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Splügen, Heimatmuseum Rheinwald (HMRW)

Heimatmuseum Rheinwald
Von Schorsch-Haus (heutiges Gemeindehaus), Oberdorf Hausnummer 40
7435 Splügen
Kontakt:
Heimatmuseum Rheinwald
Isla
7437 Nufenen
Tel. : 081 650 90 30
E-Mail: reto-attenhofer@bluewin.ch

Keramik des Heimatmuseums Rheinwald in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2021

Das Museum befindet sich im Palazzo des Johann Paul von Schorsch im alten Dorfteil von Splügen. Dieses ist eines der prächtigsten Splügner Schorsch-Häuser und verfügt über wunderschöne Innendekorationen in Form von Fresken mit mythologischen Darstellungen. Der Transitverkehr über die Alpenpässe Splügen und San Bernardino steht im Zentrum der Ausstellung. Zu bewundern sind u.a. die Ikonographie des Splügen- und Bernardinopasses, Truhen, Fässer, Körbe und Briefe der Säumer, Schlitten, Ausrüstung von Postillon und Kondukteur, landwirtschaftliche Geräte wie auch Filme über aussterbende bäuerliche Arbeiten. Das Museum wurde im Jahr 1977 eröffnet.

Insgesamt konnten 20 Keramiken dokumentiert werden (16 Irdenware, 3 Steingut, 1 Steinzeug). Selbst diese kleine Museumssammlung spiegelt die üblichen Trends der Versorgung Graubündens mit keramischen Produkten, in der Regel Irdenwaren.

Aus der Region Berneck SG stammen eine Röstiplatte mit scharfkantigem Kragenrand sowie ein Henkeltopf (Milchtopf) mit Vertikalstreifendekor.

Manganglasiertes Geschirr der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus der Deutschschweiz, ist mit drei verschiedenen, typischen Formen vertreten. Die grosse flache Schüssel (auch Backform) hat bislang aus keinem anderen Museum vorgelegen.

Hellscherbiges, glasiertes Kochgeschirr, oft mit gelblicher Glasur und grünem Spritzdekor wurde aus dem süddeutsch-bayerischen Raum (Region Augsburg?) im 19. Jahrhundert nach Graubünden importiert.

Typisch für die 1920er-1950er-Jahre ist das rosafarbige mit dem Pinsel oder der Spritzpistole und Schablonen dekorierte Geschirr, bei dem es sich sehr oft um Henkeltöpfe (Milchtöpfe) handelt. Leider sind die Stücke nie gemarkt, der Hersteller in Deutschland oder der Schweiz ist unbekannt.

Das Waschgeschirr mit dem Formnamen „Dresden“ entstand wahrscheinlich um 1900-1920 in der Steingutfabrik Colditz AG in Sachsen.

Eine Steingut-Schüssel (Salatschüssel), die mit Drahtklammern geflickt wurde, stammt aus Norditalien und wurde von der „COOPERATIVA BEZZOLA CAMPIONE“ gefertigt. Dieser Hersteller ist auch mit einem weiteren Stück in Graubünden vertreten (RMC H1979.50.933). Es handelt sich um die Fabrik von Beniamino Bezzola in Campione d’Italia, einer italienischen Exklave im Tessin am Luganersee (Gilardi 2018). Die Schnecke der Fabrikmarke findet sich auch im Gemeindewappen von Campione. Die Marke orientiert sich formal sehr eng an der älteren Marke der bedeutenden französischen Firma Utzschneider und Cie. in Sarreguemines, die dort ab etwa 1856 verwendet wurde (Gauvin 2005, 122-123).

Typisch für alle Talschaften Graubündens sind die grossen doppelhenkeligen Vorratstöpfe aus grauem Steinzeug „Westerwälder Art“. Auf der Aussenseite tragen sie ab etwa 1914 meist eine Volumenangabe in Liter. In Ihnen konnte man perfekt saures Gemüse oder Soleier einlegen, aber auch Butterschmalz lagern. In Zeiten vor dem elektrischen Kühlschrank waren sie für die Vorratshaltung von grosser Bedeutung.

Dank

Die CERAMICA-Stiftung Basel dankt Reto Attenhofer, Nufenen, sehr herzlich für die freundliche Unterstützung der Inventarisationsarbeiten.

Bibliographie:

Gauvin 2005
Henri Gauvin, Sarreguemines. Les marques de fabriques, Sarreguemines 2005.

Gilardi 2018
Sabato Gilardi, Christian, La manifattura ceramic „Ghirla“, in: Enrico Brugnoni/Christian Gilardi Sabato, La ceramica di Girla. Artigianato e preziosità delle terre dell’Abbazia di san Gemolo in Valganna, San Gemolo in Valganna 2018.

St. Antönien, Museum im Postkeller (MPK-STA)

Museum im Postchäller, St. Antönien
Ortsmuseum St. Antönien-Platz
CH-7246 St. Antönien
Tel. +41 (0)81 332 32 33

Keramik aus dem Museum im Postchäller, St. Antönien in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2019

Das Museum wurde 1993 von der Kulturgruppe St. Antönien gegründet. Die Kulturgruppe St. Antönien fördert den kulturellen Bereich in der Talschaft St. Antönien. Sie unterhält das Ortsmuseum und veranstaltet Ausstellungen und andere kulturelle Aktivitäten. In die Museumssammlung, die ehrenamtlich gepflegt wird, wurden fast ausschliesslich Objekte der Alltagskultur übernommen, die von Bauernhöfen des Tales stammen und einen Teil der lokalen Kulturgeschichte spiegeln. Hierzu gehören auch zahlreiche Keramiken. Hervorzuheben sind dabei Geschirrkeramik, Ofenkacheln und Wasserleitungsröhren, die in der Töpferei der Familie Lötscher in St. Antönien-Ascharina zwischen 1804 und 1898 entstanden sind. Die Hafner Lötscher bilden mit vier Generationen und fünf Hafnern die wichtigste Hafner-Dynastie Graubündens im 19. Jahrhundert. Sie ist mittlerweile monograpisch aufgearbeitet (Heege 2019). Die Keramiken der verschiedenen Hafner können zum grossen Teil stilistisch unterschieden werden:

Keramik von Peter (1750-1818) oder Andreas Lötscher (1787-1852)

Keramik von Andreas Lötscher (1787-1852)

Keramik von Christian Lötscher (1821-1880)

Keramik von Peter Lötscher d.J. (1845-1894)

Keramik von Andreas Lötscher d.J. (1857-1933)

Neben Lötscher-Keramik finden sich im Tal in grosser Zahl aber auch Keramiken „Heimberger Art“, die wohl aus den Töpfereien der Region Berneck SG stammen.

Wenige Fayenceimporte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Norditalien oder der Produktion von Kilchberg-Schooren runden das Bild ab.

Nach etwa 1900 gelangen zahlreiche einfach gestaltete Irdenware-Geschirre ins Tal, die eine charakteristische, hellgelbe Glasur tragen. Der genaue Herstellungsort dieser Ware, die stilistisch Keramiken aus der Region des Genfer Sees gleicht, ist zur Zeit unbekannt. Vergleichbare Keramik ist in ganz Graubünden weit verbreitet.

Dank
Die CERAMICA-Stiftung dankt Monika und Jann Flütsch sehr herzlich für die überaus freundliche Unterstützung der Inventarisationsarbeiten.

Bibliographie:

Heege 2019
Andreas Heege, Keramik aus St. Antönien. Die Geschichte der Hafnerei Lötscher und ihrer Produkte (1804-1898) (Archäologie Graubünden – Sonderheft 7), Glarus/Chur 2019.

 

St. Moritz, Museum Engiadinais (ME-STM)

MUSEUM ENGIADINAIS
Via dal Bagn 39, 7500 St. Moritz
E-Mail: info@museum-engiadinais.ch
Tel.: +41 81 833 43 33

Keramik aus dem Museum Engiadinais in der Bilddatenbank CERAMICA CH

Andreas Heege, 2019

Das Engadiner Museum in St. Moritz ist ein Museum für alpine Lebens- und Wohnkultur vom 15. bis ins 19. Jahrhundert, das 1906 im Auftrag des Sammlers Riet Campell eigens für dessen Sammlung historischer Innenräume gebaut wurde (zum Museum und zur Sammlung vgl. Campell 1946; Casutt 2006; Caviezel 1993; Maier 2006). Architekt Nikolaus Hartmann jun. schuf dafür den historisierenden Typus eines Engadinerhauses und damit eine Stilikone des sogenannten Heimatstils. Das Haus wurde um die Sammlung herum gebaut und beherbergt 18 historische Zimmer. Riet Campell hatte in den Jahren davor eine ausserordentlich qualitätsvolle Sammlung von vollständigen Interieurs, Möbeln, Geräten, Haushaltgegenständen, Waffen, Büchern und Textilien aus dem Engadin, den Bündner Südtälern, dem Oberhalbstein (Surses) und dem Veltlin (Grosio) zusammengetragen. Die Entstehung des Museums bewegte sich zeitgleich mit der Heimatschutzbewegung in Graubünden, die sich die Erhaltung des einheimischen Kulturgutes zum Ziel setzte und den drohenden „Ausverkauf der Heimat“ des einheimischen Kulturgutes zu verhindern suchte.

Die mehrere Tausend Objekte umfassende Sammlung trägt den Stempel ihres Gründers Riet Campell, der vorwiegend kunsthandwerklich hochstehende Interieurs und Objekte der gehobenen Schichten und nicht etwa der einfachen Bauern sammelte. Sie ist in ihrer Art einzigartig und in weiten Teilen in den historischen Zimmern inszeniert, die jeweils einen bestimmten Typus und eine Epoche repräsentieren, nicht aber alle aus dem gleichen Ort stammen.

Dieser Sammlungsbestand, von Campell zu Lebzeiten zusammengetragen, bildet eine in sich geschlossene Sammlung, die den Zeitgeist und die Präferenzen des Sammlers abbildet, gleichzeitig aber auch ein umfassendes Bild der Wohnkultur des Engadins und der angrenzenden Täler bietet. Die Sammlung ist in ihrer Geschlossenheit eine hochinteressante Dokumentation zur Sammeltätigkeit an der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert und repräsentiert beispielhaft die Ideen und Ziele der damals entstehenden Heimatschutzbewegung. In dieser Prägnanz ist dies in keinem anderen vergleichbaren historischen oder heimatkundlichen Museum der Schweiz anzutreffen. Dies macht die Einzigartigkeit des Engadiner Museums und seiner Sammlung aus.

Aus diesem Grund ist die Sammlung weitgehend abgeschlossen. Künftig sollen nur noch Objekte in die Sammlung aufgenommen werden, die in einem engen Zusammenhang zu Museumsgründer Riet Campell, Museumsarchitekt Nicolaus Hartmann jun. und der Heimatschutzbewegung im Engadin und den angrenzenden Bündner Südtälern stehen.

Die Sammlung umfasst etwa 160 Keramikobjekte, die in Bilddatenbank CERAMICA-CH aufgenommen wurden. Sie beinhaltet Irdenwaregefässe, Fayencen, Steingut, Steinzeug und Porzellan. Da die Objekte aus dem Antiquitätenhandel erworben wurden, ist der ehemalige Nutzungsort bzw. die Herkunft der Keramiken unklar. Für einen grösseren Teil der Keramik ist eine Herkunft aus dem Engadin vorstellbar, jedoch nicht durch Inventareinträge zu belegen. Nur archäologische Ausgrabungen im Verbrauchermilieu des Kantons könnten hier wohl Klarheit bringen.

Unter den Irdenwaren finden sich immerhin vier Keramiken, für die eine Herkunft aus dem süddeutschen Raum anzunehmen ist (ME-STM 0270, ME-STM 2249 ME-STM 3578, ME-STM 3587). Ähnliche Stücke sind aus dem RMC und anderen Museen Graubündens bekannt und aus dem Fürstentum Liechtenstein als archäologische Bodenfunde belegt (Heege 2016, 162–169).

Dank

Die CERAMICA-Stiftung dankt der Museumsleiterin Charlotte Schütt und ihrem Team herzlich für die sehr freundliche und interessierte Unterstützung der Inventarisationsarbeiten.

Bibliographie:

Campell 1946
Riet Campell, Istorgia dal Museum Engiadinais da San Murezzan, scritta dal fundatur in occasiun da seis ottant’avel an (maschinenschriftlich vervielfältigt, Exemplar im Museum Engiadinais), Celerina 1946.

Casutt 2006
Marcus Casutt, Das Engadiner Museum wird 100. Der Heimatschutz, das Engadiner Haus und die Erfindung des Heimatstils, in: Bündner Monatsblatt: Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur, 2006, Heft 2, 176-189.

Caviezel 1993
Nott Caviezel, Das Engadiner Museum in St. Moritz (Schweizerische Kunstführer 537), Bern 1993.

Heege 2016
Andreas Heege, Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel von Bendern, Gemeinde Gamprin, Fürstentum Liechtenstein. Bd. 2: Geschirrkeramik 12. bis 20. Jahrhundert, Vaduz 2016.

Maier 2006
Marcella Maier, Riet Campell – ein Mann und ein Museum : 100 Jahre Engadiner Museum, St. Moritz 2006.

 

Stampa, Museo Ciäsa Granda (MCG) – Versione italiana

 

Museo Ciäsa Granda
Strada Cantonale 102
7605 Stampa, Bregaglia
Tel.: +41 (0)81 822 17 16
E-Mail: info@ciaesagranda.ch

Andreas Heege, 2021

Ceramiche del Museo Ciäsa Granda su CERAMICA CH

Ciäsa Granda significa „casa grande“ nel dialetto bregagliotto e in effetti il museo è ospitato in un’imponente casa patrizia del 1581. All’edificio originario è stata aggiunta una sala espositiva sotterranea, nella quale si possono ammirare numerose opere degli artisti Giovanni, Alberto e Diego Giacometti, come pure di Augusto Giacometti e di Varlin. Il museo offre alle visitatrici e ai visitatori uno spaccato della vita contadina di un tempo: come si producevano burro e formaggio, come e dove si lavava il bucato, ma anche quali arnesi e strumenti si usavano per la macellazione e per la produzione degli insaccati. Il museo ospita anche la ricostruzione di vari ambienti artigianali: un laboratorio per la tessitura, uno per la lavorazione della pietra ollare, una forgia e una bottega di pasticceria. Il Museo Ciäsa Granda e l’Archivio storico della Bregaglia al Palazzo Castelmur appartengono alla Società culturale, Sezione Pgi. La Società culturale di Bregaglia nacque nel 1942 e si sviluppò intorno alla Ciäsa Granda, acquistata nel 1952 e restaurata per farne un centro culturale e poi un museo etnografico.

Sono state prese in considerazione 52 ceramiche della collezione museale, divise in due gruppi espositivi. Da una parte vi sono 15 ceramiche che sono state inventariate ed esposte nel contesto della “cucina” e che, per quanto desumibile dai dati disponibili, provengono o dovrebbero provenire per lo più dalla regione, ovvero dalla Bregaglia. Purtroppo la collezione museale inerente la regione non è molto vasta, quindi una valutazione del “panorama ceramico” della Bregaglia resta ancora problematica. Solo una politica museale mirante a prendere in considerazione unicamente gli oggetti di certa provenienza bregagliotta potrebbe migliorare questa situazione.

Il secondo gruppo di 37 ceramiche è stato raccolto da Florio Pult di Ginevra nel 1984 con l’intento di presentare la bottega di un pasticcere. Nel caso di questi oggetti si può presumere che siano stati prevalentemente acquistati da antiquari della regione di Ginevra. Un piccolo gruppo di stampi da forno della Germania meridionale è stato donato da una zurighese.

Vediamo innanzi tutto i recipienti da cucina.

Tre oggetti, che per motivi tipologici non possono essere assegnati a una produzione svizzera, sono purtroppo privi di informazioni di inventario. La grande scodella e i due grandi e pesanti vasi da conserva (orci per strutto?) sono stati realizzati probabilmente in Italia settentrionale (Piemonte?) (Cfr. Martelli / Bianchetti / Volorio 2003, 77-80, vasi per alimenti). Il Museo Retico ha acquisito recipienti simili da Casa Baldini a Stampa, Borgonovo (RMC_H1972.780, RMC_H1972.781) e un pezzo simile si trova al Museo Tgea da Schons a Zillis (TSZ_684). La scodella con decorazione maculata è finora un pezzo unico in Svizzera.

Due tipici recipienti con decorazione maculata verde su ingobbio chiaro e dotati di coperchi concavi provengono molto probabilmente dalla Germania meridionale. Forme e decorazioni identiche sono molto diffuse nei Grigioni e nel Liechtenstein. Sono databili al XIX secolo, senza che sia possibile una maggior precisione. Il pezzo con i manici rialzati rispetto all’orlo è un dono da Vicosoprano, quindi è molto probabile che sia stato utilizzato per l’ultima volta in Bregaglia. Il secondo pezzo è privo di indicazioni inerenti la provenienza.

Per quanto concerne i restanti recipienti ceramici, alcune scodelle e un bricco per bollire il latte sono probabilmente di Berneck SG e risalgono alla fine del XIX o all’inizio del XX secolo. Una delle scodelle è insolitamente contrassegnata da un marchio impresso che ne indica il volume, come di solito attestato nei bricchi per bollire il latte. Questa scodella è stata donata al museo da Vicosprano.

Una scodella con orlo a spigolo vivo e dalla caratteristica invetriatura giallognola è purtroppo anch’essa un pezzo senza indicazioni inerenti la provenienza. I recipienti di questa classe ceramica e con questo decoro sono molto diffusi nei Grigioni. Sono stati prodotti nella Svizzera occidentale e in Francia, nell‘area intorno al Lago di Ginevra così come in Alta Savoia, e una loro massiccia esportazione nei Grigioni è inconcepibile senza un completo sviluppo della rete ferroviaria. Sembra quindi che tutte queste ceramiche non siano precedenti la fine del XIX o il primo terzo del XX secolo.

Le maioliche (maioliche o ceramiche „alla faentina“) sono molto rare nella collezione museale, anche se è particolarmente sorprendente la mancanza di maioliche italiane. L’unico pezzo è un bricco per il caffè prodotto a Kilchberg-Schooren nella prima metà del XIX secolo, donata al museo da Vicosoprano.

Di contro, la terraglia è leggermente più rappresentata nella raccolta museale, dove ci sono tre pezzi inventariati. Da Vicosoprano è stata donata al museo una zuppiera particolarmente capiente e rappresentativa, che reca il marchio Schramberg ed è presente in entrambi i campionari della manifattura (Staffhorst 2020, campionario Schramberg I, n. 244 „zuppiera circolare, senza sottopiatto“; campionario Schramberg II, n. 106 „terrina, inglese, circolare, alta“).

Una delle rarissime zuppiere contrassegnate con „SCHELLER“, ma non decorate, proviene dalla fabbrica di Johannes Scheller a Kilchberg-Schooren presso Zurigo (cfr. Ducret 2007, 16 e 23, fig. 37: campionario Scheller „scodella per zuppa, Casserole“ oppure „scodella del tipo Casserole“) ed è stata prodotta tra il 1846 e il 1869. Il pezzo è stato conservato a Vicosoprano fino al 1980 e poi donato al museo.

Dalla fabbrica di terraglia Niederweiler a Möhlin nel Canton Argovia proviene un bricco per il latte prodotto dopo il 1906, che dal punto di vista della tecnica presenta una strana combinazione di decorazioni dipinta col pennello e applicata con decalcomania. Anche questo recipiente è stato donato al museo da Vicosoprano.

Una bottiglia in gres realizzata al tornio (bottiglia per l’acqua minerale) è l’unico oggetto in gres per la cucina. Sulla parte anteriore è impresso il marchio (marchio della fontana) „SELTERS NASSAU, Preussischer Adler“ di Niederselters: la bottiglia è quindi stata realizzata tra il 1866 e il 1879 circa (Heege 2009). Purtroppo risulta priva di indicazioni relative alla sua provenienza.

Le ceramiche della bottega di pasticceria hanno una composizione notevolmente diversa. A causa delle circostanze sconosciute relative alla loro acquisizione non possono essere considerate come oggetti della Bregaglia.

Il contesto di una pasticceria comprende ovviamente gli stampi per dolci. I due stampi per cuocere gli agnelli pasquali sono stati probabilmente realizzati a Soufflenheim in Alsazia (cfr. Legendre / Maire 1996, 148 n. 131; Demay 2003, 25-33; Decker / Haegel / Legendre et al. 2003, 38-39). Esemplari molto simili si trovano nell’inventario di un pasticcere conservato al museo di Poschiavo (MPO_19003).

In una pasticceria si sarebbero anche potuti trovare piccoli stampi dalla superficie interna invetriata, che si può presume fossero utilizzati per decorare vari prodotti da forno (panpepato, Biberli, biscotti Tirggel o Springerle, panini all’anice), per modellare marzapane e gomma adragante o per realizzare la pasta di mele cotogne / „Quittenzeltlein“ (Brunold-Bigler 1985; Morel 2000, 101; Bernerisches Koch-Büchlein 1749, ricetta 303). Più probabile è però l’ipotesi che si tratti di oggetti provenienti da una famiglia svizzerotedesca di estrazione borghese, perché i pezzi sono stati donati al museo da una zurighese. Il Museo retico di Coira conserva un gran numero di stampi simili (Brunold-Bigler 1985), ma purtroppo non sappiamo ancora in quale atelier della Svizzera tedesca o della Germania meridionale siano stati realizzati. Da un punto di vista stilistico è probabile che risalgano al XVIII o alla prima metà del XIX secolo.

Un’intera gamma di stampi per torte, da forno o per budini è stata rivestita di una vetrina al manganese marrone scuro. Nessuno di loro presenta un marchio. Mentre stampi per ciambelle simili a quello in alto sono abbastanza comuni nei Grigioni, le altre due forme sono rarità. Il pezzo più in basso in primo piano potrebbe essere uno stampo per budino. Lo stampo di sinistra, del quale esiste un secondo esemplare più piccolo, rappresenta invece il tipo con forma a „corona“. Pezzi simili si trovano nel campionario Ziegler’sche Tonwarenfabrik Schaffhausen al n. 35, e nel campionario Aedermannsdorf 1895 al n. 70 con la denominazione „Krone, Couronne“. Dovrebbe esservi stata cotta una torta molto speciale.

I due campionari possono essere usati quali riferimenti diretti anche per l’origine delle stoviglie invetriate al manganese, probabilmente realizzate principalmente nella Svizzera tedesca, per esempio a Kilchberg-Schooren, e vendute in grandi quantità nei Grigioni; fra queste le terrine circolari e quelle ovali sono le più comuni nella collezione museale.

Le terrine includono anche un pezzo sorprendentemente decorato e stampigliato, realizzato probabilmente nell’Impero tedesco a Dessau, Sassonia-Anhalt, presso l’Anhaltische Kunsttöpferei (A.K.T.) da Friedrich Franz Krätzel, prima del 1910. Come questo pezzo si sia “perso” in Svizzera rimane purtroppo un mistero.

Oltre a quanto visto sin qui, nella bottega del pasticcere si trovano ceramiche del tipo „Heimberger“ di Berneck SG (in alto a sinistra) e piatti con invetriatura all’argilla di colore marrone del tipo „Bunzlauer“ provenienti principalmente dall’odierna Slesia polacca. In qualità di „stoviglie sanitarie“, presumibilmente senza piombo, furono un successo di esportazione a livello europeo dell’Impero tedesco alla fine del XIX ma soprattutto nella prima metà del XX secolo. Finora non vi sono prove che questo tipo di ceramica sia stato copiato in Svizzera.

Per quanto concerne l’allestimento della bottega del pasticcere, la presenza di una teglia rettangolare della SOCIÉTÉ INDUSTRIELLE VALLAURIS A.M può essere classificata solo come un errore da mercato delle pulci.

Al contrario, un’intera serie di ceramiche potrebbe benissimo provenire dalla regione di Ginevra, ma anche dai Grigioni. Scodelle, bricchi per bollire il latte e vasi da conserva per lo strutto (Toupine) sono tipici prodotti della regione del Lago di Ginevra (ad es. la fabbrica di ceramiche Knecht), come anche dell’Alta Savoia (Buttin / Pachoud-Chevrier / Faÿ-Hallé 2007; Buttin 2019) o del dipartimento del Giura nella Franca Contea (sito di produzione ceramica ad es. di Nermier: Pétrequin / Monnier 1995).

Vale la pena menzionare un altro recipiente in terraglia: un grande secchio per l’acqua o per il liquame privo del manico in materiale organico, che fu probabilmente realizzato da Villeroy & Boch a Wallerfangen alla fine del XIX secolo. In realtà appartiene al contesto degli articoli per l’igiene (servizio per il bucato o vasi da notte) e, per vista la loro funzione, non ha nulla a che spartire con una pasticceria.

Da ultimo vale la pena presentare un bricco in terraglia invetriata nera, che rappresenta probabilmente un vecchio oggetto del magazzino del museo, ma che è stato reinventariato nel contesto della bottega del pasticcere. Secondo il campionario di Schramberg I, n. 102, è un „bricco per il caffè, maniera inglese, cilindrico“ o il n. 174 è un „colatore per la panna, cilindrico con coperchio“; il campionario II, n. 1 definisce una forma identica come „bricco per il caffè, cilindrico“ (Staffhorst 2020). I recipienti ceramici realizzati in „terraglia invetriata nera“ rappresentano per la manifattura Schramberg un prodotto eccezionale. Il bricco è l’unico esemplare documentato nei Grigioni.

Ringraziamenti

La fondazione CERAMICA ringrazia sinceramente Bruna Ruinelli per l’ottima assistenza e per il sostegno ricevuti in occasione del lavoro di documentazione.

Traduzione Maria-Isabelle Angelino

Bibliografia:

Bernerisches Koch-Büchlein 1749
Bernerisches Koch-Büchlein (Nachdruck 1970), Bern 1749.

Brunold-Bigler 1985
Ursula Brunold-Bigler, „Trukhs in die Mödel“: Bemerkungen zur Gebäckmodelsammlung des Rätischen Museums, in: Jahrbuch der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 115, 1985, 43-66.

Buttin 2019
Anne Buttin, La poterie – De terre et de feu, Magland 2019.

Buttin/Pachoud-Chevrier/Faÿ-Hallé 2007
Anne Buttin/Michèle Pachoud-Chevrier/Antoinette Faÿ-Hallé, La Poterie domestique en Savoie, Annecy 2007.

Decker/Haegel/Legendre u.a. 2003
Emile Decker/Olivier Haegel/Jean-Pierre Legendre u.a., La céramique de Soufflenheim. Cent cinquante ans de production en Alsace 1800-1950, Lyon 2003.

Demay 2003
Bernard Demay, Les moules à gâteaux, Bouxwiller 2003.

Heege 2009
Andreas Heege, Steinzeug in der Schweiz (14.–20. Jh.). Ein Überblick über die Funde im Kanton Bern und den Stand der Forschung zu deutschem, französischem und englischem Steinzeug in der Schweiz, Bern 2009.

Legendre/Maire 1996
Jean-Pierre Legendre/Jean Maire, La céramique de Soufflenheim (Bas-Rhin) du milieu du XIXe siècle au début du XXe siècle. Typologie de la production et éléments de chronologie, in: Cahiers Alsaciens d’archéologie, d’art et d’histoire 39, 1996, 139-170.

Martelli/Bianchetti/Volorio 2003
Alessandro Martelli/Gianfranco Bianchetti/Paolo Volorio, La manifattura delle ceramiche di Premia (1808-1862), Villadossola 2003.

Maurizio 1990
Remo Maurizio, Guida al museo di valle Ciäsa granda (Stampa, Val Bregaglia), Stampa 1990.

Morel 2000
Andreas Morel, Basler Kost. So kochte Jacob Burckhardts Grossmutter (178. Neujahrsblatt, herausgegeben von der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige), Basel 2000.

Pétrequin/Monnier 1995
Pierre Pétrequin/Jean-Louis Monnier, Potiers Jurassiens. Ethno-archéologie d´un atelier du XIXe siècle, Lons-Le-Saunier 1995.

Staffhorst 2020
Andreas Staffhorst, Schramberger Steingut 1820-1882 (Schriftenreihe des Stadtarchivs und Stadtmuseums Schramberg 30), Schramberg 2020.

Stampa, Museum Ciäsa Granda (MCG)

Museo Ciäsa Granda
Strada Cantonale 102
7605 Stampa, Bregaglia
Tel.: +41 (0)81 822 17 16
E-Mail: info@ciaesagranda.ch

Keramik des Museo Ciäsa Granda in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2021

Ciäsa Granda bedeutet im Bergeller Dialekt «grosses Haus» und tatsächlich ist das Museum in einem stattlichen Patrizierhaus aus dem Jahr 1581 untergebracht. An das Originalgebäude wurde ein unterirdisch gelegener Ausstellungsraum gefügt, in dem man zahlreiche Werke der Künstler Giovanni, Alberto und Diego Giacometti sowie Augusto Giacometti und Varlin besichtigen kann. Das Museum gibt Besuchern und Besucherinnen einen Einblick in das bäuerlichen Leben vergangener Zeiten: wie man Butter und Käse herstellte, wie und wo die Wäsche gewaschen wurde, aber auch, welche Geräte und Werkzeuge für das Schlachten und die Wurstproduktion verwendet wurden. Weiter beherbergt das Museum verschiedene rekonstruierte Werkstätten wie die Weberei, eine Lavez-Werkstatt, eine Schmiede und den Arbeitsplatz eines Zuckerbäckers. Das Museum Ciäsa Granda sowie das historische Archiv des Bergells im Palazzo Castelmur gehören der Società culturale, Sezione Pgi. Der Kulturverein Bregaglia wurde 1942 gegründet und entstand um die Ciäsa Granda herum, die 1952 gekauft und zu einem Kulturzentrum bzw. ethnografischen Museum ausgebaut wurde.

Aus der Museumssammlung wurden 52 Keramikobjekte aufgenommen, die sich im Museum in zwei Gruppen teilen. Zum einen handelt es sich um 15 Keramiken, die im Museum im Kontext der „Küche“ ausgestellt und inventarisiert wurden und die, soweit verwertbare Inventardaten vorliegen, meist aus der Region, d.h. dem Bergell stammen oder stammen dürften. Leider ist die auf die Region bezogene Museumssammlung nicht umfangreicher, eine Einschätzung der „Keramiklandschaft“ des Bergell bleibt daher nach wie vor problematisch. Nur eine aktive Sammelpolitik des Museums, die ausschliesslich Objekte mit eindeutiger Herkunft aus dem Bergell berücksichtigt, könnte diese Situation verbessern.

Die zweite Gruppe von 37 Keramiken wurde von Florio Pult aus Genf im Jahr 1984 zusammengestellt, um eine Zuckerbäckerei zu inszenieren. Bei diesen Objekten steht zu vermuten, dass sie überwiegend in der Region Genf im Antiquitätenhandel erworben wurden. Eine kleine Gruppe süddeutscher Gebäckmodel wurde von einer Zürcherin geschenkt.

Betrachten wir zunächst die Küchenobjekte.

Drei Objekte, die man aus typologischen Gründen wohl nicht einer Produktion in der Schweiz zuweisen kann, sind leider ohne Inventarinformation. Vermutlich wurden die grosse Schüssel und die beiden grossen und schweren Vorratstöpfe (Schmalztöpfe?) in Norditalien (Piemont?) hergestellt (vgl. Martelli/Bianchetti/Volorio 2003, 77-80, Vasi per alimenti). Ähnliche Formen erwarb das Rätische Museum aus dem Haus Baldini in Stampa, Borgonovo (RMC_H1972.780, RMC_H1972.781). Und auch im Museum Tgea da Schons in Zillis gibt es ein ähnliches Stück (TSZ_684). Die spritzverzierte Schüssel ist bislang ein singuläres Stück in der Schweiz.

Zwei typische, hellscherbige und grün spritzverzierte Keramiken mit Hohldeckel stammen mit grosser Wahrscheinlichkeit aus Süddeutschland. Identische Formen und Dekore sind in Graubünden und Liechtenstein weit verbreitet. Sie können nicht genauer als ins 19. Jahrhundert datiert werden. Das Stück mit den oberrandständigen Henkeln wurde aus Vicosoprano geschenkt, eine letzte Verwendung im Bergell ist daher sehr wahrscheinlich. Das zweite Stück ist ohne Herkunftsangabe.

Bei den übrigen Irdenwaren sind wenige Schüsseln und ein Milchtopf wohl aus Berneck SG belegt, die ins späte 19. oder das frühe 20. Jahrhundert datieren. Eine der Schüsseln trägt unüblicherweise eine Blindmarke mit Volumenangabe, wie wir sie sonst eher von den Milchtöpfen kennen. Diese Schüssel wurde aus Vicosoprano dem Museum geschenkt.

Eine Schüssel mit scharfkantigem Kragenrand und einer charakteristischen hellgelben Glasur ist leider ebenfalls ein Stück ohne Herkunftsangabe. Keramiken mit dieser Glasur und diesem Dekor sind in Graubünden weit verbreitet. Sie wurden in der Westschweiz und in Frankreich im weiteren Umfeld des Genfersees bzw. in der Haute Savoie produziert. Ein Massenexport nach Graubünden ist eigentlich erst im Kontext einer flächendeckenden Eisenbahnerschliessung denkbar. Es scheint daher auch, dass alle diese Keramiken erst in das späteste 19. und vor allem das erste Drittel des 20. Jahrhunderts datieren.

Fayencen sind eine grosse Seltenheit im Museumsinventar, wobei besonders überrascht, dass auch keinerlei sonstige italienische Fayencen vorhanden sind. Das einzige Objekt ist eine Teekanne, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Kilchberg-Schooren hergestellt wurde. Sie wurde aus Vicosoprano dem Museum geschenkt.

Steingut hat dagegen am Museumsinventar einen etwas grösseren Anteil. Es sind drei gemarkte Objekte vorhanden. Eine besonders grosse und repräsentative Suppenterrine wurde dem Museum aus Vicosoprano geschenkt. Sie trägt die Marke von Schramberg und ist in beiden Musterbüchern der Manufaktur verzeichnet (Staffhorst 2020, Musterbuch Schramberg I, Nr. 244 «Suppen-Terrine rund, ohne Unterplatte; Musterbuch Schramberg II, Nr. 106 «Terrine, englische, rund, hoch»).

Aus der Manufaktur von Johannes Scheller in Kilchberg-Schooren bei Zürich stammt eine der sehr seltenen, „SCHELLER“ gemarkten, aber unverzierten Suppenschüsseln (vgl. Ducret 2007, 16 und 23 bzw. Abb. 37: Musterbuch Scheller «Suppenschüssel, Casserolle» bzw. bzw.«Casserolleschüssel»). Diese wurde zwischen 1846 und 1869 hergestellt. Das Stück wurde bis 1980 in Vicosoprano aufbewahrt und dann dem Museum geschenkt.

Aus der Niederweiler Steingutfabrik in Möhlin im Kanton Aargau stammt ein Milchtopf, der nach 1906 produziert wurde. Er trägt eine technisch merkwürdige Kombination von Pinsel- und Schablonendekor. Auch dieser Milchtopf wurde aus Vicosoprano dem Museum geschenkt.

Eine gedrehte Steinzeugflasche (Heilwasserflasche) ist das einzige Steinzeugobjekt der Küche. Auf der Vorderseite findet sich die eingestempelte Blindmarke (Brunnenmarke) von Niederselters „SELTERS NASSAU, Preussischer Adler“. Die Flasche ist demnach zwischen 1866 etwa 1879 entstanden (Heege 2009). Leider ist sie ohne Herkunftsangabe.

Die Keramiken aus der Zuckerbäckerei haben eine erkennbar abweichende Zusammensetzung. Aufgrund ihrer unbekannten Erwerbungsumstände, können sie nicht als Objekte aus dem Bergell betrachtet werden.

In einen Zuckerbäcker-Kontext passen natürlich Backformen. Die beiden vorhandenen Objekte für das Backen von liegenden Osterlämmern, dürften in Soufflenheim im Elsass hergestellt worden sein (Vgl. Legendre/Maire 1996, 148 Nr. 131; Demay 2003, 25-33; Decker/Haegel/Legendre u.a. 2003, 38-39). Ganz ähnliche gibt es aus einem Zuckerbäcker-Inventar im Museum in Poschiavo (MPO_19003).

Ebenfalls in einen solchen Kontext könnten möglicherweise kleine innenglasierte Model gehört haben, für die man annimmt, dass sie für die Verzierung unterschiedlicher Gebäcke (Lebkuchen, Biber, Tirggel, Springerle, Anisbrötchen), zur Formung von Marzipan und Tragant oder zur Herstellung gemodelter Quittenpaste/“Quittenzeltlein“ gedient haben (Brunold-Bigler 1985; Morel 2000, 101; Bernerisches Koch-Büchlein 1749, Rezept 303). Wahrscheinlicher ist jedoch die Annahme, dass wir es mit Objekten aus einem gutbürgerlichen deutschschweizerischen Haushalt zu tun haben, denn die Stücke wurden dem Museum von einer Zürcherin geschenkt. Das Rätische Museum in Chur verwahrt eine grössere Menge ähnlicher Model (Brunold-Bigler 1985). Leider wissen wir bis heute nicht, in welcher deutschschweizerischen oder süddeutschen Werkstatt diese Model entstanden sind. Stilistisch betrachtet, dürften sie aus dem 18. oder der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen.

Mit einer dunkelbraunen Manganglasur wurden eine ganze Reihe von Kuchen-/Back- oder Puddingformen versehen. Keine davon trägt eine Marke. Während vergleichbare Gugelhupfformen in Graubünden ansonsten ebenfalls recht häufig auftreten, sind die beiden anderen Form seltene Ausnahmen. Das flachere Stück im Vordergrund könnte tatsächlich eine Puddingform sein. Die linke Form, zu der es noch ein zweites, kleineres Exemplar gibt, stellt dagegen eine „Krone“ dar. Ähnliche Stücke finden sich im Musterbuch Ziegler’sche Tonwarenfabrik Schaffhausen unter Nr. 35, und im Musterbuch Aedermannsdorf 1895, Nr. 70 mit der Bezeichnung «Krone, Couronne». Offenbar wurde darin eine ganz spezielle Kuchenform gebacken.

Die beiden Musterbücher können auch als unmittelbarer Hinweis auf die Herkunft des manganglasierten Geschirrs aufgefasst werden, das wohl überwiegend in der Deutschschweiz, u.a. auch in Kilchberg-Schooren gefertigt und in Graubünden in grossen Mengen verhandelt wurde. Häufiger sind dabei in den Museumssammlungen aber runde und ovale Terrinen vorhanden.

Zu den Terrinen gehört auch ein auffällig dekoriertes und gemarktes Stück. Es wurde wohl vor 1910 im Deutschen Kaiserreich in Dessau, Sachsen Anhalt, in der Anhaltischen Kunsttöpferei (A.K.T.) von Friedrich Franz Krätzel gefertigt. Wie sich dieses Stück in die Schweiz „verirrt“ hat, bleibt leider ein Rätsel.

Ansonsten steht in der Zuckerbäckerei Keramik „Heimberger Art“ aus Berneck SG neben lehmglasiertem Braungeschirr „Bunzlauer Art“ vor allem wohl aus dem heute polnischen Schlesien. Als angeblich bleifreies „Gesundheitsgeschirr“ handelte es sich um einen europäischen Exportschlager des Deutschen Kaiserreichs im späten 19., vor allem aber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es gibt bislang keine Hinweise, dass die Keramikart auch in der Schweiz kopierend nachgeahmt wurde.

Eine rechteckige Platte der SOCIÉTÉ INDUSTRIELLE VALLAURIS A.M kann im Zusammenhang mit der eingerichteten Zuckerbäckerei eigentlich nur als Flohmarkt-Fehlgriff gewertet werden.

Dagegen würde eine ganze Keramikserie sehr gut in die Region Genf, aber auch nach Graubünden passen. Schüsseln, Milchtöpfe und Vorratstöpfe (Toupine) für Schmalz sind klassische Produkte der Genferseeregion (z.B. der Töpferei Knecht) bzw. der Haute Savoie (Buttin/Pachoud-Chevrier/Faÿ-Hallé 2007; Buttin 2019) oder des Départements Jura in der Franche-Comte (Töpferort z.B. Nermier: Pétrequin/Monnier 1995).

Ein Steingutobjekte gilt es noch zu erwähnen. Eine grosser Eimer für Wasser oder Abwasser, dem der aus organischem Material bestehende Henkel fehlt, wurde bei Villeroy & Boch in Wallerfangen wohl im späten 19. Jahrhundert gefertigt. Er gehört eigentlich in den Kontext der Hygiene-Artikel (Waschsets oder Nachtgeschirre) und hat mit einer Zuckerbäckerei funktional wohl nichts zu tun.

Zum Schluss ist noch eine schwarze, schwarz glasierte Steingut-Kanne vorzustellen, die wohl ebenfalls einen Altbestand des Museums darstellt, aber im räumlichen Kontext der Zuckerbäckerei nachinventarisiert wurde. Es handelt sich laut dem Musterbuch I von Schramberg, Nr. 102 um eine «Kaffe-Kanne, englische Facon, gleichweit» oder Nr. 174 einen «Rahm Giesser, gleichweit mit Deckel». Das Musterbuch II, Nr. 1 bezeichnet eine identische Form als «Caffee-Kanne, gleichweit» (Staffhorst 2020). Gefässkeramik in Form von „schwarzem Steingut“ gehört für die Schramberger Manufaktur zu den grossen Ausnahmeerscheinungen. Die Kanne ist das einzige in Graubünden belegte Exemplar.

Dank

Die CERAMICA-Stiftung dankt Bruna Ruinelli sehr herzlich für die gute Betreuung und Unterstützung der Dokumentationsarbeiten.

Bibliographie:

Bernerisches Koch-Büchlein 1749
Bernerisches Koch-Büchlein (Nachdruck 1970), Bern 1749.

Brunold-Bigler 1985
Ursula Brunold-Bigler, „Trukhs in die Mödel“: Bemerkungen zur Gebäckmodelsammlung des Rätischen Museums, in: Jahrbuch der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 115, 1985, 43-66.

Buttin 2019
Anne Buttin, La poterie – De terre et de feu, Magland 2019.

Buttin/Pachoud-Chevrier/Faÿ-Hallé 2007
Anne Buttin/Michèle Pachoud-Chevrier/Antoinette Faÿ-Hallé, La Poterie domestique en Savoie, Annecy 2007.

Decker/Haegel/Legendre u.a. 2003
Emile Decker/Olivier Haegel/Jean-Pierre Legendre u.a., La céramique de Soufflenheim. Cent cinquante ans de production en Alsace 1800-1950, Lyon 2003.

Demay 2003
Bernard Demay, Les moules à gâteaux, Bouxwiller 2003.

Heege 2009
Andreas Heege, Steinzeug in der Schweiz (14.–20. Jh.). Ein Überblick über die Funde im Kanton Bern und den Stand der Forschung zu deutschem, französischem und englischem Steinzeug in der Schweiz, Bern 2009.

Legendre/Maire 1996
Jean-Pierre Legendre/Jean Maire, La céramique de Soufflenheim (Bas-Rhin) du milieu du XIXe siècle au début du XXe siècle. Typologie de la production et éléments de chronologie, in: Cahiers Alsaciens d’archéologie, d’art et d’histoire 39, 1996, 139-170.

Martelli/Bianchetti/Volorio 2003
Alessandro Martelli/Gianfranco Bianchetti/Paolo Volorio, La manifattura delle ceramiche di Premia (1808-1862), Villadossola 2003.

Maurizio 1990
Remo Maurizio, Guida al museo di valle Ciäsa granda (Stampa, Val Bregaglia), Stampa 1990.

Morel 2000
Andreas Morel, Basler Kost. So kochte Jacob Burckhardts Grossmutter (178. Neujahrsblatt, herausgegeben von der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige), Basel 2000.

Pétrequin/Monnier 1995
Pierre Pétrequin/Jean-Louis Monnier, Potiers Jurassiens. Ethno-archéologie d´un atelier du XIXe siècle, Lons-Le-Saunier 1995.

Staffhorst 2020
Andreas Staffhorst, Schramberger Steingut 1820-1882 (Schriftenreihe des Stadtarchivs und Stadtmuseums Schramberg 30), Schramberg 2020.

Thun, Stiftung Schloss Thun (SST)

Stiftung Schloss Thun
Schlossberg 1
CH-3600 Thun
Tel.: +41 (0)33 223 20 01
info@schlossthun.ch

Keramik der Stiftung Schloss Thun in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2019

Das heutige Schloss mit seinen Nebengebäuden war in seinen Ursprüngen eine Burganlage. Im 12. Jahrhundert bestand hier schon ein herrschaftlicher Sitz mit Wohngebäude und Ringmauer. Dies bestätigen die archäologischen Untersuchungen, welche im Rahmen des grossen Umbaus 2013 stattgefunden haben (Baeriswyl 2016; Baeriswyl 2019; Baeriswyl/Kellenberg 2015; Raselli-Nydegger 2015). Nach der wohl nicht ganz friedlichen Übernahme der Anlage durch die Herzöge von Zähringen wurde unter Berchtold V. der bis heute intakt erhaltene, imposante Donjon in die bestehende Anlage gebaut. Die Zähringer beabsichtigten jedoch nicht hier zu wohnen, dafür hatten sie in Burgdorf eine Residenz errichtet. Sie wollten mit dem mächtigen Turm in Thun ein Zeichen ihrer Macht auf das Gebiet und die lokalen Handelswege setzen. Der Donjon war nämlich als Wohnsitz ungeeignet. Auf 14 Meter Höhe befand sich ein einziger Raum, der heute Rittersaal genannt wird. Zu seiner Zeit ein imposanter Repräsentationsraum, heute einer der besten erhaltenen Repräsentationssäle des Hochmittelalters. Seit dem 12. Jahrhundert war das Schloss Thun mit seinen Nebengebäuden Sitz der Thuner Herrschaft und wurde immer wieder den Nutzungen angepasst. Während von den nachfolgenden kyburgischen Grafen praktisch keine Baumassnahmen nachzuweisen sind, erfolgten unter der langen Regierungszeit von Bern bis 2006 viele Umbauten. Dazu zählte später auch das Regionalgericht. Zumindest seit dem 17. Jahrhundert befand sich im Dach des Donjons ein Gefängnis. 1886 errichtete der Kanton an die Burgmauer das neue Regionalgefängnis und räumte dafür die Holzkonstruktion des Kornhauses aus dem Rittersaal des Donjons, der damit ab dem 1. Januar 1887 für eine Museumsneugründung frei wurde. Seit diesem Zeitpunkt begann eine intensive Sammeltätigkeit, wobei auch ältere Sammlungsbestände aus der Stadt und dem Zeughaus Thun übernommen wurden (u.a. Teile der wiederentdeckten Burgunderbeute). Das Museum wurde ohne grossen Pomp am 1. Januar 1888 im Donjon eröffnet (zur Museumsgeschichte Keller 1938; Küffer 1987; Kelterborn 2012. Am 3. Januar 1888 beschrieb der Tägliche Anzeiger für Thun und das Berner Oberland das neu eingerichtete Museum.

Schon am 25. Dezember 1887 war die Öffentlichkeit im Täglichen Anzeiger aufgerufen worden «…sich an diesem vaterländischen Werke durch Ausstellung von passenden Gegenständen, sei es in altem Mobiliar, Hausrath, Waffen, keramischen Erzeugnissen, geschliffenen und geätzten Gläsern, Flaschen, Scheiben etc. zu bethätigen …». Keramik gehörte demnach von Anfang an zu den Sammlungsschwerpunkten des Schlossmuseums.

Wichtige Teile der Keramiksammlung wurden in den 1930er-Jahren in sog. Stuben-Interieurs , wie z.B dem Majolika-Zimmer oder der Simmentaler-Stube präsentiert.

Zwischen 1961 und 2013 wurde im Kellergeschoss des Bergfrieds die neue Dauerausstellung zur bernischen Keramik und zur Thuner Majolika präsentiert .

Aus Anlass des 100. Geburtstages veranstaltete das Schlossmuseum eine Sonderausstellung „Von der Röstiplatte zum Salongeschirr“. Bei dieser Gelegenheit erschien dann auch die bis heute grundlegende Publikation von Hermann Buchs zur Thuner Majolika (Buchs 1988).

1994 haben der Verein Schlossmuseum Thun, der Kanton Bern und die Einwohnergemeinde Thun die Stiftung Schlossmuseum Thun errichtet. Im September 2013 hat sich die Stiftung den Namen Stiftung Schloss Thun – das Museumsschloss gegeben.

Nach 800 Jahren in öffentlichem Besitz erfolgte 2010 auf dem Schlossberg ein grundlegender Wandel. Die Stadt Thun verkaufte – mit Ausnahme des mächtigen Donjons – die Liegenschaften des ehemaligen Burgareals im Baurecht. Mitte 2014 eröffneten ein Konferenz- und Ausbildungszentrum, dazu ein Hotel und Restaurant. Das Museum erhielt einen neuen Eingangsbereich und einen zusätzlichen Ausstellungsraum und bis zum 130. Geburtstag des Museums wurde eine neue Dauerausstellung konzipiert und 2018 eröffnet (Text: Homepage des Schlossmuseums Thun).

Neben dem Bernischen Historischen Museum und dem Rittersaalverein Burgdorf ist das Schlossmuseum Thun das dritte, besonders wichtige bernische Regionalmuseum, wenn es um die Geschichte der Keramik des Kantons Bern und der Deutschschweiz geht. Seit der Museumsgründung gehört das Sammeln von Keramik und die Erforschung der Keramikherstellung in der Region zu den Schwerpunkten der Museumsarbeit (Buchs 1961, 1970, 1980, 1988, 1995).

Historismus-Tisch mit Platte und Säule aus Thuner Majolika, vermutlich um 1883/1884 (Fotos Hans Kelterborn SMT).

Thuner Majolika, Platte der Manufaktur Wanzenried (1878-1911), gemalt und signiert von Louis Sabin, 1880. Die Lebensdaten und die Herkunft von Louis Sabin sind bis heute unbekannt (Foto Hans Kelterborn, SMT).

Aufgrund von Ankäufen und Schenkungen verwahrt das Museumsschloss heute eine der grössten Keramiksammlungen des Kantons und sicher die bedeutendste Sammlung zur sog. „Thuner Majolika“ weltweit (Buchs 1988).

Langnauer Teller aus der Sammlung des SMT. Werkstatt Daniel Herrmann (1736-1798), Langnau, datiert 1781. Dargestellt ist der Rütli-Schwur.

Bislang wurden nur die in Langnau BE oder Bäriswil BE hergestellten Keramiken der Museumssammlung wissenschaftlich umfassend aufgearbeitet und für CERAMICA CH dokumentiert (Heege/Kistler/Thut 200; Heege/Kistler 2017). Der Sammlungsbestand umfasst aber des weiteren sehr wichtige Keramiken des Hafners Abraham Marti aus Blankenburg (Heege 2010).

Emblem der Hafnerkrankenkasse von Heimberg (Foto Hans Kelterborn SMT).

Zahlreiche bedeutende und singuläre Objekte, Werkzeuge und Dokumente aus der Töpfereiregion Heimberg-Steffisburg, harren einer Aufarbeitung.

Wilhelm Tell und sein Sohn Walter, Töpferei von Karl Loder-Eyer, Steffisburg (Foto Hans Kelterborn, SMT).

Stellvertretend sei hier nur auf die Figurengruppe „Wilhelm Tell und sein Sohn Walter“ aus der Steffisburger Töpferei von Karl Loder-Eyer verwiesen. Vorgesehen ist eine Erfassung der Keramikbestände im Rahmen des Kantonsinventars Bern ab 2022.

Bibliographie:

Alle Jahrgänge Jahresbericht Schloss Thun

Armand Baeriswyl 2016
Das Schloss Thun und der grosse Turm – vom zähringischen «Donjon» zum bernischen Kornhaus. Zum Stand der Erkenntnisse nach zwanzig Jahren Forschung.
Mittelalter. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins Heft 1, 2016.

Armand Baeriswyl 2019
Der zähringische grosse Turm im Schloss Thun (CH) – Ein Saalbau in Turmform? In: Guido von Büren und Michael Goer (Hrsg., im Auftrag der Wartburg-Gesellschaft),
Burgen, Schlösser, Häuser. Festschrift für G. Ulrich Grossmann zum 65. Geburtstag. Petersberg 2019, 12-19.

Armand Baeriswyl – Heinz Kellenberger 2015
Thun, Schloss, Der zähringische «Donjon» der Zeit um 1200.
Archäologie Bern 2015, Jahrbuch des ADB 2015, 102-104.

Buchs 1961
Hermann Buchs, Über die Anfänge der Töpferei in Heimberg und deren Eigenständigkeit, in: Jahresbericht Historisches Museum Schloß Thun, 1961, 5-12.

Buchs 1970
Hermann Buchs, Ein Heimberger Tröckneofen, in: Historisches Museum Schloss Thun, 1970, 4-17.

Buchs 1980
Hermann Buchs, Die Thuner Majolika des Johannes Wanzenried und des Zeichners Friedrich Ernst Frank, in: Jahresbericht Historisches Museum Schloss Thun, 1980, 5-43.

Buchs 1988
Hermann Buchs, Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika, Thun 1988.

Buchs 1995
Hermann Buchs, Das Hafnergewerbe im Heimberg, in: Einwohnergemeinde Heimberg (Hrsg.), 850 Jahre Heimberg 1146-1996, Heimberg 1995, 50-60.

Heege 2010
Andreas Heege, Ein Tintengeschirr aus der Produktion von Abraham Marti, Blankenburg, in: Schlossmuseum Thun 2009, 2010, 74-77.

Heege/Kistler/Thut 2011
Andreas Heege/Andreas Kistler/Walter Thut, Keramik aus Bäriswil. Zur Geschichte einer bedeutenden Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 10), Bern 2011.

Heege/Kistler 2017
Andreas Heege/Andreas Kistler, Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 13), Bern 2017.

Keller 1938
Hans Gustav Keller, Das historische Museum Schloss Thun 1887-1937, Thun 1938.

Kelterborn 2012
Hans Kelterborn, 1888–2013: 125 Jahre Schlossmuseum Thun, in: Historisches Museum Schloss Thun Jahresbericht, 2012, 29-35.

Küffer 1987
Peter Küffer, Historisches Museum Schloss Thun 1888-1988, in: Historisches Museum Schloss Thun Jahresbericht, 1987, 19-99.

Raselli-Nydegger 2015
Lilian Raselli-Nydegger, Der Schlossberg Thun – 5000 Jahre Geschichte, in: Jahresbericht Schloss Thun – Schlossmuseum, 2015, 30-37.

Trubschachen, Heimatmuseum, Stiftung Hasenlehn (MTrub)

Heimatmuseum Trubschachen, Stiftung Hasenlehn
Stiftung Hasenlehn
Postfach 40
CH-3555 Trubschachen
Tel.: +41 (0)34 495 60 38
info@stiftung-hasenlehn.ch

Keramik des Heimatmuseums Trubschachen in CERAMICA CH

Andreas Heege, 2022

Das Heimatmuseum Trubschachen ist Teil der Stiftung Hasenlehn und wird von ihr betreut. Die Stiftung wurde 1979 von Lehrer Walter Berger (1906–1981) und Unternehmer Oscar J. Kambly (1914–1998) gegründet. Die beiden Gründer verband eine jahrelange Zusammenarbeit und Freundschaft. Im Jahre 1964 initiierten die beiden eine erste Gemäldeausstellung in Trubschachen, mit dem Ziel, Schweizer Malerei auf dem Lande zu zeigen und so auch denjenigen Bevölkerungskreisen zugänglich zu machen, die normalerweise eher nicht in Museen gehen. Walter Bergers Idee entsprang seinem pädagogischen Auftrag und heute sind die Kunstausstellungen in Trubschachen eine Tradition.

Aus dem gleichen pädagogischen Ansatz riefen Berger und Kambly die Stiftung Hasenlehn ins Leben, mit dem Ziel, die nach dem 2. Weltkrieg von Walter Berger zusammen-getragene Sammlung an wertvollen Gegenständen aus dem häuslichen, bäuerlichen und gewerblichen Brauchtum des Emmentals zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dank grosszügiger finanzieller Zuwendungen und Schenkung der Liegenschaften durch Oscar J. Kambly und dank der Unterstützung durch den Kulturverein und die Einwohnergemeinde Trubschachen konnte das Museum 1982 in einem umgesetzten Stöckli für das Publikum eröffnet werden.

Die im Museum vorhandenen Keramikobjekte wurden Walter Berger von seinen Schülern aus der näheren Umgebung zugetragen oder er erhielt bei Haushaltsauflösungen Schenkungen . So spiegeln die Objekte in ihrer zufallsbedingten Erhaltung und Überlieferung die materielle Kultur und Vielfalt auf emmentalischen Höfen überwiegend des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Lokal oder regional Produziertes (Langnau, Heimberg, Kanton Bern), steht neben Importen aus den Nachbarkantonen (Kilchberg-Schooren ZH) oder dem benachbarten Deutschland (Zell am Harmersbach, Westerwald).

Die Keramiksammlung des Heimatmuseums Trubschachen wurde 2015 im Zusammenhang mit einer Bearbeitung der Langnauer Keramik erstmals wissenschaftlich gesichtet und 2022 schliesslich vollständig inventarisiert. Insgesamt konnten 223 Keramiken aufgenommen werden. Dabei handelt es sich um 175 Keramiken aus Irdenware, 1 aus Fayence, 41 aus Steingut, 4 aus Steinzeug und 2 aus Porzellan. Die Tatsache, dass nur sehr wenig deutsches Porzellan des späten 19. Jahrhunderts (Schlesien) oder schweizerisches Porzellan des frühen 20. Jahrhunderts (Langenthal) vertreten ist, muss bedeuten, dass Walter Berger die Sammeltätigkeit zumindest in einem gewissen Rahmen auch steuerte und deshalb Porzellan als zu jung oder zu wenig «ländlich» aus der Sammlung ausklammerte.

Die Gruppe der Irdenwaren ist bunt gemischt und vielfältig. Erstaunlicherweise befinden sich darunter auch einzelne malhornverzierte Keramiken aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Ein Sieb ist 1752 datiert, eine Schüssel 1755. Der unbekannte Produktionsort dürfte irgendwo im Kanton Bern gelegen haben.

Eine spritzdekorierte Stülpdeckelterrine mit gelber Glasur erinnert aufgrund des Dekors an vergleichbare Keramiken aus dem Töpferort Albligen BE. Da sie jedoch keine zusätzliche Ritzverzierung trägt, muss die Zuordnung als unsicher angesehen werden. Vermutlich gab es im Bernbiet verschiedene Töpfereien, die im 18. Jahrhundert solche Keramiken hergestellt haben.

 

Umfangreicher ist das Spektrum an Keramik, die dem benachbarten Töpferort Langnau zugeschrieben wird. Im Gegensatz zu vielen anderen bernischen Museum beinhaltet die Sammlung aber vor allem dunkelbraun spritzdekoriertes Gebrauchsgeschirr der ersten Hälfte und Mitte des 19. Jahrhunderts mit typischen Jahreszahlen und sparsamer sonstiger Verzierung. Dagegen fehlen die grossen, repräsentativ mit Bildern und Sprüchen verzierten Teller, die als Wandschmuck die Emmentaler Bauernhöfe zierten.

Manchmal beschränkt sich die Verzierung nur auf die Anbringung einer Jahreszahl (hier 1841), deren Schreibweise dann der einzige typologische Hinweis auf die Herstellung in Langnau ist.

 

Für zahlreiche weitere Irdenwaren kann eine Produktion in Langnau nur vermutet, jedoch nicht sicher nachgewiesen werden, da ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts die Heimberger Einflüsse auch in Langnau dominieren und wir nur noch von Keramik „Heimberger Art“ sprechen können (Fehlbrände aus Langnau: Heege/Kistler 2017b, 154-184). In diese Kategorie gehören einige grosse und ungewöhnliche Reifrand-Schüsseln.

Daneben sind Stücke mit Farbkörpern in der Grundengobe und einer gelben Glasur vorhanden, für die eine Produktion in Langnau (aber wohl nicht nur dort) gesichert ist.

Keramiken mit Horizontralstreifendekor gehören in denselben zeitlichen Kontext der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch für diesen einfachen Dekor gibt es Produktionsnachweise aus Langnau. Es ist jedoch darüberhinaus von einer Herstellung in der gesamten Deutschschweiz auszugehen.

Diverse andere Keramiken mit schwarzer, roter, beiger und weisser Grundengobe sowie Malhorn- und gelegentlich Ritz- und/oder Springfederdekor können nur sehr allgemein der Keramik „Heimberger Art“ zugeordnet werden. Sie können überall im Kanton Bern bzw. der Deutschschweiz hergestellt worden sein. Am wahrscheinlichsten ist jedoch eine Herstellung in der Region Heimberg-Steffisburg. Darunter befinden sich verschiedene Röstiplatten und Schüsseln mit dem typischen scharfkantigen Kragenrand des 19. und 20. Jahrhunderts.

Umfangreicher ist das Spektrum an Geschirr mit weisser Grundengobe und manchmal dunkelbrauner Pinselbeschriftung. Diese Art Keramik entstand in aller Regel erst nach 1850 und bis etwa 1880/90. Hier gibt es verschiedene Gefässformen, Tee- und Kaffeegeschirr sowie Terrinen.

Zwei Teller (einmal datiert 1876) sind zusätzlich mit einem Wellenrand versehen.

Mit einer Tasse und einer datierten Terrine (1874) ist auch die seltene, nur ritzverzierte „Keramik Heimberger Art“ mit weisser über schwarzbrauner Grundengobe vertreten.

Thuner Majolika? Kleine Gruppe, bei der in allen Fällen die Bodenunterseite weiss engobiert ist. Keine Manufakturmarke. Wohl um/nach 1882/1883.

Ab den 1880er-Jahren entwickelte sich die sogenannte Thuner Majolika (vor allem aus der Manufaktur Wanzenried, Steffisburg) mit ihren Blumen- und Edelweissmotiven zu einer „Leitkeramik“ in der gesamten Deutschschweiz.

Zahlreiche Hafnereien griffen die Dekore – vor allem den Edelweissdekor – nach der Landesausstellung in Zürich 1883 auf. Sofern keine eindeutigen Manufakturmarken vorliegen, ist eine Zuweisung daher schwierig und wir müssen eigentlich von einer Keramik „unter dem Einfluss der Thuner Majolika“ sprechen.

Aus dem frühen 20. Jahrhundert haben sich ebenfalls einige signierte und teilweise auch datierte Irdenwaren erhalten. Hierzu gehören unter anderem zwei Teller aus der Werkstatt von Karl Loder Eyer (1871-1915) in Steffisburg.

Etwa zeitgleich bzw. anschliessend arbeiteten die Hafnereien Aegerter und Röthlisberger in Bärau und Langnau sowie die Hafnerei Kohler in Schüpbach.

Für das 20. Jahrhundert hatte aber die Hafnerei von Adolf Gerber (1879-1951) und später seinem Schwiegersohn Jakob Stucki (1920-1982) grössere Bedeutung. Auf Adolf Gerber geht die Entwicklung des Dekors „Alt-Langnau“ zurück.

Jakob Stucki war der wichtigste Langnauer Hafner der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Von seiner Hand haben sich in der Sammlung in Trubschachen jedoch nur wenige Stücke aus seiner frühen Zeit um 1948 erhalten.

Zu den überregional verhandelten Keramikwaren mit zahlreichen Herstellern in der Schweiz (Aedermannsdorf SO, Schaffhausen SH, Kilchberg-Schooren ZH) und wohl auch in Deutschland (Schramberg) gehört das manganglasierte Geschirr, das auch in anderen Kantonen im 19. und frühen 20. Jahrhundert zahlreich vorkommt.

Ungewöhnlich ist die Existenz einer kleinen Tee- bzw. Kaffeekanne, deren Herstellungsmerkmale und die eher matt aufgeschmolzene Glasur, für die Herstellung in einer kleineren Töpferei sprechen, während es sich bei der vorher gezeigten manganglasierten Keramik mehrheitlich wohl um Fabrikware handelt.

Keramik aus Bonfol/Porrentruy JU oder der Genferseeregion ist nur mit wenigen Stücken in der Sammlung vertreten.

Schüsseln und Platten mit mehrfarbigem Schablonendekor, der mit einer Spritzpistole aufgetragen wurde, sind ebenfalls mit geringen Stückzahlen vorhanden. Den Herstellungsort dieser Industrieware (Firma Landert, Embrach ZH?) kennen wir bis heute nicht, da die Stücke nie eine Fabrikmarke tragen. Die Ware ist in Graubünden ebenfalls sehr häufig.

Die funktionale Ansprache eines weiteren, im Querschnitt quadratischen Gefässes mit gerilltem Rand und Lagerverstärkung auf der Bodeninnenseite ist nicht gesichert. Möglicherweise handelt es sich um die keramische Kopie eines Kurbel-Butterfasses. Diese bestehen sonst regelhaft aus Glas.

Fayence ist in der Sammlung erstaunlicherweise nur mit einem einzigen Stück vertreten, dabei wären eigentlich die biedermeierzeitlichen Fayencen aus Kilchberg-Schooren ZH auch im Kanton Bern durchaus zu erwarten gewesen. Beim vorliegenden Stück handelt es sich um ein herzförmiges Tintengeschirr aus der badischen Manufaktur von Durlach. Es datiert in die Zeit zwischen 1790 und 1800 ( Blaettler/Schnyder 2014, Taf. 111,6; Petrasch 1975, Nr. 269).

Die Zusammensetzung der Steingutobjekte ist für die Deutschschweiz relativ charakteristisch. Sofern gemarkte Objekte vorliegen, handelt es sich meist um die Produktionszentren von Schramberg und Zell am Harmersbach in Baden-Württemberg.

Gemarktes Steingut aus Schramberg.

Gemarktes Steingut aus Zell am Harmersbach.

Gemarktes Steingut aus Kilchberg-Schooren, Manufaktur Scheller.

Von deren Produkten lässt sich das Steingut aus Kilchberg-Schooren ohne Marke oft nur schwer unterscheiden.

Ansichten von Zürich auf Steinguttellern aus Kilchberg-Schooren.

Aufgrund gemarkter Parallelen lassen sich jedoch mittlerweile auch ungemarkte Steingutteller mit charakteristischem Umdruckdekor der Produktion von Kilchberg-Schooren zuweisen.

Die Westschweiz ist immerhin einmal mit dem Produktionsort Carouge vertreten. Der Hersteller war Charles Degrange & Cie (um 1885-1903).

Gemarktes Steingut von Villeroy&Boch, um 1840-1860 bzw. um 1880/1900

Selbstverständlich finden sich mit einigen Stücken auch die grossen deutschen Produzenten auf dem Markt der Deutschschweiz. Hierzu gehört vor allem Villeroy&Boch mit seinen Produktionsorten Mettlach und Wallerfangen.

Gemarktes Hygienegeschirr der Annaburger Steingutfabrik AG.

Typisch für das frühe 20. Jahrhundert ist das Vorkommen von schwerem Nacht- und Waschgeschirr, das sehr oft in mitteldeutschen Keramikfabriken hergestellt wurde. Dazu gehört unter anderem die Annaburger Steingutfabrik AG.

 

Importiertes Steinzeug aus Deutschland oder dem Elsass.

Steinzeugg hat am Inventar des Heimatmuseums Trubschachen nur einen geringen Anteil. Da wegen fehlender Tone in der Schweiz normalerweise kein Steinzeug hergestellt werden konnte, sind alle Steinzeuggefässe Import, meist aus Deutschland oder Frankreich (Elsass). Es kommen die für das 20. Jahrhundert üblichen Vorratstöpfe und Heilwasserflaschen vor.

Porzellan spielt im Sammlungsbestand des Museums keine Rolle, obwohl vor allem deutsche Porzellane des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts normalerweise regelhaft in den Museumssammlungen der Deutschschweiz vorkommen. Die beiden ungemarkten Kaffeetassen passen sehr gut in dieses Spektrum.

Bibliographie:

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014.

Heege/Kistler 2017b
Andreas Heege/Andreas Kistler, Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 13), Bern 2017.

Petrasch 1975
Ernst Petrasch, Durlacher Fayencen 1723-1847. Ausstellung Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Karlsruhe 1975.

Rutschi 1985
Heinz Rutschi, Das Heimatmuseum im Hasenlehn Trubschachen, Langnau 1985.

 

Trun, Museum Cuort Ligia Grischa (MCLG), versiun romontscha

Museum
Cuort Ligia Grischa
Via Principala 90 / Postfach 76
CH-7166 Trun
Tel.: 081 943 25 83
E-Mail: museum@trun.ch

Andreas Heege, 2021

Cheramica dil Museum Cuort Ligia Grischa en CERAMICA CH

Il Museum Cuort Ligia Grischa a Trun ei in dils bials dalla regiun e sesanfla en in edifeci historic e singulars dalla Surselva. El ei vegnius eregius igl onn 1679 entras la claustra da Mustér ed ha funcziunau biars decennis sco casa municipala per la Ligia Grischa. La sala d’uoppens, ni la sala da dertgira, ei senza dubi il bischu dalla casa. Suenter igl onn 1859 va igl edifeci, muort difficultads finanzialas dalla claustra, en mauns privats. Ils onns 1930-1934 ha giu liug ina pli gronda sanaziun. Igl onn 1932 sefuorma cun susteniment dil cantun, Confederaziun e vischnauncas, in comite iniziativ cun la finamira da segirar e mantener l’anteriura sedia dalla Ligia Grischa sco object historic. Igl onn 1934 vegn la fundaziun “Cuort Ligia Grischa” fundada ch’ei aunc oz la purtadra dil museum. Il baghetg vegn midaus en in museum. Quel muossa sper las exposiziuns d’art era co ei vegneva antruras viviu e luvrau ella regiun. Pader Notker Curti dalla claustra da Mustér ha gidau a tschentar la basa per la collecziun dil museum cun in diember d’impurtonts emprests. Ils onns 1989 tochen 1992 succedan renovaziuns fundamentalas.

La fundaziun ed il museum Cuort Ligia Grischa vegnan susteni finanzialmein entras il cantun Grischun, la vischnaunca da Trun ed entras l’uniun da fauturs dalla Cuort Ligia Grischa.

La collecziun da cultura populara cuntegn in mudest diember da cheramica. Deplorablamein lai ei buca eruir cu e co quella ei vegnida ella collecziun dil museum.
Ulteriuramein eisi buca pusseivel da documentar, schebein las cheramicas da Bugnei seigien vegnidas el museum cun agid da pader Notker Curti dalla claustra.

En tut dumbra la collecziun 37 objects da cheramica che laian reparter sil suandont diember da datas: 20 da tiaracotga, 1 faienza (miola cun glasura), 14 terraglia (Steingut), 1 rauba da crap (Steinzeug) ed 1 porcellana.

Tier la rauba da tiaracotga domineschan las cheramicas dil hafner Deragisch da Bugnei (secunda mesadad dil 19avel tschentaner ed entschatta dil 20avel tschentaner): ruogs da caffè cun e senza manetscha, vischals da pischada cun uvierchel, vischals cun duas manetschas cun in biutsch lad, era pil diever dalla groma; plinavon ina pintga cuppa ovala ch’ei cumbinada ord duas parts. Aschi admirabels tocs ein era d’anflar ella collecziun dalla claustra da Mustér.

Representada numerusamein ei era la vischala da glasura mangan cun ordinarias e raras fuormas da cheramica: plattas rodundas ed ovalas, sco era in fetg singular vischi da provisiun cun uvierchel sugl ur ora. Ord munconza d’indicaziun da marcas sto il liug da producziun restar aviarts.

Dad accentuar ein dil reminet ils dus exemplars da marca dad Ädermannsdorf, Cantun Soloturn, ch’ein vegni fabricai, sin fundament dalla marcaziun, suenter 1930. Surprendentamein sesanfla leutier ina tipic ruog da caffè cun venter, ch’ins attribuescha schiglioc adina bugen al temps denter 1850 e 1900. La producziun da quei tip vischi fetg schazegiaus el Grischun, succeda sur in liung temps ora, probabel tochen viaden ella secunda mesadad dil 20avel tschentaner.

Autra rauba da products da tiaracotga fetg derasai ein avon maun mo en in pign diember. Ei setracta denter auter d’ina platta dalla regiun Berneck, Vallada dil Rein, S. Gagl ed d’in vischi, che vegn plitost adossaus ad Andreas Lötscher, il secund vischler da Sogn Antönia. Quel sesanfla anzi lunsch el lontan digl territori da vendita (Portenza, Tavau tochen Landquart) da quella vischlaria.

Mo era ils ordinaris vischals da manetscha dil sid dalla Tiaratudestga, dalla regiun Augsburg, (19avel tschentaner) ein avon maun. Tocs singulars ein in boccalino gagl talian (producent nunenconuschent) ed ina honta da vin ord il luvratori da Wilhelm Kagel, jun. (1906-1987) da Partenkirchen en Baviera. Quel ha giu empriu il mistregn da vischler ella manufactura dils geniturs (Wilhelm Kagel, sen. 1867-1935), ha visitau la scola a Höhr-Grenzhausen e lu surpriu 1935 la vischlaria ensemen cun siu frar Eugen (cump. Frye 2006).

Da faienza/miola dat ei in sulet object, in vischi da selavar tipic talian dil 18avel tschentaner. In pendant dat ei ella collecziun dil museum dalla claustra a Mustér.

Tiella terraglia (Steingut) dat ei treis caracteristics naschors dil 20avel tschentaner. Quel da colur gaglia ei „Made in Italy“, e deriva ord il 19avel tschentaner tardiv ni entschatta dil 20avel. Ils loghens da producziun da quels sempels products industrials da massa ein nunenconuschents.

Ultra da quei dat ei rests da treis servis dil medem temps, inaga da Gien en Frontscha (decor restampau en tgietschen, muster FLEURETTE) e duas gadas da Villeroy & Boch (muster BRYONIA e REDOWA).

La suletta honta da rauba da crap (Steinzeug) „Westerwälder Art“ e ina fuorma usitada en Svizra.

Auter vesa ei ora cun ils dus entscheins japanes dall’emprema mesadad dil 20avel tschentaner. Ei setracta d’ina porcellana gaglia e sulerada dil marcau da Satsuma, dalla prefectura Kagoshima. Sin tgei via ch’els ein pomai arrivai ella collecziun a Trun ei incert.

Engraziament

La Fundaziun CERAMICA engrazia alla presidenta dalla fundaziun Justina Simeon-Cathomas ed alla emploiada dil museum Oliva Pfister pil sustegn survetscheivel ed amicabel duront las lavurs d’inventarisaziun.

Translaziun Tarcisi Hendry

Bibliografia:

Betz 1996
Jutta Betz, Trun, Cuort Ligia Grischa – Museum Sursilvan (PEDA-Kunstführer 364), Passau 1996.

Fry 1954
Karl Fry, Das Trunser Heimatmuseum (Cuort Ligia Grischa), in: Bündner Monatsblatt, Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur, 1954, 46-48.

Frye 2006
William R. Frye, Wilhelm Kagel – Kunsthandwerkliche Werkstätten Keramik-Manufaktur 1906-1988 Partenkirchen, Garmisch-Partenkirchen 2006.

Gieri 1976
Vincenz Gieri, Führer durch das Heimatmuseum Trun, Mustér 1976.

Trun, Museum Sursilvan, Cuort Ligia Grischa (MCLG)

Museum
Cuort Ligia Grischa
Via Principala 90 / Postfach 76
CH-7166 Trun
Tel.: 081 943 25 83
E-Mail: museum@trun.ch

Keramik des Museums Cuort Ligia Grischa in CERAMICA CH

Das Museum Cuort Ligia Grischa in Trun ist eines der schönsten und historisch auffälligsten Gebäude der Surselva. Es wurde im Jahre 1679 im Auftrag des Klosters Disentis errichtet und diente als Rathaus des Grauen Bundes. Der Wappensaal, oder auch Landrichtersaal genannt, ist das Herzstück des Hauses. Nach 1859 gelangte das Gebäude, wegen finanzieller Schwierigkeiten des Klosters Disentis, in Privatbesitz. In den Jahren 1930-1934 musste es umfassend saniert werden. 1932 wurde daher ein Initiativkomitee mit Unterstützung von Kanton, Bund und Gemeinden gegründet mit dem Zweck, den ehemaligen Sitz des Grauen Bundes als historisches Denkmal für die Öffentlichkeit zu sichern und zu erhalten. 1934 wurde schliesslich die Stiftung «Cuort Ligia Grischa» errichtet, die noch heute Trägerin des Museums ist. Das Gebäude wurde in ein Museum umgewandelt. Dieses zeigt neben Kunstausstellungen u.a. wie früher in der Region gelebt und gearbeitet wurde (Volkskundliche Sammlung). Pater Notker Curti vom Kloster Disentis half durch eine Anzahl wichtiger Leihgaben den Grundstock der Museumssammlung zu bilden. In den Jahren 1989 bis 1992 folgten grundlegende Renovierungsarbeiten.

Die Stiftung und das Museum Cuort Ligia Grischa werden finanziell unterstützt durch den Kanton Graubünden, die Gemeinde Trun und den Gönnerverein Cuort Ligia Grischa.

Die volkskundliche Sammlung beinhaltet auch einen kleinen Bestand an Keramik, bei dem im Einzelnen leider nicht nachvollzogen werden kann, wie und wann er in die Museumssammlung gelangte. Bedauerlicherweise kann auch nicht belegt werden, ob z.B. die Keramiken aus Bugnei auf dem Weg über Pater Notker Curti in das Museum kamen.

Insgesamt umfasst die Sammlung 37 Keramikobjekte, die sich auf die folgende Anzahl Datensätze verteilen: 20 Irdenware, 1 Fayence, 14 Steingut, 1 Steinzeug, 1 Porzellan.

Bei den Irdenwaren dominieren Keramiken der Hafner Deragisch aus Bugnei (zweite Hälfte 19. und frühes 20. Jahrhundert): Kaffeekannen mit und ohne Bügelhenkel, Butterdosen mit Deckel, Doppelhenkeltöpfe mit breitem Ausguss, die funktional wohl als Rahmtöpfe anzusprechen sind, und eine kleine, spitzovale Schale, die aus zwei Teilen zusammengesetzt wurde. Solche merkwürdigen Stücke fanden sich bereits in der Sammlung des Klostermuseums Disentis.

Zahlreicher vertreten ist auch manganglasiertes Geschirr mit üblichen und seltenen Keramikformen: runde und ovale Platten sowie einem bislang singulären Stülpdeckel-Vorratstopf. Mangels Marken muss der Produktionsort meist offen bleiben.

Hervorzuheben ist jedoch, dass auch zwei gemarkte Exemplare aus Aedermannsdorf, Kanton Solothurn vorliegen, die aufgrund der Marken wohl nach 1930 gefertigt worden sein dürften. Erstaunlicherweise befindet sich darunter eine der typischen bauchigen Kaffeekannen, die man ansonsten immer gerne zwischen 1850 und 1900 eingeordnet hätte. Die Produktion dieses in Graubünden sehr beliebten Gefässtyps läuft demnach über einen erstaunlich langen Zeitraum bis vermutlich in das zweite Drittel des 20. Jahrhunderts.

Andere, sonst in Graubünden häufige Irdenware-Produktionsorte sind nur mit geringen Stückzahlen vertreten. Unter anderem handelt es sich um eine Platte aus der Region Berneck im St. Galler Rheintalund eine Schüssel, die Am ehesten Andreas Lötscher, dem zweiten Hafner von St. Antönien zugeschrieben werden kann. Sie befindet sich weit ausserhalb des ursprünglichen Absatzgebietes dieser Töpferei (Prättigau, Davos bis Landquart).

Aber auch die üblichen süddeutschen, hellscherbigen Henkeltöpfe der Region Augsburg (19. Jh.?) sind vorhanden. Singuläre Stücke sind ein bunter italienischer Boccalino (unbekannter Produzent) und eine Weinkanne aus der Werkstatt von Wilhelm Kagel, jun. (1906-1987) im bayerischen Partenkirchen. Dieser erlernte 1924-1926 das Töpferhandwerk im elterlichen Betrieb (Wilhelm Kagel, sen. 1867-1935), besuchte die Werkschule in Höhr-Grenzhausen und übernahm 1935 zusammen mit seinem Bruder Eugen die Töpferei (vgl. Frye 2006).

Fayence ist nur mit einem einzigen Objekt belegt, einem typischen, italienischen Weihwasserbecken des 18. Jahrhunderts, zu dem es ein gutes Gegenstück in der Sammlung des Klostermuseums Disentis gibt.

Beim Steingut fanden sich drei charakteristische Nachttöpfe des 20. Jahrhunderts, von denen der buntbemalte „Made in Italy“ ist, also wohl aus dem späten 19. oder frühen 20. Jh. stammt. Die Herstellungsorte dieser einfachen, industriellen MAssenware sind unklar.

Ausserdem gibt es die Reste dreier Service, derselben Zeitstellung, einmal aus Gien in Frankreich (roter Umdruckdekor, Muster FLEURETTE) und zweimal von Villeroy & Boch (Muster BRYONIA und REDOWA).

Die einzelne Kanne aus Steinzeug „Westerwälder Art“ ist in der Schweiz eine gängige Form.

Anders sieht es mit den zwei japanischen Räuchergefässen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus. Es handelt sich um bunt bemaltes und vergoldetes Porzellan aus der Stadt Satsuma in der Präfektur Kagoshima. Auf welchem Weg sie in die Sammlung gelangten, ist unklar.

Dank

Die CERAMICA-Stiftung dankt der Stiftungspräsidentin Justina Simeon-Cathomas und der Museumsmitarbeiterin Olivia Pfister für die freundliche und hilfsbereite Unterstützung der Inventarisationsarbeiten.

Bibliographie:

Betz 1996
Jutta Betz, Trun, Cuort Ligia Grischa – Museum Sursilvan (PEDA-Kunstführer 364), Passau 1996.

Fry 1954
Karl Fry, Das Trunser Heimatmuseum (Cuort Ligia Grischa), in: Bündner Monatsblatt, Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur, 1954, 46-48.

Frye 2006
William R. Frye, Wilhelm Kagel – Kunsthandwerkliche Werkstätten Keramik-Manufaktur 1906-1988 Partenkirchen, Garmisch-Partenkirchen 2006.

Gieri 1976
Vincenz Gieri, Führer durch das Heimatmuseum Trun, Mustér 1976.