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Biel BE, Laubscher, Hafnerei

Andreas Heege,  Alfred Spycher, Jonathan Frey,  2025

Zu den Hafnern der Stadt Biel liegen bislang keine umfangreicheren Forschungen vor. Das Stadtgeschichtliche Lexikon der Stadt Biel nennt Hafner mit den Namen:  Bitto, Laubscher, Schaltenbrand, Schöni, Wannenmacher und Witz (vgl. Bourquin/Bourquin 1999, Stichwort Hafner). Zu ergänzen wären aufgrund anderer Quellen noch die Namen Hausher, Meyer (Biel-Mett), Monin, Riner,  Ritter (Biel-Bözingen), Schauenberg, Sali. Die Hafner gehörten in der frühen Neuzeit zur „Zunft zum Wald“. Für sie ist aus dem Jahr 1743 immerhin eine Zunftordnung überliefert (Schwab 1921, 18-20; auch Boschetti-Maradi 2006, 186-187).

Im Zusammenhang mit dem bernischen Ofenbauer Wilhelm Emanuel Dittlinger (1718-1799) konnte jetzt ein Stammbaum der durch zwei Heiraten eng verbundenen Bieler Hafnerfamilie Laubscher zusammengestellt werden, der an dieser Stelle zugänglich gemacht werden soll.

Stammbaum der Hafner Laubscher, Biel (PDF)

Laubscher Biel_Stammbaum (Excel-Tabelle)

Die Laubscher wurden 1483 in Biel eingebürgert. In der Familie Laubscher gibt es zwei Hafnergenerationen.

Jakob Samuel Laubscher (1676-1733)
Er machte in den 1690er-Jahren seine Lehre bei Meister Hans Heinrich Hess in Bern (Boschetti-Maradi 2006, 180).  1702 finden wir ihn in Büren a. d. Aare bzw. in Biel.  Am 9. April 1704 brennt durch sein Verschulden die Ziegelhütte in Biel ab. Dafür wurde er für zwei Jahre aus der Stadt verbannt. Er begab sich nach Vevey (damals BE, heute VD), wo er Judith Calandre/Calander heiratete und am 12. Oktober 1707 die Tochter Anna Maria taufte, die später den Hafner Wilhelm Emanuel Dittlinger aus Bern heiraten sollte. 1710 kam dort eine weitere Tochter Anna-Jeanne-Madelaine zur Welt, 1711/1712 vermutlich auch der erste Sohn und spätere Hafner Samuel Laubscher (1711/1712 – ?), bevor das Paar spätestens 1712 wieder nach Biel zog. Dort kamen die übrigen Kinder zur Welt. Aus unbekannten Gründen sollte Jakob Emanuel Laubschers Ehefrau 1712 der Stadt Biel verwiesen werden. In den folgenden Jahren gibt es Hinweise auf zahlreiche Nachbarschaftsstreitigkeiten. 1726 wird anlässlich einer Kreditaufnahme bei der „Zunft zum Wald“ das Haus des Hafners an der Klostergasse in Biel erwähnt (Archivalien zu Jakob Samuel Laubscher).

Samuel Laubscher (1711/1712 – ?)
Samuel Laubscher wurde vermutlich in Vevey geboren, lebte aber später mit seinen Eltern in Biel. Anlässlich eines Streits mit dem Hafnergesellen Michel Blanck finden wir ihn 1730 als Gesellen bei der Witwe Fruting in Bern in Diensten (vermutlich Elisabeth Reinli, -1743, Witwe von Jakob Fruting, 1672-1728, siehe Stammbaum der Hafner Fruting von Bern). Im Todesjahr des Vaters befindet sich Samuel in Biel, wo er zusammen mit seiner Mutter für einen Zunftkredit von 20 Kronen das elterliche Haus als Pfand einsetzt. Vermutlich 1740 heiratete er Maria Elisabeth Dittlinger, die Schwester des Berner Hafners Wilhelm Emanuel Dittlinger (1718-1799, zur Person Boschetti-Maradi 2006, 180). 1740 wurde ihm von den Berner Hafnermeistern Fruting und Herrmann als Vertretern der bernischen Hafner  vorgeworfen, er habe unberechtigterweise seinem Schwager Dittlinger bei der Anfertigung eines Meisterstücks („Gupfenofen“ = Kachelofen mit Ofenturm) geholfen. Die Vorwürfe liessen sich jedoch nicht erhärten und das Verfahren gegen Dittlinger wurde fallengelassen. Anfang 1741 nahm er einen weiteren Kredit von 20 Kronen auf das Haus in der Klostergasse auf, das ihm im Erbgang nach 1733 zugefallen war. Wegen Ehestreits lebte seine Ehefrau Maria Elisabeth Dittlinger 1742 eine Zeit in Bern, wo sie auch den ersten Sohn Wilhelm Samuel bekam. Letzterer ertrank 1751 in der Schüss. Bei der Geburt der Tochter Maria Margreth 1744 in Biel, war der Berner Hafner Johann Rudolf Fruting Pate. Die Tochter starb mit 10 Jahren 1754 „im Kloster“. Für die Jahre 1741-1744 blieb Samuel den Hypothekenzins auf sein Haus  schuldig und Anfang 1746 wurde über ihn der Konkurs (Geldstag) eröffnet.

Der Bieler Schuhmacher David Schöni kaufte für seinen Sohn, den Hafner Ludwig Schöni, aus der Konkursmasse den vor dem Nidau-Tor an der Landstrasse gelegenen Brennofen für 30 Kronen und überliess ihn ihm zur Nutzung. Er verkaufte die „Brennhütte mit allem Zubehör“ (d.h. inkl. des Ofens) schliesslich erst 1773 an seinen Sohn.

1758 wurde ein weiterer Sohn Emanuel Daniel in Bern geboren. Er lebte allerdings nur zwei Jahre. Das Todesdatum und der Sterbeort von Samuel und seiner Ehefrau sind derzeit nicht bekannt. (Archivalien zu Samuel Laubscher)

Weder von Jakob Samuel Laubscher, noch von Samuel Laubscher scheinen sich Kachelöfen oder Geschirrkeramik erhalten zu haben.

Bibliographie:

Boschetti-Maradi 2006
Adriano Boschetti-Maradi, Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 8), Bern 2006.

Bourquin/Bourquin 1999
Werner Bourquin/Marcus Bourquin, Biel, Stadtgeschichtliches Lexikon, von der Römerzeit bis Ende der 1930er Jahre, Büro Cortesi (Hrsg.), Biel 1999.

Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.

 

Biel BE, Schöni, Hafnerei

Andreas Heege,  Alfred Spycher, 2025

Zu den Hafnern der Stadt Biel liegen bislang keine umfangreicheren Forschungen vor. Das Stadtgeschichtliche Lexikon der Stadt Biel nennt Hafner mit den Namen:  Bitto, Laubscher, Schaltenbrand, Schöni, Wannenmacher und Witz (vgl. Bourquin/Bourquin 1999, Stichwort Hafner). Zu ergänzen wären aufgrund anderer Quellen noch die Namen Hausher, Meyer (Biel-Mett), Monin, Riner,  Ritter (Biel-Bözingen), Schauenberg und Sali. Die Hafner gehörten in der frühen Neuzeit zur „Zunft zum Wald“. Für sie ist aus dem Jahr 1743 immerhin eine Zunftordnung überliefert (Schwab 1921, 18-20; auch Boschetti-Maradi 2006, 186-187).

Die Hafner Schöni sind in Biel im 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit drei Hafnergenerationen vertreten (Stammbaum). Die Schöni sind ein Geschlecht aus Thun, das in Biel 1623 eingeburgert wurde (Archivalien zu den Hafnern). Der Vater der ersten Hafner – David Schöni (1700-1773) war Schuhmacher und besass ein Haus in Biel an der Untergasse. Er hatte vier Söhne, von denen zwei Hafner wurden: Ludwig (1724-1795) und Hans Jacob (1738-1803). Während der Vater 1750 für den ersten Sohn eine Brennhütte vor dem Nidau Tor aus dem Konkurs des Hafners Samuel Laubscher (1711/1712 – ?) erwarb (SABB [Stadtarchiv Biel/Bienne] Zunft zum Wald 14/1. Wald Urbar TOM I, 66), ist unklar, wo der zweite Sohn Hans Jacob (1738-1803) seine Hafnerei hatte. Arbeitete er in der Werkstatt seines Bruders mit? 1773 erwarb Ludwig (1724-1795) die Brennhütte von seinem Vater (StAB Bez Biel B 467, 102, 3.3.1773). Ob er sie an seine beiden Hafnersöhne Johann Peter (1768-1845) bzw. Johann Jakob (1773-1822) weitervererbte, ist nicht belegt. Beide Söhne werden jedoch zweifelsfrei als Hafner bzw. Hafnermeister in Biel bezeichnet. Für Peter findet sich 1841 die Angabe „gewesener Hafnermeister“. Für Johann Peters Sohn Abraham Alexander (1796-1880) finden sich nur 1820 und 1821 Hinweise, dass er in der väterlichen Hafnerei arbeitete. Danach machte er Karriere als Wirt, Weinhändler, Politiker, Gerichtspräsident, Regierungsstatthalter und Bernischer Grossrat. Johann Jakob, jünger (1798-1860), der Sohn von Johann Jakob (1773-1822), wurde ebenfalls Hafner, doch haben wir über ihn keine weiteren Informationen. Es ist davon auszugehen, dass spätestens mit seinem Tod 1860 die Hafner Schöni in Biel keine Kachelöfen oder Geschirrkeramik mehr produzierten.

Produkte der Hafner Schöni sind nicht bekannt.

Bibliographie:

Boschetti-Maradi 2006
Adriano Boschetti-Maradi, Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 8), Bern 2006.

Bourquin/Bourquin 1999
Werner Bourquin/Marcus Bourquin, Biel, Stadtgeschichtliches Lexikon, von der Römerzeit bis Ende der 1930er Jahre, Büro Cortesi (Hrsg.), Biel 1999.

Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.

Biel BE, Witz, Hafnerei

Andreas Heege,  Alfred Spycher, 2025

Zu den Hafnern der Stadt Biel liegen bislang keine umfangreicheren Forschungen vor. Das Stadtgeschichtliche Lexikon der Stadt Biel nennt Hafner mit den Namen:  Bitto, Laubscher, Schaltenbrand, Schöni, Wannenmacher und Witz (vgl. Bourquin/Bourquin 1999, Stichwort Hafner). Zu ergänzen wären aufgrund anderer Quellen noch die Namen Hausher, Meyer (Biel-Mett), Monin, Riner,  Ritter (Biel-Bözingen), Schauenberg und Sali. Die Hafner gehörten in der frühen Neuzeit zur “Zunft zum Wald”. Für sie ist aus dem Jahr 1743 immerhin eine Zunftordnung überliefert (Schwab 1921, 18-20; auch Boschetti-Maradi 2006, 186-187).

Die Hafner Witz aus Biel lassen sich zwischen dem frühen 18. und dem mittleren 19. Jahrhundert mit drei Generationen nachweisen, in denen jeweils zwei oder drei Hafner tätig waren (Stammbaum; Quellen). Nur für Hans Peter Witz  ist der Standort seines Hauses in der Bieler Untergasse nachgewiesen (StAB Bez Biel B 468, 133). 1785 wurde er vom Chorgericht wegen „schlechter Kinderzucht, Abhaltung der Kinder vom Schulbesuch und seltenem Gottesdienstbesuch“ ermahnt (Chorgerichtsmanuale Biel 1778-1789, ohne Seitenzahl).

Bielerhaus in Ligerz, Dorfgasse 55, Reste eines Kachelofens von 1770, Foto Beat Burkhardt, Weingut Bielerhaus.

Von Hans Peter Witz (1742-1788) oder seinen Vater Hanspeter Witz (1710-1777) sind im Bielerhaus in Ligerz die Reste eines „P. Witz, 1770“ signierten Kachelofens erhalten (Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz 7, 578. Schweizerisches Künstlerlexikon, hrg. v. C. Brun 3, 518/519). Hans Peter Witz (1742-1788) machte 1787 Konkurs (SABB Zunft zum Wald 63, 28 ).

Bibliographie:

Boschetti-Maradi 2006
Adriano Boschetti-Maradi, Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 8), Bern 2006.

Bourquin/Bourquin 1999
Werner Bourquin/Marcus Bourquin, Biel, Stadtgeschichtliches Lexikon, von der Römerzeit bis Ende der 1930er Jahre, Büro Cortesi (Hrsg.), Biel 1999.

Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.

Biel-Mett BE, Kohler, Kachelofen- und Tonwarenfabrik A.G.

Keramik der Kachelofen- und Tonwarenfabrik Kohler A.G. in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2022

Die spätere Ofenfabrik Kohler A.G. wurde auf den 1. Juli 1898 von drei Geschäftsleuten aus Mett bzw. Biel gegründet.

Bericht  „Illustrierte Schweizerische Handwerker-Zeitung“ 1898, Nr. 27, 536.

Karl Kohler (aus Oberschopfheim im Grossherzogtum Baden), Karl Grimm (aus Burgdorf BE) und Fritz Keller (Ingenieur aus Oberthal BE) bildeten zusammen die Kommanditgesellschaft  „Kohler, Grimm & Cie“ (SHAB 16, 1898, No. 264). Als Geschäft wurde angegeben „Kachelofen- und Thonwaarenfabrik“. Die Fabrik befand sich beim Bahnhof Biel-Mett.

 

Im September 1898 suchte die Ofenfabrik Mitarbeiter und Rohmaterial (Braunstein): Anzeige in „Der Grütlianer“ 15.7.1899 und Brief von Fritz Keller an den Louis Rollier, Professor für Stratigraphie und Paläontologie an der ETH Zürich.

Am 2. Oktober 1898 erschien eine erste Werbeanzeige im „Journal du Jura“ und am 3. November 1898 auch im „Tagblatt der Stadt Biel“.

Wegen des frühzeitigen und unerwarteten Todes von Fritz Keller (4. Februar 1899, 40. Lebensjahr; Journal du Jura, Nummer 29, 4. Februar 1899; Seeländer Bote, Band 50, Nummer 15, 4. Februar 1899) wurde die Firma auf den 15. Mai 1899 in „Kohler & Grimm“ umfirmiert (SHAB 17, 1899, No. 175).

Werbeanzeige „Journal du Jura“ 14.9.1899.

Auf der Kantonalen Ausstellung in Thun erhielt die Firma im August 1899 für ihre Fayence-Kachelöfen eine Goldmedaille (Journal du Jura, Nummer 186, 9. August 1899), was die Firma zu einer weiteren Werbekampagne veranlasste. Als Mitbewerber erscheinen die Firma Wannenmacher & Cie in Biel (Ehrenddiplom) und A. Weber in Biel (Silbermedaille).

1905 preist die Firma in der Zeitschrift „Nebelspalter“ auch Gartenfiguren an.

1906, 9. April Aus der Kommanditgesellschaft „Kohler & Grimm“ wurde die „Kohler & Grimm A.G., Ofen- und Tonwarenfabrik in Mett“. Das Gesellschaftskapital betrug Fr. 140.000 in Form von 28 Namensaktien (SHAB 24, 1906, No. 158, 632).

1911, 21. Juni Karl Grimm schied aus dem Verwaltungsrat aus. Statt seiner rückte Karl Kohler, Sohn (1887-1966) nach (SHAB 29, 1911, No. 157, 1091).

1913, 4. Mai, Statutenrevision, Die bisherige Firmenbezeichnung wurde in „Kohler A.G.“ abgeändert (SHAB 31, 1913, No. 173, 1256).

1918 Eine Privatganzsache zeigt die Firmenmarke „OKM“ und belegt zugleich, dass die Ofenfabrik auf der Landesausstellung in Bern 1914 erfolgreich vertreten war.

Werbeanzeigen in der Zeitschrift „Heimatschutz“ bzw. der „Schweizerischen Bauzeitung“ belegen das Aussehen produzierter Kachelöfen in den Jahren 1920 und 1922.

Unterschiedliche Ofentypen zeigen auch die Werbeanzeigen des Jahres 1925 in der Zeitschrift „Das Werk“.

An der KABA (Kantonalbernische Ausstellung) 1924 in Burgdorf gewann die Firma eine Goldmedaille für ihre Öfen (Der BUND, 9. 10. 1924). Ein besonderer Ofen wurde nach Entwürfen von Architekt Hektor Egger aus Langenthal hergestellt (siehe Bild aus „Das Werk“ 1925). Berichterstattung 1 über die KABA; Berichterstattung 2 über die KABA.

     

Weitere Kachelofenbilder gab es 1926 und 1927 in der „Schweizerischen Bauzeitung“ bzw. in der Zeitschrift „Das Werk“.

Kacheln der Kohler A.G. tragen in dieser Zeit rückseitig Marken „Kohler Biel“, oft dazu einen Stern und eine Zahl. Frieda Lauterburg aus Langnau bemalte offenbar überwiegend  Kacheln dieses Herstellers mit ihren Ofenbildern und Dekoren.

Materialsuche in der NZZ, 1942 und 1945.

Die Zeit des Zweiten Weltkrieges war vor allem durch zunehmende Materialknappheit bestimmt.  Wie die Produkte oder Öfen in dieser Zeit aussahen, ist bislang nicht erforscht.

1943 stellte die Firma auch keramische Reklame-Buchstaben her. Werbeanzeige in „Der Bund“, 1.4.1943.

1966 Karl Kohler-Ritter (26.August 1887-12. Juli 1966) schied aufgrund Todes aus dem Verwaltungsrat aus (Nachruf, Bieler Tagblatt, Nummer 160, 12. Juli 1966). Nachfolger und einziges Mitglied des Verwaltungsrates wird Peter Kohler (SHAB  84, No. 287, 1966, 3880). Zu diesem Zeitpunkt bezweckte die Firma die Fabrikation und den Handel mit technischer Keramik sowie Heiz-, Industrie- und Laboröfen.

1967 Am 8. August wurde die ganze Firma ein Raub der Flammen.

1978 Wurde die Firma in Octavia AG umbenannt und der Geschäftszweck bestand neu aus dem Vertrieb von alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken (SHAB 96, 1978, No. 231, 2829). Wie lange am Standort Biel nach 1967 noch Kachelöfen gefertigt wurden, ist unklar. 1967 werden offenbar alte Lagerbestände als „Antike Kachelöfen“ verkauft (NZZ, Nummer 1355, 31. März 1967).

Eine wissenschaftliche, archivbasierte  Bearbeitung der Firmengeschichte und der Produkte der Bieler Kachelofenfabrik steht aus.

Blankenburg BE, Abraham Marti (1718-1792)

Blankenburg, Abraham Marti in CERAMICA CH

Andreas Heege, ]onathan Frey, Alfred Spycher, Andreas Kistler, 2023

Abraham Marti wurde im Jahr 1718 in Fraubrunnen im Berner Mittelland als ältester Sohn des Hafners Hans Rudolf Marti (1691–1742) und seiner Frau Anna Barbara Reutlinger (1699–1744) geboren. Er starb  am 18. Juli 1792 in Blankenburg, in der heutigen Gemeinde Zweisimmen. Bis 1741 wurden noch drei Brüder, Johannes, Jakob und Peter, geboren, von denen später auch Jakob (1736-1813) als Hafner in Fraubrunnen arbeitete.

Abraham Marti heiratete am 25. November 1740 in Oberburg Magdalena Hamm (1712–1784) von Münchenbuchsee. In einem Ehebrief erhielten sie die Zusage von Hans Rudolf Marti, das Hafnerhaus und ein halbes anstossendes Haus nutzen zu können. Für den 14. Januar 1742 ist eine erste Kindstaufe belegt, der bis 1746 drei weitere folgen sollten. Heirat und Ehevertrag dürften auch bedeuten, dass Abraham ab 1740/41 die elterliche Werkstatt in Fraubrunnen übernahm. Am 17. Mai 1742 starb sein Vater Hans Rudolf im Alter von nur 51 Jahren und am 4. Oktober 1744 seine Mutter Anna Barbara im Alter von 45 Jahren. Nach ihrem Tod kam es 1745 zu einer Erbteilung zwischen den vier Söhnen, in deren Folge Abraham Marti das elterliche Haus mit allen darauf ruhenden Lasten übernahm. Offenbar waren diese jedoch zu gross, sodass er das Haus bereits im Jahr 1746 an den Vogt seiner drei Brüder, den Metzgermeister und Wirt Hans Georg Marti (1710–1754) aus Fraubrunnen, verkaufte. Er erhielt dafür 1000 Pfund, jedoch lag die Schuldsumme bei 1058 Pfund. Abraham Marti musste beim Verkauf also sogar noch etwas zahlen. Offenbar blieb er jedoch zur Miete in der Liegenschaft wohnen, denn im März 1748 verzeichnete der Rodel der zuständigen Pfarrkirche von Grafenried den Tod des einzigen Sohnes des Abraham Marti «von Fraubrunnen, dem Hafner».

Unbekannte, wohl familiäre Gründe (zeitweiliges böswilliges Verlassen der Familie?) führten schliesslich zu Abrahams Wegzug aus Fraubrunnen. Möglicherweise war der Tod seines einzigen Sohnes im Jahr 1748 der Anlass zu dieser Krise. Für das Jahr 1748 lässt sich eine Kachelofenarbeit von ihm in Schloss Wimmis (Kastlanei Niedersimmental) nachweisen. Aus den Jahren 1749 und 1750 gibt es keine archivalischen Informationen.

Zwischen 1751 und 1757/58 ist anschliessend die Anwesenheit von Abraham Marti und seiner Familie in Saanen archivalisch gut belegt. Aufgrund von datierter Keramik dürfte der dortige Produktionsbeginn aber schon im Jahr 1749 liegen. Die Lage der Werkstatt kennen wir nicht. Aus der Produktionsphase in Saanen ist ein kleines, aber wichtiges Geschirrspektrum erhalten. Es ist eine Zeit des stilistischen Übergangs, weg von blau-weissem hin zu polychromem Unterglasur-Pinseldekor, den er farblich expressiv einsetzte und mit eigenständigen Töpfersprüchen kombinierte. Das Motivspektrum auf den Tellern und Platten verfestigte sich seit diesem Zeitpunkt und es entwickelte sich eine Art immer wiederkehrendes und später nur im Detail variiertes Standardrepertoire.

Vermutlich weil der Landvogt von Blankenburg Aufträge zu vergeben hatte, verlegte Abraham Marti 1757 oder 1758 seine Werkstatt nach Betelried bei Blankenburg, in die unmittelbare Nähe des Landvogteischlosses. Dort reparierte er spätestens ab 1759 die alten Kachelöfen und stattete das Landvogteischloss nach und nach mit neuen Öfen aus.

Im Jahr 1761 musste er sich vor dem Chorgericht Zweisimmen wegen einer Tochter mit dem Namen Elisabeth verantworten. Diese hatte er mit Margreth Wälten aus Lenk ausserehelich gezeugt. Sie wurde am 2. Juli 1761 in der Kirche Zweisimmen getauft. Im Herbst desselben Jahres erwarb Abraham Marti in Betelried, einem Ortsteil von Blankenburg, in der heutigen Gemeinde Zweisimmen für nur 25 Bernkronen ein kleines Wohnhaus und ein Werkstattgebäude, das später sogenannte Obere Haus. Es kann nur vermutet werden, dass er in der vorangehenden Zeit am selben Ort mit seiner Werkstatt eingemietet war, wird er in den Verkaufsverträgen doch als in Betelried wohnhaft bezeichnet. 1763 kaufte er für 37 Bernkronen einen weiteren, unmittelbar benachbarten «Hausstock», d. h. eine Haushälfte mit Bescheuerung, im sogenannten Unteren Haus. Vom Kaufpreis blieb er 30 Bernkronen schuldig. 1784 starb seine Ehefrau Magdalena im Alter von 72 Jahren. Abraham selbst verstarb acht Jahre später am 18. Juli 1792 im hohen Alter von 74 Jahren.

Nach seinem Tod vermietete die jüngste Tochter Elisabeth (1761–1805) das Obere Haus mit der Werkstatt an den Hafner Johann Jakob Hächler (1763–1811) von Hasle bei Burgdorf und arbeitete («diente») wohl auch in dessen Werkstatt. Sie selbst blieb im Unteren Haus wohnen. Nach ihrem Tod 1805 konnte Hächler 1806 das Werkstattgebäude im Oberen Haus für nur 80 Bernkronen oder 200 Schweizer Franken von der Gemeinde Fraubrunnen kaufen. Das Gebäude bestand aus Stube, Nebenstübli, einer Küche, dem Gaden, der als Töpferwerkstatt genutzt wurde, und dem Brennofen unter dem gleichen Dach. Ausserdem gehörte dazu eine kleine Scheune mit zwei Ställen und einer Heubühne sowie ¼ Juchart Land (ca. 900 m2) mit Bäumen und Garten. Dem Einwohnerverzeichnis von 1806 kann entnommen werden, dass die Werkstatt offenbar zunächst florierte, denn Hächler beschäftigte immerhin drei Gesellen und einen Lehrling. Nach dem Tod seiner ersten Frau Katharina Dällenbach von Aeschlen im Jahr 1808 und einer zweiten Heirat mit der Witwe Susanna Weissmüller (1779–1839) aus Zweisimmen im Jahr 1810 starb Hächler bereits 1811 im Alter von nur 48 Jahren.

Das Obere Haus mit der Töpferei übernahm seine Heimatgemeinde Hasle als Unterpfand für existierende Schulden. Noch 1827 bestand die Hafnerwerkstatt im Haus, jedoch fand mit grosser Wahrscheinlichkeit keine Keramikproduktion mehr statt. Das Haus wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen, das Grundstück um 1980 modern überbaut. Das Untere Haus verkaufte die Gemeinde Fraubrunnen als Vormund der verstorbenen Elisabeth Marti 1806 für 300 Kronen an den Schärer Peter Allenbach; es steht heute noch (Blankenburg, Hüsy-Stutz 6).

In Museen und Sammlungen der Schweiz, Deutschlands und Englands haben sich bis heute etwa 230 keramische Objekte erhalten, die der Produktion von Abraham Marti zugeschrieben werden können. Hervorzuheben sind die Bestände im BHM, MAG, MAHN und SNM. 46 dieser Objekte tragen Jahreszahlen zwischen 1749 und 1789 (MAG AR 906). Dies entspricht der Blankenburger Produktionsphase Martis. Bei den frühesten Stücken sind deutliche Bezüge zum bernischen Mittelland und der Region Fraubrunnen zu erkennen (MAG R 172). Grundlage für die Zuweisung von Keramik zur Produktion von Abraham Marti sind vor allem die wenigen mit seinen Initialen versehenen Objekte, von denen das Musée Ariana das eindrucksvollste Stück besitzt (MAG AR 932). Keramiken, die laut Inschriften und Initialen für Landvögte in Blankenburg und hochrangige Persönlichkeiten im Umfeld Blankenburgs gefertigt wurden, stützen diese Gruppenbildung zusätzlich. Demnach produzierte Marti Geschirr mit einer weissen Grundengobe und blauem oder polychromem Unterglasur-Pinseldekor, in sehr charakteristischen Formen sowie mit stilistisch eindeutig bestimmbaren Beschriftungen. Die in der Literatur immer wieder zu findende Angabe, es handele sich um Blankenburger oder Simmentaler «Fayence», d. h. eine Keramik mit einer Blei-Zinnglasur und Inglasurmalerei, ist falsch. Auch weitere, früher dem Simmental zugeschriebene Keramikgruppen entstammen wohl nicht seiner Werkstatt (vgl. Wyss 1966, 15–23, nicht dem Simmental zuzurechnen sind Wyss 1966, Taf. 1 und 2, Abb. 1–8). Die Zuschreibung «Simmental» kann heute nur noch im eingeschränkten Masse aufrecht erhalten werden und sollte künftig lediglich das Werk Abraham Martis umfassen.

Das museal erhaltene Keramikspektrum Martis wird von den typischen flachen Platten dominiert, die rückseitig normalerweise keine Aufhängeöse tragen, also nur in einem Tellerbord verwahrt werden konnten. Andere Gefässformen sind ausgesprochen selten überliefert: Es finden sich zwei Butterfässer, eine Teekanne, eine Flasche, zwei Tintengeschirre, zwei Töpfe und mehrere Wandbrunnen bzw. Handwaschbecken. Eine archäologische Überlieferung gibt es zu Abraham Marti leider nicht. Bodenfunde aus dem Verbrauchermilieu fehlen vollständig. Da das Werkstattgebäude in Betelried um 1980 überbaut wurde, besitzen wir leider auch keinerlei weitergehende Informationen zur Werkstatt und zu eventuellen Produktionsabfällen.

Stammbaum Abraham Marti

Bibliographie

Heege/Frey/Spycher u.a. 2023
Andreas Heege/]onathan Frey/Alfred Spycher u.a., Keramik aus Blankenburg, Abraham Marti (1718–1792), ein bernischer Landhafner, Bd. 16 (Schriften des Bernischen Historischen Museums), Bern 2023.

Bonfol (bei Porrentruy) JU

Keramik aus Bonfol in CERAMICA CH

Ursule Babey 2019

Die kleine Gemeinde Bonfol, an der Grenze zwischen dem Kanton Jura und dem Elsass (F) gelegen, ist vor allem für die aussergewöhnliche Qualität ihres Tons bekannt. Eine lange Tradition des Töpferhandwerks zieht sich durch die Geschichte des Orts. Die frühesten Aufzeichnungen über die Verwendung des hervorragenden Tons für Keramikprodukte stammen aus den Stadtrechnungen der nahe gelegenen Stadt Delsberg, deren Behörden am 15. August 1544 einen Kachelofen für das Rathaus bei Küna, Sohn des Henri von Bonfol, bestellt haben. Archäologische Untersuchungen erlauben uns derzeit nicht Kachelöfen aus Bonfol zu identifizieren. Auch lässt sich mithilfe von Dokumenten nicht belegen, ob Bonfols Töpfer die Waldglashütten von Court (BE, 1699–1714) mit Schmelztiegeln für die Produktion von Trinkgläsern belieferten. Dank anderer Ausgrabungen, die während des Baus der Autobahn A16-Transjurane stattfanden (Porrentruy-Grand’Fin und Rebeveulier-La Verrerie), konnte man das im 18. und 19. Jahrhundert weit verbreitete Alltagsgeschirr identifizieren, das aus Bonfoler Werkstätten stammt. Keramikanalysen stützen diese Zuordnung. Der Erfolg dieser Keramikprodukte ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: Zuallererst auf den geologischen Zufall, der einen natürlich feuerfesten Ton hervorbrachte, sowie auf die für den Abbau des Rohstoffs günstige geopolitische Lage des Orts.

Geologische Besonderheit und die damit verbundenen technischen Einschränkungen in der Verarbeitung des Rohstoffs

Bei den abgebauten Rohstoffen, die als «argiles bigarrées de Bonfol» – «bunte Bonfol-Tone» bezeichnet werden, handelt es sich um Tone fluvialen Urspungs aus dem Ende des Tertiärs. Sie liegen in Form von kleinen linsenförmigen Ablagerungen vor. Durch das fast vollständige Fehlen von Kalk in ihrer Zusammensetzung sind die Tone hitzebeständig. Bonfol-Ton erfordert keine aufwändige Behandlung, er wurde praktisch so verwendet, wie er aus dem Boden kam. Nach einer Zeit der Reifung unter freiem Himmel folgte eine Säuberung durch Entfernen der mit blossem Auge sichtbaren unerwünschten Einschlüsse wie zum Beispiel Holzpartikel, Blätter oder Kieselsteine. Diese Arbeit wurde durch die Töpfer kurz vor der Formgebung auf der Drehscheibe durchgeführt. Es wurden dem Ton keine weiteren Zusätze oder Magerungspartikel hinzugefügt. In der Schweiz sind bis heute keine weiteren vergleichbaren Tonvorkommen mit dieser Qualität bekannt.

Das Fehlen von Kalziumoxid hat neben dem positiven Aspekt der Feuerfestigkeit des Tons auch einen negativen Aspekt: Die Glasur haftet schlechter am Scherben, was die Töpfer in der damaligen Zeit dazu zwang, eine transparente Glasur auf Bleibasis zu verwenden, die leicht an ihrem gelblichen Farbton zu erkennen ist. Die Glasurzubereitung in Handmühlen stellt nicht nur ein Gesundheitsrisiko für die Handwerker dar, dazu kommt, dass diese Art von Glasur gegen Säuren wenig beständig ist und dadurch in Kontakt mit Lebensmitteln und Getränken löslich ist.

Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts brannte man die Produkte in grossen, stehenden Öfen, die mit Holz befeuert wurden. Der Raubbau an den Waldflächen war derart gross, dass einige Werkstattleiter  empfindliche Bussen wegen Waldfrevels (Holzdiebstahls) bekamen, die das eher fragile wirtschaftliche Gleichgewicht ihrer Unternehmen gefährdeten. Um dieses Problem durch Reduktion des Holzverbrauchs so weit wie möglich zu begrenzen, haben die Töpfer ihre Produkte in nur einem Durchgang gebrannt (Einzelbrand), eine an diesen Typ Keramik angepasste Lösung.

Um Keramik herzustellen, braucht es als Voraussetzung nicht nur reichliche Tonvorkommen, gleichzeitig muss auch die Zugangsmöglichkeit zu dieser Ressource sichergestellt sein. Unter dem Ancien Régime gehörte der Ton, wie Eisenerz oder Steinvorkommen, zum Bergregal und war somit Eigentum des Fürstbischofs von Basel. Um jedoch die Produktivität der Töpfer nicht zu behindern, erlaubte dieser den freien Zugang zu den Tonvorkommen, ohne dass dafür Zahlungen an die Herrschaft fällig wurden. Die einzige Bedingung war, dass die beim Tonabbau entstandenen Gruben abgesperrt werden mussten, um Knochenbrüche des Viehs zu verhindern. Zudem mussten die Gruben am Ende der Nutzung wieder zugeschüttet werden.

Die Organisation der Töpfer

Bis ins 19. Jahrhundert war der Gebrauch von feuerfesten Keramikgefässen weit verbreitet, da die meisten Menschen am offenem Feuer oder auf einem holzbefeuerten Kochherd kochten. Das in Bonfol produzierte Geschirr war perfekt an die Bedürfnisse der Bevölkerung angepasst und daher sehr begehrt. Im Bewusstsein des De-facto-Monopols aufgrund der Qualität ihres Rohmaterials haben sich die Töpfer, bewusst oder unbewusst, auf sehr originelle und unabhängige Weise organisiert. Ihre sozioökonomische Gruppe war innerhalb des Orts von grosser Bedeutung: Mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung war an der Produktion beteiligt, entweder direkt (Töpfer, Töpferinnen, Gesellen und Lehrlinge) oder als Arbeiter bei der Gewinnung von Ton, beim Holzschlag oder beim Verkauf der Waren. Diese Situation begünstigte die Bindung zwischen den Familien, was in einer starken beruflichen Endogamie und einem ausgeprägten Gefühl des Unter-sich-Seins zum Ausdruck kam.

Erst wenn sich die Töpfer der Aussenwelt, vor allem den in Pruntrut ansässigen Korporationen stellen mussten, schlossen sich die Werkstattleiter zusammen. Dabei ging es vor allem darum den Ausbildungsverpflichtungen, insbesondere der Gesellenwanderung zu entgehen. Dieses Ziel erreichten sie dann auch.

Aufgrund  der guten Beschaffenheit und der einfachen Verarbeitbarkeit des Bonfol-Tons, verfügten die Töpfer nur über begrenzte Kenntnisse ihres Handwerks. Sie kannten und beanspruchten nur dieses von Generation zu Generation weitergegebene Wissen, was sie daran hinderte, sich anderswo in anderen Arbeitsumgebungen zurechtzufinden. Sie blieben daher im Dorf ansässig. Es gibt nur wenige Beispiele von ausgewanderten Töpfern. Meistens arbeiteten sie allein in Familienwerkstätten, bestenfalls zusammen mit einem Sohn, einem Lehrling oder einem Gesellen. Nur für den Keramikbrand mussten sie sich mit ihren Kollegen arrangieren, denn im 19. Jahrhundert gab es nicht so viele Brennöfen wie Töpfer. Man geht davon aus, dass die gemeinsame Nutzung oder Vermietung von Töpferöfen üblich war, obwohl es an Beweisen in Form von notariellen Urkunden fehlt.

Um den Verkauf ihrer eher zerbrechlichen Waren sicherzustellen, hatten die Bonfol-Töpfer einen unschlagbaren Verkaufspreis zum Ziel. Zu diesem Zweck reduzierten sie ihre Investitionen in Zeit, Energie und Geld in der ganzen Produktionskette: Der Ton wurde praktisch ohne grosse Vorbereitung verwendet, die Formen der Gefässe waren einfach und standardisiert, die mit dem Malhorn angebrachten stilisierten Dekore bewegten sich in einer begrenzten Farbpalette (Weiss, Dunkelbraun, grünliche Akzente). Nur Stücke, die auf den Tisch kamen, werden bemalt,  Kochgeschirr und Lagerbehälter waren dagegen ohne Dekor und glasiert werden nur Behälter, die mit Lebensmitteln und Flüssigkeiten in Kontakt kamen. Die Glasur bestand aus Bleiglätte, die normalerweise in Basel eingekauft werden musste. Zudem wurden die Produkte nur einmal gebrannt, um Brennmaterial zu sparen.

Während das ästhetische Ergebnis dieser Produktionskostenreduzierung fragwürdig ist, ist die wirtschaftliche Effizienz klar erwiesen. Dank der mineralogischen, petrografischen und chemischen Analysen, die von Gisela Thierrin-Michael durchgeführt wurden, war es möglich, diese ganz besondere Produktion zu charakterisieren, sie aufgrund der beschriebenen Merkmale mit blossem Auge zu identifizieren und in der Folge ohne Analyse zu erkennen. Ihr Platz sowie ihr wirtschaftliches Gewicht innerhalb der reichlich vorhandenen Gebrauchskeramik der Neuzeit wurde so gebührend evaluiert.

Keramik aus Bonfol wurde in fast der ganzen Schweiz nördlich der Alpen, in Süddeutschland und Ostfrankreich verkauft, das grosse Absatzgebiet ist entweder urkundlich oder durch archäologisches Fundmaterial gut belegt. Ein Beweis dafür ist beispielsweise die Marktordnung der Stadt Freiburg (CH), die eine Ausnahme für die Töpfer von Bonfol vorsah, die als einzige nicht Ortsansässige nur zugelassen wurden, weil sie ein begehrtes Gut lieferten, das anderswo nicht produziert werden konnte. Die Produkte wurden von den Strassenhändlern und Hausierern, die manchmal mit der ganzen Familie unterwegs waren, und auf den Jahrmärkten der Grossstädte von Händlern an die Kunden verkauft. Der Verkaufserfolg machte die bescheidenen Handwerker weder reich noch zu anerkannten Bürgern. Man verstand sich nicht als Individuum oder Künstler, weshalb die Keramik normalerweise unsigniert blieb. Die Arbeit konnte die Armut der Töpfer nicht beseitigen, wie Inventare nach dem Tod verschiedener Produzenten zeigen, aber sie garantierte ihre Unabhängigkeit, die ihnen wichtiger gewesen zu sein scheint.

Dreibeinkanne aus Bonfol. Höhe: 26 cm. Ende 18.  bis Anfang 19. Jahrhundert. Porrentruy-Grand’Fin. Aus der Sammlung des Amts für Kultur der Republik und Kanton Jura – Abteilung Archäologie. Foto: OCC-SAP, Bernard Migy.

Palette der hergestellten Produkte

Im Allgemeinen zeichnet sich die Keramik aus Bonfol durch ihre warme, bräunlich ockergelbe Farbe aus, die durch das Auftragen einer transparenten, gelben Glasur direkt auf einen durch Eisenoxid rot brennenden Ton entsteht (Gelb + Rot = Braun). Die Töpfer verwenden zwischen Scherben und Glasur keine zusätzliche Engobe. Die Bruchstellen zeigen eine reichlich vorhandene, kieselsäurehaltige, feine Magerung (zwischen 20 und 30 Prozent des Volumens), deren grösste Körner selten 2 mm überschreiten. Diese Magerung besteht hauptsächlich aus grossen quarz- und eisenhaltigen Tonknollen in leuchtend rotbrauner Farbe, sekundär aus Kalifeldspat, Plagioklas, Glimmer oder Hornblende. Alle Bestandteile liegen in einer oft faserigen Matrix.

Röstiplatte. Durchmesser: 31 cm. Porrentruy-Grand’Fin. Spätes 18. und frühes 19. Jahrhundert. Aus der Sammlung des Amts für Kultur der Republik und Kanton Jura – Abteilung Archäologie. Foto: OCC-SAP, Bernard Migy.

Das Koch- und Vorratsgeschirr ist ohne Dekor. Hingegen werden Essgeschirr und sogar Nachttöpfe  systematisch mit Malhorndekor auf der Grundlage einer weiss brennenden Malengobe versehen. Letztere erscheint gelb unter der gelben Glasur, manchmal wird auch grüne oder dunkelbraune Glasur appliziert, um das Stück zu veredeln. Unglasierter Malhorndekor ist sehr selten.

Dreibeinpfanne mit hohlem Griff aus Bonfol. Durchmesser: 24 cm. Porrentruy-Grand’Fin. Spätes 18. und frühes 19. Jahrhunderts. Aus der Sammlung des Amts für Kultur der Republik und Kanton Jura – Abteilung Archäologie. Foto: OCC-SAO, Bernard Migy.

Die wegen ihrer feuerfesten Eigenschaften gefragte Keramik aus Bonfol besteht in erster Linie aus einer Reihe von Produkten, die zum Kochen auf offenem Feuer oder im Ofen geeignet sind, im Allgemeinen sind sie ohne Dekor. Das Caquelon ist nach wie vor das wichtigste Stück dieses Kochgeschirrs, sehr beliebt und weitum verkauft machte es die Region um Porrentruy bekannt. Ursprünglich und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war es ein einfacher runder Kochtopf mit flachem Boden oder mit drei Füssen mit einem horizontalen, meist hohlen Stiel. Einige Exemplare haben einen Kragenrand. Die Töpfe werden fast nie verziert. Ihr Durchmesser variiert zwischen 15 und 30 cm. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts sind sie manchmal beidseitig glasiert. Ergänzt wird das Kochgeschirr durch Ofengefässe oder ovale Bräter, Bratpfannen mit und ohne Füsse sowie Dreibeinkannen, die man in die Glut stellen konnte.

Das Sortiment ist jedoch nicht auf Kochgefässe beschränkt. Derselbe Ton wurde für Mehrzweckformen (Terrinen in Kegelstumpfform ohne Ausguss oder Henkel) sowie für Geschirr (kalottenförmige Teller, Röstiplatten) verwendet. Runde Vorratstöpfe mit zwei vertikalen Henkeln mit Kragenrand, verschiedene Deckeltypen und Nachttöpfe mit breit ausbiegendem Rand ergänzen die Palette.

Ab 1820 wurden in mehreren Ziegelfabriken mit dem lokalen Ton auch Dachziegel hergestellt, ein Handwerk, das von einem Töpfer ins Leben gerufen wurde, der damit die Produktionspalette diversifizierte. Die Dachziegelproduktion wurde ab 1889 mechanisiert. Nach einem Brand im Jahr 1919 wurden die Aktivitäten in der Ziegelei eingestellt. Ziegel aus der mechanisierten Ziegelei, die mehr als hundert Jahre alt sind, bedecken noch heute Dächer der Region, was zeigt, dass feuerfester Ton auch erfolgreich für andere Zwecke verwendet werden kann.

Niedergang, industrielle Wiederbelebung und Ende der Massenproduktion

Bestand die Töpfergemeinde 1751 aus nur 9 Vertretern, stieg die Anzahl der Töpferbetriebe ab 1764 auf 24, von 1770 bis 1813 stabilisierte sich die Zahl zwischen 24 und 35 Familienoberhäuptern mit diesem Berufsstand. Die blühendste Periode war der Zeitraum zwischen 1817 und der Mitte des 19. Jahrhunderts.1821 existierten 57 Werkstätten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es dagegen zu einem starken und plötzlichen Rückgang der Töpferbetriebe, 1876 waren es nur noch 15 Töpfer. Was die Stärke dieses Handwerks sowohl lokal als auch regional und sogar auch international ausmachte – der natürlich feuerfeste Ton – verursachte auch seinen Untergang. Die technische Routine, die mit einer selbstgewählten Isolation einherging, verhinderte, dass man sich der Entwicklung der Wirtschaftswelt und insbesondere der Konkurrenz neuer Materialien bewusst wurde. Diese Materialien wurden von den Kunden als praktischer und widerstandsfähiger angesehen. Die fehlende Infragestellung des eigenen Wirtschaftsmodells ging auf Kosten der Kreativität und der Anpassung an die Nachfrage. Die traditionelle Produktion wurde, so gut es ging, bis zum Ersten Weltkrieg aufrechterhalten.

Sortiment der industriellen Keramikproduktion von Bonfol: Teigwarenschüssel, Schmalztopf, Kaffeekanne, Fondue-Caquelon, Ofenformen, Bräter, 1920-1950. Sammlung Fondation des poteries de Bonfol. Foto: OCC-SAP, Bernard Migy.

Im 20. Jahrhundert konzentrierte sich die Produktion in Fabriken, das Sortiment der Produkte änderte sich mehrmals, was wohl als Versuch zu werten ist, sich dem Markt besser anzupassen. Drei Unternehmen wurden gegründet: Fabrique de céramique Bregnard et Cie SA (1912-1957); Fabrique Chappuis et Cie, die zur Céramique d’Ajoie SA wurde (1924-1949) und die CISA SA (Céramiques industrielles SA, 1951-1999).Trotzdem ging die Massenproduktion von Gebrauchskeramik Ende der 1950er-Jahre endgültig zurück, obwohl gerade in diesem Zeitraum eine Fabrik für Boden- und Wandbeläge (CISA) gegründet worden war (1950) und ein Unternehmen mit grossem handwerklichem Know-how und künstlerischer Ausrichtung (von der CISA durch Armand Bachofner übernommen) gegründet wurde (1950). Diese letzten beiden Unternehmen wurden 1991 respektive 1999 geschlossen.

Felicitas Holzgang, Keramikmeisterin sowie Kuratorin des Töpfereimuseums in Bonfol, ist künftig alleine verantwortlich für die Weitergabe des überlieferten Wissens. Das mit der Keramikproduktion verbundene Kulturerbe wird im Töpfereimuseum (www.jurapoterie.ch) bewahrt.

Übersetzung Stephanie Tremp

Bibliographie:

Babey Ursule, Produits céramiques modernes. Ensemble de Porrentruy, Grand’Fin. Office de la culture et Société jurassienne d’Emulation, Porrentruy, 2003. (Cahier d’archéologie jurassienne 18). Accès en ligne : http://doc.rero.ch/record/21328?ln=fr

Emmanuelle Evéquoz et Ursule Babey, Rebeuvelier-La Verrerie, redécouverte d’un passé préindustriel. Office de la culture et Société jurassienne d’Emulation, Porrentruy, 2013. (Cahier d’archéologie jurassienne 35). Accès en ligne : http://doc.rero.ch/search?p=20190117172250-JE

Jonathan Frey, Court, Pâturage de l’Envers. Une verrerie forestière jurassienne du début du 18e siècle. Vol. 3: Die Kühl- und Haushaltskeramik. Berne, 2015.

Babey Ursule, Archéologie et histoire de la terre cuite en Ajoie, Jura, Suisse (1750-1900). Les exemples de la manufacture de faïence de Cornol et du centre potier de Bonfol. Office de la culture et Société jurassienne d’Emulation, Porrentruy, 2016. (Cahier d’archéologie jurassienne 37). Pour se procurer un exemplaire : https://www.jura.ch/fr/Autorites/Archeologie-2017/Publications/Les-cahiers-d-archeologie-jurassienne-CAJ.html

Bugnei GR, Töpferei Sep Anthoni Deragisch (Vater und Sohn)

Jau Baibel Bugien Cafe 1842 – Ich trinke gern Kaffee!  Sicher das eindrucksvollste Werk von Sep Antoni Deragisch aus Bugnei.

Keramik aus Bugnei in CERAMICA CH

Andreas Heege 2019

Die Hafnerei in Bugnei, Gemeinde Tavetsch, Bezirk Surselva im Bündner Oberland am Fusse des Oberalppasses geht auf Sep (Josef) Antoni Deragisch (*13. März 1815, + 6. August 1882, Lebensdaten nach HLS), den Sohn eines katholischen Bauern zurück (alle Informationen basieren auf: Curti 1920; Gadola/Curti 1929; Frei 1947, 31; Creux 1970, 128–129, Kat. 4 und 5; Schnyder 1979, 331. Freundliche Hinweise lieferte auch Tarcisi Hendry, Museum La Truaisch, Sedrun. Unveröffentlicht: Haldner 1982. Ohne weitere eigenständige Informationen: Jenny 1991, 136; Erstveröffentlichung dieses Textes Heege 2016).

Sep Antoni Deragisch machte seine Lehre bei dem Hafner Fidel Wölfle in Wangen im Allgäu. 1920 war das Original seines Gesellenbriefes von 1834 noch im Besitz der Familie (Curti 1920, 270, Verbleib unbekannt). Nach dem Abschluss der Lehre gründete er in seinem Heimatdorf in seinem Haus einen eigenen Töpfereibetrieb.

Sep Antoni d. J. (*21. September 1842, + 27. Oktober 1930)

Sein Sohn und Nachfolger Sep Antoni d. J. (*21. September 1842, + 27. Oktober 1930), der in Flüelen die Hafnerlehre bei einem nicht überlieferten Meister absolvierte, stellte die Produktion wohl bald nach 1918 ein, wobei das genaue Schlussjahr unbekannt ist (Curti 1920). Er dürfte der Gewährsmann für die Informationen gewesen sein, die sich in den Veröffentlichungen von Pater Notker Curti aus dem Benediktinerkloster Disentis finden.

 

Überblick über das hauptsächliche Produktionsspektrum von Bugnei, Sammlung des Klostermuseums Disentis.

Einen Eindruck von der produzierten Keramik vermitteln die Sammlungsbestände des Rätischen Museums, die teilweise von Pater Notker Curti und von Sep Antoni Deragisch d.J. selbst stammen sowie der grösste Bestand in der Sammlung des Klostermuseums Disentis. Daneben gibt es entsprechende Keramik in der Sammlung des Museums La Truaisch in Sedrun sowie im Museum Nutli Hüschi in Klosters. Erhalten hat sich auch ein in romanischer Sprache geschriebenes Geschäftsbuch mit Eintragungen von 1866–1882 (also wohl von Sep Antoni Deragisch d. Ä., Transkription Tarcisi Hendry, 2021) sowie ein bislang nicht ausgewertetes Skizzenbuch mit Datierungen ab 1875 (zumindest teilweise also wohl von Sep Antoni Deragisch d. J.; RMC Inv. H1981.1134, H1982.12). Sollte Pater Notker in seinem Aufsatz von 1920 dieses Skizzenbuch vor Augen gehabt haben, so ergibt sich eine Diskrepanz zwischen den handschriftlichen Daten im Buch und Notkers Zuordnung. Notker Curti nimmt an, dass es sich vor allem bei den Zeichnungen der Kachelöfen um Skizzen von Sep Antoni Deragisch dem Älteren handelt. Diese Information kann er eigentlich nur vom letzten Hafner selbst haben, denn das Buch liefert dafür keinen Beleg.

Es enthält darüberhinaus einen technischen Schnitt durch einen typischen stehenden Töpferofen, wie er im 19. Jahrhundert in der Deutschschweiz erwartet werden kann. Ob der holzgefeuerte Töpferofen in Bugnei jedoch ebenfalls diesem Bautypus entsprach, ist unbekannt.

Skizzenbuch aus dem Rätischen Museum: Töpferofenquerschnitt, Kachelofen, Gebrauchsgeschirr (RMC H1981.1134).

Daneben gibt es zahlreiche Skizzen zu Kachelöfen. Sep Antoni Deragisch d. Ä. begeisterte sich offenbar vor allem für den Dekor und den Kachelofenstil des biedermeierlichen Empire bzw. des beginnenden Historismus. Gleichzeitig wurden im Skizzenbuch aber auch andere technische Details notiert (z. B. eine wasserradgetriebene Töpferscheibe oder Glasurmühle) und offenbar im eigenen Betrieb gefertigte Gefässformen skizziert.

Zu den Produkten der Werkstatt Deragisch äusserte sich Pater Notker vermutlich auf der Basis der von ihm zusammengetragenen Klostersammlung sowie der nach Chur an das Rätische Museum vermittelten Stücke folgendermassen:

«Die gangbaren Hausierwaren bieten leider nicht viel an Dekor und Form. Sie teilen sich in zwei Gruppen: In Gebrauchs- und Ziergegenstände. Zur ersten Abteilung gehören all die verschiedenen Töpfe, Krüge und Häfen, vom einfachen unglasierten Blumentopf bis zum grossen Kaffeekrug, die grösseren Stücke meist dunkel, fast schwarz (RMC Inv. H1971.459, KMDis Inv. 1999-350, U15, RMC Inv. H1971.451, H1971.460. Alle Stücke, die das RMC heute verwahrt, wurden von Pater Notker angekauft. Weitere typische Bügelkannen: KMDis Inv. 1999-347, U20, U22, U24, U32, RMC Inv. H1971.1174, H1973.885, H1984.3 (Kauf in Rodels). Kaffee- und Teekannen: KMDis Inv. 1999-351, U31, U34, RMC Inv. H1971.451, H1971.460), die anderen schmutzigweiss oder gelbbraun, die Blumentöpfe gern grün (KMDis Inv. U16, 1999-344, U21–U23). Mit Verzierungen war man in Bugnei stets sparsam, das schwarze Geschirr ist ohne Schmuck, das helle wird mit einem mageren Blattkranz, dem Rest von Deragischs Empirekunst, oder mit dünnem Punktdekor abgemacht (KMDis Inv. U1, U4, RMC Inv. H1971.477, KMDis Inv. U6. Weitere Stücke, die hier stilistisch wohl zugeordnet werden können: KMDis Inv. 1999-346, U5, U18, U137 und U137a (Tassen, Kauf in Bugnei 1947), RMC Inv. H1964.233 (Kauf in Trun 1910), H1970.203, H1971.478, H1971.1164 (Fehlbrand, Kauf in Bugnei in der Werkstatt Deragisch).

Originell sind fast nur die sog. broccas, die allerdings sehr altertümlich anmuten. Es sind Bauernkrüge, heute meist für Kaffee verwendet, mit kleinem rundem Ausguss und zwei Henkeln, einem kleinen dem Ausguss gegenüber und einem grösseren gedrehten Traghenkel. Da dieser aber das gefüllte Gefäss nicht trägt, wird er mit Draht oder Schnur verstärkt. Zwei Löcher an den Henkelansätzen dienen zur Befestigung der Verstärkung. Auch die Ziergegenstände sind nicht sehr dekorativ, weder in Form noch Farbe.

Nicht nur die rohen Weihwasserkessel (RMC Inv. H1970.216, H1970.217. Weitere: KMDis Inv. 1996-298, 1996-299, RMC Inv. H1971.474. In der Klostersammlung Disentis ist für eine der Weihwasserbecken-Rückseiten ein «JAD» signierter Model erhalten: KMDis Inv. 1999-345) und Kruzifixe (KMDis Inv. U109a),…, auch die Leuchterchen (ev. KMDis Inv. U7, RMC Inv. H1971.453) sind recht plump und manchmal wenig ansprechend in der Färbung. Besser machen sich die einfachen dunklen Tintengeschirre mit runden Löchern als Verzierung (KMDis Inv. U10, ausserdem wohl zuzuordnen U26, Kauf in Tavetsch 1926, U139, Kauf in Bugnei 1947). Auch die Bilderrahmen aus gedrehten Schnüren in Blauviolett und Weiss sind gar nicht übel (KMDis Inv. U122, auch KMDis Inv. U2). Vielleicht das Beste stellen die Giessfassbecken (romanisch: butschidas) dar, die mit ihren Gehängen und Festons noch lebhaft an die Lehrzeit des alten Deragisch erinnern (RMC Inv. H1973.455, gut vergleichbar: KMDis Inv. U29). Leider ist die Färbung oft nicht sehr ansprechend, ein Mittelding zwischen Weiss und Grün. Kurz, was in Tavetsch hergestellt wurde, ist für eine Kundschaft berechnet, die einfache billige Ware wünschte und an Form und Farbe keine grossen Anforderungen stellte, weil sie mit dem Geschirr nicht präsentieren wollte…» (Curti 1920, 272–273).

Es gibt darüber hinaus eine Reihe von Beobachtungen, die Pater Notker nicht mitteilt. So tragen die Bügelkannen auf der Bodenunterseite gelegentlich eine eingeritzte Zahl, die sich auch auf der Unterseite des zugehörigen Deckels wiederfindet. Dies erleichterte nach dem Ausnehmen des Töpferofens die Zuordnung der passgenau angefertigten Deckel zu jedem Gefäss. Daneben ist auf die Verzierung des schwarzbraun glasierten Geschirrs mit eingeritzten Wellenlinien oder Rollstempeldekor hinzuweisen.

Ein Aktenbeschwerer in der Sammlung des Rätischen Museums trägt die eingepressten Initialen des Herstellers «J a D», den rechteckigen Abdruck eines Models mit einem Herz-Jesu-Motiv, flankiert von zwei Engeln, und zudem die Blindmarken «BUGNEI» und «Tujetsch» (RMC Inv. H1970.221, KMDis Inv. U13.). Die beiden Blindmarken finden sich auch bei einem der kleinen Henkeltöpfe und dem Tintengeschirr und bestätigen auf diese Weise die Zuordnung zur Hafnerei Deragisch. Das Herz-Jesu-Motiv findet sich auch auf der Vorderseite eines kleinen grünen Kerzenleuchters, des rechteckigen Beckens von 1912, auf der Schulter eines Blumentopfes (KMDis Inv. U21) und seitlich am Sockel des Kruzifixes. Die Vorderseite des Sockels ziert ein schwach abgedrücktes Lamm-Gottes-Motiv, das sich identisch im Spiegel einer flachen Kragenrandschüssel findet (KMDis U006). Die rückseitige Auflage eines Streichholzhalters zeigt eine halbplastische Büste in einem Perlkreis (RMC H1971.453). Dieselbe Auflage findet sich sowohl an einem Blumentopf (KMDis Inv. U23), der zusätzlich mit gedrehten Schnüren verziert ist, als auch an der keramischen Einfassung eines Hausaltärchens (KMDis Inv. U150).

Kachelofen (H. 148 cm, Br. 117 cm, T. 72 cm), der bis zum September 1980 im Töpferhaus Deragisch, Via Romana 5, in Bugnei stand. Teile von identisch verzierten Wandfliesen gelangten auch ins Museum Al Truaisch in Sedrun.

Daneben produzierten Vater und Sohn Deragisch in unbekanntem Umfang offenbar auch Kachelöfen mit grün, gelb oder schwarzbraun glasierten Kacheln, die zusätzlich ein Zickzackmuster aufweisen konnten (Einzelkachel RMC Inv. HXIII.220, Erwerb von Pater Notker, Disentis; weitere Kacheln verwahrt das Museum in Sedrun). Für diese Musterung, die auch bei einem rechteckigen, schnurverzierten Kasten vorkommt (RMC H1971.454), wurde in der Werkstatt ein Gipsmodel verwendet, der sich heute im Rätischen Museum befindet (RMC HXIII.227). Die Gesimskacheln waren oft dunkelbraun gehalten und mit mageren Blumengirlanden versehen. Ein solcher Ofen stand zumindest bei Deragisch selbst im Haus (Curti 1920, 272–273). Er gelangte aufgrund von Umbauarbeiten im Töpferhaus 1980 in das Rätische Museum (Jenny 1991, Abb. S. 131; RMC H1980.224).

Nach Pater Notker Curti handelte Sep Antoni Deragisch mit seiner Keramik im ganzen Bündner Oberland zwischen Bugnei und Ilanz. Zeitweise hatte er Geschirr-Niederlagen in Ilanz, Disentis und Trun. Ob Teile seiner Keramik auch den Weg zu Käufern in Chur oder sogar weiter rheinabwärts bis nach Liechtenstein fanden, entzieht sich unserer Kenntnis. Die abgelegene Produktion von Tavetsch reflektiert, bei erkennbarer Eigenständigkeit, vor allem die typologischen Elemente und Dekormoden des 19. Jahrhunderts der Deutschschweiz bzw. Süddeutschlands.

Dank

Ich danke Pater Theo Theiler, dass er mir den Zugang zu den Stücken aus dem KMDis ermöglicht hat. Ein Gesamterfassung der Klostersammlung konnte 2020 realisiert werden. Darüber hinaus verwahrt das SNM zwei Objekte (einen Kinderkochherd aus Keramik; einen Krug), die angeblich in Bugnei hergestellt worden sein sollen (SNM Inv. LM-60575, LM-114745). Ausserdem gibt es offenbar Keramik aus Bugnei in einer mir nicht zugänglichen Privatsammlung in Flims-Waldhaus (Creux 1970, 129 Kat. 4). Konrad Schmid in Chur danke ich, dass ich seine schöne kleine Sammlung begutachten durfte. Über weitere Keramiken verfügen das Museum der Kulturen in Basel sowie die Museen in Ilanz, Sedrun, Trun und Klosters. Im Familienbesitz erhaltene Keramiken bearbeitet demnächst Livia Deragisch, aus Bugnei.

Neue, umfassende Monographie zum Thema: 

Hendry/Heege 2022
Tarcisi Hendry/Andreas Heege, Vischala da Bugnei – Keramik aus Bugnei, La historia dall hafnaria Deragisch (1835-1920) – Die Geschichte der Hafnerei Deragisch (1835-1920). Sedrun 2022.

Bibliographie

Creux 1970
René Creux, Volkskunst in der Schweiz, Paudex 1970.

Curti 1920
Notker Curti, Eine Töpferei im Tavetsch, in: Bündnerisches Monatsblatt, 1920, Heft 9, 269-273.

Frei 1947
Karl Frei, Keramik des Mittelalters und der Neuzeit, in: Kunstgewerbemuseum Zürich (Hrsg.), Ausstellung Schweizerische Keramik von der Urzeit bis heute, Zürich 1947, 27-46.

Gadola/Curti 1929
Guglielm Gadola/Notker Curti, La Fabrica da vischalla da tiara cotga a Bugnei, in: Il Glogn, calender dil pievel, annalas per historia, litteratura e cultura romontscha 3, 1929, 34-37.

Haldner 1982
Priska Haldner, Die Töpferei von Sep Antoni Deragisch in Bugnei Tavetsch. Maschinenschriftliches Manuskript im Rätischen Museum Chur, 1982, Chur.

Heege 2016
Andreas Heege, Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel von Bendern, Gemeinde Gamprin, Fürstentum Liechtenstein. Bd. 2: Geschirrkeramik 12. bis 20. Jahrhundert, Vaduz 2016.

Jenny 1991
Valentin Jenny, Handwerk und Industrie in Graubünden im 19. Jahrhundert. Bestrebungen zur Förderung von Handwerk und Einführung von Industrie als Massnahme zur Hebung des Volkswohlstandes, Chur 1991.

Schnyder 1979
Rudolf Schnyder, Bündner Keramik-, Glas und Lavezsteingewerbe, in: Hans Erb, Das Rätische Museum, ein Spiegel von Bündens Kultur und Geschichte, Chur 1979, 328-347.

Bugnei GR, Vischlaria Sep Antoni Deragisch (bab e fegl)

Jau Baibel Bugien Cafe 1842 – Segiramein la pli  impressiunonta lavur da Sep Antoni Deragisch da Bugnei

Keramik aus Bugnei in CERAMICA CH

Andreas Heege 2019 / Versiun romontscha Tarcisi Hendry 2020

La vischlaria a Bugnei, Tujetsch, va anavos sin Sep Antoni Deragisch, 13 da mars 1815 – 6 d’uost 1882 *. Sep Antoni Deragisch ha absolviu siu emprendissadi tiel vischler Fidel Wölfle a Wangen egl Allgäu. Igl onn 1920 fuva igl original da sia brev d’emprendissadi digl onn 1834 aunc en possess dalla famiglia, denton ei il document deplorablamein sparius. Suenter igl emprendissadi fundescha el ina atgna vischlaria e pignaria a Bugnei en sia casa.

Sep Antoni Deragisch, il giuven, 21 da settember 1842 – 27 d’october 1930.

Siu fegl e successur Sep Antoni, il giuven (1842-1930) fa igl emprendissadi da vischler a Flüela. Il luvratori ei buca enconuschents. Cuort suenter igl onn 1918 cala el culla producziun da vischala, precis tgei onn ei buca enconuschent, il Museum La Truaisch posseda ina scadiala cugl orsal 1919. La publicaziun da pader Notker Curti dalla clasutra da Mustér, davart la vischlaria a Bugnei cul tetel “La Fabrica da vischalla da tiara cotga a Bugnei”, el Glogn,1929, pag. 34-37, sebasa carteivel sin las informaziuns da Sep Antoni Deragisch, il giuven.

Survesta dil spectrum principal da ses products a Bugnei, collecziun dalla claustra da Mustér.

Ina impressiun dalla cheramica producida paleisa igl inventari dalla collecziun dil Museum Retic a Cuera, che deriva per part da pader Notker Curti e da Sep Antoni Deragisch, il giuven, sco era igl inventari dalla collecziun dil museum dalla claustra a Mustér. Dasperas dat ei cheramica ella collecziun dil Museum La Truaisch sco era el museum Nutli Hüschi a Claustra.

Ei exista aunc in cudischet da menaschi cun impurtaziuns denter 1866 e 1882 (Transcripziun e translaziun Tarcisi Hendry, 2021) , pia da Sep Antoni Deragisch, il vegl. Plinavon dat ei in cudisch da skizzas ch’ei entochen oz aunc buca vegnius examinaus da rudien. Quel datescha digl onn 1875, silmeins parzialmein da Sep Antoni Deragisch, il giuven. Vess pader Notker duvrau quei cudischet da skizzas igl onn 1920 per sia lavur historica, dess ei negina discrepanza denter las notizias manuscrettas el cudisch e l’attribuziun da pader Notker. Il pader suppona che oravontut las skizzas da pegnas derivien dil Sep Antoni, il vegl. Quella informaziun sa el mo dil davos vischler sez, damai ch’il cudisch sez consigna negin mussament.

El cuntegn ultra da quei in tagl traversal tecnic atras ina tipica pegna da quadrels sidretg sco ella fuva derasada ella Svizra Tudestga. Schebein la pegna da Bugnei corrispundeva per propi a quei tip ei buca segiramein enconuschent.

Cudischet da skizzas el Museum Retic: tagl traversal d’ina pegn da tiaracotga, pegna da quadrels e differenta vischala da diever.

Dasperas dat ei numerusas skizzas da pegnas da tiaracotga. Sep Antoni Deragisch, il vegl, s’entusiasmava apparentamein ed oravontut per decoraziun ed il stil da pegnas dil stil da Biedermeier, respectivamein dall’entschatta dil historissem. Il medem mument vegnan era auters detagls nudai el cudisch da skizzas, per exempel ina rundella da vischler messa en moviment cun ina roda d’aua ed in mulin da glasura. Plinavon cuntegn il cudischet fuormas da vischala ord il luvratori Deragisch.

Davart ils products dil luvratori da Bugnei sebasa la lavur da pader Notker probabel sin la collecziun en claustra, rimnada entras el sez, sco era dalla collecziun dil Museum Retic procurada medemamein entras il pader:

«La rauba da casegliar porscha buca gest bia en fuorma e decoraziun. Ella fuorma duas gruppas: rauba da diever ed objects decorativs. Tier l’emprema gruppa s’audan la brocca, ils ruogs e naschors, ils ruogs da flurs senza glasura, ils ruogs gronds da caffè, ils gronds pil pli stgirs, gie quasi ners. Vinavon pliras hontas cun moni, hontas da caffè e tè. Auters products ein d’in alv cut ni mellen-brin, ils ruogs da flurs il pli bugen verds.

Cun decoraziuns ein ils vischlers da Bugnei spargnus, la vischala nera ei senza decor, la vischala clara cun in mudest e magher tschupi da feglia, il rest dils Deragischs ei art empiric, ni fini cun in sempel decor satel da puncts.

Originalas ein quasi mo las aschinumnadas broccas, mo paran denton da moda plitost antica. Ei satracta da vischala purila, oz il pli savens duvradas per caffè, cun in pign e rodund biutsch e duas manetschas, ina pli gronda visavi il biutsch e suren ina pli gronda manetscha da purtar strubegiada. Quella teness buca il vischi empleniu e vegn rinforzada cun fildirom ni corda. Duas ruosnas all’entschatta dalla manetscha surveschan per fermar il rinforzament. Era las caussas decorativas ein buca fetg garnidas, ni ella fuorma ni ella colur.

Buca mo ils parlets d’aua benedida empau ruhs ed ils crucifixs, mo era las cazzolas ein plitost groppas e mintgaton pauc attractivas ella colur. Pli bein sepresentan ils vischals sempels e stgirs per la tenta cun ruosnas rodundas sco decoraziun. Era ils roms da maletgs cun cordas strubegiadas en violet-blau ed alv ein buca mal. Forsa dil meglier ein las butschidas, che regordan aspramein cun siu penderlem e girlandas da feglia al temps d’emprendissadi da Sep Antoni Deragisch, il vegl.

Deplorablamein ei la colur il pli savens buca fetg plascheivla, enzatgei denter alv e verd. Detg cuortamein, ils products da Tujetsch ein previ per ina clientella che giavischava rauba da bienmarcau e cun pintgas pretensiuns da fuorma e colur. La vischala fuva buca cheu per sepresentar. …» (Curti, 1920, pag. 272-273)

Dapli dat ei ina retscha dad observaziuns, che pader Notker ha buca communicau. Aschia portan ils ruogs e la brocca cun manetschas magari ina numera sgarflada el funs. Quella ei lu era d’anflar sil funs dil corrispundent uvierchel. Quei levgiava il metter ensemen suenter il prender ord il fuorn, il dretg uvierchel sil dretg vischi. Dasperas eisi necessari da mussar vi sin la decoraziun dalla vischala da glasura e brin-nera cun lingias undadas sgarfladas en ni decoraziuns fatgas cun in bul rullont.

In smaccactas ella collecziun dil Museum Retic porta las inizialas J e D, in bul dretgangular d’ina fuorma cun in motiv dil cor da Jesus flancaus da dus aunghels e leutier ils buls en reliev BUGNEI e Tujetsch. Quels dus buls ein era d’anflar sin in pign ruog da manetscha e sil vischi da tenta e confirman la derivonza dalla vischlaria da Deragisch. Il motiv dil cor d’Jesus ei era d’anflar sin la fatscha d’avon d’in candelier pign-verd, sin ina butschida dretgangulara da 1912, sin in ruog da flurs e d’ina vart dil sochel dil crucifix. Il frontispezi dil sochel decorescha in fleivel motiv dil Tschut da Diu ch’ei identics ed era d’anflar sin ina scadialetta platta cun culier.

La part davos d’in porta-zulprins muossa ina mesa plastica en in rudi da perlas. Il medem ei era da cattar sin in ruog da flurs ch’ei aunc supplementarmein decoraus cun cordas strubegiadas. Semegliontamein sepresenta era l’enramaziun d’in altaret da casa.

Pegna da tiaracotga (altezia 148 cm, ladezia 117 cm, profunditad 72 cm), che sesanflava tochen il settember 1980 en casa Deragisch, Via Romana 5, a Bugnei. Parts da semeglionts identics quadrels sesanflan el Museum La Truaisch, Sedrun.

Dasperas producevan bab e fegl Deragisch en nunenconuschent volumen apparentamein era pegnas da tiaracotga cun quadrels da glasura verds, mellens ni brin-ners. Per part eran quels decorai cun musters da zic zac. Per la decoraziun, ch’ei era d’anflar tier las butschidas dretgangularas ed ornadas cun cordas, ei vegniu duvrau el luvratori in model da gep. Quel sesanfla oz el Museum Retic a Cuera. Ils quadrels pil baun da seser fuvan savens stgir-brins ed ornai magramein cun girlandas da flurs. Ina tala pegna sesanflava era en stiva dils Deragischs. Quella ei igl onn 1980 arrivada a Cuera el Museum Retic a caschun da renovaziun ed adattaziuns en casa a Bugnei.

Tenor pader Notker Curti casegliava Sep Antoni Deragisch cun sia cheramica ella Surselva, denter Bugnei e Glion. Per part veva el deposits a Mustér, Trun e Glion. Schebein rauba ei vegnida vendida engiuviars tochen Cuera ni schizun vinavon entochen al Prinzipadi da Liechtenstein ei buca enconuschent. La producziun isolada en Tujetsch reflectescha, cun veseivla originalitad, oravontut elements tipologics e modas da decorar dil 19avel tschentaner en Svizra ed el sid dalla Tiaratudestga.

Engraziament

Jeu engraziel a pader Theo Theiler, che ha possibilitau igl access alla collecziun dalla Claustra da Mustér. L’entira registraziun dalla collecziun claustrala ha saviu vegnir realisada igl onn 2020. Dapli conservescha il Museum Naziunal Svizzer dus objects, ina pegna da cuschinar per affons ord cheramica ed in ruog, che dueien derivar da Bugnei.

Ulteriuramein secatta, sco ei para cheramica da Bugnei, en ina collecziun privata buca accessibla a Flem. Konrad Schmid a Cuera engraziel jeu che jeu hai astgau examinar sia pintga e biala rimnada. Ulteriura cheramica dispona il museum da cultura a Basel sco era Glion, Sedrun, Trun e Claustra. Cheramica en possess dalla  famiglia Deragisch tracta proximamein Livia Deragisch da Bugnei. **

* Tuttas informaziuns sebasan sin pader Notker Curti 1920; Gadola/Curti 1929; Frei 1947, 31; Creux 1970, 128–129, cat. 4 e 5; Schnyder 1979, 331. Indicaziuns era da Tarcisi Hendry, Museum La Truaisch, Sedrun. Nunpublicau: Haldner 1982. Senza ulteriuras indicaziuns: Jenny 1991, 136; Emprema publicaziun da quei text entras A. Heege 2016.
** Ella part tudestga ein d’anflar supplementarmein numerusas indicaziuns davart las fotografias dalla vischala els differents museums.

La fabrica da vischala da tiaracotga a Bugnei  

Bibliografia :

Creux 1970
René Creux, Volkskunst in der Schweiz, Paudex 1970.

Curti 1920
Notker Curti, Eine Töpferei im Tavetsch, in: Bündnerisches Monatsblatt, 1920, Heft 9, 269-273.

Frei 1947
Karl Frei, Keramik des Mittelalters und der Neuzeit, in: Kunstgewerbemuseum Zürich (Hrsg.), Ausstellung Schweizerische Keramik von der Urzeit bis heute, Zürich 1947, 27-46.

Gadola/Curti 1929
Guglielm Gadola/Notker Curti, La Fabrica da vischalla da tiara cotga a Bugnei, in: Il Glogn, calender dil pievel, annalas per historia, litteratura e cultura romontscha 3, 1929, 34-37.

Haldner 1982
Priska Haldner, Die Töpferei von Sep Antoni Deragisch in Bugnei Tavetsch. Maschinenschriftliches Manuskript im Rätischen Museum Chur, 1982, Chur.

Heege 2016
Andreas Heege, Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel von Bendern, Gemeinde Gamprin, Fürstentum Liechtenstein. Bd. 2: Geschirrkeramik 12. bis 20. Jahrhundert, Vaduz 2016.

Jenny 1991
Valentin Jenny, Handwerk und Industrie in Graubünden im 19. Jahrhundert. Bestrebungen zur Förderung von Handwerk und Einführung von Industrie als Massnahme zur Hebung des Volkswohlstandes, Chur 1991.

Schnyder 1979
Rudolf Schnyder, Bündner Keramik-, Glas und Lavezsteingewerbe, in: Hans Erb, Das Rätische Museum, ein Spiegel von Bündens Kultur und Geschichte, Chur 1979, 328-347.

 

 

Burgdorf BE, Hafner Aeschlimann

Ofenkachel, aufgrund familiärer Tradition der Hafnerwerkstatt von Emanuel Aeschlimann (1751-1832) zugeschrieben (Rittersaalverein Burgdorf, Inv. RS-4.0502). Masse: 27 x 23 cm.

Andreas Heege, Andreas Kistler, Trudi Aeschlimann, 2025

Die Burgdorfer Hafner sind bis heute, mit Ausnahme der Hafner Vögeli, nicht umfassend bearbeitet worden. Dies liegt vor allem auch wohl daran, dass wir von ihnen keine signierte Gebrauchskeramik sondern nur Kachelöfen kennen.

Thörigen, Gasthof, Langenthalstrasse 1, Kachel mit den Namen der Ofenbesteller, Datierung und Signatur von Hafner  Johann Heinrich Aeschlimann (1777-1828) und Ofenmaler Johann Heinrich Egli aus Aarau (1776–1852).

Den bisherigen Kenntnisstand zu den Hafnern Aeschlimann bieten zwei kurze Aufsätze im Burgdorfer Jahrbuch  (Heege 2017Heege 2025).

Stammbaum der Hafner Aeschlimann

Ausschnitt aus dem Plan der Stadt Burgdorf von 1845 mit der Situation rund um das ehemalige Rütschelentor und die Rütschelengasse. Markiert ist der vermutete Standort des Hauses Gammeter/Aeschlimann am Milchgässli (1), die Lage der Werkstatt Aeschlimann vor 1795 (2) und die Lage der neuen Hafnerei-Liegenschaft Rütschelengasse 23, unmittelbar vor dem abgebrochenen Rütschelentor (3).

Bibliographie

Heege 2017
Andreas Heege, Von Meisterstücken, Ofenkacheln und Leitungsröhren – Die Hafner Aeschlimann in Burgdorf, in: Burgdorfer Jahrbuch 84, 2017, 19-48.

Heege 2025
Andreas Heege, Ein neu entdeckter Kachelofen der Hafnerei Aeschlimann aus dem Jahr 1829, in: Burgdorfer Jahrbuch 92, 2025, 11-22.

 

 

 

Burgdorf BE, Hafner Gammeter

In Bearbeitung!

Teller, 1764, Jacob Gammeter (1734-1805) Haffner zu Burgdorf, Bodenfund aus Burgdorf, Haus Metzgergasse 9/11 (Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Inv. 78553, Foto Andreas Heege).

Andreas Heege, Andreas Kistler, Trudi Aeschlimann, 2025

Die Burgdorfer Hafner sind bis heute, mit Ausnahme der Hafner Vögeli, nicht umfassend bearbeitet worden. Dies liegt vor allem auch wohl daran, dass wir von ihnen kaum signierte Gebrauchskeramik (s.o.) sondern nur Kachelöfen kennen.

Kachelofen von Samuel Gammeter, datiert 1769 in der Vogtsstube des Löwenstocks in Heimiswil (Foto Denkmalpflege des Kantons Bern).

Den bisherigen Kenntnisstand zu den Hafnern Gammeter haben Fritz Lüdy-Tenger (1943) und Adriano Boschetti  (2006) zusammengestellt (Lüdy-Tenger 1943, 142-146; Boschetti-Maradi 2006, 195-197). Aufgrund von Informationen von Trudi Aeschlimann und Recherchen von Andreas Kistler kann jetzt ein umfassender Stammbaum vorgelegt werden, der deutlich werden lässt, wie bedeutend die Hafner Gammeter und ihre sechs Generationen für das Burgdorfer Hafnerhandwerk seit dem späten 17. Jahrhundert waren. Die Masse der archäologischen Burgdorfer Bodenfunde an Geschirrkeramik des 18. und 19. Jahrhunderts, dürfte, soweit sie nicht importiert ist, aus einer der Hafnereien Gammeter oder Aeschlimann stammen (vgl. z. B. Kellerfüllung Burgdorf Kronenplatz vor 1734: Boschetti-Maradi 2006, Taf. 32-36).

Stammbaum Gammeter

Für einen Grossteil der Hafner Gammeter kennen wir auch die Lage ihrer Töpfereien in Burgdorf.

Bekannte Standorte von Burgdorfer Hafnereien, inklusive Töpferei-Standorten der Hafner Gammeter (siehe Liste im Anhang).

Standorte von Hafnereien in Burgdorf 

1 + 2               Röhrlisgasse, Jakob Knup der jüngere und der ältere, erwähnt 1689-1699
3                      Beginengässli West, Hafner Johannes Dübelts Witwe, Oberstadtbrand 1706
4                      Metzgergasse 4, bis 1712 Bendicht Gammeter, nachher seine Witwe K. Ris
14                    Metzgergasse 4, um 1746 Heinrich Gammeter „anderer“, Hafner
5                      Nähe untere Mühle/ Röhrisgasse, bis spätestens 1714 Johannes Vögeli
6                      wohl Chnuppenmatt (Post) Oberburg, eigentlich Gemeindebezirk Burgdorf,                                 der Burgdorfer Hafner Hans Knup, erwähnt 1688-1715
7                      beim Mühletor/Stadtgraben, Oswald Schönberger, erwähnt 1683-1719
8a                    „unter“ dem Kornhaus, 1708-1715 Jakob Vögeli
8b                    Mühlegasse 10, ab 1715 Jakob Vögeli
9a                    Röhrisgasse, bis Brandausbruch 1715 Heinrich Gammeter
9b                    Milchgässli (westl. obere Badstube), Heinrich Gammeter, erwähnt 1746
19a                  Milchgässli (westl. obere Badstube), Emanuel Aeschlimann, erwähnt ab 1775
10                    Hofstatt 7, „Gammeterhaus“, Jakob Gammeter-Flückiger, erwähnt 1737-1754
15                    Hofstatt 7, Joh. Jakob Gammeter-Aeschlimann älter, erwähnt 1754-1800
11                    Hintere Gasse (Kornhausgasse) 10, Samuel I Gammeter, erwähnt 1746-1758
12                    Hintere Gasse (Kornhausgasse) 10, Samuel II Gammeter, erwähnt 1758-1761
18                    Hintere Gasse (Kornhausgasse) 10, Rudolf Samuel Gammeter, erwähnt 1800
13                    Hintere Gasse, neben späterem Kornhaus, Johann Heinrich Gammeter jun.                                  verzinst 1759 bis 1770 die Hafnerhütte (siehe Aeschlimannplan 1773)
16                    Rütschelengasse 6/Hofstatt 5, Joh. Jakob Gammeter Sohn, erwähnt 1800
19b                 Rütschelengasse 23, beim Tor, ca. ab 1795-1832 Emanuel Aeschlimann
17                    Rütschelengasse 23, bis 1828 Joh. Heinrich I Aeschlimann
20                    Rütschelengasse 23, bis 1866 Heinrich II Aeschlimann
21                    Rütschelengasse 23, bis 1908 Joh. Arthur Aeschlimann „Deuchelfabrikant“

Bibliographie

Boschetti-Maradi 2006
Adriano Boschetti-Maradi, Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 8), Bern 2006.

Lüdy-Tenger 1943
Fritz Lüdy-Tenger, Burgdorf im Bilde (6. Fortsetzung),Burgdorfer Jahrbuch 10, 1943, 120-150.