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Heimberg-Steffisburg BE (Region)

Keramik «Heimberger Art» aus der Region Heimberg-Steffisburg BE in CERAMICA CH

Keramik «Heimberger Art» aus der Region Berneck SG in CERAMICA CH

Andreas Heege, Andreas Kistler 2019

Einleitung

Heimberg und Steffisburg sind zwei unmittelbar benachbarte, aber politisch selbständige Gemeinden im Kanton Bern. Beide Orte und ihr weiteres Umfeld bildeten im späten 18. und im 19. Jahrhundert den wichtigste Töpfereistandort bzw. die wichtigste Töpfereiregion im Kanton Bern. Unter Sammlern und in der Literatur hat sich für die dort produzierte Keramik die Kurzbezeichnung “Heimberg” oder “Heimberger Keramik” eingebürgert, obwohl dies im strengen Sinne, wie zu zeigen sein wird, eigentlich nicht korrekt ist. Da oft nicht klar ist, aus welcher Töpferei bzw. welcher Gemeinde die vorliegende Keramik stammt, wird der Einfachheit halber unter Produktionsort «Heimberg-Steffisburg» angegeben.

Stand der Forschung

An der Strasse von Bern nach Thun, im früheren Amtsbezirk Thun, bestanden um 1850 zusammen mit einer Reihe benachbarter Ortschaften aus dem Amtsbezirk Konolfingen – Jaberg, Kiesen, Oppligen, Diessbach, Wichtrach und Münsingen – zeitweise maximal 80 Hafnereien (Karte der Hafnereien im Kanton Bern). Archivalische und genealogische Forschungen von Fernand Schwab (Schwab 1921), Hermann Buchs (Buchs 1988) und Andreas Kistler liefern heute ein umfassendes Bild von der Lage der meisten Hafnereibetriebe in Heimberg und Steffisburg und der Familie des jeweiligen Hafners bzw. der Hafnerfamilie, die den Betrieb führte.

Heimberg-Steffisburg: Liste der Hafnergrundstücke

Heimberg-Steffisburg: Liste der Hafnerfamilien

Eine Unterscheidung der Produkte der genannten Herstellungsorte ist momentan nicht möglich. Mit der Verwendung des Begriffs “Heimberg-Steffisburg” ist daher immer die weitere bernische Herstellungsregion der Keramik “Heimberger Art” gemeint, zu der spätestens ab der Zeit um 1850 auch Langnau und benachbarte Töpferorte wie z.B. Schüpbach gehören.

Heimberg zählte im Jahr 1764 234 Einwohner in 47 Haushalten, das direkt benachbarte Steffisburg 924 Einwohner in 184 Haushalten. Bis 1856 stieg die Zahl der Haushalte allein in Heimberg auf 234 bei 1217 Einwohnern. 1880 hatten Heimberg 1149 und Steffisburg 3898 Einwohner (Heege/Kistler 2017/1, 362–508).

Alexandre Brongniart (1770-1847), 1800-1847 Direktor der Porzellanmanufaktur in Sèvres  und sein wichtiges Buch von 1844 (Quelle: https://fr.wikipedia.org/wiki/Alexandre_Brongniart)

Informationen zur Keramikproduktion in Heimberg finden sich in der Literatur erstmals 1844. 1836 besuchte Alexandre Brongniart, Direktor der Porzellanmanufaktur des französischen Sèvres, den Töpferort. Er veröffentlichte acht Jahre später eine kurze Beschreibung zur dortigen Keramik und ihrer Herstellung. Diese ist als Augenzeugenbericht eines erfahrenen Keramikers von erheblicher Bedeutung (Brongniart 1844, Bd. 2, 14–15). Die zweite und dritte schweizerische Gewerbe- und Industrieausstellung in Bern 1848 bzw. 1857 beschickten nur wenige Heimberger Hafner. Deshalb vermitteln die in diesem Zusammenhang gedruckten Kataloge und technischen Berichte kein umfassenderes Bild der Produktion (Messerli Bolliger 1991, 46–47). Erst 1874, also bereits nach der Blütezeit des Hafnergewerbes, erfahren wir wieder Grundlegenderes über die Hafnerei. Josef Merz, Architekt aus Thun, untersuchte im Rahmen eines öffentlichen Vortrages vor allem die Bleivergiftung, eine typische Berufskrankheit der Hafner (Merz 1874). 1906 erschien im «Illustrierten Fremdenblatt von Thun und Umgebung» erstmals ein historischer Abriss zur Geschichte der Heimberger Hafnereien. Er stammt aus der Feder von Karl Huber, dem damaligen Thuner Stadtarchivar (Huber 1906), und ist für verschiedene Vorgänge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Dokument. Ergänzt wird es durch einen Bericht von Oscar Blom aus dem Jahr 1908. Blom war damals Direktor des Gewerbemuseums in Bern und zuständig für die “Förderung der Majolika-Industrie in Heimberg-Steffisburg-Thun” (Blom 1908).

Eduard Hoffmann-Krayer (1864-1936), Direktor des Schweizerischen Museums für Volkskunde in Basel  und die Keramiktafeln seiner Publikation von 1914 (Quelle: MKB).

1914 beschäftigte sich Eduard Hoffmann-Krayer, Direktor des Schweizerischen Museums für Volkskunde in Basel (heute MKB), erstmals aus volkskundlicher Sicht mit Heimberger Keramik und versuchte eine stilistische Gruppenbildung (Hoffmann-Krayer 1914).

1921 erschien schliesslich die bis heute grundlegende, auf Archivmaterial und Befragungen basierende Studie «Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie» des bernischen Juristen und Wirtschaftswissenschaftlers Fernand Schwab (1890-1954; Schwab 1921) . Sie stellt eine bis heute unverzichtbare Sekundärquelle dar.

Erst zwischen 1961 und 1995 kam erneut etwas Schwung in die Erforschung der Heimberger Keramik. Massgeblich daran beteiligt waren Hermann Buchs, der Leiter des Schlossmuseums Thun (Buchs 1961; Buchs 1969; Buchs 1980; Buchs 1988; Buchs 1995),  und Robert L. Wyss, der Direktor des Bernischen Historischen Museums.

Robert L. Wyss (1921-2003), ehemaliger Direktor des Bernischen Historischen Museums (Quelle BHM) und sein wichtigstes, keramikgeschichtliches Werk aus dem Jahr 1966.

Robert L. Wyss versuchte auf der Basis der Museumsammlung des BHM erstmals eine umfassendere Gliederung der Heimberg zugeschriebenen Keramiken (Wyss 1966, 34–42).

In ihrer 1991 erschienenen Dissertation beschäftigte sich Barbara E. Messerli Bolliger vor allem mit der Heimberger Hafnereigeschichte des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert (Messerli-Bolliger 1991).

Adriano Boschetti fasste 2006 den Forschungsstand im Rahmen seiner Dissertation zusammen und beleuchtete die Heimberger Hafnereigeschichte vor allem aus kulturhistorischer und archäologischer Sicht (Boschetti-Maradi 2006, 224–228).

Steffisburg, Grosses Höchhus, Töpferofenfundament und Arbeitsgrube zum Einfeuern aus dem 19. Jahrhundert (Foto Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Heinz Kellenberger).

Steffisburg, Grosses Höchhus, Keramikfehlbrände aus der Verfüllung des Töpferofenfundamentes, etwa 1850-1860 (Foto Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Badri Redha).

Erst in allerjüngster Zeit konnten auch Töpfereistandorte ausgegraben werden (Baeriswyl 2008; dazu jetzt Heege/Kistler 2017/2, 68; neu Frey 2022) und ein Töpferofen dokumentiert werden (Heege 2007a; Heege 2007b). Grössere Mengen Heimberger Keramik aus dem Verbrauchermilieu der Stadt Bern wurden 2010 veröffentlicht (Heege 2010). Im Gegensatz zu anderen Töpfereien im Kanton Bern lag der Fokus der Heimberg-Steffisburger Hafner zu fast 100% auf der Geschirrproduktion.

Kachelofen zur Trocknung des rohen, ungebrannten Geschirrs aus der Heimberger Hafnerei  Künzi im “Lädeli”,  datiert 1864. 1999 im Schlossmuseum Thun wieder aufgebaut, heute leider abgebrochen. 

Die Herstellung oder das Setzen von Kachelöfen spielten keine nennenswerte Rolle (Foto: Eine Ausnahme; Buchs 1970).

Die Anfänge der Produktion

Die keramische Produktion in der Region Heimberg begann um 1730. Zu diesem Zeitpunkt zog der Langnauer Töpfer Abraham Herrmann (1698–1750) mit seiner Familie nach Heimberg bzw. später nach Steffisburg. Ihm folgte um 1752 sein jüngerer Bruder Peter Herrmann (1712–1764). Die beiden Brüder fanden offenbar in der väterlichen Werkstatt in Langnau keinen Arbeitsplatz. Die ältesten archivalischen Nachweise für Abraham stammen vom 29. April 1731. Es kann nur vermutet werden, dass Abraham und Peter die zu Hause erlernte Produktion von Keramik im «Langnauer Stil» in Heimberg bzw. Steffisburg auf verschiedenen Grundstücken fortsetzten. Dies ist jedoch bislang durch Bodenfunde oder zweifelsfrei signierte Keramik nicht gesichert (vgl. hierzu den derzeitigen Forschungsstand Heege/Kistler 2017/2, 66–68, 268–271; Langnau-Werkstatt 1, Hand 3).

Die Entwicklung des Hafnerhandwerks in Heimberg

Erst nach etwa 1780 entwickelte sich dann aufgrund externer süddeutscher bzw. nordschweizerischer Einflüsse ein typischer, eigenständiger «Heimberger Stil» mit schwarzbrauner oder rotbrauner Grundengobe und Malhorndekor. Etwa gleichzeitig mit Abraham Herrmann liessen sich weitere Hafner aus dem Emmental – Huttwil, Langnau oder Signau – respektive aus der Ostschweiz – Herisau – in Heimberg nieder. Ab ca. 1770/80 lässt sich archivalisch eine steigende Zuwanderung ausländischer Gesellen und teilweise auch Hafner, vor allem aus der Region Schaffhausen, aus Württemberg, Hessen und der Pfalz, aber auch aus Österreich nachweisen.

Teller von Johannes Weisshaubt aus Neunkirch bei Schaffhausen 1785 (SNM LM-011598, Foto Donat Stuppan).

So signierte z. B. der Hafner Johannes Weisshaubt aus Neunkirch bei Schaffhausen 1785 einen typischen Heimberger Teller (SNM LM-011598). In diesem Jahr arbeiteten in der Gemeinde Steffisburg 13 Hafner (Schwab 1921, 28; StAB BV101, 9).

1798 lassen sich laut Helvetischem Bürgerregister in Heimberg bereits 14 Hafner bei 111 volljährigen männlichen Ortseinwohnern nachweisen. Ausserdem arbeitete ein Hafner in Oppligen und vier produzierten in Steffisburg (Schwab 1921, 63). Offenbar war der lokale Ton ein gutes Rohmaterial, und es gab trotz der grossen Zahl an Handwerksbetrieben genügend Brennholz.

Im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen um die Anlage eines Töpferofens in Steffisburg berichtete der Thuner Oberamtmann Steiger im Jahr 1819 an die bernische Landesökonomiekommission: Geschirr werde ausserhalb der Kirchgemeinde Steffisburg in Thun, Allmendingen, Jaberg, Diessbach bei Thun und in Langnau hergestellt. In der Kirchgemeinde Steffisburg befänden sich gegenwärtig 34 Brennöfen. Ein Meister halte gewöhnlich ein oder zwei Gesellen, zuweilen auch einen Lehrknaben und einen Handlanger. «Meistens werden zu Besorgung der Geschirr-Tröcknung nur Weibspersonen und Kinder gebraucht, zum Ausmahlen aber einzig nur Weibspersonen. Unter denen in der Gemeinde Steffisburg gegenwärtig in Arbeit stehenden Gesellen befinden sich 10 Landsfremde». Die Kosten für Holz, Materielles und Arbeitslohn würden auf 60 Franken für jeden Brand geschätzt. Nach Abzug der Auslagen könne je nach Geschirrsorte mit einem Gewinn von 40 bis 70 Franken gerechnet werden. Insgesamt habe die Fabrikation beträchtlich zugenommen. Aber nur ein sehr unbedeutender Teil der Ware würde im hiesigen Kanton abgesetzt, damit «das übrige dann in andere Cantone, nach Frankreich, Deutschland und Italien ausgeführt werden könne […]» (StAB B IV 15, Band XI, 45–46).  Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die 1844 auch von Alexandre Brongniart bestätigte Tatsache, dass in Heimberg ausschliesslich Frauen für das Dekorieren der Keramik zuständig waren. Der Export, vor allem nach Frankreich und Italien, lässt sich momentan aufgrund publizierter archäologischer Funde noch nicht belegen.

1832 berichtete der Thuner Regierungsstatthalter über das Töpfereigewerbe in Heimberg und Umgebung: “Die Hafnerey ist bedeutend und es wird soviel ausgeführt, dass mehrere Partikularen schöne Häuser erbauen. Wöchentlich verreisen mehrere geladene Wägen nach der Stadt.” (StAB A II 3401, S. 23, 6.12.1832, zitiert nach Frank 2000,766). 1834 teilte er mit, dass die Hafner sehr viele ausländische Gesellen angestellt hätten, die Hälfte der Gesellen aber Einheimische seien. Auf 55 einheimische Meister kämen fünf bis sechs fremde (StAB A II 3402, S. 13, 15.2.1834, zitiert nach Frank 2000, 766).

Für das Jahr 1836 berichtete Alexandre Brogniart  (1844, 14) über mehr als 50 Töpfereien in der Region Heimberg-Steffisburg.

Der Zustrom schweizerischer, aber auch deutscher Gesellen nach Heimberg hielt nach 1800 unvermindert an. Zwischen 1810 und 1908 lassen sich in den beiden relevanten Amtsbezirken Thun und Konolfingen die Arbeitsmeldungen für 401 Gesellen aus der Schweiz (inkl. Kanton Bern), 229 aus Deutschland, 19 aus Frankreich (Elsass), 7 aus Österreich und einen aus den Niederlanden bzw. Ungarn nachweisen (StAB, Archivalien der Fremdenkontrolle). Unter den Gesellen aus Deutschland dominieren die aus Baden und Württemberg weit vor denen aus Bayern, Hessen, Nassau, Preussen oder Sachsen. Unter den schweizerischen Gesellen stammen viele aus den Kantonen Aargau (vor allem Rekingen), Basel (Läufelfingen), Luzern (Malters, Meggen), Sankt Gallen (Berneck und Orte im Umfeld-Altstätten, Au, Balgach, Eichberg, Lüchingen, Marbach sowie Rapperswil, St. Gallen), Schaffhausen (Beggingen, Neunkirch, Ober- und Unterhallau, Thayngen und Wilchingen), Thurgau (Berlingen, Steckborn), Waadt (Duillier, Poliez-Pittet) und Zürich (Bülach, Dällikon, Rafz, Schauenberg, Unterstammheim, Wädenswil und Zürich). Alle diese Gesellen nahmen die Kenntnis des «Heimberg Stils» (Dekortechnik und Motive) mit zurück in ihre Heimatgemeinden und sorgten auf diesem Wege für eine entsprechende Verbreitung.

Da die Unterlagen der ämterweise geführten Fremdenkontrolle wohl korrekt sind, so lassen sich entgegen bisherigen Zahlenangaben in der Literatur (Schwab 1921, 85; «80 Gesellen in den 1850er-Jahren») in keinem Jahr zwischen 1809 und 1908 in der Region Heimberg-Steffisburg mehr als 27 Gesellenanmeldungen nachweisen. Durchweg mehr als zehn Neuanmeldungen je Jahr charakterisieren offenbar die produktivsten Jahre des Heimberger Gewerbes zwischen 1843 und 1866. Nach diesem Zeitpunkt fallen die Zahlen unter zehn und schwanken zwischen 1880 und 1908 zwischen einem und drei Gesellen je Jahr. Die von Schwab mitgeteilten Streitigkeiten mit den deutschen Gesellen in den 1860er-Jahren (Schwab 1921, 81) finden eine klare Bestätigung in den festgehaltenen Neuanmeldungen. Wurden 1863 und 1864 noch neun bzw. acht deutsche Gesellen für die Region Heimberg verzeichnet, so fiel die Zahl 1865 auf drei, 1866 auf zwei, 1867 auf einen, und 1868 kam gar kein deutscher Geselle mehr. Zwischen 1869 und 1881 sind dann nur noch insgesamt elf deutsche Gesellen dokumentiert. Es darf dabei jedoch nicht übersehen werden, dass sich das Heimberger Gewerbe offenbar in dieser Zeit in einer grundsätzlichen Krise und Phase der Umstrukturierung befand, denn auch die Zahl der schweizerischen Gesellen war im selben Zeitraum stark rückläufig.

Liste der fremden Gesellen nach Alphabet (Daten Andreas Kistler nach Archivalien StAB)

Liste der fremden Gesellen nach Land, Kanton/Bundesland, Ort (Daten Andreas Kistler nach Archivalien StAB)

Liste der bernischen Hafner, bei denen fremde Gesellen gearbeitet haben (Daten Andreas Kistler nach Archivalien StAB)

Heimberger Vase des Gesellen Carl Traugott Lieberwirth aus Strehla in Sachsen (MKB VI-1432).

Unmittelbare keramische Nachweise für die Anwesenheit der Gesellen in Heimberg sind selten. Bislang gibt es eine signierte Heimberger Vase des Gesellen Carl Traugott Lieberwirth aus Strehla in Sachsen (MKB VI-1432). Dieser war 1829 für dreieinhalb Monate Geselle bei Hafner Christen Reusser in Kiesen (StAB Bez Konolfingen B 1434, 258). Das Bernische Historische Museum verwahrt ausserdem eine mit plastischen Blüten geschmückte Vase, die auf dem Boden einen eingeritzten Spruch und die Signatur des Herstellers trägt: «Nicht wie Rosen nicht wie Nelken, den die vergehn u. verwelken, Sonder wie das Feuerglühn, soll stets unsre Freundschaft blühn, Heinrich Notter» (BHM 6933).

Vase des Heinrich Notter aus Willisdorf im Kanton Thurgau  als Hafnergeselle in Heimberg (BHM 6933).

Heinrich Notter stammte aus Willisdorf im Kanton Thurgau und war zwischen Juni 1860 und September 1868 bei vier Hafnern in Heimberg in Stellung (StAB Bez. Thun Regstamt B 129). Möglicherweise brachte er diese Art des plastischen Dekors aus seiner Heimat in der Ostschweiz mit, denn in Steckborn lassen sich ähnliche Arbeiten für den Hafner Martin Guhl (1825–1892) nachweisen (Früh 2005, 518). Ein Johann Martin Guhl aus Steckborn (dieselbe Person?) war allerdings zwischen 1844 und 1849 als Geselle bei vier Hafnern in Hasle bei Burgdorf, Diessbach, Kiesen-Murachere und Kiesen tätig (StAB Bez Konolfingen B 1436). Er könnte die Dekorationsart also auch im Kanton Bern kennengelernt und nach Steckborn mitgenommen haben.

Verteilung der Hafnerhäuser in Heimberg (Buchs 1988, 11).

Exakte statistische Zahlen für die weitere Entwicklung des Töpferhandwerks in der Region Heimberg sind rar, jedoch scheinen in den Spitzenzeiten der Produktion (ca. 1820–1860) in der Region Heimberg/Steffisburg etwa 80 Töpfereien produziert zu haben (vgl. für Heimberg die obenstehende Kartierung der Hafnerhäuser; Buchs 1988, 11).

Im Jahr 1860 unterschrieben 70 Hafner eine Eingabe an die bernische Regierung, in der sie um eine Berücksichtigung der Hafnereiprodukte in den Zollverhandlungen mit Frankreich baten. Eine Ermässigung der französischen Einfuhrzölle sollte den Absatz dorthin ermöglichen (StAB BB IV 95).

1874 berichtete Architekt Merz aus Thun noch über «62 selbständige Töpfermeister, welche mit 53 Öfen arbeiten und 105 Gehülfen beschäftigen. Die Durchschnittsproduktion per Jahr beträgt per Meister circa Fr. 4000. Der Durchschnittsertrag netto circa Fr. 1500. Der ganze Umsatz somit circa Fr. 250.000. Der erzielte Reinertrag Fr. 93.000. In gewöhnlichen Zeiten, wie z.B. gegenwärtig, ist bedeutend mehr Nachfrage als fabriziert werden kann und würde sich dieselbe bei besserer Fabrikation jedenfalls noch steigern, wenn auch verhältnismässig die Preise erhöht werden müssten. Das Geschäft wird aber jetzt betrieben,, wie es eben schon der Grossvater betrieben hat, theilweise sogar ist selbes noch mehr zurückgegangen. Dieser Übelstand hat seinen Grund hauptsächlich darin, dass die Lehrlinge oder Junggesellen sich in keiner Weise weiter auszubilden suchen, meistentheils nicht in die Fremde gehen und somit auch zu keinem nennenswerthen Fortschritt kommen. Die Formen aller Geschirre, ihre Grundfarbe und Ausschmückung bleiben sich gleich, und das Fabrikat hat das althergebrachte unschöne Aussehen.» (Merz 1874, 23).

Die Eidgenössische Betriebszählung (Gewerbestatistik) von 1889 wies für Heimberg 41 Hafnereien und für Steffisburg 12 Hafnereien nach. Insgesamt lebten 217 Personen von der Töpferei (Gewerbestatistik 1889, zitiert nach Frank 2000, 767).

Die Einführung der sog. Tuner Majolika, einer intensiv verzierten Historismuskeramik vor allem für den sich entwickelnden Tourismusmarkt, führte etwa 1870 und verstärkt nach der Weltausstellung 1878 in Paris für wohl weniger als zehn innovative Betriebe zu guten Absätzen. Inwieweit auch einige der übrigen Hafner in die Produktion vor allem auch für die keramischen Grosshändler wie Schoch-Läderach eingebunden waren, entzieht sich unserer Kenntnis. Es ist jedoch klar, dass der überwiegende Teil der Werkstätten sich auch nach dem Ende der Thuner Majolika und dem Aufkommen von Jugendstil-Geschirr (zwischen etwa 1900 und 1905) nicht an der Produktion von moderner “Kunstkeramik” beteiligte, sondern beim althergebrachten Gebrauchsgeschirr blieb. Wie dieses exakt aussah oder dekoriert wurde, entzieht sich mangels Museumssammlungen oder Ausgrabungen nahezu vollständig unserer Kenntnis.

1908 erwähnte  Oscar Blom, Direktor des Gewerbemuseums in Bern, noch 47 Betriebe in der Region (Blom 1908, 3, ohne namentliche Auflistung). Das Adress- Reise- und Reklamen-Taschenbuch für Thun und Berner Oberland aus dem Jahr 1908 verzeichnet folgende Hafner, von denen wir jedoch nicht sicher wissen, ob sie auch Geschirrkeramik produzierten:

Heimberg (19 Namensnennungen) Aebersold Johann; Aebersold Gottlieb; Amstutz Elisabeth Wwe.; Bieri Karl; Forster Johann; Gugger Chr.; Haueter Eduard; Hänni Friedrich; Jenni Robert; Kunz Fr.; Künzi Johann; Läderach Johann; Loder Bendicht; Portner Hermann; Reusser Jakob; Schädeli Fr.; Schenk Fritz; Schenk Rudolf; Tschanz Gottfried. Karl Schenk, der ebenfalls Keramik fertigte und signierte wird als Bienenzüchter und Weibel geführt. Gottfried Tschanz war zugleich Gemeindepräsident.

Interlaken (2 Namensnennungen) Ritschard Karl, Centralstrasse; Straubhaar G., Rugenparkstr.

Saanen (1 Namensnennung) Loosli Jak.

Steffisburg (12 Namensnennungen) Bieri Ed., Bernstrasse; Frank Fr., Bernstrasse; Frank Chr., Bernstrasse; Hermann Rud., Bernstrasse; Hänni Gottl., Bernstrasse; Hodel Karl, Bernstrasse; Loder Karl, Bernstrasse; Meyer Fr., Bernstrasse; Messerli Gottfr., Bernstrasse; Müller Kl., Bernstrasse; Tschanz Joh., Bernstrasse; Zürcher Ed., Bernstrasse. Die Firma der Witwe Wanzenried-Ingold firmiert unter “Majolikafabrik”.

Strättligen (2 Namensnennungen) Feiler Gottl., Allmendingen; Straubhaar, Buchholz.

Wimmis (1 Namensnennung) Loosli, Alfred

Zweisimmen (1 Namensnennung) Gobeli, Hans

Bis in die 1920er-Jahre sank die Zahl auf etwa 20 Hersteller (Schwab 1921, 104, ohne Namensliste), die jetzt zunehmend Werkstattinhaber und Mitarbeiter hatten, die in einer der schweizerischen Keramikfachschulen  oder Töpferschulen/Töpferkursen (Chavannes oder Bern, Steffisburg, Langnau) ausgebildet waren. Diese verstanden ihr Geschirrsortiment auch modischen Tendenzen, die z.B. über die 1917 gegründete Mustermesse in Basel verbreitet wurden, anzupassen.

Die «Berner Bauernkeramik» firmiert beim Schweizerischen Bundesamt für Kultur heute unter «Lebendige Traditionen» und «Traditionelles Handwerk», obwohl in der Region nur noch wenige Hafnerwerkstätten arbeiten.

Keramik im «Heimberger Stil» – Keramik «Heimberger Art»

Alexandre Brongniart, Direktor der Porzellanmanufaktur in Sèvres, veröffentlichte 1844 eine kurze Beschreibung zu Heimberg und seiner Keramikproduktion:

«[…] sie haben die harte und entschiedene Farbgebung, welche für gewöhnlich die schweizerischen Ornamente charakterisiert. In diesem kleinen Distrikt von Heimberg, von Thun aus etwas mehr als einen Kilometer entfernt, an der Strasse nach Bern, gibt es mehr als 50 Töpfer. Die Tonmasse dieser Keramik setzt sich aus zwei Tonerden zusammen, welche der näheren Umgebung entstammen: die eine, rötliche, stammt aus Merlingen [korrekt Merligen am Thuner See; Boschetti-Maradi 2006, 19], die andere von Steffisburg im Heimberg; vor dem Brand weist diese Mischung eine rauchgraue Färbung auf; durch natürlich gemischte irdene Engoben, oder durch künstlich gemischte Engoben mit verschiedenen Metalloxyden, gibt man den Stücken verschiedene Farben, das Rot durch Ockererde, das Braun durch Mangan und das Weiss durch eine nicht eisenhaltige weisse Erde. Die rohen, gut getrockneten Stücke werden gewöhnlich mit diesen Engoben überzogen; auf diese irdenen Überzüge werden grobe, aber äusserst verschiedene Ornamente gelegt und zwar mit dem Absud der durch guthaftende Oxyde gefärbten Erden, so durch das Antimonium, das Kupfer, das Kobalt oder auch durch das Mangan. Diese Farben befinden sich in kleinen Behältern, welche Lampen gleichen, in deren Ausflussteil ein Federkiel gesteckt wurde; eine Frau malt mit der Farbe, welche durch den Ausfluss fliesst Punkte, Linien und andere Figuren mit welchen sie die Vase verzieren will: die Vielfalt der Ornamente, mit welchen die Töpfer ihre Stücke zu dekorieren wissen, mit diesen einfachen Mitteln, ist erstaunlich. Die Glasur besteht einfach aus Blei-Mennige, welche auf das rohe, gut getrocknete Stück aufgepudert wird. Die Tonmasse, die Engobe, die Ornamente und die Glasur werden zusammen gebrannt, in einem einzigen Arbeitsgang, in Öfen, welche die Form eines liegenden Zylinders aufweisen mit tiefer liegendem Feuerungsraum. Die Feuerung erfolgt mit Tannenholz […].» (Brongniart 1844, Bd. 2, 14–15 in der Übersetzung von Messerli Bolliger 1993, 149–150. Die zugehörigen Abbildungen erschienen in Brongniart/Riocreux 1845, Taf. 31,4.12.13).

Keramik aus Heimberg (Brongniart/Riocreux 1845, Taf. 31,4.12.13). Nr. 4 wurde vom Museum in Sevres aber schon 1817 in Thun gekauft, während Nr. 12 und 13 von Brongniart 1836 mitgebracht wurden.

Die in der Region Heimberg-Steffisburg hergestellte Keramik im «Heimberger Stil» ist sehr vielgestaltig. Sie wurde bis heute nicht umfassend typologisch gegliedert. Da sich die Region im 19. Jahrhundert bei den Irdenwaren zum stilistischen Marktführer entwickelte, der auch andere Töpfereiregionen des Kantons Bern und der übrigen Schweiz massgeblich beeinflusste, ist eine Entscheidung, wo das einzelne Keramikstück hergestellt wurde, kaum sicher zu treffen. Diesem Sachverhalt trägt die Bezeichnung Keramik «Heimberger Art» Rechnung. Die Herkunftsangabe «Heimberg-Steffisburg (Region)» ist daher sehr allgemein zu verstehen und bezieht ausdrücklich alle umliegenden Töpferorte im Kanton Bern mit ein (z. B. auch die Langnauer Produkte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vgl. Heege/Kistler 2017/2, 172-173). Auch die Herkunftsangabe «Berneck» ist als Hilfsbegriff zu verstehen, der sicher weitere Produktionsorte in der weiteren Region – u.a. Steckborn TG oder Töpferorte im österreichischen Bregenzer Wald? – mit umfasst. Unter der Ortsangabe «Berneck» ist Keramik «Heimberger Art» zusammengefasst, die sich überwiegend in ostschweizerischen Museen (Kantone Graubünden, Appenzell, Sankt Gallen, Thurgau) gefunden hat. Stilistisch kann sie nie sicher von der Keramik aus dem Kanton Bern abgegrenzt werden. Die Zuordnung erfolgt momentan, mangels besserer Grundlagen, eher nach dem «Bauchgefühl».

Frühe Heimberger “Platte/Rösti-Schüssel” mit gerundetem Kragenrand aus dem Jahr 1783 (BHM 3189).

Zum Dekor- und Formenspektrum der Keramik «Heimberger Art» gehören ab etwa 1780 Gefässe mit schwarzer, roter oder später weisser Grundengobe (älteste datierte Stücke 1781: SNM LM-3509; SNM LM-18395, folgende Datierungen aus dem Jahr 1783: BHM 3189, MKW 219).

Oft unterscheiden sich die Innen- und Aussenseite eines Gefässes in ihrer Grundengobe (schwarz-rot, schwarz-weiss, rot-weiss, dunkelrot-orangerot), es gibt jedoch auch beidseitig rot oder beidseitig weiss bzw. beige engobierte Keramiken (Heege 2010, Abb. 67, 68-70, 73-79). Geschlossene Formen wie Kannen, Krüge, Töpfe oder Terrinen tragen auf der Innenseite immer eine weisse Grundengobe.

Region Heimberg-Steffisburg, Platte/Rösti-Platte mit gerundetem Kragenrand, datiert 1793 (MAG R 222).

Etwa zeitgleich mit der dunklen, schwarzbraunen Grundengobe setzte in der Region Heimberg eine zweite Produktionslinie ein, die durch eine kräftig rote bis rotbraune Grundengobe charakterisiert ist (z. B. MAG R 222). Das älteste datierte Stück  dieser Serie ist ein Dragonerteller mit ungewöhnlich fassoniertem Rand aus dem Jahr 1784 (SNM LM-63935).

Die Keramik wird intensiv mit dem Malhorn verziert. Anschliessend können die bemalten Flächen mit dem «Kritzer» durch Einritzen weiter akzentuiert sein. Zusätzlich findet sich «Springfederdekor».

Platte/Rösti-Platte mit Malhorn- und Ritzdekor, sowie Springfederdekor auf der Wandung, um 1800/1810 (MAG 7609).

Typischer Heimberger Teller mit Töpferspruch “Ich bin der Vogel aller Ding, des Brot ich ess, des Lied ich sing” (MAG R 220).

Teller und Schüsseln tragen häufiger «Töpfersprüche», die nur teilweise denen aus Langnau entsprechen, dafür aufgrund der Gesellenwanderungen aber eine eher internationale Komponente zeigen. Sie sind immer mit dem Malhorn gemalt und nicht wie in Langnau, geritzt. Eine Kombination von Malhorndekor mit «Borstenzugdekor» oder «Laufdekor» scheint in Heimberg unüblich zu sein. Wahrscheinlich fertigten dieselben Werkstätten auch einfarbig glasierte oder nur spritzdekorierte Ware sowie Keramik mit «Farbkörper in der Grundengobe». Zur Klärung der Frage, ob die Fehlbrände aus der Töpferei in Steffisburg «Grosses Höchhus» repräsentativ sind (auch «Schwämmeldekor» und «dendritischer Dekor»), bedürfte es weiterer Töpfereigrabungen in der Region.

Die sog. «Thuner Majolika» entwickelt sich in den 1870er-Jahren auf der stilistischen Basis der Keramik «Heimberger Art», die unter dem Einfluss der Keramikfachschulen und Zeichenklassen sowie des Jugendstils und des Art Deco zunehmend ihre typische Eigenart verlor. Abgrenzungen zwischen Keramik «Heimberger Art» und «Thuner Majolika» sind daher manchmal schwierig zu treffen, zumal Thuner Majolika sowohl von einzelnen Handwerksbetrieben als auch von Manufakturen bzw. kleinen Keramikfabriken wie der Manufaktur Wanzenried in Steffisburg hergestellt wurde.

Für die Keramik «Heimberger Art» sind ab 1780 Teller, Schüsseln und Platten mit gerundetem und nach 1800 solche mit scharfkantigem Kragenrand sehr charakteristisch. Häufig finden sich auch Terrinen mit Deckel und Henkeltöpfe (Milchtöpfe). Kaffeekannen und Tassen kommen regelmässig vor. Daneben finden sich als seltenere Formen Wandbrunnen, Handwaschbecken, Rasierbecken, Schreibgeschirre, Tabaktöpfe, Butterfässer, Teller mit Abtropfsieb, kalottenförmige Teller, Leuchter, Spardosen und Öllampen sowie Dosen. Vorratstöpfe mit Deckel (Schmalztöpfe) scheinen jedoch  – zumindest in der bemalten Variante – eine grosse Seltenheit zu sein. Eine systematische Formenübersicht fehlt sowohl für die Museumsobjekte als auch für die archäologischen Bodenfunde.

Platte/Rösti-Platte mit scharfkantigem Kragenrand, etwa 1810/1820 (MAG R 242).

Vor allem die flachen Platten und Teller mit kantig-dreieckigem Kragenrand (wie MAG R 242) gelten in der volkskundlichen Literatur schon seit langem als typische Schweizer Produkte. Es wird angenommen, dass diese im Südschwarzwald und im südlichen Mittelfranken zusammen mit der schwarzen Grundengobe und der Randdekoration – S-förmige Malhornhaken – nachgeahmt wurden (Keramik «Heimberger Art»), nachdem wandernde Gesellen Form und Muster in der Region Heimberg-Steffisburg kennengelernt hatten (Groschopf 1937, 44; Spies 1964, 38, 39, 66; Bauer 1971, 51–52; Bauer/Wiegel 2004, 389). Auch eine umgedrehte Filiation Südschwarzwald–Heimberg wurde bereits angenommen (Meyer-Heisig 1955, 39–43), ist jedoch bislang aus süddeutscher Perspektive nicht hinreichend erforscht. Wann die Übernahme tatsächlich einsetzte, ist zur Zeit mangels gut datierter baden-württembergischer oder bayerischer Fundinventare unklar. In Schwäbisch Gmünd sind vor 1817 jedenfalls keine Platten oder Teller mit scharfkantigem Kragenrand belegt (Gross 1999). Bei einer Durchsicht der Literatur sowie zahlreicher schweizerischer Museumsbestände fällt auf, dass Schüsseln, Platten oder Teller mit scharfkantigem Kragenrand keine Aufnahme in die klassische Produktion von Bäriswil (vor 1821) und bis in die 1830er-Jahre auch nicht in die Produktion von Langnau fanden (Heege/Kistler/Thut 2011; Heege/Kistler 2017/2). Die Randform wurde also im 18. Jahrhundert nicht im bernischen Kerngebiet entwickelt. Und auch unter den ältesten datierten Platten oder Tellern mit schwarzer oder roter Grundengobe aus Heimberg finden sich ab 1781 und bis in die 1820er-Jahre hinein vor allem die auf der Oberseite gerundeten Kragenränder (vgl. z.B. MAG N 686, MAG R 195; MAG R 221; MAG R 213; MAG R 240; MAG R244; MAG R 219; MAG R 222; MAG R185; MAG R 239). Scharfkantige Kragenränder lassen sich museal erstmals für das Jahr 1813 und in der Folgezeit dann zunehmend nachweisen (FMST K114, BHM 5876, Heege 2010, Abb. 75). Ihre Dominanz unter den Funden von der bernischen Brunngasshalde (1787–1832) erstaunt daher nicht (Heege 2010, Abb. 67, 68, 70, 72, 74, 76 und 77). In archäologischen Zusammenhängen findet sich eine solche Randvariante ausgeprägt erstmals mit Farbkörpern in der Grundengobe unter den spätestens 1807 abgelagerten Funden aus der Alten Landvogtei in Riehen im Kanton Basel-Stadt. Dort befinden sich auch zwei weitere flache Schüsseln mit dieser Randform (Matteotti 1994, Kat. 77 und 78, 92). Diese Vorkommen scheinen die These von Meyer-Heisig zu stützen.

Gruppen der Keramik «Heimberger Art»

Die folgende Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da die Keramik im «Heimberger Stil» bzw. «Heimberger Art» bis heute nicht umfassend aufgearbeitet ist.

Keramik «Heimberger Art» mit schwarzer und roter Grundengobe, älteste Phase

Teller von 1792, Töpferspruch “Die Rosen schmöcken [riechen] lieblich die Knaben sind betriblich” (MAG R 215).

Keramik mit schwarzer und roter Grundengobe und stilistischen Einflüssen aus der Region Schaffhausen bzw. dem südlichen Baden-Württemberg bildet die älteste Gruppe der Keramik Heimberger Art. Sie gehört in den Zeithorizont 1780 bis etwa 1820. Technologisch und farblich setzt sich diese Dekorart weiter fort bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, doch verändern sich die gemalten Motive (Heege/Kistler 2017/1, 378-411).

Keramik «Heimberger  Art, schwarz und rot»,  scharfkantige Kragenränder, um 1840-1860 bzw. um 1865-1870 (MAG R 216 und R 234).

Keramik «Heimberg naiv»

Eine eigenständigere, lokale Dekor- und Motivgruppe lässt sich dann ab dem frühen 19. Jahrhundert greifen (vgl. z. B. MAG R 241; MAG 7312; MAG 16699; MAG R 212; MAG R194; MAG R217; MAG  R 218; MAG R 223; MAG 971). Diese zeichnet sich durch naiv wirkende Darstellungen aus, bei denen oft kindlich verkleinerte Figuren in der Kleidung oder den Uniformen von Erwachsenen und bei Tätigkeiten von Erwachsenen gezeigt werden.

Die Kleidung gehört überwiegend zur nachrevolutionären Mode des Empire bzw. des Biedermeier, was bei den Frauen besonders gut am Schnitt der Kleider erkennbar ist. Diese Gruppe, hinter der sich vermutlich eine oder sehr wenige gleichartig arbeitende Heimberger Keramikmalerinnen und Werkstätten verbergen, setzt spätestens im Jahr 1808 mit der Darstellung eines Hafners und einer Keramikmalerin in der Werkstatt ein (BHM 7943). Das jüngste Stück dieser Serie datiert in das Jahr 1832 (MKB VI-2821). Möglicherweise gibt es eine zweite, ähnlich arbeitende und zeitlich anschliessende Keramikmalerin, deren Keramiken bis mindestens 1856 entstanden (z. B. BHM 8751; Heege 2010, Abb. 78; vgl. auch CREUX 1970, 130,5).

Keramik «Heimberger Art» mit Draperien

Vor allem Platten, Schüsseln, Teller und Terrinen mit Draperien bilden eine weitere grosse Dekorgruppe der Keramik «Heimberger Art». Diese Art des grossflächigen, randbegleitenden Dekors, der an textile Innenraumgestaltung erinnert, gehört zum Stil des Empire und des Biedermeier (vgl. MAG 12016; MAG AR 1999-97).

Leider ist fast keine dieser Platten datiert, sodass eine exaktere zeitliche Einordnung kaum möglich ist. Es gibt nur wenige chronologische Anhaltspunkte. Einzelne noch kurze, meist nur ein- oder zweibogige Draperien lassen sich 1802, 1815, 1817, 1820 und 1828 nachweisen (SNM LM-4816; MKB VI-5125; SNM HA-4250; NH-KL NH2000-025; MKB VI-977). Flächig angeordnete dreieckige Draperien zieren erstmals Tellerränder in den Jahren 1817 und 1819 (SNM HA-4250; MKB VI-3932). Es verwundert daher nicht, dass sich ähnliche Motive auch unter dem vor 1832 abgelagerten Stadtmüll aus der Berner Brunngasshalde befinden (Heege 2010, Abb. 74). Draperien der vorliegenden Art finden sich allerdings mit einem Beispiel auch bei einer 1867 datierten Platte (SMT 5186) und an einem 1864 datierten Kachelofen, der in der Werkstatt von Hafner Johann Künzi in Heimberg als Ofen zur Geschirrtrocknung verwendet wurde (Buchs 1970). Die weitere Entwicklung des Dekors führte schliesslich in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den fast flächigen Dekoren des «Chrutmusters» der «Thuner Majolika» (Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, Taf. 73,1).

Keramik «Heimberger Art» mit weisser Grundengobe sowie Ritz- und Malhorndekor

Neben der Keramik mit schwarzer und roter Grundengobe entwickelte sich in der Region Heimberg-Steffisburg ab dem frühen 19. Jahrhundert eine dritte Produktionsserie mit weisser Grundengobe in Kombination mit Ritz- und Malhorndekor (z.B. MAG 7610, MAG N 30, MAG 4638, MAG 7608, MAG 4640, MAG R 165, MAG AR 2025-383, MAG 16697; Heege/Kistler 2017a, Kat. 145-152). Dabei wurde, wie bei der Keramik aus «Langnau», der Umriss von Blüten und Blättchen, aber auch von Figuren, Wappen und Draperien zunächst eingeritzt und dann mit dem Malhörnchen ausgefüllt. Teile der Motive können auch nur mit dem Malhörnchen gemalt sein. Diese Produktionsserie kommt auch mit schwarz bzw. rot engobierter Fahne und weissem Spiegel (wie MAG 14093) bzw. schwarzem oder rotem Spiegel bei weisser Fahne vor. Die Rückseite kann ebenfalls rot engobiert sein. Die ganze Serie ist unzureichend datiert.

Keramik “Heimberger Art” (MAG 7610 und 14093).

Sollten die eingeritzten oder aufgemalten Datierungen auf den Keramikobjekten stimmen, so findet sich die beschriebene Technik zum ersten Mal im Spiegel eines 1805 datierten Tellers (SST 06773). Es folgen zwei 1813 und 1829 datierte Rasierbecken (RML A78; Privatbesitz), eine 1814 datierte Kaffeekanne auf Pokalfuss (MKB VI-2881), eine 1819 datierte Platte (HMTG T225), ein 1820 datierter Teller (SST 569), eine 1827 datierte Kaffeekanne (MKW 229), eine 1829 datierbare Vase des sächsischen Hafnergesellen Carl Traugott Lieberwirth (MKB VI-1432) und eine 1830 datierte Kaffeetasse mit Untertasse (BHM 8424; Heege 2010, Abb. 69). Die Stiftung Schloss Thun verwahrt darüber hinaus einen 1831 datierten Nidlenapf (SST 11132) und einen 1831 datierten Teller, auf dem sogar der Herstellungsort «Heimberg» angegeben ist (SST 12680). Diese Daten werden durch archäologische Bodenfunde gestützt. Keramik dieser Art gelangte in Wimmis, Kanton Bern, zwischen 1820 und 1836 in den Boden (ADB, FpNr. 340.013.2011.01) und wurde vor 1832 auch in der Stadtmüllschüttung der Berner Brunngasshalde abgelagert (Heege 2010, Abb. 68,2). Die Dekorentwicklung dieser Gruppe reicht jedoch über diesen Zeitraum hinaus, vermutlich bis in die Zeit um 1850/60 und repräsentiert also wohl die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt in der Zeit 1820–1840.

Die Verbindung zu Heimberg als möglicher Herstellungsregion ergibt sich nicht nur durch die von Carl Traugott Lieberwirth beim Hafner Christen Reusser in Kiesen gefertigte Vase (MKB VI-1432) und den Teller aus dem Schlossmuseum Thun (SST 12680), sondern auch durch die wenigen Exemplare, die aufgrund der Motive der «naiv» verzierenden Heimberger Werkstatt zugeordnet werden können. Auch auf weisser Grundengobe finden sich kleine Dragoner und sonstige Kinder in der Kleidung Erwachsener (ZHdK-KGS 01100; MKB VI-2217; SNM HA-4255, LM-45843). Bei der Frauenkleidung handelt es sich durchweg um unter der Brust geraffte Kleider, wie man sie entsprechend der französischen Mode in der Schweiz der Helvetik, der Mediationszeit und der Restauration, d. h. bis in die 1830er Jahre, erwarten kann. Das bernische Kantonswappen (MAG 7610, MAG 7608) war bei dieser Geschirrserie sehr beliebt. Es findet sich nicht nur bei der 1830 datierten Tasse (BHM 8424; Heege 2010, Abb. 69), sondern auch bei weiteren Tellern (BHM 12549, BHM 12580; MKB VI-2216), Rasierbecken (RML A80; BHM 2594, BHM 21232) und sogar bei einer Kaffeekanne (MAG 4638).

Keramik «Heimberger Art» mit blauer Malhornfarbe

Die Verwendung blauer Malhornfarbe setzt bei der Keramik «Heimberger Art» zaghaft Ende der 1820er-Jahre ein (MKB VI-1432) und nimmt ab diesem Zeitpunkt stark an Beliebtheit zu. Fünf Teller und Platten mit weisser Grundengobe aus dem MAG sind durch die Verwendung dieser blauen, meist stärker verlaufenen Malhornfarbe stilistisch miteinander verbunden (MAG 7608, MAG 4640, MAG R165, MAG AR 2015-383; MAG 16697, vgl. auch MAG R 216, MAG 14093).

MAG 7608 und MAG 4640 verbindet zusätzlich die Dekoration der Fahne mit einer Bordüre, die aus kugeligen oder rosettenförmigen Blüten, grünen runden Blättchen und begleitenden dunkelbraunen Pünktchenlinien besteht. MAG 4640 und MAG R 165 sind ferner durch die schon beschriebenen Draperiemotive miteinander verwandt (vgl. Heege/Kistler 2017a, Kat. 148-152). Die beschriebene Bordüre aus Blüten und Blättchen entwickelt sich ab den 1820er-Jahren. Jedoch scheinen in einer Frühphase zunächst noch die begleitenden dunkelbraunen Pünktchenlinien zu fehlen. Beleg hierfür ist eine 1836 datierte Kaffeekanne aus dem Fitzwilliam Museum in Cambridge (FWMC C.1910-1928). Vollständig findet sich die Bordüre auf zwei 1837 und 1838 datierten Tellern (SNM LM-010321; MAHN AA-1462) sowie auf einer 1842 datierten Feldflasche (MKB VI-10765). Die wenigen datierten Parallelen reichen dann über 1848 (Privatbesitz; Albert Anker Haus in Ins), 1853 (BHM 5874; MKB VI-1765), 1857 (BHM 6937), 1858 (MTrub 677), 1863 (SMT 4896) und 1864 (MAHN AA-2023) bis 1871 (MKB-1423).

Keramik «Heimberger Art», nur mit Malhorndekor und stark verlaufenem blauem Malhorndekor

Keramik «Heimberger Art», die nur noch mit dem Malhorn verziert und nicht mehr zusätzlich geritzt wurde (vgl. MAG 14205, MAG R 152), scheint eine Reduktionsform bzw. jüngere Entwicklungsstufe zu repräsentieren.

In der Regel wurden verschiedene Malhornfarben miteinander kombiniert. Blau ist dabei – oft stark verlaufen – entweder die Hauptfarbe oder zumindest eine wichtige Teilfarbe. Mehrfarbige Malhornmalerei mit blauem Anteil lässt sich erstmalig bei einem 1862 datierten Rasierbecken nachweisen (Privatbesitz Cham). Weitere datierte Stücke sind selten. Dabei handelt es sich u. a. um eine 1869 datierte Terrine (RSB IV-924), zwei Teller mit Abtropfsieb von 1874 (SNM LM-011799, SNM LM-017871) und zwei Rasierbecken von 1874 und 1877 (Augustinermuseum, Freiburg i. Br. 2008/041; MBS 1920.129). Zu dieser Gruppe gehören u. a. auch weitere Stücke, die mit dem bernischen Kantonswappen bemalt sind, so eine kleine Terrine (MKW 265), Kaffee- und Untertassen (SMT 4898) und ein Milchtopf (SMT 4904).

Nur mit kobaltblauer Bemalung und dunkelbrauner Beschriftung versehene Objekte lassen sich erstmals gesichert ab 1854 nachweisen (Privatbesitz Schweiz).

Dieser Stil, auch in Kombination mit mehrfarbigem Malhorndekor, wird in der Literatur aufgrund eines signierten Rasierbeckens (SMT 649) gerne einer einzigen Werkstatt, d. h. dem Hafner David Andres in Heimberg (1810–1873; Buchs 1988, 94), zugeschrieben (Wyss 1966, 40; Messerli-Bolliger 1991, 47–48; Roth-Rubi/Schnyder/Egger/Fehr 2000, 6–10; Boschetti-Maradi 2007, 58–59).

Jedoch ist dies aufgrund vorkommender Objektdatierungen (bis 1884, also mehr als 11 Jahre nach David Anderes Tod!) so wenig stichhaltig, wie die ausschliessliche Zuweisung zur Werkstatt Loosli in Wimmis durch Fernand Schwab (Schwab 1921, 106 Anm. 72). Es ist in keinster Weise gesichert, dass in Heimberg nur eine einzige Töpferei blau bemaltes Geschirr produzierte. So stellte z. B. Hafnermeister Christian Matthys in Heimberg in der Dornhalde 1872 sehr ähnliche Keramik her (MKB VI-3919).

Auch aus einer Töpferei im benachbarten Steffisburg liegen auf weisser Grundengobe partiell blau dekorierte Gefässfragmente der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor (Heege 2012, Abb. 12; spätestens ab 1855 befand sich anstelle einer Töpferei eine Bäckerei im Höchhus in Steffisburg). Und für Langnau lässt sich ab 1840 (Heege/Kistler 2017/2, 117 Abb. 138) und vor allem nach der Mitte des 19. Jahrhunderts ebenfalls eine intensive Verwendung blauer, verlaufender Malhornfarbe belegen (Heege/Kistler 2017/2, 173).

Keramik «Heimberger Art» – Neorenaissance

Die optische Wirkung der kleinen Dose MAG R 179 wird ganz wesentlich durch die Lorbeergirlanden und die dazwischen angebrachten Masken im Stil der Neorenaissance bestimmt. Diese Ausprägung des Historismus, die gekennzeichnet wird von einem bewussten Rückgriff auf Stilformen der Renaissance, entwickelte sich nach 1830 ausgehend von Frankreich (Stil des «Bürgerkönigs» Louis-Philippe) mit unterschiedlichen nationalen Ausprägungen in ganz Europa. Dabei handelt es sich sowohl um einen Stil der Architektur und der Innenarchitektur als auch des Kunsthandwerks, des Möbelbaus und der Keramik. Die Neorenaissance hatte ihre grösste Wirkung zwischen 1870 und 1885; in dieser Zeit galten ihre Formen als vorbildlich.  Zu dieser Dose gibt es in den Museen der Schweiz und im Fitzwilliam Museum in Cambridge insgesamt sechs Vergleichsstücke, die alle undatiert sind (FWMC C.1944-1928; ZHdK-KGS 01972; MAHN AA 1198, MAHN AA 2056). In zwei Fällen tragen sie blauen statt grünen Malhorndekor (RSB O-5361; SNM LM-010327). Weitere Keramiktypen mit vergleichbaren Auflagen sind unbekannt. Unklar ist der Herstellungsort. Für die Region Heimberg-Steffisburg sprechen allein das regelhafte Vorkommen dunkelbrauner Pünktchenlinien und die wenigen relevanten Angaben zur Herkunft in den Museumsinventaren. Die Dose aus dem Fitzwilliam Museum wurde 1894 beim Antiquitätenhändler Samuel Born-Straub bzw. seiner Tochter Margarethe in Thun erworben. Die beiden wie neu wirkenden Dosen aus dem Musée d’Art et d’Histoire de Neuchâtel gelangten bereits 1887 aus der bernischen Sammlung von Edouard de Reynier in das Museum. Anhaltspunkte für eine Datierung fehlen. Nach dem ältesten Eingangsdatum in einem der Museumsinventare müssten die Dosen vor 1881 entstanden sein, denn in diesem Jahr kaufte das damalige Museum für Gestaltung Zürich seine Dose (ZHdK-KGS 01972) bei einem Händler in Schaffhausen. Wenn in den 1870er-Jahren der Stil der Neorenaissance topmodern war, so ist zu fragen, woher der oder die produzierenden Heimberger Hafner ihre Anregungen erhalten haben? In diesem Zusammenhang ist möglicherweise auf den umtriebigen und heute wegen Antiquitätenfälschungen stark umstrittenen Pariser Händler Eugène Boban (1834–1908; Riviale 2001) zu verweisen, der in den 1860er-Jahren die Heimberger Hafner Wyttenbach und Küenzi dazu veranlasste, nach Zeichnungen «Luxusgeschirr» zu fertigen (Huber 1906, 278).

Keramik «Heimberger Art» – Weisse Grundengobe über schwarzbrauner Grundengobe

Ein Teller aus dem MAG (MAG R 188) gehört zu einer grösseren Motivgruppe, die mit datierten Exemplaren 1849/1850 einsetzt (Privatbesitz und SNM LM-010323) und bis mindestens 1871 produziert wurde (MKB VI-15780).

Die Tellersprüche können dabei wie im vorliegenden Fall in einem halbkreisförmigen Spruchband oder in einem runden Zentralkreis angeordnet sein (MAHN AA1232; MAHN AA1457; HMO 8357). Was diese Gruppe so besonders macht, ist die Tatsache, dass für den Dekor zwei Grundengoben – schwarzbraun und weiss – übereinandergelegt wurden. Da der Ritzdekor jedoch durch die weisse Grundengobe nur bis in die schwarze Grundengobe reicht, erscheinen die Ritzlinien nach dem Glasieren dunkel bis schwarz. Gelegentlich löst die Bleiglasur die schwarze Grundengobe auch an, die dann an den Kanten der Ritzlinien schlierig braun verfliesst. Der Ritzdekor der Langnauer Keramik und sonstiger ritzverzierter Keramik der Deutschschweiz reicht dagegen immer bis auf den Scherben, sodass sein Erscheinungsbild unter der Glasur rot bis rotbraun ist.

In der Literatur finden sich quasi keine Hinweise auf diese besondere Dekorationstechnik. Karl Huber, der Thuner Stadtarchivar, erwähnt sie zwar als Einziger in seiner 1906 erschienenen Hafnereigeschichte von Heimberg (Huber 1906, 278), weiss jedoch kein Datum für einen Produktionsbeginn anzugeben. Das früheste Auftreten dieser Dekortechnik reicht bis in die 1830er-Jahre zurück. Das Schweizerische Nationalmuseum verwahrt einen 1837 datierten Teller (SNM LM-010321), den man beim ersten Ansehen für jünger halten würde.

Das eingeritzte Datum wird allerdings gestützt durch einen gleichartigen, ebenfalls 1837 datierten Tellerboden und einen 1838 datierten Teller aus dem Musée d’art et d’histoire in Neuchâtel (MAHN AA 2164; MAHN AA 1462). Im selben Jahr findet sich die Technik auch bei zwei identischen Terrinen «Heimberger Art» (Privatbesitz; MKB VI-1783). Ab etwa 1840 müssen wir offenbar mit zahlreichen herstellenden Betrieben rechnen, berücksichtigt man die Vielfalt an Dekoren und Gestaltungen (vgl. auch MAG 14206; MAHN AA 1453; MAHN AA 2184; MAHN AA 3276; MAHN AA 1233; MAHN AA 2042; MAHN AA 2023; MAHN AA 1430; MAHN AA 1455; MAHN AA 1456; MAHN AA 1431; MAHN AA 1232; 1457). Dabei kommen auch nur geritzte und nicht zusätzlich ausgemalte Motive datiert zwischen 1843 und 1877 vor (MAHN AA 1453; fast identisch: RSB IV-599).

Für eine 1875 datierte Tortenplatte ist als Keramikmalerin eine Frau Imhof, geb. Frank, aus Heimberg überliefert (FWMC C.1950-1928). Es verwundert daher nicht, wenn sich dieselbe Technik auch im Kontext der jüngeren Thuner Majolika findet (Huber 1906, 279; MAHN AA 1764; MAHN AA 1989-60; MAHN AA 1416; MAHN AA 1417; MHLCF No 6). Heimberg blieb jedoch nicht der einzige Produktionsort. Im Zusammenhang mit den Arbeiten des Steckborner Hafners Martin Labhardt in der Werkstatt von Peter Herrmann (1809–1871) in Langnau lässt sich die Produktion vergleichbar verzierter Keramiken zumindest für das Jahr 1853 sicher belegen (MAHN AA 2055; Heege/Kistler 2017b, 381–386).

 Perldekor

Zur Keramik «Heimberger Art» gehört auch der sog. «Perldekor». Die Frage nach Ursprung, Datierung und Entwicklung dieser Gruppe der Keramik «Heimberger Art» und ihrer Verbindungen zur Keramik aus Langnau (siehe Stichwort «Perldekor»), ist nur in Ansätzen beantwortbar. Dies liegt unter anderem daran, dass es bislang keine Bodenfunde von Gefässen mit Perldekor in irgendeinem archäologischen Fundkomplex des 19. Jahrhunderts im Kanton Bern gibt. Auch unter den Produktionsabfällen von Steffisburg, Höchhus (Baeriswyl 2008) oder Langnau, Sonnweg 1 (Heege/Kistler 2017/2, 154–183) fehlt der Dekor.

Dose mit Perldekor aus dem Jahr 1816 (MAG R 178), hergestellt vom Hafner Friedrich Gfeller in Oppligen «beir Rotachen Brügg».

Von daher ist eine Dose aus dem Jahr 1816 (MAG R 178) ein herausragendes Objekt. Sie nennt nicht nur ein Datum, sondern gleichzeitig auch noch den Namen des Hafners Friedrich Gfeller und als potenziellen Herkunftsort «ÿm Heimberg». Der Hafner lässt sich bislang ein einziges Mal im Jahr 1829 nachweisen. Zu diesem Zeitpunkt wohnte er in Oppligen «beir Rotachen Brügg», also in unmittelbarer Nachbarschaft von Heimberg. Dort hatte zwischen 1827 und 1829 auch ein Hans Gfeller seine Hafnerwerkstatt (StAB Bez Konolfingen B 1434). Die aus dieser Lokalisierung resultierende Zuweisung des Perldekors zur Region Heimberg-Steffisburg deckt sich mit den Angaben von Karl Huber, dem Stadtarchivar von Thun. Dieser äusserte sich 1906 zur Geschichte der Heimberger Hafnerei im «Illustrierten Fremdenblatt Thun und Umgebung» u. a. folgendermassen: «Im Anfang des 19. Jahrhunderts begann im Heimberg ein neues Leben. Eine neue, eigenartige Dekorationsweise wurde eingeführt: Kleine Kügelchen wurden in Reihen, Bögen oder andern Gruppen aufgeklebt. Als Farben figurierten auf dem grünlich-weissen Aufguss Smaragdgrün, Ziegelrot und ein sattes Gelb, zuweilen ein Braun […]» (Huber 1906, 278).

Perldekor ist unter der Keramik «Heimberger Art» museal umfangreich überliefert und findet sich bei beidseitig weiss engobierten Dosen, Terrinen, Spardosen, Vasen, Milch- und Kaffeekannen. Diese datieren vermutlich alle in das erste und zweite Drittel des 19. Jahrhunderts (MAG R 178, MAG 16698, MAG AR 2015-364, MAG N 850, MAG AR 2015-366, MAG N 196). Die Dose MAG R 178 ist mit der Jahresangabe 1816 eines von zwei bekannten Stücken dieser Dekortechnik, die eine Datierung tragen. Eine Spardose mit Perldekor aus dem Regionalmuseum in Langnau ist 1859 datiert (RML A306). Die zusätzlich aufgelegte Lorbeerblattgirlande und der unterhalb des Randes angebrachte Perlrollstempel sind möglicherweise als Hinweise auf eine etwas jüngere Zeitstellung von MAG N 196 aufzufassen, jedoch lässt sich diese Annahme nicht mit datierten Stücken untermauern. Da ein grösserer Teil der Deckel der weissen Dosen und Terrinen mit Perldekorgirlanden aber zugleich Reduktionsformen oder Weiterentwicklungen von typischen Langnauer Volutengriffen aufweist (MAG AR 2015-364, MAG N 850, MAG N 196), bleibt zu fragen, was sich denn hier im ersten und zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts nun mischt oder was von wem übernommen wird: Heimberger Produkte mit älteren Langnauer Dekorelementen und Griffvarianten oder Langnauer Produkte mit Heimberger Dekormotiven? Offenbar werden in der Keramik mit Perldekor wechselseitige Austauschbeziehungen manifest, die das Ende des Langnauer Stils und die zunehmende Dominanz von Heimberger Dekoren auch in der Langnauer Produktion ankündigen. Die Frage nach der exakten Herstellungsregion oder dem Herstellungsort wird ohne neue Ausgrabungsfunde aus dem Milieu der Produzenten auch in Zukunft nur bedingt zu beantworten sein. Die aus dem MAG vorliegenden Dosen und Terrinen (MAG R 178; MAG 16698, MAG AR 2015-364, MAG N 850, MAG AR 2015-366, MAG N196) sind wohl der Heimberger Produktion zuzurechnen. Ein sicherer Nachweis für die Langnauer Produktion dieser Art Geschirr mit Perldekor und geritzten Blüten-/Blättchenmotiven steht aus.

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Oscar Blom, Die Förderung der Majolika-Industrie in Heimberg-Steffisburg-Thun durch das kantonale Gewerbe-Museum in Bern, in: Jahresbericht pro 1907 des kantonalen Gewerbemuseums Bern, 1908, 1-9.

Frey 2022
Jonathan Frey, Archäologische Forschungen: Töpferöfen in Heimberg, in: Keramikfreunde der Schweiz, Bulletin 99, 2022, 13-16.

Groschopf 1937
Günter Groschopf, Die süddeutsche Hafnerkeramik, in: Jahrbuch des Bayerischen Landesvereins für Heimatschutz, 1937, 37–115.

Gross 1999
Uwe Gross, Schwäbisch Gmünd-Brandstatt: Keramikfunde aus einer Kellerverfüllung der Zeit um 1800. Eine vorläufige Übersicht. Teil 1: Irdenware, in: Fundberichte aus Baden-Württemberg 23, 1999, 667-720.

Heege 2007a
Andreas Heege, Der letzte Töpferofen im Heimberg, in: Jahresbericht Schlossmuseum Thun, 2007, 27–37.

Heege 2007b
Andreas Heege, Töpferöfen-Pottery kilns-Fours de potiers. Die Erforschung frühmittelalterlicher bis neuzeitlicher Töpferöfen (6.-20. Jh.) in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz (Basler Hefte zur Archäologie 4), Basel 2007, 309–319.

Heege 2010
Andreas Heege, Keramik um 1800. Das historisch datierte Küchen- und Tischgeschirr von Bern, Brunngasshalde, Bern 2010.

Heege/Kistler/Thut 2011
Andreas Heege/Andreas Kistler/Walter Thut, Keramik aus Bäriswil. Zur Geschichte einer bedeutenden Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 10), Bern 2011.

Heege 2012
Andreas Heege, Drei neuzeitliche Grubeninventare von Jegenstorf, in: Archäologie Bern/Archéologie bernoise. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern, 2012, 159-196.

Heege/Kistler 2017a
Andreas Heege/Andreas Kistler, Poteries décorées de Suisse alémanique, 17e-19e siècles – Collections du Musée Ariana, Genève – Keramik der Deutschschweiz, 17.-19. Jahrhundert – Die Sammlung des Musée Ariana, Genf, Mailand 2017, 362–508.

Heege/Kistler 2017b
Andreas Heege/Andreas Kistler, Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 13), Bern 2017.

Hoffmann-Krayer 1914
Eduard Hoffmann-Krayer, Heimberger Keramik, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 18, 1914, 94–100.

Huber 1906
Karl Huber, Thuner Majolika, in: Illustriertes Fremdenblatt von Thun und Umgebung, 1906, 258–259, 278-279, 294–296.

Matteotti 1994
René Matteotti, Die Alte Landvogtei in Riehen (Materialhefte zur Archäologie in Basel 9), Basel 1994.

Merz 1874
Joseph Merz, Die Industrien im Berneroberland, deren Hebung und Vermehrung: Vortrag an der Hauptversammlung des gemeinnützigen Vereins des Kantons Bern, den 19. Oktober 1873 in Thun, Bern 1874.

Messerli Bolliger 1991
Barbara E. Messerli Bolliger, Der dekorative Entwurf in der Schweizer Keramik im 19. Jahrhundert, zwei Beispiele: Das Töpfereigebiet Heimberg-Steffisburg-Thun und die Tonwarenfabrik Ziegler in Schaffhausen, in: Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 106, 1991, 5–100.

Messerli Bolliger 1993
Barbara E. Messerli Bolliger, Keramik in der Schweiz. Von den Anfängen bis heute, Zürich 1993.

Meyer-Heisig 1955
Erich Meyer-Heisig, Deutsche Bauerntöpferei. Geschichte und landschaftliche Gliederung, München 1955.

Riviale 2001
Pascal Riviale, Eugène Boban ou les aventures d’un antiquaire au pays des américanistes, in: Journal de la Société des Americanistes 87, 2001, 351–362.

Rohrbach 1999
Lewis Bunker Rohrbach, Men of Bern: The 1798 Bürgerverzeichnisse of Canton Bern, Switzerland, Rockport 1999.

Roth-Rubi/Schnyder/Egger u.a. 2000
Kathrin und Ernst Roth-Rubi/Rudolf Schnyder/Heinz und Kristina Egger u.a., Chacheli us em Bode… Der Kellerfund im Haus 315 in Nidfluh, Därstetten – ein Händlerdepot, Wimmis 2000.

Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.

Spies 1964
Gerd Spies, Hafner und Hafnerhandwerk in Südwestdeutschland (Volksleben 2), Tübingen 1964.

Wyss 1966
Robert L. Wyss, Berner Bauernkeramik (Berner Heimatbücher 100-103), Bern 1966.

Heimberg-Steffisburg BE (Region), Liste der Hafnergrundstücke

Hafnerei Reusser, Heimberg, Schulgässli 2, um 1917 (Foto Hermann Stauder).

Andreas Kistler, 2023

Diese Liste umfasst auch Hafnereigrundstücke in Jaberg BE, Kiesen BE, Oberdiessbach BE, Oppligen BE und Wichtrach BE. Ein Klick auf den Strassennamen öffnet eine zugehöriges pdf mit Informationen zum Grundstück. Ein Klick auf die Besitzertabelle zeigt, wo sinnvoll, die Abfolge der Besitzer und Angaben zu eventuell nachgewiesenen Gesellen und ihrer Herkunft. Die Gesellendaten basieren auf den Informationen aus der Bernischen Fremdenkontrolle.

Drei Kartierungen liefern ein Bild der Verteilung und der Dichte der Hafnereigrundstücke in Heimberg und Steffisburg (Grundlage: Urkataster der beiden Gemeinden um 1889/1890):

Hafnergrundstücke – Nordabschnitt

Hafnergrundstücke – Mitte

Hafnergrundstücke – Südabschnitt

Hafnereigrundstücke:

Heimberg, Aarestrasse 2
Besitzertabelle

Heimberg, Aarestrasse 4
Besitzertabelle

Heimberg, Bahnhofstrasse 4
Besitzertabelle

Heimberg, Bäumbergstrasse 18

Heimberg, Bäumbergstrasse 68
Besitzertabelle

Heimberg, Bäumbergstrasse 70
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse 229
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse 245
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse 295

Heimberg, Bernstrasse 296 und 298

Heimberg, Bernstrasse 302
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse 304
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse 310
Besitzertabelle

Heimberg, Bernstrasse Parz. 241

Heimberg, Bernstrasse Parz. 334
Besitzertabelle

Heimberg, Brenzikofenstrasse 2
Besitzertabelle

Heimberg, Brenzikofenstrasse 5
Besitzertabelle

Heimberg, Brenzikofenstrasse 6

Heimberg, Brenzikofenstrasse 8
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 6
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 8
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 27
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 31

Heimberg, Dornhaldestrasse 33
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 37
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 40
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 46
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 47
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 55
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 56
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 60
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 75
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 79
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 87

Heimberg, Dornhaldestrasse 89
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 93
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 95
Besitzertabelle

Heimberg, Dornhaldestrasse 96, 98
Besitzertabelle

Heimberg, Haslikehrweg 4
Besitzertabelle

Heimberg, Haslikehrweg 28
Besitzertabelle

Heimberg, Haslikehrweg 30
Besitzertabelle

Heimberg, Kohlmattweg 15, 17
Besitzertabelle

Heimberg, Kohlmattweg 32

Heimberg, Kohlmattweg 55
Besitzertabelle

Heimberg, Rebeliweg 9

Heimberg, Schulgässli , Dornhaldestrasse 37
Besitzertabelle

Heimberg, Thungschneitweg Parz. 126
Besitzertabelle

Heimberg, Töpferweg 7
Besitzertabelle

Heimberg, Töpferweg Parz. 290
Besitzertabelle

Jaberg, Schulhausstrasse 5
Besitzertabelle

Kiesen, Bernstrasse 14
Besitzertabelle

Kiesen, Professoreistrasse 30
Besitzertabelle

Oberdiessbach, Kirchstrasse 4
Besitzertabelle

Oppligen, Bernstrasse 12-16
Besitzertabelle

Oppligen, Bernstrasse 18
Besitzertabelle

Oppligen, Rotachenweg 1
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 135
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 161
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 162

Steffisburg, Alte Bernstrasse 164
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 167
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 168
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 171

Steffisburg, Alte Bernstrasse 172
Besitzertabelle

Steffisburg, Alte Bernstrasse 179
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 81
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 206
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 238
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 258 und 260
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 270
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 272

Steffisburg, Bernstrasse 276 und 280
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 284
Besitzertabelle

Steffisburg, Bernstrasse 292
Besitzertabelle

Steffisburg, Glättemühleweg 23-25
Besitzertabelle

Steffisburg, Höchhusweg 17
Besitzertabelle
Ausgrabungsbericht 1
Ausgrabungsbericht 2
Ausgrabungsfunde

Steffisburg, Kilchstutz 3
Besitzertabelle

Steffisburg, Unterdorfstrasse 2
Besitzertabelle

Wichtrach, Thunstrasse 72
Besitzertabelle

Heimberg-Steffisburg BE Liste Hafnerfamilien

Töpfer Friedrich Hänni (1855-1927), Heimberg, Bahnhofstrasse 4.

Andreas Kistler, 2023

Die folgende Zusammenstellung umfasst alle Personen und Familien, die im Zusammenhang mit dem Hafnerhandwerk in Heimberg und Steffisburg bekannt geworden sind. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit. Sie basiert auf allen zugänglichen öffentlichen Quellen (Kirchenbücher etc.) und stützt sich auch auf die grundlegenden Zusammenstellungen von Hermann Buchs (Buchs 1988) und Fernand Schwab (1921), die soweit möglich kontrolliert und für grundsätzlich korrekt  befunden wurden. Hilfreich waren des weiteren zwei wichtige Quellen:

Eine Übersichtstabelle aller bekannten Hafner der Region Heimberg-Steffisburg (Andreas Kistler 2023) vermittelt einen ersten Eindruck von der Vielzahl gleichzeitig arbeitender Hafnermeister und ihrer Familien. Die hinter der Tabelle stehenden Daten befinden sich hier. Die folgende Namensliste gibt die Hafner in alphabethischer Reihenfolge wieder. Gleichzeitig wird zur besseren Differenzierung ihr Heimatort genannt. Haben mehrere Familien mit gleichem Familiennamen denselben Heimatort, so werden sie mit angefügten Zahlen 1-2-3 differenziert. Handelt es sich um nichtbernische Heimatorte so sind das Kantons- oder Landeskürzel ebenfalls Bestandteil der Namensliste. Die erste Datei bei jedem Namen ist zur vereinfachten Übersicht ein pdf. Die zweite Datei ist eine excel-Tabelle (.xlsx), die in den Notizeinträgen weitere Informationen und Quellennachweise enthalten kann.

Die Arbeitsorte der einzelnen Hafnerfamilien werden, soweit archivalisch belegbar, in den Stammbäumen ebenfalls aufgeführt. Dies ermöglicht eine Nachsuche in der Liste der Hafnergrundstücke in Heimberg und Steffisburg.

Bibliographie:

Buchs 1988
Hermann Buchs, Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika, Thun 1988.

Rohrbach 1999
Lewis Bunker Rohrbach, Men of Bern: The 1798 Bürgerverzeichnisse of Canton Bern, Switzerland, Rockport 1999.

Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.

Die Hafnerfamilien

Adam Heimberg_Stb Adam Heimberg.xlsx

Aebersold Aeschlen1_Stb  Aebersold Aeschlen1.xlsx

Aebersold Aeschlen2_Stb Aebersold Aeschlen2.xlsx

Aebersold Niederhünigen1_Stb Aebersold Niederhünigen1.xlsx

Aebersold Niederhünigen2_Stb Aebersold Niederhünigen2.xlsx

Aeschlimann Landiswil_Stb Aeschlimann Landiswil.xlsx

Amstutz Sigriswil_Stb Amstutz Sigriswil.xlsx

André Schelten_Stb2 André Schelten.xlsx

Andres Berken_Stb Andres Berken.xlsx

Asper Steffisburg_Stb Asper Steffisburg.xlsx

Balsiger Englisberg_Stb Balsiger Englisberg.xlsx

Baumgart Kirchdorf_Stb Baumgart Kirchdorf.xlsx

Baumgartner Mühledorf SO_Stb Baumgartner Mühledorf SO.xlsx

Bercher Reckingen AG_Stb3_Erg2024  Bercher Reckingen AG_Stb3_Erg2024

Berger Fahrni2_Stb Berger Fahrni2.xlsx

Berger Fahrni3_Stb Berger Fahrni3.xlsx

Berger von ???_Stb Berger von ???.xlsx

Beutler Lauperswil1_Stb Beutler Lauperswil1.xlsx

Beutler Lauperswil2_Stb Beutler Lauperswil2.xlsx

Beutler Lauperswil3_Stb Beutler Lauperswil3.xlsx

Bieri Schangnau1_Stb Bieri Schangnau1.xlsx

Bieri Schangnau2_Stb Bieri Schangnau2.xlsx

Bieri Signau_Stb Bieri Signau.xlsx

Born Niederbipp_Stb Born Niederbipp.xlsx

Brand Sumiswald_Stb Brand Sumiswald.xlsx

Brändli Steffisburg_Stb Brändli Steffisburg.xlsx

Bucher Uttigen_Stb Bucher Uttigen.xlsx

Burkhard Sumiswald_Stb Burkhard Sumiswald.xlsx

Bürki Aeschlen_Stb Bürki Aeschlen.xlsx

Bürki Ried Worb_Stb Bürki Ried Worb.xlsx

Bürki Schönthal_Stb Bürki Schönthal.xlsx

Bützer Teuffenthal1_Stb Bützer Teuffenthal1.xlsx

Bützer Teuffenthal2_Stb Bützer Teuffenthal2.xlsx

Christen Rüegsau_Stb Christen Rüegsau.xlsx

Demont Apples VD_Stb Demont Apples VD.xlsx

Dietrich Därligen_Stb Dietrich Därligen.xlsx

Düringer Steckborn TG_Stb Düringer Steckborn TG.xlsx

Eggen Niederstocken_Stb Eggen Niederstocken.xlsx

Engel Signau_Stb Engel Signau.xlsx

Eyer Steffisburg_Stb Eyer Steffisburg.xlsx

Fahrni Steffisburg1_Stb Fahrni Steffisburg1.xlsx

Fahrni Steffisburg2_Stb Fahrni Steffisburg2.xlsx

Federer Berneck SG_Stb Federer Berneck SG.xlsx

Fiechter Dürrenroth_Stb Fiechter Dürrenroth.xlsx

Flückiger Huttwil1_Stb Flückiger Huttwil1.xlsx

Flückiger Huttwil2_Stb Flückiger Huttwil2.xlsx

Flückiger Huttwil3_Stb Flückiger Huttwil3.xlsx

Flückiger Rüegsau_Stb Flückiger Rüegsau.xlsx

Forster Neunkirch SH_Stb Forster Neunkirch SH.xlsx

Frank Steffisburg_Stb2 Frank Steffisburg.xlsx

Frey Münsingen_Stb Frey Münsingen.xlsx

Frey Zurzach AG_Stb Frey Zurzach AG.xlsx

Fritz Häfner Neuhausen D1_Stb Fritz Häfner Neuhausen D1.xlsx

Fritz Häfner Neuhausen D2_Stb Fritz Häfner Neuhausen D2.xlsx

Füllemann Berlingen TG_Stb  Füllemann Berlingen TG_Stb.xlsx

Füllemann Steckborn TG_Stb  Füllemann Steckborn TG_Stb.xlsx

Gasser Heimberg1_Stb Gasser Heimberg1.xlsx

Gasser Heimberg2_Stb Gasser Heimberg2.xlsx

Gasser Heimberg3_Stb Gasser Heimberg3.xlsx

Gasser Heimberg4_Stb Gasser Heimberg4.xlsx

Geiger Ermatingen TG_Stb Geiger Ermatingen TG.xlsx

Geiser Herzogenbuchsee_Stb Geiser Herzogenbuchsee.xlsx

Gerber Heimberg_Stb Gerber Heimberg.xlsx

Gfeller Rychigen_Stb Gfeller Rychigen.xlsx

Göttel Wiessbasen Hessen D_Stb Göttel Wiessbasen Hessen D.xlsx

Grimm Langnau_Stb Grimm Langnau.xlsx

Grob Herisau AR_Stb Grob Herisau AR.xlsx

Grognuz Poliez-Pittet VD1_Stb  Grognuz Poliez-Pittet VD1_Stb.xlsx

Grognuz Polliez-Pittet VD2_Stb Grognuz Polliez-Pittet VD2.xlsx

Grossglauser Münsingen1_Stb_Erg2024 Grossglauser Münsingen1_Stb_Erg2024

Grossglauser Münsingen2_Stb Grossglauser Münsingen2_Stb.xlsx

Gugger Bucholterberg1_Stb Gugger Bucholterberg1.xlsx

Gugger Bucholterberg2_Stb Gugger Bucholterberg2.xlsx

Guhl Steckborn TG_Stb Guhl Steckborn TG.xlsx

Gurtner Heimberg_Stb Gurtner Heimberg.xlsx

Häberli Münchenbuchsee_Stb Häberli Münchenbuchsee.xlsx

Hablützel Wilchingen SH_Stb Hablützel Wilchingen SH.xlsx

Hagenlocher Tübingen D_Stb Hagenlocher Tübingen D.xlsx

Haldimann Eggiwil_Stb Haldimann Eggiwil.xlsx

Hänni Heimberg_Stb Hänni Heimberg.xlsx

Hänni Kienersrüti_Stb Hänni Kienersrüti.xlsx

Hänni Thierachern_Stb2 Hänni Thierachern.xlsx

Hänseler von Rosenfeld D_Stb Hänseler von Rosenfeld D.xlsx

Haueter Trachselwald_Stb Haueter Trachselwald.xlsx

Haueter Trub1_Stb Haueter Trub1.xlsx

Haueter Trub2_Stb Haueter Trub2.xlsx

Heil Thungschneit_Stb Heil Thungschneit.xlsx

Hemmann Lenzburg AG_Stb Hemmann Lenzburg AG.xlsx

Herd Oesterreich_Stb Herd Oesterreich.xlsx

Herrmann Langnau_Stb Herrmann Langnau.xlsx

Herrmann Signau_Stb Herrmann Signau.xlsx

Hodel Steffisburg_Stb Hodel Steffisburg.xlsx

Hofer Langnau_Stb   Hofer Langnau_Stb.xlsx

Hofmann Oppligen_Stb Hofmann Oppligen.xlsx

Howald Wangenried_Stb Howald Wangenried.xlsx

Hurni Gurbrü_Stb Hurni Gurbrü.xlsx

Imhof Walkringen_Stb  Imhof Walkringen_Stb.xlsx

Jenner Landsäss1_Stb Jenner Landsäss1.xlsx

Jenner Landsäss2_Stb Jenner Landsäss2.xlsx

Jenni Eggiwil1_Stb Jenni Eggiwil1.xlsx

Jenni Eggiwil2_Stb Jenni Eggiwil2.xlsx

Jenni Niederhünigen_Stb Jenni Niederhünigen.xlsx

Jost Fahrni_Stb Jost Fahrni.xlsx

Jost Langnau_Stb Jost Langnau.xlsx

Kaderli Koppigen_Stb Kaderli Koppigen.xlsx

Kämpf Sigriswil_Stb   Kämpf Sigriswil_Stb.xlsx

Kappeler Rekingen_Frank2024_Stb_Ver2    Kappeler Rekingen_Frank2024_Stb_Ver2
Kappeler Rekingen Genealogische Quellen_Frank 2024

Kaufmann Steffisburg1_Stb Kaufmann Steffisburg1.xlsx

Kaufmann Steffisburg2_Stb Kaufmann Steffisburg2.xlsx

Knecht Mellikon AG_Stb Knecht Mellikon AG.xlsx

Kneubühl von ??_Stb Kneubühl von ??.xlsx

Kneuss Eggiwil_Stb Kneuss Eggiwil.xlsx

Knutti Diemtigen_Stb Knutti Diemtigen.xlsx

Kobelt Marbach SG_Stb Kobelt Marbach SG.xlsx

Köhler Germersheim D_Stb Köhler Germersheim D.xlsx

Kolb Lütschental1_Stb Kolb Lütschental1.xlsx

Kolb Lütschental2_Stb Kolb Lütschental2.xlsx

Kolb Lütschental3_Stb Kolb Lütschental3.xlsx

Kopp Luzern_Stb Kopp Luzern.xlsx

Köppli Neunkirch SH_Stb Köppli Neunkirch SH.xlsx

Kratzer-Heimberg-Stambaum2  Kratzer Heimberg.xlsx

Künzi Jaberg_Stb

Küenzi-Uebeschi_Stb_Erg_2024 Küenzi-Uebeschi_Stb_Erg_2024

Küng Steffisburg1_Stb Küng Steffisburg1.xlsx

Küng Steffisburg2_Stb Küng Steffisburg2.xlsx

Kunz Heimberg1_Stb Kunz Heimberg1.xlsx

Kunz Heimberg2_Stb Kunz Heimberg2.xlsx

Küpfer Lauperswil_Stb Küpfer Lauperswil.xlsx

Küpfer Worb_Stb Küpfer Worb.xlsx

Läderach Mirchel1_Stb Läderach Mirchel1.xlsx

Läderach Mirchel2_Stb Läderach Mirchel2.xlsx

Lehner Bucholterberg_Stb Lehner Bucholterberg.xlsx

Liniger Noflen_Stb  Liniger Noflen_Stb.xlsx

Loder Bendicht Heimberg Bernstrasse 310_Stb Loder Bendicht Heimberg Bernstrasse 310.xlsx

Loder Grossaffoltern_Stb5 Loder Grossaffoltern.xlsx

Luginbühl Bowil_Stb Luginbühl Bowil.xlsx

Lüthi Rüderswil_Stb Lüthi Rüderswil.xlsx

Lüthi Signau_Stb Lüthi Signau.xlsx

Märki Duillier VD_Stb Märki Duillier VD.xlsx

Marti Kirchdorf_Stb Marti Kirchdorf.xlsx

Mathys Goldiwil_Stb Mathys Goldiwil.xlsx

Mathys Kirchdorf_Stb Mathys Kirchdorf.xlsx

Matti Gsteig_Stb Matti Gsteig.xlsx

Meier Rafz ZH_Stb Meier Rafz ZH.xlsx

Messerli Oberstocken1_Stb Messerli Oberstocken1.xlsx

Messerli Oberstocken2_Stb Messerli Oberstocken2.xlsx

Meyer Steffisburg_Stb Meyer Steffisburg.xlsx

Michel Bönigen_Stb Michel Bönigen.xlsx

Moser Arni_Stb Moser Arni.xlsx

Moser Oppligen_Stb Moser Oppligen.xlsx

Moser Röthenbach1_Stb Moser Röthenbach1.xlsx

Moser Röthenbach2_Stb Moser Röthenbach2.xlsx

Moser Steffisburg1_Stb Moser Steffisburg1.xlsx

Moser Steffisburg2_Stb Moser Steffisburg2.xlsx

Mühlemann Seeberg_Stb Mühlemann Seeberg.xlsx

Müller Höfen1_Stb Müller Höfen1.xlsx

Müller Höfen2_Stb Müller Höfen2.xlsx

Müller Röthenbach_Stb Müller Röthenbach.xlsx

Mürner Reichenbach_Stb Mürner Reichenbach.xlsx

Neuenschwander Höfen_Stb Neuenschwander Höfen.xlsx

Neuenschwander Langnau_Stb Neuenschwander Langnau.xlsx

Oetiker Altendorf SZ_Stb Oetiker Altendorf SZ.xlsx

Pfister Kleindietwil_Stb Pfister Kleindietwil.xlsx

Portner Burgistein_Stb Portner Burgistein.xlsx

Rähm Eggiwil_Stb Rähm Eggiwil.xlsx

Reber Erlenbach1_Stb Reber Erlenbach1.xlsx

Reber Erlenbach2_Stb Reber Erlenbach2.xlsx

Reber Schangnau1_Stb Reber Schangnau1.xlsx

Reber Schangnau2_Stb Reber Schangnau2.xlsx

Reber Schangnau3_Stb Reber Schangnau3.xlsx

Ressnik Vojsko Steiermark A_Stb Ressnik Vojsko Steiermark A.xlsx

Reusser Aeschlen_Stb Reusser Aeschlen.xlsx

Reusser Heimberg_Stb Reusser Heimberg.xlsx

Reusser Steffisburg_Stb Reusser Steffisburg.xlsx

Reust Steffisburg_Stb Reust Steffisburg.xlsx

Richiger Rohrbach_Stb Richiger Rohrbach.xlsx

Riedlinger Schönberg D_Stb Riedlinger Schönberg D.xlsx

Roth Bucholterberg_Stb Roth Bucholterberg.xlsx

Rothen Wahlern_Stb Rothen Wahlern.xlsx

Röthlisberger Langnau_Stb Röthlisberger Langnau.xlsx

Rubin Lauterbrunnen_Stb Rubin Lauterbrunnen.xlsx

Ruchti Steffisburg_Stb Ruchti Steffisburg.xlsx

Ruetsch Altkirch F_Stb Ruetsch Altkirch F.xlsx

Rüfenacht Walkringen1.xlsx

Rüfenacht Walkringen2_Stb Rüfenacht Walkringen2.xlsx

Ryser Sumiswald_Stb Ryser Sumiswald.xlsx

Rytz Eggiwil_Stb Rytz Eggiwil.xlsx

Schädeli Mooslerau AG_Stb Schädeli Mooslerau AG.xlsx

Schaffer Mirchel_Stb Schaffer Mirchel.xlsx

Schenk Röthenbach_Stb Schenk Röthenbach.xlsx

Schenk Trubschachen_Stb Schenk Trubschachen.xlsx

Schenk Unterlangenegg1_Stb Schenk Unterlangenegg1.xlsx

Schenk Unterlangenegg2_Stb Schenk Unterlangenegg2.xlsx

Schick Krattigen_Stb Schick Krattigen.xlsx

Schiegg Steckborn TG_Stb Schiegg Steckborn TG.xlsx

Schlapbach Steffisburg_Stb Schlapbach Steffisburg.xlsx

Schmalz Büren a.A._Stb (Marti/Straubhaar 2017)

Schmid Rubigen_Stb Schmid Rubigen.xlsx

Schneider Bätterkinden_Stb Schneider Bätterkinden.xlsx

Schneider Seftigen_Stb Schneider Seftigen.xlsx

Schneiter Steffisburg_Stb Schneiter Steffisburg.xlsx

Schorer Uebeschi_Stb Schorer Uebeschi.xlsx

Schüpbach Grosshöchstetten_Stb Schüpbach Grosshöchstetten.xlsx

Schüpbach Signau_Stb Schüpbach Signau.xlsx

Schüpbach_Heimatort unbekannt_Stb Schüpbach_Heimatort unbekannt.xlsx

Schwatt aus der Pfalz_Stb Schwatt aus der Pfalz.xlsx

Schweizer Steffisburg1_Stb Schweizer Steffisburg1.xlsx

Schweizer Steffisburg2_Stb Schweizer Steffisburg2.xlsx

Schweizer Steffisburg3_Stb Schweizer Steffisburg3.xlsx

Siegenthaler Langnau_Stb Siegenthaler Langnau.xlsx

Spring Steffisburg_Stb Spring Steffisburg.xlsx

Stauffenegger Zäziwil_Stb Stauffenegger Zäziwil.xlsx

Stauffer Steffisburg_Stb Stauffer Steffisburg.xlsx

Stegmann Heimberg_Stb Stegmann Heimberg.xlsx

Steiner Fahrni_Stb Steiner Fahrni.xlsx

Steinmann Lauperswil_Stb Steinmann Lauperswil.xlsx

Stucki Bowil_Stb Stucki Bowil.xlsx

Sutter Büren an der Aare_Stb Sutter Büren an der Aare.xlsx

Trachsel Jaberg_Stb Trachsel Jaberg.xlsx

Tschanz Heimberg1b_Stb Tschanz Heimberg1b_Stb

Tschanz Heimberg2_Stb Tschanz Heimberg2.xlsx

Tschanz Sigriswil1_Stb Tschanz Sigriswil1.xlsx

Tschanz Sigriswil2_Stb Tschanz Sigriswil2.xlsx

Tschirren Niedermuhlern_Stb Tschirren Niedermuhlern.xlsx

Ursenbacher Kiesen1_Stb Ursenbacher Kiesen1.xlsx

Ursenbacher Kiesen2_Stb Ursenbacher Kiesen2.xlsx

Waber Horrenbach_Stb Waber Horrenbach.xlsx

Waber Kiesen1_Stb Waber Kiesen1.xlsx

Waber Kiesen2_Stb Waber Kiesen2.xlsx

Walder Heimberg_Stb Walder Heimberg.xlsx

Walther Wohlen_Stb Walther Wohlen.xlsx

Walthert Gysenstein_Stb Walthert Gysenstein.xlsx

Wanzenried Rubigen_Stb_Ver3  Wanzenried Rubigen_Stb_Ver3.xlsx

Weber Rüschegg_Stb Weber Rüschegg.xlsx

Weidenmann Winterthur_Stb Weidenmann Winterthur.xlsx

Wenger Röthenbach_Stb Wenger Röthenbach.xlsx

Wermuth Eggiwil_Stb Wermuth Eggiwil.xlsx

Wittmeyer Kandern D_Stb Wittmeyer Kandern D.xlsx

Wittwer Trub_Stb Wittwer Trub.xlsx

Wölfli Schangnau_Stb Wölfli Schangnau.xlsx

Wyttenbach Steffisburg_Stb2_Erg_2024     Wyttenbach Steffisburg_Stb2_Erg_2024

Zimmermann Schangnau_Stb Zimmermann Schangnau.xlsx

Zürcher Trub1_Stb Zürcher Trub1.xlsx

Zürcher Trub2_Stb Zürcher Trub2.xlsx

Heimberg-Steffisburg BE, And(e)res, David, Hafnerei (1810-1873)

Signiertes und 1866 datiertes Rasierbecken von David Anderes, Heimberg (SST-00649). “Ein Mann ohne Bart, hat gar keine Art”.

Keramik von David And(e)res in CERAMICA CH

Andreas Heege, Andreas Kistler 2019

David Andres (auch “Anderes”, 1810-1873; Buchs 1988, 94) war ein bernischer Hafner, der möglicherweise in der Werkstatt Heimberg, Dornhaldestrasse 89 arbeitete. Diese gehörte allerdings nicht ihm sondern seinem Schwager Niklaus Beutler-Andres (1817-?), der ebenfalls Hafner war.  Niklaus hatte das Grundstück 1842 erworben und ein neues Haus mit Hafnerwerkstatt darauf erbaut (Grundbuch Steffisburg 18, 424-426).

Über Davids Leben (Heimatort Berken, Kirchgemeinde Herzogenbuchsee) und Werk wissen wir relativ wenig. Er hat jedoch durch ein Rasierbecken Bedeutung in der Keramikforschung gewonnen (SMT 649, Heege/Kistler 2017a, 473 Abb. 1). Er signierte es 1866 und versah es mit stark zerfliessender kobaltblauer Bemalung und dunkelbrauner, charakteristischer Beschriftung.

Ältester datierter Teller dieser Serie aus dem Jahr 1855 (SMT 4462). “Ich küsse zart doch ohne Bart”.

Nur mit blauer Bemalung und dunkelbrauner Beschriftung lassen sich im Kanton Bern Objekte erstmals ab 1855 nachweisen (SST-04462). Dieser Stil, auch in Kombination mit mehrfarbigem Malhorndekor, wird in der Literatur aufgrund des obigen Rasierbeckens (SST-00649) gerne allein der Werkstatt des Hafners David And(e)res in Heimberg zugeschrieben (Wyss 1966, S. 40; Messerli Bolliger 1991, 47–48; Roth-Rubi/Schnyder/Egger/Fehr 2000, 6–10; Boschetti-Maradi 2007, 58–59). Jedoch ist dies aufgrund vorkommender Objektdatierungen dieser Gruppe (bis 1884) so wenig stichhaltig wie die alleinige Zuweisung zur Werkstatt Loosli in Wimmis durch Fernand Schwab 1921 (Schwab 1921, 106 Anm. 72). Es ist nicht gesichert, dass in Heimberg nur eine einzige Töpferei blau bemaltes Geschirr produzierte. So stellte z. B. Hafnermeister Christian Matthys in Heimberg in der Dornhalde 1872 sehr ähnliche Keramik her (MKB  VI-919; Messerli Bolliger 1991, Taf. 14, Abb. 25). Auch aus einer Töpferei im benachbarten Steffisburg liegen auf weisser Grundengobe partiell blau dekorierte Gefässfragmente der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor (Heege 2012, Abb. 12). Und auch für Langnau im Emmental lässt sich ab 1840 (RML  A089) und vor allem nach der Mitte des 19. Jahrhunderts eine intensive Verwendung blauer, verlaufender Malhornfarbe belegen (Heege/Kistler 2017, Abb. 205).

Bibliographie

Blaettler/Schnyder 2014
Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: Solothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500-1950), Sulgen 2014, 62–63.

Boschetti-Maradi 2007
Adriano Boschetti-Maradi, Geschirr für Stadt und Land. Berner Töpferei seit dem 16. Jahrhundert (Glanzlichter aus dem Bernischen Historischen Museum 19), Bern 2007.

Buchs 1988
Hermann Buchs, Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika. Thun 1988.

Heege 2012
Andreas Heege, Drei neuzeitliche Grubeninventare von Jegenstorf, in: Archäologie Bern/Archéologie bernoise. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern, 2012, 159-196.

Heege/Kistler 2017
Andreas Heege/Andreas Kistler, Poteries décorées de Suisse alémanique, 17e-19e siècles – Collections du Musée Ariana, Genève – Keramik der Deutschschweiz, 17.-19. Jahrhundert – Die Sammlung des Musée Ariana, Genf. Mailand 2017.

Hoffmann-Krayer 1914
Eduard Hoffmann-Krayer, Heimberger Keramik. Schweizer Archiv für Volkskunde 18, 1914, 94–100.

Messerli Bolliger 1991
Barbara E. Messerli Bolliger, Der dekorative Entwurf in der Schweizer Keramik im 19. Jahrhundert. Zwei Beispiele: Das Töpfereigebiet Heimberg-Steffisburg-Thun und die Tonwarenfabrik Ziegler in Schaffhausen. Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 106, 1991, 7–100.

Roth-Rubi/Schnyder/Egger u.a. 2000
Kathrin und Ernst Roth-Rubi/Rudolf Schnyder/Heinz und Kristina Egger u.a., Chacheli us em Bode… Der Kellerfund im Haus 315 in Nidfluh, Därstetten – ein Händlerdepot, Wimmis 2000.

Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.

Wyss 1966
Robert L. Wyss, Berner Bauernkeramik (Berner Heimatbücher 100-103), Bern 1966.

Heimberg-Steffisburg BE, Desa, Kunsttöpferei (1916-1952)

Keramik der DESA, ca. 1916-1920

Andreas Heege, Andreas Kistler, 2023

Keramik der Desa in CERAMICA CH

Der Firmenname Desa (oder DESA) leitet sich vom Namen der Bieler Kaufmannsfamilie Desalmand ab. Die Firma Desa bestand von 1916 bis 1952 in Steffisburg, Bernstrasse 167. Sie war neben den Nachfolgern der Manufaktur von Johannes Wanzenried (Loder/Schweizer und Adolf Schweizer) einer der wichtigsten Keramikbetriebe in der Region Heimberg-Steffisburg. Die Produktpalette der Firma ist bis heute nicht umfassender bearbeitet.

Am 11. Mai 1915 starb in der Töpferei Steffisburg, Alte Bernstrasse 167, der Steffisburger Hafner Karl Loder-Eyer (1871–1915). Da er kinderlos war, hatte er bereits am 22.12.1911 seine drei Neffen Emil Hermann Loder (1890–1971), Ernst Robert Loder (1891–1969) und Walter Loder (1882–1930) zu Erben seines Betriebes und einer weiteren Liegenschaft an der Alten Bernstrasse 171 eingesetzt (siehe Stammbaum Loder). Walter Loder war 1911 als Knecht bzw. Landarbeiter bei ihm beschäftigt, Emil Loder als Keramikmaler und Robert Loder arbeitete zu diesem Zeitpunkt als Hafner in Wimmis (Archiv M. Loder, Ebikon). Das am 20. Mai eröffnete Testament wurde am 20. November 1915, als dagegen keine Einsprachen erhoben worden waren, von Seiten des Gemeinderates in Steffisburg für gültig erklärt (Archiv M. Loder, Ebikon). Bereits am 12. November 1915 hatten sich die Erben mit der Witwe Anna Loder-Eyer vertraglich darauf geeinigt, ihr den gesamten Besitz käuflich abzutreten und sich die resultierenden Vermögensteile in der definitiven Erbteilung auszahlen zu lassen (GB ThunBel. I 2880, 2881). Am 28. Dezember 1915 wurde die Löschung der Firma «Kunsttöpferei Karl Loder-Eyer» im Schweizerischen Handelsamtsblatt gemeldet (SHAB 33, 1915, 1763), nachdem die Firma noch im Oktober 1915 an der Schweizerwoche teilgenommen (NZZ 21. Oktober 1915) und unter dem 1. Dezember 1915 14 Muster für Töpferwaren im Handelsamtsblatt gemeldet worden waren (SHAB 33, 1915, 1732).

Bereits am 13. September 1915 war eine neue Genossenschaft “Kunsttöpferei Steffisburg vormals Karl Loder-Eyer”. gegründet worden. Sie wurde am 18. Januar 1916 als «Kunsttöpferei Steffisburg vormals Karl Loder-Eyer – Poterie artistique de Steffisbourg, ci-devant Loder-Eyer» im Handelsamtsblatt eingetragen (SHAB 34, 1916, 91). Als Genossenschaftszweck wurde angegeben: «…die Erhaltung und Förderung der einheimischen Kunsttöpferei…» u.a. durch «…a. Uebernahme und Fortführung des von Karl Loder-Eyer sel. bei Lebzeiten betriebenen Töpfereigeschäftes in Steffisburg-Station; b. Fabrikation und Vertrieb von Töpferwaren aller Art, namentlich von sogen. Heimberger-Majolika…». Genossenschafter konnte werden, wer Anteilscheine in Höhe von 500 Franken erwarb. Die Organe der Genossenschaft waren die Hauptversammlung, ein aus drei bis fünf Mitgliedern bestehender, auf drei Jahre gewählter Vorstand und eine Kontrollstelle. Der Gründungsvorstand war folgendermassen zusammengesetzt: «Oskar Christener von Bowil und Zäziwil, Kaufmann in Bern, Präsident; Gustav Speckert, von Full (Kt. Aargau), Kaufmann in Biel, Vizepräsident; Werner Schüpbach, Gemeindepräsident, von und in Steffisburg, Sekretär; Emil Desalmand, von Genf, Kaufmann in Biel; Georg Sibler von Zürich, Kaufmann in Zürich. Das Geschäftslokal befand sich in der Bernstrasse in Steffisburg-Station». Die Gründung der Firma wurde etwa zeitgleich auch im Oberländer Tagblatt (Jahrg. 40, No. 17, 21. Januar 1916), im Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons (Jahrg. 63, No. 10, 24. Januar 1916), in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ 20.1.1916) und in der Keramischen Rundschau (Jahrg. 24, No. 5, 1916, 32) gemeldet.

Aufgrund vorstehender Informationen können wir also wohl davon ausgehen, dass die Töpferei von Karl Loder-Eyer fortgeführt wurde. Die Genossenschaft wurde zunächst Mieterin des Betriebes (GB Thun Bel. I, 4118).  Erster technischer Leiter wurde der gerade frisch in der Keramikfachschule Bern ausgebildete Adolf Schweizer (1893-1967, siehe Nachruf Schweizer im Thuner Tagblatt 91, Nummer 288 vom 8. Dezember 1967).

 

Werkstattaufnahmen in der “Kunsttöpferei Steffisburg vormals Karl Loder-Eyer”, durch Hermann Studer, 1917.

Wer allerdings die neuen Dekore entwarf, wer als Dreher oder Keramikmalerin dort arbeitete, ist unklar. Ungewiss ist auch, welche Fabrikmarke man am Anfang verwendete. Das genaue Produktionsspektrum ist unbekannt, doch enthalten grössere Museums- oder Privatsammlungen wie z. B. das Schlossmuseum Thun, fast ausschliesslich bernische „Jugendstil-Keramik“, die sich stilistisch problemlos an die vorhergehenden Produkte von Karl Loder-Eyer anschliessen lassen. Vermutlich wurden also die bisherigen Keramikmalerinnen/Ausmacherinnen weiterbeschäftigt.

Die Witwe Anna Loder-Eyer verkaufte die Töpferei schliesslich mit Nutzen und Schaden auf dem 1. Mai 1917 an die Genossenschaft “Kunsttöpferei Steffisburg vormals Karl Loder-Eyer” (GB Thun Bel. I, 4118).

1917 beteiligte sich die Kunsttöpferei Steffisburg an der “Schweizerisch-Kunstgewerblichen Weihnachtsausstellung” in Zürich (Der BUND 68, Nummer 481, 14. Oktober 1917).

Die nächsten überlieferten Nachrichten zur Firma stammen aus den Jahren 1917/1918. Damals berichteten der BUND (68, Nummer 185, 22. April 1917) und das Oberländer Tagblatt (42, No. 102, 3. Mai. 1918), dass die Kunsttöpferei Steffisburg als Oberländer Firma erfolgreich an der ersten Schweizerischen Mustermesse in Basel (MUBA) ausgestellt habe. Bis 1941 sollte die Firma  quasi jedes Jahr auf der Mustermesse vertreten sein (1936-1937 nicht, siehe offizeller Katalog der MUBA) und wurde dafür (nicht ganz korrekt) bei der 25. Teilnahme 1941 ausdrücklich mit einer Gratulationsanzeige im Schweizerischen Handelsamtsblatt gewürdigt (28. April 1941, SHAB 59, No. 98, 824).

1918 beteiligte man sich erneut an der “Schweizerwoche” und stellte die Keramik in Bern im Geschäft von Witwe Christener’s Erben in der Kramgasse aus (Der BUND 69, Nummer 424, 4. Oktober 1918).

Mit Beschluss der Genossenschafter vom 2. Juli 1919 (GB Thun, Bel. II, 1298) wurde das Grundstück um eine Gartenlandparzelle von 311 Quadratmetern erweitert, die man Anna Loder-Eyer abkaufte. Ziel der Genossenschaft war die Erweiterung der Fabrikräume nach den Plänen eines Ing. Keller aus Bern. Dort sollten zwei neue Brennöfen untergebracht werden.

Ein entscheidender organisatorischer Schritt war die Bestellung des Artillerie-Offiziers Gustav Joseph Desalmand (1894–1980, Gratulation zum 80. Geburtstag, Thuner Tagblatt 98, No. 221, 21. September 1974; Nachruf Thuner Tagblatt 104, No. 220, 19. September 1980) als Geschäftsführer der Genossenschaft mit Einzelprokura am 19. November 1919 (SHAB 37, No. 267, 1954).

Unter dem 27. Februar 1920 liess sich die Genossenschaft eine erste Marke im Schweizerischen Handelsamtsblatt eintragen (SHAB 38, 1920, 434). Obwohl die Genossenschaft die Bezeichnung “DESA” erst Ende 1926 offiziell in den Firmennamen aufnahm (SHAB 45, No. 222, 1693, 21.9.1927), erscheint sie in dieser Markenanmeldung bereits sechs Jahre vorher. Vermutlich können wir davon ausgehen, dass schon die ältere Produktion von 1916 bis 1919 die Bezeichnung “DESA/Desa” trug und damit unterstrich, wer die führenden Köpfe der Genossenschaft waren.

Im Oktober 1921 gab es eine Fotoreportage in der Schweizer Illustrierten Zeitung (Bericht im Oberländer Tagblatt 45, No. 249, 24.10.1921), die uns einen Eindruck von der Werkstatt und der Produktion dieses Jahres vermittelt. Neben floralem Jugendstil wurde das ältere Chrutmuster aus der Zeit der Thuner Majolika immer noch gefertigt.

Schweizer Illustrierte Zeitung 1921, Bilder aus der Kunsttöpferei Steffisburg, Desa.

Im Dezember 1921 liess man Vorlagen zur Dekoration von Kunsttöpfereien (“Winzerszenen”) eintragen und im Schweizerischen Handelsamtsblatt veröffentlichen (SHAB 40, 1922, 395). 1923 folgten weitere Eintragungen für 11 Muster (SHAB 41, 1923, 1264), die unter Nr. 35205 1928 und 1933 noch zweimal für je weitere fünf Jahre verlängert wurden (SHAB 46, 1928, 1854; 51, 1933, 2285).

Im Mai 1922 sucht die Kunsttöpferei Steffisburg eine «flinke Frau» für die Giesserei (Oberländer Tagblatt 46, No. 111, 13.5.1922), die offenbar gegenüber der scheibengedrehten Ware an Bedeutung gewann.

1922 Der BUND (73, Nummer 182, 1. Mai 1922) berichtete ausführlich über die Kunstkeramik und ihre Produkte auf der MUBA 1922.

Werbeanzeige 1922 (Stadtarchiv Thun).

Eine Werbeanzeige aus dem Jahr 1922 im Katalog zur «Handwerk, Gewerbe- und Industrieausstellung Thun und Umgebung 29. Juli bis 13. August 1922 (Original Stadtbibliothek Thun) nennt als Firmenzweck «Fabrikation von Kunsttöpferwaren aller Art, Vasen, Cachepots, Jardinières etc.» und zeigt eine hübsch dekorierte Vase im stilistischen Übergang zum stärker geometrischen Art Deco.

1924 war die Kunsttöpferei Steffisburg zusammen mit der Töpferei Wächter-Reusser, Feldmeilen, Bodmer&Cie aus Zürich (Keramikerinnen Luise Strasser und Bertha Tappolet), sowie Meister&Co. aus Dübendorf an einer Keramikausstellung des Kunstgewerbemuseums in Zürich vertreten (NZZ 27.7.1924).

1924 liess man eine “Blumenvase mit Blumenhalter” unter Nr. 35989 ins Musterverzeichnis eintragen (SHAB 42, 1924, 714) und 1929 bzw. 1934 noch einmal bis 1938 verlängern (SHAB 47, 1929, 1026; 52, 1934, 1535).

1925 lieferte die Desa für das Mittelländische Schützenfest in Zollikofen einen Wandteller als Ehrengabe (Bieler Tagblatt, Nummer 88, 17. April 1925).

Am 31. Dezember 1926 revidierte die Hauptversammlung die Statuten der Genossenschaft und änderte die Besitzverhältnisse grundlegend (SHAB 45, No. 222, 1693, 21.9.1927; so auch eingetragen im Grundbuch Thun, Bel. II, 9682, 1927). Der Name wurde abgeändert in «Kunsttöpferei Desa Steffisburg-Station, vormals Loder-Eyer (Poterie artistique Desa Steffisbourg-Gare, ci-devant Loder-Eyer)». Die Genossenschaft bezweckte «…die Ausübung jeder geschäftlichen und künstlerischen Tätigkeit, die mit der Kunsttöpferei in Zusammenhang steht… Die Genossenschaft bestellt einen Direktor der zugleich Präsident des Vorstandes sein kann. Der Direktor ist allein zeichnungsberechtigt für die Genossenschaft». Der neue Direktor/Präsident wurde der alte Geschäftsführer Joseph Desalmand. Die alten Vorstandsmitglieder Christener, Speckert, Schüpbach, Desalmand und Sibler schieden aus. Als Vizepräsident und Sekretärin wurden gewählt Léon Desalmand, Kaufmann in Biel-Mett (10.7.1899-22.4.1967, Bieler Stadtratspräsident 1946/1947, Gemeinderat CSP) und Cécile Desalmand aus Biel-Mett. Die Firma war damit offenbar fest in der Hand der Familie Desalmand. Das «Offizielle Adressbuch der Stadt Thun und Umgebung» (1927, 258) dokumentierte die Namensänderung mit einer entsprechenden Werbeanzeige.

1926 und 1927 legte die DESA wohl zum ersten Mal eine Serie künstlerisch gestalteter Weihnachtsteller auf. Den Teller des Jahres 1926 gestaltete die Keramikerin Hanny Krebs Nencki (1903–1986), den Teller des Jahres 1927 der Künstler Edmond Bille (1878–1959) aus Siders (Der Bund, Band 78, Nummer 513, 24. November 1927). Ob diese Serie ein Erfolg wurde und eine Fortsetzung fand, ist ungeklärt. Originale haben bislang nicht vorgelegen.

1927 zeigte man die aktuelle Produktion auf einer grossen Ausstellung “Céramiques Suisses” im Musée d’Art et d’Histoire in Genf. Der BUND berichtete ausführlich über die Ausstellung und die bernische Beteiligung (Der Bund, Band 78, Nummer 395, 14. September 1927).

1928 war die DESA neben Adolf Schweizer aus Steffisburg, der zu diesem Zeitpunkt seit vier Jahren die alte Manufaktur Wanzenried allein weiterführte, an der MUBA mit einem eigenen Stand vertreten (Oberländer Tagblatt 52, No. 92, 30. April 1928). Auch auf der SAFFA (Schweizerischen Ausstellung für Frauen-Arbeit) stellte man aus (Der Bund, Band 79, 20. September 1928; Oberländer Tagblatt, Band 52, Nummer 225, 25. September 1928).

1928 Die Desa spendete zwei Teller als Ehrengabe für die  Schweizerische Meisterschaftsregatta auf dem Thuner See (Oberländer Tagblatt, Band 52, Nummer 149, 28. Juni 1928).

1929 An einer Ausstellung zur «Schweizer-Woche»  (Werbeaktion für Schweizer Arbeit, seit 1917; ) im Freienhof in Thun beteiligte sich die DESA ebenfalls (Oberländer Tagblatt 53, No. 252, 28.10.1929).

1930 In der Jubiläumsschrift «25 Jahre Keramische Fachschule Bern» (Haller 1930) warb die «Kunsttöpferei J. Desalmand Steffisburg» für Blumenvasen aller Art.

1932 wurde von der DESA ein Wasserverdunstungsgefäss unter Nr. 50182 patentiert und das Patent 1938 um fünf weitere Jahre verlängert (SHAB 50, 1932, No. 274, 2724; 561).

1932 Für das Eidgenössische Turnfest in Aarau arbeitete die Desa mit dem Grafiker, Maler, Karikaturisten und Künstler Armin Bieber (1892-1970) zusammen und schuf eine Serie von spassigen Karikatur-Tellern (Lit. zum Karrikaturisten: Der Bund 5.6.1952, Neue Zürcher Zeitung 7.6.1962).

Am 10. Februar 1933 wurde die Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft «Kunsttöpferei Desa Aktiengesellschaft – Poterie artistique Desa Société anonyme» umgewandelt und die Aktiven und Passiven übernommen. Das Grundkapital der Gesellschaft betrug Fr. 200.000 in Form von 400 Namensaktien je Fr. 500. Es wurde ein Vorstand eingesetzt, zu dem auch Emil Desalmand aus Biel gehörte. Direktor und Geschäftsführer blieb Joseph Desalmand (SHAB 51, No. 93, 972-973). Die alte Genossenschaft wurde aufgelöst (SHAB 53, No. 226, 2406; Eintragung auch im Grundbuch Thun, Bel. III, 6147, 1935). Am 30. November 1935 wurde das Firmenkapital auf Fr. 112.000 reduziert (SHAB 54, No. 13, 126).

1933 Zum Oberländischen Schützenfest in Heimberg spendete die Desa ein 16teiliges Frühstücksservice im Wert von 28 Fr. (Oberländer Tagblatt, Band 57, Nummer 79, 4. April 1933).

1934 Joseph Desalmand war als Artillerie-Offizier Mitglied der Thuner Offiziersgesellschaft. Daher verwundert es nicht, dass die Offiziersgesellschaft der Stadt Bern zum Eidgenössischen Schützenfest in Freiburg 1934 vier «Desa-Vasen» für die besten Schützen spendete (Die Berner Woche 1934, No. 29, 467).

1934 beteiligte sich Steffisburg am Umzug anlässlich des “Bärn-Fäschts” mit einer Handwerksgruppe zum Thema Töpferei (Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern, Band 81, Nummer 73, 22. Juni 1934).

1935 deponierte man unter Nr. 54506 zusätzliche neue Modelle für Aschenbecher und ein “Gefäss zum Aufbewahren von Schabziegerstöckchen” (SHAB 53, 1953, 1013).

Vom 25. Juli bis 9. August 1936 fand die «Steffa 1936» (Steffisburger Ausstellung für Gewerbe, Handel und Industrie) statt. Am letzten Tag der Ausstellung berichtete das Oberländer Tagblatt (Jahrg. 60, No. 179, 3. August 1936): «Alle Besucher erwarten sicher einen bedeutenden Aufmarsch der Töpfereien; sie kommen gut auf ihre Rechnung. Wenn auch nicht alle Betriebe sich an der „Steffa“ beteiligen, so doch drei, nämlich die Kunsttöpferei Desa AG., Kunstkeramik Ad. Schweizer u. Rob. Hänni. Was diese Stände bieten, erfreut und beglückt; jeder trägt eine besondere eigene Note, an einem Orte tiefe, satte Farben, als guckte man in den unerhört tiefen Winterhimmel bei strahlender Mittagssonne, am zweiten Orte mehr der künstlerische Gedanke in Form und Farbgebung und endlich am dritten das moderne neue Steingut, anlehnend an die Erzeugnisse älterer Zeiten. Jedenfalls hat unsre einheimische Töpferei viel gelernt von der Konkurrenz; man war gezwungen, eigene Wege zu suchen und zu gehen und hat so grosse Fortschritte erzielt. Wir wollen hoffen, dass die Geschirre recht viel Liebhaber finden werden».

Die dekorierte Thuner Reithalle 1937, Foto Archiv Stiftung Schloss Thun.

1937 Hauptmann Joseph Desalmand stellte seine Mitarbeiter zur Verfügung, um die Wände der grossen Thuner Reitbahn mit reiterlichen und militärischen Wandbildern zu schmücken (Oberländer Tagblatt 61, No. 256, 2. November 1937; auch Henri Habegger, Die Fresken in der Reitbahn der Alten Pferderegie Thun und der „Besuch der alten Dame“, Info-Bulletin VSAM – Verein Schweizer Armeemuseum Nr. 1/ 11, 15-17 ). Als Muster dienten eigene, eigentlich für keramische Wandteller gedachte Entwürfe nach Vorlagen aus der Sammlung Adolf Pochon (seit 1931 in der Schweizerischen Nationalbibliothek – A. Pochon/ A. Zesiger: Schweizer Militär vom Jahr 1700 bis auf die Neuzeit, Bern 1906) und des österreichischen Pferdemalers Ludwig Koch (1866–1934). Nach der Fertigstellung der Fresken wurden auch identisch dekorierte Keramiken 1937 bei der Witwe J.R. Bähler in Thun an der Hauptgasse ausgestellt und als Erinnerungsstücke verkauft (Oberländer Tagblatt 61, No. 256, 2.11.1937).

1938 Ein Bericht der Berner Woche (Jahrg. 28, No. 53, 1938, 1378-1383) wurde von Walter Schweizer mit Arbeitsbildern aus der DESA illustriert. Die Bilder zeigen, dass die DESA ein moderner Keramikhersteller war.

Die Desa in der “Berner Woche” von 1938 (Fotos Walter Schweizer). Der Plastiker ist “Mädi” Zünd, der zeitweise auch für die Kunstkeramik A.G. Luzern arbeitete.

In der Firma wurde Keramik gedreht, eingedreht, gegossen und frei modelliert, Engoben und Glasuren wurden auch mit der Spritzpistole aufgetragen.

Für das Dekorieren waren Keramikmalerinnen zuständig, wie wir in einem zeitgleichen Prospekt über die Keramik in der Schweiz sehen können (NN, Quelques industries d’art en Suisse, Lausanne : M. Steiger & Co., ohne Jahr, 13).

1942 Die DESA gestaltet einen Teller als Wanderpreis für die Schweizerischen Geländelauf-Meisterschaften (Der BUND, Band 93, Nummer 149, 30. März 1942).

Einen noch besseren Eindruck vermittelt eine Bildreportage, die im Juni 1943 in einem Sonderheft der Berner Woche mit dem Titel «Thun und seine industrielle Entwicklung» veröffentlicht wurde.

1944 war die DESA der Hersteller für 400.000 «Beckeli» für die Sammelaktion zugunsten des Kinderhilfswerks des Schweizerischen Roten Kreuzes (Bieler Tagblatt, Nummer 39, 16. Februar 1944).

Bericht über die Rotkreuz-Aktion im Oberländer Tagblatt 68, No. 38; 15.2.1944.

Sammelbüchsen aus der Produktion der Desa (Foto Bundesarchiv Bern_csm_5.8.18_a22b99a7fe).

Ab 1944 wurde die Not in den kriegsversehrten Ländern immer grösser. Deshalb wollte die SRK-Kinderhilfe ihr Engagement im Ausland ausweiten. Um den zunehmenden Finanzbedarf zu decken, musste sich das SRK eine neue ständige Finanzierungsquelle erschliessen. So entstand die «Beckeli-Aktion» der Kinderhilfe: Ab 1944 wurden auf der Strasse Milchbeckeli aus Keramik verkauft, die als Sparbüchsen dienten. Mit Spenden gefüllt wurden diese Beckeli anschliessend von Kindern zu den Sammelstellen der Kinderhilfe zurückgebracht.

Fotos Bundesarchiv Bern_csm_5.8.26_754_a2f324ee1f und Bundesarchiv Bern_csm_5.8.23_43bf029285.

Das Öffnen der Sparbüchsen, die mit einem Hammer zerschlagen wurden, war jeweils Anlass für ein Volksfest, bei dem die Kinder im Mittelpunkt standen. Sowohl in den Städten als auch auf dem Land war die «Beckeli-Aktion» auf Anhieb ein Erfolg. Bis Ende 1944 wurden mit den 469’935 verkauften Beckeli Einnahmen in Höhe von 740’436 Franken erzielt .

Aus Anlass der Aktion wurden wichtige Pressevertreter der Schweiz nach Steffisburg eingeladen und erhielten eine Fabrikführung. Joseph Desalmand hielt einen Vortrag über die alte Keramik in Heimberg und Langnau und ihre Entwicklung, die Keramikfachlehrer Geiser aus Bern mit Lichtbildern illustrierte (Oberländer Tagblatt Jahrgang 68, No. 38, 15. Februar 1944; NZZ, 14. Februar 1944).

Stellenangebote 1945 und 1946.

Die starke Binnenkonjunktur in den letzten Kriegsjahren und der unmittelbaren Nachkriegszeit spiegelt sich auch in den Anzeigen, vor allem im Oberländer Tagblatt, mit denen die DESA 1944 bis 1946 Arbeiterinnen oder Heimarbeiterinnen suchte (z.B. Oberländer Tagblatt Jahrg. 68, No. 304, 27.12.1944; Oberländer Tagblatt Jahrg. 70, No. 235, 8.10.1946). Am 29. März 1947 brannte eine Teil des Ofenhauses der Keramikfabrik, jedoch kamen die Elektroöfen nicht zu Schaden (Oberländer Tagblatt Jahrg. 71, No. 74).

Die Nachkriegskonjunktur reichte für die DESA jedoch offenbar nur bis in die späten 1940er-Jahre. Warum der Firma keinen wirtschaftlichen Erfolg mehr hatte (verpasste Form- und Musteranpassungen, zu geringe Kapitaldecke für technische Modernisierungen oder unzureichende Baulichkeiten/Grundstücksgrösse?) bleibt unklar.

Im November 1950 wurde der Verwaltungsrat der Firma umgebildet. Er bestand nun nur noch aus Mitgliedern der Familie Desalmand (Emil, Léon und Joseph), wobei der damals 56jährige Joseph Desalmand Verwaltungsratspräsident und Direktor blieb (SHAB 68, No. 278, 3035 und SHAB 69, No. 45, 470). 1951 waren die Schulden jedoch so hoch, dass die NZZ (28.11.1951) über eine Nachlassstundung für die DESA berichtete. Das Ziel, auf diesem Wege den Konkurs abzuwenden, wurde jedoch offenbar nicht erreicht, denn mit Urteil vom 19. Juni 1952 wurde vom Konkursrichter in Thun über die Gesellschaft der Konkurs eröffnet (SHAB 70, No. 145, 1606) und bis zum September 1952 ein Kollokationsplan erstellt (SHAB 70, No. 209, 2222). Nach einer Versteigerung der beiden zur Firma gehörigen Grundstücke und Baulichkeiten (Steffisburg, Bernstrasse 167, Grundstücksnummer 629 und 628) am 8. Dezember 1952 (SHAB 70, No. 263, 2735) wurde das Konkursverfahren offiziell am 1.12.1953 beendet (SHAB 71, No. 284, 2950). Die Liegenschaft musste im Rahmen der Zwangsversteigerung von der Gemeinde Steffisburg übernommen werden, die sie 1954 schliesslich mit einem Verlust an eine Schlosserei aus Thun weiterverkaufte (Oberländer Tagblatt 78, No. 241, 15. Oktober 1954).

Das keramische Produktionsspektrum der DESA ist bis heute nicht aufgearbeitet. In den 1930er-Jahren produzierte die Desa wie alle grösseren Keramikbetriebe der Schweiz immer wieder grössere Mengen an Vereins- und Jubiläumskeramik.

Kleinere Objektmengen und wenige, bislang nicht ausgewertete Archivalien befinden sich in der Stiftung Schlossmuseum Thun, andere im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (z.B. SNM LM-76758; LM-79033; LM-79034; LM-79557; LM-79583; LM-79584; LM-83670; LM-149604; LM-149605; LM-149606; LM-166405) bzw. im Kunsthandel.

Bibliographie:

Fell/Müller 1948
René Fell/Guido Müller, Wirtschaftsgeschichte von Biel, Zürich 1948.

Habegger 2011
Henri Habegger, Die Fresken in der Reitbahn der Alten Pferderegie Thun und der „Besuch der alten Dame“, in: Info-Bulletin VSAM – Verein Schweizer Armeemuseum Nr. 1/ 11, 2011, 15-17.

Heimberg-Steffisburg BE, Frank-Jenny, Christian, Hafnerei

Signierter und datierter Teller von Christian Frank-Jenny, 1929. Die Schauseite zeigt das Dorf Köniz BE, die Fahne das typische “Chrutmuster”. Privatbesitz Schweiz.

Keramik von Christian Frank-Jenny in CERAMICA CH

Andreas Heege, Andreas Kistler 2023

Die archivalischen Informationen über Christian Frank sind leider sehr spärlich.

Christian Frank (1865-1950) war der Sohn des Hafners und Webers Christian Frank (1828-1888). Auch sein Vater Christian (1794-1863) war bereits Hafner und Weber (siehe Stammbaum der Hafnerfamilie Frank). Die Eltern und Grosseltern besassen bis 1903 die Töpferei-Liegenschaft Steffisburg, Alte Bernstrasse 162. Diese ging von 1904 bis 1909 an Gottfried Frank (1870-1947), der Landwirt war. Laut Nachruf erwarb Christian Frank 1897 an der Bernstrasse eine Liegenschaft und gründete sein eigenes Geschäft. Dafür hat sich jedoch kein Grundbucheintrag gefunden. Es ist daher nicht klar, auf welchem Grundstück die Töpferei lag. Logisch wäre ein Weiterbetrieb der väterlichen Werkstatt (als Mieter?). Sein Bruder Friedrich Frank (1864-1941) erwarb 1901 die Liegenschaft Steffisburg, Alte Bernstrasse 164 und baute sich darauf eine neue Werkstatt. Möglicherweise arbeitete Christian Frank dort zusammen mit ihm. Das “Adress- Reise- und Reklamen-Taschenbuch für Thun und Berner Oberland aus dem Jahr 1908” listet ihn allerdings mit einem separaten Eintrag neben seinem Bruder an der Bernstrasse in Steffisburg (ohne Nennung von Haus- oder Versicherungsnummer).

Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt vor 1892 heiratete Christian Bertha Jenny aus Heimberg (1864-1946), die laut Nachruf auch im Geschäft mitarbeitete (als Ausmacherin?). Das Paar bekam sechs Kinder (Stammbaum), von denen die Tochter Ida (1896-1967) Ausmacherin wurde. Laut Nachruf stellte Christian Frank die Tätigkeit als Hafner 1933 ein, nachdem er jahrelang auch Kassierer bzw. Sekretär des Verbandes Bernischer Töpfermeister gewesen war.

Der bedeutende Keramiker, Zeichner und Entwerfer Friedrich Ernst Frank (1862-1920), der in der Manufaktur Wanzenried arbeitete, war Christians Cousin.

Stand des Industrie-Vereins Heimberg an der Kantonalen Gewerbeausstellung in Thun 1899.

1899 erhielt Christian Frank als Mitglied des Industrie-Vereins Heimberg für die Kollektiv-Ausstellung eine Silbermedaille an der Kantonalen Gewerbeausstellung in Thun für “Majolika”. Mitaussteller waren sein Bruder Friedrich Frank-Mäder, Fritz Hänni-Kratzer, Karl Loder-Eyer, Bendicht Loder-Walder, Jakob Reusser, Jakob Schenk, Gottfried Tschanz und Ernst Wittmeier.

1918/1919 scheint es auch zu einer kurzfristigen Zusammenarbeit mit Nora Gross aus Lausanne gekommen zu sein (Keramik von Christian Frank-Jenny in CERAMICA CH).

Heimberg-Steffisburg BE, Loder & Schweizer (1919-1925)

Gebäude der ehemaligen Manufaktur Wanzenried zur Zeit von Loder & Schweizer (1919-1925).

Keramik von Loder & Schweizer in CERAMICA CH

Fotoalbum der Produkte (heute im Staatsarchiv Luzern, PA 1421/PLA 202, Firmenarchiv Kunstkeramik Luzern)

Andreas Heege, Andreas Kistler,  Margret Loder, 2023

Für den 11. Dezember 1918 erfahren wir, dass Adolf Schweizer (1893–1967) und Emil Loder (1890–1971) gemeinsam die Manufakturliegenschaft von der Witwe Wanzenried zum Preis von Fr. 18.000 erwarben (dafür Fr. 15.000 in Form eines Schuldbriefes schuldig blieben) und die Firma mit Nutzen und Schaden auf den 2. April 1919 übernahmen (Grundbuch Thun, Beleg II, 775 vom 17.3.1919). Im Schweizerischen Handelsamtsblatt wurde die Gründung ihrer Kollektivgesellschaft mit dem 1. März 1919 bekannt gemacht (SHAB 37, No. 59, 8. März 1919). Adolf Schweizer war früher Lehrling bei Wanzenried gewesen und zum Zeitpunkt des Kaufs Geschäftsführer der DESA in Steffisburg. Emil Loder arbeitete seit Ende 1915 wohl als Geschäftsführer in der Manufaktur. Wir können nur annehmen, dass die beiden Geschäftsführer sich irgendwo in Steffisburg auf privater Ebene kennengelernt hatten oder schon früher kannten, zumal Adolf Schweizer 1917 die in der Manufaktur arbeitende Keramikmalerin Elise Eyer (1892–1970, Tochter des Hafners Gottfried Eyer, 1856–1892 und seiner Frau Elise Gfeller) geheiratet hatte.

Veröffentlichung der Kollektivgesellschaft im Schweizerischen Handelsamtsblatt 1919.

Sie machten aus der Manufaktur Wanzenried:

(Hinweis: Das Gründungsdatum 1876 ist falsch! Die Manufaktur Wanzenried wurde im September 1878 gegründet).

Von ihrer gemeinsamen Produktion zeugt ein im Nachlass von Emil Loder erhaltenes Fotoalbum (heute im Staatsarchiv Luzern, PA 1421/PLA 202, Firmenarchiv Kunstkeramik Luzern). Loder & Schweizer setzten eingeführte und erfolgreiche Muster und Keramikwaren der Manufaktur Wanzenried, wie z.B. das Muster «Alt-Thun/Chrutmuster» und die Irdenwareproduktion mit Malhorndekoren und Ritzmustern fort.

Foto Antik und Rar, Angelo Steccanella.

Gleichzeitig entwickelte aber wohl vor allem Emil Loder zahlreiche neue Formen und Dekore, die er jeweils mit Nummern versah. Stilistisch würde man seine Dekore einem späten Jugendstil bzw. Art Deco zuordnen.

Malerinnensaal bei Loder & Schweizer, um 1919-1925.

Immer wieder finden sich auch keramische Entwürfe von Paul Wyss.

Gleichzeitig versuchte sich Emil Loder auch als Plastiker und produzierte in der Manufaktur auch verschiedene Tierfiguren, die in den Katalogen der MUBA als “Kleinplastik” angeboten werden.

Keramiken von Loder & Schweizer aus der Sammlung der Schule für Gestaltung in Bern.

 

Die Marke der Manufaktur war das ligierte “LS” (Loder & Schweizer), oft kombiniert mit dem Ortsnamen Steffisburg und der Form- bzw. Dekornummer.

Nur beim Muster “Alt-Thun” erscheinen immer noch die beiden Sterne der Manufaktur Wanzenried und die Bezeichnung “Thoune”.

Der Absatz lief u.a.  über die 1917 gegründete Mustermesse Basel, an der Loder & Schweizer nachweislich von 1920 bis 1924 teilnahmen (Offizieller Katalog der Mustermesse Basel 1920-1924). Hier die Einladung zur MUBA 1924.

1922 Loder & Schweizer beteiligten sich an der “Première Exposition nationale d’art appliqué, Gruppe 7,  Keramik” in Lausanne (6. Mai-25. Juni 1922), die von Nora Gross organisiert wurde. Das ehemalige Kunstgewerbemuseum in Genf erwarb damals eine Dose, die sich heute im Musée Ariana in Genf befindet (MAG C0798).

1924 Teilnahme von Loder & Schweizer, Werkstatt für Kunstkeramik an der KABA (KAntonal-Bernische Ausstellung) in Burgdorf (Staatsarchiv Bern – StAB BB 1.9.7).  Der BUND urteilte: “Viel beachtet werden sodann die Ausstellungen der beiden bernischen Kunsttöpfereien Loder und Schweizer in Steffisburg und Adolf Gerber in Langnau. Die Steffisburger Firma zeigt einen erfreulichen Fortschritt im modernen Genre. Wir finden da Tierfiguren, so lebensvoll und elegant, wiee die besten “Kopenhagen”-Erzeugnisse, ebenso Vasen von auserlesener Form und entzückender Glasur.” (Der Bund, Band 75, Nummer 334, 8. August 1924).

Anfang 1925 beendeten Emil Loder und Adolf Schweizer ihre Zusammenarbeit, wobei die Gründe in einem Zerwürfnis liegen, dessen Ursachen nicht genauer bekannt sind. Dies geht aus einem erhaltenen Briefwechsel von Emil Loder mit seiner späteren Frau Frieda Schenk hervor. Dieses Zerwürfnis hinderte die beiden ehemaligen Kompagnons aber nicht, später z.B. den Grossauftrag für das Eidgenössische Schützenfest 1939 in Luzern, gemeinsam abzuwickeln. Adolf Schweizer kaufte 1925 den Betrieb und Emil Loder zog nach Luzern und gründete dort auf der Basis der Vorgängerfabrik “Keramik Luzern, Genossenschaft” die Kunstkeramik A.G. Luzern oder Luzerner Keramik (Heege/Loder-Rettenmund/Kistler 2023; Heege/Loder-Rettenmund/Kistler 2024).

Loder & Schweizer in Antik und Rar

Loder & Schweizer in der Sammlung des SNM

Bibliographie:

Heege/Loder-Rettenmund/Kistler 2023
Andreas Heege/Margret Loder-Rettenmund/Andreas Kistler, Luzerner Keramik 1925–1996, Teil 1: Loder-Schenk, Luzern, Kunstkeramik (1925–1933) und Kunstkeramik A.G. Luzern (1933–1948), in: Keramik-Freunde der Schweiz Revue 137, 2023, 1-101.

Heege/Loder-Rettenmund/Kistler 2024
Andreas Heege/Margret Loder-Rettenmund/Andreas Kistler, Luzerner Keramik 1925–1996, Teil 2: Kunstkeramik A.G. Luzern in Ebikon (1948-1996), in: Keramik-Freunde der Schweiz Revue 138, 2024, 7-101.

Heimberg-Steffisburg BE, Loder-Eyer, Karl (1871–1915), Hafnerei

Karl Loder-Eyer (1871-1915), unbekanntes Aufnahmedatum, wohl um 1910.

Keramik von Karl Loder-Eyer in CERAMICA CH

Andreas Heege, Andreas Kistler, 2022

Der Hafner Karl Loder wurde am 22.3.1871 geboren (Burgerrodel [ im Folgenden immer BR] Grossaffoltern 1, 209). Sein Grossvater Bendicht Loder (1808–1874; BR Grossaffoltern 1, 209) war Gemeindeschreiber in Steffisburg und Lehrer in Niederwichtrach, Wichtrach, Langnau, Affoltern, Hofwil, Röthenbach und Jaberg. Aus der zweiten Ehe von Bendicht Loder mit Anna Barbara Aeschlimann von Langnau (1825–nach1878) gingen 12 Kinder hervor (siehe Stammbaum). Von den sechs Söhnen ergriffen zwei den Beruf des Hafners: Bendicht Loder-Walder (1855–1909; BR Grossaffoltern 1, 213) und Johann Loder (1844–1894; BR Grossaffoltern 2, 107). Johann Loder heiratete die Hafnertochter Anna Elisabeth Gfeller (1842–1871; BR Worb 2, 107; Vater Johannes Gfeller, 1816–1862, Hafner in Heimberg). Mit ihr bekam Johann Loder drei Kinder: Karl Loder (1871–1915), (Karl) Johann Loder (1869–1894) und Maria Loder (1868–1869). Eine zweite Ehe mit Maria Elisabeth Moser, verw. Liniger (1836–1906) blieb kinderlos.

Johann Loder erwarb 1883 die Hafnereiliegenschaft Steffisburg, Bernstrasse 206 (Grundbuch [im Folgenden immer GB] Steffisburg 50, 384–387). Bei dieser Gelegenheit wird er als Hafner in Heimberg bezeichnet. Für ihn liess sich dort jedoch kein Liegenschaftsbesitz nachweisen, er war also vermutlich irgendwo eingemietet. Beim Kauf beinhaltete die Liegenschaft das Wohnhaus mit Bescheuerung sowie zwei Hafnerwerkstätten, die zwischen 1834 und 1865 von den Hafnern Christian Künzi (1813–1851), Johannes Künzi (1818–1887) und Samuel Künzi (1820–1870) genutzt worden waren. Im Kaufpreis waren eine Farbmühle und die «Hafnerbretter» inbegriffen. Die hochverschuldete Liegenschaft (Wert Fr. 11.000, Schulden Fr. 9153) ging 1894 nach dem Tod von Johann Loder und dem Tod von (Karl) Johann Loder nur drei Monate später, im Rahmen eines Erbauskaufs seiner Stiefmutter an den damals dreiundzwanzigjährigen Karl Loder über (GB Steffisburg 53, 644–647). Mit Nutzen und Schaden auf den 1. März 1898 verkaufte Karl Loder die Hafnerliegenschaft an einen Gärtner, der sie noch im selben Jahr an einen Landwirt weiterveräusserte (GB Steffisburg 55, 200-204, 425). Wahrscheinlich wurde nach 1898 auf der Parzelle nicht mehr getöpfert.

Hafnereiliegenschaft Steffisburg, Alte Bernstrasse 167, unbekanntes Aufnahmedatum, wohl nach 1900.

Dieser Werkstattverkauf war Karl Loder möglich, da er mit Nutzen und Schaden auf den 5. September 1898 die Hafnereiliegenschaft Steffisburg, Alte Bernstrasse 167, im Rahmen eines Erbauskaufs übernehmen konnte (GB Steffisburg 55, 208–211). Sie gehörte vorher seinem Schwiegervater, dem Hafner Christian Eyer (1845–1898).

Karl Loder hatte 1898 die Hafnertochter Anna Elisabeth Eyer (2. Dezember 1872–29. April 1933) geheiratet. Das Paar bekam keine Kinder.

Wir können nur vermuten, dass Karl Loder seine Ausbildung zum Hafner in der väterlichen Werkstatt erhielt. Quellen gibt es dazu nicht. Aus seiner Zeit in der Hafnereiliegenschaft Steffisburg, Bernstrasse 206 (1894-1898) haben sich keine Dokumente und auch keine signierten Produkte erhalten.

Die Überlieferung zu seinen Aktivitäten setzt mit Zeitungsmeldungen im Jahr 1899 ein (Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland, 11. und 17. August; Thuner Wochenblatt 16. August). Charles, wie er sich damals offenbar schon nannte, hatte sich an der I. Bernisch-Kantonalen Industrie-, Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung an der Kollektivausstellung des Industrievereins Heimberg beteiligt und dafür eine Silbermedaille erhalten, ebenso sein Onkel Bendicht Loder-Walder. Gleichzeitig wurden die Manufaktur Wanzenried mit einem Ehrendiplom und das Musée céramique des Keramikhändlers L. Hahn mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

1. Bernisch-Kantonalen Industrie-, Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung, Thun 1899, Stand des Industrievereins Heimberg.

Das im Ausstellungsführer gedruckte Standfoto belegt, dass die Hafner Fritz Frank-Mäder, Christian Frank-Jenny, Friedrich Hänni-Kratzer, Charles Loder-Eyer, Bendicht Loder-Walder, Jakob Reusser, Jakob Schenk, Gottfried Tschanz, Ernst Wittmeier und Eugen Rorschach (Bern) offenbar durchweg im Stil der “Thuner Majolika” arbeiteten, die damals beim bernischen Publikum und den Touristen immer noch en vogue war. Vermutlich waren die genannten Hafner auch die Hauptlieferanten für das Musée céramique.

1. Bernisch-Kantonale Industrie-, Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung, Thun 1899, Stand der Manufaktur Wanzenried.

Optisch und vermutlich auch in der Qualität unterschieden sich die meist ungemarkten Keramiken der Hafner wohl kaum von den Produkten der Manufaktur Wanzenried, die ebenfalls mit einem grossen Stand in Thun vertreten war.

Anna Elisabeth Loder-Eyer, Karl Loder-Eyer und unbekannte Personen (von links) vor der Töpferei Loder-Eyer in Steffisburg, Bernstrasse 167, um oder bald nach 1900. Der kleine Junge mit Hut ist Emil Loder (1890-1971).

Familiäre Veränderungen gab es im Jahr 1900. An der letzten Steffisburger Verdingkindergemeinde vom 28. Dezember 1900 wurde Emil Loder, ein Vetter von Karl Loder, (siehe Stammbaum) zusammen mit seinen Brüdern Ernst Robert (1891–1969) und Walter (1882–1930) für ein Kostgeld von Fr. 65.- pro Jahr, an den kinderlosen Vetter Karl Loder-Eyer (1871–1915) verdingt. Die Integration in die Familie seines wesentlich älteren Vetters sollte sich für Emil als lebensbestimmend erweisen. Ab dem 10. Mai 1906 erhielt er bei Karl Loder einen Lehrvertrag als Hafnerlehrling. Für das zu bezahlende Lehrgeld in Höhe von Fr. 200.- kam die Armenkommission der Gemeinde Heimberg auf (Gemeindearchiv Heimberg, Akten der Armenkommission 1906, 97 (30.8.1906).

Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern 20. Dezember 1902 Ausgabe 03.

Anlässlich der Weihnachtsausstellung des Jahres 1902 im Gewerbemuseum in Bern wurden die Arbeiten von Karl Loder-Eyer durch den Museumsdirektor Oscar Blom erneut lobend hervorgehoben (Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern 1902, No. 49, 20.12.1902). Mit ihm wurden die Hafner Loder-Walder und Tschanz genannt.

Karl Loder-Eyer beteiligte sich auch erfolgreich an der II. Preisausschreibung des Kantonalen Gewerbemuseums für Arbeiten in gebranntem Ton (Majolika) im Dezember 1902. Zwar gewann die Manufaktur Wanzenried immer noch in einigen Kategorien die ersten Preise, aber Karl Loder stand mit seiner Produktion offenbar auf einem vergleichbaren Niveau. Bendicht Loder-Walter erhielt einen dritten Preis und das Musée Céramique unter L. Hahn eine Ehrenmeldung (Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern 50, Nr. 28, 1.4.1903). Am 11. April 1903 gratulierte auch der Tägliche Anzeiger für Thun und das Berner Oberland (Band 27, Nummer 86) zu den gewonnenen Preisen und bezeichnete in diesem Zusammenhang Karl Loder als “Förderer heimischer Industrie”.

Visitenkarte von Karl Loder-Eyer, nach 1903.

Auf die gewonnenen Preise in Thun und Bern war Karl Loder offenbar sehr stolz, weshalb er eine neue Visitenkarte drucken lies, die seine Firmenmarke zeigt (ligiertes CH L – Charles Loder; die Marke war nicht im Schweizerischen Handelsregister eingetragen). Abgesehen von den Prämierungen in Thun und Bern verweist die Karte auch noch auf eine Prämierung in Paris. Dabei kann es sich eigentlich nur um die Weltausstellung im Jahr 1900 handeln, auf der auch das Musée céramique von L. Hahn für seine Thuner Majolika eine Bronzemedaille erhielt (La Tribune de Geneve, 1.9. 1900). War Karl Loder also wesentlicher Lieferant für Hahn und fand, dass die Medaille eigentlich ihm zustehen müsste?

Am 30.12.1905 lösten Karl Loder-Eyer und Marie Mürner, geb. Gfeller (als Rechtsnachfolgerin ihres verstorbenen Hafnergatten Samuel Mürner) den unter dem 26. Juni 1877 gegründeten “Hülfs- und Freundschafts-Verein” der Heimberger Hafner auf, da sie die beiden letzten Mitglieder waren und Frau Mürner kurz vorher ihre Hafnerei aufgegeben hatte. Aus der von Karl Loder-Eyer abgelegten Schlussrechnung geht hervor, dass der Hilfsverein zum Schluss nur noch einen Wagen “rohe Glätte von Firma Lutz & Schrämli” im Wert von 2380 Franken besass. Die Glätte wurde bei Frau Wanzenried für 598,50 Franken gemahlen und dann von Karl Loder-Eyer übernommen (Abrechnung im Firmennachlass Kunstkeramik Luzern im Staatsarchiv Luzern).

Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland 19.12.1905, Ausschnitt.

Oscar Blom, Der BUND 21.12.1905, Ausschnitt.

Die Weihnachtsausstellung des Jahres 1905 im Kunstgewerbemuseum fand in der Presse ein positives Echo (Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland 3.12.1905, 19.12.1905, 30.12.1905; Der BUND 21.12.1905). Besonders hervorgehoben wird die “grosse Pyramide von Thuner Majolika, ausgestellt von Gottfried Beutter in Thun [Nachfolger von L. Hahn im Musée céramique], Karl Loder-Eyer in Steffisburg und B. Loder-Walder, Hafnermeister in Heimberg”.  Auch Oscar Blom lobte in einer Besprechung im BUND erneut die Produkte von Karl Loder-Eyer.

Das Preisausschreiben des Jahres 1902 und die Weihnachtsausstellungen im Gewerbemuseum waren einige der Aktivitäten mit denen Oscar Blom, der Direktor des Gewerbemuseums, das Kunsthandwerk und die keramische Produktion im Kanton Bern fördern und verbessern wollte. Seine Bemühungen um die Ausbildung der Hafner führte schliesslich zur staatlich geförderten Eröffnung einer Töpferschule in Steffisburg im August 1906 (Verwaltungsbericht der Direktion des Inneren des Kantons Bern 1906, 204. Vgl. dazu Messerli Bolliger 1991).  Karl Loder wurde Mitglied der Aufsichtskommission (Blom 1908). 24 Schülerinnen und Schüler besuchten die Modellierklasse von Ferdinand Huttenlocher (1856–1925) und die Dekorationsklasse von Paul Wyss (1875–1952). Unter den Schülern befanden sich auch Karl Loder-Eyer, Emil Loder, der Vetter Friedrich Loder (1890–?) bzw. die Cousine Rosa Ida Loder (1889–1912).

Huttenlocher und Wyss waren zugleich Kunstgewerbelehrer an der 1905 eröffneten Keramikfachklasse der Bernischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule, für deren Besuch Karl Loder-Eyer (auf Veranlassung von Oscar Blom?) 1905 und 1906 zwei Staatsstipendien erhielt. Offenbar gehörte Karl Loder-Eyer, wie sein Vetter Bendicht Loder-Walder, der für die Kunstgewerblerin Nora Gross produzierte, zu den aufgeschlossenen, bildungswilligen Hafnern der Region Heimberg-Steffisburg.

An der Weihnachtsausstellung des Kantonalen Gewerbemuseums Bern war Karl Loder-Eyer, Steffisburg mit einer Kollektion Majolika vertreten. Neben ihm stellten aus:  Bendicht Loder-Walder, Heimberg (Kollektion Majolika) und die Töpfergenossenschaft Steffisburg (Kollektion Majolika).

Keramik von Karl Loder-Eyer, 1908 veröffentlicht.

Vermutlich ist dies der Grund, warum Oscar Blom in seinem Jahresbericht von 1908 auch eine Fototafel mit der aktuellen Produktion von Karl Loder-Eyer veröffentlichte. Seine Produktpalette und die ebenfalls abgebildete der Manufaktur Wanzenried sowie von Bendicht Loder-Walder sollten andere Hafner zu Nachahmung anregen. Auf diesem Wege erhalten wir erstmals einen absolutdatierten Hinweis auf das Aussehen der Produktion von Loder-Eyer. Erkennbar wird die dekorative und formale Distanz der Produkte zur Thuner Majolika des Historismus, die Oscar Blom und mit ihm wohl auch die Keramikfachschullehrer, für überholt hielt (Blom 1908). Neu und modern waren Dekore in einem stilisierten, floralen Jugendstil, wie sie der Kunstgewerbelehrer Paul Wyss den Töpfern, Keramikmalerinnen und -malern in Bern und in Steffisburg vermittelte.  Es erstaunt daher nicht, wenn bei der Weihnachtsausstellung im Gewerbemuseum 1906 die ausgestellten Keramiken von Karl Loder als eine “Sammlung neuer Heimberger Majoliken” bezeichnet wurde (Intelligenzblatt für die Stadt Bern, 15.12.1906; auch Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland 19. Dezember 1906).

Im Jahr 1911 meldete Karl Loder-Eyer aus unbekanntem Grund seine Hafnerei/Firma auch im Schweizerischen Handelregister an (SHAB 29, 1911, s. 1650). Dies blieb der einzige Eintrag zu seinen Lebzeiten. Ausserdem liess er am 22. Dezember 1911 mit Zustimmung seiner Ehefrau ein Testament aufsetzen, das seine drei Vettern Emil Loder (1890-1971), Ernst Robert Loder (1891–1969) und Walter Loder (1882–1930) im Todesfall als Erben der Hafnerei bestellte. Als Begründung wurde die Kinderlosigkeit des Ehepaares angegeben.

Bereits im Hinblick auf die Landesausstellung in Bern 1914 fand 1910/11 im Kantonalen Gewerbemuseum in Bern eine “Weihnachts- und  Kunstindustrie-Ausstellung” statt, bei der die Aussteller ihre Keramiken in den Kontext einer umfassenderen Raumkunst bzw. Raumgestaltung zu integrieren hatten. Den Raum für Karl Loders Keramiken entwarf der Berner Architekt Otto Ingold (1883–1943), wie einer Ausstellungsbesprechung im BUND (18.1.1911) entnommen werden kann. Der Text fährt fort: “Aussteller: Karl Loder-Eyer, Töpfer, Steffisburg, Majolika und Töpferwaren mit farbigen Fritten, zum Teil nach eigenen Entwürfen, zum Teil nach Entwürfen von Architekt Otto Ingold und der Töpferschule Steffisburg. Hier fällt uns die Blumenkeramik besonders in die Augen. In den wohlproportionierten Formen der einzelnen Stücke, die sofort an eine bestimmte Verwendung (Nischendekoration usw.) erinnern, aus ihr abgeleitet sind, in der sachlichen Dekoration, im Gegensatz zu den frühen naturalistischen Ornamenten sind die Einflüsse der Raumkunstausstellung bemerkbar.”

Ingold galt in Bern als renommierter Reformarchitekt und zeichnete sich 1908 mit dem Bau des Künstlerhauses von Cuno Amiet auf der Oschwand und dem 1914 eingeweihten Berner Volkshaus aus. 1913 beteiligte er sich an der Gründung des Schweizerischen Werkbundes. Während im angrenzenden Europa – namentlich in Deutschland – bereits erste Keramikbetriebe Entwürfe renommierter Reformkünstler wie Henry van Velde (1863–1957), Peter Behrens (1868–1940), Albin Müller (1871–1941) etc. ausführten, galt diese Zusammenarbeit zwischen Ingold und Loder-Eyer in Bern als Novum und erntete in der Zeitschrift Die Schweizerische Baukunst anerkennendes Lob: “Daß die einzelnen Stücke bei einer derartigen Ausstellung tatsächlich ihre Reize offenbaren können, braucht dem Besucher nicht erst bemerkt zu werden. Die Vasen sind zum Teil nach den Entwürfen des Fabrikanten selber, zum größten Teil aber nach Entwürfen von Architekt Otto Ingold und der Töpferschule Steffisburg hergestellt.“ (zitiert nach Messerli 2009, 62-63).

Keramikausstellung 1913, Basler Volksblatt n° 208, 1913, 7 September, (Staatsarchiv Bern BB 1.9.7).

1913 Im Rahmen einer Ausstellung im Gewerbemuseum in Basel wurden die Arbeiten von Karl Loder-Eyer und Emil Lengacher (ehemalige Manufaktur Wanzenried) neben denen der Keramikfachklasse des Gewerbemuseums Bern sehr positiv besprochen. Kritik ernteten dagegen Vasen von Adolf Gerber und Johann Röthlisberger aus Langnau. Die Arbeiten aus der Schweiz standen in der Ausstellung im Wettbewerb mit Keramiken von Max Läuger, der Karlsruher Majolika-Manufaktur, der Berliner und Kopenhagener Porzellanmanufaktur und Keramik von Wedgwood.

Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern, Band 61, Nummer 49, 20. Juni 1914

Über die Landesausstellung 1914 in Bern berichten verschiedenste Zeitungen und Printmedien. Im Juni erfahren wir, dass Karl Loder-Eyer, die Gebrüder Loder aus Heimberg, Friedrich Hänni-Kratzer aus Heimberg, Fräulein Anna Müller aus Grosshöchstetten, die Hafnerei Reusser aus Heimberg bzw. Gottfried Moser aus Wichtrach als Aussteller auf der Landesausstellung vertreten waren. Dazu kam Emil Lengacher, der mittlerweile die Manufaktur Wanzenried übernommen hatte.

Aufgrund eines bebilderten Artikels von Jacob Hermanns (seit 1907 Lehrer für Keramik an der Keramikfachschule in Bern, ausserdem Mitglied des Bazarkomites für die Landesausstellung der Vereinigung für Heimatschutz) in der Schweizer Illustrierten Zeitung 1914, haben wir immerhin einen gewissen Eindruck von der Produktion, die Karl Loder-Eyer in Bern zeigte. Er stellte seine Keramik unter anderem in den “Heimkunst-Werkstätten, Untergruppe 49A II” im Dörfli aus (Heimatschutz 9, 1914, 156),  sowie in der Gruppe 23 “Keramische und Glaswaren” in einer speziellen Halle auf dem Neufeld (Kiefer 1914, Fachbericht). In den Heimkunstwerkstätten gab es auch Vorführungen und Handwerksdemonstrationen. Dort arbeitete Robert Loder (1891-1969) an der Töpferscheibe (laut historischen Unterlagen von Emil Loder, Firmenarchiv im Staatsarchiv Luzern).

Ausserdem war er Lieferant für den Bazar der Vereinigung für Heimatschutz, der ebenfalls im “Dörfli” lag (Conradin 1914, 99). Dort wurden von Standpächtern nur Waren und Reiseandenken verkauft, die von einem Bazarkomitee vorher zugelassen worden waren oder 1913 an einem “Wettbewerb für Reiseandenken” teilgenommen hatten (Heimatschutz 8, 1913, Heft 6, 95; Preisträger: Heimatschutz 8, 1913, Heft 11, 122-123).

Ein Bazarrundgang  der NZZ (21.6.1914) verweist ausdrücklich auf “lustige bäuerliche Tanzgruppen” (Keramikfiguren?) aus der Werkstatt Loder-Eyer, von denen wir heute kein Stück mehr kennen.

Stattdessen haben sich zwei signierte Figuren in Privatbesitz erhalten, die auf einen Zusammenhang mit dem Haushaltswarengeschäft “Kaiser & Cie” in Bern verweisen, die als Lieferanten des Heimatschutz-Basars ebenfalls zugelassen waren und mit zahlreichen eingereichten Objekten an dem der Landesausstellung vorangehenden “Wettbewerb für Reiseandenken” teilgenommen hatten. In der Prämierungsliste von 1913 findet sich nun aber erstaunlicherweise nicht Karl Loder- Eyer als Künstler der Figuren, sondern der Keramiker Cäsar Adolf Schmalz aus Heimberg (“12 tanzende und musizierende Bauernfiguren”). Auch eine monographische Bearbeitung von dessen Werk verzeichnet die beiden Figuren (Marti/Straubhaar 2017, 127). Können wir also davon ausgehen, dass Schmalz für Karl Loder-Eyer arbeitete und dieser deshalb signierte? Hier braucht es wohl weitere Studien zu Cäsar Adolf Schmalz.

Eine Ausstellungskritik der NZZ (nachgedruckt im Oberländer Tagblatt vom 30.10.1914) hebt den dekorativen Reichtum der Loder-Keramiken hervor, bemängelt aber gleichzeitig, dass die Muster oft zu gesucht und etwas zu wenig der Form angepasst seien. Der BUND (10.9.1914) gruppiert die Keramiken von Karl Loder-Eyer zusammen mit denen der Gebrüder Loder und der Manufaktur Wanzenried (unter E. Lengacher) als Thuner Majolika und bewertet sie als “höchst originell und vorzüglich”.

Der abschliessende Ausstellungs-Fachbericht hebt für die Keramiken von Karl Loder-Eyer die grosse Auswahl, die Reichhaltigkeit der Bemusterung und die gute technische Ausführung hervor. “Neben der Schlickermalerei waren hier fast alle keramischen Techniken mit Geschick angewandt, ohne dass bei diesen Arbeiten das Heimische ausser acht gelassen wurde” (Kiefer 1914).

Wir können uns von der von Karl Loder-Eyer produzierten Keramik aufgrund von neun nummerierten und drei  nicht nummerierten Fototafeln einen Eindruck verschaffen. Diese befinden sich im Archiv der Kunstkeramik Luzern (heute im Staatsarchiv Luzern), wohin sie zu einem unbekannten Zeitpunkt durch Emil Loder gekommen sein dürften. Die Fotos sind vermutlich nicht alle zum selben Zeitpunkt bald nach 1900 entstanden. Jedoch trägt die Formnummer 134 erkennbar die Datierung 1914 und einzelne Keramiken (Form 126, 151, 201 und 213) entsprechen den ausgestellten Stücken von der Landesausstellung in Bern. Klassische Thuner Majolika und “Chrutmuster” stehen neben Dekoren, die an Nora Gross erinnern, hellblau glasierte Reiseandenken mit schweizerischen Landschaftsszenen und klassischen Ansichten von Tourismus-“Hot-Spots” (Thun, Schloss Chillon, Genfer See)  sowie Wintersportlern, kontrastieren mit Entwürfen von Paul Wyss, Keramik im Stil “Alt-Langnau” und Jugendstilmotiven, wie sie Karl Loder schon um 1907/1908 produzierte (s.o.). Von der hellblauen Geschirrserie verwahrt die Stiftung Schloss Thun ein inschriftlich 1914 datiertes und mit S.L.A.B. (Schweizerische Landes-Ausstellung Bern) beschriftetes Exemplar. Die Serie ist aber wohl älteren Datums, da die Form 35 bereits 1908 zum ersten Mal in einem Foto publiziert wurde.

Das vorstehende unbeschriftete Foto kann Karl Loder-Eyer nur unsicher zugeordnet werden.

Oberländer Tagblatt 10.11.1914. Kommentar: Es fehlt die Nennung der Silbernen Medaille für Johannes Röthlisberger aus Langnau!

Sowohl Karl Loder-Eyer als auch Emil Lengacher durften sich als Ergebnis der Landesausstellung über eine Goldmedaille freuen. Die Gebrüder Loder und Töpfermeister Reusser aus Heimberg erhielten jeweils eine Bronzemedaille.

Die museale Überlieferung für Karl Loder-Eyer und das Werk seiner Werkstatt ist insgesamt eher bescheiden und bedürfte einer intensiveren Aufarbeitung. Etwas umfangreichere Bestände verwahrt die Stiftung Schloss Thun (Bearbeitung 2023).

Schweizer Reiseandenken, datiert 1914 (Stiftung Schloss Thun).

Karl (Charles) Loder-Eyer, Teller aus der Wintersport-Serie, signiert “CHL” und “Thoune”. Privatbesitz.

Karl (Charles) Loder-Eyer, zwei Teller mit einer Frauenserie, Schürzen mit auffällig grossen Schleifen, signiert “Thun”. Stiftung Schloss Thun.

 

Serie von Vorrats- oder Küchendosen von Karl Loder-Eyer, Stiftung Schloss Thun.

Welche Qualität Karl Loder zu liefern in der Lage war, belegen eindrucksvoll zwei Teller aus den Jahren 1913 und 1914,  die das Heimatmuseum Trubschachen verwahrt.

Oberländer Tagblatt 15. Mai 1915

Seiner grossen Erfolge konnte sich Karl Loder nicht lange erfreuen. Völlig unerwartet verstarb er im Alter von nur 44 Jahren am 11. Mai 1915 an den Folgen eines Schlaganfalls (Nachruf Der BUND 14. Mai 1915; auch Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern, Band 62, Nummer 58, 15. Mai 1915).

Laut Testament von 1911 waren der Vetter Emil Loder (in den Grundbuchakten als Keramiker oder Maler bezeichnet) und seine Brüder (Ernst) Robert Loder (zu diesem Zeitpunkt Hafner) und Walter Loder (zu diesem Zeitpunkt Landarbeiter) die Haupterben. Das am 20. Mai 1915 eröffnete Testament wurde am 20. November 1915 von Seiten des Gemeinderates in Steffisburg für gültig erklärt. Die Vermögensanteile der drei Brüder wurden im Grundbuch eingetragen (GB Thun Bel. I 2880, 288). Bereits am 12. November 1915 hatten sich die Erben allerdings mit der Witwe Anna Loder-Eyer vertraglich darauf geeinigt, ihr den gesamten Besitz mit Nutzen und Schaden auf 11. Mai 1915 käuflich abzutreten und sich die resultierenden Vermögensteile in der definitiven Erbteilung auszahlen zu lassen (GB Thun Bel. I 2881). Am 28. Dezember 1915 wurde die Löschung der Firma «Kunsttöpferei Karl Loder-Eyer» im Schweizerischen Handelsamtsblatt veröffentlicht (SHAB 33, 1915, 1763).

Die Witwe Anna Loder-Eyer verkaufte die Töpferei mit Nutzen und Schaden auf dem 1. Mai 1917 an eine bereits am 13. September 1915 gegründete Genossenschaft “Kunsttöpferei Steffisburg vormals Karl Loder-Eyer”, die spätere DESA in Steffisburg (GB Thun Bel. I, 4118). Die Genossenschaft war vorher bereits Mieterin des Betriebes (GB Thun Bel. I, 4118). Diese stellte Adolf Schweizer aus Steffisburg (1893–1967), der eine Lehre in der Manufaktur Wanzenried gemacht hatte und ab 1911 in der Keramikfachklasse in Bern ausgebildet worden war (Messerli 2009, Anhang Schülerlisten), als technischen Leiter und Geschäftsführer ein (Nachruf Thuner Tagblatt 91, 1967, Nummer 288).

Bibliographie:

Blom 1908
Oscar Blom, Die Förderung der Majolika-Industrie in Heimberg-Steffisburg-Thun durch das kantonale Gewerbe-Museum in Bern, in: Jahresbericht pro 1907 des kantonalen Gewerbemuseums Bern, 1908, 1-9.

Kiefer 1914
Georges Kiefer, 23: Gruppe: keramische und Glaswaren. Schweizerische Landesausstellung in Bern 1914, Fachberichte Band VI.

Marti/Straubhaar 2017
Erich Marti/Beat Straubhaar, C.A. Schmalz 1887-1966. Leben und Werk mit Pinsel, Stift und Lehm, Heimberg 2017.

Messerli Bolliger 1991
Barbara E. Messerli Bolliger, Der dekorative Entwurf in der Schweizer Keramik im 19. Jahrhundert, zwei Beispiele: Das Töpfereigebiet Heimberg-Steffisburg-Thun und die Tonwarenfabrik Ziegler in Schaffhausen, in: Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 106, 1991, 5-100.

Messerli 2009
Christoph Messerli, Von der Souvenir- zur Studiokeramik. Die Berner Keramik im 19. und 20. Jahrhundert. Lizentiatsarbeit, Institut für Kunstgeschichte des Universität Bern, Bern 2009.

Wyss 1966
Robert L. Wyss, Berner Bauernkeramik (Berner Heimatbücher 100-103), Bern 1966.

 

 

 

 

Heimberg-Steffisburg BE, Loder-Walder, Bendicht, Hafnerei

Keramikentwurf von Nora Gross, ausgeführt von Bendicht Loder-Walder, 1905/1906 (Musée Ariana Genf).

Andreas Heege, Andreas Kistler und Jonathan Frey, 2023

Keramik von Bendicht Loder-Walder in CERAMICA CH

Keramik von Bendicht Loder-Walder für Nora Gross in CERAMICA CH

Die Familie Loder mit Heimatort Grossaffoltern BE, hat in der Geschichte der Töpferei im Kanton Bern, in den Orten Heimberg und Steffisburg, im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eine erhebliche Bedeutung. Zu den wichtigsten Exponenten gehören Karl Loder-Eyer (1871-1915), Bendicht Loder-Walder (1855-1909) und Emil Loder (1890-1971) sowie dessen Sohn Franz Loder (1932-2001) und seine Ehefrau Margret Loder-Rettenmund (1932- ). Für die Familie sind in Steffisburg zwei Töpfereistandorte nachgewiesen (Bernstrasse 206, Alte Bernstrasse 167) und in Heimberg ein Töpfereistandort (Bernstrasse 310).

Im folgenden soll die Geschichte der Hafnerei von Bendicht Loder-Walder (1855-1909) und seinen Kindern dargestellt werden, soweit sie aus den wenigen bekannten Archivalien erhellt werden kann (Stammbaum).

Bendicht Loders Vater Bendicht Loder (1808–1874; Burgerrodel [BR] Grossaffoltern 1, 209) war Gemeindeschreiber in Steffisburg und Lehrer in Niederwichtrach, Wichtrach, Langnau, Affoltern, Hofwil, Röthenbach und Jaberg. Aus der zweiten Ehe von Bendicht Loder mit Anna Barbara Aeschlimann von Langnau (1825–nach1878) gingen 12 Kinder hervor (siehe Stammbaum). Von den sechs Söhnen ergriffen zwei den Beruf des Hafners: Bendicht Loder (1855–1909; BR Grossaffoltern 1, 213) und Johann Loder (1844–1894; BR Grossaffoltern 2, 107). Bendicht Loder war ein Onkel von Karl Loder-Eyer (1871-1915), einem der wichtigsten Steffisburger Hafner der Zeit um 1900.

Wo Bendicht Loder (1855–1909) ausgebildet wurde (bei seinem älteren Bruder Johann; 1844-1894?) und ob er eine Gesellenwanderung absolvierte, wissen wir nicht. Bendicht heiratete spätestens 1881 oder 1882 Anna Elisabeth Walder (1860-1911) aus der Hafnerfamilie Jakob Walder-Kaufmann, Heimberg, Bernstrasse, Parzelle 241. Anna Elisabeth Walder war das uneheliche Kind der unverheirateten  Anna Walder (1826-1913), die die Liegenschaft (ein halbes Haus und umliegenden Hofplatz) zusammen mit ihrem taubstummen Bruder Johannes (1836-1901) beim Tod des Vaters Jakob Walder (1803-1874) geerbt hatte. Es bleibt das Problem, dass in keinem der Handänderungsverträge zum Grundstück Bernstrasse, Parzelle 241 eine Töpferwerkstatt erwähnt wird.  Es muss daher unklar bleiben, ob der Hafner Jakob Walder-Kaufmann auf diesem Grundstück nur wohnte oder auch eine eigene Werkstatt hatte. Alternativ hätte er auch irgendwo in Heimberg eingemietet gewesen sein können, z.B. in eine der beiden Töpfereien der unmittelbar nördlich benachbarten Hafnereiliegenschaft Bernstrasse 310. Es ist denkbar, aber archivalisch nicht belegt, dass die Geschwister Johannes Walder und Anna Walder die Töpferei des Vaters nach 1874 gemeinsam weiterführten und spätestens mit der Hochzeit 1881 oder 1882 auch Bendicht Loder in dieser Werkstatt mitarbeitete. Bei Abwicklung der folgenden Kauf- und Verkaufsgeschäfte 1888 wurde  Bendicht Loder jedenfalls als “Hafner im Heimberg” bezeichnet. Das Paar Loder-Walder bekam bis zum Jahr 1900 14 Kinder, von denen vier Hafner und vier Ausmacherinnen wurden (Stammbaum).

1888 kaufte Bendicht Loder den halben Hausanteil seiner Schwiegermutter bzw. seiner Ehefrau (Grundbuch Steffisburg [GBSteff], 51, 734-736) und verkaufte ihn unmittelbar anschliessend, vermutlich um damit Geldmittel flüssig zu machen, die er für den Kauf der grösseren Hafnereiliegenschaft mit zwei Werkstätten, Heimberg, Bernstrasse 310, im Jahr 1888 einsetzen konnte (GBSteff 51, 717-719). In diesem 1805 erbauten Gebäude (Frey 2022) existierte schon vor 1815 eine Werkstatt des Hafners Peter Gerber, der in den 1840er-Jahren in die USA auswanderte. 1833 wurde das Gebäude nach Westen erweitert (Frey 2022) und vermutlich die zweite Hafnerwerkstatt eingebaut, die 1846 als “neue Hafnerwerkstatt” erwähnt wird (GBSteff 21, 381-385). Vor Bendicht Loder hatte hier zwischen 1858 und 1880 der Hafner Christian Haueter gearbeitet (Stammbaum Haueter). Von 1880-1888 dürften die zwei Werkstätten durch Haueters Witwe Elisabeth Haueter-Flückiger und ihren zweiten Ehemann Andreas Spahr vermietet gewesen sein. Die Liegenschaft umfasste beim Verkauf ein Wohnhaus mit zwei Hafnerwerkstätten und Scheune, “in Mauer, Rieg und Holz erbaut & mit Ziegeln gedeckt”. Dazu gehörte der Gebäudeplatz und beiliegende Wiesen und Ackerland im Umfang von 9379 Quadratmetern. Die Brandversicherungssumme betrug 10.300 Fr., die Grundsteuerschatzung 12.330 Fr. Der Verkaufspreis betrug 13.500 Fr. Hiervon bezahlte Bendicht Loder 2587 Fr. bar, es blieb also ein erheblicher Schuldbetrag von 10.913 Fr. übrig, der mit 4% zu verzinsen war und binnen 5 Jahren getilgt werden sollte. Der spätere Erbgang im Jahr 1916 (s.u.) zeigt jedoch, dass in diesem Jahr immer noch 8.930 Fr. Schulden die Liegenschaft belasteten (GBThun Bel I 3401).

Wilhelm Tell und sein Sohn Walter, Skulpturen an der Fassade der Töpferei von Bendicht Loder-Walder, Steffisburg.

Laut Aussagen des Verkäufers im Jahr 1960 (vgl. Jahrbuch Schloss Thun 1960, 23) wurde die Figur des Wilhelm Tell «1864 von dem aus dem Aargau zugewanderten Hafner K. Bercher» gefertigt. Sie stand angeblich als «Handwerkszeichen» zusammen mit dem Tellenknaben Walterli «in der Ründe der alten Töpferei» Bernstrasse 310. Während die Lokalisierung korrekt durch andere Zeugenaussagen bestätigt werden kann, gilt dies nicht für die Datierung und die Zuschreibung an den angeblich zugewanderten Töpfergesellen Karl Bercher. Karl Bercher wurde in Heimberg geboren und lebte von 1879 bis 1943. Er war der Sohn des Hafners Gottlieb Bercher (1837-1904) aus Reckingen AG, der 1859-1866 zunächst als Geselle bei Johann Fahrni und Niklaus Frei in Heimberg arbeitete und sich dann dort fest niederlies. Von 1880-1897 besass er die von ihm neu erbaute Töpferei Heimberg, Dornhaldestr. 33. Karl Bercher arbeitete ebenfalls als Hafner, wir wissen jedoch nicht, in welcher Töpferei. Stammt die Figur wirklich von Karl Bercher, so müsste sie wohl um 1900 datieren, stammt sie hingegen von seinem Vater Gottlieb, dann wäre eine Datierung in die Zeit 1860-1880 wahrscheinlicher. Das Problem von Datierung und Produzent kann nachträglich nicht gelöst werden.

Nach dem Kauf hatte der Betrieb offenbar genug Arbeit, denn im Mai 1891 suchte Bendicht Loder-Walder in der Zeitung “Der Grütlianer” einen Scheibenarbeiter, also einen Dreher. Sein Betrieb wurde aus unbekannten Gründen zu keinem Zeitpunkt im Schweizerischen Handelsamtsblatt erwähnt.

1. Bernisch-Kantonale Industrie-, Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung, Thun 1899, Stand des Industrievereins Heimberg.

1899 beteiligte er sich an der Kollektivausstellung des Industrievereins Heimberg auf der Gewerbeausstellung in Thun. Das im Ausstellungsführer gedruckte Standfoto belegt, dass er zusammen mit den Hafnern Fritz Frank-Mäder, Christian Frank-Jenny, Friedrich Hänni-Kratzer, Charles Loder-Eyer, Jakob Reusser, Jakob Schenk, Gottfried Tschanz, Ernst Wittmeier und Eugen Rorschach (Bern) offenbar durchweg im Stil der „Thuner Majolika“ arbeitete, die damals beim bernischen Publikum und den Touristen immer noch en vogue war.

Bericht im Täglichen Anzeiger für Thun und das Berner Oberland 11. August 1899. Auch Der Bund, Band 50, Nummer 221, 10. August 1899 Ausgabe 02, berichtete über die Prämierungen.

Der Industrieverein erhielt eine silberne Medaille. Es gibt keine Hinweise, dass Bendicht Loder-Walder zu diesem Zeitpunkt seine Produkte signierte oder markte. Vermutlich waren die genannten Hafner auch die Hauptlieferanten für das Musée Céramique in Thun, allerdings stellte dessen Besitzer L. Hahn, 1899 ebenfalls aus und erhielt eine Goldmedaille.

Die Ausstellung wurde im Täglichen Anzeiger für Thun und das Berner Oberland vom 19. August 1899 sehr positiv besprochen.

Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern 20. Dezember 1902 Ausgabe 03.

1902 beteiligte sich Bendicht Loder-Walder an der Weihnachtsausstellung des Gewerbemuseums und wurde dabei von Direktor Blom lobend erwähnt.

Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern 8. April 1903 Ausgabe 02

1902/1903 Bendicht Loder-Walter beteiligte sich neben Karl Loder-Eyer ebenfalls erfolgreich an der II. Preisausschreibung des Kantonalen Gewerbemuseums für Arbeiten in gebranntem Ton (Majolika) im Dezember 1902. Zwar gewann die Manufaktur Wanzenried immer noch in einigen Kategorien die ersten Preise, aber Karl Loder stand mit seiner Produktion offenbar auf einem vergleichbaren Niveau. Bendicht Loder-Walter erhielt einen dritten Preis und das Musée Céramique unter L. Hahn eine Ehrenmeldung (Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern 50, Nr. 28, 1.4.1903). Am 11. April 1903 gratulierte auch der Tägliche Anzeiger für Thun und das Berner Oberland (Band 27, Nummer 86) zu den gewonnenen Preisen.

1903 Paul Wyss, Kunstgewerbelehrer am Gewerbemuseum in Bern, arbeitete als Entwerfer für Bendicht Loder-Walder (Messerli-Bolliger 1991, 76, Anm. 467).

Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern 26. März 1904

1904 erfahren wir, dass Karl Bendicht Loder (1884-1909) und seine Schwester Anna Elise (1886-1908) in der väterlichen Werkstatt als Lehrlinge ausgebildet worden waren und die offizielle Lehrlingsprüfung bestanden hatten.

Karl Bendicht Loder (1884-1909), Foto im Firmennachlass der Luzerner Keramik im Staatsarchiv Luzern.

Auf Karl Bendicht Loder (1884-1909) ruhten offenbar alle Zukunftshoffnungen des Vaters. Karl Bendicht  beantragte am 2. November 1904 beim Regierungsrat des Kantons Bern ein Ausbildungsstipendium für die Kunstgewerbeschule in Bern, da es in Heimberg vor allem an Fortbildungsmöglichkeiten im Zeichnen und Modellieren mangele. Der Gemeinderat von Heimberg unterstützte sein Gesuch. Paul Wyss schrieb am 3. Dezember 1904 eine Begutachtung “Anlässlich meiner regelmässigen Werkstattvisiten in Heimberg lernte ich den Steller des vorliegenden Gesuches näher kennen. meiner Überzeugung nach ist Karl Loder ein äusserst fleissiger und solider Jüngling mit hellem Kopf + praktischem Sinn. Seine Versuche im Modellieren zeigen jedenfalls ein gutes Auffassungsvermögen und + gute Erfindungsgabe + es ist somit ziemlich sichere Gewähr dafür geboten, das er bei sachgemässer Ausbildung eine tüchtige Kraft werden wird.”

Am 30. Dezember 1904 wurde seinem Gesuch vom Regierungsrat des Inneren stattgegeben (Urkunde vom 5.7.1905) und er erhielt 300 Fr. für den Besuch der bernischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule im Jahr 1905. Er begann den Schulunterricht im März 1905. Dieses Stipendium wurde am 24. Januar 1906 noch um ein weiteres Jahr bis  1907 verlängert. Allerdings war sein Gesundheitszustand im Winter 1906/1907 so geschwächt, dass er die Schule nicht besuchen und sich zur Kur nach Heiligenschwendi (Volksheilstätte für unbemittelte Tuberkulosekranke) begeben musste  (Korrespondenz im Firmennachlass der Luzerner Keramik im Staatsarchiv Luzern).

Die Krankheit war so gravierend, dass Karl Bendicht bereits im Januar 1909, d.h. noch vor seinem Vater starb.

1904 Vermutlich begann in diesem Jahr oder schon im Jahr 1903 die fruchtbare Zusammenarbeit von Bendicht Loder-Walder mit der Keramikdesignerin Nora Gross aus Lausanne, die vorher mit der Töpferei Veuve Knecht et fils in Colovrex (GE) gearbeitet hatte und dort unzufrieden war. Es ist diese Zusammenarbeit mit einer herausragenden und modernen Keramikdesignerin, die Loder-Walder für einen kurzen Zeitraum von etwa 5 Jahren unter den Heimberg-Steffisburger Hafnern besonders hervorhebt.

In einem Artikel in der NZZ vom 20. November 1906 berichtet der unbekannte Redakteur über eine Reise nach Heimberg im August 1904 und beschreibt seine Suche nach dem Hafner und der Werkstatt, die die “moderne Keramik” herstellte. Nachdem er zunächst zwei Werkstätten besucht hatte, die einerseits Thuner Majolika mit Edelweissmotiven und andererseits modernere Schlickermalereien fertigten, wie man sie “an einem Stand unter den  Bögen am Limmatquai kaufen kann”(Hafnerei Wächter-Reusser), kam er schliesslich zur Werkstatt Loder-Walder. “Es wurde vor diesem Hause gerade ein prächtiger Erntewagen abgeladen, der alle verfügbaren Hände in Anspruch nahm. Wir wurden deshalb nicht sehr freundlich aufgenommen; erst als der Mann allmählich merkte, dass wir uns für seine Sachen interessierten, wurde er gesprächig und holte allmählich eines um das andere von den hübschen Mustern der Fräulein Gross von den Schäften herunter und erzählte von seinen Bestellungen aus Interlaken und von seinen Sendungen nach Berlin. Wir unterhielten uns so gut, dass wir fast zu spät zur Bahn kamen, schwer beladen mit Heimberger Geschirr. Dies alles ist uns wieder frisch ins Gedächtnis getreten, als wir diese Keramiken [im Dezember 1906] in der Kunsthandlung Weil an der Bahnhofstrasse [in Zürich] ausgestellt sahen. Sie werden hoffentlich einen guten Absatz hier finden, handelt es sich doch um echtes Schweizerfabrikat und gesunde Heimkunst.”

Bericht über die Ausstellung im Kunstgewerbemuseum in Bern im «Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern – 52, Nr. 36, vom 6.5.1905.

Bendicht Loder-Walder, Heimberg, nach einer Skizze von Nora Gross, 1905 (MHL Nr. 14).

Weitere, gradezu euphorische Erwähnungen der neuen keramischen Kreationen stammen aus dem Mai des Jahres 1905, als sie mit grossem Erfolg in einer Ausstellung des Kantonalen Kunstgewerbemuseums in Bern präsentiert wurden (Le Nouvelliste vaudois vom 3. Mai 1905, 2 – Gazette de Lausanne vom 13. Mai 1905, 3 und 5). Am Rande sei bemerkt, dass der Bericht in Le Nouvelliste eine Erklärung für den Bruch zwischen Gross und der Firma Knecht liefert: «Fräulein Gross hatte zuerst unter den Töpfern von Ferney [der Ortsfehler erklärt sich dadurch, dass die Töpferei Knecht in Ferney-Voltaire eine zweite Werkstatt betrieb] nach dem Handwerker gesucht, der ihre Kreationen herstellen konnte, aber die Vorurteile, auf die sie stiess, hatten den glücklichen Effekt, dass sie schweizweit nach dem Mitarbeiter suchte, den sie brauchte. Sie fand ihn in Heimberg.»

     

Keramik von Bendicht Loder-Walder und Nora Gross in der Sammlung des Historischen Museums von Lausanne.

Die überwiegende Mehrheit der von Loder-Walder für Nora Gross hergestellten Keramiken trägt eine eingeritzte Marke «BL (oder BLW) – Nora Gross» und eine geritzte Formnummer. Fünf Stücke befinden sich in der Sammlung des Historischen Museums von Lausanne (MHL Nr. 14; MHL Nr. 17; MHL Nr. 18; MHL Nr. 25; MHL Nr. 26). Drei Keramiken befinden sich in der Schule für Gestaltung Biel und Bern.

Im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich finden sich drei Vasen von Nora Gross und Bendicht Loder-Walder (SNM LM-70629, SNM LM-70630, SNM LM-149623).

Das Musée Ariana bewahrt 15 Exemplare dieser Kategorie, die 1905 und 1906 vom ehemaligen Kunstgewerbemuseum in Genf erworben wurden (siehe Ball 1988 Kat. Nr. 2, 5, 7, 8, 10, 11, 14-16, 18-20, 23-26).

Darunter befinden sich auch zwei sehr dekorativ bemalte Teller.

Fünf zusätzliche Beispiele finden sich auch in der Sammlung des Gymnasiums Lerbermatt in Köniz. Leider haben wir keine Ahnung, wann diese Stücke in die Sammlungen der vorherigen Institution, des Staatlichen Seminars Bern – Lerbermatt, gelangt sind. Wir stellen fest, dass sich die Signaturen von denen der vorherigen Gruppe unterscheiden, den Grund dafür können wir nicht angeben.

   

 

 

Sammlung des Gymnasiums Lerbermatt in Köniz.

Mit Bendicht Loder entwickelte Gross eine deutlich feiner ausgearbeitete Produktlinie, vor allem in Bezug auf die Farbe. Die engobierten Dekore sind mit farbigen Glasuren überzogen, die einen schönen Farbreichtum aufweisen und zudem im Laufdekor hervorgehoben sind.

Die von Loder-Walder hergestellten Keramiken tragen eine eingravierte Marke «BL (oder BLW) – Nora Gross» und eine eingeprägte oder eingeritzte Formnummer. Private Sammlung.

Das Kunstgewerbemuseum in Zürich bewahrt eine weitere Vase aus dieser Zeit (ZHdK-KGS-08457).

Das Historische Museum in Lausanne und die Schule für Gestaltung in Bern besitzen ein ungewöhnliches Milchkännchen mit “Johannisbeerdekor”.

Im Herbst 1905 wurde eine grosse Verkaufsausstellung sowohl im Grand Bazar in Neuenburg als auch im «Maison d’Art» in Genf organisiert (La Suisse Libérale 42, Nr. 267, 14. November 1905 und 42, Nr. 296, 17. Dezember 1905).

1905 Anlässlich der Weihnachtsausstellung des Kunstgewerbemuseums in Bern wird Bendicht Loder-Walders Beteiligung an der grossen “Pyramide von Thuner Majolica” erwähnt (Täglicher Anzeiger für Thun, 29, Nr. 287, 3. Dezember 1905 und Nr. 300, 19. Dezember 1905). Dabei arbeitete er in diesem Fall mit Karl Loder-Eyer und mit Gottfried Beutter aus Thun zusammen, der kurz vorher das Musée Céramique übernommen hatte.

Im Juni 1906 fand im La Grenette in Lausanne die «2. Ausstellung der Malerinnen der französischen Schweiz» statt. Auch Nora Gross nahm mit ihren «hübschen Vasen» teil (La Suisse Libérale 43, Nr. 132, 10. Juni 1906). Im Juli 1906 werden ihre Keramiken in Fribourg im Schaufenster von Georges Clément in der Grand-Rue ausgestellt. Sie werden bewundert und detailliert beschrieben (La Liberté, 36, Nr. 156, 11. Juli 1906).

1906 bekommen wir aus der Feder des Thuner Stadtarchivars Karl Huber (Huber 1906) eine eindrückliche Würdigung der Arbeiten Loder-Walders:

«Zu einem Kunsthafner möchte ich Sie noch führen. Es ist Bendicht Loder-Walder bei der Station Steffisburg. Dem bescheidenen Manne hat sein Beruf gesundheitlich hart zugesetzt, aber wie wenig lässt er von seinem Leiden merken, wenn er auf seine geliebte Kunst zu sprechen kommt und uns auf dem Gang zu den schönen Erzeugnissen seiner neuen Versuche begleitet. Dem Praktikus stehen feinsinnige Künstler wie Prof. Huttenlocher in Bern und Frl. Gross in Lausanne zur Seite. Nach ihren originellen Zeichnungen und denen seiner begabten Tochter Anna schafft er prächtige Gefässe aller in Thun bekannten Formen und Wandteller, die er mit einer eigenen glanzvollen Glasur überzieht, deren Zusammensetzung noch sein Geheimnis ist. Die Farben Grau, Braun und Blau wiegen dabei vor. Durch Loders eigenartige Glasur erscheinen die Zeichnungen so weich und traumhaft zart, dass die Wirkung eine verblüffende ist. Die nach Grossschen Zeichnungen aufgetragenen Dekorationen stellen Fische, Coniferenfrüchte, Fruchtgehänge, Vögel, Blumen, wie Disteln und Rosen u.a., dar. Durch ein anderes verfahren, die sogenannte Ueberlaufglasur, werden phantastische Farbenwirkungen erzielt, die eine schöne Zukunft versprechen. Auf schönem Gebrauchsgeschirr sahen wir Alphornbläser und andere Figuren aus dem Alpenleben nach neuestem Verfahren mit dem Pinsel und dünnen Farben aufgetragen. Soviel wir wissen, werden die Loder-Walderschen Erzeugnisse vorzugsweise im Magazin von Frl. Gross in Lausanne verkauft. Benedikt Loders versuche erstreckten sich auch auf die Fabrikation eines solideren Gebrauchsgeschirrs. Dadurch, dass er farbige Glasuren verwendet und das Auftragen von Farben zwischen Ton und Glasur ausgeschaltet hat, ist es ihm gelungen ein schönes, solides Produkt zu erzielen, das jeden Vergleich mit dem durch seine Solidität bekannten Schaffhausergeschirr aushält» (Huber 1906, 295-296)

Im November 1906 wurde ein Teil Ihrer Produktion auch in der Kunsthandlung Weil an der Bahnhofstrasse in Zürich ausgestellt und von der NZZ (Neue Zürcher Zeitung, Archiv) vom 20. November 1906 sehr wohlwollend aufgenommen.

Ihre Produkte wurden 1906 auch in Basel gelobt und verkauft (Illustrierte Schweizerische Handwerker-Zeitung Nr. 38, 20.12.1906, 613).

Paul Wyss lobte 1906 : “Was für schöne Resultate schließlich Loder-Walder mit seinen Glasuren fertig gebracht hat, ist wohl allen bekannt. Er ist nicht der Begütertsten einer und hat doch in Erkenntnis, dass etwas gehen musste, und wenn der Verdienst wieder besser werden sollte, Zeit und Material geopfert, lange Zeit Versuche angestellt und nun gönnen wir ihm gewiss alle seinen schönen Erfolg. Er mag nun ein Beleg dafür sein, dass ohne Probieren und Riskieren halt nichts erreicht werden kann, dass aber, wo mit Verstand und offenen Augen Proben angestellt werden, bald und ohne übermässige Opfer neue Arten gefunden werden können, welche besseren Verdienst bringen.”

Nora Gross von Loder-Walder gefertigte Vasen entsprechen so ganz den Vorstellungen, die Paul Wyss vom “Neuen Stil” der Keramik hatte:  “Harmonistische Stimmung will den ganzen Effekt der Vase einheitlich machen. Die Vase soll im wesentlichen ein großer, schöner und glänzender Glasurfleck sein, welcher den Blumenstrauß in seiner Wirkung unterstützt, ungefähr wie der Rahmen das Bild an der Wand. Wir verlangen also eine gewisse Ruhe in der Behandlung der Vase und eine einheitliche Wirkung, nicht hier ein grell roter Fleck, daneben ein weißer, ein blauer, ein grüner etc., sondern die Vase soll den Gesamteindruck machen von grün, oder blau, oder rot, etc. Das erreichen wir theoretisch dadurch, dass wir einen Zentralton wählen im Farbenkreis und nun am Dekor nur die nächst benachbarten Töne brauchen; einer Abweichung nach links, entspricht eine gleichgroße nach rechts, so dass der erstgewählte Ton stets im Mittelpunkt bleibt. Praktisch macht es sich so, dass über die aufgesetzten Farben nun eine einheitlich gefärbte, aber durchsichtige Glasur kommt, sei diese Überglasur z. B. blau, so scheint das Rot durch sie hindurch violett, und das Grün blaugrün; über allem liegt ein blauer Schleier, und so erhalten wir die gewünschte einheitliche Wirkung in Blau” (Wyss 1906, 20).  Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Töpfern Bendicht Loder-Walder und später Christian Frank-Jenny (1865-1950) gelang es Gross, mit ihren charakteristischen Entwürfen den internationalen Reformgedanken des „modernen Stiles“ nach Heimberg zu tragen (Messerli 2009, 68 und Ball-Spiess 1987).

1907 An der Weihnachtsausstellung es Kantonalen Gewerbemuseums Bern war Bendicht Loder-Walder, Heimberg, neben Karl Loder-Eyer, Steffisburg mit einer Kollektion Majolika vertreten. Ausserdem stellte die Töpfergenossenschaft Steffisburg aus (Kollektion Majolika).

Keramiken von Bendicht Loder-Walder und Nora Gross in der Weihnachtsausstellung des Kunstgewerbemuseums Bern 1907 (Jahresbericht 1907 des Kantonalen Kunstgewerbemuseums Bern).

Über die Objekte der Weihnachtsausstellung des Kunstgewerbemuseums Bern 1907 informiert eine Fototafel im Jahresbericht des Direktors Oscar Blom (1908). Formen und Dekore gehen klar auf Nora Gross zurück.

Anzeige 1907

Winter-Spezialausgabe des Illustrierten Fremdenblattes von Thun und Umgebung vom 21.9.1907 (Signatur: Stadtarchiv Thun 7/2 AN 5.2).

In der Winter-Spezialausgabe des Illustrierten Fremdenblattes von Thun und Umgebung vom 21.9.1907 findet sich eine Anzeige von Bendicht Loder-Walder, in der er als Spezialität “Modernes Majolika” anpreist zugleich aber darauf hinweist, dass er [Thuner] Majolika und gewöhnliche Töpferware herstellt.

Von diesen “klassischen” Produkten der Werkstatt sind aus unbekannten Gründen nur sehr wenige bekannt. Möglicherweise wurden sie in der Werkstatt Loder-Walder normalerweise nicht gemarkt.

 

Der Bund, Band 59, Nummer 148, 27. März 1908 Ausgabe 02

Keramik von Adele Schwander und Bendicht Loder-Walder in der Sammlung Stiftung Schloss Thun.

Schüssel mit Grifflappen nach Langnauer Vorbild, gestaltet von Adèle Schwander, ausgeführt von Bendicht Loder-Walder, 1908. Privatbesitz Schweiz, Foto Christoph Messerli (Messerli 2009, Abb. 80). 

1908 Der BUND berichtete im März 1908 über eine Sonderausstellung im Gewerbemuseum in Bern, auf der Keramiken von Adèle Luise Schwander (1880-1949) und Bendicht Loder-Walder gezeigt wurden. Wie lange diese Zusammenarbeit gedauert hat, ist unbekannt.

Nach dem Tod von Bendicht Loder (21.11.1909) ging die Liegenschaft und Werkstatt Bernstrasse 310 an seine Witwe über und als diese am 13.7.1911 ebenfalls starb, gelangte der Besitz an die neun zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Kinder.

Diese liessen sich die Erbschaft erst 1916 im Grundbuch eintragen (GBThun Bel I 3401, GBThun Bel I 3402). Zu diesem Zeitpunkt wird Ernst Hans Loder (1882-1958) als Hafner in Heimberg bezeichnet. Friedrich Loder (1890-?) war Hafner in Biel, seine beiden Schwestern Marie Martha Loder (1892-1917) und Marie Frieda Loder (1893-1917) waren Malerinnen/Ausmacherinnen in Heimberg. Gleiches gilt wohl auch für Mina Bertha Loder (1894-1919), die 1916 noch als Haushälterin bezeichnet wird. Eduard Rudolf Loder (1896-1971) wurde schon 1916 als “Laboratorium Arbeiter” bezeichnet. Die drei übrigen Kinder waren noch minderjährig.

Der Tod von Bendicht Loder-Walder im November 1909 bedeutet nicht das Ende der Produktion der von Nora Gross entworfenen Formen und Dekore, da die Werkstatt weiterhin bestand und wohl auch dieselben Keramikmalerinnen tätig waren. Ein Hinweis in diese Richtung dürfte eine 1911 durchgeführte Ausstellung der Société des peintres et sculpteurs suisses, der Gesellschaft Schweizerischer Maler und Bildhauer, im Kunsthaus in Zürich sein. Die ausgestellten Keramiken von Nora Gross wurden von Albert Baur, Chefredakteur der Zeitschrift Wissen und Leben  (Schweizer Monatsschrift für allgemeine Kultur, Bd. 8, 1911, 160), als «interessante keramische Arbeiten» hervorgehoben. Auch die NZZ berichtete mit Hinweis auf die Fertigung durch Loder-Walder über diese Ausstellung (9.4.1911, 20.4.1911, 29.4.1911). Die Annahme der kontinuierlichen Produktion wird auch durch Bemerkungen von Paul Wyss (1914, 150) unterstützt. An der Berner Landesausstellung 1914 wurden in der 23. Gruppe: Keramische und Glaswaren einige Exponate von Loder-Walder nach Entwürfen von Nora Gross gezeigt. Ein Vermerk im Ausstellerverzeichnis belegt, dass die keramischen Entwürfe von Nora Gross jeweils von Ausmacherinnen der Werkstatt Loder-Walder umgesetzt wurden. Interessant erscheint dabei, dass Loder-Walders neue Kollektion gleichwohl noch als Majoliken bezeichnet wurde: „Gebrüder Loder, Töpferei, Heimberg. Fabrikation von Majolika unter künstlerischer Mitarbeit von Frau Nora Gross, Lausanne. Anfertigung nach Entwürfen in prompter Ausführung.“ (zitiert nach Messerli 2009, 70). Der Fachbericht zur Landesausstellung (Band VI zu Gruppe 23, S. 73) kritisiert in diesem Zusammenhang: “Gebrüder Loder, Heimberg, brachten Töpfereien nach Entwurf von Frau Nora Gross, Lausanne. Es begegnete uns wenig Neues, das Meiste war uns bekannt von früheren, von der Künstlerin veranstalteten kleineren kunstgewerblichen Ausstellungen”.

Keramik- und Textilstand im Dörfli-Bazar auf der Landesausstellung in Bern 1914 (nach Conradin 1914, 99).

1914 beteiligten sich die “Gebrüder” Loder nicht nur an der Landesausstellung in Bern sondern waren auch Lieferanten für den Bazar im “Dörfli”.

1914 Auf der Landesausstellung in Bern erhielten die Gebrüder Loder eine Bronzemedaille (Oberländertagblatt_38_Nr. 263, 10.11.1914). Was genau prämiert wurde, bleibt jedoch unklar. Der BUND (Band 65, Nummer 477, 9. Oktober 1914 Ausgabe 02) berichtete:
“Schweizerische Landesausstellung. Keramische und Glaswaren.  Freudig erstaunt der Besucher der keramischen Abteilung der Landesausstellung über die schmucke Reichhaltigkeit an Formen, Farben und Zeichnungen der in dieser Halle ausgestellten Glas-, Porzellan- und Töpferwaren. Der Schweizerboden schafft fast unerschöpfliche Mengen von Ton-Rohmaterialien, so daß die Töpferei in unserem Lande eine ansehnliche Zahl von Vertretern hat, deren höchstes Streben darauf hinzielt, ausgezeichnete praktische Töpferwaren herzustellen, besonders auch antike Formen neu zu gestalten und ihnen den Stempel unserer Zeit aufzuprägen, die ja auch wieder nach möglichster Einfachheit und Größe der Umrißlinien, nach möglichster Harmonie zwischen Form und Farbe im Ausdruck des Ganzen trachtet. Alle die einst beliebten schnörkeligen Rokoko-Lieblichkeiten auf Tellern, Töpfen, Krügen und Schalen sind dem schlicht-ernsten, großen Zuge der Moderne gewichen. Daher mutet uns heutige Menschen zum Beispiel das mit schweren, reliefartig erhöhten Blumen- und Rankenzeichnungen bedeckte Majolikageschirr fast wie ein Gruß aus einer fremd gewordenen Vergangenheit an und will uns beinahe nur noch wie etwas aus alter, ehrwürdig-völkischer Zeit Ueberkommenes bedünken. Weltbekannt ist ja die Thuner Majolika, die durch ihre farbige Dekoration ungemein urwüchsig und volkstümlich-kraftvoll erscheint. Die Majolikafabriken von Steffisburg, Heimberg und Thun haben denn auch höchst Originelles und Vorzügliches ausgestellt. (K. Loder-Eyer, Gebr. Loder, E. Lengacher).” Die Zeitungsberichte des Jahres 1914 bilden die einzige  Erwähnung der “Gebrüder Loder”.

1916 erfuhr die Zusammenarbeit von Bendicht Loder-Walder und Nora Gross eine grössere Würdigung, als Elisabeth Gött-Strasser in der Publikation “Die kunstgewerbliche Arbeit der Frau in der Schweiz” (Anner 1916) die Keramik besprach.

1922 erwarb Ernst Hans Loder die gesamte Liegenschaft Bernstrasse 310 von seinen Geschwistern und produzierte ab diesem Zeitpunkt wohl allein Alltagswaren und späte Thuner Majoliken (“Chrutmuster”?). Sein Betrieb erschien nicht mehr in der Presse. 1932 führte der Konkurs Loders zum Verkauf der Liegenschaft an den Fabrikarbeiter Rudolf Amstutz, der keine Verwendung für die beiden Töpferöfen hatte.

Links: Heimberg, Bernstrasse 310. Der stehende Töpferofen (70) nach seiner Freilegung. Im Vordergrund der Aussenmantel des Ofens, dahinter der vertiefte Boden des Feuerungsraums. Links im Bild das Lochtennengewölbe mit Resten des Lochtennenbodens. Die Wandungen des Feuerungsraums sind stark oberflächenverglast. Im Hintergrund die Arbeitsgrube von Ofen (10). Foto Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Marco Amstutz.

Rechts: Heimberg, Bernstrasse 310. Übersicht über das Grabungsareal mit den beiden Töpferöfen und der Nordmauer des 1805 erstellten Hauses. Foto Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Foto Beat Straubhaar, Heimberger Dorfbote.

Im Juni 2021 wurde das seit Langem leerstehende und zum Teil auch baufällige Haus im Hinblick auf ein Neubauprojekt abgebrochen, nachdem das Haus bereits 2019 Gegenstand einer Bauuntersuchung des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern war (Frey 2022).

Heimberg, Bernstrasse 310. Auswahl von Funden am Tag der offenen Grabung. Foto Beat Straubhaar, Heimberger Dorfbote.

Die Reste der beiden Töpferöfen konnten dokumentiert und ihre Aufgabeverfüllungen geborgen werden. Eine Aufarbeitung der archäologischen Funde wäre sehr erwünscht.

Dank

Herzlichen Dank für Unterstützung geht an Maya Hürlimann-Zumbrunn, Sachbearbeiterin, Stadt ThunStadtkanzlei/Stadtarchiv, an Jonathan Frey, Bern, Andreas Kistler, Bäriswil, Andreas Liesch Stierva, Margret Loder-Rettenmund, Ebikon, Beat Straubhaar, Heimberg.

Bibliographie:

Anner 1916
Franziska Anner, Die kunstgewerbliche Arbeit der Frau in der Schweiz, Chur 1916.

Ball-Spiess 1987
Daniela Ball-Spiess, «Wie ist das Kunstgewerbe in der Schweiz zu heben und zu pflegen?» Der Beitrag von Nora Gross (1871–1929) zur ästhetischen Erziehung. Dissertation, Universität Basel, Bern 1987.

Ball 1988
Daniela U. Ball, Nora Gross (1871-1929), in: Genava 36, 1988, 117-135.

Barten 1998
Sigrid Barten, Nora Gross, in: Cerâmica da Suìça do Renascimento aos nossos dias. Ceramics from Switzerland from Renaissance until the Present. Museu Nacional do Azulejo, Lissabon 1998, 141-146.

Frey 2022
Jonathan Frey, Archäologische Forschungen: Töpferöfen in Heimberg, in: Keramik-Freunde der Schweiz, Bulletin 99. 2022, 13-16.

Huber 1906
Karl Huber, Thuner Majolika, in: Illustriertes Fremdenblatt von Thun und Umgebung, 1906, 258-259, 278-279, 294-296.

Messerli 2009
Christoph Messerli, Von der Souvenir- zur Studiokeramik. Die Berner Keramik im 19. und 20. Jahrhundert. Lizentiatsarbeit, Institut für Kunstgeschichte des Universität Bern, Bern 2009.

Messerli Bolliger 1991
Barbara E. Messerli Bolliger, Der dekorative Entwurf in der Schweizer Keramik im 19. Jahrhundert, zwei Beispiele: Das Töpfereigebiet Heimberg-Steffisburg-Thun und die Tonwarenfabrik Ziegler in Schaffhausen, in: Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 106, 1991, 5-100.

Wyss 1906
Paul Wyss, Stand, Probleme und Hebung des Töpfergewerbes, Vortrag von Herrn P. Wyss, Zeichner am Gewerbemuseum Bern (Umschlag: Nach dem Vortrage von Hrn. P. Wyss … in Bern niedergeschrieben von Hermann Röthlisberger, Sek.-Lehrer in Steffisburg, No. 14-19 Oberländer Volksfreund Jhrg. 1 (Hrsg.), Steffisburg 1906.

Wyss 1914
Paul Wyss, Keramische und Glaswaren 23. Gruppe. Katalog B zur Schweizerischen Landesausstellung Bern, Genf/Bern 1914.

 

 

 

Heimberg-Steffisburg BE, Manufaktur Wanzenried (1878-1918)

Gebäude der ehemaligen Manufaktur Wanzenried zur Zeit von Loder & Schweizer (1919-1925).

Keramik der Manufaktur Wanzenried in CERAMICA CH

Informationen zur “Thuner Majolika”

Andreas Heege, 2022

Die Geschichte der Manufaktur Wanzenried und der Thuner Majolika
(nicht abgeschlossene Bearbeitung)

Die Region Heimberg/Steffisburg war im späten 18. und im 19. Jahrhundert der wichtigste Töpfereistandort im Kanton Bern. An der Strasse von Bern nach Thun im früheren Amtsbezirk Thun bestanden um 1850 zusammen mit einer Reihe benachbarter Ortschaften aus dem Amtsbezirk Konolfingen – Jaberg, Kiesen, Oppligen, Diessbach, Wichtrach und Münsingen – zeitweise maximal 80 Hafnereien (Werder 1962). Heimberg selbst zählte im Jahr 1764 234 Einwohner in 47 Haushalten. Das direkt benachbarte Steffisburg umfasste 924 Einwohner in 184 Haushalten. Bis 1856 stieg die Zahl der Haushalte allein in Heimberg auf 234 bei 1217 Einwohnern. 1880 hatten Heimberg 1149 und Steffisburg 3898 Einwohner (Buchs 1969, 31; Buchs 1988, Anm. 9; Buchs 1995, 36–38; Schwab 1921, 103. Die publizierten Zahlen stimmen nicht immer überein).

Die um 1850/70 in einer wirtschaftlichen Krise steckenden Hafner von Heimberg bildeten gleichwohl die unverzichtbare lokale Wissensbasis auf der sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Produktion eine ganz speziellen, ungewöhnlichen und sehr beliebten Keramik entwickeln sollte, der sogenannten Thuner Majolika. Die Thuner Majolika ist also nur zu verstehen, wenn man vorab einen Blick auf die Heimberger Keramik, ihre Erforschung und Entwicklung wirft.

Über den angeblichen, stilistischen und qualitativen «Verfall» der Heimberger Keramik, vor allem wenn man sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit zeitgleicher Manufakturware auf den Landes- und Weltausstellungen verglich, berichtete Barbara Messerli-Bolliger 1991 ausführlich. Von diesem Trend waren nur wenige innovative und aufgeschlossene Hafner in der Region Heimberg/Steffisburg ausgenommen. Die mannigfaltigen Versuche, diesem Trend mit Hilfe von Zeichen- und Keramikfachschulen oder Gewerbeschulen und der Einführung neuer, als zeitgemäss empfundener Dekore und Gefässformen entgegenzuwirken, waren in Bezug auf die meisten Heimberger Hafner zunächst eher weniger erfolgreich (Messerli Bolliger 1991, 43–78). Gleichwohl bemühten sich verschiedene Institutionen und Privatleute mit der Einführung von «Kunstkeramik» um die «kunsthandwerkliche Verbesserung des Handwerks». In diesen Kontext gehört auch die Entwicklung und Produktion der Thuner Majolika. Diese war in ihrer handwerklichen und künstlerischen Qualität, vor allem im Vergleich mit der älteren Heimberger Produktion des frühen 19. Jahrhunderts («Produkt echt zeitgemässer Kultur»), bei Volkskundlern und Vertretern der Schweizer Heimatstilbewegung schon früh unberechtigterweise stark umstritten («Das Abscheulichste in Form, Farbe und Dekor brachten die 1880er-Jahre»: Hoffmann-Krayer 1914, 100; De Praetere 1907; vgl. dazu auch Messerli Bolliger 1991, 70.).

Wann der „auswärtige“ – kunstgewerbliche Einfluss auf die Heimberg/Steffisburger Hafner begann, lässt sich nicht definitiv festlegen. Der Thuner Stadtarchivar Huber (Huber 1906, 278) überliefert als einziger in einem Zeitungsbericht von 1906 die folgende, bis heute nicht durch weitere Quellen verifizierte Geschichte:

«Nun wurde in den 60er Jahren ein Pariser Antiquar, Boban, auf diese Produktion [Keramik aus Heimberg/Steffisburg, Erg. Autor] aufmerksam, kaufte alte Stücke auf, fand leichten Absatz dafür und veranlasste die Hafner Wyttenbach und Küenzi, nach Zeichnungen zu arbeiten. Dieses nach Paris wandernde, bestellte Luxusgeschirr, erhielt den Namen ´Pariser Geschirr´, ein Name, der für feinere dekorierte Stücke bis heute geblieben ist.»

Bei dem Paris Antiquar handelt es sich möglicherweise um den «berüchtigten» Pariser Antiquitätenhändler Eugène Boban (1834–1908), der vor allem mit lateinamerikanischen Altertümern handelte und dem heute die Fälschung der sog. «crystall skulls» angelastet wird (Zur Person Bobans und seiner Aktivitäten: Riviale 2001; Mac Laren Walsh 2008; MacLaren Walsh/Hunt 2013). Ob diese Keramikbestellungen tatsächlich in den 1860er-Jahern erfolgten, wo Boban oft in Mexiko weilte, oder erst nach seiner Geschäftseröffnung in Paris um das Jahr 1870, entzieht sich momentan unserer Kenntnis.

Die stets wachsende Nachfrage nach diesem «Pariser Geschirr», so glaubte oder wusste Huber 1906 aus Heimberger Erzählungen, veranlasste nun den Thuner Geschirrhändler Friedrich Wunderlich im Winter 1873 auf 1874 in Heimberg den Anstoss zu grundlegenderen Stil- und Formänderungen zu geben, die ab den späten 1870er-Jahren zur Entwicklung der sogenannten «Thuner Majolika» führen sollten. Er lieferte den Heimberger Hafnern Eyer und Tschanz Zeichungen «griechischer Vasen» als neue Formvorlagen, die sie durch ihre Ausmacherinnen jedoch eher traditionell mit schwarzbrauner Grundengobe verzieren liessen (Huber 1906, 278; Buchs 1988, 33).

Einen nicht unumstrittenen Einfluss hatten offenbar auch Keramik- und Dekorentwürfe des deutschen Ingenieurs Franz Keller-Leuzinger (1835–1890). Dieser weilte 1874–1876 für eine kurze Zeit in Heimberg. Nach seinen Form- und Dekorvorlagen produzierten verschiedene Hafner (u. a. Samuel Mürner, Eduard Berger und Gottfried Tschanz). Für diese Keramiken, die Keller-Leuzinger dann unter seinem Namen ausstellte, erhielt er auf der Kunstgewerbeausstellung in München 1876 eine Medaille. Offenbar war er in Heimberg aus diesem Grund erheblichen Anfeindungen ausgesetzt (Jaennicke 1879, 833; Gmelin 1891). Und auch auf der Weltausstellung in Paris 1878, die von den Heimberger Hafnern Christian Eyer, Benedikt Künzi und J. Schenk-Trachsel äusserst erfolgreich mit Ware beschickt wurde, waren angeblich diverse nicht gekennzeichnete Entwürfe von Keller-Leuzinger zu sehen (Huber 1906, 297; zur Kontroverse um Keller Leuzinger vgl. Messerli Bolliger 1991, 53–57; erhaltene Produkte V&A Inv. 712-1878 bis 717-1878 sowie 736-1878 und 737-1878). Eine Töpferei Glatz aus Villingen im Schwarzwald fertigte für Keller-Leuzinger ebenfalls Keramiken, die der Thuner Majolika sehr nahe stehen (Gmelin 1891, 24; Mehlstäubler 2021). Unter den 1878 in Paris ausgestellten Stücken befanden sich erstmals auch solche mit dem auch später bedeutenden «Chrutmuster», auch Muster «Alt-Thun» genannt (V&A Inv. 736-1878. Ausserdem: Heege/Kistler 2017, 489–500, Fig. 168). Dieses wurde in den 1860er-Jahren auf der Basis von lokalen Blumendekoren aus Heimberg entwickelt, wobei wir keine Kenntnis haben, wer an dieser Umgestaltung beteiligt war. Es wurde bis ans Ende des 20. Jahrhunderts von zahlreichen handwerklich arbeitenden Hafnereien und allen Manufakturen der Region gefertigt und lässt sich nur anhand von signierter Ware einzelnen Hafnereien oder Herstellern zuweisen.

Ab 1878 griff offenbar auch die neu gegründete Manufaktur von Johann Wanzenried (Buchs 1980; Messerli Bolliger 1991, 69–74) in Steffisburg auf vorliegende Form- und Dekormuster nach griechichischen, etruskischen und orientalischen Vorbildern zurück und ergänzte sie in den Folgejahren um Entwürfe vor allem des Architekten und Professors für Kunstgewerbe Leopold Gmelin (1847–1916), des Heraldikers Christian Bühler (1825–1898), des Malers und Zeichners Rolf Münger (1862–1929), des Kunstgewerbelehrers Paul Wyss (1875–1952) und des Keramikers Friedrich Ernst Frank (1862–1920).

Stammbaum Familie Wanzenried  PDF

Vor allem die Produkte dieser Manufaktur, die immer wieder auch durch andere Hafner produzieren liess, assoziieren wir heute mit dem Begriff «Thuner Majolika». Auf der Landesausstellung in Zürich war Manufaktur Wanzenried 1883 neben dem Keramikhändler Schoch-Laederach, der auch unter dem Namen «Musée Céramique» firmierte, prominent vertreten (Messerli Bolliger 1991, Taf 17). Die folgenden 20 Jahre arbeitete die Manufaktur Wanzenried unter Maria Luise Wanzenried-Ingold (1849–1929) sehr erfolgreich (Buchs 1980).

Der grosse Boom der Thuner Majolika, der zum grossen Teil durch ausländische Alpentouristen und Verkäufe in Frankreich bedingt war, ging schon vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges allmählich zu Ende. Maria Luise Wanzenried-Ingold (1849–1929), die Witwe von Johann Wanzenried (1847–1895) übergab die Firma zunächst 1911 an ihren Schwiegersohn, den Lehrer Alfred Gertsch, der ihn 1912 an den Kaufmann Emil Lengacher aus Aeschi weiterverkaufte. Als dieser im Dezember 1914 unerwartet verstarb, übernahm die Witwe Wanzenried den Betrieb am 20. Mai 1915 erneut (SHAB 29, No. 206, 18.8.1911; SHAB 30, No. 140, 31.5.1912; SHAB 30, No. 149, 13.6.1912; SHAB 33, No. 199, 26.8.1915; SHAB 33, No. 252, 25.10.1915, auch GB Thun, Beleg II, 775 vom 17.3.1919). Vermutlich brauchte sie zu diesem Zeitpunkt einen versierten Geschäftsführer und Leiter der keramischen Werkstatt, den sie in Emil Loder (1890–1971) aus Steffisburg fand. Über die folgenden drei Jahre und die Produktion in der Manufaktur Wanzenried wissen wir nichts.

Für den 11. Dezember 1918 erfahren wir, dass Adolf Schweizer (1893–1967) und Emil Loder (1890–1971) gemeinsam die Manufakturliegenschaft von der Witwe Wanzenried zum Preis von Fr. 18.000 erwarben und die Firma mit Nutzen und Schaden auf den 2. April 1919 übernahmen (Grundbuch Thun, Beleg II, 775 vom 17.3.1919). Im Schweizerischen Handelsamtsblatt wurde die Gründung ihrer Kollektivgesellschaft Loder & Schweizer mit dem 1. März 1919 bekannt gemacht (SHAB 37, No. 59, 8. März 1919). Adolf Schweizer war früher Lehrling bei Wanzenried gewesen und zum Zeitpunkt des Kaufs Geschäftsführer der DESA in Steffisburg.

Die Zusammenarbeit zwischen Adolf Schweizer und Emil Loder verlief offenbar nicht ganz reibungslos. Unter dem 17. Juni 1925 verzeichnete das Handelsamtsblatt auch die Auflösung der Steffisburger Kollektivgesellschaft «Loder & Schweizer, Kunstkeramik», die mit Nutzen und Schaden zum 1. März 1925 vollständig an Adolf Schweizer überging (SHAB 43, 1925, 1062. Auch GB Thun Belege II, 7151).

Trotz des enormen Verkaufserfolgs der Thuner Majolika und ihrer Einzigartigkeit in der schweizerischen Keramiklandschaft gibt es bis heute keinen Versuch einer umfassenderen Dokumentation der zahlreich in Museen und in Privatbesitz überlieferten Keramiken. Wir haben weder eine exaktere Vorstellung von dem Formen und Dekoren der einzelnen Hersteller noch von den Beiträgen der genannten Grafiker, Zeichner und Maler, die die Entwürfe lieferten. Unklar sind dementsprechend auch die stilistischen Entwicklungen zwischen dem keramischen Handwerk der 1860er-Jahre und dem Auslaufen der Manufakturproduktion nach dem 1. Weltkrieg.

Literatur:

Buchs 1969
Hermann Buchs, Heimberg. Aus der Geschichte der Gemeinde, Heimberg 1969.

Buchs 1980
Hermann Buchs, Die Thuner Majolika des Johannes Wanzenried und des Zeichners Friedrich Ernst Frank, in: Jahresbericht Historisches Museum Schloss Thun, 1980, 5-43.

Buchs 1988
Hermann Buchs, Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika, Thun 1988.

Buchs 1995
Hermann Buchs, Das Hafnergewerbe im Heimberg, in: Einwohnergemeinde Heimberg (Hrsg.), 850 Jahre Heimberg 1146-1996, Heimberg 1995, 50-60.

De Praetere 1907
Jules De Praetere, Schweizerische Volkskunst. Die Töpferei in Heimberg und Langnau, in: Heimatschutz. Zeitschrift der Schweizer. Vereinigung für Heimatschutz 1907, 1907, Heft 11, 81-85.

Gmelin 1891
Leopold Gmelin, Franz Keller-Leuzinger, Nekrolog, in: Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München, Monatshefte für die gesammte dekorative Kunst, 1891, 24-27.

Heege/Kistler 2017
Andreas Heege/Andreas Kistler, Poteries décorées de Suisse alémanique, 17e-19e siècles – Collections du Musée Ariana, Genève – Keramik der Deutschschweiz, 17.-19. Jahrhundert – Die Sammlung des Musée Ariana, Genf, Mailand 2017.

Hoffmann-Krayer 1914
Eduard Hoffmann-Krayer, Heimberger Keramik, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 18, 1914, 94-100.

Huber 1906
Karl Huber, Thuner Majolika, in: Illustriertes Fremdenblatt von Thun und Umgebung, 1906, 258-259, 278-279, 294-296.

Jaennicke 1879
Friedrich Jaennicke, Grundriss der Keramik in Bezug auf das Kunstgewerbe, Stuttgart 1879.

Mac Laren Walsh 2008
Jane Mac Laren Walsh, Legend of the Crystal Skulls, in: Archaeology 61, 2008, 36-41.

MacLaren Walsh/Hunt 2013
Jane MacLaren Walsh/David Hunt, The Fourth Skull: A Tale of Authenticity and Fraud, in: The Appendix, Illusions 1, 2013, Heft 2, 28-44.

Messerli Bolliger 1991
Barbara E. Messerli Bolliger, Der dekorative Entwurf in der Schweizer Keramik im 19. Jahrhundert, zwei Beispiele: Das Töpfereigebiet Heimberg-Steffisburg-Thun und die Tonwarenfabrik Ziegler in Schaffhausen, in: Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 106, 1991, 5-100.

Riviale 2001
Pascal Riviale, Eugène Boban ou les aventures d’un antiquaire au pays des américanistes, in: Journal de la Société des Americanistes 87, 2001, 351-362.

Schwab 1921
Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921.

Werder 1962
Ernst Werder, Die Entwicklung des Gewerbes im Amt Konolfingen, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 46, 1962, Heft 2, 349-454.