8498 ; HMO 8512; HMO 8207; HMO 8210), Berner Keramiken mit Engobedekor aus der Region Heimberg-Steffisburg, eine Tasse mit Untertasse aus Zürcher Porzellan, zwei einst Lenzburg zugeschriebene Fayencen, die aber Lunéville sind, und einen Fayencekorb von Sceaux (HMO 8347), der als vermeintliches Erzeugnis der Berner Manufaktur Willading gekauft wurde.

An modernen Stücken sammelte Brunner vor allem Porzellan von Langenthal der Jahre 1920 bis 1960. Im Allgemeinen beschränkten sich die Ankäufe des Museums auf Solothurner und Schweizer Keramik. Die einzigen Ausnahmen bilden falsche Zuschreibungen wie im Fall der genannten Fayencen oder von zwei Fayencen aus Durlach, die mit «m» markiert sind und deshalb Matzendorf zugewiesen wurden (HMO 8378; HMO 8377).

Unter den in den Registern erwähnten Verkäufern stösst man auch hier auf Th. Boner, Küfer von Laupersdorf und die Antiquitätenhändler G. Moser in Derendingen und Knecht in Solothurn, später auf Kurmann in Biberist und Weiss-Hesse in Olten. Bei Hans Thiersteins Witwe in Bern wurden wohl in den fünfziger Jahren ausschliesslich «Berner Dekore» aus Kilchberg-Schooren gekauft.

Schweizer Keramik

Die Sammlung der Keramik von Matzendorf umfasst 72 Objekte, davon zwölf aus Steingut, von denen neun zum Service für den Amtschreiber Bernhard Munzinger in Balsthal gehören (HMO 8531; HMO 8904; HMO 8534; HMO 8905; HMO 8539; HMO 8535; HMO 8533; HMO 8903; HMO 8532). An Fayencen aus dem Zeitraum 1800 bis 1840 gibt es zehn Objekte mit der Bartschale für Jakob Howald im Kleinholz von 1832 (HMO 8681) und einer bedeutenden Suppenschüssel für Johann Bosset in Zunzgen (BL) von 1835 (HMO 8833). Die Produktion der Jahre 1840 bis 1850 ist besonders gut vertreten mit den Rasierbecken von 1844 für Josef Studer (HMO 8682) und Joseph Schärmeli (HMO 8896). Für diese Periode besitzt das Museum zudem Beispiele von Services mit drei von Jakob Fluri 1842 bestellten Stücken (HMO 8156; HMO 8139; HMO 8891) und drei weiteren von 1843 (HMO 8897; HMO 8893). Fluri war Spross einer begüterten Bauernfamilie von Aedermannsdorf, heiratete 1844 Barbara Bläsi und wurde wenig später Ammann. Im Jahr seiner Heirat vervollständigte er sein Tafelservice mit Stücken, die seinen oder seiner Frau Namen tragen (HMO 8171; HMO 8175). Barbara Bläsi erhielt 1844 auch die schöne Milchkanne mit dem in Matzendorf sehr seltenen Landschaftsdekor (HMO 8894). Zur gleichen Gruppe gehören die 1842 von Joseph Bloch, dem Metzger in Oensingen und seiner Frau bestellte Suppenschüssel und eine Zuckerdose mit der einzigen in Matzendorf bezeugten Malermarke «G. F.» (HMO 8348), ferner eine Bartschale mit der gleichen Marke von 1843 (HMO 8892). Dreissig Fayencen sind später und gehören zur «Blauen Familie»; elf Stücke davon sind Teil des schönen, 1850 für Georg und Elisabeth von Rohr hergestellten Services (HMO 8071; HMO 8143; HMO 8708; HMO 8715; HMO 8743; HMO 8744; HMO 8745; HMO 8746; HMO 8888; HMO 8889; HMO 8890).

Der grosse Bestand an Fayencen von Kilchberg gibt ein reiches Bild vom Geschirr des zürcherischen Biedermeiers. Nebenbei notiert man hier eine Suppenschüssel von 1829, deren Deckel leider nicht erhalten ist (HMO 8144) und ein Tintengeschirr mit der Jahreszahl 1833 (HMO 8219), ferner eine Suppenschüssel von seltener Form, die vielleicht ein Rüschlikoner Erzeugnis ist (HMO 8141), und Schüsseln mit reichem Blumendekor wohl aus der Scheller’schen Fabrik im Schooren (HMO 8140; HMO 8149). Von dort dürfte auch das Giessfass mit erhaltenem Waschbecken kommen, was sehr selten ist (HMO 8142).

Zwei irdene Blumenlampen, die hier erstmals veröffentlicht werden, zeugen vom bisher unbekannten Schaffen des im Katalog der Solothurner Gewerbeausstellung von 1847 und in jenem der zweiten allgemeinen schweizerischen Gewerbe- und Industrieausstellung von 1848 erwähnten Keramikers Franz von Arx. An beiden Ausstellungen zeigte dieser ausschliesslich Objekte der genannten Art (HMO 8778; HMO 8777). Bei ihm dürfte es sich um Franz Joseph von Arx handeln (1794–1851), den Neffen des Ofenhafners Franz von Arx-Hofmann (1759–1821), von dessen Arbeit noch eine signierte Ofenkachel mit Datum 1819 im Museum Olten zeugt. Es scheint, dass der Neffe die Werkstatt seines Onkels übernahm (Fischer 1989).

Ausländische Keramik

An ausländischer Keramik enthält die Sammlung eine Gruppe von sechzig Stücken aus bedrucktem Steingut der Zeit von 1830 bis 1860 aus den württembergischen Manufakturen Hornberg und Schramberg, vor allem aber aus dem badischen Zell am Harmersbach (Beispiele: HMO 8013; HMO 8283; HMO 8284; HMO 8396; HMO 8404; HMO 8280; HMO 8281; HMO 8068; HMO 8275; HMO 8276). Dies Geschirr wurde in Mengen importiert und gab damit Anlass für die Klagen von Matzendorf über die ausländische Konkurrenz.

Das Museum besitzt zudem an die vierzig ostfranzösische Fayencen mit in Aufglasurfarben gemalten Blumen der Zeit um 1800, die Maria Felchlin als «Matzendorfer im Strassburger Stil» der Werkstatt von Urs Studer zuwies (HMO 8713; HMO 8129; HMO 8066; HMO 8064; HMO 8065; HMO 8114; HMO 8113; HMO 8108; HMO 8692; HMO 8723). Es ist noch unklar, wo genau diese Stücke fabriziert wurden. Jean Rosen denkt hier an Bois d’Épense (siehe z. B. Rosen und Maggetti 2012). Interessanter sind die zwei von Hans Brunner als «Lenzburg» angekauften Fayencen, zum einen die Schale mit dem originalen Lunéviller «Kranich-Dekor» (HMO 8346), einem Motiv, das in der Franche-Comté in etwas vereinfachter Form übernommen und von Maria Felchlin für Matzendorf reklamiert wurde (z. B. HMO 8712 – siehe auch «Fayencen aus der Franche-Comté in Solothurner Sammlungen»), zum andern die schöne, von einem vorzüglichen Hausmaler mit indianische Blumen bemalte Suppenschüssel von Lunéville (HMO 8093).

Das Legat von Maria Christen-Faesch

Das Legat Christen-Faesch enthält vor allem Porzellane deutscher Manufakturen mit Geschirr und Figuren sowie chinesisches, vor allem blau-weisses Exportporzellan der Kangxi-Zeit. Stark vertreten ist Meissen mit vier Tellern aus dem berühmten «Brühl’schen Allerlei»-Service, welches zwischen 1742 und 1747 für Graf Heinrich von Brühl geschaffen wurde (HMO 8565; HMO 8566; HMO 8765; HMO 8766). Zu diesen Meisterwerken kommt ein mit Früchten und Gemüse bemaltes Tee- und Kaffeeservice der Jahre 1740 bis 1750 von hervorragender Qualität (HMO 8328; HMO 8559; HMO 8747; HMO 8748; HMO 8749; HMO 8750; HMO 8751; HMO 8752; HMO 8753; HMO 8754; HMO 8755, HMO 8757; HMO 8758; HMO 8759; HMO 8761; HMO 8762; HMO 8763; HMO 8764). Unter dem Geschirr fällt ferner eine schöne, mit «Holländischen Bauern» bemalte Kaffeekanne von Nymphenburg auf, die leider keinen Deckel hat (HMO 8562), dann eine Sauciere von nicht veröffentlichter Form aus Ludwigsburger Porzellan (HMO 8561) und zwei Wiener Platten vom Ende des 18. Jahrhunderts mit ungewöhnlicher Camaieu-Landschaftsmalerei (HMO 8767; HMO 8768).

Was die Porzellanplastik angeht, kommen die schönsten Exemplare aus Ludwigsburg, wie die eindrückliche Potpourrivase, von der nur wenige Ausformungen bekannt sind (HMO 8652). Geläufiger sind die Figuren des Trinkers (HMO 8646) und des Wirts (HMO 8638) von Jean-Jacques Louis sowie der Fischerin (HMO 8637) und des Leiermanns (HMO 8644) von Johann Christian Beyer. Die Manufaktur Fürstenberg ist mit zwei Gruppen vertreten, welche die vier Kontinente darstellen (HMO 8657; HMO 8658). Sie sind nach Meissener Modellen von Friedrich Elias Meyer geformt, wobei in der Kollektion auch das Meissener Originalmodell von «Asien und Afrika» vorhanden ist (HMO 8651). Zu den besten Stücken gehören ferner ein «Elsässer Bauer mit Rückentragkorb» von Frankenthal (HMO 7195) und eine Schäferin und ein Flötenspieler von Wien (HMO 8643; HMO 8635).

Das Legat umfasst auch etwa dreissig Figuren neueren Datums, darunter spätere Ausformungen von Meissener Originalen (HMO 7184; HMO 8664; HMO 7180; HMO 8665; HMO 8668) und plagiatartige Nachbildungen nach Meissen (HMO 8667; HMO 8663; HMO 7187), Ludwigsburg (HMO 8832), oder auch Sèvres (HMO 8756). Die zwei Figuren aus der berühmten Manufaktur von Samson bei Paris imitieren klar den Stil von Meissen, ohne dass wir die entsprechenden Meissener Modelle gefunden hätten (HMO 8666; HMO 7183). Und die Marke, die Samson hier verwendet hat, ist jener von Meissen sehr ähnlich. Die Kinderbüste mit der Ludwigsburger Marke (HMO 7185) entspricht keinem Modell der Manufaktur. Die meisten dieser Plagiate können für einen wenig erfahrenen Liebhaber gefährlich sein und leicht dazu führen, dass er Opfer einer Täuschung wird. Das gilt auch für die absolut rechtmässigen Neuausformungen nach den alten Modellen von Höchst. Der Fall ist verhältnismässig klar, wenn beispielsweise die Manufaktur Damm der Höchster Radmarke ihre Initiale beigibt (HMO 8661), wird aber heikel, wenn ein solches Zeichen fehlt (HMO 8662; HMO 7186; HMO 7197; HMO 7198; HMO 7199; HMO 7200; HMO 7201; HMO 7202).

Als vom Museum beigezogene Expertin hat Maria Felchlin das Legat mithilfe des Basler Antiquars Fritz Klingelfuss dokumentiert und ausgestellt. Klingelfuss war offenbar schon der Berater und Lieferant von Maria Christen-Faesch (Felchlin 1961).

Moderne Keramik

An moderner Keramik zählt die Sammlung rund 140 Objekte. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Schweizer Erzeugnisse, Porzellan von Langenthal und engobierte Ware aus Heimberg-Steffisburg, die von Hans Brunner erworben wurden. Hier heben wir die charmante Porzellanfigur eines vom Heimberger Plastiker Adolf Schmalz modellierten Bauernpaares hervor (HMO 7179), die unseres Wissens das erste Beispiel für die Zusammenarbeit von Schmalz mit Langenthal ist. Das Museum besitzt aber auch eine von Schmalz in der traditionellen Technik der Heimberger Irdenware geschaffene Figur des Langnauer Alpendoktors Michael Schüpbach (HMO 8342).

Moderne ausländische Keramik ist dem Museum in Form von Geschenken zugekommen. Erwähnenswert ist hier eine Sammlung von dreissig Münzen und Medaillen aus Porzellan und Steinzeug von Meissen aus dem Jahr 1921, wie sie in öffentlichen Sammlungen der Schweiz selten sein dürfte (HMO 8854 bis HMO 8883).

Bibliographie

 Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 28–34.

Brunner 1981
Hans Brunner, Historisches Museum Olten. Jahresbericht 1980. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1981, 154–156.

Brunner 1983
Hans Brunner, Das Historische Museum Olten. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1983, 17–19.

Brunner 1987
Hans Brunner, Historisches Museum Olten. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1987, 27–30.

Brunner 1991
Hans Brunner, Historisches Museum Olten. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1991, 33–34.

Brunner 1992
Hans Brunner, Historisches Museum Olten. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1992, 26–27.

Brunner 1994
Hans Brunner, Historisches Museum Olten. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1994, 28–30.

Brunner 1996
Hans Brunner, Historisches Museum Olten. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1996, 27–29.

Felchlin 1961
Maria Felchlin, Die Bedeutung der Porzellansammlung Maria Christen-Faesch im Historischen Museum Olten (Sonderdruck aus Heimat und Volk, Beilage zum Oltner Tagblatt), Olten 1961.

Fischer 1989
Martin Eduard Fischer, Hafner und Hafnerhandwerk in Olten. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1989, 189–196.

Häfliger 1951
Eduard Häfliger, 50 Jahre Historisches Museum Olten. Oltner Neujahrsblätter, 1951, 13–24.

Rosen et Maggetti 2012
Jean Rosen et Marino Maggetti, En passant par la Lorraine… Un nouvel éclairage sur les faïences et les «terres blanches» du Bois d’Épense/Les Islettes, de Lunéville et de Saint-Clément. Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 126, 2012, 1-115.

Schätzle 1970
Ernst Schätzle, Das historische Museum Olten. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1970, 114–118.

 

Solothurn, Historisches Museum Blumenstein (MBS)

Museum Blumenstein
Blumensteinweg 12
CH-4500 Solothurn
Tel. +41 (0)32 626 93 93
museumblumenstein@solothurn.ch

Die Sammlung des Museum Blumenstein in CERAMICA CH

Roland Blaettler 2019

Die ersten Sammlungen der Stadt Solothurn waren archäologischer Art und gehen auf das 17. Jahrhundert zurück. Zu Beginn der 1760er-Jahre stiess man beim Abbruch der alten Kathedrale St. Urs auf Funde, die man aufzubewahren beschloss und die, wenn man sie nicht an andern Orten deponierte, der Stadtbibliothek übergab. Der 1857 gegründete Historische Verein übernahm dann die städtischen Sammlungen, die vor allem aus Münzen, Medaillen und verschiedenen Kuriositäten bestanden. Der Kunstverein (1850), die naturhistorische Gesellschaft (1825) kümmerten sich ihrerseits um die sie betreffenden Kollektionen. Ein erstes Projekt für einen Museumsbau wurde 1860 in einer Abstimmung abgelehnt. 1890 hatte ein zweites Projekt Erfolg und 1902 konnte das neue Museum der Stadt, das heutige Kunstmuseum, eingeweiht werden.

Die Sammlungen wurden hier unter einem Dach vereint und in drei Abteilungen zur Schau gestellt: der Kunstsammlung, der naturhistorischen und der historisch-antiquarischen Abteilung. Bei dieser Gelegenheit erschien eine Denkschrift zur Eröffnung von Museum und Saalbau der Stadt Solothurn mit einem Führer durch die Ausstellungssäle. Die Räume der historisch-antiquarischen Sammlungen wurden vom für diese verantwortlichen Konservator Eugen Tatarinoff präsentiert. Ein Saal galt der Archäologie, ein zweiter der religiösen Kunst, ein dritter der Kathedrale. In drei weiteren Räumen war die mittelalterliche und neuere Abteilung mit Münzen, Medaillen und Waffen untergebracht. Es folgte der Ambassadorensaal mit Möbeln, Uhren und Glasscheiben, dann das Landeronzimmer mit dem Rebgut der Bürgergemeinde am Neuenburgersee und das Renaissancezimmer mit geschnitzten Boiserien und etwas Zinngeschirr. Keramik wird keine erwähnt; was es gab, scheint nicht nennenswert gewesen zu sein.

1950 kaufte die Stadt den Blumenstein, den ehemaligen Patriziersitz der Familie Greder von Wartenfels. Damit erhielten die historischen Sammlungen ihr eigenes Haus. Die schöne Liegenschaft mit ihrem Garten gehörte damals Fritz Hirt-Baumgartner, dem Konservator der historisch-antiquarischen Abteilung des städtischen Museums. Das Museum Blumenstein wurde im Mai 1952 eingeweiht. In der ersten Etage des Hauses blieb Lucie, der Gattin von Fritz Hirt, das Wohnrecht bis zu ihrem 1977 erfolgten Tod. Danach stand das ganze Haus für die Sammlungen zur Verfügung, und 1980 wurden auch die archäologischen Bestände dahin verlegt (Glutz-Blotzheim 1952 und 1970; Vital 1981).

Die Keramiksammlung im Blumenstein zählt rund 400 Objekte. Davon haben wir etwa 350 in unser Inventar aufgenommen. Ein Drittel dieses Bestandes machen die Fayencen von Matzendorf aus, ein weiteres Drittel die Fayencen von Kilchberg, und der Rest sind Keramiken schweizerischer, französischer und deutscher Herkunft. Das Museum ist die einzige Institution im Solothurnischen mit einem Inventar, das Auskunft gibt zur Geschichte der Sammlung und zur Herkunft der Objekte. Etwa 40 Prozent sind Geschenke und Legate. Die ersten Ankäufe wurden 1903 mit der Erwerbung eines kleinen Ensembles mit einfachem Streublumendekor aus Porzellan von Nyon getätigt (MBS 1903.110a–e).

Die Sammlung Otto Fröhlicher

Das wichtigste Ereignis für die Entwicklung der Keramiksammlung war 1912 die Schenkung der Privatsammlung von Otto Fröhlicher, dem ersten bekannten Sammler von Matzendorfer Fayencen. Otto Fröhlicher (1852–1915) arbeitete nach einer kaufmännischen Ausbildung in der Westschweiz und in Belgien dreissig Jahre in der Papierfabrik Ziegler in Grellingen. Er stieg dort im Betrieb bis in die Direktion auf und teilte diese schliesslich mit seinem Schwager. Fröhlicher interessierte sich leidenschaftlich für Kunst, Geschichte und die Naturwissenschaften, Disziplinen, in denen er selbst verschiedene Arbeiten unternahm. Im von seinem Freund Bernhard Wyss verfassten Nachruf wird die Verbundenheit des Verstorbenen mit seiner Vaterstadt, den Bergen des Juras sowie der Geschichte und den Sitten des Landes in Erinnerung gerufen. Er erzählt, mit welcher Hingabe Fröhlicher historische Dokumente und alte Objekte sammelte, um sie vor dem Vergessen zu retten, Schätze, die er der Bibliothek und dem Museum von Solothurn und so der Gemeinschaft schenkte (B. Wyss, «Am Grabe des Herrn Otto Fröhlicher sel. zu Grellingen», Manuskript, Zentralbibliothek Solothurn, S II 222). Alle Erinnerungen an Fröhlicher gedenken seiner Leidenschaft, mit der er die Höhenzüge und das Vorgelände des Juras durchstreifte und den Kontakt mit der ländlichen Bevölkerung suchte, die ihm von ihrem Leben und ihren Gebräuchen erzählte (Solothurner Tagblatt, 140, 19. Juni 1915, S. 4; St. UrsenKalender, 64. Jahrgang, 1917, S. 98).

Bei seinen Ausflügen sammelte er auch seine Fayencen von Matzendorf. In vielen Fällen verzeichnet das Inventar nicht nur das Datum des Ankaufs, sondern auch die Namen der Verkäufer. Oft erwarb er seine Stücke von einem Nachkommen des ersten Besitzers, manchmal sogar vom noch lebenden ursprünglichen Besitzer selbst. Selten nur nahm er die Hilfe eines Antiquars in Anspruch, eines gewissen Häfeli in Solothurn, der ihm 1911 drei Stücke aus Steingut verkaufte. Die ersten Ankäufe gehen auf die Jahre 1904/1905 zurück, die meisten aber wurden zwischen 1910 und 1912 getätigt. Im Jahr seiner Schenkung kaufte er noch über zwanzig Objekte.

Mit der Sammlung Fröhlicher war das Museum auf ein Mal um 86 Objekte reicher, was noch immer ein Viertel der heutigen keramischen Sammlung ausmacht! Im Bestand Fröhlicher gibt es nur zwei Fayencen aus Kilchberg. Das zeigt einmal mehr, dass die Zuschreibung von Kilchberg-Schoorener Erzeugnissen an Matzendorf unter Liebhabern schon vor Schwabs Publikation verbreitet war. Fröhlicher hatte seine Erwerbungen vor allem auf der Solothurner Landschaft gemacht, und der bescheidene Anteil zürcherischer Ware spricht nur für deren geringe Verbreitung in der Region. Alle andern Objekte sind eindeutig Produkte von Matzendorf, wobei 50 Stücke in die Spätzeit datieren und vor allem zur «Blauen Familie» der Jahre 1850 bis 1880 gehören. Unter dem Rest sind acht Beispiele aus Steingut, darunter die fantastische, neoklassische Vase mit den Satyrmasken, die eventuell für Ludwig von Roll persönlich angefertigt wurde (MBS 1988.104).

Unter den Fayencen findet man das älteste bekannte Stück, den Teller mit dem Datum 1801 (MBS 1912.220). 25 Objekte illustrieren die Produktion zwischen 1825 und 1850 mit so bedeutenden Stücken wie dem Teller für Johann Winistörfer von 1832 (MBS 1912.81), der Bartschale für Urs Jakob Dietschi von 1837 (MBS 1912.230) und jener für Jakob Müller von 1842, die als Vorläufer der «Blauen Familie» gelten kann (MBS 1912.235). Weiter findet man hier die Bartschale für Johann Bieli, auf die sich Felchlin und Vogt mit ihrer Theorie des «Berner Dekors» von Matzendorf stützten (MBS 1912.99). Für die Übergangszeit zur «Blauen Familie» sei endlich die Suppenschüssel der «Schlüssel»-Wirte in Aedermannsdorf erwähnt, welche das einzige mit einem Hauszeichen dekorierte Stück ist (MBS 1912.112).

Kurz, die Schenkung Fröhlicher ist der eigentliche Gründungsakt für die Geschichte der Keramiksammlung des Museums Solothurn. Dieser bedeutende Grundstock ist bis heute um etwa vierzig weitere Fayencen von Matzendorf erweitert worden. Zu den späteren Erwerbungen gehören drei Steingutstücke, darunter die bemerkenswerte Schreibgarnitur für Kaplan Franz Anton Fluri von 1818 (MBS 1912.199), ferner zehn Stücke aus den Jahren 1800 bis 1840 und etwa dreissig Objekte der «Blauen Familie».

Nach 1912 ging es mit der Sammlung nur noch langsam vorwärts. Zwischen 1913 und heute wurde der Bestand um kaum 200 Objekte vermehrt. Ein ungewöhnlicher Zuwachs war im Jahr 1920 zu verzeichnen, mit etwa 50 neuen Stücken, welche vom Antiquar Moser in Derendingen kamen und unter denen auch Fayencen von Matzendorf, vor allem aber von Kilchberg waren, nebst etwas «Bauernkeramik» aus Langnau und aus Heimberg. An Ausländischem gab es einige Fayencen deutscher und ostfranzösischer Herkunft sowie 13 Stücke aus Steinzeug «Westerwälder Art» (MBS 1920.65; MBS 1920.67; MBS 1920.61; MBS 1920.73; MBS 1920.74; MBS 1920.60; MBS 1920.72; MBS 1920.69; MBS 1920.66; MBS 1920.64; MBS 1920.68; MBS 1920.63). Neuerwerbungen brachten ferner die Jahre 1942 bis 1944 mit dem Ankauf von jährlich zwölf Objekten hauptsächlich aus Kilchberger Fayence, Ankäufe, die wohl infolge der ersten massgebenden, die Theorie des «Berner Dekors» energisch vertretenden Publikation von Maria Felchlin, getätigt wurden. Später erhielt das Museum noch die Apotheke des Klosters St. Joseph mit 46 Apothekertöpfen aus Kilchberger Fayence mit Formen, die bis dahin nicht bekannt waren (MBS 1977.370; MBS 1997.381; MBS 1997.387).

Ausser der Sammlung an Matzendorfer Fayencen, der nur jene im Historischen Museum Olten vergleichbar ist, besitzt das Museum Blumenstein als bedeutenden keramischen Schatz vier blau bemalte Fayenceplatten aus der Werkstatt des Ofenhafners Urs Johann Wysswald in Solothurn, die 1962 und 2005 erworben werden konnten (MBS 1962.14; MBS 1962.13; MBS 1962.12; MBS 2005.49). Auch wenn diese Platten Erzeugnisse einer Werkstatt sind, die sonst Kachelöfen herstellte, handelt es sich hier doch um erstaunlich hochwertige Erzeugnisse, die in der Geschichte der schweizerischen Fayence aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einzig dastehen.

In der kleinen Gruppe an engobierter, glasierter Irdenware gibt es vier Objekte, die besonders erwähnt zu werden verdienen, zuerst das Tintengeschirr von Jakob Bannier in Oberwil (BL) mit Inschriften (MBS 1933.9), die erlauben, andere Keramiken im Musée d’art et d’histoire in Neuchâtel (MAHN AA 1470) und im Museum Olten genau zu bestimmen (HMO 8227) und weiter drei Platten von Christian Matthys in Heimberg mit den Daten 1865 und 1872, von denen eine vom Töpfer signiert ist (MBS 1920.139; MBS 1920.138; MBS 1920.140). Bis heute war nur ein Stück dieser Werkstatt bekannt, das sich im Museum der Kulturen in Basel befindet (MKB VI-3919).

In Zusammenhang mit den Erwerbungen von 1920 haben wir den Antiquar Moser († 1942) erwähnt, von dem es in einem Bericht vom Konservator in der «Rechnung und Bericht über die Verwaltung der Einwohnergemeinde der Stadt Solothurn» (Zentralbibliothek Solothurn, YR 35) heisst, er habe «seit Jahren Kleinaltertümer im Museum deponiert, die er nun zum Kaufe anbietet», darunter auch Fayencen und Gläser. Ein weiterer Anbieter war Pfarrer Karl Sulzberger aus Trimbach, der 1912 und 1916 dem Museum einige Keramiken verkaufte. Das Inventar spricht ferner von einem Depot Sulzberger. Wie Moser hatte Sulzberger offenbar die Gewohnheit, Objekte im Museum zu deponieren, bevor er sie zum Kauf anbot. Das Inventar nennt hier und da auch zwei in Solothurn ansässige Antiquare mit Namen Vetterli und Knecht. Häufiger aber ist von Angehörigen der Familie Boner in Laupersdorf die Rede, von Th. Boner, der auch als Küfer erwähnt wird zwischen 1914 und 1920, von H. Boner in den Jahren 1916 und 1920 und von J. Boner zwischen 1915 und 1917. Für die Erwerbungen der Jahre 1940 nahm man die Dienste der Auktionshäuser Zbinden-Hess und Stuker in Bern in Anspruch.

Auch wenn kaum von einer gezielten Ankaufspolitik gesprochen werden kann, hat man sich doch bemüht, den von Fröhlicher geschenkten Bestand an Matzendorfer Fayencen Stück für Stück zu ergänzen, so dass die Keramiksammlung des Museums Blumenstein für die Erzeugnisse von Matzendorf von zentraler Bedeutung ist. Sie enthält aber auch schöne Beispiele an zürcherischen Biedermeier-Fayencen und die ausserordentlichen Platten aus der Hafnerwerkstatt Wysswald.

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 26–28.

Glutz-Blotzheim 1952
Konrad Glutz-Blotzheim, Das neue historische Museum Schloss Blumenstein. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1952, 153–157.

Glutz-Blotzheim 1970
Konrad Glutz-Blotzheim, Historisches Museum der Stadt Solothurn im Schloss Blumenstein. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1970, 110–113.

Vital 1981
Nicolo Vital, Der Blumenstein, das historische Museum der Stadt Solothurn. Jurablätter. Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 1981, 82–83.

 

Solothurn, Kantonsarchäologie (KASO)

Kantonsarchäologie Solothurn (KASO)
Werkhofstrasse 55
CH-4509 Solothurn
Tel. +41 (0)32 627 25 77
archaeologie@bd.so.ch

Kantonsarchäologie Solothurn in CERAMICA CH

Roland Blaettler,  2019

Die Kantonsarchäologie Solothurn verfügt wie alle vergleichbaren archäologischen Dienste der Schweiz über ein grosses Lager an Funden von keramischen Scherben auch neuerer Zeit aus vielen, seit Jahrzehnten unternommenen Grabungen. Sie sind meistens noch nicht vollständig aufgearbeitet. Für uns haben wir einige besser erhaltene Stücke herausgegriffen, die wohl lokale Erzeugnisse aus dem 16./17. Jahrhundert sind (KASO 115/185/107.1; KASO 115/185/105; KASO 115/185/108.5 und 6; KASO 115/185/109.1; KASO 115/161/277.6; KASO 115/161/277.1; KASO 115/161/277.2; KASO 115/161/277.3; KASO 115/161/277.4; KASO 115/161/277.5). Darunter befinden sich, nebst einer Fülle von Scherben, eine Reihe von relativ gut erhaltenen bzw. rekonstruierten Gefässen, die aus zwei Grabungen stammen: Gerberngasse 3 (1986) und Hauptgasse 7 (1988). Die erste Ausgrabungsstätte lieferte einen Zugang zu einem Teil der 325–330 gebauten Castrumsmauer. An mittelalterlich-neuzeitlichen Befunden sind u. a. mehrere Sickergruben zu erwähnen. An der Hauptgasse 7 kamen mehrere spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Fäkalien- und Abfallgruben zum Vorschein. Neben vereinzelten römerzeitlichen Scherben wurden hier auch Überreste von mittelalterlicher Haushalt- und Ofenkeramik zu Tage gefördert (Spycher 1989 – Dokumentation Andrea Nold, Kantonsarchäologie Solothurn). Da in beiden Fällen der aufgefundene Kontext keine ausschlaggebenden Informationen liefert, können die Objekte nur auf der Basis von stilistisch-technischen Indizien datiert werden.

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 40, 46.

Spycher 1989
Hanspeter Spycher, Solothurn/Hauptgasse 7. Archäologie im Kanton Solothurn, 1989, 144–145.