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Thayngen, Lenhard, Konrad, Hafnerei

Andreas Heege, Andreas Kistler, 2023

Konrad Lenhard-Zürcher (1837-1896), Sohn des Conrad Lenhard (Zimmermann?), wurde am 10.12.1837 in Thayngen getauft. Er erlernte an unbekanntem Ort den Beruf des Hafners. 1857 finden wir ihn als Gesellen bei Hafner Burkhard in Oppligen, 1858 arbeitet er bei Hafner Johann Gasser in Oberwichtrach und von September 1859 bis August 1861 in der Hafnerwerkstatt Grossglauser/Böppli in Oppligen (Fremdenkontrolle Bern). Irgendwann in dieser Zeit wird er die Keramikmalerin (Ausmacherin) Rosina Zürcher (getauft in Amsoldingen 24.Sept. 1837, gestorben im Juli 1898 in Thayngen) kennengelernt haben. Ihr Vater Johann Zürcher (1800-1868; Heimatort Trub) war Käser und mit Elisabeth Trachsel (1804-1870) verheiratet (Stammbaum Zürcher). Konrad und Rosina heirateten am 5. April 1861 in Bern in der Nideggkirche und waren zu diesem Zeitpunkt in Oppligen wohnhaft (Kirchenrödel Trub 26, 176). Vermutlich können wir davon ausgehen, dass auch Rosina in einer der dortigen Hafnerwerkstätten Arbeit hatte.

Offenbar kehrte das Paar relativ bald nach Thayngen zurück, denn 1865 finden wir Konrad Lenhard als Hafner im Adressbuch des Kantons Schaffhausen verzeichnet.

Kantonale Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Schaffhausen, Katalog der Aussteller, Schaffhausen 1880, 11, Nr. 7.

1880 findet er sich als Aussteller auf der Kantonalen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Schaffhausen, wo er ein schönes Geschirrspektrum ausstellt.

Dies Beteiligung brachte ihm zunächst eine sehr positive Besprechung im «Schaffhauser Intelligenzblatt» (3. August 1880) ein:  «Mit Recht dürfen wir auf die Erzeugnisse des Hrn. Lenhard aufmerksam machen. Wir finden hier die Nachbildung der rühmlich bekannten Heimbergerwaare, der man beginnt, grössere Aufmerksamkeit zu schenken, als dies bislang der Fall war. Wenn Hr. Lenhard nach bestimmten Modellen arbeitet, so wird er ein äusserst lohnendes Arbeitsfeld finden.» Offenbar ergaben sich jedoch auch verschiedene Anfeindungen, denn es wurde bezweifelt, dass er seine Ware selber hergestellt haben könne. Dagegen wehrte er sich am 8. und 10. August 1880 im Schaffhauser Intelligenzblatt: «Da von gewisser Seite Zweifel darüber geäussert und verbreitet werden, dass die von mir ausgestellten Arbeiten wirklich eigenes Fabrikat sind, so lade ich hiemit jeden Interessenten freundlich ein, sich in meiner Werkstatt selbst davon zu überzeugen. Thayngen, im August 1880. K. Lenhard, Hafner» (alle Zitate nach Schiendorfer 2017).

1880 datierte und signierte Fruchtschale von Konrad Lenhard in der Sammlung des Museums Allerheiligen in Schaffhausen (Foto Daniel Grütter).

Aufgrund erhaltener Originale im Museum Allerheiligen in Schaffhausen kann kein Zweifel bestehen, dass Konrad Lenhard, sicher mit Unterstützung seiner Frau als Keramikmalerin, Keramik im Stil der frühen Thuner Majolika mit Veilchenblüten fertigte (sog. “Pariser Geschirr”), wie es die Heimberger Hafner 1878 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt hatten.

Milchkännchen aus dem Museum Allerheiligen in Schaffhausen (Foto Daniel Grütter).

Erst 1889 hören wir unter dem Titel “Einheimisches Kunstgewerbe” erneut von der Werkstatt (Schaffhauser Intelligenzblatt vom 20. August 1889): “Dieser Tage habe ich nun dem Meister bei passender Gelegenheit einen Besuch machen können und denselben sammt seiner kunstgeübten Frau und Gehülfin in der Werkstatt bei der Arbeit gesehen. Es ist der treffliche Hafnermeister Konrad Lenhard in Thayngen, dessen Töpfergeschirr wegen seiner Güte und Haltbarkeit schon länger in bestem Rufe steht. Weniger bekannt ist aber eben die Thatsache, dass derselbe auch sehr schöne und vorzüglich gebrannte Schauwaare, wie Vasen aller Art, Platten, zierliche Krüge, ganze bemalte und verzierte Kaffeeservice und dergleichen mehr zu fertigen versteht, deren Zeichnung und Bemalung von der Hand der Frau Lenhard, einer geborenen Heimbergerin, herrührt. … Kurzum, die Erzeugnisse der kunstfertigen Hände unseres Hafnermeisters und seiner Frau sind wohl werth, dass man einmal extra in Thayngen einen Besuch macht.” Die Hafnerei stand laut  Andreas Schiendorfer in Thayngen an der Biberstrasse.

Kanne aus dem Museum Allerheiligen in Schaffhausen (Foto Daniel Grütter).

 Keramik von Konrad Lenhard ist im Museum Allerheiligen (u.a. Malhörnchen von Rosina Lenhard von 1895, Inv. H17499), Schaffhausen (Inv. H6186, H17102, H17500, H17502-17507, H17690, H17691, H19681, H20287, H22984, H52002, H53203, H53204, H53206-H53209, H53211), im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Inv. LM-50236, 50237) und im Reiatmuseum in Thayngen erhalten.Konrad und Rosina hatten einen Sohn Fritz, der ebenfalls Hafner war und die Hafnerei sicher noch 1915 betrieb (Moser 1979; Schiendorfer 1979, 8-9). Wann die Produktion genau eingestellt wurde, ist im Augenblick nicht bekannt.

Bibliographie:

Moser 1979
Kuno Moser, Jakob Spühler, der Töpfer von Wil/Buchenloo, in: Mitteilungsblatt der Keramikfreunde der Schweiz 92, 1979, 9-11.

Schiendorfer 2017
Andreas Schiendorfer, Thaynger Keramik im Berner Oberländer Stil. THAYNGER Anzeiger, 14. NOVEMBER 2017.

Thun BE, Hafnerei Gebrüder Lanz

Keramik der Gebrüder Lanz in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2024

Die Geschichte der Hafnerei der Gebrüder Lanz an der Krankenhausstr. 24 in Thun ist nicht aufgearbeitet. Die Produktionszeit umfasst vermutlich die späten 1920er-Jahre.

Erster Hinweis Oberländer Tagblatt 4. September 1926.

Eintragung der Firma ins Handelsamtsblatt 30. Mai 1932 (SHAB 50, 1932, 1342).

Nach dem Tod von  Adolf Ernst Lanz Im Jahr 1975  wurde der Betrieb aufgelöst (SHAB 93, 1975, 2236, 5. August 1975).

Die Hafnerei Lanz in Thun-Gwatt und die Hafnerei der Gebrüder Lanz in Thun, sind nicht dasselbe.

 

Thun-Gwatt BE, Willy und Peter Lanz, Hafnerei

Keramik von Willy und Peter Lanz in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2024

Die Geschichte der Hafnerei in Gwatt ist nicht umfassend recherchiert. Alle bisherigen Informationen basieren auf Antik und Rar. Die Hafnerei Lanz in Gwatt und die Hafnerei der Gebrüder Lanz in Thun sind nicht dasselbe.

1938 Willy Lanz, eröffnet Töpferei an der Spiezstrasse 41 in Gwatt (Thuner Tagblatt, 12.09.1988)

1964 Peter Lanz übernimmt die Töpferei seines Vaters Willy, der Betrieb beschäftigt 5 Personen (Thuner Tagblatt, 12.09.1988)

1981 Eintrag der Firma in Spiez

1988 Peter Lanz arbeitet nur noch mit seiner Ehefrau Dora und seinem Sohn Theophil

2004 Theophil Niederhauser übernimmt das Geschäft.

Thuner Majolika, Region Heimberg-Steffisburg BE (etwa 1870 bis 1914)

Im Spiegel Wappen mit Schweizerkreuz, darüber Datum 1307 (mythisches Gründungsdatum der Eidgenossenschaft nach Ägidius Tschudi, Chronicon Helveticum 1550), darunter Spruchband “Heil dir Helvetia!” Auf dem Rand Wappen der Eidgenossenschaft. Rückseite Herstellermarke “Fabrique céramique Thoune E.F.” (Keramikmaler Friedrich Ernst Frank, 1862-1920). Rätisches Museum Chur, Inv. H1972.1097.

Thuner Majolika in CERAMICA CH

Andreas Heege 2019

Die sog. «Thuner Majolika» ist, anders als ihr Name vermuten lässt, in der Realität eine polychrom glasierte Irdenware und keine Majolika, also keine Keramik mit einer einseitigen Blei-Zinn-Glasur und Inglasurmalerei.  Zahlreiche Fabriken der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bezeichnen ihre oft mit historisierenden Renaissancedekoren polychrome bemalten, bleiglasierten Irdenwaren fälschlicherweise als «Majolika».

«Thuner Majolika» wurzelt  in der lokalen  Keramikproduktion der Region Heimberg-Steffisburg und ist ein Phänomen des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts, d.h. des Historismus in allen seinen Ausprägungen.  Die Anfänge dieser Keramikgattung liegen in den 1870er-Jahren. Die Entwicklung erfolgte  nach der erfolgreichen Teilnahme an der Weltausstellung in Paris 1878 rasant und wurde vor allem auch durch die Gründung der Manufaktur Wanzenried in Steffisburg (im Jahr 1878) beflügelt.

Oscar Blom, der Direktor des Gewerbemuseums in Bern schrieb 1908:
“Bis in die Mitte der neunziger Jahre war [in Heimberg-Steffisburg] auch nicht daran zu denken, eine neue dekorative Ausstattung der Gefässe anzustreben. Die vom Karlsruher Künstler Keller-Leuzinger in den siebenziger Jahren eingeführten Geschirrformen und deren Verzierungsweisen, wie man sie heute noch unter dem Ausruck – Pariser Waren – kennt, waren derart in Übung und so auf dem Markt begehrt, dass es vermessen gewesen wäre, Neuerungen vorzuschlagen. In der Architektur und im Kunstgewerbe wurde in damaliger Zeit nur die Wiederholung vergangener und orientalischer Stilrichtungen geübt. Eine eigene Sprache kannte die angewandte Kunst noch nicht. Auch Keller-Leuzinger, der sich übrigens grosse Verdienste um die Hebung der Heimberger-Industrie erworben hat, verwendete in seiner Ornamentik lediglich indisch-persische Formen; nur setzte er an Stelle der indischen Pflanzenwelt die Alpenrose und das Edelweiss, womit er ganz neue Effekte und für viele Jahre einen gesteigerten Absatz für die Majoliken zu erzielen wusste. Die Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893 brachte dann den Umschwung in der dekorativen Ausgestaltung der kunstgewerblichen Erzeugnisse und einen Wandel im Geschmack. Neue Ansprüche: Zweckdienlich, materialecht, solid und einfach im Ausdruck sollten die Objekte sein”. Diesen Anspruch erfüllte die Thuner Majolika nicht mehr. In der Folge ging der Absatz zurück und zahlreiche Hafnereien, die auch Thuner Majolika hergestellt hatten, schlossen für immer. Blom gibt an, dass zwischen 1887 und 1907 die Zahl der Betriebe von 74 auf 47 zurückgegangen sei.  So hatte sich der Historismus-Stil der Thuner Majolika bereits deutlich vor dem ersten Weltkrieg überlebt.

Als Abschluss kann man den Verkauf der Manufaktur Wanzenried im Jahr 1918 an Emil Loder und Adolf Schweizer betrachten. Hinzu kommt der Tod des wichtigsten Keramikers der Manufaktur, Friedrich Ernst Frank, der im Jahr 1920 starb.  Dekorative Elemente und Motive der Thuner Majolika wurden in den Folgejahren jedoch in zahlreichen handwerklich arbeitenden Betrieben der Region Heimberg-Steffisburg bzw. in Luzern (Emil Loder,  KeraLuz) weiter tradiert. Hierzu gehört vor allem das “Chrutmuster”, das auch als Muster “Alt-Thun” bezeichnet wird. Keramik in der “Art der Thuner Majolika” wurde in unterschiedlichen Qualitätsabstufungen auch an anderen Orten, z.B. in Berneck  SG, Thayngen SH (Töpferei Fritz Lenhard) und Wil-Buchenloo  ZH (Töpferei Jakob Spühler), produziert.

Bibliographie:

Blom 1908
Oscar Blom, Die Förderung der Majolika-Industrie in Heimberg-Steffisburg-Thun durch das kantonale Gewerbe-Museum in Bern, in: Jahresbericht pro 1907 des kantonalen Gewerbemuseums Bern, 1908, 1-9.

Buchs 1980
Hermann Buchs, Die Thuner Majolika des Johannes Wanzenried und des Zeichners Friedrich Ernst Frank, in: Jahresbericht Historisches Museum Schloss Thun, 1980, 5-43.

Buchs 1988
Hermann Buchs, Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika, Thun 1988.

Heege/Kistler 2017
Andreas Heege/Andreas Kistler, Poteries décorées de Suisse alémanique, 17e-19e siècles – Collections du Musée Ariana, Genève – Keramik der Deutschschweiz, 17.-19. Jahrhundert – Die Sammlung des Musée Ariana, Genf, Mailand 2017, 489-501.

Schnyder 1979
Rudolf Schnyder, Jakob Spühler, der Töpfer von Wil/Buchenloo, in: Mitteilungsblatt der Keramikfreunde der Schweiz 92, 1979, 9-11.

Uster ZH, Haussmann, Fritz und Helene (Atelier Alsiko)

Keramik von Fritz und Helen Haussmann in CERAMICA CH

Roland Blaettler, Andreas Heege 2021

Fritz Haussmann (1900–1968) und seine aus Basel stammende Frau Helene, geborene Frey (1905–1989), gründeten 1928 das Atelier Alsiko in Niederuster, Kanton Zürich. Beide hatten ihr Handwerk in Deutschland erlernt. Das Unternehmen lautete zunächst auf den Namen von Fritz Haussmann (Schweizerisches Handelsamtsblatt [SHAB], Bd. 46, 1928, S. 2351). Am 16. Februar 1929 wurde eine erste Marke in Form eines Dachsparrens mit gebogenen Schenkeln eingetragen (SHAB, Bd. 47, 1929, S. 516). Die Marke mit diesem Symbol wurde während der gesamten Tätigkeit des Ateliers verwendet, später kam der Zusatz «Haussmann Uster» hinzu (MHL AA.MI.1835 und 1838).

Im darauffolgenden Jahr entschied sich das Paar für die Gütertrennung (SHAB, Bd. 48, 1930, 2634).

1933 wurde durch den Architekten Max Ernst Haefeli BSA in Uster ein moderner Werkstattneubau, nebst Verkaufsladen und Wohnung erstellt (umfassender Bericht zum Neubau und zur Töpferei (Das Werk 22, 1935, Heft 12, 397-406).

Das Ehepaar Haussmann leistete mit der Produktion schlichter, rationaler Formen einen bemerkenswerten Beitrag zur Modernisierung der in der Schweiz hergestellten Gebrauchskeramik. In der Arbeitsweise der beiden überwachte Helen die Dekore, verarbeitete Glasuren und Emails. Ihre Ausbildung im Westen Deutschlands an der Keramikschule in Höhr-Grenzhausen, L’Ecole de céramique de Höhr-Grenzhausen, im Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz, war prägend für ihre Tätigkeit.

Die grossen Haushaltswarengeschäfte, in diesem Fall Steiger in Bern und Kiefer in Zürich, waren von grosser Bedeutung für den Verkauf der Produktion (NZZ, 1935).

Renommierte Dekorateurinnen wie Bertha TappoletLuise StrasserCornelia Forster oder Amata Good fertigten ihre keramischen Kreationen in der Werkstatt in Uster mit der technischen Unterstützung der Haussmanns an. Diese schlossen sich 1937 mit dieser Gruppe von Künstlerinnen zusammen und gründeten im “Cornelius” Oberdorfstrasse 3  in Zürich einen Verkaufsladen,  der zum wichtigen Ort für die Vermarktung ihrer Produkte wurde.

Keramiksouvenirs von Bertha Tappolet/Fritz Uster waren auf der Schweizerischen Landesausstellung 1939, l’Exposition nationale suisse de 1939, in Zürich zu bewundern.

 

Signierte Figurinen von Fritz Haussmann, Uster. Oben: Statuette eines nackten Mädchens, Höhe: 23,0 cm; Mitte: Statuette eines nackten Mädchens, Höhe: 18,0 cm; unten: Statuette, die eine Mutter mit ihrem Kind darstellt, Höhe: 12,0 cm (Fotos von Angello Steccanella, « Antik und Rar »)

Ab den 1940er-Jahren galt Fritz Haussmann auch als einer der landesweiten Pioniere der neuen künstlerischen Keramik. Bei seiner Arbeit bevorzugte er künftig das Medium Steinzeug und Hochtemperaturglasuren (Das Werk/L’Œuvre 31, 1944, Abb. S. 359). 1945 beschäftigte das Unternehmen rund 15 Personen, darunter Ernst Fehr, den späteren Lehrer an der Keramikschule in Bern (Fehr 2003, S. 8–10).

1946 wurde der Firmenname «Fritz Haussmann, Alsiko Werkstätte für Keramik – Atelier de céramiques Alsiko» gelöscht, wobei die Aktiven und Passiven von der neuen Firma seiner Frau mit Namen «Helen Haussmann, Alsiko Werkstätte für Keramik» übernommen wurden (SHAB, Bd. 64, 1946, S. 235). Der Grund dafür war die gerichtliche Ausweisung von Fritz Haussmann (10. Oktober 1945 bis 1957, 1962 widerrufen). Seit 1937 stand Fritz Haussmann der NSDAP (Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei nahe, einer antiliberalen, antisemitischen und gegen den Bolschewismus gerichteten politischen Partei, deren Ziel es war, die Schweiz mit dem Deutschen Reich zu vereinen. Seit 1939 war er Mitglied der Partei (Fehr 2003, S. 8–10; Schulthess 2017). Helene Haussmann und zwei ihrer Kinder durften in der Schweiz bleiben. Das Unternehmen wurde unter ihrer Leitung weitergeführt, unterstützt von Töpfermeister Biedermann und anderen Führungskräften.

Der Firmenname wurde 1978 endgültig gelöscht (SHAB, Bd. 96, 1978, 2238).

Übersetzung Stephanie Tremp

Objekte von Fritz und Helene Haussmann finden sich im Archiv des Museums für Gestaltung, Zürich Museum für Gestaltung – Musée du design, Zurich

Archiv Zürcher Hochschule für Künste: Archives de la Haute école des arts de Zurich

Weitere Informationen über Fritz und Helen Haussmann sind auf der Webseite « Antik und Rar » verfügbar.

Einige Keramiken werden im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich verwahrt  Musée national suisse à Zurich.

Bibliographie :

Fehr 2003
Ernst Fehr, Mein Leben als Töpfer und Fachlehrer für Keramik, Toffen 2003.

Peter Schulthess 2017
Peter Schulthess, Keramische Werkstätte, Helen und Fritz Haussmann, 1928 bis 1968, in: Heimatspiegel, Illustrierte Beilage im Verlag von “Zürcher Oberländer”, August 2017, 58-63.

 

Villeneuve VD, Dusserre-Duflon, Edith (1898-1992)

Roland Blaettler 2019

Keramik von Edith Dusserre-Duflon in CERAMICA CH

Das Historische Museum in Lausanne bewahrt rund 50 Keramiken aus dem Atelierbestand von Edith Dusserre-Duflon, einer Keramikerin, die bis heute praktisch unbekannt ist, obwohl sie in der Schweizer Kunstszene der 1920er- und 1930er- Jahre einen originellen Ansatz verfolgte. Ebenfalls bemerkenswert ist ihre Rolle als Pionierin bei der Erforschung des mit hohen Temperaturen gebrannten Steinzeugs.

Edith Duflon (1898–1992) war die Tochter von Louis Duflon (1860–1930), einem am Polytechnikum Zürich ausgebildeten Ingenieur, der in der Elektroindustrie in Paris (Maison Breguet) arbeitete, bevor er 1886 nach St. Petersburg geschickt wurde, um dort vier Jahre lang eine Niederlassung seines Pariser Arbeitgebers zu leiten. Ab 1890 stand er in derselben Stadt an der Spitze der Firma Prince Tenicheff und Co., bevor er sich 1894 an der Gründung der Kommanditgesellschaft Duflon, Constantinovitch und Co. beteiligte, deren geschäftsführender Gesellschafter er bis 1915 blieb. Nachdem sich Duflon ab 1908 teilweise aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, liess er sich in seinem Heimatdorf Villeneuve nieder und bezog das schöne Haus, das er sich im Viertel La Muraz hatte bauen lassen. Kurz nach seiner Ankunft zog er in den Gemeinderat ein und 1916 wurde er zum Syndikus gewählt, ein Amt, das er bis 1925 innehatte (Tribune de Lausanne vom 13. November 1930, 2 – Revue polytechnique suisse vom 25. April 1931, 221).

Edith wurde demnach in Sankt Petersburg geboren, aber wir wissen nur wenig über ihren Werdegang, ausser dass sie zwischen 1919 und 1923 von Eugène Gilliard an der École des beaux-arts in Genf und/oder in der 1915 von Gilliard unter dem Namen «La Renaissance» gegründeten Privatakademie unterrichtet wurde.

In einem kurzen, handgeschriebenen Lebenslauf (Archive des Musée historique de Lausanne [AMHL], F.Privé.33) datiert sie den Bau ihres mit Holz und Kohle befeuerten Keramikbrennofens in das Jahr 1923, obwohl ihre keramische Tätigkeit bereits 1921 dokumentiert ist, als sie bei Émile Gos in Lausanne «rustikale Töpferwaren […] inspiriert von populären Töpferschulen wie jene in Thun» ausstellte (Tribune de Lausanne vom 4. Oktober 1921, 5, und vom 6. Oktober, 4, Feuille d’avis de Lausanne vom 13. Oktober, 8). Im Jahr 1922, anlässlich der Exposition nationale d’art appliqué in Lausanne, präsentierte Duflon eine Bonbonniere aus Keramik: Es ist das einzige Objekt, das unter ihrem Namen im Katalog dieser wichtigen Veranstaltung aufgeführt ist (S. 43). Diese ersten Töpferwaren wurden vermutlich bei einem Töpferkollegen hergestellt.

1924 hielt sich Edith Duflon für längere Zeit in Paris auf, um sich im Bereich der Keramik weiterzubilden (Plüss und von Tavel 1961). In ihrem Lebenslauf präzisiert sie, dass der Fokus dieser Weiterbildung hauptsächlich auf dem Modellieren und Dekorieren lag (AMHL, ebd.). Anlässlich der Ausstellung für dekorative Kunst, die im Dezember 1924 im Musée Jenisch stattfand, zeigte sie erneut mehrere Keramikarbeiten (Feuille d’avis de Vevey vom 22. Dezember 1924, 7–8), die möglicherweise in ihrem persönlichen Atelier entstanden sind.

Edith Duflon richtete tatsächlich ein Atelier in Villeneuve ein, in einem Nebengebäude ihres Elternhauses in La Muraz. Die Produktion nahm dort wahrscheinlich ab 1925, nach ihrer Rückkehr aus Paris, ihren eigentlichen Aufschwung. In einem kleinen Notizbuch, in dem die Keramikerin ihre Beobachtungen zum Verlauf verschiedener Brände festhielt, trägt die erste Seite den Titel «Erster Brand vom 21. August 1925» (AMHL, ibidem).

Bevor sie sich voll und ganz der Keramik widmete, interessierte sich Duflon auch für die Textilgestaltung. Unter den im Historischen Museum hinterlegten Papieren befinden sich eine Reihe von Zeichnungen, die Dekorentwürfe für die Textilindustrie zeigen, sowie ein Diplom von der Internationalen Ausstellung für moderne dekorative und industrielle Künste in Paris 1925, das belegt, dass die Künstlerin dort mit einer Silbermedaille in der Klasse 13 (Textilkunst und -industrie) ausgezeichnet wurde. Die Auszeichnung wurde ihr wahrscheinlich für die von ihr entworfenen Batiken verliehen.

Für einige Zeit teilte Edith Duflon ihr Atelier mit der Genfer Keramikerin armenischer Herkunft Thagouhi Beer-Zorian (1901–1982), wie eine Werbeanzeige für die Töpferei «La Muraz» im Katalog der Schweizer Keramikausstellung im Musée d’art et d’histoire de Genève von 1927 (Genève 1927, 12) belegt. Darin sind die Namen der beiden Künstlerinnen aufgeführt, jeweils mit ihren Adressen, die eine in Villeneuve, die andere in Genf. Unter den Keramiken, die dem Musée historique de Lausanne im Rahmen des Dusserre-Nachlasses übergeben wurden, sind auch einige Fayencen, die eine Marke von Beer-Zorian mit der Erwähnung «Muraz» tragen (MHL AA.VL 2002 C 5508-16; MHL AA.VL 2002 C 5508-15).

Auf der Genfer Ausstellung für Schweizer Keramik im Jahr 1927 zeigte Duflon sechzehn Fayencen («zinnglasierte Töpferwaren»): Vasen, Schalen, Schüsseln und Bonbonnieren (Kat. Nr. 261–276). Einige Wochen später, vom 29. Oktober bis 23. November, fand im Musée Rath die Ausstellung der Genfer Sektion der Schweizerischen Gesellschaft der Malerinnen, Bildhauerinnen und Dekorateurinnen statt, an der die Künstlerin ebenfalls mit Keramiken teilnahm (Katalog, S. 8).

Duflon war assoziiertes Mitglied von L’Œuvre, der Westschweizer Sektion des Schweizerischen Werkbunds, und in dieser Rolle stellte sie zwei Vasen im Rahmen des Salons von 1928 aus. Anlässlich der Saffa, der grossen Schweizer Landesausstellung für Frauenarbeit, die im selben Jahr in Bern stattfand, zeigten Duflon und Beer-Zorian ihre Arbeiten an einem eigenen Stand mit dem Namen «La Muraz – Poterie artistique», den sie eigens von einem Architekten entwerfen liessen (Saffa 1928, Ausstellernummer 1303 – Standpläne: AMHL, ibidem).

Am 3. März 1929 verwüstete ein Brand «die Kunsttöpferei von Mlle Duflon […], die in einem Nebengebäude der Villa La Muraz in Villeneuve untergebracht war, bestehend aus dem Töpferatelier mit Drehscheiben, Dekorationssaal, einem Brennofen usw.» (Gazette de Lausanne vom 4. März 1929, 6). In den folgenden Monaten wurden die Einrichtungen wieder in Stand gesetzt. Im Herbst desselben Jahres, vom 1. bis 23. Oktober, präsentierte die Genfer Sektion der Schweizerischen Gesellschaft der Malerinnen, Bildhauerinnen und Dekorateurinnen eine neue Ausstellung im Musée Rath. Edith Duflon gehörte zu den Mitgliedern der Jury für dekorative Künste und stellte etwa 15 Stücke aus: sieben Keramiken aus der «Serie Muraz» (wahrscheinlich Fayencen) und acht Werke aus Steinzeug – diese Keramikart wird in diesem Rahmen zum ersten Mal erwähnt (Genf 1929, Kat. Nr. 202-216). Thagouhi Beer-Zorian zeigte drei Batiken und zwölf Töpferarbeiten, von denen sechs ebenfalls die Bezeichnung «Serie Muraz» trugen (ebenda, Nr. 172–186). Der Bericht im Journal de Genève vom 5. Oktober (S. 5–6) hob die «neuen Formen und schönen Glasuren der Töpferwaren aus La Muraz der Damen Duflon und Beer-Zorian» hervor.

Man beachte übrigens, dass Edith Duflon spätestens ab Herbst 1929 Keramiken aus Steinzeug präsentierte. Das oben erwähnte Notizbuch hält Einträge von mehreren Steinzeugbränden fest. Der einzige datierte Brand ist der sechste seiner Art: Ausgeführt wurde er am 12. August 1934.

Von 1930 bis 1934 hielt sich Edith regelmässig in Paris auf, übrigens zur gleichen Zeit wie Maurice Dusserre (1899–1996), ihr zukünftiger Ehemann, der als Maler, Grafiker, Bühnenbildner und Regisseur tätig war. Das Eheversprechen zwischen Edith und Maurice wurde ordnungsgemäss in der Tribune de Lausanne vom 9. Februar 1930 (S. 2) veröffentlicht, die Hochzeit wurde jedoch in der französischen Hauptstadt gefeiert (Plüss und von Tavel 1961). Nach Rückkehr in die Schweiz liess sich das Paar endgültig auf dem «Landgut Dusserre» im Bois-de-Vaux-Viertel in Vidy nieder, nachdem Charles Dusserre, der Vater von Maurice, 1934 verstorben war. Edith nutzte weiterhin die Einrichtungen in La Muraz, da das Anwesen nach dem Tod von Louis Duflon im Jahr 1930 in der Familie blieb. Die ihr gewidmete Notiz im Lexikon der zeitgenössischen Schweizer Künstler (S. 94) erwähnt übrigens einen «Zweitwohnsitz» in Villeneuve.

Die Zusammenarbeit mit Thagouhi Beer-Zorian hingegen scheint Ediths lange Abwesenheit und Heirat nicht überlebt zu haben. «Tatougue» – wie Duflon ihre Arbeitskollegin liebevoll nannte – erscheint ab Ende 1929 nicht mehr in den Rechnungsbüchern bzw. Entwürfen dazu, die wir in den Papieren des Dusserre-Nachlasses gefunden haben.

An der Exposition nationale d’art appliqué von 1931 in Genf zeigte Duflon nur drei Keramiken (Kat. Nr. 87-89), die wahrscheinlich vor ihrer Abreise nach Paris entstanden waren. Im folgenden Jahr, anlässlich der 12. Ausstellung der Schweizerischen Gesellschaft der Malerinnen, Bildhauerinnen und Dekorateurinnen, die in Neuchâtel und Genf stattfand, nahm Dusserre mit Werken aus Steinzeug teil, wie eine Aufnahme in der damaligen Presse belegt (Jeanneret 1932 – Darauf ist übrigens eine Vase zu erkennen, die heute im Musée historique de Lausanne aufbewahrt wird, MHL AA.VL 2002 C 5508-44). In den 1930er- und 1940er-Jahren war sie regelmässig mit Arbeiten an den Ausstellungen der Gesellschaft vertreten. Im Jahr 1937 zeigte sie ihre Werke in der Galerie du Lion in Lausanne zusammen mit der Malerin Germaine Ernst: «Keramiken mit frischen Farben» und «schönes Steinzeug, dessen körnige Beschaffenheit des Tons wir lieben» (Gazette de Lausanne vom 25. März 1937, 3). Viel später, 1961, nahm Edith Dusserre-Duflon auch an der Ausstellung «Eugène Gilliard et ses élèves» im Musée Rath in Genf teil. Von ihr waren zwei Gefässe und sieben Exponate aus Steinzeug zu sehen (Katalog Nr. 100-108).

Den Berichten in der Lausanner Presse über ihre Ausstellung bei Gos im Jahr 1921 kann entnommen werden, dass sich Edith Duflon zunächst an der «rustikalen Töpferei» nach Thuner Art versuchte, wahrscheinlich Arbeiten in der Technik der engobierten Irdenware, von der wir keine Exemplare kennen. Einige Jahre später, nachdem sie in Paris neue Verfahren kennengelernt hatte, entschied sie sich in ihrem Atelier in La Muraz für die Fayencetechnik mit polychromen Dekoren in Scharffeuermalerei (im Genfer Katalog von 1927 als «zinnglasierte Töpfereien» bezeichnet). Für ihre geometrischen Dekore mit oft sehr leuchtenden Farben verwendete Duflon Industrieglasuren, die sie aus Frankreich oder England importieren liess (MHL AA.VL 2002 C 5508-22; MHL AA.VL 2002 C 5508-26; MHL AA.VL 2002 C 5508-16; MHL AA.VL 2002 C 5508-14; MHL AA.VL 2002 C 5508-17; MHL AA.VL 2002 C 5508-23). Was die Formen angeht, so ist es sehr wahrscheinlich, dass sie diese von einem in La Muraz tätigen Hafner herstellen liess. Die sehr lückenhaften Buchhaltungsunterlagen, die in den Papieren des Dusserre-Nachlasses gefunden wurden, erwähnen beispielsweise unter den Kosten der Werkstatt die Kosten für das «Drehen der vier letzten Brände». Weiter unten wird vermerkt, dass Duflon einen gewissen A. Roth regelmässig entlöhnte. Handelt es sich dabei um den Dreher?

In der Gruppe der Stücke, die dem Musée historique Lausanne im Rahmen des Dusserre-Nachlasses im Jahr 2002 übergeben wurden und von denen wir eine Auswahl von etwa 20 Beispielen für das vorliegende Inventar ausgewählt haben, befinden sich zwei Fayenceplatten, die zwei Marken tragen: die Pinselmarke von Duflon mit dem Vermerk «Muraz» und eine Blindmarke der Poterie du Léman in Lausanne (MHL AA.VL 2002 C 5508-19; MHL AA.VL 2002 C 5508-18). Diese Fabrik wurde 1934 gegründet, was uns klar einen Terminus post quem für die Datierung der beiden Platten liefert. Es könnte auch sein, dass Duflon gelegentlich Schrühbrände glasierte und verzierte, die in einer anderen Werkstatt hergestellt wurden.

Die vom Museum aufbewahrten Papiere enthalten eine Reihe von bemassten Formzeichnungen, die sorgfältig angefertigt wurden und offensichtlich für einen Dreher oder einen Modelleur bestimmt waren. Besonders auffällig ist ein grosses, aufgefaltetes Blatt in einer Art Kraftpapier, dessen eine Seite mit einem Dutzend Zeichnungen von Vasen und Schalen unter dem Titel «Pour La Muraz, des séries» versehen ist. Auf der anderen Seite steht die Adresse von Duflon in Villeneuve und die Angabe des Absenders, bei dem es sich um niemand anderen als Charles Beer, den Ehemann von Thagouhi Beer-Zorian, in Genf handelt. Über der Adresse befindet sich ein Poststempel mit dem Datum 27. Mai 1927. Diese Formen entsprechen höchstwahrscheinlich den Fayencen der sogenannten «Serie La Muraz», die von Beer-Zorian und Duflon 1927–1929 ausgestellt wurden (siehe oben). Man erkennt insbesondere die Zeichnung, die einer von Beer-Zorian in La Muraz hergestellten Dose entspricht (MHL AA.VL 2002 C 5508-54). Die beiden Künstlerinnen haben sicherlich ein und denselben Formenkorpus verziert.

Was die eigentlichen Formen betrifft, sind wir versucht zu glauben, dass sie nicht von den Keramikerinnen selbst entworfen wurden. Wurden sie von Charles Beer oder einem anderen Designer mit Wohnsitz in Genf entworfen?

Spätestens ab 1929, wie der Katalog der Ausstellung der Malerinnen, Bildhauerinnen und Dekorateurinnen in Genf belegt, übte Edith Duflon die anspruchsvolle Technik der Steinzeugproduktion aus. Diese Technik, die in der Schweiz um 1913 an der Keramikschule in Chavannes-près-Renens eingeführt worden war, wurde von Paul Bonifas zwischen 1915 und 1919 in seinem Atelier in Versoix weiterentwickelt. Dieser setzte seine Forschungen auf diesem Gebiet ab 1922 in seinem Atelier in Ferney-Voltaire fort. In den 1920er-Jahren war Edith Duflon jedoch wahrscheinlich die einzige selbständige Keramikerin, die sich in unserem Land der Herausforderung des Steinzeugs stellte.

Auch bei dieser Produktion wurden die Gefässrohlinge von einem Dreher hergestellt. Mehrere Zeichnungen, die eindeutig mit «Steinzeug» gekennzeichnet sind, sind mit von Duflon hinzugefügten Anweisungen versehen, wie z.B. «dick drehen». Die Keramikerin hingegen war für die Herstellung der Dekore zuständig, die gemalt oder in den feuchten Ton eingeritzt wurden, sowie für das Engobieren, Glasieren und Brennen. Notizen aus der Fachliteratur – oder Kursen – belegen, dass sie sich mit der Technik des Hochtemperaturbrennens und der Zusammensetzung von Steinzeugglasuren befasste. In ihrem Bericht über den Brand in La Muraz schreibt Le Confédéré vom 4. März 1929 (S. 2–3), dass «der Ofen auf 1200 Grad, seine Höchsttemperatur, gebracht worden war». Der unglückliche Unfall ereignete sich also beim Brennen von Steinzeug, wobei die erwähnte Temperatur für Fayence grundsätzlich zu hoch und für Steinzeug gerade ausreichend ist.

Die von der Keramikerin angebrachten Marken – Pinselmarken auf den Fayencen sowie Pinsel- oder Ritzmarken auf Steinzeug– enthalten den Namen der Künstlerin («E. Duflon») oder ihre Initialen («ED»). Die meisten Fayencen tragen ferner die Bezeichnung «Muraz».

Drei Stücke tragen zudem ein Ausstellungsetikett mit dem Namen der Künstlerin und der Adresse «Bois-de-Vaux Lausanne» (MHL AA.VL 2002 C 5508-9, MHL AA.VL 2002 C 5508-1, MHL AA.VL 2002 C 5508-23).

Übersetzung Stephanie Tremp

Quellen

 Archives du Musée historique Lausanne, F.Privé.33 (Succession Dusserre)

La presse vaudoise et genevoise, consultées sur les sites du journal Le Temps et Scriptorium (Bibliothèque cantonale et universitaire de Lausanne)

Bibliographie

Genève 1927
Exposition de céramique suisse. Cat. d’exposition, Musée d’art et d’histoire. Genève 1927.

Genève 1929
Exposition, section de Genève de la Société suisse des femmes peintres, sculpteurs, décorateurs. Cat. d’exposition, Musée Rath. Genève 1929.

Jeanneret 1932
Maurice Jeanneret, XIIe Exposition de la Société suisse des Femmes peintres, sculpteurs et décorateurs. Neuchâtel 1er octobre-4 novembre, Genève 5-27 novembre. Revue CFF 6/10, 35-36.

Plüss et von Tavel 1961
Eduard Plüss et Hans Christoph von Tavel, Künstler-Lexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert. Bd. 1. Frauenfeld 1961.

Saffa 1928
Saffa. Schweiz. Ausstellung für Frauenarbeit – Exposition nationale suisse du travail féminin. Catalogue principal. Berne 1928.

Vogelsang-Eymann, Clara, Keramikmalerin (1892-1984)

Clara Eymann (wohl um 1914) mit einer Vase mit bernischem Malhorndekor.

Andreas Heege mit Unterstützung von Anna Stuby, 2024

Geboren in Langenthal (∗ 11.10.1892 Langenthal, † 23.2.1984 Zürich). Die Eltern Robert und Anna Eymann-Sommer führten in der zweiten Generation den renommierten Langenthaler Gasthof «Bären».

Clara hatte zwei Schwestern. Von diesen war Lydia Eymann ( 14.6.1901 – 1.3. 1972) eine stadtbekannte Langenthaler Malerin, Karikaturistin und Persönlickeit.

Claras künstlerische Begabung im Malen wurde früh erkannt und gefördert.

 

1908 besuchte sie die Ecole d’Arts et Métiers in Lausanne und wurde von der Keramikerin Nora Gross  ausgebildet.

1912 genoss sie eine künstlerische Weiterbildung (Öl- und Landschaftsmalerei) an der Polytechnical School of Art in London.

Clara Eymann im Atelier von Ernst Linck.

Später wird sie Schülerin des Malers Ernst Linck (1874-1935) in Bern. Linck war eng mit Ferdinand Hodler (1853-1918) befreundet und bildete zusammen mit ihm einen Teil der “Berner Schule”.

Sehr früh kam Clara als Künstlerin bereits mit verschiedenen künstlerischen Grössen der damaligen Schweiz in persönlichen Kontakt (Expresskarte zu einem Gesellschaftstreffen, unterzeichnet u.a. von Ferdinand Hodler, Christian Conradin, Willy Fries und Sigismund Righini).

1915 heiratete sie den Solothurner Constanz Amanz Vogelsang, Direktor der Allgemeinen Plakatgesellschaft APG in Zürich, der selber ein grosser Kunstförderer und -freund war. Das Paar lebte in Zürich und besass dort ein Haus an der Klusstrasse. Beide pflegten den Kontakt zu zahlreichen Schweizer Künstlerinnen und Künstlern, die in Zürich immer ein offenes Haus fanden. 1925 gehört Clara zu den Mitbegründerinnen der Gesellschaft Schweizer Malerinnen, Bildhauerinnen und Keramikerinnen GSMBK, Sektion Zürich, nachdem sie wohl vorher bereits Mitglied des schweizerischen Dachverbandes der GSMB+K war. Ausserdem war sie Mitglied des Schweizerischen Werkbundes (SWB).

1915 Aus ihrem Hochzeitsjahr gibt es eine kleine Serie bemalter Koppchen und Untertassen aus Langenthaler Porzellan.

Clara Vogelsang besass zeitlebens keine eigene Werkstatt sondern arbeitete zuhause in ihrem Atelier oder in und mit den Werkstätten Wächter/Zürich bzw. Feldmeilen und Haussmann/Uster (Die Tat, 6. Oktober 1972). Nach der Heirat änderte sie Ihre Signatur auf “CVE” oder gelegentlich nur “CV”. Aus der Zeit ihrer Zusammenarbeit mit Wächter in Feldmeilen könnten drei erhaltene Keramiken stammen.

Nach einer Familientradition entstand diese unsignierte grosse Kuchenplatte in der Werkstatt Wächter und wurde von Clara Vogelsang-Eymann bemalt.

Werke nach 1915 tragen die Signatur “CVE”.

1916 zeigte sie neben dem Keramikfachlehrer J. Hermanns Keramiken im Kunstsalon Ferd. Wyss im Stadttheater in Bern (Das Werk: Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, Bd. 3, 1916; XV).

Blumentopf der Zeit um 1917, in Familienbesitz.

1917 beteiligte sie sich an der XIII. Schweizerischen Kunstausstellung in Zürich, Abteilung für angewandte Kunst (Das Werk, Bd. 4, 1917, XIX), mit einem sehr positiv besprochenen Blumen-Übertopf.

1918 erwarb das Kunstgewerbemuseum in Zürich von ihr eine “Hübsche Vase” (Schweizer Kunst = Art suisse = Arte svizzera = Swiss art 1918, 25).

1919 bemalte sie Ofenkacheln für einen neuen Kachelofen von Dr. Rickli, Langenthal, Friedhalde. Die Kacheln wurden von Hafnermeister Hünig aus Langenthal gefertigt und in der Firma Gebr. Mantel in Elgg. gebrannt (Das Werk : Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, Band 6, 1919, 92).

1924 war sie mit Keramik an der Ausstellung “Arts décoratifs” in Neuenburg beteiligt (FAN – L’express, 27. November 1924).

Aus den 1920er- oder frühen 1930er-Jahren sind bislang nur wenige signierte Keramiken bekannt.

1925 Die NZZ schrieb am 13. Oktober: “Die Räume der Kunsthalle [Bern] sind mit den Werken unserer in der Gesellschaft Schweiz. Malerinnen und Bildhauerinnen vereinigten Künstlerinnen geschmückt. Mit sicherer Hand hat die Jury Akzente von eindringlicher Kraft gesetzt… Auch in der Keramik sind große Fortschritte festzustellen. Ich erinnere nur an die schöngeformten Schalen und Teller von G. Meister-Zingg, an Clara Vogelsangs technisch vollendete Krüge und Schalen. Von Adele Schwander sind hübsche und brauchbare Tassen und Schalen da…”.

1925 Beteiligung an der Weihnachtsausstellung der bernischen Ortsgruppe des Schweizerischen Werkbundes im Gewerbemuseum Bern (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 2017, 17. Dezember 1925).

1927 stellt sie auf der grossen Ausstellung “Céramique suisse” in Genf Geschirrkeramik aus (Besprechung der Ausstellung: Der Bund, Band 78, Nummer 395, 14. September 1927 Ausgabe 02).

1927 Beteiligung an der Weihnachtsausstellung des Werkbundes im Gewerbemuseum Bern (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 2173, 16. Dezember 1927 Ausgabe 02).

1928 Ausstellung an der Saffa – Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (Berner Tagwacht, Band 36, Nummer 218, 17. September 1928).

Clara wurde Mutter von zwei Kindern, verlor jedoch bereits 1930 ihren Ehemann nach einer Tuberkuloseerkrankung. CVE, so die Signatur ihrer Werke, lebte nun ganz in ihrer künstlerischen Passion. Mit dem Auto fuhr sie auf Motivsuche und zum Malen, alleine oder mit befreundeten Malerinnen, in die nähere und weitere Umgebung des Oberaargaus. Sie unternahm aber auch längere Reisen in die Bretagne, nach Ischia, Ägypten und Tunesien. Neben vollen Skizzenbüchern entstanden in den folgenden Jahren vor allem Skizzen, Zeichnungen und Aquarelle.

Diese einfarbig glasierten Keramiken entstanden möglicherweise in den 1930er- oder 1940er-Jahren. Ob diese Stücke schon bei Haussmann in Uster gefertigt wurden, ist unklar.

1930 Auf der Weihnachtsaustellung des Werkbundes im Zürcher Kunstgewerbemuseum zeigte Clara Vogelsang-Eymann “sympathische Vasen und Schalen” (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 2350, 3. Dezember 1930 Ausgabe 03).

1932 beteiligte sie sich an der XII. Ausstellung der GSMBK in Neuchâtel und Genf (Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 43, 1986, 452).

1940 verkaufte sie neben Amata Good, Fritz Haussmann,  Margrit Linck-Daepp, Meister&Cie, Luise Meyer-Strasser,  Hanna Nencki und Berta Tappolet Keramiken auf einer Weihnachtsausstellung der Ortsgrupe Zürich des SWB (Das Werk : Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, 27, 1940, XXIV).

Tasse aus der Produktion von Haussmann/Uster, wohl nach dem 2. Weltkrieg, bemalt von Carla Vogelsang-Eymann, signiert “C.V.”.

1947 aus diesem Jahr haben sich Platten des Keramikherstellers “Noranco”  aus Pambio-Noranco bei Lugano erhalten,  die von CVE bemalt wurden.

1955 beteiligte sie sich an einer Kunstgewerbeausstellung der Schweizerischen Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen im Strau-Hoff in Zürich mit “fein bemalten Schalen und Platten” (Neue Zürcher Zeitung, Nummer 3381, 8. Dezember 1955).

Ihr keramisches Spätwerk scheint vor allem Inglasurmalereien auf Fayenceglasur zu umfassen, wobei sie auch Skizzen und Bilder aus ihren Aufenthalten am Mittelmeer umsetzte. Ein leider undatierter Illustriertenbericht informiert über diese Schaffensphase.

Clara Vogelsang-Eymann beim Bemalen von Keramik.

1956 zeigte sie “moderne Keramiken” auf einer Ausstellung des Lyceumclubs Bern (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur, Band 38, 1956).

1958 finden wir Clara Vogelsang-Eyman auch als Teilnehmerin an der XXII. Ausstellung der GSMBK anlässlich der SAFFA in Zürich (Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 43, 1986, 453).

1965 werden ihre mit Küsten- und Ischia-Motiven bemalten Keramiken an der Weihnachtsausstellung im Lyceumsclub Zürich lobend hervorgehoben (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur Band 49 [i.e. 47], 1965, 4).

1970 waren Ihre Keramiken zusammen mit Aquarellen und selbstgefertigten Schmuck auf einer Ausstellung des Lyceumclubs Zürich zu sehen und wurden sehr positiv besprochen (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur, 52, 1970, 3).

1972 zu Clara Vogelsangs 80. Geburtstag erschienen verschiedene Zeitungsberichte (Schweizer Frauenblatt : Organ für Fraueninteressen und Frauenkultur 54, 1972, 6).

Sie war eine warmherzige und wache Gastgeberin und führte in Zürich bis zu ihrem Tod 1984 ein offenes Haus für Künstlerfreunde und -freundinnen wie Bekannte aus aller Welt.

Hinweis: Verschiedene Keramiken von Clara Vogelsang-Eymann befinden sich heute im Museum Langenthal und werden in absehbarer zeit in CERAMICA CH dokumentiert.

Quellen:

Katalog zur Sonderausstellung «Frauenpower – Starke Frauen
aus dem Oberaargau» (2015/16) im Museum Langenthal;

Informationen von Anna Stuby (Enkelin von Clara Vogelsang-Eymann).

Wallerfangen, Saarland, Deutschland, Villeroy&Boch

Wallerfanger Steingut in CERAMICA CH

Andreas Heege 2019

Lage der wichtigen Produktionsstandorte Saargemünd (Sarreguemines), Wallerfangen und Mettlach (nach Brandl 1993, 22 verändert).

Eckdaten der Wallerfanger Firmengeschichte:

1785 Gründung einer Fayencemanufaktur in Frauenberg. Dort eventuell Herstellung von bemaltem und unbemaltem Steingut? Erhaltene Objekte: Fayence
1791 Übersiedlung der Steingutmanufaktur von Frauenberg bei Saargemünd nach Wallerfangen
1815 Erster Aufglasur-Kupferstichdruck in Schwarz, Umdruckdekor
1825er-Jahre Aufnahme der Umdruckdekore in die laufende Produktion
1825 kurzfristige Produktion marmorierter Masse “Agate Ware”
1828/1829 Lüsterglasur versuchsweise
1836 Fusion mit Boch-Buschmann in Mettlach
1839 Schwarze Masse “Basalt” produziert
1830er-Jahre: gelb getönte Masse “Caneware” mit braunem und schwarzem Druckdekor
1836 gedruckte einfarbige Dekore mit Aufglasurmalerei (charakteristisch für 2.  Hälfte 19. Jh. )
1843 Einführung des Feldspatsteinguts “Porcelaine opaque”
1852 Produktionsbeginn von Knochenporzellan “Bone China”
1876 Einführung der typischen Merkurmarke (Stempelmarke).
1919-1931 Zusatz in der Firmenmarke “Saar-Basin”, nachdem 1919 französische Truppen einmarschiert und 1920 das Saarland vom Völkerbund unter französische Verwaltung gestellt worden war
1931 Stilllegung und Abbruch der Firmengebäude

Bibliographie

Adler 1991
Beatrix Adler, 200 Jahre Keramiktradition Vaudrevange/Wallerfangen 1791-1991, Mettlach 1991.

Adler 1995
Beatrix Adler, Wallerfanger Steingut. Geschichte und Erzeugnisse der Manufaktur Villeroy Vaudrevange (1791-1836) bzw. der Steingutfabrik Villeroy & Boch Wallerfangen (1836-1931), Saarbrücken 1995.

Brandl 1993
Andrea Brandl, Aschacher Steingut. Die Steingutfabrik (1829-1861) des Schweinfurter Industriellen Wilhelm Sattler (Schweinfurter Museumsschriften 55), Schweinfurt 1993.

Desens 1998
Rainer Desens, Villeroy & Boch. Ein Vierteljahrtausend europäische Industriegeschichte 1748-1998, Mettlach 1998.

Wangen an der Aare BE, Hafnerei Anderegg

Roland Blaettler, Andreas Heege, Andreas Kistler 2019

Johann Jakob Anderegg der Ältere (1809–1875) übernahm die Werkstatt von seinem Vater Johann (1785–1860). Er gehörte mit seinem Bruder Johannes zur fünften Generation einer Ofenbauer-Dynastie, welche zuerst in Ried und dann von 1777 bis in die 1880er Jahre in Wangen a. d. Aare tätig war. In der Sammlung Felchlin, Matzendorf hat sich ein sehr seltener Blumenkasten dieser Hafnerei erhalten (SFM 31).

Auf der Schauseite trägt er eine beschriftete Ansicht von Schloss Bipp nach einem Stich von David Herrliberger (1697–1777; «Neue und vollständige Topografie der Eydgnoschaft», 1754–1758, Taf. 70). Das vorliegende Stück dürfte wohl Johann Jakob der Jüngere (1834–1894) gemalt haben. Die Ortssammlung in Wangen besitzt u. a. ein Vorlagenbüchlein mit Zeichnungen von Johann Jakob dem Jüngeren mit mehreren Ansichten von Schloss Bipp (Mühlethaler 1983).

Ofenkachel von Johann Jakob Anderegg (1834–1894), signiert und datiert 1861, Kachelofen im Kornhaus Wiedlisbach

Eine überregionale Bearbeitung der Kachelöfen und der Geschirrkeramik der Hafner Anderegg steht bis heute aus (Hinweise auf verschiedene Öfen: Heege 2011).

Stammbaum der Hafner Anderegg

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950). Sulgen 2014, 72.

Heege 2011
Andreas Heege, Langenthal, St. Urbanstrasse 40–44. Die Hafnerei Staub und ihre Werkstatt, in: Archäologie Bern/Archéologie bernoise. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern, 2011, 209–287.
Mühletaler 1983
Hans Mühletaler, Die Hafner Anderegg. Eine Ofenbauer-Dynastie in Wangen an der Aare. Jahrbuch des Oberaargaus 26, 1983, 129–158.

Wichtrach BE, Töpferei Maurachern

Töpferei Maurachern um 1950

Keramik in CERAMICA CH

Andreas Heege, Andreas Kistler 2019

Die Töpferei Maurachern  liegt auf dem heutigen Grundstück Thunstrasse 72 in Wichtrach, Ortsteil Maurachern, Kanton Bern. Zacharias Steiner von Fahrni, “dato auf dem Beumberg, Steffisburg, sässhaft” erwarb am  6.10.1811 die Liegenschaft. Zu diesem Zeitpunkt scheint keine Hafnerei eingerichtet gewesen zu sein.  Beim Tod von Elisabeth Steiner-Neuenschwander, Zacharias Steiners Witwe (17.1.1862) erfahren wir am 11.12.1863, dass Zacharias Hafner ist, und dass in Folge Erbteilung sein Sohn Christian folgende Liegenschaften übernahm: “Heimwesen in der Muracheren: 1. Haus Nr. 141 für Fr. 3’500 brandversichert mit Hausbrunnen 2. Hausmatte samt dem Hubel von etwa 8 Jucharten. 3. Einem Mööslein samt dem Rainli. 4. Ein Wohnstöcklein mit zwei Hafnerwerkstätten und doppelter Wohnung unter Nr. 144 für Fr. 2’000 brandversichert, von Zacharias Steiner neu erbaut. 5. Hälismatt, in der Gemeinde Kiesen. 6. Ein halbes Schupposenrecht in Holz und Feld. Weiterer Besitz an Land und Wald aufgeführt.” Am 2.11.1874 verkaufte  Christian Steiner das Wohnstöcklein mit den beiden Werkstätten an: Gottfried Grognuz-Gerber von Poliez-Pittet VD, Hafnermeister in der Muracheren. Bereits am 18.10.1876 verkaufte Anna Elisabeth Grognuz-Gerber, Gottfried Grognuzs sel. Witwe, die Liegenschaft weiter an:  Rudolf Moser von Arni (1840-1877), Hafnermeister im Heimberg. Am 20.10.1904 verkaufte  Rudolfs Witwe Anna Maria Moser-Aeschlimann (1844-?), die Liegenschaft mit den zwei Werkstätten und zwei Wohnungen an ihren gemeinsamen Sohn Gottfried Moser, Hafnermeister (30.12.1873-4.5.1949).

Preisliste, undatiert.

Die Werkstatt-“Chefs” (von oben links nach unten rechts):
Gottfried Moser 1873-1949, Martha Moser-Waber 1883-1973, Armin Stucki 1920-1980, Emma Martha Stucki-Moser 1914-2004.

Nach Gottfrieds Tod führte die Tochter Emma Martha Stucki-Moser (1914-2004) den Betrieb zusammen mit ihrem Mann Armin Stucki (1920-1980) weiter. Die Schwester Elisabeth Moser war Teilhaberin. Zu diesem Zeitpunkt verzeichnete das Grundbuch nur noch “1 Wohnhaus mit Hafnerei”.  1945 wurde der holzbeheizte Töpferofen durch einen Elektroofen ersetzt. Nach einem Brand 1985 wurde die Werkstatt teilrenoviert und schliesslich 1992 an Peter Kupferschmied (Jg. 1960,  Lehre bei Martha Stucki-Moser von 1988 bis 1990) und seine Frau Kathrin verkauft.

1996 erfolgte noch ein Um- und Anbau. Bis 2017 arbeitete auch noch die Keramikerin Cornelia Rubin in der Werkstatt mit. Zum 1. Oktober 2017 wurde die Töpferei geschlossen.

Quellen zur Liegenschaft

Vgl. auch: https://www.antik-und-rar.ch/maurachern.html