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Marmorierung

Marmorierung in CERAMICA CH

Die vollständige, gezielte Marmorierung von Gefässoberflächen setzt sehr flüssige Grund- oder Malengoben voraus  (Nass in Nass-Technik), die gleichzeitig oder nacheinander mit dem Pinsel oder einem Malhörnchen aufgetragen oder aufgespritzt und dann in die gewünschten Muster geschüttelt werden. Die Arbeit wird wesentlich vereinfacht, wenn man ein Malhörnchen mit mehreren Kammern für unterschiedliche Farben verwendet. Anschliessend konnte die Marmorierung durch Borstenzugdekor weiter akzentuiert werden.

Marmorierung kann aber auch erzielt werden, wenn man unterschiedlich gefärbte Tone mischt und dann mit diesen Gefässe dreht oder Gefässe auf Gipsmodeln überdreht. Diese Technik ist vor allem in der keramischen Industrie England bekannt (solid agate) und in Apt/Le Castellet in Frankreich (terres mêlées).

Frz.: décor marbré, décor coloré en traînées par engobe, décor aux traînées colorées, décor d’engobes mêlés, céramique engobée jaspée, terres mêlées

Engl.: marbled decoration, marble, marbled Slipware, marbling, marbled slip, surface agate ware

Bibliographie :

Blondel 2001
Nicole Blondel, Céramique, vocabulaire technique, Paris 2014, 48, 76, 212, 223

Model (Matrize/Negativ)

Der Model (auch Arbeitsmodel oder «Quetschform») ist die ein- bis mehrteilige Abformung einer Patrize oder eines positiven Originals. Mit seiner Hilfe kann das Original in Serie vervielfältigt werden. Meist stellte man mit Modeln Figuren, Tiere (Kinderspielzeug), Grifflappen oder Fruchtgriffe her. Model konnte man jedoch auch überdrehen oder man konnte das zu formende Gefäss in den Model eindrehen. Spezielle Gipsmodel (Giessformen) werden in der keramischen Industrie auch für den Serienguss von Keramik verwendet. Die Model können in Handwerksbetrieben sowohl aus Gips als auch aus gebrannter Keramik bestehen.

Frz.: Moule (matrice, négatif), moule-modèle, moule convexe, moule de travail, moule de tirage, moule de façonnage

Engl.: mould (GB), mold (US)

Modell (Patrize/Positiv)

Modelle/Patrizen, positive Originalformen und damit hergestellte Arbeitsmodel, Töpferei Christian Herrmann (1775-1833) aus Langnau.

Das Modell ist die positive Originalform eines Gefässes, Gefässteiles (Henkel, Ausgusstülle, Gefässkörper), einer Reliefauflage, eines Grifflappens oder einer Figur. Das Modell/die Patrize wird durch Abformung vervielfältigt. In diesem Prozess entstehen die Model/Arbeitsmodel mit deren Hilfe die gewünschten Produkte oder Produktteile hergestellt werden.

Frz.: Moule (patrice, positif)

Engl.: Patrix, male mould

Muffel (Brennkapsel, Kassette)

Muffeln (Brennkapseln oder auch Kassetten) bestehen meist aus Schamotte oder feuerfestem Ton. Sie gehören in die grosse Gruppe der unterschiedlich geformten Brennhilfen, die  beim Einsetzen des Töpferofens Verwendung fanden. Muffeln/Kapseln wurden vor allem beim Keramikbrand mit Holz oder Kohle verwendet, um das  aufwendig verzierte Brenngut vor dem direkten Kontakt mit den Flammen, Rauch und Asche zu schützen. Aus diesem Grund finden sich Muffeln/Kapseln vor allem  in historischen Fayence- und Porzellanmanufakturen,  während sie bei der handwerklichen Irdenwareproduktion überflüssig waren.  Zylindrische , ovale  oder rechteckige Muffeln  unterschiedlicher Höhe, mit dreieckig durchlochten Wandungen, durch die man Pinnen stecken konnte, dienten vor allem der Fayenceherstellung. Unterschiedlich hohe, im Querschnitt runde Brennringe und runde Brennscheiben  sind eine Variante der Muffeln/Kapseln, da sie sich in Abhängigkeit vom Brenngut, variabel einsetzen lassen.

Mit Hilfe von Muffeln/Kapseln liess sich empfindliche Ware aber auch effizienter einsetzen bzw. stapeln, weshalb sie  sowohl in Irdenware- als auch Steinzeugtöpfereien des späten 19. und 20. Jahrhunderts zunehmend verwendet wurden.

Frz.: Gazette, étui, lanterne de terre, casette, cazette, manchon, casier réfractaire, moufle, cerce

Engl.:  saggar, sagger

Bibliographie

Blondel 2001
Nicole Blondel, Céramique, vocabulaire technique, Paris 2014, 172

Boschetti-Maradi 2006
Adriano Boschetti-Maradi, Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 8), Bern 2006, 45-47.

Bourgarel 2007
Gilles Bourgarel, Fouilles archéologiques – La production, in: Marino Maggetti, La faïence de Fribourg: 1753-1844, Dijon 2007, 68-81, 126-157.

Maggetti 2007
Marino Maggetti, Technique de la faïence française (fin XVIIIe/debut XIXe siècle), in: Marino Maggetti, La faïence de Fribourg: 1753-1844, Dijon 2007, 14-31.

Matter 2012
Annamaria Matter, Die archäologische Untersuchung in der ehemaligen Porzellanmanufaktur Kilchberg-Schooren. Keramikproduktion am linken Zürichseeufer 1763-1906 (Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 43), Zürich 2012, 65-77.

Muffelbrand (Petit feu)

Fayence mit polychromer Muffelfarben Bemalung, um 1780-1800, Varages, Provence

Der Muffelbrand ist der letzte (dritte) Brand bei der Herstellung von bemaltem Fayence- oder Porzellangeschirr, bei dem die besonders temperatur- und reduktionsempfindlichen (meist roten) Malfarben eingebrannt werden. Dieser Arbeitsschritt erfolgt normalerweise in einem speziellen Muffelofen (daher Muffelbrand), bei dem die Flammen einen geschlossenen Brennraum umspielen und keinen direkten Zugang zum Brenngut haben. Die Brenntemperatur beträgt meist nur etwa 650–850 °C.

Frz.: Troisième feu, feu de moufle

Engl.: Third firing

Muffelmalerei

Auf die fertige, glattgebrannte  Fayence- oder Porzellanglasur mit Farben aus Metalloxyden (und beigemischtem Flussmittel) aufgetragene Malerei, die bei niedrigen Temperaturen (650–850 Grad) in einem dritten Brand (Muffelbrand) eingeschmolzen wird. Aufglasurmalerei findet sich vor allem bei aufwendig verzierter Fayence, Porzellan und Steingut.

Synonym: Aufglasurmalerei

Frz.: Peintures de petit feu

Engl.: Decoration with low-temperature colours, Overglaze painted decoration

Bibliographie:

Blondel 2001
Nicole Blondel, Céramique, vocabulaire technique, Paris 2014, 255, 260-261

Musterbücher

Ziegler’sche Tonwarenfabrik Schaffhausen, SH, Musterbuchseite vor 1862

Musterbücher, Musterblätter, bebilderte Bestellkataloge, Bildkataloge zu separaten Preislisten bzw. bebilderte oder unbebilderte Preislisten und Warenverzeichnisse bilden für viele Porzellan-, Fayence- oder Steingutmanufakturen ab dem 18. Jahrhundert die Grundlage für den Handel mit ihren Produkten en gros oder en detail.  Lokale Zwischenhändler oder auch Endverbraucher konnten anhand der Listen die gewünschten Waren bestellen oder für sich anfertigen lassen. Für die Erforschung der jeweiligen Produktion haben die Listen und Musterbücher eine grosse Bedeutung, dies um so mehr, als sich diese Art Listen für das 18. und die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts nur sehr selten erhalten haben. Darüber hinaus liefern die Musterbücher in Kombination mit den Abbildungen einzigartige Quellen für die damalige Terminologie der Gefässformen und Dekore sowie für die Preise und Preisunterschiede  je nach gewählter Dekorationsart.

Im Gegensatz zu den Manufakturen und Fabriken organisierten nur einzelne handwerklich arbeitende Töpfereien ihren Absatz ab dem späten 19. Jahrhundert  ebenfalls über Musterblätter oder bebilderte Preislisten, als sie sich gezwungen sahen, verstärkt unternehmerische Verhaltensweisen in ihre Werkstattprozesse zu integrieren (grundsätzlich zum Thema: Lehnemann 1997). Besonders umfangreich geschah dies  im elsässischen Soufflenheim (Legendre/Maire 1996; Legendre/Maire 2010) bzw. Oberbetschdorf (Heege 2013) und im deutschen Westerwald (Dippold/Zühlcke/Scheja 2008). Es gibt jedoch auch andere französische Hersteller (Pillet 2007).

Musterbuch und Preisliste Emil Scheydecker, Soufflenheim, um 1890-1900

Musterbuch und Preisliste für Steinzeug von Victor Schmitter, Oberbetschdorf,  wohl nach 1918.

Betrachten wir die Schweiz, so gibt es  für die Zürcher Porzellanmanufaktur in Kilchberg-Schooren neben einem handschriftlichen Lagerbuch von 1768, nur zwei unbebilderte Preislisten von 1769 (SNM LM-95448) und 1780 (Staehelin 1951, 3-6; Bösch 2003, 138-140). Bebildert ist dagegen ein undatiertes Musterbuch der Firma Baylon aus Carouge, das in den Anfang des 19. Jahrhunderts eingeordnet wird (Marquis/Dumaret 2006, 76-85; Maire 2008, 290-296). Ein jüngeres Musterbuch der Firma Ch. Degrange & Cie aus Carouge (1890-1897) hat sich ebenfalls erhalten (Bibliothèque de Genève BGE X 1717). Von grosser Wichtigkeit sind die zwei erhaltenen Musterbücher der Manufaktur Scheller aus Kilchberg-Schooren ZH (nach 1846, vor 1859), die leider nur in Form alter Fotos und nicht im Original erhalten sind (Nachdruck: Ducret 2007, 16-30; dazu Frei 1930). Sie liefern in Verbindung mit den Musterbüchern von Schramberg in Deutschland Hinweise darauf, dass sich die schweizerischen Produzenten stark an der deutschen Konkurrenz orientierten. Erhalten haben sich in Form von Fotonegativen  (SNM NEG-25803 – NEG-25817) bzw. einem Original im Stadtarchiv in Schaffhausen (Ziegler-Keramik 1993,  28) auch Reste von  vier Musterbüchern bzw. Preislisten der Ziegler’schen Tonwarenfabrik in Schaffhausen (dazu Frei 1926; Frei  1951; Messerli-Bolliger 1991, 32-35, 38-42, Taf. 5-7, Nachdruck mit teilweise abweichenden Datierungen). Jünger sind die Musterbücher der Manufaktur Aedermannsdorf (1895) oder der Keramischen Fabrik (Thuner Majolika) von Johannes Wanzenried in Steffisburg bei Thun (um 1890/1900).

Schweiz:

Musterbücher Kilchberg-Schooren ZH, Scheller

Musterbuch Ziegler’sche Tonwarenfabrik SH, um 1860 (StadtASH D III.02.29/08)

Musterbuch Ziegler’sche Tonwarenfabrik SH, vor 1862 (Messerli-Bolliger 1991: später als 1863)

Musterbuch Ziegler’sche Tonwarenfabrik SH, 1862/1865 (Messerli-Bolliger 1991: 1865 oder später)

Musterbuch Ziegler’sche Tonwarenfabrik SH, 1869/1872

Musterbuch Carouge, Baylon:  Marquis/Dumaret 2006, 76-85, 245-246;
Maire 2008, 290-296

Musterbuch Carouge-Degrange: Genfer Bibliotheksverbund, Signatur BGE X 1717

Musterbuch Aedermannsdorf 1895 (© Freunde der Matzendorfer Keramik)

Musterbuch Thuner Majolika, Manufaktur Wanzenried um 1880/1881 (© Museum der Kulturen Basel, VI 61773.01-61773.21)

Musterbuch Thuner Majolika, Manufaktur Wanzenried 1884 (© Stadtarchiv Thun, Sign. : 1/14S 1 )

Musterbuch/Fototafeln Thuner Majolika, Manufaktur Wanzenried, um 1891 (SST 14701)

Musterbuch WS&S Musée céramique – Schoch-Läderach, Thun ca. 1880-1885

Musterbuch und Preisliste Musée céramique unter L. Hahn, ca. 1905 (SST 14700)

Musterbuch Luzern-Ebikon, Kunstkeramik Luzern (ca. 1930-1932)

Musterzeichnungen, Luzern-Ebikon, Kunstkeramik Luzern, um 1925

Musterbuch (Fotoalbum), Luzern-Ebikon, Kunstkeramik Luzern, um 1931/1932

Luzern-Ebikon, Kunstkeramik Luzern A.G., Entwürfe zum Muster „Alt-Langnau“, um 1925-1932

Luzern-Ebikon, Kunstkeramik Luzern A.G., Formenverzeichnis, um 1945-1953

Musterbuch (Fotoalbum) Loder & Schweizer Steffisburg (ca. 1920-1924)

Schüpbach BE, Hafnerei Kohler – Musterbücher

Deutschland:

Musterbuch I Schramberg, Baden-Württemberg , Deutschland

Musterbuch Schramberg II – Tafeln und Texte

Musterbuch Schramberg II – Preislisten

Musterbuch Schramberg II – Publikation, Baden-Württemberg, Deutschland

Musterbücher und Preislisten (Originale im Firmenarchiv der ehemaligen Majolikafabrik SMF; Kopien im Stadtmuseum Schramberg)

Musterbuch Schramberg III – ca. 1871-1883

Musterbuch Schramberg IV – V&B – 1886, Nachtrag

Musterbuch Schramberg V – V&B – 1890. Teil 1

Musterbuch Schramberg V – V&B – 1890. Teil 2

Musterbuch Schramberg V – V&B – 1890. Teil 3

Musterbuch Schramberg VI – V&B, 1892, Nachtrag

Musterbuch/Preisverzeichnis  Schramberg VII – V&B – 1898

Musterbuch Schramberg VIII – V&B – 1901, Teil 1

Musterbuch Schramberg VIII – V&B – 1901, Teil 2

 

Preisliste Hornberg 1841/1842, Baden-Württemberg, Deutschland: Bühler/Schmidt 1967

Musterbuch Fleischmann, Nürnberg, Bayern, Deutschland

Musterbuch Johann Glatz, Villingen-Schwenningen, bald nach 1887 (Mus. Villingen-Schwenningen Inv. 13515)

Musterbuch Bunzlau 1936, Schlesien-heute Polen: Lippert  1982

Musterbücher Westerwälder Steinzeug:  Dippold/Zühlcke/Scheja 2008

Musterbücher Meissen:  Lubcke/Antonin/Beckmann 2018

Musterbuch Steingutmanufaktur Aschach, Bayern: Brandl 1993

Musterbücher Steingutmanufaktur Witteburg bei Farge a.d. Weser: Gnettner 1985, 79-100

Hinweise auf weitere Preislisten und Musterbücher Bayerischer Steingutmanufakturen: Haussmann 2002

England:

Wedgwood’s Catalogue of Earthenware and Porcelain, Staffordshire, England (1816)

The Wedgwood & Bentley Catalogue of 1779, The Wedgwood Society of New York, 1965. Facsimile Reprint.

The Wedgwood Catalogue (1787): Catalogue of cameos, intaglios, medals, bas-reliefs, busts and small statues : with a general account of tablets, vases, ecritoires, and other ornamental and useful articles : the whole formed in different kinds of porcelain and terra cotta, chiefly after the antique, and the finest models of modern artists, by Josiah Wedgwood, F.R.S. and A.S., potter to Her Majesty, and to His Royal Highness the Duke of York and Albany, and sold at his rooms in Greek Street, Soho, London, and at his manufactory, in Staffordshire, Volume: 2 (1787), The Wedgwood Society of New York, 1980. Facsimile Reprint.

Liste alle bekannten Wedgwood Kataloge (allerdings erstaunlicherweise ohne Standortangabe oder Quellennachweis!): Reilly 1995, 513-514.

Musterbuch Castleford, Castleford Design book (1796). Republished by E.P.Publishing, Ltd., 1973 with a preface by Peter Walton and an historical note by Heather Lawrence.

Musterbuch Sewell, St. Anthony’s Pottery, Newcastle-upon-Tyne, Joseph Sewell’s Book of Designs (ca. 1815), Ed. by Clarice and Harold Blakey on behalf of the Northern Ceramic Society and Tyne & Wear Museums, 1993

Musterbuch Withehead: The James and Charles Whitehead Catalogue of 1798, facsimile edition by D.B. Drakard.

Musterbuch Leeds, Yorkshire, England (1794 und Ergänzung 1814): Griffin 2005, 118-149.

Design, Drawing and Pattern books Leeds, Yorkshire, England (1781/82 – 1819): Griffin 2005, 279-572.

Musterbuch Don Pottery (1801-1893), Yorkshire (eventuell 1803/1804):  Griffin 2000, 46-97.

Musterbuch Leeds, Yorkshire, Hartley, Greens & Co.,  (Winterthur Museum Document NK4087 L48 TC, datiert 1814)

Musterbuch Spode,  Stoke-on-Trent, Staffordshire (Winterthur Museum Document 655, datiert 1820-1821)

Longton, England, Joseph Ball,  possibly Bagguley & Ball, active between 1822 and 1835 (Winterthur Museum Document 64)

Hanley, England,  Thomas Dimmock & Co.  (Winterthur Museum Document  540, datiert  1850-1860).

Musterbuch Prestonpans (Schottland), Bellfield&Co., um 1900 (mit Dank an George Haggerty).

Frankreich:

Musterbücher Soufflenheim, Elsass, Frankreich: Legendre/Maire 1996; Legendre/Maire 2010

Musterbücher Oberbetschdorf, Elsass, Frankreich: Heege 2013.

Musterbücher und Preislisten Steingut aus Frankreich: Maire 2008, 278, 297-313.

Diverse Musterbücher Frankreich: Pillet 2007, 266-286.

Musterbuch  Manufaktur Massier, Golfe Juan, kurz nach 1883:  Forest/Lacquemant 2000, 113-135.

Musterbücher Utzschneider & Cie., Sarreguemines:  Gauvin/Becker 2007

Norwegen (Dank an Ian Reed, Trondheim)

Musterbuch Andreas Moe’s – Steinzeugfabrik, Trondheim, um 1910

Tschechien

Musterbuch WS&S (Musée céramique – Schoch-Läderach, Thun) ca. 1880-1885

Frz.: Catalogue d’échantillons

Engl.: Pattern books

Bibliographie: 

Bühler/Schmidt 1967
Carl Bühler/Eckhard Schmidt, Vom Steingut Geschirr zur Sanitär Keramik. 150 Jahre im Dienste der Keramik, Hornberg 1967.

Brandl 1993
Andrea Brandl, Aschacher Steingut. Die Steingutfabrik (1829-1861) des Schweinfurter Industriellen Wilhelm Sattler (Schweinfurter Museumsschriften 55), Schweinfurt 1993.

Dippold/Zühlcke/Scheja 2008
Christine Dippold/Sabine Zühlcke/Dagmar Scheja, Westerwälder Gebrauchsgeschirr von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre. Teil 1: Texte und Firmenverzeichnis. Teil 2: Katalog der Gefässe und Nachdrucke ausgewählter Warenverzeichnisse, Nürnberg 2008.

Forest/Lacquemant 2000
Dominique Forest/Karine Lacquemant, Massier – l’introduction de la céramique artistique sur la Côte d’Azur : 7 mai – 27 septembre 2000, Musée Magnelli, musée de la céramique, Vallauris, Paris 2000.

Frei 1926
Karl Frei, Ein Portraitmedaillon des ersten schweizerischen Bundespräsidenten Jonas Furrer aus der Tonwarenfabrik J. Ziegler-Pellis in Schaffhausen: modelliert von Johann Jakob Oechslin, in: Jahresbericht des Schweizerischen Landesmuseums 35, 1926, 85-105.

Frei 1930
Karl Frei, Lebenserinnerungen des Fayencefabrikanten Johannes Scheller von Kilchberg, in: Zürcher Taschenbuch 50, 1930, 157-210.

Frei 1951
Karl Frei, Die Keramik an den schweizerischen Industrie- und Gewerbeausstellungen in Bern 1848 und 1857, Teil I, in: Freunde der Schweizer Keramik, Mitteilungsblatt 20, 1951, 4-7.

Gauvin/Becker 2007
Henri Gauvin/Jean-Jacques Becker, Cent ans de faïences populaires peintes à Sarreguemines et à Digoin, Sarreguemines 2007.

Gnettner 1985
Horst Gnettner, Steingutfabrik Witteburg in Farge bei Bremen, Bremen 1985.

Griffin 2000
John D. Griffin, The Don Pottery 1801-1893, London 2000.

Griffin 2005
John D. Griffin, The Leeds Pottery, 1770-1881. To which is Appended an Illustrated Account of the Work of the Revivalists, J. & G.W. Senior and J.T. Morton, 1880s to c. 1950, Leeds 2005.

Haussmann 2002
Klaus Haussmann, Steingut. Das Tafelgeschirr der Bürger und Barone 1750-1918, Hohenberg a.d. Eger 2002.

Legendre/Maire 1996
Jean-Pierre Legendre/Jean Maire, La céramique de Soufflenheim (Bas-Rhin) du milieu du XIXe siècle au début du XXe siècle. Typologie de la production et éléments de chronologie, in: Cahiers Alsaciens d’archéologie, d’art et d’histoire 39, 1996, 139-170.

Legendre/Maire 2010
Jean-Pierre Legendre/Jean Maire, Nouveaux éléments pour la chronologie de la céramique de Soufflenheim au XIXe et auch XXe siècle, in: Cahiers Alsaciens d’archéologie, d’art et d’histoire 53, 2010, 161-175.

Lehnemann 1997
Wingolf Lehnemann, Als die Töpfer Fabrikanten wurden. Musterblätter, Preislisten und Kataloge aus Töpfereien, in: Ruth-E. Mohrmann/Volker Rodekamp/Dieter Sauermann, Volkskunde im Sapnnungsfeld zwischen Universität und Museum: Festschrift für Hinrich Siuts zum 65. Geburtstag (Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland 95), München 1997, 239-252.

Lippert 1982
Ekkehard Lippert, Bunzlauer Braunzeug. Anmerkungen zu seiner Herstellung nach 1800, in: Lenz Kriss-Rettenbeck/Ingolf Bauer, Volkstümliche Keramik aus Europa 2. Beiträge zur Keramikforschung. Festschrift für Alfred Höck zum 60. Geburtstag (Beiträge zur Volkstumsforschung 22), München 1982, 127-146.

Lubcke/Antonin/Beckmann 2018
Hartmut Lubcke/Daniela Antonin/Wilko Beckmann, Das Blau des Königs Rohadabläh. Meissener Zwiebelmuster in seiner ganzen Vielfalt (1730 bis 1888), Düsseldorf 2018.

Maire 2008
Christian Maire, Histoire de la faïence fine francaise 1743-1843, Le Mans 2008.

Marquis/Dumaret 2006
Jean-Marie Marquis/Isabelle Dumaret, Arts à Carouge : céramistes et figuristes (Dictionnaire Carougeois Tome IV A), Carouge 2006.

Messerli Bolliger 1991
Barbara E. Messerli Bolliger, Der dekorative Entwurf in der Schweizer Keramik im 19. Jahrhundert, zwei Beispiele: Das Töpfereigebiet Heimberg-Steffisburg-Thun und die Tonwarenfabrik Ziegler in Schaffhausen, in: Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 106, 1991, 5-100.

Pillet 2007
Marc Pillet, Poteries traditionnelles en France de 1980 à nos jours, Vendin-le-Vieil 2007.

Reilly 1995
Robin Reilly, Wedgwood: The new illustrated dictionary, Woodbridge 1995.

Staehelin 1951
Walter A. Staehelin, Ein wiedergefundenes Lager- und Speditionsbuch der Zürcher Porzellan- und Fayencefabrik aus dem Jahre 1768, in: Keramikfreunde der Schweiz Mitteilungsblatt 18, 1951, 3-6.

Ziegler-Keramik 1993
Museum zu Allerheiligen (Hrsg.), Ziegler-Keramik. Ziegler’sche Thonwarenfabrik AG Schaffhausen (1828-1973), Schaffhausen 1993.

Perldekor

Dose mit Perldekor, Heimberg 1816 (Musée Ariana, Genève, MAG R 178).

Langnauer Perldekor in CERAMICA CH

Langnauer Art 2, Perldekor in CERAMICA CH

Heimberger Perldekor in CERAMICA CH

Andreas Heege 2019

Zur Keramik «Heimberger Art» gehört auch der sog. «Perldekor». Die Frage nach Ursprung, Datierung und Entwicklung dieser Gruppe der Keramik «Heimberger Art» ist nur in Ansätzen beantwortbar. Dies liegt unter anderem daran, dass es bislang keine Bodenfunde von Gefässen mit Perldekor in irgendeinem archäologischen Fundkomplex des 19. Jahrhunderts im Kanton Bern gibt. Auch unter den Produktionsabfällen von Steffisburg, Höchhus (Baeriswyl 2008) oder Langnau, Sonnweg 1 (Heege/Kistler 2017/2, 154–183) fehlt der Dekor.

Dose mit Perldekor, Heimberg 1816 (Musée Ariana, Genève, MAG R 178)

Von daher ist eine Dose aus dem Jahr 1816 (MAG R 178) ein herausragendes Objekt. Sie nennt nicht nur ein Datum, sondern gleichzeitig auch noch den Namen des Hafners Friedrich Gfeller und als potenziellen Herkunftsort «ÿm Heimberg». Der Hafner lässt sich bislang ein einziges Mal im Jahr 1829 nachweisen. Zu diesem Zeitpunkt wohnte er in Oppligen «beir Rotachen Brügg», also in unmittelbarer Nachbarschaft von Heimberg. Dort hatte zwischen 1827 und 1829 auch ein Hans Gfeller seine Hafnerwerkstatt (StAB Bez Konolfingen B 1434). Die aus dieser Lokalisierung resultierende Zuweisung des Perldekors zur Region Heimberg-Steffisburg deckt sich mit den Angaben von Samuel Born-Straub , Lehrer und Antiquitätenhändler in Thun (Schweizerisches Gewerbeblatt 3, Nr. 2, 12.1.1878) und  Karl Huber, dem Stadtarchivar von Thun. Dieser äusserte sich 1906 zur Geschichte der Heimberger Hafnerei im «Illustrierten Fremdenblatt Thun und Umgebung» u. a. folgendermassen: «Im Anfang des 19. Jahrhunderts begann im Heimberg ein neues Leben. Eine neue, eigenartige Dekorationsweise wurde eingeführt: Kleine Kügelchen wurden in Reihen, Bögen oder andern Gruppen aufgeklebt. Als Farben figurierten auf dem grünlich-weissen Aufguss Smaragdgrün, Ziegelrot und ein sattes Gelb, zuweilen ein Braun […]» (Huber 1906, 278).

Dose aus Langnau BE, Werkstatt 3, Hand 5, 1783 (Regionalmuseum Langnau RML A-426).

Offenbar ist diese Aussage jedoch nur ein Teil – wenn auch ein sehr wichtiger – der Entstehungsgeschichte des Perldekors. Erneut gilt es den Blick auf Langnau zu richten. Zu Dekorzwecken aufgelegte Tonperlen finden sich erstmals 1783 am Volutengriff des Deckels einer Langnauer Dose (RML A-426), 1798 an der ungewöhnlichen Füsschendose (MAG AR 2016-352) und 1799 am Volutengriff eines typischen Langnauer Terrinendeckels (MAHN AA-1178). Quasi zeitgleich, d. h. in den Jahren 1800 und 1801, bilden Perlen den Abschluss der Standringe der Langnauer «Hochzeitsschüsseln» (SMB IV-12; MAHN AA-3317) und stilistisch eng verwandter Terrinen (vgl. MAG R 232). Dosen dieses Zeithorizonts tragen Perldekor auch in der Halskehle des Unterteils oder am Deckelrand (MAG AR 908b). Und auch an den Rändern der Kronengriffe von Terrinendeckeln lässt sich Perldekor zwischen 1802 (RML A163) und 1822 (SNM LM-009739) nachweisen (MAHN AA 1180; MAHN AA 1182, MAHN AA 1304).

Terrine Schweiz, Kanton Bern Langnau, Werkstatt 3, um 1803 (Musée Ariana, Genève MAG AR 927).

Vor allem bei meist rot und seltener weiss engobierten Terrinen- und Zuckerdosendeckeln mit Volutengriffen (vgl. MAG AR 927, MAG AR 921) lässt sich diese eher untergeordnete, randlich orientierte Dekorationsart nachweisen. Anders als in Heimberg greift sie quasi nie in Form von Girlanden in die Fläche aus. In allen Fällen handelt es sich aufgrund der Gefässformen und des Dekors um typische Langnauer Produkte. Das jüngste datierte Stück aus eindeutiger Langnauer Produktion stammt aus dem Jahr 1834 (Galerie Bischofberger, Männedorf, 9077, Heege/Kistler 2017/2, Abb. 483,2). Geht die Entwicklung des Perldekors in Heimberg also auf Langnauer Anregungen zurück?

Dose Schweiz, Kanton Bern Langnau oder Region Heimberg-Steffisburg, Werkstatt Langnauer Art 2, um 1800-1830 (Musée Ariana, Genève MAG 07304).

Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang auch die  Herstellung von Perldekor im Zusammenhang mit der Keramikgruppe „Langnauer Art 2“ (z.B. MAG 07304), die  aufgrund datierter Stücke zwischen 1809 und 1818 gefertigt wurde und mit dem unbekannten auswandernden Töpfer (Johannes Lehmann?) auch nach Pennsylvania, USA, gelangte.

Perldekor ist unter der Keramik «Heimberger Art» museal umfangreich überliefert und findet sich bei beidseitig weiss engobierten Dosen, Terrinen, Spardosen, Vasen, Milch- und Kaffeekannen. Diese datieren vermutlich alle in das erste und zweite Drittel des 19. Jahrhunderts (MAG R 178, MAG 16698, MAG AR 2015-364, MAG N 850, MAG AR 2015-366, MAG N 196).

Terrine auf hohem Standfuss (Standring) Schweiz, Kanton Bern, Heimberg-Steffisburg (Region), Keramik „Heimberger Art“, etwa 1830-1860 (Musée Ariana, Genève MAG 16698) und Dose auf hohem Standring Schweiz, Kanton Bern, Heimberg-Steffisburg (Region), um 1830-1860 (Museé Ariana, Genève MAG AR 2015-364)

Die Dose MAG R 178 ist mit der Jahresangabe 1816 eines von zwei bekannten Stücken dieser Dekortechnik, die eine Datierung tragen. Eine Spardose mit Perldekor aus dem Regionalmuseum in Langnau ist 1859 datiert (RML A306).

Dose auf niedrigem Pokalfuss, Schweiz, Kanton Bern, Heimberg-Steffisburg (Region), um 1840-1860 (Musée Ariana, Genève MAG N 196).

Die zusätzlich aufgelegte Lorbeerblattgirlande und der unterhalb des Randes angebrachte Perlrollstempel sind möglicherweise als Hinweise auf eine etwas jüngere Zeitstellung von MAG N 196 aufzufassen, jedoch lässt sich diese Annahme nicht mit datierten Stücken untermauern.

Dose Langnau BE, Werkstatt 5, Hand 21, um 1830-1840 (Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel, MAHN AA-1186) und Dose Langnau BE, Werkstatt 5, Hand 20, um 1830 (Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel MAHN AA-1196).

Erst in die 1830er- und 1840er Jahre gehört eine weitere Gruppe von beidseitig weiss engobierten Dosen, die jetzt neben Perldekorgirlanden auch verschiedene Auflagen tragen (vgl. z. B. MAHN AA 1196, MAHN AA 1202, MAHN AA 1451). Für diese Auflagen haben sich allerdings in Langnau Patrizen und Matrizen, d. h. Arbeitsmodel, erhalten (Privatbesitz Langnau). Sie stammen aus der Töpferei «Im Gräbli» (Langnau-Werkstatt 5, Hand 20; Langnau-Werkstatt 5, Hand 21; Heege/Kistler 2017/2, 378–381) und beweisen auf diesem Wege die auch lokale Langnauer Produktion von Geschirr mit girlandenförmigem Perldekor. Eine einzige Dose dieser Gruppe ist 1831 datiert (SNM LM-009255). Repräsentieren also die offenbar in Langnau «Im Gräbli» produzierten Dosen im Gegenzug die Übernahme einer erfolgreichen Heimberger Dekortechnik in den 1830er-Jahren?

Es muss allerdings festgehalten werden, dass keine der Langnauer Dosen mit Perldekor, einen mit MAG R 178 vergleichbaren Ritz- und Malhorndekor in Form von einfachen Blüten-/Blättchenmotiven oder schwarzbraunen Pünktchenlinien trägt. Beide Motive sind jedoch bei den übrigen Museumsstücken mit Perldekorgirlanden, z. B. des MAG, ausserordentlich häufig belegt (vgl. MAG 16698, MAG AR 2015-364, MAG AR 2015-366, MAG N 196). Dort kommen zum Motivschatz dunkelbraune Pünktchenrauten oder Dreiecke sowie schmale Blütenrispen hinzu (vgl. MAHN AA 1254).

Teekanne mit Perldekorgirlanden, Schweiz, Kanton Bern, Heimberg-Steffisburg (Region), um 1830-1850 (Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel MAHN AA 1254.

Die Wurzeln dieser Motive liegen eindeutig in der Heimberger Keramik. Blütenrispen werden auf Keramik «Heimberger Art» mit dunkler oder roter Grundengobe ab 1806 kontinuierlich gemalt (ältestes Stück BHM 6485). Zwischen 1827 (MKW 229) und 1863 (SMT 4896) finden sie sich dann auch auf Keramik «Heimberger Art» mit weisser Grundengobe. Geritzte und dann ausgemalte Blüten-/Blättchenmotive auf weisser Grundengobe begegnen zum ersten Mal auf einem 1813 datierten Rasierbecken des Regionalmuseums Langnau (RML A78) und kommen danach regelmässig auf Keramik «Heimberger Art» vor.

Da ein grösserer Teil der Deckel der weissen Dosen und Terrinen mit Perldekorgirlanden aber zugleich Reduktionsformen oder Weiterentwicklungen von typischen Langnauer Volutengriffen aufweist (MAG AR 2015-364, MAG N 850, MAG N 196), bleibt zu fragen, was sich denn hier im ersten und zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts nun mischt oder was von wem übernommen wird: Heimberger Produkte mit älteren Langnauer Dekorelementen und Griffvarianten oder Langnauer Produkte mit Heimberger Dekormotiven? Offenbar werden in der Keramik mit Perldekor wechselseitige Austauschbeziehungen manifest, die das Ende des Langnauer Stils und die zunehmende Dominanz von Heimberger Dekoren auch in der Langnauer Produktion ankündigen.

Die Frage nach der Herstellungsregion wird ohne neue Ausgrabungsfunde aus dem Milieu der Produzenten auch in Zukunft nur bedingt zu beantworten sein. Die aus dem MAG vorliegenden Dosen und Terrinen (MAG R 178; MAG 16698, MAG AR 2015-364, MAG N 850, MAG AR 2015-366, MAG N196) sind wohl der Heimberger Produktion zuzurechnen. Ein sicherer Nachweis für die Langnauer Produktion dieser Art Geschirr mit Perldekor und geritzten Blüten-/Blättchenmotiven steht aus.

Frz.: décor de perles

Engl.: beaded decoration

Bibliographie

Heege/Kistler 2017/1
Andreas Heege/Andreas Kistler, Poteries décorées de Suisse alémanique, 17e-19e siècles – Collections du Musée Ariana, Genève – Keramik der Deutschschweiz, 17.-19. Jahrhundert – Die Sammlung des Musée Ariana, Genf, Mailand 2017, 457-469.

Heege/Kistler 2017/2
Andreas Heege/Andreas Kistler, Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 13), Bern 2017.

Huber 1906
Karl Huber, Thuner Majolika, in: Illustriertes Fremdenblatt von Thun und Umgebung, 1906, 258-259, 278-279, 294-296.

Pinseldekor

 

Pinseldekor auf Steingut, Porzellan und Fayence.

Die Keramikdekoration mit dem Pinsel führt in der Regel zu dünneren, teilweise durchscheinenden, feineren, differenzierteren Farbaufträgen, die nicht so reliefartig dick aufliegen wie viele der Malhorndekore. Pinseldekor ist daher vor allem bei der Fayence, dem Steingut, Steinzeug und dem Porzellan anzutreffen. Dabei können Malerei unter der Glasur (z.B. Unterglasur-Pinseldekor), Inglasurmalerei und Aufglasurmalerei unterschieden werden. Diese können auch in Kombination und mit weiteren Dekortechniken vorkommen.

Ausserdem findet sich bei Irdenwaren Pinseldekor mit blauer, roter oder sehr selten polychromer Malfarbe auf weisser Grundengobe unter der Glasur. Diese als Unterglasur-Pinseldekor bezeichnete Dekorart imitiert offenbar die Farbigkeit entsprechender Fayenceprodukte. Zum anderen finden sich als Pinseldekor bei einfachen Irdenwaren immer wieder auch eisenoxydrot gemalte Dekore, z. B. im Halsbereich von Henkeltöpfen der hellen, innen glasierten Irdenware.

Frz.: décor au pinceau

Engl.: brushwork decoration, (paint)brush-decoration

Porzellan

Zum Porzellan gehören drei grosse Gruppen, die sich in ihrer chemischen und mineralischen Zusammensetzung unterscheiden: Hartporzellan, Weichprozellan und Knochenporzellan.  Gemeinsam ist allen drei Varietäten, dass der Scherben, im Gegensatz zu Steinzeug, Steingut, Irdenwaren und Fayence  leicht lichtdurchlässig und in der Regel glasartig dicht gesintert ist.

Hartporzellan
Keramik mit einer künstlichen Massemischung, vollständig gesintertem, glasartigem Scherben, generell weiss und schwach durchscheinend. Die Masse des Hartporzellans setzt sich aus Kaolin (ein spezieller weisser Ton), Feldspath (ein Flussmittel) und Quartz (erleichtert die Sinterung und Verglasung der Masse) zusammen. Generell wird Hartporzellan zunächst bei 800 bis 1000 ºC geschrüht (Biscuit). Anschliessend erhält das Objekt seine Glasur, die ebenfalls Feldspath enthält und bei einem zweiten Glattbrand bei 1350 bis1450 ºC auf der Unterlage fixiert wird. Der Porzellandekor kann als Unterglasurdekor (meist kobaltblau) auf das Biscuit gemalt werden und wird mit der Glasur gebrannt. Der sog. Aufglasurdekor wird auf die Glasur gemalt und mit weiteren nachfolgenden Bränden bei niedrigeren Temperaturen zwischen 800 und 900 ºC eingebrannt. Die Vergoldung von Porzellan benötigt einen vierten Brand bei 700 bis 800 ºC. Die Glasur des Hartporzellans lässt sich im Prinzip nicht mit einem Messer ritzen.  Während europäisches Porzellan meist weiss erscheint, hat asiatisch-chinesisches in der Regel einen leicht bläulichen Farbstich.

Frz.: porcelaine dure

Engl.: hard-paste porcelain

Weichporzellan (auch Frittenporzellan)
Keramik mit einer künstlichen Massemischung, vollständig gesintertem, glasartigem Scherben, generell weiss und schwach durchscheinend. Die Masse des Weichporzellans setzt sich aus einem kalkhaltigen weissen Ton, einer Beimischung von Kalk und einer Glasfritte oder kleingestampftem Glas zusammen. Der Schrühbrand erfordert etwa 1100 bis 1200 ºC. Als Glasur wird eine Bleiglasur aufgetragen und in einem zweiten Brand bei 1000 ºC eingebrannt. Die verschiedenen Dekormöglichkeiten sind dieselben wie beim Hartporzellan, jedoch steht die Aufglasurmalerei nicht so hart auf der Glasuroberfläche wie beim Hartporzellan. Die Malfarben verbinden sich sehr gut und glänzend mit der Bleiglasur der Oberfläche und setzen sich optisch nicht davon ab. Die Glasur des Weichporzellans wird durch Messerklingen geritzt, da sie deutlich weicher ist, als die Feldspath-Glasur des Hartporzellans.

Frz.: porcelaine tendre

Engl.: soft-paste porcelain

Knochenporzellan
Ursprünglich in England im 18. Jahrhundert auf der Basis von Weichporzellan entwickelte, schwach durchscheinende Keramik mit einer künstlichen Massemischung  (ab den 1790er-Jahren) aus 50% Knochenasche, 25% Kaolin und 25% „china stone“ (feinkörniger, feldspatreicher, kaolinisierter Granit ohne eisenhaltige Mineralien). Knochenporzellan ist vollständig glasartig gesintert. Es ist für seine mechanische und physische Härte, geringe Abplatzungsgefahr und strahlende Weissfarbigkeit des Scherbens bekannt.

Frz. porcelaine à base d’os (bone china)

Engl.: bone china