Archive

Gesellen, fremde im Kanton Bern (ausserkantonale, ausländische)

Orte mit Keramikproduktion im Kanton Bern aufgrund archivalischer Nachweise.

Andreas Kistler, Andreas Heege, 2021

Der Kanton Bern verfügt mit der ämterweise geführten Fremdenkontrolle über eine, ungewöhnliche Quelle zum Handwerk. Trotzdem die Kontrolllisten nicht aus allen Ämtern erhalten sind, ergeben sich grundlegende Informationen zum Hafnerhandwerk im Kanton Bern im 19. Jahrhundert. Zwischen 1810 und 1908 musste jeder ausserkantonale und ausländische Geselle, also auch die Hafnergesellen, der im Kanton Bern Arbeit fand, gemeldet werden und zwar mit dem Arbeitsort und dem Namen des beschäftigenden Hafners, der Arbeitsdauer und dem Namen und Herkunftsort des Gesellen. So verfügen wir heute über eine Liste der Hafnereien (siehe Kartierung grüne Punkte), die sich im 19. Jahrhundert die Beschäftigung eines Gesellen leisten konnten. Ausserdem bekommen wir einen Eindruck, aus welchen Kantonen oder Bundesländern Österreichs oder Deutschlands bzw. Frankreichs (sehr selten) Gesellen zuwanderten. Die Gesellenwanderung ist im 19. Jahrhundert der Motor des technologischen und dekorativen Wandels und trug wesentlich zur Entstehung und Ausbreitung der Keramik “Heimberger Art” bzw. der “Thuner Majolika” bei.

Liste der bernischen Hafner, bei denen fremde Gesellen gearbeitet haben (Daten Andreas Kistler nach Archivalien StAB)

Liste der fremden Gesellen nach Alphabet (Daten Andreas Kistler nach Archivalien StAB)

Liste der fremden Gesellen nach Land, Kanton/Bundesland, Ort (Daten Andreas Kistler nach Archivalien StAB)

Der Zustrom schweizerischer, aber auch deutscher Gesellen nach Heimberg hielt nach 1800 unvermindert an. Zwischen 1810 und 1908 lassen sich in den beiden relevanten Amtsbezirken Thun und Konolfingen die Arbeitsmeldungen für 401 Gesellen aus der Schweiz (inkl. Kanton Bern), 229 aus Deutschland, 19 aus Frankreich (Elsass), 7 aus Österreich und einen aus den Niederlanden bzw. Ungarn nachweisen (StAB, Archivalien der Fremdenkontrolle).

Unter den Gesellen aus Deutschland dominieren die aus Baden und Württemberg weit vor denen aus Bayern, Hessen, Nassau, Preussen oder Sachsen. Unter den schweizerischen Gesellen stammen viele aus den Kantonen Aargau (vor allem Rekingen), Basel (Läufelfingen), Luzern (Malters, Meggen), Sankt Gallen (Berneck und Orte im Umfeld-Altstätten, Au, Balgach, Eichberg, Lüchingen, Marbach sowie Rapperswil, St. Gallen), Schaffhausen (Beggingen, Neunkirch, Ober- und Unterhallau, Thayngen und Wilchingen), Thurgau (Berlingen, Steckborn), Waadt (Duillier, Poliez-Pittet) und Zürich (Bülach, Dällikon, Rafz, Schauenberg, Unterstammheim, Wädenswil und Zürich). Alle diese Gesellen nahmen die Kenntnis des «Heimberg Stils» (Dekortechnik und Motive) mit zurück in ihre Heimatgemeinden und sorgten auf diesem Wege für eine entsprechende Verbreitung.

Da die Unterlagen der ämterweise geführten Fremdenkontrolle wohl korrekt sind, so lassen sich entgegen bisherigen Zahlenangaben in der Literatur (Schwab 1921, 85; «80 Gesellen pro Jahr in den 1850er-Jahren») in keinem Jahr zwischen 1809 und 1908 in der Region Heimberg-Steffisburg mehr als 27 Ameldungen fremder Gesellen nachweisen. Wir müssten also postulieren, dass gleichzeitig etwa 50 weitere, bernische Gesellen beschäftigt wurden. Durchweg mehr als zehn Neuanmeldungen je Jahr charakterisieren offenbar die produktivsten Jahre des Heimberger Gewerbes zwischen 1843 und 1866. Nach diesem Zeitpunkt fallen die Zahlen unter zehn und schwanken zwischen 1880 und 1908 zwischen einem und drei fremden Gesellen je Jahr. Die von Schwab mitgeteilten Streitigkeiten mit den deutschen Gesellen in den 1860er-Jahren (Schwab 1921, 81) finden eine klare Bestätigung in den festgehaltenen Neuanmeldungen. Wurden 1863 und 1864 noch neun bzw. acht deutsche Gesellen für die Region Heimberg verzeichnet, so fiel die Zahl 1865 auf drei, 1866 auf zwei, 1867 auf einen, und 1868 kam gar kein deutscher Geselle mehr. Zwischen 1869 und 1881 sind dann nur noch insgesamt elf deutsche Gesellen dokumentiert. Es darf dabei jedoch nicht übersehen werden, dass sich das Heimberger Gewerbe offenbar in dieser Zeit in einer grundsätzlichen Krise und Phase der Umstrukturierung befand, denn auch die Zahl der schweizerischen Gesellen war im selben Zeitraum stark rückläufig.

Frz.: Compagnon

Engl.: Journeyman

Bibliographie:

Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.

Grenchen SO, Hafnerei  Affolter (1799-1813)

Roland Blaettler (Übersetzung Rudolf Schnyder) 2019

Euseb Affolter errichtete 1799 oberhalb des Dorfes Grenchen, beim sogenannten Schafgässlein (an der heutigen Studenstrasse), eine kleine Hafnerhütte, die von seinen Nachkommen bis ins Jahr 1913 mit einer Belegschaft von zwei bis drei Arbeitern weitergeführt wurde. Die Hafnerei soll – wahrscheinlich in den Anfängen – «blau und weiss glasierte» Ofenkacheln produziert haben, später auch Blumengeschirr, Milchtöpfe und Tassen (Strub 1949, 332).

Erhalten hat sich im Kultur-Historischen Museum Grenchen (KHM 0058) ein 1879 datiertes Tintengeschirr, das aufgrund des Museumseintrages der Hafnerei Affolter zugewiesen wurde.

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014,52

Strub 1949
Strub, Werner, Heimatbuch Grenchen. Die vergangenen Jahrhunderte bis in die Gegenwart dargestellt, Solothurn 1949.

Gross, Nora (1871-1929), Colovrex GE, Heimberg BE, Lausanne VD

Bendicht Loder-Walder, Heimberg, nach einer Skizze von Nora Gross-Perret, 1905 (MHL Nr. 14).

Keramik von Nora Gross in CERAMICA CH

Andreas Heege and Roland Blaettler, 2023

Cécile-Éléonore, genannt Nora Gross (1871–1929), absolvierte eine Ausbildung zur Zeichenlehrerin an der Kunstgewerbeschule Basel und anschliessend am Technikum in Winterthur, wo sie 1890 ihr Diplom erwarb. Von den angewandten Künsten angezogen, ergänzte sie ihre Ausbildung in der Klasse für Keramikdekoration von Joseph Mittey an der Kunstgewerbeschule in Genf. Von 1893 bis 1903 unterrichtete sie an der Höheren Mädchenschule in Morges, bevor sie 1903 ihre eigene Schule für Zeichnen und Kunsthandwerk in Lausanne gründete, die 1924 mit der Kantonalen Zeichenschule fusionierte.

Im Bestreben, das ästhetische Niveau des volkstümlichen Handwerks zu heben und sich für die Weiterführung der von der Industrialisierung bedrohten Hauswerks (Heimarbeit) einzusetzen, war sie 1911 Initiatorin der Société d’art domestique und gehörte 1913 zu den Gründern von L’Œuvre, der Westschweizer Sektion des Schweizerischen Werkbunds. Im selben Jahr heiratete sie Paul Perret (1880–1947), Kunstkritiker, Sekretär von L’Œuvre und Politiker (Abgeordneter, Bürgermeister, dann Staatsrat von 1931–1942).

Nora Gross-Perret (Ball-Spiess 1987, fig. 45).

Während ihrer ersten Jahre als Lehrerin widmete sich Nora Gross der Öl- und Aquarellmalerei. Mittels dieser Techniken interpretierte sie Landschaften und vorwiegend florale Themen. Um die Jahrhundertwende, mit der Gründung ihrer Lausanner Schule, konzentrierte sie sich auf den Bereich der angewandten Kunst bzw. des Kunsthandwerks. Sie fertigte Modelle und entwarf moderne Motive für die Textil- und Keramikindustrie. Ihr künstlerischer Beitrag wird vor allem im Bereich der bedruckten Stoffe zu sehen sein. Im Bereich der Keramik trug sie zu einer Belebung der traditionellen Töpferei (engobierte Irdenwaren), insbesondere in der Region Heimberg-Steffisburg, bei.

Ihre erste Zusammenarbeit mit einer Töpferei geht auf die Jahre 1902/03 zurück, als sie ihre ersten gezeichneten Modelle an die Töpferei Veuve Knecht et fils in Colovrex (GE) lieferte. Das Musée Ariana bewahrt elf Stücke aus dem ehemaligen Kunstgewerbemuseum in Genf (Inv. C 0308, C 0309, C 0310, C 0322, C 0326, C 0327, C 0328, C 0329, C 0330, C 0348 und C 0350 – Ball 1988, Kat. Nr. 1, 3, 4, 6, 8, 9, 12, 13, 17, 21 und 22).

Keramik von Nora Gross und der Töpferei Knecht im Musée Ariana in Genf (alle ohne Herstellermarken).

Diese Objekte sind nicht gekennzeichnet, aber das alte Inventar identifiziert sie eindeutig als «rustikale Töpferwaren», die von Fräulein Gross geschaffen und grösstenteils von der Töpferei Knecht zwischen Ende 1903 und Anfang 1904 erworben wurden. Es ist auch bekannt, dass diese Produktlinie nach der griechischen Göttin «Hera», der Beschützerin der Frauen und der Ehe, benannt wurde.

Im Dezember 1903 stellte Nora Gross Keramiken aus dieser Linie in Lausanne, in den Schaufenstern der Schweizerischen Möbelgesellschaft, Place Saint-François, aus (Lausanner Zeitung vom 30. Dezember 1903, 3). Nach Hervorhebung der «sehr einfachen Formen, mit einfarbigem Untergrund, nüchtern verziert mit floralen oder geometrischen Ornamenten, deren Wert gerade in der Einfachheit des Stils liegt […] Der Dekor ist perfekt an das rustikale Material angepasst», weist der Chronist darauf hin, dass das Kunstgewerbemuseum in Genf vier Keramiken erworben habe.

Die Zusammenarbeit mit der Familie Knecht war nur von kurzer Dauer, da sie dort unzufrieden war. Nora Gross wandte sich bald an einen anderen Hersteller in Heimberg, einem der historischen Zentren der traditionellen Berner Töpferei: Bendicht Loder-Walder.

1903/1904 Nach Daniela Ball begann die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Bendicht Loder-Walder und der Keramikdesignerin Nora Gross aus Lausanne bereits 1903 (Ball 1987, 111 – siehe auch Messerli Bolliger 1991, 74, Abb. 45).  In einem Artikel in der NZZ vom 20. November 1906 berichtet der unbekannte Redakteur über eine Reise nach Heimberg im August 1904 und beschreibt seine Suche nach dem Hafner und der Werkstatt, die die moderne Keramik herstellte. Nachdem er zunächst zwei Werkstätten besucht hatte, die einerseits Thuner Majolika mit Edelweissmotiven und andererseits modernere Schlickermalereien fertigten, wie man sie “an einem Stand unter den  Bögen am Limmatquai kaufen kann” (Hafnerei Wächter-Reusser), kam er schliesslich zur Werkstatt Loder-Walder. “Es wurde vor diesem Hause gerade ein prächtiger Erntewagen abgeladen, der alle verfügbaren Hände in Anspruch nahm. Wir wurden deshalb nicht sehr freundlich aufgenommen; erst als der Mann allmählich merkte, dass wir uns für seine Sachen interessierten, wurde er gesprächig und holte allmählich eines um das andere von den hübschen Mustern der Fräulein Gross von den Schäften herunter und erzählte von seinen Bestellungen aus Interlaken und von seinen Sendungen nach Berlin. Wir unterhielten uns so gut, dass wir fast zu spät zur Bahn kamen, schwer beladen mit Heimberger Geschirr. Dies alles ist uns wieder frisch ins Gedächtnis getreten, als wir diese Keramiken [im Dezember 1906] in der Kunsthandlung Weil an der Bahnhofstrasse [in Zürich] ausgestellt sahen. Sie werden hoffentlich einen guten Absatz hier finden, handelt es sich doch um echtes Schweizerfabrikat und gesunde Heimkunst.”

Im Herbst 1904 wurden Nora Gross’ Keramiken an der Schweizerischen Landesausstellung der schönen Künste im Palais de Rumine in Lausanne gezeigt (La Liberté 34, Nr. 223, 29. September 1904 ; Le Confédéré de Fribourg, 57, Nr. 81, 9. Oktober 1904, auch Gazette de Lausanne, Besprechung durch Maurice Wirz ; Ball-Spiess 1987, 152).  Das Kunstgewerbemuseum in Genf kaufte bei dieser Gelegenheit eine glasierte Terrakotta von Nora Gross. Es ist nicht sicher, ob sie bei dieser Ausstellung bereits ihre Heimberg-Keramik präsentiert hat.

Die nächsten Erwähnungen ihrer neuen keramischen Kreationen stammen aus dem Jahr 1905, als sie mit grossem Erfolg in einer ihnen gewidmeten Ausstellung des Kantonalen Kunstgewerbemuseums in Bern präsentiert wurden (Le Nouvelliste vaudois vom 3. Mai 1905, 2 – Gazette de Lausanne vom 13. Mai 1905, 3 und 5). Am Rande sei bemerkt, dass der Bericht in Le Nouvelliste eine erste Erklärung für den Bruch zwischen Gross und der Firma Knecht lieferte: «Fräulein Gross hatte zuerst unter den Töpfern von Ferney [der Ortsfehler erklärt sich dadurch, dass die Töpferei Knecht in Ferney-Voltaire eine zweite Werkstatt betrieb] nach dem Handwerker gesucht, der ihre Kreationen herstellen konnte, aber die Vorurteile, auf die sie stiess, hatten den glücklichen Effekt, dass sie schweizweit nach dem Mitarbeiter suchte, den sie brauchte. Sie fand ihn in Heimberg.»

Bericht über die Ausstellung im Kunstgewerbemuseum in Bern im «Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern – 52, Nr. 36, vom 6.6.1905.

Keramik von Bendicht Loder-Walder und Nora Gross in der Sammlung des Historischen Museums von Lausanne.

Die überwiegende Mehrheit der von Loder-Walder hergestellten Keramiken trägt eine eingeritzte Marke «BL (oder BLW) – Nora Gross» und eine geritzte Formnummer. Fünf Stücke befinden sich in der Sammlung des Historischen Museums von Lausanne (MHL Nr. 14; MHL Nr. 17; MHL Nr. 18; MHL Nr. 25; MHL Nr. 26). Drei Keramiken befinden sich in der Schule für Gestaltung Bern und Biel.

Im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich finden sich drei Vasen von Nora Gross und Bendicht Loder-Walder (SNM LM-70629, SNM LM-70630, SNM LM-149623). Marken “BL Thoune” und “BLW”.

    

Das Musée Ariana bewahrt 15 Exemplare dieser Kategorie, die 1905 und 1906 vom ehemaligen Kunstgewerbemuseum in Genf erworben wurden (siehe Ball 1988 Kat. Nr. 2, 5, 7, 8, 10, 11, 14-16, 18-20, 23-26).

Fünf zusätzliche Beispiele finden sich auch in der Sammlung des Gymnasiums Lerbermatt in Köniz (Kön-Lerb_01 bis Kön-Lerb_05). Leider haben wir keine Ahnung, wann diese Stücke in die Sammlungen der vorherigen Institution, des Staatlichen Seminars Bern – Lerbermatt, gelangt sind. Wir stellen fest, dass sich die Signaturen von denen der vorherigen Gruppe unterscheiden, den Grund dafür können wir nicht angeben.

Sammlung des Gymnasiums Lerbermatt in Köniz, Marke “BL Thoune”.

Mit Bendicht Loder entwickelte Gross eine deutlich feiner ausgearbeitete Produktlinie, vor allem in Bezug auf die Farbe. Die engobierten Dekore sind nicht mehr wie bei Knecht mit einer einfachen farblosen Glasur überzogen, sondern mit farbigen Glasuren, die einen schönen Farbreichtum aufweisen und zudem im Laufdekor hervorgehoben sind.

Die von Loder-Walder hergestellten Keramiken tragen eine eingravierte Marke «BL (oder BLW) – Nora Gross» und eine eingeprägte oder eingeritzte Formnummer. Private Sammlungen Schweiz.

Keramik von Nora Gross und Bendicht Loder-Walder befindet sich auch in einigen schweizerischen Privatsammlungen (Messerli 2009, Abb. 74-77).

Das Kunstgewerbemuseum in Zürich bewahrt eine weitere Vase aus dieser Zeit (ZHdK-KGS-08457). Das Historische Museum in Lausanne und die Schule für Gestaltung Bern und Biel besitzen je ein ungewöhnliches Milchkännchen mit Johannisbeerdekor (MHL AA.VL 2004 C6006 und SfGB 453).

Im Herbst 1905 wurde eine grosse Verkaufsausstellung sowohl im Grand Bazar in Neuenburg als auch im «Maison d’Art» in Genf organisiert (La Suisse Libérale 42, Nr. 267, 14. November 1905 und 42, Nr. 296, 17. Dezember 1905) und sehr positiv von Philippe Godet und von Georges Hantz, dem Direktor des Kunstgewerbemuseums in Genf besprochen, der auch einige Stücke für sein Museum erwarb.

Im Juni 1906 fand im La Grenette in Lausanne die «2. Ausstellung der Malerinnen der französischen Schweiz» statt. Auch Nora Gross nahm mit ihren «hübschen Vasen» teil (La Suisse Libérale 43, Nr. 132, 10. Juni 1906). Im Juli 1906 werden ihre Keramiken in Fribourg im Schaufenster von Georges Clément in der Grand’Rue ausgestellt. Sie werden bewundert und detailliert beschrieben (La Liberté, 36, Nr. 156, 11. Juli 1906). Ihre Produkte wurden auch in Basel gelobt und verkauft (Illustrierte Schweizerische Handwerker-Zeitung Nr. 38, 20.12.1906, 613).

Im November 1906 wurde ein Teil  ihrer Produktion auch in der Kunsthandlung Weil an der Bahnhofstrasse in Zürich ausgestellt und von der NZZ (Neue Zürcher Zeitung, Archiv) vom 20. November 1906 sehr wohlwollend aufgenommen. Dieser Artikel enthält auch einen Bericht, vom Sommer 1904, über eine Reise nach Heimberg ins Atelier Loder-Walder.

Postkarte 1908, «Fabrique de poterie P. Pasquier-Castella».

Im Jahr 1907 veröffentlichte der Indicateur vaudois unter der Rubrik der in Renens ansässigen Töpferfabriken eine Werbeanzeige mit dem Titel «Fabrique de poterie P. Pasquier-Castella – Gebrauchskeramik, Blumenvasen, Schornsteinröhren und -aufsätze, Drainage- und Abwasserrohre – Kunstkeramiken von Fräulein Nora Gross» (S. 389). Pasquier – der neue Mieter der Keramikfabrik von Renens S. A. – begnügte sich also nicht mit den traditionellen Produkten des Unternehmens, sondern versuchte, auch eine echte künstlerische Linie einzuführen, entworfen von einer unabhängigen Künstlerin. Das obige Inserat ist jedoch fast die einzige Erwähnung, die wir über diese Zusammenarbeit gefunden haben.

Ansonsten gibt es noch einen Aufsatz zur Keramik von Nora Gross aus der Feder von Edmond Gilliard, der ebenfalls aus dieser Zeit stammen dürfte. Die kleine Werbeschrift trägt auf der Rückseite erneut einen Hinweis auf Pasquier-Castella, der sich als alleiniger Kommissionär für die Keramiken von Nora Gross anpreist. Fast derselbe Text erschien auch noch einmal im Jahr 1913 in “Blätter für den Zeichen- und gewerblichen Berufsunterricht – Revue suisse de l’enseignement professionell 38, Heft 8, 60-63“.

Die Zusammenarbeit war wahrscheinlich nur von kurzer Dauer, zudem haben keine Objekte identifiziert werden können, die davon zeugen würden (siehe auch den Artikel «Les poteries de Renens und Chavannes-près-Renens»).

Keramiken von Bendicht Loder-Walder und Nora Gross in der Weihnachtsausstellung des Kunstgewerbemuseums Bern 1907 (Jahresbericht 1907 des Kantonalen Kunstgewerbemuseums Bern).

Der Tod von Bendicht Loder-Walder im November 1909 bedeutet nicht das Ende der Produktion der von Nora Gross entworfenen Formen und Dekore, da die Werkstatt weiterhin bestand und wohl auch dieselben Keramikmalerinnen tätig waren. Ein Hinweis in diese Richtung dürfte eine 1911 durchgeführte Ausstellung der Société des peintres et sculpteurs suisses, der Gesellschaft Schweizerischer Maler und Bildhauer, im Kunsthaus in Zürich sein. Die ausgestellten Keramiken von Nora Gross wurden von Albert Baur, Chefredakteur der Zeitschrift Wissen und Leben  (Schweizer Monatsschrift für allgemeine Kultur, Bd. 8, 1911, 160), als «interessante keramische Arbeiten» hervorgehoben. Auch die NZZ berichtete mit Hinweis auf die Fertigung durch Loder-Walder über diese Ausstellung (9.4.1911, 20.4.1911, 29.4.1911). Die Annahme der kontinuierlichen Produktion wird auch durch Bemerkungen von Paul Wyss (1914, 150) unterstützt. An der Berner Landesausstellung 1914 wurden in der 23. Gruppe: Keramische und Glaswaren einige Exponate von Loder-Walder nach Entwürfen von Nora Gross gezeigt. Ein Vermerk im Ausstellerverzeichnis belegt, dass die keramischen Entwürfe von Nora Gross jeweils von Ausmacherinnen der Werkstatt Loder-Walder umgesetzt wurden. Interessant erscheint dabei, dass Loder-Walders neue Kollektion gleichwohl noch als Majoliken bezeichnet wurde: „Gebrüder Loder, Töpferei, Heimberg. Fabrikation von Majolika unter künstlerischer Mitarbeit von Frau Nora Gross, Lausanne. Anfertigung nach Entwürfen in prompter Ausführung.“ (zitiert nach Messerli 2009, 70). Der Fachbericht zur Landesausstellung (Band VI zu Gruppe 23, S. 73) kritisiert in diesem Zusammenhang: “Gebrüder Loder, Heimberg, brachten Töpfereien nach Entwurf von Frau Nora Gross, Lausanne. Es begegnete uns wenig Neues, das Meiste war uns bekannt von früheren, von der Künstlerin veranstalteten kleineren kunstgewerblichen Ausstellungen”.

Im April 1911 veranstaltete das Industriemuseum Freiburg eine Verkaufsausstellung von Nora Gross und den «Töpfern von Langnau», wobei Letztere namentlich nicht genannt wurden. Die Ausstellung wurde von Hélène de Diesbach in der Zeitung La Liberté  vom 11. April 1911 ausführlich kommentiert. Während der Ausstellung verkaufte Georges Clément die Keramiken von Nora Gross in seinem Geschäft in der Grand-Rue 10 in Freiburg. In seinen Anzeigen hob er die grosse Auswahl an Vasen hervor (La Liberté 12.4.191114.4.1911). Die Ausstellung dauerte bis Oktober desselben Jahres (La Liberté , 31. August 1911).

Nora Gross beteiligte sich 1911 auch an der Ausstellung «L’art domestique» im Museum Rath in Genf (Ball-Spiess 1987, 152; Michelle Biéler, Wissen und Leben, Bd. 9, 1911, 422-423). Am 31. Oktober 1911 war sie Mitgründerin der Société d’art domestique (Feuille officielle suisse du commerc FOSC, Schweizerisches Handelsamtsblatt SHAB 29, Nr. 299, 2012).

Wissen und Leben, Vol. 11, 1912-1913, 374.

1912 besprach Nora Gross die Arbeiten von Elisabeth Eberhardt, die im Kunstgewerbemuseum Aarau ausgestellt waren, sehr positiv.

Im Dezember 1912 stellte Nora Gross ihre Keramiken in der Lausanner Buchhandlung Le Petit-Chêne aus: zwischen zwei- und dreihundert Stück, «keines gleicht dem anderen […] Die geniale Töpferin hat einen unerschöpflichen Vorrat an Formen und Dekoren. Töpfe, abwechselnd im japanischen, ägyptischen, persischen, etruskischen, innerschweizerischen Stil, ohne dabei ihr kleines besonderes Zeichen zu verlieren, die Marke N. G. Es ist ein Garten der Vielfalt, und auch der Farbe. Verschiedene Rottöne wie Terra di Siena gebrannt, Indischrot, Erdbeerrot, Kirschrot, Ziegelrot und Zinnoberrot; Grüntöne wie Hellgrün, Apfelgrün, Pistaziengrün, Moosgrün, Olivgrün, Smaragdgrün […]» (Gazette de Lausanne vom 31. Dezember 1912, 5; Ball-Spiess 1987, 152). Liest man diese enthusiastische Beschreibung, wird einem klar, dass Gross’ keramische Palette alles andere als begrenzt war.

Keramik, entworfen von Nora Gross und hergestellt in Heimberg (Anner 1916, Tafel 39). Wer arbeitete nach dem Tod von Bendicht Loder-Walder 1909 in Heimberg für Nora Gross? Wurden alle diese Keramiken damals von Christian Frank-Jenni (siehe unten) ausgeführt?

Im Buch «Die kunstgewerbliche Arbeit der Frau in der Schweiz – L’artisanat d’art des femmes en Suisse» (Anner 1916) figurierten Nora Gross, zusammen mit Elisabeth Eberhardt (aus Lenzburg, Kanton Aargau), Anna Müller (aus Grosshöchstetten, Kanton Bern), Frieda Lauterburg (aus Langnau im Emmental, Kanton Bern) und Elisabeth Gött-Strasser (aus München, Deutschland) unter den herausragenden Keramikerinnen.

In den Jahren 1916-1918 experimentierte Nora Gross mit einem anderen Typ Keramik, dem industriell produzierten Steingut, indem sie gezeichnete Formen und Dekore an die Manufacture de poteries fines de Nyon lieferte, die bis 1917 von Jules Michaud und danach von seinem Sohn Louis geleitet wurde (Pelichet 1985/2, 36). Diese neue Produktvielfalt wurde 1916 im Rahmen der von L’Œuvre organisierten Wanderausstellung zum Thema «Arts du feu» präsentiert, wo man ein schwarz-weisses Service, Teedosen, Schalen und Bonbondosen von Nora Gross bewundern konnte (Gazette de Lausanne vom 27. Mai 1916, 3 – Les arts du feu 1916, Kat.-Nr. 141–145).

Fotos von der Ausstellung in den Galeries Léopold-Robert, Neuenburg:

Foto – céramiques de Nora Gross, Foto, Foto, Foto, Foto

In einem Bericht über die ebenfalls von L’Œuvre organisierte Exposition d’intérieurs ouvriers in Lausanne im Jahr 1918 erwähnt der Chronist – kein Geringerer als Paul Perret, Nora Gross’ zukünftiger Ehemann – «ein Tafelservice und ein Kaffeeservice, schwarz-weiss dekoriert, komponiert von Frau Nora Gross und ausgeführt von der Töpferei Michaud in Nyon, ein schönes Beispiel dafür, was die wohlverstandene Zusammenarbeit von Kunst und Industrie ergeben kann» (Tribune de Lausanne, 3. Dezember 1918, 2).

Keramiken von Nora Gross aus der Manufacture de poteries fines de Nyon, unter der Leitung von Jules Michaud.

Die bisher einzigen Beispiele dieses Typs in einer öffentlichen Sammlung befinden sich im Historischen Museum von Lausanne: drei Bonbonnièren (MHL Nr. 13; MHL Nr. 11), zwei Dosen (MHL Nr. 15; MHL Nr. 16), eine kleine Vase (MHL Nr. 27) und eine zylindrische Dose von 1916 (MHL Nr. 24). Alle diese Stücke tragen eine aufgemalte Marke «N. G.».

Im Jahr 1916 wurde Nora Gross zu einer kurzen Zusammenarbeit mit der Schweizer Keramikschule von Chavannes-près-Renens berufen: eine Nachricht in der Feuille d’avis de Lausanne vom 10. Juni 1916, S. 23, erwähnt ihre Ernennung durch den Staatsrat als Zeichenlehrerin.

Das Historische Museum von Lausanne ist auch die einzige öffentliche Institution, die Beispiele einer anderen Zusammenarbeit der Lausanner Künstlerin bewahrt: fünf Stücke engobierte Irdenware, die eine eingeritzte Marke «Nora Gross – C. F.J.» zusammen mit einer eingeritzten Modellnummer zeigen (MHL Nr. 19; MHL Nr. 20; MHL Nr. 21; MHL Nr. 22; MHL Nr. 23). Daniela Ball identifizierte diese Werkstatt als die Töpferei von Christian Frank-Jenni in Steffisburg. Christian Frank (1865-1950), Nachkomme einer seit dem frühen 19. Jahrhundert in Steffisburg ansässigen Töpferfamilie, betrieb mit seiner Frau Bertha, geb. Jenni (1864-1946), eine Töpferei an der Unteren Bernstrasse (Buchs 1988, 98).

Bislang ist diese Zusammenarbeit nur durch die wenigen Exemplare aus dem MHL belegt. Ball datiert den Beginn dieser Produktion um 1918 (Ball 1987, 114). Die alten MHL-Inventare erwähnen ein Stück – das wir nicht gefunden haben – mit der Inventarnummer 885 und einer Marke «C. F. J.», erworben vom Kunstgewerbemuseum im Jahr 1919.

Nach 1918/1920 scheint sich Nora Gross wieder verstärkt anderen dekorativen Kunsttechniken zugewendet zu haben, wie dem Aquarell oder dem Textildruck (Liste der Ausstellungen 1919-1924 Ball-Spiess 1987, 152-153), doch ist ihre Teilnahme 1921 an der Keramikausstellung in der Kunstgalerie Wolfsberg an der Bederstrasse in Zürich (Das Werk – L’Œuvre 8, 1921, Bd. 4, XVIII) bezeugt.

Im Jahr 1922 nahm sie mit 46 Objekten an der von L’Œuvre organisierten 1. Nationalen Ausstellung für angewandte Kunst in Lausanne teil, einem Grossereignis, bei dem sie eine der Hauptprotagonistinnen war (Kat. Nr. 138-169). Daniela Ball glaubt, dass diese Keramiken in den Werkstätten der Schweizer Keramikschule in Chavannes-près-Renens, Kanton Waadt, hergestellt wurden, dank der Kontakte, die mit den Verantwortlichen der Einrichtung bestanden (Ball 1988, 125). Das Musée Ariana bewahrt eine Bonbonnière, die anlässlich der Ausstellung 1922 erworben wurde (Inv. C 0797 – Ball 1988, Kat. Nr. 28), und eine im gleichen Zusammenhang bestellte, aber erst im folgenden Jahr gelieferte Deckelvase (Inv. C 0800 – Ball 1988, Kat. Nr. 29). Diese beiden Exemplare tragen eine eingeritzte Marke «Nora Gross», begleitet von einer Modellnummer.

Das Musée historique in Lausanne besitzt eine weitere Bonbonnière (MHL No 12), die in diesem Kontext relevant ist und ebenfalls 1922 entstanden sein dürfte. Sie weisst dieselbe Marke auf, wie die Bonbonnière aus dem Musée Ariana.

1923 folgte eine weitere kleine Ausstellung von L’Œuvre und dem Werkbund mit Keramiken von Nora Gross in Lausanne (Das Werk– L’Œuvre 10, Nummer 11, XVI). Ebenfalls 1923 war sie mit Keramiken an der Ausstellung der Schweizerischen Gesellschaft der Malerinnen und Bildhauerinnen in Genf vertreten (Le mouvement féministe : Organe officiel des publications de l’Alliance nationale des sociétés féminines suisses 11, 1923, 39).

Übersetzung Stephanie Tremp

Bibliographie: 

Anner 1916
Franziska Anner, Die kunstgewerbliche Arbeit der Frau in der Schweiz, Chur 1916.

Ball-Spiess 1987
Daniela Ball, “Wie ist das Kunstgewerbe in der Schweiz zu heben und zu pflegen?” Der Beitrag von Nora Gross (1871–1929) zur ästhetischen Erziehung. Dissertation,  Phil.-Hist.-Fakultät Universität Basel. Dissertationsdruck Bern 1987.

Ball 1988
Daniela Ball, Nora Gross (1871-1929). Genava 36, 117-135.

Barten 1998
Sigrid Barten, Nora Gross, in: Cerâmica da Suìça do Renascimento aos nossos dias. Ceramics from Switzerland from Renaissance until the Present. Museu Nacional do Azulejo, Lissabon 1998, 141-146.

Buchs 1988
Hermann Buchs, Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika. Thun 1988.

Edmond Gilliard, Les nouvelles poteries de Nora Gross, Revue suisse de l’enseignement professionel 15.4.1913, S. 61

Les arts du feu 1916
Exposition des arts du feu. Verrerie, céramique, émaux, vitraux, mosaïque. Cat. d’exposition, Genève/La Chaux-de-Fonds/Neuchâtel/Zurich/Lausanne 1916.

Messerli Bolliger 1991
Barbara E. Messerli Bolliger, Der dekorative Entwurf in der Schweizer Keramik im 19. Jahrhundert. Zwei Beispiele: Das Töpfereigebiet Heimberg-Steffisburg-Thun und die Tonwarenfabrik Ziegler in Schaffhausen. Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 106, 1991, 7-100.

Pelichet 1985/2
Edgar Pelichet, Les charmantes faïences de Nyon. Nyon 1985.

Hängelen BE, Hafner Häberli

Blick auf Hettiswil, Grauenstein und Hängelen, im Mittelgrund Hindelbank, am linken Bildrand der Wald Richtung Bäriswil. Im Vordergrund ist die Lage der bekannten Tongrube von 1809 markiert. 1 Lage der Parzelle des ehemaligen, 1947 abgebrannten Hafnerhauses Hängelen 50 (heute Hängelen 1). 2 Lage des von Hans Häberli (1704–1788) bewohnten Hauses Hängelen 59 (heute Hängelen 22) und des kurzfristig vom Hafner Jakob Häberli (1732–1780) genutzten Hauses Hängelen 60 (heute Hängelen 24). 3 Lage des 1822 von Johannes III (1778–1851) und Bendicht Häberli (1787–1840) neu erbauten Hauses Hängelen 56 (heute Hängelen 10). (Foto Daniel Maurhofer, Ankermedia 2019)

Andreas Heege, Alfred Spycher, Andreas Kistler 2020

Hängelen, heute ein Teil der Gemeinde Krauchthal bzw. der Ortschaft Hettiswil, ist ein wenig bekannter bernischer Töpferort in der unmittelbaren Nachbarschaft, östlich von Bäriswil. Hier produzierten während drei Generationen oder 70 Jahren sechs Hafner Geschirrkeramik und Kachelöfen (ca. 1747 bis 1817).

Der Krauchthaler Chronist Peter Schertenleib schrieb 1826: „Die Gebrüder Häberli [Johannes, 1778–1851, und Bendicht, 1787–1840] in der Hängelen üben gegenwärtig keinen Beruf aus. Es ist zu wünschen, dass sie ihr Handwerk bald wieder anfangen, da sie den Ruhm des bekannten Hängelengeschirrs stets behauptet haben“ (Schertenleib 1826, 56–57).

Es ist anzunehmen, dass Peter Schertenleib wusste, wovon er schrieb, da er am 30. April 1818 in den Gemeinderat von Krauchthal gewählt wurde und von Mai 1818 bis mindestens Januar 1830 Gemeinderatspräsident war. So sass er also immerhin 6 Jahre (1818–1824) mit dem Hafner Johannes III Häberli (1778–1851) im Gemeinderat zusammen (Gemeindearchiv Krauchthal). Nach 1817 erscheint der letzte Hafner Johannes III nur noch als «Chorrichter» oder «Alt-Chorrichter», aber niemals mehr als «Hafner». Wir können nur spekulieren, dass die klimatisch und wirtschaftlich schwierigen Bedingungen der Jahre 1816–1821, die auch die Hafner Kräuchi in Bäriswil und Staub in Langenthal in den Konkurs bzw. wirtschaftlichen Ruin trieben, Anlass waren, sich aus dem Hafnerhandwerk zurückzuziehen. Es ist also wohl kein Zufall, dass im November 1820 Hafner Aeschlimann aus Burgdorf im Pfarrhaus in Krauchthal den alten Kachelofen reparieren und einen neuen setzen durfte.

Die obige Notiz war der Anlass sich mit den Hafnern Häberli von Hängelen ihrem Stammbaum, ihrem Besitz und den Hafnergrundstücken sowie der Frage nach ihren Produkten und dem Rätsel um die Kachelöfen im Bäriswiler Stil zu beschäftigen (umfassend jetzt Heege/Spycher/Kistler 2020). Die Kachelöfen im Bäriswiler Stil wurden in diesem Zusammenhang erstmals umfassender zusammengestellt und behandelt, da sie zum Zeitpunkt der Bäriswil-Publikation (Heege/Kistler/Thut 2011) noch unbekannt waren bzw. erst wenig später entdeckt wurden (Heege 2012).

Vorab bleibt festzuhalten, dass die familiengeschichtlichen Forschungen keinen Nachweis erbracht haben, dass es direkte verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Hafnern Häberli, die im 18. und 19. Jahrhundert in Münchenbuchsee arbeiteten, und den Hafnern Häberli aus Hängelen gibt. Auch besteht keine erkennbare verwandtschaftliche Beziehung zu den Hafnern Häberli, die sich zwischen 1861 und 1941 in Jegenstorf nachweisen lassen. Diese gehören nachweislich zum Stammbaum der Häberli von Münchenbuchsee (Bürgerrodel Gemeinde Münchenbuchsee 2,81; 3,151; 5,151). Eingebürgert waren Häberlis vor 1800 im Kanton Bern nur in den Gemeinden Krauchthal, Münchenbuchsee und Jegenstorf, jedoch gab es zahlreiche weitere Heimatberechtigte gleichen Namens in den Kantonen Luzern, Thurgau und Zürich (Familiennamenbuch der Schweiz, Online-Version).

Die Hafner von Hängelen gehörten zur grossen Gruppe der relativ armen landsässigen Bevölkerung im Kanton Bern im 18. Jahrhundert, die aufgrund ihrer nur kleinen Taunergrundstücke nicht allein von der Landwirtschaft leben konnte. Sie mussten für den Lebensunterhalt zwingend ein zusätzliches Handwerk ausüben. Aufgrund des Bürgerregisters von 1798 wissen wir, dass damals mindestens 83 Hafner an 26 Standorten im Kanton Bern tätig waren (Heege/Kistler 2017b, 45 Fig. 7).

Den archivalisch nachweisbaren Hafnern von Hängelen aus dem 18. Jahrhundert gehen noch drei Generationen von Häberlis mit anderen Berufen voraus (Stammbaum). Der Stammbaum enthält keine Totgeburten oder ungetaufte Kinder. Er fokussiert auf die Linie der Hafner Häberli und lässt die Entwicklung anderer Seitenzweige unberücksichtigt.

Die Genealogie der Hafner Häberli von Hängelen konnte in wünschenswerter Genauigkeit ermittelt werden. Das gleiche gilt für die bewohnten und genutzten Hafnerhäuser und Grundstücke. Anders sieht es mit den Produkten, den Kachelöfen und der Geschirrkeramik der Hafner Häberli aus. Hier kann zur Zeit, trotz der Tatsache, dass in Mattstetten und Ittigen (heute Diessbach bei Büren) zwei Kachelöfen mit dem Namenszug «Johannes Häberli» existieren, keine sichere Entscheidung getroffen werden.

Mattstetten «Schlössli», Bäriswilstrasse 15, Kachelofen von 1781 im «Bäriswiler Stil», Signaturenkachel «Johanes Häberlj»

Beim momentanen Stand der Diskussion ist man eher geneigt, den Namenszug als vom Ofenmaler (aus Bäriswil) gemalte Signatur des Kachelofenproduzenten (aus Hängelen) zu werten. Die Hafner Häberli hätten demnach in den frühen 1780er-Jahren möglicherweise den Schulmeister Ludwig Kräuchi (1743–1814) aus Bäriswil als Ofenmaler beschäftigt, der die Öfen im «Bäriswiler Stil» dekorierte.

Zumindest für das Jahr 1785 lässt sich belegen, dass auch der bernische Ofenmaler Peter Gnehm für die Häberlis arbeitete. Einfachere Dittlinger-Öfen und Häberli-Öfen könnten daher völlig identisch aussehen und nicht unterscheidbar sein. Das gleiche gälte dann für Kachelöfen, die im «Bäriswiler Stil» bemalt sind, da auch die Kräuchis in Bäriswil Kachelöfen produzierten.

Insgesamt darf jedoch nicht übersehen werden, dass die Zuweisung der Geschirrkeramik im «Bäriswiler Stil» zu Bäriswil und den Hafnern Kräuchi auch nur auf wenigen, allerdings begründeten Argumenten und Indizien beruht (z. B. Modelfunde in der Bäriswiler Röhrenhütte). Angesichts der gemeinsamen Tonlagernutzung der Hafner von Bäriswil, Hängelen und Jegenstorf sind im vorliegenden Fall naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Klärung der Herkunftsfrage leider ebenfalls sinnlos. Das einzige was uns in Zukunft Schritte weiter bringen könnte, wären, wie das Beispiel Langnau Sonnweg 1 gezeigt hat (Heege/Kistler 2017a, 153–183), Grabungen auf den wichtigsten Hafnergrundstücken in Bäriswil und Hängelen. Das dabei möglicherweise zu bergende Abfallspektrum dürfte verlässlichere Aussagen über die Produktion und das Spektrum der Gefässformen und Dekore gestatten.

Eine umfassende Studie mit allen Quellen und einer Zusammenstellung aller Kachelöfen im Bäriswiler Stil bietet:  Andreas Heege/Alfred Spycher/Andreas Kistler, Die Hafner von Hängelen und das Rätsel der Bäriswiler Kachelöfen, in: Gemeindebuch Krauchthal, 2020, 173-256.

Das Buch kann bestellt werden: Gemeindeverwaltung Krauchthal, Länggasse 1, 3326 Krauchthal, Tel. 034 411 80 80, Fax 034 411 80 89, info@krauchthal.ch (Postversand 45 CHF)

Bibliographie

Heege 2012
Andreas Heege, Kräuchis Chacheli und Öfen, Töpfe, Teller, Kachelöfen: Keramik aus Bäriswil (1758-1821), in: Alpenhorn-Kalender, Brattig für das Berner Mittel- und Oberland, 2012, 136–142.

Heege/Kistler 2017a
Andreas Heege/Andreas Kistler, Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 13), Bern 2017.

Heege/Kistler 2017b
Andreas Heege/Andreas Kistler, Poteries décorées de Suisse alémanique, 17e-19e siècles – Collections du Musée Ariana, Genève – Keramik der Deutschschweiz, 17.-19. Jahrhundert – Die Sammlung des Musée Ariana, Genf, Mailand 2017.

Heege/Kistler/Thut 2011
Andreas Heege/Andreas Kistler/Walter Thut, Keramik aus Bäriswil. Zur Geschichte einer bedeutenden Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 10), Bern 2011.

Heege/Spycher/Kistler 2020
Andreas Heege/Alfred Spycher/Andreas Kistler, Die Hafner von Hängelen und das Rätsel der Bäriswiler Kachelöfen, in: Krauchthaler Jahrbuch, 2020, 173-256.

Schertenleib 1826
Peter Schertenleib, Einige Beiträge einer topographisch-statistisch-landwirtschaftlichen Beschreibung der Kirchgemeinde Krauchthal. Handschriftliche Aufzeichnungen vom 12. Oktober 1826 (Burgerbibliothek Bern. GA Oek.Ges.125 (7). , Krauchthal 1826.

Schweingruber 1971
Max Schweingruber, Handwerk und Gewerbe, in: Lehrerschaft des Amtes Burgdorf und Kirchgemeinde Utzenstorf und Bätterkinden in Verbindung mit der Gemeinde Krauchthal (Hrsg.), Krauchthal Thorberg. Ein Heimatbuch, Burgdorf 1971, 210–242.

 

Hasle bei Burgdorf, Adolf Gerber (1859-1919), Töpferei in der Tschamerie

Andreas Heege und Andreas Kistler 2020

Adolf Gerber, Heimatort Langnau, lebte von 1859 bis 1919. Er ist der erste Hafner in seiner Familie. Adolf Gerber gründete die Töpferei in Hasle, in der Tschamerie  im Jahr 1902. Wo er seine Lehre gemacht und vorher gearbeitet hat, entzieht sich unserer Kenntnis.  Am 17. Juli 1877 finden wir ihn als Kandidaten der Sektion Oberburg  des Grütlivereins (Patriotischer Verein von Handwerksgesellen und Arbeitern) und mit der Berufsbezeichnung Hafner (Der Grütlianer 26, Nr. 57, 17.7.1877). Vermutlich war er also bei irgendeinem der Hafner von Oberburg  oder Burgdorf beschäftigt.

Von seinen beiden Hafnersöhnen sollte Adolf (1879-1951) mit seiner Werkstatt in Langnau der bedeutendste werden. Der zweite Sohn Johann Friedrich (1881-1935) betrieb eine Töpferei in Grünen bei Sumiswald, Bernstrasse 3. Adolfs Tochter Ida (1897-1954) heiratete  1919 den Töpfer Franz Aebi (1894-1974), der in der Werkstatt ihres Vaters 1910 seine Lehre begonnen und anschliessend dort als Geselle gearbeitet hatte.

Nach Auskunft von Personen, die ihn noch vom Hörensagen kannten, soll Adolf Gerber “ein strenger, heftiger Mann” gewesen sein, was den Umgang mit Lehrlingen und Angestellten erschwerte. Im Betrieb sei keine Malerin gewesen. Adolf Gerber habe  angeblich nur einfaches “Bauerngeschirr” ohne figürliche Bemalung hergestellt (Winter 1983, 10). Die beiden Söhne arbeiteten zunächst in der Werkstatt mit, bevor sie sich selbständig machten. Adolf Gerber,  jun. hatte seit 1909 eine Werkstattgemeinschaft mit seinem Schwager Oswald Kohler (1886–1955) in Schüpbach. Er war seit dem 11. Mai 1904 mit dessen Schwester Marie Kohler (1882-?) verheiratet. Maries Vater Niklaus Kohler (1843–1927) hatte 1869 die Töpferei in Schüpbach bei Langnau gegründet. Johann Friedrich Gerber (1881–1935) arbeitete spätestens ab 1917 als Töpfer in Grünen, Gemeinde Sumiswald, denn für die Jahre 1917 und 1922 lassen sich bei ihm drei Gesellen nachweisen. Genauere Informationen zur Werkstatt fehlen, sie befand sich wohl auf dem Grundstück Bernstrasse 3.

Produkte von Adolf Gerber senior sind quasi unbekannt. Bis heute konnte nur ein einziger Teller dokumentiert und dieser Werkstatt zugeordnet werden. Da der rückseitige Blindstempel verkündet “A. GERBER U SOHN” können wir wohl davon ausgehen, dass der Teller vor dem Weggang von Adolf Gerber, jun. im Jahr 1909 entstand. Die Blindmarke entspricht formal sehr genau derjenigen, die Adolf Gerber, jun., später in Langnau führte.

Das Motiv des Tellers dürfte auf einer Zeichnung des bernischen Gewerbelehrers Paul Wyss beruhen. Dessen Vorlagen waren ausgesprochen beliebt und wurden gerne auch kopiert. So findet sich eine Umzeichnung des Zentralmotivs auch in den Archivalien der Hafnerei Röthlisberger aus Langnau. Die Umschrift lautet “Alter schützt vor Tohrheit nicht und alte Liebe rostet nicht.” 1908 war Adolf Gerber (zusammen mit seinen Söhnen?) auf der Gewerbeausstellung im Burgdorfer Technikum vertreten  (Intelligenzblatt für die Stadt Bern, 10.9.1908).

Adolf Gerber starb 1919 an einem Schlaganfall und sein Schwiegersohn Franz Aebi (1894-1974) musste kurzfristig die Werkstatt  im Auftrag der Witwe Marianne Gerber-Uhlmann (1860-1936) weiterführen.

Teller von Franz Aebi aus dem Jahr der Werkstattübernahme.

Stammbaum Gerber-Kohler-Aebi

Aebi-Keramik in Antik und Rar

Bibliographie:

Engelbrecht/Gantner/Schuster 1990
Beate Engelbrecht/Theo Gantner/Meinhard Schuster, Berner Töpferei. Mensch und Handwerk, Basel 1990.

Winter 1983
Felix Winter, Töpferei Aebi Tschamerie, Feldforschungsübung des Ethnologischen Seminars der Universität Basel, SS 1983, Töpferei im Berner Oberland, Basel 1983.

Hasle bei Burgdorf, Aebi, Franz, Willy und Markus, Töpferei in der Tschamerie

Andreas Heege und Andreas Kistler 2020

Adolf Gerber (1859 bis 1919) war der erste Hafner in seiner Familie. Er gründete die Töpferei in Hasle, in der Tschamerie  im Jahr 1902. 1910 trat Franz Aebi (1894-1974) aus dem Bachhaus bei Rüegsbach BE die Lehre bei Adolf Gerber an und heiratete schliesslich dessen Tochter Ida (1897-1954).  Adolf Gerber starb 1919 an einem Schlaganfall und sein Schwiegersohn Franz,  musste kurzfristig die Werkstatt  im Auftrag der Witwe Marianne Gerber-Uhlmann (1860-1936) weiterführen.

Teller von Franz Aebi aus dem Jahr der Werkstattübernahme.

 

Oberländer Tagblatt 26.10.1923.

Am 25. Oktober 1923 brannte die Töpferei aus ungeklärten Gründen ab.  Franz Aebi und  Ida Gerber errichteten daraufhin bis zum Mai 1924 einen Neubau (Engelbrecht/Gantner/Schuster 1990; Winter 1983, 10 und Nachruf auf Franz Aebi in einer unbekannten bernischen Tageszeitung).

Zwischen 1960 und 1993  führte der Sohn Willy Aebi (1930- ) die Töpferei weiter. Willy Aebi hatte seine Ausbildung an der Keramikfachschule in Bern erhalten. Die Töpferei bestand unter seinem Sohn Markus (1960-) noch bis 2006. Seit diesem Zeitpunkt existiert nur noch die 1982 gegründete Filiale in Trubschachen.

Willy Aebi produzierte, ähnlich wie Ueli Kohler in Schüpbach, Adolf Gerber und Jakob Stucki in Langnau und andere Keramiker im Kanton Bern, u.a. Keramik im Stil Alt-Langnau.

Stammbaum Gerber-Kohler-Aebi

Aebi-Keramik bei Antik und Rar

Bibliographie:

Engelbrecht/Gantner/Schuster 1990
Beate Engelbrecht/Theo Gantner/Meinhard Schuster, Berner Töpferei. Mensch und Handwerk, Basel 1990.

Winter 1983
Felix Winter, Töpferei Aebi Tschamerie, Feldforschungsübung des Ethnologischen Seminars der Universität Basel, SS 1983, Töpferei im Berner Oberland, Basel 1983.

 

Hauterive-Neuchâtel NE, Laténium, Archäologisches Museum und Park

Schüssel mit geschwenktem Engobedekor aus dem Schiffswrack.

Laténium
parc et musée d’archéologie de Neuchâtel
Espace Paul Vouga
CH-2068 Hauterive
Tel.: +41 (0)32 889 69 17
latenium@ne.ch

Roland Blaettler, Jonathan Frey, Lara Tremblay, 2022

Ein Sonderfall: das Wrack von Hauterive

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts verfingen sich die Netze der Fischer im Neuenburgersee regelmässig an einem versunkenen, mysteriösen Gegenstand etwa 1,2 km vor dem Hafen von Hauterive. In einem der Netze wurden in den Jahren zwischen 1910 und 1920 sogar einige Keramiken und Bronzeobjekte gefunden, die erst viel später, im Jahr 1970, auf den Kunstmarkt kamen (Laténium HR-E16-60499; Laténium HR-E16-60498; Laténium HR-E16-60804; Laténium HR-E16-60504; Laténium HR-E16-60503). 1961 durchstöberte ein Taucher heimlich diesen Ort und brachte ein Ensemble aus grünglasierter Keramik und Metallgegenständen an die Oberfläche. Diese Fundstücke wurden 1962 konfisziert und dem archäologischen Museum in Neuenburg anvertraut (Laténium HR-E16-60802; Laténium HR-E16-32; Laténium HR-E16-17; Laténium HR-E16-18; Laténium HR-E16-45; Laténium HR-E16-66; Laténium HR-E16-60501; Laténium HR-E16-60801; Laténium HR-E16-61; Laténium HR-E16-5; Laténium HR-E16-60810). Im gleichen Jahr ermöglichte ein erster Sondierungstauchgang der zuständigen Behörden die Identifikation eines Wracks, oder vielmehr der Ladung eines Transportkahns, der im 16. Jahrhundert an dieser Stelle gesunken war. Erst 1980 war das kantonale Amt für Archäologie in der Lage, an diesem Standort eine systematische Unterwassergrabung durchzuführen. Die Taucher fanden keine Spuren vom Boot selber, aber eine Menge von Bruchstücken von Keramikgefässen und verschiedene Metallgegenstände, darunter dutzende Eisenbarren mit einem Gesamtgewicht von mehreren hundert Kilogramm (Arnold 1982; Egloff 1980). Abgesehen von diesen für die Metallindustrie bestimmten Barren transportierte das Schiff ein Sortiment aus glasierter Irdenware, von dem einige Formen in mehreren Exemplaren gefunden wurden.

Das vollkommene Fehlen von Gebrauchsspuren an den Haushaltskeramiken zeigt, dass die Gefässe direkt von einer unbekannten Töpferei auf den Kahn gelangten. Diese muss also am Ufer des Neuenburgersees oder dem ihm zugehörigen Flusssystem gelegen haben. Das Ziel des Transports ist dagegen unbekannt (auch zum Folgenden Arnold/Frey/Tremblay 2024) .

Der Fund besteht aus hunderten Bruchstücken, aber auch aus einigen Dutzend ganzen Gefässen, die rekonstruiert wurden oder intakt blieben. Insgesamt umfasst das Ensemble knapp 200 keramische Gefässindividuen. Im Allgemeinen ist diese Art von Gebrauchskeramik durch archäologische Funde aus Abfallgruben oder Aufschüttungen dokumentiert. Hier liegen nun Töpfe vor, die trotz der Verwitterung durch die lange Zeit unter Wasser praktisch neu sind: Gegenstände, die an einen Kunden oder vielleicht auch einen Wiederverkäufer irgendwo im Drei-Seen-Land hätten ausgeliefert werden sollen.

Der Fundkomplex umfasst Kochgefässe wie Dreibeinpfännchen und Henkeltöpfe samt den dazugehörigen Deckeln sowie Siebe mit Rohrgriff. Einzigartig ist der Fund eines grossen Fettfängers. Häufig anzutreffen sind multifunktionale Schüsselformen wie die Schüsseln mit giebelförmigem und verkröpftem Rand. Zum eigentlichen Essgeschirr gehören die Schüsseln mit aussen verstärktem Rand und Grifflappen und wenige Platten mit Standfuss, Fahne und Randlippe. Eine Henkelflasche, eine Feldflasche sowie ein Handwaschbecken runden das Fundspektrum ab.

Aufgrund eines Bretts, dessen letzter Jahrring ins Jahr 1547 datiert und der Tatsache, dass Schiffe aus trockenem Holz gebaut wurden, darf man annehmen, dass der Kahn in den 1560er Jahren erbaut wurde. Bei einer anzunehmenden Nutzungszeit von 30 Jahren dürfte das Unglück, das zum Verlust der Ladung führte, zwischen 1560 und 1590 erfolgt sein. Dieser Datierungsansatz passt gut zu den Formen der Gefässkeramik, weisen die Schüsseln mit verkröpftem Rand doch einen hohen Anteil am Gefässformenspektrum und zudem eine bereits recht hohe Randlippe auf. Das vollkommene Fehlen von Schüsseln mit ausladendem Rand und das gleichzeitige häufige Vorkommen von Schüsseln mit aussen verstärktem Rand und gegenständigen, an der Verstärkung ansetzenden Grifflappen zeigt, dass der Fundkomplex kulturell nicht im Bernisch-Freiburgischen Kulturraum und seinen Randzonen, sondern viel weiter westlich zu verorten ist. Demnach erstaunt es auch nicht, dass nur wenige Gefässe mit Malhorndekor und keine Gefässe mit Ritzdekor vorliegen, die man im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts in der Deutschschweiz erwarten würde. Stattdessen finden sich etliche Gefässe mit geschwenktem, zonalem Dekor und solche mit absichtlich fleckig-aufgetragener, marmorierend wirkender Grundengobe.

Die Ladung mit den Haushaltskeramiken dürfte somit im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts verloren gegangen sein.

Die erste Textfassung erschien in: Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, 46 – Letzte Überarbeitung Jonathan Frey, Lara Tremblay: 6.10. 2022.

Bibliographie:

Arnold 1982
Béat Arnold, Fouille d’une épave du XVIe siècle dans le lac de Neuchâtel, au large d’Hauterive, in: Musée neuchâtelois, 1982, 53-72.

Arnold 2004
Béat Arnold, A page of naval archaeology illustrated by the close examination of some traditional boat craft from Lake Neuchâtel, Switzerland, in: Klaus Brandt/Hans Joachim Kühn (Hrsg.), Der Prahm aus dem Hafen von Haithabu. Beiträge zu antiken und mittelalterlichen Flachbodenschiffen, Neumünster 2004, 97-103.

Arnold/Frey/Tremblay 2024
Béat Arnold/Jonathan Frey/Lara Tremblay (2024). „Une riche cargaison d’artefacts engloutis dans le lac de Neuchâtel au dernier tiers du 16e siècle“, Jahrbuch Archäologie Schweiz 107, 2024, 39-86.

Blaettler/Ducret/Schnyder 2013
Roland Blaettler/Peter Ducret/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH I: Neuchâtel (Inventaire national de la céramique dans les collections publiques suisses, 1500-1950), Sulgen 2013.

Egloff 1980
Michel Egloff, Des nécropoles burgondes à l’épave d’Hauterive, in: Helvetia archeologica 43/44, 1980, 196-205.

Reitmaier 2008
Thomas Reitmaier, Vorindustrielle Lastsegelschiffe in der Schweiz (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 35), Basel 2008, 23.

Heimberg-Steffisburg BE (Region)

Keramik «Heimberger Art» aus der Region Heimberg-Steffisburg BE in CERAMICA CH

Keramik «Heimberger Art» aus der Region Berneck SG in CERAMICA CH

Andreas Heege, Andreas Kistler 2019

Einleitung

Heimberg und Steffisburg sind zwei unmittelbar benachbarte, aber politisch selbständige Gemeinden im Kanton Bern. Beide Orte und ihr weiteres Umfeld bildeten im späten 18. und im 19. Jahrhundert den wichtigste Töpfereistandort bzw. die wichtigste Töpfereiregion im Kanton Bern. Unter Sammlern und in der Literatur hat sich für die dort produzierte Keramik die Kurzbezeichnung “Heimberg” oder “Heimberger Keramik” eingebürgert, obwohl dies im strengen Sinne, wie zu zeigen sein wird, eigentlich nicht korrekt ist. Da oft nicht klar ist, aus welcher Töpferei bzw. welcher Gemeinde die vorliegende Keramik stammt, wird der Einfachheit halber unter Produktionsort «Heimberg-Steffisburg» angegeben.

Stand der Forschung

An der Strasse von Bern nach Thun, im früheren Amtsbezirk Thun, bestanden um 1850 zusammen mit einer Reihe benachbarter Ortschaften aus dem Amtsbezirk Konolfingen – Jaberg, Kiesen, Oppligen, Diessbach, Wichtrach und Münsingen – zeitweise maximal 80 Hafnereien (Karte der Hafnereien im Kanton Bern). Archivalische und genealogische Forschungen von Fernand Schwab (Schwab 1921), Hermann Buchs (Buchs 1988) und Andreas Kistler liefern heute ein umfassendes Bild von der Lage der meisten Hafnereibetriebe in Heimberg und Steffisburg und der Familie des jeweiligen Hafners bzw. der Hafnerfamilie, die den Betrieb führte.

Heimberg-Steffisburg: Liste der Hafnergrundstücke

Heimberg-Steffisburg: Liste der Hafnerfamilien

Eine Unterscheidung der Produkte der genannten Herstellungsorte ist momentan nicht möglich. Mit der Verwendung des Begriffs “Heimberg-Steffisburg” ist daher immer die weitere bernische Herstellungsregion der Keramik “Heimberger Art” gemeint, zu der spätestens ab der Zeit um 1850 auch Langnau und benachbarte Töpferorte wie z.B. Schüpbach gehören.

Heimberg zählte im Jahr 1764 234 Einwohner in 47 Haushalten, das direkt benachbarte Steffisburg 924 Einwohner in 184 Haushalten. Bis 1856 stieg die Zahl der Haushalte allein in Heimberg auf 234 bei 1217 Einwohnern. 1880 hatten Heimberg 1149 und Steffisburg 3898 Einwohner (Heege/Kistler 2017/1, 362–508).

Alexandre Brongniart (1770-1847), 1800-1847 Direktor der Porzellanmanufaktur in Sèvres  und sein wichtiges Buch von 1844 (Quelle: https://fr.wikipedia.org/wiki/Alexandre_Brongniart)

Informationen zur Keramikproduktion in Heimberg finden sich in der Literatur erstmals 1844. 1836 besuchte Alexandre Brongniart, Direktor der Porzellanmanufaktur des französischen Sèvres, den Töpferort. Er veröffentlichte acht Jahre später eine kurze Beschreibung zur dortigen Keramik und ihrer Herstellung. Diese ist als Augenzeugenbericht eines erfahrenen Keramikers von erheblicher Bedeutung (Brongniart 1844, Bd. 2, 14–15). Die zweite und dritte schweizerische Gewerbe- und Industrieausstellung in Bern 1848 bzw. 1857 beschickten nur wenige Heimberger Hafner. Deshalb vermitteln die in diesem Zusammenhang gedruckten Kataloge und technischen Berichte kein umfassenderes Bild der Produktion (Messerli Bolliger 1991, 46–47). Erst 1874, also bereits nach der Blütezeit des Hafnergewerbes, erfahren wir wieder Grundlegenderes über die Hafnerei. Josef Merz, Architekt aus Thun, untersuchte im Rahmen eines öffentlichen Vortrages vor allem die Bleivergiftung, eine typische Berufskrankheit der Hafner (Merz 1874). 1906 erschien im «Illustrierten Fremdenblatt von Thun und Umgebung» erstmals ein historischer Abriss zur Geschichte der Heimberger Hafnereien. Er stammt aus der Feder von Karl Huber, dem damaligen Thuner Stadtarchivar (Huber 1906), und ist für verschiedene Vorgänge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Dokument. Ergänzt wird es durch einen Bericht von Oscar Blom aus dem Jahr 1908. Blom war damals Direktor des Gewerbemuseums in Bern und zuständig für die “Förderung der Majolika-Industrie in Heimberg-Steffisburg-Thun” (Blom 1908).

Eduard Hoffmann-Krayer (1864-1936), Direktor des Schweizerischen Museums für Volkskunde in Basel  und die Keramiktafeln seiner Publikation von 1914 (Quelle: MKB).

1914 beschäftigte sich Eduard Hoffmann-Krayer, Direktor des Schweizerischen Museums für Volkskunde in Basel (heute MKB), erstmals aus volkskundlicher Sicht mit Heimberger Keramik und versuchte eine stilistische Gruppenbildung (Hoffmann-Krayer 1914).

1921 erschien schliesslich die bis heute grundlegende, auf Archivmaterial und Befragungen basierende Studie «Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie» des bernischen Juristen und Wirtschaftswissenschaftlers Fernand Schwab (1890-1954; Schwab 1921) . Sie stellt eine bis heute unverzichtbare Sekundärquelle dar.

Erst zwischen 1961 und 1995 kam erneut etwas Schwung in die Erforschung der Heimberger Keramik. Massgeblich daran beteiligt waren Hermann Buchs, der Leiter des Schlossmuseums Thun (Buchs 1961; Buchs 1969; Buchs 1980; Buchs 1988; Buchs 1995),  und Robert L. Wyss, der Direktor des Bernischen Historischen Museums.

Robert L. Wyss (1921-2003), ehemaliger Direktor des Bernischen Historischen Museums (Quelle BHM) und sein wichtigstes, keramikgeschichtliches Werk aus dem Jahr 1966.

Robert L. Wyss versuchte auf der Basis der Museumsammlung des BHM erstmals eine umfassendere Gliederung der Heimberg zugeschriebenen Keramiken (Wyss 1966, 34–42).

In ihrer 1991 erschienenen Dissertation beschäftigte sich Barbara E. Messerli Bolliger vor allem mit der Heimberger Hafnereigeschichte des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert (Messerli-Bolliger 1991).

Adriano Boschetti fasste 2006 den Forschungsstand im Rahmen seiner Dissertation zusammen und beleuchtete die Heimberger Hafnereigeschichte vor allem aus kulturhistorischer und archäologischer Sicht (Boschetti-Maradi 2006, 224–228).

Steffisburg, Grosses Höchhus, Töpferofenfundament und Arbeitsgrube zum Einfeuern aus dem 19. Jahrhundert (Foto Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Heinz Kellenberger).

Steffisburg, Grosses Höchhus, Keramikfehlbrände aus der Verfüllung des Töpferofenfundamentes, etwa 1850-1860 (Foto Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Badri Redha).

Erst in allerjüngster Zeit konnten auch Töpfereistandorte ausgegraben werden (Baeriswyl 2008; dazu jetzt Heege/Kistler 2017/2, 68; neu Frey 2022) und ein Töpferofen dokumentiert werden (Heege 2007a; Heege 2007b). Grössere Mengen Heimberger Keramik aus dem Verbrauchermilieu der Stadt Bern wurden 2010 veröffentlicht (Heege 2010). Im Gegensatz zu anderen Töpfereien im Kanton Bern lag der Fokus der Heimberg-Steffisburger Hafner zu fast 100% auf der Geschirrproduktion.

Kachelofen zur Trocknung des rohen, ungebrannten Geschirrs aus der Heimberger Hafnerei  Künzi im “Lädeli”,  datiert 1864. 1999 im Schlossmuseum Thun wieder aufgebaut, heute leider abgebrochen. 

Die Herstellung oder das Setzen von Kachelöfen spielten keine nennenswerte Rolle (Foto: Eine Ausnahme; Buchs 1970).

Die Anfänge der Produktion

Die keramische Produktion in der Region Heimberg begann um 1730. Zu diesem Zeitpunkt zog der Langnauer Töpfer Abraham Herrmann (1698–1750) mit seiner Familie nach Heimberg bzw. später nach Steffisburg. Ihm folgte um 1752 sein jüngerer Bruder Peter Herrmann (1712–1764). Die beiden Brüder fanden offenbar in der väterlichen Werkstatt in Langnau keinen Arbeitsplatz. Die ältesten archivalischen Nachweise für Abraham stammen vom 29. April 1731. Es kann nur vermutet werden, dass Abraham und Peter die zu Hause erlernte Produktion von Keramik im «Langnauer Stil» in Heimberg bzw. Steffisburg auf verschiedenen Grundstücken fortsetzten. Dies ist jedoch bislang durch Bodenfunde oder zweifelsfrei signierte Keramik nicht gesichert (vgl. hierzu den derzeitigen Forschungsstand Heege/Kistler 2017/2, 66–68, 268–271; Langnau-Werkstatt 1, Hand 3).

Die Entwicklung des Hafnerhandwerks in Heimberg

Erst nach etwa 1780 entwickelte sich dann aufgrund externer süddeutscher bzw. nordschweizerischer Einflüsse ein typischer, eigenständiger «Heimberger Stil» mit schwarzbrauner oder rotbrauner Grundengobe und Malhorndekor. Etwa gleichzeitig mit Abraham Herrmann liessen sich weitere Hafner aus dem Emmental – Huttwil, Langnau oder Signau – respektive aus der Ostschweiz – Herisau – in Heimberg nieder. Ab ca. 1770/80 lässt sich archivalisch eine steigende Zuwanderung ausländischer Gesellen und teilweise auch Hafner, vor allem aus der Region Schaffhausen, aus Württemberg, Hessen und der Pfalz, aber auch aus Österreich nachweisen.

Teller von Johannes Weisshaubt aus Neunkirch bei Schaffhausen 1785 (SNM LM-011598, Foto Donat Stuppan).

So signierte z. B. der Hafner Johannes Weisshaubt aus Neunkirch bei Schaffhausen 1785 einen typischen Heimberger Teller (SNM LM-011598). In diesem Jahr arbeiteten in der Gemeinde Steffisburg 13 Hafner (Schwab 1921, 28; StAB BV101, 9).

1798 lassen sich laut Helvetischem Bürgerregister in Heimberg bereits 14 Hafner bei 111 volljährigen männlichen Ortseinwohnern nachweisen. Ausserdem arbeitete ein Hafner in Oppligen und vier produzierten in Steffisburg (Schwab 1921, 63). Offenbar war der lokale Ton ein gutes Rohmaterial, und es gab trotz der grossen Zahl an Handwerksbetrieben genügend Brennholz.

Im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen um die Anlage eines Töpferofens in Steffisburg berichtete der Thuner Oberamtmann Steiger im Jahr 1819 an die bernische Landesökonomiekommission: Geschirr werde ausserhalb der Kirchgemeinde Steffisburg in Thun, Allmendingen, Jaberg, Diessbach bei Thun und in Langnau hergestellt. In der Kirchgemeinde Steffisburg befänden sich gegenwärtig 34 Brennöfen. Ein Meister halte gewöhnlich ein oder zwei Gesellen, zuweilen auch einen Lehrknaben und einen Handlanger. «Meistens werden zu Besorgung der Geschirr-Tröcknung nur Weibspersonen und Kinder gebraucht, zum Ausmahlen aber einzig nur Weibspersonen. Unter denen in der Gemeinde Steffisburg gegenwärtig in Arbeit stehenden Gesellen befinden sich 10 Landsfremde». Die Kosten für Holz, Materielles und Arbeitslohn würden auf 60 Franken für jeden Brand geschätzt. Nach Abzug der Auslagen könne je nach Geschirrsorte mit einem Gewinn von 40 bis 70 Franken gerechnet werden. Insgesamt habe die Fabrikation beträchtlich zugenommen. Aber nur ein sehr unbedeutender Teil der Ware würde im hiesigen Kanton abgesetzt, damit «das übrige dann in andere Cantone, nach Frankreich, Deutschland und Italien ausgeführt werden könne […]» (StAB B IV 15, Band XI, 45–46).  Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die 1844 auch von Alexandre Brongniart bestätigte Tatsache, dass in Heimberg ausschliesslich Frauen für das Dekorieren der Keramik zuständig waren. Der Export, vor allem nach Frankreich und Italien, lässt sich momentan aufgrund publizierter archäologischer Funde noch nicht belegen.

1832 berichtete der Thuner Regierungsstatthalter über das Töpfereigewerbe in Heimberg und Umgebung: “Die Hafnerey ist bedeutend und es wird soviel ausgeführt, dass mehrere Partikularen schöne Häuser erbauen. Wöchentlich verreisen mehrere geladene Wägen nach der Stadt.” (StAB A II 3401, S. 23, 6.12.1832, zitiert nach Frank 2000,766). 1834 teilte er mit, dass die Hafner sehr viele ausländische Gesellen angestellt hätten, die Hälfte der Gesellen aber Einheimische seien. Auf 55 einheimische Meister kämen fünf bis sechs fremde (StAB A II 3402, S. 13, 15.2.1834, zitiert nach Frank 2000, 766).

Für das Jahr 1836 berichtete Alexandre Brogniart  (1844, 14) über mehr als 50 Töpfereien in der Region Heimberg-Steffisburg.

Der Zustrom schweizerischer, aber auch deutscher Gesellen nach Heimberg hielt nach 1800 unvermindert an. Zwischen 1810 und 1908 lassen sich in den beiden relevanten Amtsbezirken Thun und Konolfingen die Arbeitsmeldungen für 401 Gesellen aus der Schweiz (inkl. Kanton Bern), 229 aus Deutschland, 19 aus Frankreich (Elsass), 7 aus Österreich und einen aus den Niederlanden bzw. Ungarn nachweisen (StAB, Archivalien der Fremdenkontrolle). Unter den Gesellen aus Deutschland dominieren die aus Baden und Württemberg weit vor denen aus Bayern, Hessen, Nassau, Preussen oder Sachsen. Unter den schweizerischen Gesellen stammen viele aus den Kantonen Aargau (vor allem Rekingen), Basel (Läufelfingen), Luzern (Malters, Meggen), Sankt Gallen (Berneck und Orte im Umfeld-Altstätten, Au, Balgach, Eichberg, Lüchingen, Marbach sowie Rapperswil, St. Gallen), Schaffhausen (Beggingen, Neunkirch, Ober- und Unterhallau, Thayngen und Wilchingen), Thurgau (Berlingen, Steckborn), Waadt (Duillier, Poliez-Pittet) und Zürich (Bülach, Dällikon, Rafz, Schauenberg, Unterstammheim, Wädenswil und Zürich). Alle diese Gesellen nahmen die Kenntnis des «Heimberg Stils» (Dekortechnik und Motive) mit zurück in ihre Heimatgemeinden und sorgten auf diesem Wege für eine entsprechende Verbreitung.

Da die Unterlagen der ämterweise geführten Fremdenkontrolle wohl korrekt sind, so lassen sich entgegen bisherigen Zahlenangaben in der Literatur (Schwab 1921, 85; «80 Gesellen in den 1850er-Jahren») in keinem Jahr zwischen 1809 und 1908 in der Region Heimberg-Steffisburg mehr als 27 Gesellenanmeldungen nachweisen. Durchweg mehr als zehn Neuanmeldungen je Jahr charakterisieren offenbar die produktivsten Jahre des Heimberger Gewerbes zwischen 1843 und 1866. Nach diesem Zeitpunkt fallen die Zahlen unter zehn und schwanken zwischen 1880 und 1908 zwischen einem und drei Gesellen je Jahr. Die von Schwab mitgeteilten Streitigkeiten mit den deutschen Gesellen in den 1860er-Jahren (Schwab 1921, 81) finden eine klare Bestätigung in den festgehaltenen Neuanmeldungen. Wurden 1863 und 1864 noch neun bzw. acht deutsche Gesellen für die Region Heimberg verzeichnet, so fiel die Zahl 1865 auf drei, 1866 auf zwei, 1867 auf einen, und 1868 kam gar kein deutscher Geselle mehr. Zwischen 1869 und 1881 sind dann nur noch insgesamt elf deutsche Gesellen dokumentiert. Es darf dabei jedoch nicht übersehen werden, dass sich das Heimberger Gewerbe offenbar in dieser Zeit in einer grundsätzlichen Krise und Phase der Umstrukturierung befand, denn auch die Zahl der schweizerischen Gesellen war im selben Zeitraum stark rückläufig.

Liste der fremden Gesellen nach Alphabet (Daten Andreas Kistler nach Archivalien StAB)

Liste der fremden Gesellen nach Land, Kanton/Bundesland, Ort (Daten Andreas Kistler nach Archivalien StAB)

Liste der bernischen Hafner, bei denen fremde Gesellen gearbeitet haben (Daten Andreas Kistler nach Archivalien StAB)

Heimberger Vase des Gesellen Carl Traugott Lieberwirth aus Strehla in Sachsen (MKB VI-1432).

Unmittelbare keramische Nachweise für die Anwesenheit der Gesellen in Heimberg sind selten. Bislang gibt es eine signierte Heimberger Vase des Gesellen Carl Traugott Lieberwirth aus Strehla in Sachsen (MKB VI-1432). Dieser war 1829 für dreieinhalb Monate Geselle bei Hafner Christen Reusser in Kiesen (StAB Bez Konolfingen B 1434, 258). Das Bernische Historische Museum verwahrt ausserdem eine mit plastischen Blüten geschmückte Vase, die auf dem Boden einen eingeritzten Spruch und die Signatur des Herstellers trägt: «Nicht wie Rosen nicht wie Nelken, den die vergehn u. verwelken, Sonder wie das Feuerglühn, soll stets unsre Freundschaft blühn, Heinrich Notter» (BHM 6933).

Vase des Heinrich Notter aus Willisdorf im Kanton Thurgau  als Hafnergeselle in Heimberg (BHM 6933).

Heinrich Notter stammte aus Willisdorf im Kanton Thurgau und war zwischen Juni 1860 und September 1868 bei vier Hafnern in Heimberg in Stellung (StAB Bez. Thun Regstamt B 129). Möglicherweise brachte er diese Art des plastischen Dekors aus seiner Heimat in der Ostschweiz mit, denn in Steckborn lassen sich ähnliche Arbeiten für den Hafner Martin Guhl (1825–1892) nachweisen (Früh 2005, 518). Ein Johann Martin Guhl aus Steckborn (dieselbe Person?) war allerdings zwischen 1844 und 1849 als Geselle bei vier Hafnern in Hasle bei Burgdorf, Diessbach, Kiesen-Murachere und Kiesen tätig (StAB Bez Konolfingen B 1436). Er könnte die Dekorationsart also auch im Kanton Bern kennengelernt und nach Steckborn mitgenommen haben.

Verteilung der Hafnerhäuser in Heimberg (Buchs 1988, 11).

Exakte statistische Zahlen für die weitere Entwicklung des Töpferhandwerks in der Region Heimberg sind rar, jedoch scheinen in den Spitzenzeiten der Produktion (ca. 1820–1860) in der Region Heimberg/Steffisburg etwa 80 Töpfereien produziert zu haben (vgl. für Heimberg die obenstehende Kartierung der Hafnerhäuser; Buchs 1988, 11).

Im Jahr 1860 unterschrieben 70 Hafner eine Eingabe an die bernische Regierung, in der sie um eine Berücksichtigung der Hafnereiprodukte in den Zollverhandlungen mit Frankreich baten. Eine Ermässigung der französischen Einfuhrzölle sollte den Absatz dorthin ermöglichen (StAB BB IV 95).

1874 berichtete Architekt Merz aus Thun noch über «62 selbständige Töpfermeister, welche mit 53 Öfen arbeiten und 105 Gehülfen beschäftigen. Die Durchschnittsproduktion per Jahr beträgt per Meister circa Fr. 4000. Der Durchschnittsertrag netto circa Fr. 1500. Der ganze Umsatz somit circa Fr. 250.000. Der erzielte Reinertrag Fr. 93.000. In gewöhnlichen Zeiten, wie z.B. gegenwärtig, ist bedeutend mehr Nachfrage als fabriziert werden kann und würde sich dieselbe bei besserer Fabrikation jedenfalls noch steigern, wenn auch verhältnismässig die Preise erhöht werden müssten. Das Geschäft wird aber jetzt betrieben,, wie es eben schon der Grossvater betrieben hat, theilweise sogar ist selbes noch mehr zurückgegangen. Dieser Übelstand hat seinen Grund hauptsächlich darin, dass die Lehrlinge oder Junggesellen sich in keiner Weise weiter auszubilden suchen, meistentheils nicht in die Fremde gehen und somit auch zu keinem nennenswerthen Fortschritt kommen. Die Formen aller Geschirre, ihre Grundfarbe und Ausschmückung bleiben sich gleich, und das Fabrikat hat das althergebrachte unschöne Aussehen.» (Merz 1874, 23).

Die Eidgenössische Betriebszählung (Gewerbestatistik) von 1889 wies für Heimberg 41 Hafnereien und für Steffisburg 12 Hafnereien nach. Insgesamt lebten 217 Personen von der Töpferei (Gewerbestatistik 1889, zitiert nach Frank 2000, 767).

Die Einführung der sog. Tuner Majolika, einer intensiv verzierten Historismuskeramik vor allem für den sich entwickelnden Tourismusmarkt, führte etwa 1870 und verstärkt nach der Weltausstellung 1878 in Paris für wohl weniger als zehn innovative Betriebe zu guten Absätzen. Inwieweit auch einige der übrigen Hafner in die Produktion vor allem auch für die keramischen Grosshändler wie Schoch-Läderach eingebunden waren, entzieht sich unserer Kenntnis. Es ist jedoch klar, dass der überwiegende Teil der Werkstätten sich auch nach dem Ende der Thuner Majolika und dem Aufkommen von Jugendstil-Geschirr (zwischen etwa 1900 und 1905) nicht an der Produktion von moderner “Kunstkeramik” beteiligte, sondern beim althergebrachten Gebrauchsgeschirr blieb. Wie dieses exakt aussah oder dekoriert wurde, entzieht sich mangels Museumssammlungen oder Ausgrabungen nahezu vollständig unserer Kenntnis.

1908 erwähnte  Oscar Blom, Direktor des Gewerbemuseums in Bern, noch 47 Betriebe in der Region (Blom 1908, 3, ohne namentliche Auflistung). Das Adress- Reise- und Reklamen-Taschenbuch für Thun und Berner Oberland aus dem Jahr 1908 verzeichnet folgende Hafner, von denen wir jedoch nicht sicher wissen, ob sie auch Geschirrkeramik produzierten:

Heimberg (19 Namensnennungen) Aebersold Johann; Aebersold Gottlieb; Amstutz Elisabeth Wwe.; Bieri Karl; Forster Johann; Gugger Chr.; Haueter Eduard; Hänni Friedrich; Jenni Robert; Kunz Fr.; Künzi Johann; Läderach Johann; Loder Bendicht; Portner Hermann; Reusser Jakob; Schädeli Fr.; Schenk Fritz; Schenk Rudolf; Tschanz Gottfried. Karl Schenk, der ebenfalls Keramik fertigte und signierte wird als Bienenzüchter und Weibel geführt. Gottfried Tschanz war zugleich Gemeindepräsident.

Interlaken (2 Namensnennungen) Ritschard Karl, Centralstrasse; Straubhaar G., Rugenparkstr.

Saanen (1 Namensnennung) Loosli Jak.

Steffisburg (12 Namensnennungen) Bieri Ed., Bernstrasse; Frank Fr., Bernstrasse; Frank Chr., Bernstrasse; Hermann Rud., Bernstrasse; Hänni Gottl., Bernstrasse; Hodel Karl, Bernstrasse; Loder Karl, Bernstrasse; Meyer Fr., Bernstrasse; Messerli Gottfr., Bernstrasse; Müller Kl., Bernstrasse; Tschanz Joh., Bernstrasse; Zürcher Ed., Bernstrasse. Die Firma der Witwe Wanzenried-Ingold firmiert unter “Majolikafabrik”.

Strättligen (2 Namensnennungen) Feiler Gottl., Allmendingen; Straubhaar, Buchholz.

Wimmis (1 Namensnennung) Loosli, Alfred

Zweisimmen (1 Namensnennung) Gobeli, Hans

Bis in die 1920er-Jahre sank die Zahl auf etwa 20 Hersteller (Schwab 1921, 104, ohne Namensliste), die jetzt zunehmend Werkstattinhaber und Mitarbeiter hatten, die in einer der schweizerischen Keramikfachschulen  oder Töpferschulen/Töpferkursen (Chavannes oder Bern, Steffisburg, Langnau) ausgebildet waren. Diese verstanden ihr Geschirrsortiment auch modischen Tendenzen, die z.B. über die 1917 gegründete Mustermesse in Basel verbreitet wurden, anzupassen.

Die «Berner Bauernkeramik» firmiert beim Schweizerischen Bundesamt für Kultur heute unter «Lebendige Traditionen» und «Traditionelles Handwerk», obwohl in der Region nur noch wenige Hafnerwerkstätten arbeiten.

Keramik im «Heimberger Stil» – Keramik «Heimberger Art»

Alexandre Brongniart, Direktor der Porzellanmanufaktur in Sèvres, veröffentlichte 1844 eine kurze Beschreibung zu Heimberg und seiner Keramikproduktion:

«[…] sie haben die harte und entschiedene Farbgebung, welche für gewöhnlich die schweizerischen Ornamente charakterisiert. In diesem kleinen Distrikt von Heimberg, von Thun aus etwas mehr als einen Kilometer entfernt, an der Strasse nach Bern, gibt es mehr als 50 Töpfer. Die Tonmasse dieser Keramik setzt sich aus zwei Tonerden zusammen, welche der näheren Umgebung entstammen: die eine, rötliche, stammt aus Merlingen [korrekt Merligen am Thuner See; Boschetti-Maradi 2006, 19], die andere von Steffisburg im Heimberg; vor dem Brand weist diese Mischung eine rauchgraue Färbung auf; durch natürlich gemischte irdene Engoben, oder durch künstlich gemischte Engoben mit verschiedenen Metalloxyden, gibt man den Stücken verschiedene Farben, das Rot durch Ockererde, das Braun durch Mangan und das Weiss durch eine nicht eisenhaltige weisse Erde. Die rohen, gut getrockneten Stücke werden gewöhnlich mit diesen Engoben überzogen; auf diese irdenen Überzüge werden grobe, aber äusserst verschiedene Ornamente gelegt und zwar mit dem Absud der durch guthaftende Oxyde gefärbten Erden, so durch das Antimonium, das Kupfer, das Kobalt oder auch durch das Mangan. Diese Farben befinden sich in kleinen Behältern, welche Lampen gleichen, in deren Ausflussteil ein Federkiel gesteckt wurde; eine Frau malt mit der Farbe, welche durch den Ausfluss fliesst Punkte, Linien und andere Figuren mit welchen sie die Vase verzieren will: die Vielfalt der Ornamente, mit welchen die Töpfer ihre Stücke zu dekorieren wissen, mit diesen einfachen Mitteln, ist erstaunlich. Die Glasur besteht einfach aus Blei-Mennige, welche auf das rohe, gut getrocknete Stück aufgepudert wird. Die Tonmasse, die Engobe, die Ornamente und die Glasur werden zusammen gebrannt, in einem einzigen Arbeitsgang, in Öfen, welche die Form eines liegenden Zylinders aufweisen mit tiefer liegendem Feuerungsraum. Die Feuerung erfolgt mit Tannenholz […].» (Brongniart 1844, Bd. 2, 14–15 in der Übersetzung von Messerli Bolliger 1993, 149–150. Die zugehörigen Abbildungen erschienen in Brongniart/Riocreux 1845, Taf. 31,4.12.13).

Keramik aus Heimberg (Brongniart/Riocreux 1845, Taf. 31,4.12.13). Nr. 4 wurde vom Museum in Sevres aber schon 1817 in Thun gekauft, während Nr. 12 und 13 von Brongniart 1836 mitgebracht wurden.

Die in der Region Heimberg-Steffisburg hergestellte Keramik im «Heimberger Stil» ist sehr vielgestaltig. Sie wurde bis heute nicht umfassend typologisch gegliedert. Da sich die Region im 19. Jahrhundert bei den Irdenwaren zum stilistischen Marktführer entwickelte, der auch andere Töpfereiregionen des Kantons Bern und der übrigen Schweiz massgeblich beeinflusste, ist eine Entscheidung, wo das einzelne Keramikstück hergestellt wurde, kaum sicher zu treffen. Diesem Sachverhalt trägt die Bezeichnung Keramik «Heimberger Art» Rechnung. Die Herkunftsangabe «Heimberg-Steffisburg (Region)» ist daher sehr allgemein zu verstehen und bezieht ausdrücklich alle umliegenden Töpferorte im Kanton Bern mit ein (z. B. auch die Langnauer Produkte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vgl. Heege/Kistler 2017/2, 172-173). Auch die Herkunftsangabe «Berneck» ist als Hilfsbegriff zu verstehen, der sicher weitere Produktionsorte in der weiteren Region – u.a. Steckborn TG oder Töpferorte im österreichischen Bregenzer Wald? – mit umfasst. Unter der Ortsangabe «Berneck» ist Keramik «Heimberger Art» zusammengefasst, die sich überwiegend in ostschweizerischen Museen (Kantone Graubünden, Appenzell, Sankt Gallen, Thurgau) gefunden hat. Stilistisch kann sie nie sicher von der Keramik aus dem Kanton Bern abgegrenzt werden. Die Zuordnung erfolgt momentan, mangels besserer Grundlagen, eher nach dem «Bauchgefühl».

Frühe Heimberger “Platte/Rösti-Schüssel” mit gerundetem Kragenrand aus dem Jahr 1783 (BHM 3189).

Zum Dekor- und Formenspektrum der Keramik «Heimberger Art» gehören ab etwa 1780 Gefässe mit schwarzer, roter oder später weisser Grundengobe (älteste datierte Stücke 1781: SNM LM-3509; SNM LM-18395, folgende Datierungen aus dem Jahr 1783: BHM 3189, MKW 219).

Oft unterscheiden sich die Innen- und Aussenseite eines Gefässes in ihrer Grundengobe (schwarz-rot, schwarz-weiss, rot-weiss, dunkelrot-orangerot), es gibt jedoch auch beidseitig rot oder beidseitig weiss bzw. beige engobierte Keramiken (Heege 2010, Abb. 67, 68-70, 73-79). Geschlossene Formen wie Kannen, Krüge, Töpfe oder Terrinen tragen auf der Innenseite immer eine weisse Grundengobe.

Region Heimberg-Steffisburg, Platte/Rösti-Platte mit gerundetem Kragenrand, datiert 1793 (MAG R 222).

Etwa zeitgleich mit der dunklen, schwarzbraunen Grundengobe setzte in der Region Heimberg eine zweite Produktionslinie ein, die durch eine kräftig rote bis rotbraune Grundengobe charakterisiert ist (z. B. MAG R 222). Das älteste datierte Stück  dieser Serie ist ein Dragonerteller mit ungewöhnlich fassoniertem Rand aus dem Jahr 1784 (SNM LM-63935).

Die Keramik wird intensiv mit dem Malhorn verziert. Anschliessend können die bemalten Flächen mit dem «Kritzer» durch Einritzen weiter akzentuiert sein. Zusätzlich findet sich «Springfederdekor».

Platte/Rösti-Platte mit Malhorn- und Ritzdekor, sowie Springfederdekor auf der Wandung, um 1800/1810 (MAG 7609).

Typischer Heimberger Teller mit Töpferspruch “Ich bin der Vogel aller Ding, des Brot ich ess, des Lied ich sing” (MAG R 220).

Teller und Schüsseln tragen häufiger «Töpfersprüche», die nur teilweise denen aus Langnau entsprechen, dafür aufgrund der Gesellenwanderungen aber eine eher internationale Komponente zeigen. Sie sind immer mit dem Malhorn gemalt und nicht wie in Langnau, geritzt. Eine Kombination von Malhorndekor mit «Borstenzugdekor» oder «Laufdekor» scheint in Heimberg unüblich zu sein. Wahrscheinlich fertigten dieselben Werkstätten auch einfarbig glasierte oder nur spritzdekorierte Ware sowie Keramik mit «Farbkörper in der Grundengobe». Zur Klärung der Frage, ob die Fehlbrände aus der Töpferei in Steffisburg «Grosses Höchhus» repräsentativ sind (auch «Schwämmeldekor» und «dendritischer Dekor»), bedürfte es weiterer Töpfereigrabungen in der Region.

Die sog. «Thuner Majolika» entwickelt sich in den 1870er-Jahren auf der stilistischen Basis der Keramik «Heimberger Art», die unter dem Einfluss der Keramikfachschulen und Zeichenklassen sowie des Jugendstils und des Art Deco zunehmend ihre typische Eigenart verlor. Abgrenzungen zwischen Keramik «Heimberger Art» und «Thuner Majolika» sind daher manchmal schwierig zu treffen, zumal Thuner Majolika sowohl von einzelnen Handwerksbetrieben als auch von Manufakturen bzw. kleinen Keramikfabriken wie der Manufaktur Wanzenried in Steffisburg hergestellt wurde.

Für die Keramik «Heimberger Art» sind ab 1780 Teller, Schüsseln und Platten mit gerundetem und nach 1800 solche mit scharfkantigem Kragenrand sehr charakteristisch. Häufig finden sich auch Terrinen mit Deckel und Henkeltöpfe (Milchtöpfe). Kaffeekannen und Tassen kommen regelmässig vor. Daneben finden sich als seltenere Formen Wandbrunnen, Handwaschbecken, Rasierbecken, Schreibgeschirre, Tabaktöpfe, Butterfässer, Teller mit Abtropfsieb, kalottenförmige Teller, Leuchter, Spardosen und Öllampen sowie Dosen. Vorratstöpfe mit Deckel (Schmalztöpfe) scheinen jedoch  – zumindest in der bemalten Variante – eine grosse Seltenheit zu sein. Eine systematische Formenübersicht fehlt sowohl für die Museumsobjekte als auch für die archäologischen Bodenfunde.

Platte/Rösti-Platte mit scharfkantigem Kragenrand, etwa 1810/1820 (MAG R 242).

Vor allem die flachen Platten und Teller mit kantig-dreieckigem Kragenrand (wie MAG R 242) gelten in der volkskundlichen Literatur schon seit langem als typische Schweizer Produkte. Es wird angenommen, dass diese im Südschwarzwald und im südlichen Mittelfranken zusammen mit der schwarzen Grundengobe und der Randdekoration – S-förmige Malhornhaken – nachgeahmt wurden (Keramik «Heimberger Art»), nachdem wandernde Gesellen Form und Muster in der Region Heimberg-Steffisburg kennengelernt hatten (Groschopf 1937, 44; Spies 1964, 38, 39, 66; Bauer 1971, 51–52; Bauer/Wiegel 2004, 389). Auch eine umgedrehte Filiation Südschwarzwald–Heimberg wurde bereits angenommen (Meyer-Heisig 1955, 39–43), ist jedoch bislang aus süddeutscher Perspektive nicht hinreichend erforscht. Wann die Übernahme tatsächlich einsetzte, ist zur Zeit mangels gut datierter baden-württembergischer oder bayerischer Fundinventare unklar. In Schwäbisch Gmünd sind vor 1817 jedenfalls keine Platten oder Teller mit scharfkantigem Kragenrand belegt (Gross 1999). Bei einer Durchsicht der Literatur sowie zahlreicher schweizerischer Museumsbestände fällt auf, dass Schüsseln, Platten oder Teller mit scharfkantigem Kragenrand keine Aufnahme in die klassische Produktion von Bäriswil (vor 1821) und bis in die 1830er-Jahre auch nicht in die Produktion von Langnau fanden (Heege/Kistler/Thut 2011; Heege/Kistler 2017/2). Die Randform wurde also im 18. Jahrhundert nicht im bernischen Kerngebiet entwickelt. Und auch unter den ältesten datierten Platten oder Tellern mit schwarzer oder roter Grundengobe aus Heimberg finden sich ab 1781 und bis in die 1820er-Jahre hinein vor allem die auf der Oberseite gerundeten Kragenränder (vgl. z.B. MAG N 686, MAG R 195; MAG R 221; MAG R 213; MAG R 240; MAG R244; MAG R 219; MAG R 222; MAG R185; MAG R 239). Scharfkantige Kragenränder lassen sich museal erstmals für das Jahr 1813 und in der Folgezeit dann zunehmend nachweisen (FMST K114, BHM 5876, Heege 2010, Abb. 75). Ihre Dominanz unter den Funden von der bernischen Brunngasshalde (1787–1832) erstaunt daher nicht (Heege 2010, Abb. 67, 68, 70, 72, 74, 76 und 77). In archäologischen Zusammenhängen findet sich eine solche Randvariante ausgeprägt erstmals mit Farbkörpern in der Grundengobe unter den spätestens 1807 abgelagerten Funden aus der Alten Landvogtei in Riehen im Kanton Basel-Stadt. Dort befinden sich auch zwei weitere flache Schüsseln mit dieser Randform (Matteotti 1994, Kat. 77 und 78, 92). Diese Vorkommen scheinen die These von Meyer-Heisig zu stützen.

Gruppen der Keramik «Heimberger Art»

Die folgende Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da die Keramik im «Heimberger Stil» bzw. «Heimberger Art» bis heute nicht umfassend aufgearbeitet ist.

Keramik «Heimberger Art» mit schwarzer und roter Grundengobe, älteste Phase

Teller von 1792, Töpferspruch “Die Rosen schmöcken [riechen] lieblich die Knaben sind betriblich” (MAG R 215).

Keramik mit schwarzer und roter Grundengobe und stilistischen Einflüssen aus der Region Schaffhausen bzw. dem südlichen Baden-Württemberg bildet die älteste Gruppe der Keramik Heimberger Art. Sie gehört in den Zeithorizont 1780 bis etwa 1820. Technologisch und farblich setzt sich diese Dekorart weiter fort bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, doch verändern sich die gemalten Motive (Heege/Kistler 2017/1, 378-411).

Keramik «Heimberger  Art, schwarz und rot»,  scharfkantige Kragenränder, um 1840-1860 bzw. um 1865-1870 (MAG R 216 und R 234).

Keramik «Heimberg naiv»

Eine eigenständigere, lokale Dekor- und Motivgruppe lässt sich dann ab dem frühen 19. Jahrhundert greifen (vgl. z. B. MAG R 241; MAG 7312; MAG 16699; MAG R 212; MAG R194; MAG R217; MAG  R 218; MAG R 223; MAG 971). Diese zeichnet sich durch naiv wirkende Darstellungen aus, bei denen oft kindlich verkleinerte Figuren in der Kleidung oder den Uniformen von Erwachsenen und bei Tätigkeiten von Erwachsenen gezeigt werden.

Die Kleidung gehört überwiegend zur nachrevolutionären Mode des Empire bzw. des Biedermeier, was bei den Frauen besonders gut am Schnitt der Kleider erkennbar ist. Diese Gruppe, hinter der sich vermutlich eine oder sehr wenige gleichartig arbeitende Heimberger Keramikmalerinnen und Werkstätten verbergen, setzt spätestens im Jahr 1808 mit der Darstellung eines Hafners und einer Keramikmalerin in der Werkstatt ein (BHM 7943). Das jüngste Stück dieser Serie datiert in das Jahr 1832 (MKB VI-2821). Möglicherweise gibt es eine zweite, ähnlich arbeitende und zeitlich anschliessende Keramikmalerin, deren Keramiken bis mindestens 1856 entstanden (z. B. BHM 8751; Heege 2010, Abb. 78; vgl. auch CREUX 1970, 130,5).

Keramik «Heimberger Art» mit Draperien

Vor allem Platten, Schüsseln, Teller und Terrinen mit Draperien bilden eine weitere grosse Dekorgruppe der Keramik «Heimberger Art». Diese Art des grossflächigen, randbegleitenden Dekors, der an textile Innenraumgestaltung erinnert, gehört zum Stil des Empire und des Biedermeier (vgl. MAG 12016; MAG AR 1999-97).

Leider ist fast keine dieser Platten datiert, sodass eine exaktere zeitliche Einordnung kaum möglich ist. Es gibt nur wenige chronologische Anhaltspunkte. Einzelne noch kurze, meist nur ein- oder zweibogige Draperien lassen sich 1802, 1815, 1817, 1820 und 1828 nachweisen (SNM LM-4816; MKB VI-5125; SNM HA-4250; NH-KL NH2000-025; MKB VI-977). Flächig angeordnete dreieckige Draperien zieren erstmals Tellerränder in den Jahren 1817 und 1819 (SNM HA-4250; MKB VI-3932). Es verwundert daher nicht, dass sich ähnliche Motive auch unter dem vor 1832 abgelagerten Stadtmüll aus der Berner Brunngasshalde befinden (Heege 2010, Abb. 74). Draperien der vorliegenden Art finden sich allerdings mit einem Beispiel auch bei einer 1867 datierten Platte (SMT 5186) und an einem 1864 datierten Kachelofen, der in der Werkstatt von Hafner Johann Künzi in Heimberg als Ofen zur Geschirrtrocknung verwendet wurde (Buchs 1970). Die weitere Entwicklung des Dekors führte schliesslich in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den fast flächigen Dekoren des «Chrutmusters» der «Thuner Majolika» (Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, Taf. 73,1).

Keramik «Heimberger Art» mit weisser Grundengobe sowie Ritz- und Malhorndekor

Neben der Keramik mit schwarzer und roter Grundengobe entwickelte sich in der Region Heimberg-Steffisburg ab dem frühen 19. Jahrhundert eine dritte Produktionsserie mit weisser Grundengobe in Kombination mit Ritz- und Malhorndekor (z.B. MAG 7610, MAG N 30, MAG 4638, MAG 7608, MAG 4640, MAG R 165, MAG AR 2025-383, MAG 16697; Heege/Kistler 2017a, Kat. 145-152). Dabei wurde, wie bei der Keramik aus «Langnau», der Umriss von Blüten und Blättchen, aber auch von Figuren, Wappen und Draperien zunächst eingeritzt und dann mit dem Malhörnchen ausgefüllt. Teile der Motive können auch nur mit dem Malhörnchen gemalt sein. Diese Produktionsserie kommt auch mit schwarz bzw. rot engobierter Fahne und weissem Spiegel (wie MAG 14093) bzw. schwarzem oder rotem Spiegel bei weisser Fahne vor. Die Rückseite kann ebenfalls rot engobiert sein. Die ganze Serie ist unzureichend datiert.

Keramik “Heimberger Art” (MAG 7610 und 14093).

Sollten die eingeritzten oder aufgemalten Datierungen auf den Keramikobjekten stimmen, so findet sich die beschriebene Technik zum ersten Mal im Spiegel eines 1805 datierten Tellers (SST 06773). Es folgen zwei 1813 und 1829 datierte Rasierbecken (RML A78; Privatbesitz), eine 1814 datierte Kaffeekanne auf Pokalfuss (MKB VI-2881), eine 1819 datierte Platte (HMTG T225), ein 1820 datierter Teller (SST 569), eine 1827 datierte Kaffeekanne (MKW 229), eine 1829 datierbare Vase des sächsischen Hafnergesellen Carl Traugott Lieberwirth (MKB VI-1432) und eine 1830 datierte Kaffeetasse mit Untertasse (BHM 8424; Heege 2010, Abb. 69). Die Stiftung Schloss Thun verwahrt darüber hinaus einen 1831 datierten Nidlenapf (SST 11132) und einen 1831 datierten Teller, auf dem sogar der Herstellungsort «Heimberg» angegeben ist (SST 12680). Diese Daten werden durch archäologische Bodenfunde gestützt. Keramik dieser Art gelangte in Wimmis, Kanton Bern, zwischen 1820 und 1836 in den Boden (ADB, FpNr. 340.013.2011.01) und wurde vor 1832 auch in der Stadtmüllschüttung der Berner Brunngasshalde abgelagert (Heege 2010, Abb. 68,2). Die Dekorentwicklung dieser Gruppe reicht jedoch über diesen Zeitraum hinaus, vermutlich bis in die Zeit um 1850/60 und repräsentiert also wohl die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt in der Zeit 1820–1840.

Die Verbindung zu Heimberg als möglicher Herstellungsregion ergibt sich nicht nur durch die von Carl Traugott Lieberwirth beim Hafner Christen Reusser in Kiesen gefertigte Vase (MKB VI-1432) und den Teller aus dem Schlossmuseum Thun (SST 12680), sondern auch durch die wenigen Exemplare, die aufgrund der Motive der «naiv» verzierenden Heimberger Werkstatt zugeordnet werden können. Auch auf weisser Grundengobe finden sich kleine Dragoner und sonstige Kinder in der Kleidung Erwachsener (ZHdK-KGS 01100; MKB VI-2217; SNM HA-4255, LM-45843). Bei der Frauenkleidung handelt es sich durchweg um unter der Brust geraffte Kleider, wie man sie entsprechend der französischen Mode in der Schweiz der Helvetik, der Mediationszeit und der Restauration, d. h. bis in die 1830er Jahre, erwarten kann. Das bernische Kantonswappen (MAG 7610, MAG 7608) war bei dieser Geschirrserie sehr beliebt. Es findet sich nicht nur bei der 1830 datierten Tasse (BHM 8424; Heege 2010, Abb. 69), sondern auch bei weiteren Tellern (BHM 12549, BHM 12580; MKB VI-2216), Rasierbecken (RML A80; BHM 2594, BHM 21232) und sogar bei einer Kaffeekanne (MAG 4638).

Keramik «Heimberger Art» mit blauer Malhornfarbe

Die Verwendung blauer Malhornfarbe setzt bei der Keramik «Heimberger Art» zaghaft Ende der 1820er-Jahre ein (MKB VI-1432) und nimmt ab diesem Zeitpunkt stark an Beliebtheit zu. Fünf Teller und Platten mit weisser Grundengobe aus dem MAG sind durch die Verwendung dieser blauen, meist stärker verlaufenen Malhornfarbe stilistisch miteinander verbunden (MAG 7608, MAG 4640, MAG R165, MAG AR 2015-383; MAG 16697, vgl. auch MAG R 216, MAG 14093).

MAG 7608 und MAG 4640 verbindet zusätzlich die Dekoration der Fahne mit einer Bordüre, die aus kugeligen oder rosettenförmigen Blüten, grünen runden Blättchen und begleitenden dunkelbraunen Pünktchenlinien besteht. MAG 4640 und MAG R 165 sind ferner durch die schon beschriebenen Draperiemotive miteinander verwandt (vgl. Heege/Kistler 2017a, Kat. 148-152). Die beschriebene Bordüre aus Blüten und Blättchen entwickelt sich ab den 1820er-Jahren. Jedoch scheinen in einer Frühphase zunächst noch die begleitenden dunkelbraunen Pünktchenlinien zu fehlen. Beleg hierfür ist eine 1836 datierte Kaffeekanne aus dem Fitzwilliam Museum in Cambridge (FWMC C.1910-1928). Vollständig findet sich die Bordüre auf zwei 1837 und 1838 datierten Tellern (SNM LM-010321; MAHN AA-1462) sowie auf einer 1842 datierten Feldflasche (MKB VI-10765). Die wenigen datierten Parallelen reichen dann über 1848 (Privatbesitz; Albert Anker Haus in Ins), 1853 (BHM 5874; MKB VI-1765), 1857 (BHM 6937), 1858 (MTrub 677), 1863 (SMT 4896) und 1864 (MAHN AA-2023) bis 1871 (MKB-1423).

Keramik «Heimberger Art», nur mit Malhorndekor und stark verlaufenem blauem Malhorndekor

Keramik «Heimberger Art», die nur noch mit dem Malhorn verziert und nicht mehr zusätzlich geritzt wurde (vgl. MAG 14205, MAG R 152), scheint eine Reduktionsform bzw. jüngere Entwicklungsstufe zu repräsentieren.

In der Regel wurden verschiedene Malhornfarben miteinander kombiniert. Blau ist dabei – oft stark verlaufen – entweder die Hauptfarbe oder zumindest eine wichtige Teilfarbe. Mehrfarbige Malhornmalerei mit blauem Anteil lässt sich erstmalig bei einem 1862 datierten Rasierbecken nachweisen (Privatbesitz Cham). Weitere datierte Stücke sind selten. Dabei handelt es sich u. a. um eine 1869 datierte Terrine (RSB IV-924), zwei Teller mit Abtropfsieb von 1874 (SNM LM-011799, SNM LM-017871) und zwei Rasierbecken von 1874 und 1877 (Augustinermuseum, Freiburg i. Br. 2008/041; MBS 1920.129). Zu dieser Gruppe gehören u. a. auch weitere Stücke, die mit dem bernischen Kantonswappen bemalt sind, so eine kleine Terrine (MKW 265), Kaffee- und Untertassen (SMT 4898) und ein Milchtopf (SMT 4904).

Nur mit kobaltblauer Bemalung und dunkelbrauner Beschriftung versehene Objekte lassen sich erstmals gesichert ab 1854 nachweisen (Privatbesitz Schweiz).

Dieser Stil, auch in Kombination mit mehrfarbigem Malhorndekor, wird in der Literatur aufgrund eines signierten Rasierbeckens (SMT 649) gerne einer einzigen Werkstatt, d. h. dem Hafner David Andres in Heimberg (1810–1873; Buchs 1988, 94), zugeschrieben (Wyss 1966, 40; Messerli-Bolliger 1991, 47–48; Roth-Rubi/Schnyder/Egger/Fehr 2000, 6–10; Boschetti-Maradi 2007, 58–59).

Jedoch ist dies aufgrund vorkommender Objektdatierungen (bis 1884, also mehr als 11 Jahre nach David Anderes Tod!) so wenig stichhaltig, wie die ausschliessliche Zuweisung zur Werkstatt Loosli in Wimmis durch Fernand Schwab (Schwab 1921, 106 Anm. 72). Es ist in keinster Weise gesichert, dass in Heimberg nur eine einzige Töpferei blau bemaltes Geschirr produzierte. So stellte z. B. Hafnermeister Christian Matthys in Heimberg in der Dornhalde 1872 sehr ähnliche Keramik her (MKB VI-3919).

Auch aus einer Töpferei im benachbarten Steffisburg liegen auf weisser Grundengobe partiell blau dekorierte Gefässfragmente der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor (Heege 2012, Abb. 12; spätestens ab 1855 befand sich anstelle einer Töpferei eine Bäckerei im Höchhus in Steffisburg). Und für Langnau lässt sich ab 1840 (Heege/Kistler 2017/2, 117 Abb. 138) und vor allem nach der Mitte des 19. Jahrhunderts ebenfalls eine intensive Verwendung blauer, verlaufender Malhornfarbe belegen (Heege/Kistler 2017/2, 173).

Keramik «Heimberger Art» – Neorenaissance

Die optische Wirkung der kleinen Dose MAG R 179 wird ganz wesentlich durch die Lorbeergirlanden und die dazwischen angebrachten Masken im Stil der Neorenaissance bestimmt. Diese Ausprägung des Historismus, die gekennzeichnet wird von einem bewussten Rückgriff auf Stilformen der Renaissance, entwickelte sich nach 1830 ausgehend von Frankreich (Stil des «Bürgerkönigs» Louis-Philippe) mit unterschiedlichen nationalen Ausprägungen in ganz Europa. Dabei handelt es sich sowohl um einen Stil der Architektur und der Innenarchitektur als auch des Kunsthandwerks, des Möbelbaus und der Keramik. Die Neorenaissance hatte ihre grösste Wirkung zwischen 1870 und 1885; in dieser Zeit galten ihre Formen als vorbildlich.  Zu dieser Dose gibt es in den Museen der Schweiz und im Fitzwilliam Museum in Cambridge insgesamt sechs Vergleichsstücke, die alle undatiert sind (FWMC C.1944-1928; ZHdK-KGS 01972; MAHN AA 1198, MAHN AA 2056). In zwei Fällen tragen sie blauen statt grünen Malhorndekor (RSB O-5361; SNM LM-010327). Weitere Keramiktypen mit vergleichbaren Auflagen sind unbekannt. Unklar ist der Herstellungsort. Für die Region Heimberg-Steffisburg sprechen allein das regelhafte Vorkommen dunkelbrauner Pünktchenlinien und die wenigen relevanten Angaben zur Herkunft in den Museumsinventaren. Die Dose aus dem Fitzwilliam Museum wurde 1894 beim Antiquitätenhändler Samuel Born-Straub bzw. seiner Tochter Margarethe in Thun erworben. Die beiden wie neu wirkenden Dosen aus dem Musée d’Art et d’Histoire de Neuchâtel gelangten bereits 1887 aus der bernischen Sammlung von Edouard de Reynier in das Museum. Anhaltspunkte für eine Datierung fehlen. Nach dem ältesten Eingangsdatum in einem der Museumsinventare müssten die Dosen vor 1881 entstanden sein, denn in diesem Jahr kaufte das damalige Museum für Gestaltung Zürich seine Dose (ZHdK-KGS 01972) bei einem Händler in Schaffhausen. Wenn in den 1870er-Jahren der Stil der Neorenaissance topmodern war, so ist zu fragen, woher der oder die produzierenden Heimberger Hafner ihre Anregungen erhalten haben? In diesem Zusammenhang ist möglicherweise auf den umtriebigen und heute wegen Antiquitätenfälschungen stark umstrittenen Pariser Händler Eugène Boban (1834–1908; Riviale 2001) zu verweisen, der in den 1860er-Jahren die Heimberger Hafner Wyttenbach und Küenzi dazu veranlasste, nach Zeichnungen «Luxusgeschirr» zu fertigen (Huber 1906, 278).

Keramik «Heimberger Art» – Weisse Grundengobe über schwarzbrauner Grundengobe

Ein Teller aus dem MAG (MAG R 188) gehört zu einer grösseren Motivgruppe, die mit datierten Exemplaren 1849/1850 einsetzt (Privatbesitz und SNM LM-010323) und bis mindestens 1871 produziert wurde (MKB VI-15780).

Die Tellersprüche können dabei wie im vorliegenden Fall in einem halbkreisförmigen Spruchband oder in einem runden Zentralkreis angeordnet sein (MAHN AA1232; MAHN AA1457; HMO 8357). Was diese Gruppe so besonders macht, ist die Tatsache, dass für den Dekor zwei Grundengoben – schwarzbraun und weiss – übereinandergelegt wurden. Da der Ritzdekor jedoch durch die weisse Grundengobe nur bis in die schwarze Grundengobe reicht, erscheinen die Ritzlinien nach dem Glasieren dunkel bis schwarz. Gelegentlich löst die Bleiglasur die schwarze Grundengobe auch an, die dann an den Kanten der Ritzlinien schlierig braun verfliesst. Der Ritzdekor der Langnauer Keramik und sonstiger ritzverzierter Keramik der Deutschschweiz reicht dagegen immer bis auf den Scherben, sodass sein Erscheinungsbild unter der Glasur rot bis rotbraun ist.

In der Literatur finden sich quasi keine Hinweise auf diese besondere Dekorationstechnik. Karl Huber, der Thuner Stadtarchivar, erwähnt sie zwar als Einziger in seiner 1906 erschienenen Hafnereigeschichte von Heimberg (Huber 1906, 278), weiss jedoch kein Datum für einen Produktionsbeginn anzugeben. Das früheste Auftreten dieser Dekortechnik reicht bis in die 1830er-Jahre zurück. Das Schweizerische Nationalmuseum verwahrt einen 1837 datierten Teller (SNM LM-010321), den man beim ersten Ansehen für jünger halten würde.

Das eingeritzte Datum wird allerdings gestützt durch einen gleichartigen, ebenfalls 1837 datierten Tellerboden und einen 1838 datierten Teller aus dem Musée d’art et d’histoire in Neuchâtel (MAHN AA 2164; MAHN AA 1462). Im selben Jahr findet sich die Technik auch bei zwei identischen Terrinen «Heimberger Art» (Privatbesitz; MKB VI-1783). Ab etwa 1840 müssen wir offenbar mit zahlreichen herstellenden Betrieben rechnen, berücksichtigt man die Vielfalt an Dekoren und Gestaltungen (vgl. auch MAG 14206; MAHN AA 1453; MAHN AA 2184; MAHN AA 3276; MAHN AA 1233; MAHN AA 2042; MAHN AA 2023; MAHN AA 1430; MAHN AA 1455; MAHN AA 1456; MAHN AA 1431; MAHN AA 1232; 1457). Dabei kommen auch nur geritzte und nicht zusätzlich ausgemalte Motive datiert zwischen 1843 und 1877 vor (MAHN AA 1453; fast identisch: RSB IV-599).

Für eine 1875 datierte Tortenplatte ist als Keramikmalerin eine Frau Imhof, geb. Frank, aus Heimberg überliefert (FWMC C.1950-1928). Es verwundert daher nicht, wenn sich dieselbe Technik auch im Kontext der jüngeren Thuner Majolika findet (Huber 1906, 279; MAHN AA 1764; MAHN AA 1989-60; MAHN AA 1416; MAHN AA 1417; MHLCF No 6). Heimberg blieb jedoch nicht der einzige Produktionsort. Im Zusammenhang mit den Arbeiten des Steckborner Hafners Martin Labhardt in der Werkstatt von Peter Herrmann (1809–1871) in Langnau lässt sich die Produktion vergleichbar verzierter Keramiken zumindest für das Jahr 1853 sicher belegen (MAHN AA 2055; Heege/Kistler 2017b, 381–386).

 Perldekor

Zur Keramik «Heimberger Art» gehört auch der sog. «Perldekor». Die Frage nach Ursprung, Datierung und Entwicklung dieser Gruppe der Keramik «Heimberger Art» und ihrer Verbindungen zur Keramik aus Langnau (siehe Stichwort «Perldekor»), ist nur in Ansätzen beantwortbar. Dies liegt unter anderem daran, dass es bislang keine Bodenfunde von Gefässen mit Perldekor in irgendeinem archäologischen Fundkomplex des 19. Jahrhunderts im Kanton Bern gibt. Auch unter den Produktionsabfällen von Steffisburg, Höchhus (Baeriswyl 2008) oder Langnau, Sonnweg 1 (Heege/Kistler 2017/2, 154–183) fehlt der Dekor.

Dose mit Perldekor aus dem Jahr 1816 (MAG R 178), hergestellt vom Hafner Friedrich Gfeller in Oppligen «beir Rotachen Brügg».

Von daher ist eine Dose aus dem Jahr 1816 (MAG R 178) ein herausragendes Objekt. Sie nennt nicht nur ein Datum, sondern gleichzeitig auch noch den Namen des Hafners Friedrich Gfeller und als potenziellen Herkunftsort «ÿm Heimberg». Der Hafner lässt sich bislang ein einziges Mal im Jahr 1829 nachweisen. Zu diesem Zeitpunkt wohnte er in Oppligen «beir Rotachen Brügg», also in unmittelbarer Nachbarschaft von Heimberg. Dort hatte zwischen 1827 und 1829 auch ein Hans Gfeller seine Hafnerwerkstatt (StAB Bez Konolfingen B 1434). Die aus dieser Lokalisierung resultierende Zuweisung des Perldekors zur Region Heimberg-Steffisburg deckt sich mit den Angaben von Karl Huber, dem Stadtarchivar von Thun. Dieser äusserte sich 1906 zur Geschichte der Heimberger Hafnerei im «Illustrierten Fremdenblatt Thun und Umgebung» u. a. folgendermassen: «Im Anfang des 19. Jahrhunderts begann im Heimberg ein neues Leben. Eine neue, eigenartige Dekorationsweise wurde eingeführt: Kleine Kügelchen wurden in Reihen, Bögen oder andern Gruppen aufgeklebt. Als Farben figurierten auf dem grünlich-weissen Aufguss Smaragdgrün, Ziegelrot und ein sattes Gelb, zuweilen ein Braun […]» (Huber 1906, 278).

Perldekor ist unter der Keramik «Heimberger Art» museal umfangreich überliefert und findet sich bei beidseitig weiss engobierten Dosen, Terrinen, Spardosen, Vasen, Milch- und Kaffeekannen. Diese datieren vermutlich alle in das erste und zweite Drittel des 19. Jahrhunderts (MAG R 178, MAG 16698, MAG AR 2015-364, MAG N 850, MAG AR 2015-366, MAG N 196). Die Dose MAG R 178 ist mit der Jahresangabe 1816 eines von zwei bekannten Stücken dieser Dekortechnik, die eine Datierung tragen. Eine Spardose mit Perldekor aus dem Regionalmuseum in Langnau ist 1859 datiert (RML A306). Die zusätzlich aufgelegte Lorbeerblattgirlande und der unterhalb des Randes angebrachte Perlrollstempel sind möglicherweise als Hinweise auf eine etwas jüngere Zeitstellung von MAG N 196 aufzufassen, jedoch lässt sich diese Annahme nicht mit datierten Stücken untermauern. Da ein grösserer Teil der Deckel der weissen Dosen und Terrinen mit Perldekorgirlanden aber zugleich Reduktionsformen oder Weiterentwicklungen von typischen Langnauer Volutengriffen aufweist (MAG AR 2015-364, MAG N 850, MAG N 196), bleibt zu fragen, was sich denn hier im ersten und zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts nun mischt oder was von wem übernommen wird: Heimberger Produkte mit älteren Langnauer Dekorelementen und Griffvarianten oder Langnauer Produkte mit Heimberger Dekormotiven? Offenbar werden in der Keramik mit Perldekor wechselseitige Austauschbeziehungen manifest, die das Ende des Langnauer Stils und die zunehmende Dominanz von Heimberger Dekoren auch in der Langnauer Produktion ankündigen. Die Frage nach der exakten Herstellungsregion oder dem Herstellungsort wird ohne neue Ausgrabungsfunde aus dem Milieu der Produzenten auch in Zukunft nur bedingt zu beantworten sein. Die aus dem MAG vorliegenden Dosen und Terrinen (MAG R 178; MAG 16698, MAG AR 2015-364, MAG N 850, MAG AR 2015-366, MAG N196) sind wohl der Heimberger Produktion zuzurechnen. Ein sicherer Nachweis für die Langnauer Produktion dieser Art Geschirr mit Perldekor und geritzten Blüten-/Blättchenmotiven steht aus.

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Heimberg-Steffisburg BE (Region), Liste der Hafnergrundstücke

Hafnerei Reusser, Heimberg, Schulgässli 2, um 1917 (Foto Hermann Stauder).

Andreas Kistler, 2023

Diese Liste umfasst auch Hafnereigrundstücke in Jaberg BE, Kiesen BE, Oberdiessbach BE, Oppligen BE und Wichtrach BE. Ein Klick auf den Strassennamen öffnet eine zugehöriges pdf mit Informationen zum Grundstück. Ein Klick auf die Besitzertabelle zeigt, wo sinnvoll, die Abfolge der Besitzer und Angaben zu eventuell nachgewiesenen Gesellen und ihrer Herkunft. Die Gesellendaten basieren auf den Informationen aus der Bernischen Fremdenkontrolle.

Drei Kartierungen liefern ein Bild der Verteilung und der Dichte der Hafnereigrundstücke in Heimberg und Steffisburg (Grundlage: Urkataster der beiden Gemeinden um 1889/1890):

Hafnergrundstücke – Nordabschnitt

Hafnergrundstücke – Mitte

Hafnergrundstücke – Südabschnitt

Hafnereigrundstücke:

Heimberg, Aarestrasse 2
Besitzertabelle

Heimberg, Aarestrasse 4
Besitzertabelle

Heimberg, Bahnhofstrasse 4
Besitzertabelle

Heimberg, Bäumbergstrasse 18

Heimberg, Bäumbergstrasse 68
Besitzertabelle

Heimberg, Bäumbergstrasse 70
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse 229
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse 245
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse 295

Heimberg, Bernstrasse 296 und 298

Heimberg, Bernstrasse 302
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse 304
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse 310
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse Parz. 241

Heimberg, Bernstrasse Parz. 334
Besitzertabelle

Heimberg, Brenzikofenstrasse 2
Besitzertabelle

Heimberg, Brenzikofenstrasse 5
Besitzertabelle

Heimberg, Brenzikofenstrasse 6

Heimberg, Brenzikofenstrasse 8
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 6
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 8
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 27
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 31

Heimberg, Dornhaldestrasse 33
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 37
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 40
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 46
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 47
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 55
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 56
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 60
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 75
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 79
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 87

Heimberg, Dornhaldestrasse 89
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 93
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 95
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 96, 98
Besitzertabelle

Heimberg, Haslikehrweg 4
Besitzertabelle

Heimberg, Haslikehrweg 28
Besitzertabelle

Heimberg, Haslikehrweg 30
Besitzertabelle

Heimberg, Kohlmattweg 15, 17
Besitzertabelle

Heimberg, Kohlmattweg 32

Heimberg, Kohlmattweg 55
Besitzertabelle

Heimberg, Rebeliweg 9

Heimberg, Schulgässli , Dornhaldestrasse 37
Besitzertabelle

Heimberg, Thungschneitweg Parz. 126
Besitzertabelle

Heimberg, Töpferweg 7
Besitzertabelle

Heimberg, Töpferweg Parz. 290
Besitzertabelle

Jaberg, Schulhausstrasse 5
Besitzertabelle

Kiesen, Bernstrasse 14
Besitzertabelle

Kiesen, Professoreistrasse 30
Besitzertabelle

Oberdiessbach, Kirchstrasse 4
Besitzertabelle

Oppligen, Bernstrasse 12-16
Besitzertabelle

Oppligen, Bernstrasse 18
Besitzertabelle

Oppligen, Rotachenweg 1
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 135
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 161
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 162

Steffisburg, Alte Bernstrasse 164
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 167
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 168
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 171

Steffisburg, Alte Bernstrasse 172
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 179
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 81
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 206
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 238
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 258 und 260
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 270
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 272

Steffisburg, Bernstrasse 276 und 280
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 284
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 292
Besitzertabelle

Steffisburg, Glättemühleweg 23-25
Besitzertabelle

Steffisburg, Höchhusweg 17
Besitzertabelle
Ausgrabungsbericht 1
Ausgrabungsbericht 2
Ausgrabungsfunde

Steffisburg, Kilchstutz 3
Besitzertabelle

Steffisburg, Unterdorfstrasse 2
Besitzertabelle

Wichtrach, Thunstrasse 72
Besitzertabelle

Heimberg-Steffisburg BE Liste Hafnerfamilien

Töpfer Friedrich Hänni (1855-1927), Heimberg, Bahnhofstrasse 4.

Andreas Kistler, 2023

Die folgende Zusammenstellung umfasst alle Personen und Familien, die im Zusammenhang mit dem Hafnerhandwerk in Heimberg und Steffisburg bekannt geworden sind. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit. Sie basiert auf allen zugänglichen öffentlichen Quellen (Kirchenbücher etc.) und stützt sich auch auf die grundlegenden Zusammenstellungen von Hermann Buchs (Buchs 1988) und Fernand Schwab (1921), die soweit möglich kontrolliert und für grundsätzlich korrekt  befunden wurden. Hilfreich waren des weiteren zwei wichtige Quellen:

Eine Übersichtstabelle aller bekannten Hafner der Region Heimberg-Steffisburg (Andreas Kistler 2023) vermittelt einen ersten Eindruck von der Vielzahl gleichzeitig arbeitender Hafnermeister und ihrer Familien. Die hinter der Tabelle stehenden Daten befinden sich hier. Die folgende Namensliste gibt die Hafner in alphabethischer Reihenfolge wieder. Gleichzeitig wird zur besseren Differenzierung ihr Heimatort genannt. Haben mehrere Familien mit gleichem Familiennamen denselben Heimatort, so werden sie mit angefügten Zahlen 1-2-3 differenziert. Handelt es sich um nichtbernische Heimatorte so sind das Kantons- oder Landeskürzel ebenfalls Bestandteil der Namensliste. Die erste Datei bei jedem Namen ist zur vereinfachten Übersicht ein pdf. Die zweite Datei ist eine excel-Tabelle (.xlsx), die in den Notizeinträgen weitere Informationen und Quellennachweise enthalten kann.

Die Arbeitsorte der einzelnen Hafnerfamilien werden, soweit archivalisch belegbar, in den Stammbäumen ebenfalls aufgeführt. Dies ermöglicht eine Nachsuche in der Liste der Hafnergrundstücke in Heimberg und Steffisburg.

Bibliographie:

Buchs 1988
Hermann Buchs, Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika, Thun 1988.

Rohrbach 1999
Lewis Bunker Rohrbach, Men of Bern: The 1798 Bürgerverzeichnisse of Canton Bern, Switzerland, Rockport 1999.

Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.

Die Hafnerfamilien

Adam Heimberg_Stb Adam Heimberg.xlsx

Aebersold Aeschlen1_Stb  Aebersold Aeschlen1.xlsx

Aebersold Aeschlen2_Stb Aebersold Aeschlen2.xlsx

Aebersold Niederhünigen1_Stb Aebersold Niederhünigen1.xlsx

Aebersold Niederhünigen2_Stb Aebersold Niederhünigen2.xlsx

Aeschlimann Landiswil_Stb Aeschlimann Landiswil.xlsx

Amstutz Sigriswil_Stb Amstutz Sigriswil.xlsx

André Schelten_Stb2 André Schelten.xlsx

Andres Berken_Stb Andres Berken.xlsx

Asper Steffisburg_Stb Asper Steffisburg.xlsx

Balsiger Englisberg_Stb Balsiger Englisberg.xlsx

Baumgart Kirchdorf_Stb Baumgart Kirchdorf.xlsx

Baumgartner Mühledorf SO_Stb Baumgartner Mühledorf SO.xlsx

Bercher Reckingen AG_Stb3_Erg2024  Bercher Reckingen AG_Stb3_Erg2024

Berger Fahrni2_Stb Berger Fahrni2.xlsx

Berger Fahrni3_Stb Berger Fahrni3.xlsx

Berger von ???_Stb Berger von ???.xlsx

Beutler Lauperswil1_Stb Beutler Lauperswil1.xlsx

Beutler Lauperswil2_Stb Beutler Lauperswil2.xlsx

Beutler Lauperswil3_Stb Beutler Lauperswil3.xlsx

Bieri Schangnau1_Stb Bieri Schangnau1.xlsx

Bieri Schangnau2_Stb Bieri Schangnau2.xlsx

Bieri Signau_Stb Bieri Signau.xlsx

Born Niederbipp_Stb Born Niederbipp.xlsx

Brand Sumiswald_Stb Brand Sumiswald.xlsx

Brändli Steffisburg_Stb Brändli Steffisburg.xlsx

Bucher Uttigen_Stb Bucher Uttigen.xlsx

Burkhard Sumiswald_Stb Burkhard Sumiswald.xlsx

Bürki Aeschlen_Stb Bürki Aeschlen.xlsx

Bürki Ried Worb_Stb Bürki Ried Worb.xlsx

Bürki Schönthal_Stb Bürki Schönthal.xlsx

Bützer Teuffenthal1_Stb Bützer Teuffenthal1.xlsx

Bützer Teuffenthal2_Stb Bützer Teuffenthal2.xlsx

Christen Rüegsau_Stb Christen Rüegsau.xlsx

Demont Apples VD_Stb Demont Apples VD.xlsx

Dietrich Därligen_Stb Dietrich Därligen.xlsx

Düringer Steckborn TG_Stb Düringer Steckborn TG.xlsx

Eggen Niederstocken_Stb Eggen Niederstocken.xlsx

Engel Signau_Stb Engel Signau.xlsx

Eyer Steffisburg_Stb Eyer Steffisburg.xlsx

Fahrni Steffisburg1_Stb Fahrni Steffisburg1.xlsx

Fahrni Steffisburg2_Stb Fahrni Steffisburg2.xlsx

Federer Berneck SG_Stb Federer Berneck SG.xlsx

Fiechter Dürrenroth_Stb Fiechter Dürrenroth.xlsx

Flückiger Huttwil1_Stb Flückiger Huttwil1.xlsx

Flückiger Huttwil2_Stb Flückiger Huttwil2.xlsx

Flückiger Huttwil3_Stb Flückiger Huttwil3.xlsx

Flückiger Rüegsau_Stb Flückiger Rüegsau.xlsx

Forster Neunkirch SH_Stb Forster Neunkirch SH.xlsx

Frank Steffisburg_Stb2 Frank Steffisburg.xlsx

Frey Münsingen_Stb Frey Münsingen.xlsx

Frey Zurzach AG_Stb Frey Zurzach AG.xlsx

Fritz Häfner Neuhausen D1_Stb Fritz Häfner Neuhausen D1.xlsx

Fritz Häfner Neuhausen D2_Stb Fritz Häfner Neuhausen D2.xlsx

Füllemann Berlingen TG_Stb  Füllemann Berlingen TG_Stb.xlsx

Füllemann Steckborn TG_Stb  Füllemann Steckborn TG_Stb.xlsx

Gasser Heimberg1_Stb Gasser Heimberg1.xlsx

Gasser Heimberg2_Stb Gasser Heimberg2.xlsx

Gasser Heimberg3_Stb Gasser Heimberg3.xlsx

Gasser Heimberg4_Stb Gasser Heimberg4.xlsx

Geiger Ermatingen TG_Stb Geiger Ermatingen TG.xlsx

Geiser Herzogenbuchsee_Stb Geiser Herzogenbuchsee.xlsx

Gerber Heimberg_Stb Gerber Heimberg.xlsx

Gfeller Rychigen_Stb Gfeller Rychigen.xlsx

Göttel Wiessbasen Hessen D_Stb Göttel Wiessbasen Hessen D.xlsx

Grimm Langnau_Stb Grimm Langnau.xlsx

Grob Herisau AR_Stb Grob Herisau AR.xlsx

Grognuz Poliez-Pittet VD1_Stb  Grognuz Poliez-Pittet VD1_Stb.xlsx

Grognuz Polliez-Pittet VD2_Stb Grognuz Polliez-Pittet VD2.xlsx

Grossglauser Münsingen1_Stb_Erg2024 Grossglauser Münsingen1_Stb_Erg2024

Grossglauser Münsingen2_Stb Grossglauser Münsingen2_Stb.xlsx

Gugger Bucholterberg1_Stb Gugger Bucholterberg1.xlsx

Gugger Bucholterberg2_Stb Gugger Bucholterberg2.xlsx

Guhl Steckborn TG_Stb Guhl Steckborn TG.xlsx

Gurtner Heimberg_Stb Gurtner Heimberg.xlsx

Häberli Münchenbuchsee_Stb Häberli Münchenbuchsee.xlsx

Hablützel Wilchingen SH_Stb Hablützel Wilchingen SH.xlsx

Hagenlocher Tübingen D_Stb Hagenlocher Tübingen D.xlsx

Haldimann Eggiwil_Stb Haldimann Eggiwil.xlsx

Hänni Heimberg_Stb Hänni Heimberg.xlsx

Hänni Kienersrüti_Stb Hänni Kienersrüti.xlsx

Hänni Thierachern_Stb2 Hänni Thierachern.xlsx

Hänseler von Rosenfeld D_Stb Hänseler von Rosenfeld D.xlsx

Haueter Trachselwald_Stb Haueter Trachselwald.xlsx

Haueter Trub1_Stb Haueter Trub1.xlsx

Haueter Trub2_Stb Haueter Trub2.xlsx

Heil Thungschneit_Stb Heil Thungschneit.xlsx

Hemmann Lenzburg AG_Stb Hemmann Lenzburg AG.xlsx

Herd Oesterreich_Stb Herd Oesterreich.xlsx

Herrmann Langnau_Stb Herrmann Langnau.xlsx

Herrmann Signau_Stb Herrmann Signau.xlsx

Hodel Steffisburg_Stb Hodel Steffisburg.xlsx

Hofer Langnau_Stb   Hofer Langnau_Stb.xlsx

Hofmann Oppligen_Stb Hofmann Oppligen.xlsx

Howald Wangenried_Stb Howald Wangenried.xlsx

Hurni Gurbrü_Stb Hurni Gurbrü.xlsx

Imhof Walkringen_Stb  Imhof Walkringen_Stb.xlsx

Jenner Landsäss1_Stb Jenner Landsäss1.xlsx

Jenner Landsäss2_Stb Jenner Landsäss2.xlsx

Jenni Eggiwil1_Stb Jenni Eggiwil1.xlsx

Jenni Eggiwil2_Stb Jenni Eggiwil2.xlsx

Jenni Niederhünigen_Stb Jenni Niederhünigen.xlsx

Jost Fahrni_Stb Jost Fahrni.xlsx

Jost Langnau_Stb Jost Langnau.xlsx

Kaderli Koppigen_Stb Kaderli Koppigen.xlsx

Kämpf Sigriswil_Stb   Kämpf Sigriswil_Stb.xlsx

Kappeler Rekingen_Frank2024_Stb_Ver2    Kappeler Rekingen_Frank2024_Stb_Ver2
Kappeler Rekingen Genealogische Quellen_Frank 2024

Kaufmann Steffisburg1_Stb Kaufmann Steffisburg1.xlsx

Kaufmann Steffisburg2_Stb Kaufmann Steffisburg2.xlsx

Knecht Mellikon AG_Stb Knecht Mellikon AG.xlsx

Kneubühl von ??_Stb Kneubühl von ??.xlsx

Kneuss Eggiwil_Stb Kneuss Eggiwil.xlsx

Knutti Diemtigen_Stb Knutti Diemtigen.xlsx

Kobelt Marbach SG_Stb Kobelt Marbach SG.xlsx

Köhler Germersheim D_Stb Köhler Germersheim D.xlsx

Kolb Lütschental1_Stb Kolb Lütschental1.xlsx

Kolb Lütschental2_Stb Kolb Lütschental2.xlsx

Kolb Lütschental3_Stb Kolb Lütschental3.xlsx

Kopp Luzern_Stb Kopp Luzern.xlsx

Köppli Neunkirch SH_Stb Köppli Neunkirch SH.xlsx

Kratzer-Heimberg-Stambaum2  Kratzer Heimberg.xlsx

Künzi Jaberg_Stb

Küenzi-Uebeschi_Stb_Erg_2024 Küenzi-Uebeschi_Stb_Erg_2024

Küng Steffisburg1_Stb Küng Steffisburg1.xlsx

Küng Steffisburg2_Stb Küng Steffisburg2.xlsx

Kunz Heimberg1_Stb Kunz Heimberg1.xlsx

Kunz Heimberg2_Stb Kunz Heimberg2.xlsx

Küpfer Lauperswil_Stb Küpfer Lauperswil.xlsx

Küpfer Worb_Stb Küpfer Worb.xlsx

Läderach Mirchel1_Stb Läderach Mirchel1.xlsx

Läderach Mirchel2_Stb Läderach Mirchel2.xlsx

Lehner Bucholterberg_Stb Lehner Bucholterberg.xlsx

Liniger Noflen_Stb  Liniger Noflen_Stb.xlsx

Loder Bendicht Heimberg Bernstrasse 310_Stb Loder Bendicht Heimberg Bernstrasse 310.xlsx

Loder Grossaffoltern_Stb5 Loder Grossaffoltern.xlsx

Luginbühl Bowil_Stb Luginbühl Bowil.xlsx

Lüthi Rüderswil_Stb Lüthi Rüderswil.xlsx

Lüthi Signau_Stb Lüthi Signau.xlsx

Märki Duillier VD_Stb Märki Duillier VD.xlsx

Marti Kirchdorf_Stb Marti Kirchdorf.xlsx

Mathys Goldiwil_Stb Mathys Goldiwil.xlsx

Mathys-Kirchdorf_Stb_Ver2        Mathys-Kirchdorf_Stb_Ver2

Matti Gsteig_Stb Matti Gsteig.xlsx

Meier Rafz ZH_Stb Meier Rafz ZH.xlsx

Messerli Oberstocken1_Stb Messerli Oberstocken1.xlsx

Messerli Oberstocken2_Stb Messerli Oberstocken2.xlsx

Meyer Steffisburg_Stb Meyer Steffisburg.xlsx

Michel Bönigen_Stb Michel Bönigen.xlsx

Moser Arni_Stb Moser Arni.xlsx

Moser Oppligen_Stb Moser Oppligen.xlsx

Moser Röthenbach1_Stb Moser Röthenbach1.xlsx

Moser Röthenbach2_Stb Moser Röthenbach2.xlsx

Moser Steffisburg1_Stb Moser Steffisburg1.xlsx

Moser Steffisburg2_Stb Moser Steffisburg2.xlsx

Mühlemann Seeberg_Stb Mühlemann Seeberg.xlsx

Müller Höfen1_Stb Müller Höfen1.xlsx

Müller Höfen2_Stb Müller Höfen2.xlsx

Müller Röthenbach_Stb Müller Röthenbach.xlsx

Mürner Reichenbach_Stb Mürner Reichenbach.xlsx

Neuenschwander Höfen_Stb Neuenschwander Höfen.xlsx

Neuenschwander Langnau_Stb Neuenschwander Langnau.xlsx

Oetiker Altendorf SZ_Stb Oetiker Altendorf SZ.xlsx

Pfister Kleindietwil_Stb Pfister Kleindietwil.xlsx

Portner Burgistein_Stb Portner Burgistein.xlsx

Rähm Eggiwil_Stb Rähm Eggiwil.xlsx

Reber Erlenbach1_Stb Reber Erlenbach1.xlsx

Reber Erlenbach2_Stb Reber Erlenbach2.xlsx

Reber Schangnau1_Stb Reber Schangnau1.xlsx

Reber Schangnau2_Stb Reber Schangnau2.xlsx

Reber Schangnau3_Stb Reber Schangnau3.xlsx

Ressnik Vojsko Steiermark A_Stb Ressnik Vojsko Steiermark A.xlsx

Reusser Aeschlen_Stb Reusser Aeschlen.xlsx

Reusser Heimberg_Stb Reusser Heimberg.xlsx

Reusser Steffisburg_Stb Reusser Steffisburg.xlsx

Reust Steffisburg_Stb Reust Steffisburg.xlsx

Richiger Rohrbach_Stb Richiger Rohrbach.xlsx

Riedlinger Schönberg D_Stb Riedlinger Schönberg D.xlsx

Roth Bucholterberg_Stb Roth Bucholterberg.xlsx

Rothen Wahlern_Stb Rothen Wahlern.xlsx

Röthlisberger Langnau_Stb Röthlisberger Langnau.xlsx

Rubin Lauterbrunnen_Stb Rubin Lauterbrunnen.xlsx

Ruchti Steffisburg_Stb Ruchti Steffisburg.xlsx

Ruetsch Altkirch F_Stb Ruetsch Altkirch F.xlsx

Rüfenacht Walkringen1.xlsx

Rüfenacht Walkringen2_Stb Rüfenacht Walkringen2.xlsx

Ryser Sumiswald_Stb Ryser Sumiswald.xlsx

Rytz Eggiwil_Stb Rytz Eggiwil.xlsx

Schädeli Mooslerau AG_Stb Schädeli Mooslerau AG.xlsx

Schaffer Mirchel_Stb Schaffer Mirchel.xlsx

Schenk Röthenbach_Stb Schenk Röthenbach.xlsx

Schenk Trubschachen_Stb Schenk Trubschachen.xlsx

Schenk Unterlangenegg1_Stb Schenk Unterlangenegg1.xlsx

Schenk Unterlangenegg2_Stb Schenk Unterlangenegg2.xlsx

Schick Krattigen_Stb Schick Krattigen.xlsx

Schiegg Steckborn TG_Stb Schiegg Steckborn TG.xlsx

Schlapbach Steffisburg_Stb Schlapbach Steffisburg.xlsx

Schmalz Büren a.A._Stb (Marti/Straubhaar 2017)

Schmid Rubigen_Stb Schmid Rubigen.xlsx

Schneider Bätterkinden_Stb Schneider Bätterkinden.xlsx

Schneider Seftigen_Stb Schneider Seftigen.xlsx

Schneiter Steffisburg_Stb Schneiter Steffisburg.xlsx

Schorer Uebeschi_Stb Schorer Uebeschi.xlsx

Schüpbach Grosshöchstetten_Stb Schüpbach Grosshöchstetten.xlsx

Schüpbach Signau_Stb Schüpbach Signau.xlsx

Schüpbach_Heimatort unbekannt_Stb Schüpbach_Heimatort unbekannt.xlsx

Schwatt aus der Pfalz_Stb Schwatt aus der Pfalz.xlsx

Schweizer Steffisburg1_Stb Schweizer Steffisburg1.xlsx

Schweizer Steffisburg2_Stb Schweizer Steffisburg2.xlsx

Schweizer Steffisburg3_Stb Schweizer Steffisburg3.xlsx

Siegenthaler Langnau_Stb Siegenthaler Langnau.xlsx

Spring Steffisburg_Stb Spring Steffisburg.xlsx

Stauffenegger Zäziwil_Stb Stauffenegger Zäziwil.xlsx

Stauffer Steffisburg_Stb Stauffer Steffisburg.xlsx

Stegmann Heimberg_Stb Stegmann Heimberg.xlsx

Steiner Fahrni_Stb Steiner Fahrni.xlsx

Steinmann Lauperswil_Stb Steinmann Lauperswil.xlsx

Stucki Bowil_Stb Stucki Bowil.xlsx

Sutter Büren an der Aare_Stb Sutter Büren an der Aare.xlsx

Trachsel Jaberg_Stb Trachsel Jaberg.xlsx

Tschanz Heimberg1b_Stb Tschanz Heimberg1b_Stb

Tschanz Heimberg2_Stb Tschanz Heimberg2.xlsx

Tschanz Sigriswil1_Stb Tschanz Sigriswil1.xlsx

Tschanz Sigriswil2_Stb Tschanz Sigriswil2.xlsx

Tschirren Niedermuhlern_Stb Tschirren Niedermuhlern.xlsx

Ursenbacher Kiesen1_Stb Ursenbacher Kiesen1.xlsx

Ursenbacher Kiesen2_Stb Ursenbacher Kiesen2.xlsx

Waber Horrenbach_Stb Waber Horrenbach.xlsx

Waber Kiesen1_Stb Waber Kiesen1.xlsx

Waber Kiesen2_Stb Waber Kiesen2.xlsx

Walder Heimberg_Stb Walder Heimberg.xlsx

Walther Wohlen_Stb Walther Wohlen.xlsx

Walthert Gysenstein_Stb Walthert Gysenstein.xlsx

Wanzenried Rubigen_Stb_Ver3  Wanzenried Rubigen_Stb_Ver3.xlsx

Weber Rüschegg_Stb Weber Rüschegg.xlsx

Weidenmann Winterthur_Stb Weidenmann Winterthur.xlsx

Wenger Röthenbach_Stb Wenger Röthenbach.xlsx

Wermuth Eggiwil_Stb Wermuth Eggiwil.xlsx

Wittmeyer Kandern D_Stb Wittmeyer Kandern D.xlsx

Wittwer Trub_Stb Wittwer Trub.xlsx

Wölfli Schangnau_Stb Wölfli Schangnau.xlsx

Wyttenbach Steffisburg_Stb2_Erg_2024     Wyttenbach Steffisburg_Stb2_Erg_2024

Zimmermann Schangnau_Stb Zimmermann Schangnau.xlsx

Zürcher Trub1_Stb Zürcher Trub1.xlsx

Zürcher Trub2_Stb Zürcher Trub2.xlsx